SITZUNGSBERICHTE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN.
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
FÜNFZIGSTER BAND.
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WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRÜCKEREI.
IN COMMISSION BEI KARL GEROLD’S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN.
1865.
SITZUNGSBERICHTE
DER
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN CLASSE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
FÜNFZIGSTER BAND.
.Jahrgang 1865. — Heft I bis IV
(Itit 1 *afcl.)
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WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN. BUCHHÄNDLER DER K MS. AKADEMIE
DER WISSENSCHAFTEN.
1865.
300122
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INHALT.
Seite
Sitzung vom 5. April 1865.
Bergmann, Darlegung mehrerer bisheriger Systeme für Anordnung von
Sammlungen mittelalterlicher und moderner Mün
zen und Medaillen und Begründung eines wissenschaft
lichen Systems von Kaiser Karl dem Grossen bis auf unsere Tage 3
Pfizmaier, Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter (11. Abtli.) 8
Sitzung vom 19. April 1865.
Siegel, Bericht der Weisthümer-Commission 64
Sitzung vom 26. April 1865.
sReinisch, Uber den phonetischen Werth eines Hieroglyphenzeichens . 73
Sitzung vom 10. Mai 1865.
v. Karajan, Bericht über die Thätigkeit der historischen Commission
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften während der
akademischen Verwaltungsjahre 1862 auf 1863 und 1863 bis
letzten December 1864, vorgetragen in der Commissionssitznng
vom 10. Mai 1865 und darnach in der Classensitzung desselben
Tages durch den Berichterstatter derselben 93
— Bericht über die Thätigkeit der Concilien-Commission während
der akademischen Verwaltungsjahre 1862 auf 1863, und 1863 bis
Ende 1864, vorgetragen in der Classensitzung vom 10. Mai 1863
durch den Berichterstatter derselben 105
Sitzung vom 17. Mai 1865.
Halm, Verzeichniss der älteren Handschriften lateinischer Kirchen
väter in den Bibliotheken der Schweiz 107
— Zu Lactantius de mortibus persecutorum 161
— Zu Minucius Felix . 168
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften April — Mai .... 173
II
Sitzung vom 14. Juni 1865.
Pfizmaier, Die Auslegungen zu (len Nachrichten von den Söhnen des
Gottes I-za-nagi . 179
Sitzung vom 21. Juni 1865.
Ernennung 265
Vahlen, Beiträge zu Aristoteles Poetik I —
Sitzung vom 28. Juni 1865.
Müller, Über den Ursprung der Schrift der malayischen Völker (Mit 1
Tafel.) *. . ... 318
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 327
Sitzung vom 12. Juli 1865.
Bischojf, Beiträge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes 333
Zingerle, Eine Geographie aus dein dreizehnten Jahrhundert .... 371
— Zu Pleier's Garei 449
t Rocsler, Uber die griechischen und türkischen Bestandtheile im
Romänischen 539
Sitzung vom 19. Juli 1865.
Kvicala, Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles. III. . . . 613
Sitzung vom 26. Juli 1865.
Reifferscheid, Die römischen Bibliotheken 737
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 773
SITZUNGSBERICHTE
DEK
K AISE K LIC H E N A K A1)E MIE I) E R WISSEN S C H AF T E N
Plll LOSOPIIIS CH-IIISTOR ISCHE CLA8 8E.
I. HAIVH. I. IIKU.
JAHRGANG 1865. — APRIL.
SITZUNG VOM S. APRIL 186Ö.
Der historischen Commission wird zur Aufnahme in ihr Archiv
eingesandt: „Geschichte der Wiener Marktordnungen von den ältesten
Zeiten his zu Ende des 18. Jahrhunderts“, von Herrn Alexander
Gig], Bibliotheksofficial im k. k. Staatsministerium.
Herr k. Rath Bergmann legt eine Abhandlung für die Denk
schriften vor: „Darlegung mehrerer bisheriger Systeme für Anordnung
von Sammlungen mittelalterlicher und moderner Münzen
und Medaillen und Begründung eines wissenschaftlichen Systems
von Kaiser Karl dem Grossen bis auf unsere Tage“.
Seit etwa anderthalb Jahrhunderten wird nicht allein den an
tiken, sondern auch den mittelalterlichen und modernen Münzen und
Medaillen eine mehr und mehr sich erweiternde Aufmerksamkeit
und Pflege gewidmet.
Durch universelle Sammlungen lernen wir die vielen wech
selnden Sorten des in verschiedenen Epochen in allen Ländern
cursirenden Geldes kennen; vornehmlich aber verwahren und erhalten
Medaillen uns werthvolle Denkmale der Geschichte sowohl als der
Kunst in kleinem Rahmen, indem sie manches historische Datum und
so manches treue Bildniss hervorragender oder hochverehrter Per
sönlichkeiten späteren Geschlechtern überliefern und den jeweiligen
Charakter, das Gepräge ihrer Zeit, einfach und klar an sich tragen.
Dieser mehrfache Werth der Münzen und Medaillen, kurz der
Numismatik, wird mit steigender Theilnahme allenthalben anerkannt
und gewürdigt.
4
J. Bergmann, Darlegung mehrerer Systeme
Wir können die bisherigen Anordnungen, welche in universellen
Sammlungen mittelalterlicher und moderner Münzen und Medaillen
(diese seit etwa 14b0) seit dritthalh Jahrhunderten in Deutschland
eingeführt waren und zum Tlieile noch sind, füglich in dreierlei
Systeme eintheilen, als: u) in das hierarchische oder kir
chenfürstliche; b) in das laienfürstliche, je nachdem die
Münzen der Päbste und anderer geistlichen Fürsten oder die der
Kaiser und Könige die Sammlung eröffnen, in welchen beiden Syste
men die geistlichen und weltlichen Münzherren nach ihren verschie
denen Rangstufen abwärts gegliedert und zersplittert worden sind;
und c) in das geographische System, indem einige Numismatiker
— nach Eckhel’s Vorgang in der antiken Numismatik — mit dem
äussersten Westen Europa’s, mit Portugal ihr System beginnen, was
die Portugiesen, wenn es ihnen so gefällt, zu thun belieben; andere,
wie L eit z mann, mit jenen Münzen des Orients, welche in die Zeit
unseres Mittelalters fallen, von wo aus er nach dem Abendlande
vorrückt; der russischkaiserliche Staatsrath v. Reichel macht in
seiner reichen Thaler-Sammlung mit Russland den Anfang und steigt
vom hohen Nordosten zu den anderen europäischen Staaten herab. So
mögen französische Numismatiker in der Anordnung ihrer Cabinete
— wie wir Deutsche — mit Charlemagne, oder noch früher mit den
merowingischen oder gar keltischen Münzen mit vollem Rechte ihre
Suiten eröffnen.
Dem Referenten sind über ein Dutzend in Deutschland nach und
nach eingeführte Systeme für Anordnung von Sammlungen mittel
alterlicher und moderner Münzen und Medaillen bekannt, denen es
mehr oder minder an klarer, übersichtlicher Ordnung und an leichter
Handhabung, zumal in einem reichen, vielbesuchten Cabinete gebricht.
Die Schemata, die nach den oben genannten drei Haupt
systemen in dieser umfassenden Abhandlung dargelegt werden, sollen
das Unzweckmässige und Unpraktische derselben darthun und be
gründen.
I. Die erste Stelle für uns hat das römisch-deutsche
Kaiserreich von Karl dem Grossen bis 1806. Da wir Deutsche
diesem allgewaltigen Schöpfer der Ordnung im Abendlande unsere
ersten Münzen verdanken, so können wir ohne Anmassung mit ihm
die mittelalterliche Numismatik beginnen und mit seinen
Nachfolgern im römisch-deutschen Reiche die Kaisersuite nach den
von Sammlungen niHteJalt. Münzen u. Medaillen etc.
5
regierenden Dynastien chronologisch fortsetzen, zumal diese Herr
scher sich für die ersten Fürsten der Christenheit hielten und auch
als solche galten, und kraft ihrer kaiserliehen oder königlichen
Machtvollkommenheit erst geistlichen Würdenträgern, dann welt
lichen Fürsten, Grafen, Städten und Ständen des Reiches, in
früherer Zeit, ja bis über die Mitte des XVIII. Jahrhunderts nicht nur
in den deutschen, sondern auch in welschen Landen das
Münzrecht verliehen haben.
Durch volle dreihundert Jahre von 1440 bis 1740 sassen un
unterbrochen Fürsten aus habsburgischem, und nach Karl VII. von
Bayern (von 1742—1745) seit 1745 aus lothringischem Stamme auf
dem Kaiserthrone bis auf Franz II., der mit der Auflösung des
tausendjährigen deutschen Reiches am 6. August 1806 die Kaiser
krone niederlegte. Ihre Land es münzen, die kaiserliche Titel und
Wappen etc. führen, bilden mit ihren Kais er münzen vereint einen
grossen, reichhaltigen Körper.
II. Österreich, die deutschen Bundesstaaten und
die antiquirten (geistlichen und weltlichen) Reichsstände.
Mit demselben Kaiser Franz, der am 11. August 1804 als erster
dieses Namens zum Erbkaiser von Österreich sich erklärt hat, eröffnen
wir die Suite der oster reichischenKaisermünzen, denen die
Münzen der einzelnen Reiche und Lande vor ihrer Vereinigung mit
dem Herzlande Österreich, wie auch die der herzoglichen und seit
1453 erzherzoglichen Nebenlinien angereiht sind.
