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J. Bergmann, Darlegung mehrerer Systeme
Wir können die bisherigen Anordnungen, welche in universellen
Sammlungen mittelalterlicher und moderner Münzen und Medaillen
(diese seit etwa 14b0) seit dritthalh Jahrhunderten in Deutschland
eingeführt waren und zum Tlieile noch sind, füglich in dreierlei
Systeme eintheilen, als: u) in das hierarchische oder kir
chenfürstliche; b) in das laienfürstliche, je nachdem die
Münzen der Päbste und anderer geistlichen Fürsten oder die der
Kaiser und Könige die Sammlung eröffnen, in welchen beiden Syste
men die geistlichen und weltlichen Münzherren nach ihren verschie
denen Rangstufen abwärts gegliedert und zersplittert worden sind;
und c) in das geographische System, indem einige Numismatiker
— nach Eckhel’s Vorgang in der antiken Numismatik — mit dem
äussersten Westen Europa’s, mit Portugal ihr System beginnen, was
die Portugiesen, wenn es ihnen so gefällt, zu thun belieben; andere,
wie L eit z mann, mit jenen Münzen des Orients, welche in die Zeit
unseres Mittelalters fallen, von wo aus er nach dem Abendlande
vorrückt; der russischkaiserliche Staatsrath v. Reichel macht in
seiner reichen Thaler-Sammlung mit Russland den Anfang und steigt
vom hohen Nordosten zu den anderen europäischen Staaten herab. So
mögen französische Numismatiker in der Anordnung ihrer Cabinete
— wie wir Deutsche — mit Charlemagne, oder noch früher mit den
merowingischen oder gar keltischen Münzen mit vollem Rechte ihre
Suiten eröffnen.
Dem Referenten sind über ein Dutzend in Deutschland nach und
nach eingeführte Systeme für Anordnung von Sammlungen mittel
alterlicher und moderner Münzen und Medaillen bekannt, denen es
mehr oder minder an klarer, übersichtlicher Ordnung und an leichter
Handhabung, zumal in einem reichen, vielbesuchten Cabinete gebricht.
Die Schemata, die nach den oben genannten drei Haupt
systemen in dieser umfassenden Abhandlung dargelegt werden, sollen
das Unzweckmässige und Unpraktische derselben darthun und be
gründen.
I. Die erste Stelle für uns hat das römisch-deutsche
Kaiserreich von Karl dem Grossen bis 1806. Da wir Deutsche
diesem allgewaltigen Schöpfer der Ordnung im Abendlande unsere
ersten Münzen verdanken, so können wir ohne Anmassung mit ihm
die mittelalterliche Numismatik beginnen und mit seinen
Nachfolgern im römisch-deutschen Reiche die Kaisersuite nach den