Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 50. Band, (Jahrgang 1865)

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J. Bergmann, Darlegung mehrerer Systeme 
Wir können die bisherigen Anordnungen, welche in universellen 
Sammlungen mittelalterlicher und moderner Münzen und Medaillen 
(diese seit etwa 14b0) seit dritthalh Jahrhunderten in Deutschland 
eingeführt waren und zum Tlieile noch sind, füglich in dreierlei 
Systeme eintheilen, als: u) in das hierarchische oder kir 
chenfürstliche; b) in das laienfürstliche, je nachdem die 
Münzen der Päbste und anderer geistlichen Fürsten oder die der 
Kaiser und Könige die Sammlung eröffnen, in welchen beiden Syste 
men die geistlichen und weltlichen Münzherren nach ihren verschie 
denen Rangstufen abwärts gegliedert und zersplittert worden sind; 
und c) in das geographische System, indem einige Numismatiker 
— nach Eckhel’s Vorgang in der antiken Numismatik — mit dem 
äussersten Westen Europa’s, mit Portugal ihr System beginnen, was 
die Portugiesen, wenn es ihnen so gefällt, zu thun belieben; andere, 
wie L eit z mann, mit jenen Münzen des Orients, welche in die Zeit 
unseres Mittelalters fallen, von wo aus er nach dem Abendlande 
vorrückt; der russischkaiserliche Staatsrath v. Reichel macht in 
seiner reichen Thaler-Sammlung mit Russland den Anfang und steigt 
vom hohen Nordosten zu den anderen europäischen Staaten herab. So 
mögen französische Numismatiker in der Anordnung ihrer Cabinete 
— wie wir Deutsche — mit Charlemagne, oder noch früher mit den 
merowingischen oder gar keltischen Münzen mit vollem Rechte ihre 
Suiten eröffnen. 
Dem Referenten sind über ein Dutzend in Deutschland nach und 
nach eingeführte Systeme für Anordnung von Sammlungen mittel 
alterlicher und moderner Münzen und Medaillen bekannt, denen es 
mehr oder minder an klarer, übersichtlicher Ordnung und an leichter 
Handhabung, zumal in einem reichen, vielbesuchten Cabinete gebricht. 
Die Schemata, die nach den oben genannten drei Haupt 
systemen in dieser umfassenden Abhandlung dargelegt werden, sollen 
das Unzweckmässige und Unpraktische derselben darthun und be 
gründen. 
I. Die erste Stelle für uns hat das römisch-deutsche 
Kaiserreich von Karl dem Grossen bis 1806. Da wir Deutsche 
diesem allgewaltigen Schöpfer der Ordnung im Abendlande unsere 
ersten Münzen verdanken, so können wir ohne Anmassung mit ihm 
die mittelalterliche Numismatik beginnen und mit seinen 
Nachfolgern im römisch-deutschen Reiche die Kaisersuite nach den
	        
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