Mit Österreich sind die anderen Staaten des deutschen
Bundes, der durch die Bundesacte ddto. Wien, 8. Juni 1815
errichtet wurde, als Souveräne, kleine wie grosse, gleichmässig
münzberechtigt und sie alle werden daher statt nach der alther
gebrachten Eintheilung in ihre verschiedenen Rangeabstufungen zu
unserem numismatischen Zwecke in eine leicht fassliche a 1phabe
tische Ordnung gebracht, nämlich von Anhalt bis Württemberg.
Diesem lebenden, fortmünzenden Körper folgt das numismatisch
antiquirte, abgelebte, nicht mehr münzende Deutschland in zwei
Abtheilungen; es bilden nämlich: A. sämmtliche am 25. Februar
1803 secularisirte geistliche Reichsfürsten, als Kurfürsten,
Erzbischöfe, Äbte und Äbtissinnen, die vom Kaiser und Reich ohne
Unterschied ihres Ranges gleich münzberechtigt waren, promiscue in
alphabetischer Ordnung den einen Tlieil, und den andern II. sämmt-
6
,T. ßerg'm ann, Darlegung’ mehrerer Systeme
liehe weltliche, sowohl erloschene als auch bei der völligen
Auflösung des Reiches im Jahre 1806 mediatisirte meist neufürst
liche, gräfliche und freiherrliche münzberechtigte Familien, ebenfalls
promiscue alphabetisch. Grössere geordnete Massen, wie sie jeder
dieser beiden alten Reichskörper bildet, sind leichter zu übersehen
als getrennte, zerstiiekte, zersplitterte Glieder.
III. \ T on Deutschland gehen wir natürlichen Ganges zur Schweiz
über, zumal Bischöfe, Abte, Dynasten und Städte dieses Landes von
den deutschen Kaisern und Königen ihr Münzrecht erhalten hatten
und die späteren Cantonsmünzen deutschen Charakter und Typus an
sich tragen.
IV. Aus der Schweiz steigen wir nach Italien hinab, das einst
mit dem mächtigen deutschen Reiche in engerer Verbindung und
Abhängigkeit war; zudem hatten viele weltliche Fürsten und Herren,
Bischöfe und Städte von den Ottonen und Hohenstaufen etc. ihre
Münzprivilegien erhalten.
Bis zum Jahre 1859 war Italien in die seit dem Wiener Frieden
1815 in dieser Halbinsel regierenden Souveräne und in ein Italia
numismatica antiquata nach unserem Systeme numismatisch ab-
zutheilen. Nach der dermaligen Lage der Dinge sind factisch nur
drei Souveräne in Italien, der Kirchenstaat, das sogenannte Königreich
Italien (17. März 1861) und das lombardisch-venetianischeKönigreich,
alles Andere fiele nunmehr der Italia numismatica antiquata zu,
welche gleich dem antiquirten Deutschland aus zwei Abtheilungen
bestellt, nämlich: a) in vor Alters münzberechtigte geistliche
Würdenträger und b) in weltliche sowohl erloschene als unter-
thänig gewordene Republiken und Familien höheren und niederen
Ranges, jede Abtheilung in einen Körper promiscue alphabetisch
vereinigt.
Von Italien setzen wir über das Mittelmeer nach der pyre-
näisehen Halbinsel und beginnen mit dem Westen. Es folgen:
V. Portugal; VI. Spanien mit den früheren gethcilten
Königreichen; VII. Navarra, VIII. Frankreich nach allen seinen
Phasen, ferner a) mit seinen geistlichen, vordem münzberech
tigten Würdenträgern, und b) weltlichen, vordem münzenden
Dynasten; IX. Belgien mit den ehemaligen belgischen Provinzen;
X. die Niederlande (Batavia)mit den ehemaligen sieben vereinigten
Provinzen; XI. Grossbritannien, a) England, b) Schottland, c.)
von Sammlungen mittelalt. Münzen u. Medaillen etc.
7
Irlands; XII. Dänemark; XIII. Schweden mit Norwegen; XIV.
Russland, an das sich XV. das alte Königreich Polen anreiht;
XVI. die alten christlichen Reiche Bosnien, Bulgarien und
Servien, dann die neueren souzeränen Fürstenthümer Moldau,
Wallach ei und Servien in der europäischen Türkei; XVII. das
Königreich Griechenland; XVIII. die Münzen der in Griechenland
und in der asiatischen Türkei zur Zeit der Kreuzzüge bestandenen
Königreiche, Fürstenthümer und Grafschaften, kurz die Münzen der
Kreuzfahrer. Die Münzen des osmanischen Reiches gehören ins
Gebiet der orientalischen Numismatik.
XIX. Die Münzen und Medaillen sämmlicher Städte, in alpha
betischer Ordnung.
XX. Die Medaillen auf Personen verschiedenen Ranges und
Standes, mit Ausnahme jener, welche regierenden und münzberech
tigten Häusern angehören und diesen zugetheilt sind.
XXI. Mise eilanea, nämlich Medaillen biblischen, religiösen,
moralischen, satirischen, chemischen etc. Inhaltes und unbestimmte
Stücke.
Den Schluss machen XXII. die ausser europäischen
Münzen in den vier Welttheilen Asien, Afrika, Amerika und
Australien, nämlich die Münzen sowohl der colonisirenden euro
päischen Mutterlande mit romanischem und germanischem Charakter
und solcher Schrift für ihre Colonien, als auch der aus denselben
hervorgegangenen unabhängigen Staaten; die bilinguen
Münzen sind ihren Münzherren zuzutheilen.
8
Dr. Pf i l in a i e r
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
Zweite Abtheilung.
Von dem w. M. I)r. August Pfizmaicr.
(Vorgeiegt in der Sitzung am 2. November 1864.)
Die Söhne Fiko-fo-uo ni-ni-gi-no Hikoto's.
In der ersten Urkunde, vvelehe Nachrichten von den Söhnen
Fo-no ni-ni-gi-no mikoto's bringt, werden folgende Angaben, denen
zu Folge nur zwei Söhne waren, vorausgeschickt.
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Masa-ka a-lcatsu-katsi-faja-bi-ame-no osi-fo-mimi-no mikoto
taka-mi-musubi-no mikoto-no mi-musu-me ame-jorodzu-taku-fata-
tsi-fata-fime-wo mi-me-to si-tamai-te umi-maseru mi-ko-no mi-na-
wa ame-teru-knm-teru-fiko-fo-akari-no mikoto. Ko-wa wowavi-no
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
9
mura-zi-ra-ga towo-tsu oja-nari. Tsügi-ni ame-nigisi-kuni-nigisi
ama-tsu fiko fo-no ni-ni-gi-no mikoto. Kono kami owo-jama-tsumi-
110 kami-no musu-me ko-no fana-sakii-ja-bime-no mikoto-wo mi-
mc-to si-te umi-maseru mi-ko-no mi-na-wa fo-suseri-no mikoto,
tsugi-ni fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto.
Masa-ka a-lcatsu-katsi-faja-bi-ame-no osi-fo-mimi-no mikoto
nahm Ame-jorodzu-taku-fata-tsi-fata-fime, die Tochter Taka-mi-
musubi no mikoto's, zur Gemahiinn. Der Sohn, den diese gebar, führt
den Namen Ame-tcru-kuni-teru-fiko-fo-akari-no mikoto. Derselbe
ist der entfernte Stammvater der Geschlechter von Wowari. Der
zweite Sohn ist Ame-nigisi-kuni-nigisi-ama-tsu fiko fo-no ni-
ni-gi-no mikoto. Dieser Gott nahm Ko-no fana-no saku-ja-bime,
die Tochter des Gottes Owo-jama-tsumi, zur Gemahiinn. Der Sohn,
den diese gebar, führt den Namen Fo-suseri-no mikoto. Der zweite
Sohn ist Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto.
Ame-teru-kuni-teru-fiko fo-akari-no mikoto bedeutet: der in
dem Himmel leuchtende, der in dem Lande leuchtende vornehme
Sohn, der Geehrte des Glanzes des Feuers.
Die dem Namen Fo-no ni-ni-gi-no mikoto’s Vorgesetzte neue
Verbindung Ame-nigisi-kuni-nigisi ist die Zusammenzieliung von
Ame-nigi-isi-kuni-nigi-isi und bedeutet: die übermässigen Steine
des Himmels, die übermässigen Steine des Reiches.
Owo-jama-tsumi bedeutet: der grosse Berggott.
Die Erzählung beginnt mit den Worten:
10
Dr. Pf i z in a i e r
Irose fo-susori-no mikoto ono-dzukara umi-satsi-masi, iroto
fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto ono-dzukara jama-satsi-masi-ki. Fazime
dni-oto futa-basira katarai-tamawaku: kokoro-mi-ni satsi-wo
kaje-temu-to, katarai-tamai-te tsui-ni kaje-tamajeru-ni ono-mo-
ono-mo sono saki arazu. L ose kui-te oto-no jumi-ja-wo kajesi-te
ono-ga tsuri-bari-wo koi-ki.
Der ältere Bruder Fo-susori-no mikoto beschäftigte sich mit
der Ausbeutung des Meeres. Der jüngere Bruder Fiko-fo-fo-de-mi-
no mikoto beschäftigte sich mit der Ausbeutung der Berge. Anfäng
lich sprachen die beiden Brüder zu einander : Lasst uns zum Versuche
mit der Ausbeutung wechseln. — Als sie hierauf wechselten, fand
keiner von ihnen dabei seinen Nutzen. Den älteren Bruder reute es.
Er gab dem jüngeren Bruder den Bogen und die Pfeile zurück und
verlangte seinen eigenen Hamen.
