Biaclioff. Das älteste Olmützer Stadtbuch.
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Ueber das älteste Olmützer Stadtbncli.
Von
Dr. Ferdinand Bischoff,
corr. Mitglied der kaip. Akademie der Wissenschaften.
Jb ür die Rechtsentwicklung in Mähren waren die Städte
Brünn, Ig-lau und Olmütz von hervorragender Bedeutung, als
Oberhöfe zahlreicher Städte, Märkte und Dörfer. Brünn und
Iglau erhielten eigenartige Stadtrechte, über welche, so wie
über die Wirksamkeit dieser Städte als Oberhöfe, die ge
schätzten Arbeiten von Rössler und Tomaschek ziemlich er
schöpfende Kunde geben. Die alte Landeshauptstadt Olmütz
dagegen erhielt kein eigenes Stadtrecht, sondern das Magde
burgerrecht, zog durch nahezu anderthalb hundert Jahre nach
Neustadt oder Freudenthal um Recht, bis sie ihrem Range
entsprechend im Jahre 1352 zum Oberhof für alle nach Magde
burgerrecht lebenden mährischen Städte, Märkte und Dörfer
erhoben wurde und nun selbst ihren Rechtszug nach Breslau
nahm (s. mein Verz. österr. Stadtr. 106, 110 und Cod. dipl.
Morav. II, 213 und VIII, 102 u. 112). In Folge dessen er
warb die Stadt mit Erlaubniss des Landesherrn in Breslau
eine Abschrift des Magdeburgerrechtes, welche — nebenbei
bemerkt — vermuthlich den sogenannten vermehrten Sachsen
spiegel enthielt (der also 1352 schon fertig gewesen sein
müsste). 1 Ob nun Olmütz dieses Magdeburgerrecht auch
1 Es befinden sich nämlich nicht nur im Olmützer Stadtarchive zwei Ab
schriften dieses Rechtsbuches, von denen die eine vielleicht die von
Breslau erhaltene ist, sondern auch im A rchive des Olmützer Domcapitels
sah ich, leider nur ganz flüchtig, eine vom Jahre 1352 datirte Hand
schrift, welche mir das Rechtsbuch nach Distinctionen zu sein schien.