Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 95. Band, (Jahrgang 1879)

Das Handschriftenverbältniss der Vita S. Severini des Eugippius. 
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stituirung der gebräuchlicheren Form der Interpolationsthätig- 
keit des Schreibers des Archetypus von L V 2 zuzuschreiben; 
denn das Gegentheil anzunehmen, dass die selteneren Formen 
erst durch einen Abschreiber in die Classe T V x eingedrungen 
seien, ist doch wenig wahrscheinlich. Dasselbe gilt wohl auch 
von den Gen. plur. der substantivlrten Participia praesentis. Auch 
hier ist es das durchaus Wahrscheinlichere, dass die selteneren, 
dichterischen Formen auf um die ursprünglichen sind, die ge 
wöhnlichen auf ium dagegen erst der bessernden Hand des 
Schreibers des Archetypus von L V,, ihren Ursprung danken. 
An zwei Stellen hat sich die Form auf um auch in L erhalten: 
fatentum XI, 5; egentum XVII, 1. Dieselben Formen hat die 
Classe T T-j noch an' folgenden Stellen: V, 4 aduersantum; 
XXVIII, 3 ministranttim; an beiden Stellen haben L V 2 über 
einstimmend mit dem bekanntlich sehr interpolirten A die 
Formen auf ium. 
Aus diesen Gründen scheint mir demnach der gemein 
same Archetypus in den Bobbienser Handschriften 
und stellen weise in A getreuer überliefert, als in der 
Classe L F 2 , und ich halte dafür, dass nach jener 
Classe und ihrem Hauptvertreter T mit stellenweiser 
Zuhilfenahme des Cod. A der Text der Vita zu ge 
stalten sei; umsomehr, als wir an der Hand dieser Classe 
mit den Lesarten derselben vollständig ausreichen, 
ohne gezwungen zu sein, zu der anderen Classe die 
Zuflucht zu nehmen; während Sauppe, wie bereits oben 
erwähnt, an zahlreichen Stellen zu den Lesarten des Tj greifen 
muss, wo der L offenbare Fehler überliefert. 
Dass der Text des gemeinsamen Archetypus beider Classen 
bereits an verschiedenen Stellen corrupt gewesen sei, ist schon 
früher bemerkt worden; doch wies er noch an anderen Stellen 
als den oben erwähnten Verderbnisse auf, die dann gemeinsam 
in beide Classen sich verpflanzten; ich erwähne hier beispiels 
weise Ep. Eug. §. 6 dicturos statt des von Sauppe hergestellten 
richtigen ducturos; XII, 2 überliefern sämmtliche Handschriften 
docetis; Sauppe vermuthet docef; doch scheint vielmehr Eugippius 
docet iste geschrieben zu haben; unter dem iste ist der un 
mittelbar vorher erwähnte Prophet (Joel) gemeint; iste in ähn 
lichem Sinne (== hic, is) gebraucht Vita XXII, 3: in tantum, 
Sitzungsber. d. phil.-hist. CI. XCV. Bd. I. Hft. 32
	        
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