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Oto-no mikoto fajaku iroSe-no tsuri-bari-wo usinai-te magu-
josi-nasi, kare koto-ni ni-i fari-wo tsukuri-te irose-ni ataje-tamaje-
domo torazu-te moto-no fari-wo fatari-ki.
Der jüngere Bruder hatte den Hamen des älteren Bruders
verloren und wusste nicht, wo er ihn suchen solle. Er verfertigte
daher einen anderen neuen Hamen und gab ihn dem älteren Bruder.
Dieser nahm ihn jedoch nicht an, sondern forderte den ursprüng
lich ihm gehörenden Hamen.
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Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
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Oto-no mijcoto ureje-mnsi-te tatsi-wo jaburi-te ni-i fari-wo
sawa-ni tsukuri-te fito-mi-ni mori-te ataje-tamaje-domo nawo
ikari-te: moto-no fari-ni arazu-wa sawa-nari-to-mo torazi-to, i-i-
te masu-masu mata seme-fatari-ki.
Der jüngere Bruder kränkte sich desswegen. Er zerbrach sein
Schwert, verfertigte daraus eine Menge neuer Hainen, schüttete sie
in ein Sieb und gab sie ihm. Doch jener ward noch zorniger und
sprach: Wenn es mein eigener Hamen nicht ist, magst du mir
deren noch so viele geben, ich nehme sie nicht an. — Er wieder
holte seine Forderung immer nachdrücklicher.
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Iütre fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto itaku ureje-masi-te wni-be-
ta-ni samajoi-masi-ki. Toki-ni siwo-tsntsi-no wodzi ajeri. Wodzi :
nani-no ju-e-ni koko-ni masi-masi-te urrjc-masu-zo-to, toi-mawose-
ba koto-no ari-sama-ivo kotaje-tamai-ki.
12
Dr. Pfizmaier
Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto war sehr betrübt und wehklagte
an dem Ufer des Meeres. Um diese Zeit begegnete ihm der Greis
der Salzerde. Der Greis fragte: Warum verweilst du hier und
bist so traurig? — Er erzählte ihm in seiner Antwort wie die Sache
si.h verhielt.
Siwo-tsutsi-no wodzi „der Greis der Salzerde“ ist, einer Nach
richt zufolge, ein anderer Name des Gottes Koto-katsu-kuni-katsa-
naga-sa, ursprünglichen Beherrschers des Reiches A-ta.
7 > # 7 ) )*
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Odzi: mata na-ure-masi-so, are na-ga mikoto-no mi-tame-ni
koto-fakari-semu-to, mawosi-te ma-nasi-katsu-ma-wo tsukuri-te fiko-
fo-fo-de-mi-no mikoto-wo katsu-ma-nutsi-ni ire-matsuri-te umi-ni
sidzumure-ba ono-dzukura-ni umasi-wo-fama uri, koko-ni katau-
ma-wo miete ide-masi-si-ka-ba tatsi-matsi-ni wata-tsumi-no mi-
ja-ni itari-masi-nu. Sono mi-ja-wa taka-gaki fime-gaki uruwasi-
ku taka-dono ja-kuzu teri-kagajaki-nu.
Der Greis sprach: Betrübe dich ferner nicht, ich werde deinet
wegen, o Geehrter, Rath schaffen. — Er verfertigte einen Korb, der
keine Zwischenräume hatte, setzte Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto in die
sen Korb und versenkte ihn in das Meer, worauf sich von selbst ein
liebliches Ufer zeigte. Daselbst stiess Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto den
Korb von sich, stieg aus und gelangte plötzlich zu dem Palaste des
iMiinmitti m i
Die Beherrscher Japans in dein Sagenzeitalter.
13
Meergottes. Dieser Palast hatte hohe Mauern, bergende Mauern
von stattlichem Ansehen, Söller und Vordächer verbreiteten leuch
tenden Glanz.
33 7 * 'f t t Y *
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^ 7 ^ f
Kudo-no moto-ni i ari, sono i-no uje-ni ju-tsu katsura ari
jcda-wa sigereri. Toki-ni fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto sono ko-no
moto-ni tatazumi-masu-ni simasi-ari-te Icawo-joki woto-me kado-wo
firaki-te ide-ki-te tama-moi-wo motsi-te midzu-humamu-to si-te
mi-matsuri-te odoroki-te kajeri-iri-te sono oja-tatsi-ni mawosi-
keraku: kado-naru ko-no moto-ni medzurasi-ki fito i-masu-to,
mawosi-tamai-ki.
Unter dein Tliore befand sich ein Brunnen, über diesem Brunnen
befand sich ein grosser Zimmthauin mit dichten Zweigen und
Blättern. Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto schritt unter diesem Baume
auf und nieder. Nach längerer Zeit öffnete ein von Angesicht schönes
Mädchen das Thor, trat heraus und wollte Wasser schöpfen. Als sie
den Blick hinwandte, erschrack sie, ging in das Thor zurück und
meldete ihren Eltern: Unter dem Baume an dem Thore befindet sich
ein wunderbarer Mensch.
14
Dr. I' f i in a i e
Koko-ni wata-tsumi-no kami ja-je-datami-wo siki-te i-te irc-
matsnri-te simaraku ari-te ide-maseru-ju-c-wo toi-matsure-ba fiko-
fo-fo-dc-mi-no mikoto ari-sama-wo tsuharaku-ni nori-tamai-ki.
Der Meergott breitete sofort einen achtfachen Teppich und
Hess, indem er vorausging, den Gast eiritreten. Nach einer Weile
fragte er ihn, aus welcher Ursache er hierher gekommen. Fiko-fo-
fo-de-no mikoto erzählle ihm umständlich, was geschehen.
Kare wata-tsumi-ni kami fata-no firo-mono fata-no sa-mono-
wo aUumete seme-tb-ni mina sirazu-to mawosu, tada alca-me lcono-
goro kutsi-wo jami-te ma-i-kozu. Ana-gatsi-ni mesi-te sono kutsi-
wo saguri-si-lca-ba use-ni-si tsuri-bari ari-ki.
Der Weergott versammelte die Thiere mit breiten Flossen, die
Thiere mit schmalen Flossen und verhörte sie. Alle antworteten,
dass sie nichts wissen, ßlos der Steinbrassen hatte um diese Zeit
einen kranken Mund und erschien nicht hei der Versammlung. Man
holte ihn mit Gewalt und untersuchte seinen Mund, da fand sich der
verlorene Hamen.
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
15
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Kaku-te fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto watä-tsnmi-no kami-no
musu-me tojo-tama-fime-wo mesi-te wata-tsumi-no mi-ja-ni sumi-
tamai-te mi-tose-ni nari-nu. So-ko-mo tanusi-ki tokoro nare-domo
nawo kuni-wu omowosi-te wori-wori nageki-tcmai-ki. Tojo-tama-
fime kikasi-te sono tsitsi-ni mawosi-tamawaku: ama-tsu kami-no
mi-ko uraburete siba-siba nageki-si-tamd-wa kuni-sinubi-tamd-
naramu.
Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto nahm hierauf Tojo-tama-fime, die
Tochter des Meergottes, zur Gemahlin» und wohnte in dem Palaste des
Meergottes, wo er drei Jahre verbrachte. Obgleich dies ein erfreu
licher Aufenthaltsort war, sehnte er sich noch immer nach seinem
Reiche und wehklagte von Zeit zu Zeit. Tojo-tama-fime, welche
dies hörte, sprach zu ihrem Vater: Dass der Sohn der Gottheit des
Himmels schmerzlich betrübt ist und so oft wehklagt, wird dess-
wegen sein, weil er sein Reich leidenschaftlich liebt.
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Wata-tsumi-no kami jaga-te fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto-wo i-te
mutsuri-te omo-furu-ni mawosi-te mawosaku: ama-tsu kami-no
mi-ko mosi mi-kuni-ni kajeramu-to omowosa-ba are okuri-matsuri-
namu-to, maivosi-te sunawatsi kano tsuri-bari-wo tate-matsuri-te
wosije-matsuri-keraku: kono fari-wo imasi mikoto-no irose-ni
ataje-tamawamu toki-ni-wa sinubi-ni kono fari-wo matsi-dzi-to
i-i-te notsi-ni ataje-tämaje.
Der Meergott ging sogleich dem Geehrten Fiko-fo-fo-de-mi-
no mikoto voran und sprach zu ihm unbefangen : Wenn der Sohn der
Gottheit des Himmels in sein Reicli zurückkehren will, so werde ich
ihm das Geleit gehen. — Hierauf überreichte er ihm jenen Hamen
und ertheilte ihm folgende Weisung: Sobald du, o Geehrter, diesen
Hamen deinem älteren Bruder übergeben wirst, nenne diesen Hamen
insgeheim den armen Haken, dann erst übergib ihn.
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Mata siwo-mitsu-tama-to siwo-firu-tama-to-wo tate-matsuri-
te wosije-matsuri-keraku: Siwo-mitsu-tama-wo fitasi-tamawa-ba
siwo tatsi-matsi-ni mitsi-namu. Sika-site na-ga mikoto-no irose-wo
oborase-tamaje. Irose kui-te nomi-mawosa-ba mata siwo-firu-tama-
wo fitasi-tamaje, siwo ono-dzukara fimu. Sikasi-te sukui-tamaje.
Kaku tasiname-tamawa-ba na-ga mikoto-no irose ono-dzukara
sitagawamu-to, wosije-matsuri-ki.
Die Beherrscher Japans in dein Sagenzeitalter.
