Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 68. Band, (Jahrgang 1871)

Studien zu den Argonautica des Valerius Flaccus. 
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Darnach und dann nach der Bezeichnung- Uber I hei Valerius 
und Arator ist wol der Gedanke ausgeschlossen, es seien im 
diesem Codex sämmtliche Bücher der Argonautica enthalten 
gewesen. Wahrscheinlich waren es bloss Excerpte, wie im 
Parisinus, und können ganz gut, wie jene, V zur Quelle ge 
habt haben. Eine andere alte Handschrift erwähnt Angelus 
Politianus misc. cent. I, 5, wo es heisst: ,sed et codicem proxime 
nobis Argonauticon Valerii Flacci perveterem Taddacus Ugo- 
letus Parmensis, Matihiae Pannoniorum sapientissimi et invic- 
tissimi regis aidicus, homo litteratissimus ostendit, e guo fluxisse 
opinor et caeteros, qui sunt in manibus, cuius in secundo sic est: 
manet immotis nox durica fatis ‘ Dass Politianus eine Unwahr 
heit berichtet hat, ist gewiss nicht anzunehmen, aber die Mög 
lichkeit einer Täuschung des Gelehrten bleibt noch offen; ja 
es gibt sein Bericht uns selbst den Anhaltspunct zu einer 
solchen Vermuthung. Wie bekannt, wurden damals in Florenz 
und an anderen Orten Italiens Abschriften von Codices gemacht, 
in welchen die Schriftzüge des zehnten Jahrhunderts täuschend 
nachgeahmt waren. I7 ) Man nahm dazu auch älteres Pergament, 
offenbar um die Täuschung, die man beabsichtigte, noch zu er 
höhen. Nun liess König Matthias Corvinus gerade um diese Zeit 
und zwar auch durch T. Ugoletus Handschriften für die Bibliothek 
kaufen, welche er in Ofen begründete. Einige dieser Codices 
sind noch in der Wiener Hofbibliothek, kenntlich durch das 
Wappen, das auf dem Titelblatte gemalt ist. Alles dies spricht 
dafür, dass Ugoletus und Politianus jenen Codex, der kurz vor 
her in ihrer Nähe gefertigt worden war, durch die Schrift und 
das Pergament getäuscht dem 10. Jahrhundert zuschrieben. 
Sehen wir weiter, wie in jener Handschrift II, 573 lautete. 
Nach Politianus stand dort: manet immotis nox durica fatis, 
wofür V turica lustris, M durica lustris bietet; durica fatis hat 
nach seiner Ausgabe auch Pius irgendwo gelesen. Kann denn 
aber fatis richtig sein? Schon Maser hat bemerkt, dass Vale 
rius, da fata queat vorhergehe, unmöglich das gleiche Wort in 
demselben Verse ohne allen Grund doppelt gebraucht haben könne. 
Jenes fatis rührt entweder von einem Abschreiber her, der 
gedankenlos das fata am Eingänge wiederholte, oder von einem 
1 0 Man vergleiche, was Thilo (LXVII) über die Schriftzüge des Vat. 1613 sagt.
	        
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