Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 53. Band, (Jahrgang 1866)

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Daeier und Romanen. 1 1 
drei siebenbürgiselieu Nationen hörte auf. Die Romanen erlangten die 
begehrte Anerkennung. 
Dabei fällt nur eines auf. Die Eigentümlichkeit der Gründe, 
mit denen die Romanen in dem grossen Streite fochten. Nicht etwa 
natur-philosophische Argumente und humanitäre Theorien waren es, 
die sie in das Feld führten. Diese würden an der unteren Donau zu 
schwach befunden worden sein, um auf Gemüther zu wirken, in 
denen das historisch Gewordene, das von altersher Überlieferte, vor 
Allem Anerkennung gemessen. Die Menschenrechte, welche an der 
Seine begeistern, müssen an der Aluta ein historisches Kleid anlegen. 
Mit richtiger Einsicht in die Lage, wählte man statt des wirkungs 
losen Pathos allgemeiner Raisonnements eine Taktik, die die beste 
Aussicht auf Erfolg haben musste. Gerade jenen magyarischen Ver 
tretern historischer Anschauungen, die für ihre Ansprüche soviel aus 
der Geschichte ableiteten und bewiesen, die stets das Alter ihrer 
Wohnsitze, die Dauer ihres staatlichen Raues im Munde führten, trat 
man mit der frappanten Behauptung gegenüber: die Walachen seien 
älter im Lande, sie seien gerade zufolge der gegnerischen Vertheidi- 
gungviel besser berechtigt, als die anderen mitlebenden Nationen, und 
namentlich die Magyaren; diese seien Eindringlinge von vergleichs 
weise sehr jungem Datum. Was wollen die magyarischen Privilegien 
sagen, die gerade ein Jahrtausend jünger sind, als jene Autochthonie 
derDacier, von welchen die vornehmste Quelle des romanischen Blutes 
sich ableiten sollte, was jene Eroberung Attilas gegen die eivilisirende 
Occupation der Römer, von denen sie Namen und Sprache herleite- 
ten? Die Berufung auf die römischen Vorväter in Dacien, der An 
spruch auf Continuität der walachisehen Wohnsitze auf dem Gebiete 
Daciens seit achlzehn Jahrhunderten wurde den wissenschaftlichen 
Gegnern unermüdlich eutgegengehalten und es scheint wirklich, 
dass das Glück eben so sehr ihre literarischen Tendenzen begünstige, 
wie es ihnen politisch die Güter gewährte, nach denen sie billiger 
Weise verlangten. 
[n wiefern kömmt nun den Behauptungen rumänischer Gelehr 
ten die geschichtliche Forschung entgegen? findet diese die Stützen 
der Polemik allseitig sicher genug? Dabei sind es vor Allem drei Fra 
gen, welche wiederholt die Aufmerksamkeit beschäftigten; fielen die 
Antworten auch präcis genug aus, wurden sie reiflich genug erwogen? 
Was lässt sich denn mit Sicherheit über die Nationalität und Stamm-
	        
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