17
Ferner überreichte er ihm den Edelstein des Eintrittes der
Fluth sammt dem Edelsteine des Eintrittes der Ebbe und gab ihm die
folgende Weisung: Wenn du den Edelstein des Eintrittes der Fluth
eintaucbst, wird die Fluth plötzlich ihre grösste Höhe erreichen. Auf
diese Weise lasse, o Geehrter, deinen älteren Bruder versinken.
Wenn es deinen älteren Bruder reut und er fleht, so tauche wieder
in das Wasser den Edelstein des Eintrittes der Ebbe, die Fluth wird
dann von selbst eintrocknen. Auf diese Weise komme ihm zu Hilfe.
Wenn er sich in solcher Verlegenheit befindet, wird dein älterer
Bruder, o Geehrter, dir von selbst Gehorsam leisten.
Kajeri-masamu-to suru toki-ni, nari-te tojo-tnma-firne ama-
tsu kami-no mi-ko-ni mawosi-tsuraku: Are farami-nu, umi-namu
toki fisasi-karazi. Kaze-nami faja-karamu fi-ni umi-beta-ni ma-i-
de-namu, a-ga tame-ni ubu-ja-ivo tsukuri-te matsi-tamaje-to,
mawosi-tamai-ki.
Als die Zeit gekommen war, wo man heimkehren sollte, sprach
Tojo-tama-fime zu dem Sohne der Gottheit des Himmels: Ich bin
schwanger. Die Zeit, wo ich gebären werde, kann nicht mehr lang
sein. An einem Tage, wo Wind und Wetter schnell gehen werden,
werde ich mich an das Ufer des Meeres begeben. Baue daselbst für
mich ein Wochenhaus und warte.
Sit/.b d. phil.-liist. 01. L. Bei. I. Hfl.
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Sude-ni-site filco-fo-fo-de-mi-no mikoto mi-ja-ni kajeri-masi-
te fitaburu-ni wata-tsumi-no kami-no wosije-matsuri-si mani-mani
si-tamai-ki. Jrose fo - susori-no mikoto sude-ni tasinamerajete
sitagai - matsuri - te: ima-jori-notsi are-wa na-ga mikoto-no
wazawoki-bito-to nari-namu, inotsi-ike tamaje-to, iu. Koko-ni
sono mawosu mani-mani tsui-ni jurusi-tamai-ki. Sono fo-suso-
ri-no mikoto-wa a-ta-no kimi wo-fasi-ra-ga oja-nari,
Als Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto endlich in seinen Palast zurück-
gekehrt war, befolgte er in allem die Weisung, welche ihm der
Meergott ertheilt hatte. Sein älterer Bruder Fo-susori-no mikoto,
hierdurch in Verlegenheit gebracht, gehorchte ihm und sprach: Von
nun an werde ich, o Geehrter, dein Gaukler sein, und mögest du mir
das Leben schenken. — Diesen Worten gemäss handelte er, und
jener verzieh ihm zuletzt. Fo-susori-no mikoto ist der Stammvater
der Gebieter von A-ta, der Mitglieder des Geschlechtes Wo-fasi.
Wo-fasi bedeutet: die kleine Brücke.
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Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
19
Notsi-ni tojo-tama-fime saJci-no tsigiri-no gotoku iroto tama-
jori-fime-wo i-te nami-kaze-wo sinugi-te umi-beta-ni ma-i-ki-masi-
te mi-ko umi-tamawamu-to suru toki-ni nari-te mawosi-tamawaku:
a-ga mi-ko umamu-toki a-wo na-mi-tamai-so. Ama-tsu kami-no
mi-ko modaje-arazu-te sinubi-ni ide-masi-te kaki-ma-mi-tamaje-
ba tojo-tama-fime mi-ko-umi-masu-toki-ni tatsu-ni nari-tamai-ki.
Später setzte sich Tojo-tama-fime ihrer früheren Verabredung
gemäss und indem sie ihrer jüngeren Schwester Tama-jori-fime
voranging, dem Seesturme aus und begab sich an das Ufer des
Meeres. Als die Zeit, wo sie gebären sollte, gekommen war, sprach
sie: Wenn ich gebären werde, blicke nicht auf mich. — Der Sohn
der Gottheit des Himmels nahm hierauf keine Rücksicht und trat
heimlich hinzu. Als er verstohlen auf sie blickte, hatte sich Tojo-
tama-fime, die eben gebar, in einen Drachen verwandelt.
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Kare ito-fadzukasi-to omowosi-te: are-ni fadzi-mi-se-tama-
wazaramasi-ka-ba umi-ga kunu-ga ai-kajoi-te toko-si-je-ni fedate-
saramasi-wo, ima kaku fazi-mi-se-tamaje-ba ika-de-ka-mo ni-
mutsubimu-to, i-i-te kaja-mote mi-ko-wo tsutsumi-te umi-beta-ai
sute-oki-te umi-tsu-dzi-wo seki-te kajeri-iri-masi-ki. Kare mi-ko-
no mi-na-wo fiko-nagi-sa-take-u-gaja-fuki-ajezu-no mikoto-to
mawosu,
Diese glaubte, dass sie sehr beschämt worden und sprach: Wenn
du mich nicht beschämt hättest, so wären das Meer und das feste
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20
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Land in gegenseitiger Verbindung gestanden und dabei ewig von
einander geschieden gewesen. Allein da du mich jetzt beschämt hast,
wie sollten sie wohl an einander gebunden werden ? — Nachdem
sie dies gesagt, wickelte sie ihren Sohn in Riedgras und setzte ihn
an dem Ufer des Meeres aus. Sie verschloss hierauf den Weg des
Meeres und kehrte in ihre Heimath zurück. Ihr Sohn erhielt jetzt
den Namen Fiko-nagi-sa-taka-U-gaja-fuki-ajezu-no mikoto.
Fiko-nagi-sa-take-u-gaja-fuki-ajezu-no mikoto bedeutet: der
vornehme Sohn, der Geehrte des Verschlossenseins des Daches aus
dem Riedgras des Tauchers, des Kriegsmuthes des Wellenrandes.
Die nähere Erklärung dieses Namens ist in der weiter unten folgen
den Urkunde enthalten.
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Notsi-ni fisäsi-ku-site f ko-fo-fo-de-mi-no mikoto kamu-agari-
masi-nu, fi-muka-no taka-ja-no jama-no fe-no mi-sa-zaki-ni wo-
same-matsuri-ki.
Lange Zeit nachher verschied Fiko-fo-fo-dc-mi-no mikoto
göttlich und ward auf der vor dem Rerge Taka-ja in Fi-muka
befindlichen Anhöhe begraben.
Taka-ja bedeutet: das hohe Haus.
In einer anderen Urkunde wird Folgendes erzählt:
Die Beherrscher Japans in dein Sagenzeitalter.
21
Irose fo-suseri-no mikoto-wa umi-satsi-masi, iroto fiko-fo-fo-
de-mi-no mikoto-wa jama-satsi-masi-ki. Toki-ni ani-oto kata-mi-
ni satsi-wo kaje-temu-to, i-i-te irose iroto-no satsi-jumi-wo motsi-
te jama-ni iri-te sisi-magu-ni sisi-no karato-dani mijeza. Iroto
irose-no satsi-bari-wo mötsi-te umi-ni idete na-tsurasu-ni sara-ni
je-tamawazu-te tsui-ni sono fari-wo usinai-masi-ki.
Der ältere Bruder Fo-sasei'i-no mikoto verlegte sich auf die
Ausbeutung des Meeres. Der jüngere Bruder Fiko-fo-fo-de-mi-no
mikoto verlegte sieh auf die Ausbeutung der Berge. Die beiden
Brüder sagten hierauf: Wir werden gegenseitig mit der Ausbeutung
tauschen. — Der ältere Bruder nahm jetzt den ausbeutenden Bogen
des jüngeren Bruders und ging in die Berge, um Wild zu suchen.
Es erschien aber nirgends die trockene Spur des Wildes. Der
jüngere Bruder nahm den ausbeutenden Hamen des älteren Bruders
und ging an das Meer, um Fische zu angeln. Er fing aber ebenfalls
nichts und verlor zuletzt seinen Hamen.
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Kolco-ni irose iroto-no jumi-wo kajesi-te ono-ga fari-wo fatari-
ki. Kare-iroto ureje-masi-te fakaseru tatsi-wo jaburi-te fari-wo
tsukuri-te fito-mi-ni mori-te irose-ni ataje-tamaje-domo torazu-te
nawo moto-no fari-wo je-mu-to-zo, iü-naru. Koko-ni fiko-fo-fo-de-
mi-no mikoto semu-suje sirazu samajoi-te umi-beta-ni ide-masi-te
tatazumi-te nageki-masi-ki.
22
Dr. P f i z m a i e r
Der ältere Bruder gab jetzt dem jüngeren Bruder den Bogen
zurück und begehrte seinen Hamen. Der jüngere Bruder, hierüber
betrübt, zerbrach das an seinem Gürtel hängende Schwert und ver
fertigte daraus Hamen. Er schüttete diese in ein Sieb und gab sie
dem älteren Bruder, doch dieser nahm sie nicht an und sagte: Ich
will meinen Hamen wieder erhalten. —Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto,
der nicht wusste, was er noch thun solle, ging seufzend zu dem Ufer
des Meeres, wo er auf und nieder schritt und wehklagte.
