Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 64. Band, (Jahrgang 1870)

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H ö f I e r 
um ihn erstens von Clusium abzuschneiden und zweitens um sich auf 
die einzige Verbindungslinie mit dem andern Consul zu werfen; 
das aber musste geschehen, ehe das Hilfscorps von 4000 Mann, 
dasServilius voraussandte, zuFlaminius stossen konnte. Hinderte Han- 
nibal die Vereinigung der beiden Consularheere, so konnte er sich hier 
auf mit aller Macht auf das eine derselben werfen und es vernichten, 
dann dem Vortrab des anderen dasselbe Schicksal bereiten und hierauf 
seinen eigentlichen Marsch nach Rom wieder aufnehmen. 
B. In Betreff des letzteren mache ich hier eine Pause, um die 
Nachrichten des Livius und die Ansichten von Neueren nachzuholen. 
Ich bemerke hier nur das Eine, dass es gar nicht denkbar ist, dass 
Flaminius vor dem trasimenischen See erschien und da mit seinem 
Heere übernachtete, während Hannibal bereits die Höhen vor und um 
ihn d. h. also die nördlichen Hügel besetzt hielt, beide Heere in 
einer geringen Entfernung von wenigen Viertelstunden von einander 
8 bis 10 Stunden verweilt hätten, ohne das es zum Gefechte gekom 
men wäre, ja auch ohne dass ein Theil vom andern etwas vernom 
men hätte. Viel wahrscheinlicher ist, dass Hannibal bis gegen Clusium 
(dem directen Wege nach Rom) vorgerückt war, dann aber vor die 
sem festen Orte eine Schwenkung nach dem Osten machte, die Strasse 
von Arretium nach Perugia zu besetzten suchte und von Magione und 
Torricella nach Passignano *) sich ausdehnte. Livius weiss nur, dass 
Hannibal einen längeren und bequemeren Weg nach Etrurien ver 
schmähte, den kürzeren aber unbequemeren wählte, weil der Arno 
damals mehr als gewöhnlich über sein Ufer getreten war. Es waren 
somit nicht die gewöhnlichen Sümpfe, welche Hannibal zu über 
schreiten gedachte und die sich von Pescia an den Arno ziehen, son 
dern daslnundationsterrain. Er durcheilte dasselbe, schlug erst Lager, 
als er aus dem Sumpfe gekommen war und inspicirte das Terrain. 
Da erfuhr er, dass Flaminius noch um Arezzo weile (circa Arretii 
moenia), von welchem bisFüsulae sich die etrurischen Gefilde hinzogen 
(regio erat in primis Italia fertilis, Etrusci campi qui Faesulas inter 
Arretiumque jacent). Als nun aber, wie Livius sagt, Hannibal den 
Consul zur Schlacht reizen wollte, liess er den Feind zur Linken, 
zog nach Fäsulä und brach so mitten durch das etrurische Gebiet 
hindurch, indem er von Weitem dem Consul grösstmöglichsteVer 
wüstung zeigte. Die Stelle, welche, wenn man sie untersucht, gerade- 
0 Dem Orte am See, der gewöhnlich als Schlachtfeld angenommen wird.
	        
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