Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 79. Band, (Jahrgang 1875)

Porges. Ueber die Verbalstannnbildung in den semitischen Sprachen. 
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Ueber die Verbalstammbildung in den semitischen 
Sprachen. 
Von 
Dr. Nathan Porges. 
Einleitung'. 
§. 1. Sprache ist das Product einer in der geistigen 
Natur des Menschen begründeten Nothwendigkeit, seine Vor 
stellungen und Begriffe aus sich herauszusetzen und in einer 
selbstgeschaffenen, durch den Laut repräsentirten, allgemeinen 
Anschauung festzuhalten. Je weiter wir in der Erforschung 
der ältesten Bildungen der Sprache, die wir Wurzeln nennen, 
zurückgehen, desto mehr Bedeutung muss naturgemäss dem 
einzelnen Laute zukommen. Doch geht diese Bedeutung nicht 
etwa so weit, dass jeder einzelne Laut ein Object bezeichnen, 
mithin wirklich Sprachwurzel sein könnte; denn zunächst ist 
nicht jeder einzelne Laut als solcher schon aussprechbar. Vor 
allen Dingen muss jede wirkliche Wurzel den Charakter der 
Syllabarität, d. i. der Spreckbarkeit an sich tragen. Die laut 
liche Einheit, welche durch das Wurzelgebilde repräsentirt 
wird, ist also keine ideale, wie etwa der einzelne vocallos ge 
dachte Consonant, sondern eine empirische, reale, in Theile 
zerlegbare, entsprechend der Einheit eines Begriffes, der eben 
falls eine Synthesis von empirischen Einzelmerkmalen mit Zu 
grundelegung des allgemeinen Substanzbegriffes darstellt. Jede 
Wurzel hat aber zur Vorbedingung ihrer Existenz nicht nur 
das physische Moment der Sprechbark eit, sondern auch als 
zweites, wesentliches, das geistige der in sie gelegten oder, 
wenn man will, aus ihr resultirenden Bedeutsamkeit. Erst
	        
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