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Toki-ni okina fitori tatsi-matsi ki-te siivo-tsutsi-no wodzi-to
na-nori-te\ kimi-wa tare-zo, nani-no ju-e-ni koko-ni ureje-masu-
to, mawose-ba fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto sono sama-wo nori-
tamai-ki:
Hierauf erschien plötzlich ein Greis. Derselbe nannte sich den
Greis der Salzerde und fragte: Wer bist du, o Gebieter? Aus
welcher Ursache härmst du dich hier? — Fiko-fo-fo-de-mi-no
mikoto erzählte, was sich zugetragen.
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Die Beherrscher Japans in dem SagenzeitaBer.
23
Woclzi sunawatsi fukuro-no naka-naru kusi-wo tori-idete
tsutsi-ni nage-si-ka-ba i-wo-tsu taka-mura-to nasi-nu. Kare sono
take-wo tori-te owo-ma-ara-ko-wo tsukuri-te fo-fo-de-mi-no mikoto-
wo kono naka-ni ire-matsuri-te umi-ni nage-ire-tsu. Aru-fumi-ni i-
ivaku: ma-nasi-katsu-ma-wo uke-ki-ni site foso-nawa-mote fo-fo-
de-mi-no mikoto-wo jui-tsukete sidzume-ki.
Der Greis nalim hierauf einen in einem Sacke befindlichen
Kamm hervor und warf ihn auf die Erde. Der Kamm verwandelte
sich in fünfhundert Bambushaine. Der Greis nahm das Bambusrohr
und verfertigte daraus einen grossäugigen groben Korb. Er brachte
Fo-fo-de-mi-no mikoto in diesen Korb und warf ihn in das Meer.
In einem Buche wird gesagt: Er machte einen mit keinen Augen
versehenen festen Korb zu einem Fahrzeuge, band an dasselbe Fo-
fo-de-mi-no mikoto mit dünnen Stricken und versenkte es.
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Toki-ni wata-no soko-ni umasi ivo-bama ari, fama-no mani-
mani ide-mase-ba wata-tsumi-no tojo-tama-fiko-no mi-ja-ni itari-
masi-nu. Sono mi-ja lcaki-ja takaku utena ura-guwasi, kado-no
to-ni i-ari, i-no be-ni katsura ari. Sunawatsi sono ko-no moto-ni
jori-tatsi-tamai-ki.
Hierauf erschien auf dem Boden des Meeres ein liebliches
kleines Ufer. Als Fo-fo-de-mi-no mikoto diesem Ufer zuschiffte und
ausstieg, gelangte er zu dem Palaste des Meergottes Tojo-tama-fiko.
Die Mauern und Warten dieses Palastes waren hoch, die Terrassen
24
Dr. P f i z m a i e r
im Inneren zierlich. Vor dem Thore befand sich ein Brunnen und
neben dem Brunnen ein Zimmtbaum. Fo-fo-de-mi-no mikoto stellte
sich unter diesen Baum und lehnte sich an dessen Stamm.
Tojo-tama-fiko bedeutet: der vornehme Sohn der reichen
Edelsteine.
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Jaja fisasi-ku ari-te ito-kawojoki woto-me ma-ka-tatsi amata
i-te utsi-jori ide-ki-te tama-moi-wo motsi-te midzu-kumamu-to si-te
fo-fo-de-mi-no mikoto-wo bgi-mi-te odoroki-kajeri-te sono tsitsi-
kami-ni mawosi-keraku: kado-no i-no be-naru ko-no moto-ni tötoki
marafito maseri, tada-bito-no sama-narazu. Mosi ame-jori kudare-
ra-ba ame-no furi uru-beku, tsutsi-jori kitarera-ba tsntsi-no furi
äri-namu-wo, ma-koto-ni ma-kuwasi sora-tsu fiko-to tu mono-
ni -ja.
Nachdem eine geraume Zeit vergangen, trat ein von Angesicht
sehr schönes Mädchen au der Spitze einer Menge Dienerinnen aus
dem Inneren und wollte mit einem aus einem Edelsteine verfertigten
Gefässe Wasser schöpfen. Als sie emporblickte und Fo-fo-de-mi-no
mikoto gewahrte, ging sie erschrocken zurück und meldete ihrem
göttlichen Vater: Unter dem Baume, der neben dem Brunnen des
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitaller.
25
Thores, befindet sich ein angesehener Gast, er ist nicht von der
Gestalt der eigentlichen Menschen. Ist er von dem Himmel herabge
stiegen, so sollte er das Aussehen des Himmels haben, ist er von der
Erde gekommen, so wird er das Aussehen der Erde haben. Er aber
ist wirklich, was man nennt, ein sehr zierlicher vornehmer Sohn
des leeren Luftraumes.
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Aru-fumi-ni iwaku: tojo-tama-fime-no ma-ka-tatsi tama-moi-
wo motsi-te midzu-wo kumu-ni mitsi-gataku-te i-no utsi-wo mire-
ba fito-no emeru-kage saka-sama-ni utsureri. Ogi-mire-ba uruwasi-
ki kamt katsura-no ki-no uje-ni maseri. Kajeri-iri-te sono ktmi-ni
mawosi-ki.
In einem Buche wird gesagt: Eine Dienerinn Tojo-tame-firnes
schöpfte mit einem aus einem Edelsteine verfertigten Gefässe
Wasser. Als das Gefäss nicht voll ward, blickte sie in den Brunnen
und gewahrte, dass der lächelnde Schatten eines Menschen sich ver
kehrt abspiegelte. Als sie emporblickte, befand sich ein schöner
Gott auf dem Zimmtbaume. Sie kehrte sofort zurück und meldete
dies ihrem Gebieter.
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Koiko-ni tojo-tama-fiko fito-wo jari-te toi-keraku : mara-fito-
wa tare-zo, ika-ni-site-ka koko-ni ki-maseru? Fo-fo-de-mi-no
mikoto: are-iva ama-tsu kami-no mi-ko-nari-to, nori-tamai-te ki-
maseru ju-e-wo tsuge-tamd. Toki-ni wata-no kami mukaje-wogami-
te i-te ire-matsuri-te ne-mo-koro-ni tsukaje-matsuri-te tojo-tama-
fime-wo awase-matsuri-ki. Kare wata-tsumi-no mi-ja-ni sumi-
tamai-te mi-tose-ni nari-nu.
Tojo-tama-fiko entsandte Leute und liess fragen: Wer ist der
Gast? Auf welche Weise ist er hierher gekommen? — Fo-fo-de-
mi-no mikoto antwortete: Ich bin der Sohn der Gottheit des
Himmels. — Zugleich meldete er, wesshalb er angekommen. Der
Gott des Meeres ging ihm jetzt entgegen, bezeigte ihm seine Ehr
furcht und hiess ihn eiutreten. Indem er ihm eifrig seine Dienste
widmete, gab er ihm Tojo-tama-fime zur Gemahlinn. Fo-fo-de-mi-no
mikoto wohnte jetzt in dem Palaste des Meergottes und verblieb
daselbst drei Jahre.
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Die Beherrscher Japans in dein Sagenzeitalter.
27
Kono notsi fo-fo-de-mi-no mikoto siba-siba nageki-tamai-ki.
Tojo-tama-ßrke toi-matsuraku: ama-tsu kami-no mi-ko moto-tsu
kuni-ni kajeramu-to omowosu-ka-mo? nori tamawaku: sika-nari.
Tojo-tama-fime sunaivatsi tsitsi-no kami-ni: koko-ni masi-masu
uma-fito uwa-tsu kuni-ni kajeramu-to omowosu-to, mawoseri.
Später ergoss sich Fo-fo-de-mi-no mikoto häufig in Klugen.
Tojo-tama-fime fragte ihn: Wünscht der Sohn der Gottheit des
Himmels in das eigene Reich zurückzukehren? — Er antwortete: So
ist es. — Tojo-tama-fime sprach jetzt zu ihrem göttlichen Vater:
Der hier wohnende Gast hat den Wunsch, in das äussere Reich
zurückzukehren.
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Koko-ni wata-no kumi uwo-domo-wo jobi-atsumete sono tsuri-
bari-wo magi-tb-ni aru-uwo mawosaku: aka-me fisasi-ku kutsi-
wo jameri, kore-gct nomeru-naramu. Kare aka-me-wo mesi-te sono
kutsi-wo mire-ba fari nawo-ari.
Der Gott des Meeres rief hierauf die Fische zusammen und
suchte jenen Hamen, indem er sie befragte. Ein Fisch mel ete
ihm: Der Sfeinbrassen hat schon lange Zeit einen kranken Mund,
er wird ihn wohl verschlungen haben. — Als man demnach den
Steinbrassen herbeiholte und in dessen Mund sah, war daselbst der
Hamen noch vorhanden.
28
Dr. Pfizmaier
Sunawatsi tori-te fiko-fo-fo-cle-mi-no mikoto-ni tate-matsuri-
te wosije-matsun-keraku: tsuri-bari-wo imasi mikoto-no irose-ni
ataje-tamawamu-toki-ni: madzi-no moto u-e-no fazime wabi-no
nc-to, tokoi-te notsi-ni ataje-tamo-besi. Mata imasi mikoto-no
irose umi-wo wataramu-toki-ni are-iva faja-tsi taka-nami-wo
tatete oborasi-tasiname-namu-to, mawosi-ki.
Der Meergott nahm hierauf den Hamen, überreichte ihn Fi/co-
fo-fo-de-mi-no mikoto und ertheilte diesem die folgende Weisung:
Wenn du, o Geehrter, deinem älteren Bruder den Hamen einhän
digen wirst, so sprich die Worte der Verwünschung: „der Grund
der Armuth, der Anfang des Hungers, die Wurzel des Elends“, dann
erst magst du ihn ihm einhändigen. Wenn ferner dein älterer Bruder,
o Geehrter, das Meer befahren wird, werde ich, indem ich im
Sturmwind die Wellen hoch aufthürme, ihn untersinken und in
Bedrängniss gerathen lassen.
lloko-ni fo-fo-de-mi-no mikoto-wo wani-ni nose-matsuri-te
mi-kuni-ni okuri-matsuri-ki. Saki-ni wakare-fkmawamu-to se-si-
toki tojo-tama-fime omo-furu-ni mawosi-te mawosuku: are fajaku
f'arameri, nami-kaze faja-karamu fi-ni umi-beta-ni ide-namu, a-ga
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
29
tame-ni ubu-ja-wo tsutsuri-te matsi-tamaje-to, mawosi-ki. Sono
notsi tojo-tama-fime sono koto-no gotoku ma-i-te ki-te fo-fo-de-mi-
no mikoto-ni: are ko-joi ko-umi-namu, na-mi-masi-so-to, mawosu.
Fo-fo-de-mi-no mikoto je-sinubi-tamawazu-te kusi-mote fi-wo
tomosi-te mi-tamb-toki-ni tojo-tama-fime ja-firo-no oivo-kuma-wani-
ni nari-te fai-mokojoi-ki.
Hierauf setzte er Fo-fo-de-mi-no mikoto auf ein Krokodil und
gab ihm das Geleit zu seinem Reiche. Früher und zur Zeit, wo man
im Begriffe war, sich zu trennen, hatte Tojo-tama-fime bei einer
Gelegenheit gesagt: Ich bin bereits schwanger. An einem Tage, an
welchem Wind und Welle schnell gehen werden, werde ich mich an
das Ufer des Meeres begeben. Baue daselbst für mich ein Wochen
haus und warte. — Später traf Tojo-tama-fime, wie sie gesagt, an
dem Orte ein und sprach zu Fo-fo-de-mi-no mikoto: Ich werde
diese Nacht gebären, mögest du nicht zu mir hinblicken. — Fo-fo-
de-mi-no mikoto, der sich nicht gedulden konnte, zündete mit einem
Kamme ein Feuer an. Als er hinblickte, hatte sich Tojo-tama-fime in
ein acht Klafter messendes grosses Bärenkrokodil verwandelt und
kroch in Windungen umher.
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Tsui-ni fadzi-mi-se-tamajeru-wo uramesi-to omoi-te wata-no
kuni-ni kajeri-masi-ki. Sono oto tama-jori-fime-wo todomete mi
ko fitasi-matsurasi-mu. Mi-ko-no mi-na-wo fiko-nagi-sa-take-u-
kaja-fuki-ajezu-no mikoto-to mawosn-ju-e-wa kano umi-beta-no
30
Dr. P f i /. in a i e r
ubu-ja mowara u-no fa-mote kaja-ni site fuki-taru-ni imada
awasenu-fodo-tii are-mnsi-keru-ju-e-ni sika na-dzuke-matsuri-ki.
Indem es ihr hassenswürdig erschien, dass sie beschämtworden,
kehrte sie sofort in das Reich des Meeres zurück. Dabei hiess sie
ihre jüngere Schwester Tama-jori-fime Zurückbleiben und das Kind
aufziehen. Dass ihr Sohn den Namen Fiko-nagi-sa-take-U-kaja-
fuki-ajezu-no mikoto (der vornehme Sohn, der Geehrte des Unge
schlossenseins des Daches aus dem Riedgras des Tauchers, desKriegs-
muthes des Wellenrandes) erhielt, geschah aus folgender Ursache.
Jenes Wochenhaus an dem Ufer des Meeres war gänzlich mit Federn
des Tauchers, welche man statt des Riedgrases verwendete, gedeckt
und das Dach war noch nicht geschlossen, als dieser Sohn geboren
ward. Zufolge diesem Umstande gab man ihm den Namen.
In einer anderen Urkunde wird gesagt:
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Kado-no moto-ni si-midzu nri, sono si-midzu-no fe-ni momo-
je-katsura ari. Kare fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto sono ki-no uje-ni
wodori-agari-te tatsi-masi-ki.
Vor dem Thore befand sich ein klarer Born. Über dem Born
beland sich ein hundertästiger Zimmtbaum. Fiko-fo-fo-de-mi-no
mikoto sprang auf diesen Baum und stand daselbst aufrecht.
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Die Beherrscher Japans in dein Sagenzeitalfer.
31
Toki-ni vsata-tsumi-no kami-no musu-me tojo-tama-fime tamu-
moi-motsi-te midzu-kumamu-to si-te i-?io utsi-ni fito kage-no aru-
100 mi-te bgi mi-te odoroki-te moi-wo otosi-te moi kudake-tsuru-
wo-mo kajeri-mi-zu-te kajeri-iri-te oja-tatsi-ni mawosi-tamawaku:
i-no be-no ki-no uje-ni fito masn, ito-kawo-joku sugata-mo mijnbi-
te foto-foto tada-bito narazu-to, mawosi-tamai-ki.
• Uin diese Zeit wollte Tojo-tama-fime, die Tochter des Meer
gottes, mit einer aus einem Edelsteine verfertigten Schale Wasser
schöpfen. Als sie sah, dass in dem Raume sich der Schatten eines
Menschen zeigte, blickte sie empor und Hess erschrocken die
Schale fallen. Ohne sich nach der zerbrochenen Schale umzusehen,
kehrte sie zurück und meldete ihren Eltern: Auf dem Baume zur
Seite des Brunnens befindet sich ein Mensch. Er ist von Angesicht
sehr schön, seine Gestalt leuchtet hervor, und es ist durchaus kein
gewöhnlicher Mensch.
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Toki-ni tsitsi-uo kami kiki-te ajasimi-te ja-je-datami-wo
makete mukaje-ire-matsuri-te üle-maseru-ju-e-wo toi-matsure-ba
sono ari-sama-wo fsubaraka-ni nori-tamai-ki.
Als dies ihr göttlicher Vater hörte, verwunderte er sich. Er
liess achtfache Matten legen, ging dem Gaste entgegen und hiess
ihn eintreten. Als er ihn hierauf um die Ursache der Ankunft fragte,
erzählte der Gast in Kürze, wie sich die Sache verhielt.
32
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Koko-ni wata-no kamt itawasi-to omoi-te fcita-no firo-mono
fata-no sa-mono-ivo jobi-atsumete seme-td-nimina sirazu-to mawosu,
tada aka-me kutsi-wo jami-te ma-i-kozu. Sunawatsi sumijaka-ni
jobi-josete sono kutsi-wo saguri-si-ka-ba vsinai-tamai-si tsuri-bari
ari. Koko-ni wata-tsumi-no kami oki-te-te: ore kutsi-me ima-jori-
notsi je-wo na-nomi-so, mata ama-tsu kami-no mi-lco-no mi-ke-ni
na-adzukari-so-to, iü. Kutsi-me-wo owo-mi-ke-ni tate-matsurazaru
ju-e-wa kono josi-nari.
Der Gott des Meeres erbarmte sich seiner. Er berief die
Thiere mit breiten Flossen, die Thiere mit schmalen Flossen zu
einer Versammlung und verhörte sie. Alle sagten, dass sie nichts
wüssten. Bios der Steinbrassen, der einen kranken Mund hatte,
erschien nicht bei der Versammlung. Man rief ihn alsbald eilig
herbei und als man seinen Mund untersuchte, fand sich daselbst der
verlorene Hamen. Der Meergott erliess hierauf den folgenden
Befehl: Du , o Steinbrassen , sollst von heute an keinen Köder ver
schlingen, du sollst auch nicht als Speise für den Sohn der Gottheit
des Himmels bereitet werden. Dies ist der Grund, wesshalb der
Steinbrassen nicht als grosse Speise des Himmelssohnes gereicht
wird.
Der Steinbrassen, der sonst aka-me, „das rothe Weib“ genannt
wird, heisst hier auch kutsi-me „das Weib des Mundes“. Der
gewöhnliche Name dieses Fisches ist yf Ö tai.
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
33
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Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto kajeri-masamu-to suru toki-ni
nari-te wata-tsumi-no kavii: ama-tsu kami-no mi-ko kasikolcu
wagari-ide-maseru jorokobi idzure-no fi-ka wasuremu-to, mawosi-
te omoje-ba siwo-mitsu omojeba siwo-firu tama-ivo tsuri-bari-ni
sojete tate-matsuri-te: ama-tsu lcami-no mi-ko ja-je-no kuma-
dzi-wo fcdatsu-to ije-domo jori-jori ai-omowosi-te na-sute-tamai-
so-to, mawosi-ki.
Als die Zeit kam, wo Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto Heimkehrer»
sollte, sprach der Meergott: Die Freude darüber, dass der Sohn
der Gottheit des Himmels zu meinem Wohnsitz gekommen, an
welchem Tage könnte ich sie vergessen? — Dabei fügte er zu dem
Hamen den Edelstein des willkürlichen Eintrittes der Fluth und
den Edelstein des willkürlichen Eintrittes der Ebbe, überreichte
ihm beides und sprach: Bist du, o Sohn der Gottheit des Himmels,
durch die achtfachen Uferhöhen auch geschieden, mögest du zu
Zeiten an mich denken und mich nicht zurücksetzen.
Sitzb. (1. phil.-liist. CI. L. ßd. I. Hft. 3
Kare wosije-matsuri-keraku: kono fari-wo imasi-no mikoto-
no irose-ni ataje-tamawamu-toki-ni: madzi-tsi, forobi-tsi, otoroje-
dzi-to i-i-te siri-je-de-ni nage-utc ataje-tamaje. mukai-te na-ataje-
tamai-so. Mosi irose ikari-te sokonö-koto ara-ba siwo-mitsu-tama-
wo idasi-te oborase. Mosi najami-te megumi-tamaje-tu kowa-ba
siivo-firu-tama-wo idasi-te sukui-tamaje. Kaku seme-najamasa-ba
ono-dzukara sitagai-namu-to, wosije-matsuri-ki.
Hierauf ertlieilte er ihm die folgende Weisung: Wenn du diesen
Hamen, o Geehrter, deinem älteren Bruder übergeben willst, so
sprich die Worte: Armer Haken! verdorbener Haken! hinfälliger
Haken! Gib dann den Hamen, indem du ihn nach rückwärts wirfst,
gib ihn ja nicht mit zugewandtem Angesicht. Wenn der ältere
Bruder zürnen und dir ein Leid zufügen sollte, so nimm den Edel
stein des Eintrittes der Fluth hervor und lasse den älteren Bruder
versinken. Wenn er in Verlegenheit ist und dich bittet, Gnade zu
üben, so nimm den Edelstein des Eintrittes der Ebbe hervor und
rette ihn. Wenn du ihn auf diese Weise quälst und in Verlegenheit
bringst, wird er dir von selbst gehorchen.
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Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
35
Fiko-fo-fo-de-no mikoto sono tama-to tsuri-bari-to-wo ukete
mi-ja-ni kajeri-ide-masi-ki. Mowara wata-tsumi-no kami-no wosije-
ni mani-mani si-tamai-ki. Madzu sono fari-wo irose-ni ataje-
tamö-ni ikari-te torazu. Kare oto-no mikoto siwo-mitsu-tama-wo
idasi-tamaje-ba siwo owoki-ni mitsi-te irose obore-Ici. Kare: are
imasi-ni tsukajete ja-tsu-ko-to naru-besi, sukui-tamaje-to in. Ir oto-
no mikoto siwo-firu-tama-wo idasi-tamaje-ba siwo ono-dzukara
fi-te irose tairagi-nu.
Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto nahm diese Edelsteine sammt dem
Hamen in Empfang und kehrte in seinen Palast zurück. Er befolgte
in allem die Weisungen des Meergottes. Als er das erste Mal den
Hamen dem älteren Bruder übergab, zürnte dieser und nahm ihn
nicht an. Als jetzt der Geehrte, der jüngere Bruder den Edelstein
des Eintrittes der Fluth hervornahm, stieg die Fluth zu einer gewal
tigen Höhe und der ältere Bruder versank. Dieser rief: Ich will dir
dienen und dein Haussklave werden! Rette mich! — Als jetzt der
Geehrte, der jüngere Bruder den Edelstein des Eintrittes der Ebbe
hervornahm, ging die Fluth zurück, und der ältere Bruder unter
warf sich.
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Kakute irose saki-no koto-wo kajete: a-wa imasi-no irose
naru-wo ika-de fito-no se-to ari-te oto-ni tsukaje-masi-to, iü. Olo-
no milcoto viata siwo-mitsu-tama-wo idasi-tamö. Irose mi-te takaki
jama-ni fasiri-nobore-ba siivo jama-wo iru, taka-ki-ni nobore-ba
siwo ki-ivo iru. Irose sude-ni tasinami-te nuje-inamu kata-nasi
sunaivatsi sitagai-matsuri-te mawosaku: are ajamatsi keri, ima-
jori-notsi-wn a-ga umi-no ko-no ja-so-tsiuhuki imasi-mikoto-no
wazawoki-bito-to nari-namu (aru-fumi-ni iwaku inu-fitoj, jurusi-
tamaje.
Spater jedoch nahm der ältere Bruder sein Wort zurück und
sprach: Ich bin dein älterer Bruder. Wie könnte ich aber, indess ich
der ältere Bruder eines Menschen bin, dem jüngeren Bruder dienen?
— Der jüngere Bruder nahm wieder den Edelstein des Eintrittes der
Fluth hervor. Als dies der ältere Bruder sah, lief er auf einen hohen
Berg, allein die Fluth erreichte den Berg. Er stieg auf einen hohen
Baum, allein die Fluth erreichte den Baum. Der ältere Bruder
gerieth zuletzt in Bedrängniss und hatte keinen Ort, wohin er fliehen
konnte. Er leistete Gehorsam und sprach: Ich habe mich geirrt.
Von jetzt an sollen meine Söhne mit ihnen achtzig Reihenfolgen,
o Geehrter, deine Gaukler (in einem Buche heisst es: deine Hunde
menschen) sein. Mögest du mir dies erlauben.
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Oto-no mikoto mata siwo-firu-tama-wo idasi-tamaje-ba siwo
ono-dzukara fi-nu. Eoko-ni irose oto-no mikoto-no kusiki mi-itsu
Die Beherrscher Japans in dem Sagen Zeitalter.
37
aru-koto-wo satori-te tsui-ni sitagni-matsuri-ki. Koko-wo mote
fo-suseri-no mikoto-no su-e moro-moro-no faja-fito-ra ima-mo
sume-ra-mikoto-no mi-ja-kaki-no moto-wo fanarezu inu-ni kaivari
fojete tsukaje-matsuru-riari. Jo-no fito vse-taru fari-wo fatarazaru-
wa kono josi-nari.
Der Geehrte, der jüngere Bruder nahm wieder den Edelstein
des Eintrittes der Ebbe hervor, worauf die Fluth von selbst ein
trocknete. Der ältere Bruder erkannte jetzt, dass der Geehrte, der
jüngere Bruder mit wunderbarer Kraft ausgerüstet sei und leistete
ihm sofort Gehorsam. Aus diesem Grunde trennen sich die Nach
kommen Fo-suseri-no mikoto's, die sämmtlichen Mitglieder des
Geschlechtes Faja-fito, noch heute nicht von den Palastmauern des
allgehietenden Geehrten und widmen ihm, indem sie anstatt der
Hunde bellen, ihre Dienste. Dies ist auch die Ursache, wesshalb die
Menschen des Zeitalters eine verlorene Nadel nicht begehren.
In einer anderen Urkunde wird Folgendes gesagt:
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Irose fo-suseri-no miltoto-wa umi-satsi-nnri, kure umi-satsi-
fiko-to iu. Iroto filco-fo-fo-de -mi-no mikoto-wa jama-satsi-ni masu,
kure jama-satsi-fiko-to tnawosu. Irose-wa ame-knze-no wori-goto-ni
saki-wo je-zu. Iroto-wa ame-kaze -ni uje-domo sono snkitagawuzu.
Der ältere Bruder Fo-suseri-no mikoto hatte die Ausbeutung
des Meeres, desswegen heisst er: der vornehme Sohn der Aus
beutung des Meeres. Der jüngere Bruder Fiko-fo-fo-de-mi-no
mikoto hatte die Ausbeutung der Berge, desswegen heisst er: der
vornehme Sohn der Ausbeutung der Berge. So oft Regen und Wind
eintraten, erlangte der ältere Bruder nicht die Beute. Ob auch
Regen und Wind eintraten, die Beute des jüngeren Bruders war dess
wegen nicht verschieden.
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Toki-ni irose iroto-ni: are imasi-to satsi-wo kajete kokoro-
mimu-to iü. Oto-no mikoto ubenai-te kaje-tamai-ki. Toki-ni irose-
ica irose-no jumi-ja-wo motsi-te jama-ni iri-te sisi-karu, iroto-wa
irose-no tsuri-bari-wo motsi-te umi-ni ide-te na-tsurasu-ni tomo-ni
saki-naku muna-te-site kajeri-tamai-ki.
Der ältere Bruder sprach hierauf zu dem jüngeren: Lasst uns
beide mit der Ausbeutung wechseln und auf diese Weise einen Ver
such machen. — Der Geehrte, der jüngere Bruder fand dies ange
messen und wechselte mit ihm. Der ältere Bruder nahm jetzt den
Bogen und die Pfeile des jüngeren Bruders, ging in die Berge und
jagte Wild. Der jüngere Bruder nahm den Hamen des älteren
Bruders, ging an das Meer und angelte Fische. Allein beide hatten
dabei keinen Nutzen und kehrten mit leeren Händen zurück.
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Kare irose iroto-no jumi-ja-wo kajesi-te ono-ga fari-ioo fataru
toki-ni oto-no mikoto tsuri-bari-wo wata-no naka-ni usinai-te
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
39
magu-josi-nasi, lcare koto-ni ni-i-fari amata tsukuri ataje-tamaje-
domo torazu-te moto-no fari-wo fatari-ki.
Der ältere Bruder gab jetzt dein jüngeren Bruder den Bogen
und die Pfeile zurück und begehrte seinen eigenen Hamen. Der
Geehrte, der jüngere Bruder hatte um die Zeit den Hamen in der
Mitte des Meeres verloren und wusste nicht, wo er ihn suchen
solle. Er verfertigte daher zu dem Zwecke eine Menge neuer
Hamen und gab sie dem älteren Bruder, allein dieser nahm sie nicht
au und verlangte den ursprünglichen Hamen.
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Koko-ni oto-no mikoto umi-beta-ni ide-masi-te urabure-
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wo mi-sonawasi-te aware-to omowosi-te toki-te fanatsi-jari-tamai-
ki. Fodo-nuku siwo-tsutsi-no wodzi ki-te jagn-te ma-nasi-katsu-ma-
no wo-fune-wo tsukuri-te fo-fo-de-mi-no mikoto-wo nose-matsuri-
te wata-no naka-ni osi-fanate-ba ono-dzukara sidzumi-nn.
Als hierauf der Geehrte, der jüngere Bruder zu dem Ufer des
Meeres hinausging und leidvoll klagte, sah er eine Flussgans, welche
an einer Schlinge hing und Qual erduldete. Von Mitleid bewegt,
machte er sie los und liess sie frei. In demselben Augenblicke
erschien der Greis der Salzerde und verfertigte sofort das kleine
Schilf des augenlosen Korbes. In dieses setzte er Fo-fo-de-mi-no
mikoto und stiess es in die Mitte des Meeres, wo es versank.
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Tatsi-matsi umasi-mitsi ari, kure mitsi-no mani-mani ide-
mase-ba wata-tsumi-no kami-no mi-ja-ni itari-tamai-tsu. Koko-ni
wata-tsumi-no kami mi-dzukara mukajete i-te ire-matsuri-te mitsi-
no kctwa ja-je-wo siki-makete sono uje-ni mase-matsuri-te mata
momo-tori-no tsuku-e siro-no mono-wo sonajete ija-ija-siku aruzi-
si-tamai-ki.
Plötzlich zeigte sich ein lieblicher Weg. Fo-fo-de-mi-no mikoto
ging längs diesem Wege fort und gelangte zu dem Palaste des Meer
gottes. Der Meergott zog ihm in Selbstheit entgegen und hiess ihn,
indem er voranschritt, eintreten. Er breitete einen achtfachen
Teppich aus Fellen der Seeotter und hiess ihn daselbst seinen Sitz
einnehmen. Ausserdem hielt er Speisen auf einer hundert Gegen
stände fassenden Tafel bereit und machte den Wirth auf ausnehmende
Weise.
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Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
41
Knliu-te omo-furu-ni toi-mawosaku: ama-tsu kami-no mi-ho
nani-no ju-e-ni-ka kasikoku ide-masi-tsuru. Aru-fumi-ni iwaku:
Kono-goro a-ga ko ama-tsu kami-no mi-ko umi-beta-ni ureje-
maseri-to, katare-domo ma-koto itsuwari-wo sirazu, mosi sikciru-
ka-to, mawosu. Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto tsubusa-ni ari-sama-
wo nori-tamb, kare todomete ikowase-matsuri-ki. Wata-tsumi-no
kami jaga-te musu-me tojo-tama-fime-wo awase-matsuri-ki. Tsui-
ni mutsumaka-ni utsukusi-mi-te mi-tose-to iü made sumi-tamai-ki.
Dabei fragte er ihn im Laufe des Gespräches: Aus welcher
Ursache ist der Sohn der Gottheit des Himmels mit seinem ehrwür
digen Wesen hierhergekommen? (In einem Buche heisst es: Um
diese Zeit hat mein Kind zu mir gesagt, dass der Sohn der Gottheit
des Himmels an dem Ufer des Meeres bekümmert weilt, aber ich
weiss nicht, ob es wahr oder falsch ist. Verhält sich die Sache so?)
Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto erzählte ausführlich, was sich zuge
tragen. — Der Meergott behielt ihn bei sich und liess ihn der Ruhe
pflegen. Sofort gab er ihm seine Tochter Tojo -tama-firne zur
Gemahlinn. Der Gast hing an ihm mit inniger Liebe und verbrachte bei
ihm einen Zeitraum von drei Jahren.
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Kajeri-tamawamu-to suru toki-ni nari-te wata-tsumi-no
kami tai-wo jobi-te sono kutsi-wo saguri-si-ka-ba tsuri-bari-ari.
Koko-ni kono fari-ivo fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto-ni tate-matsuri-
42
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te wosije-matsuri-keralcu: lcono fari-wo imasi mikolo-no irose-n{
cdaje-tdmawamu-toki-ni no-tamawamu-wa obo-tsi, susu-nomi-dzi,
madzi-tsi, uru-ke-dzi-to no-tamai-te i-i-woje-tamawa-ba siri-je-de-
ni tamaje.
Um die Zeit, als er heimkehren sollte, rief der Meergott den
Steinbrassen. Als er dessen Mond untersuchte, fand sich daselbst
der Hamen. Der Meergott überreichte Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto
diesen Hamen und ertheilte ihm die folgende Weisung: Wenn du
diesen Hamen, o Geehrter, deinem älteren Bruder übergeben wirst,
so rufe die Worte: Trauriger Haken! schwerfälliger Haken ! armer
Haken! striemiger Haken! Wenn du diese Worte ausgesprochen
haben wirst, strecke die Hand nach rückwärts und übergib ihn.
Sude-ni-site wani-ivo jobi-atsumebe toi-keraku: ama-tsu
kami-no mi-ko ima kajeri-masi-tiamu-to su. Ora iku-ka-no fodo-ni
idasi-matsuramu. Toki-ni wani-domo ono-ono mi-no naga-sa-no
mani-mani fi-kazu-wo sadamuru-naka-ni fito - firo-wani-na-mo:
[ito fi-no vtsi-ni idasi-matsuramu-to, mawosi-ki. Kare fito-flro-
ivani-wo site okuri-matsurasi-me-ki.
Hierauf rief er die Krokodile zusammen und fragte sie: Der
Sohn der Gottheit des Himmels wird jetzt heimkehren. In wie viel
Tagen werdet ihr ihn hinbringen? — Während die einzelnen
Krokodile nach der Länge ihres Leibes die Zahl der Tage bestimm-
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitnlter.
43
ten, sprach ein eine Klafter messendes Krokodil: Ich werde ihn
binnen einem Tage hinbringen. — Somit Hess er ihm durch das
eine Klafter messende Krokodil das Geleit geben.
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Mata siwo-mitsu-tama siwo-firu-tama futa-kusa-no takara-
mono-wo tatc-matmri sono tamu-wo motsiuru-sama-wo-mo wosije-
matsuri-ki. Muta ivosije-matsuri-kerahu: Ir ose age-ta-wo tsukura-
bn na-ga mikoto-wa kubo-ta-wo tsnkuri-mase. Irose kubo-ta-wo
tsukvra-ba na-ga mikoto-wa age-ta-wo tsukuri-mase. Wata-tsumi-
no kami kakn ne-mo-koro-ni tasuke-matsuri-ki.
Ferner überreichte er ihm zweierlei kostbare Gegenstände:
den Edelstein des Eintrittes der Fluth und den Edelstein des Ein
trittes der Ebbe. Dabei belehrte er ihn, wie er diese Edelsteine zu
gebrauchen habe. Zugleich ertheilte er ihm die folgende Weisung:
Wenn dein älterer Bruder hohe Felder anlegt, so mögest du, o Geehr
ter, niedrige Felder anlegen. Wenn dein älterer Bruder niedrige
Felder anlegt, so mögest du, o Geehrter, hohe Felder anlegen. —
Auf diese Weise leistete ihm der Meergott mit aller Sorgfalt Hilfe.
44
Dr. Pfizmaier
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Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto kajeri-ide-masi-te mowara ivata-
tsumi-no kami-no wosije-no mani-mani okonai-tamai-ki. Oto-no
mikoto siivo-mitsu-tama-wo idasi-tamaje-ba irose te-wo agete
obore-kurusi-meri. Mata siwo-firu-tnma-wo idasi-tamaje-ba taira-
gi-nu. Sovo notsi fo-suseri-no mikoto fi-bi-ni jatsurete: are ma-
dzusi-to, i-i-te iroto-no mikoto-ni sitagai-nu.
Nachdem Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto heimgekehrt war, handelte
er in allem der Weisung des Meergottes gemäss. Als der Geehrte,
der jüngere Bruder, den Edelstein des Eintrittes der Fluth hervor
nahm, erhob der ältere Bruder die Hände, versank und gerieth in
Bedrängniss. Als jener dann den Edelstein des Eintrittes der Ebbe
hervornahm, unterwarf sich der ältere Bruder. Seit dieser Zeit
ward Fo-snseri-no mikoto mit jedem Tage ohnmächtiger und sprach:
Ich bin hilflos. ■— Sofort leistete er dem Geehrten, dem jüngeren
Bruder Gehorsam.
3
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
45
Kore-jori-saki tojo-tama-fime ama-tsu kami-no mi-ko-ni ma-
wosi-tamawaku: ave farameri, uma-tsu kami-no mi-ko-wa una-
wara-ni umi-matsuru-beki-ni arazu, kare mi-ko-umamü-toki-ni-
wa kimi-ga mi-moto-ni ma-iri-namu, a-ga tame-ni umi-beta-ni
ubu-ja-wo tsukuri-te matsi-tamawa-ba uresi-karamasi-to, mawosi-
tamai-ki.
Vordem hatte Tojo-tama-fime zu dem Geehrten, dem Sohne
der Gottheit des Himmels gesagt: Ich bin schwanger, der Sohn der
Gottheit des Himmels darf nicht auf der Fläche des Meeres geboren
werden. Desswegen werde ich zur Zeit, wo ich gebären soll, an
dem Wohnsitz des Gebieters eintreffen. Wenn du für mich an dem
Ufer des Meeres ein Wochenhaus erbaust und daselbst wartest, werde
ich erfreut sein.
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Kare fiko fo-fo-de-mi-no mikoto kajeri-masi-te u-no fa-wo-
motsi-te ubu-ja-wo fuku-ni imada fuki- awasenu-ni tojo-tama-fime
owoki-naru kame-ni nori-te iroto tama-jori-firne-wo i-te umi-wo
terasi-te ma-i-ki-masi-nu. Toki-ni tsuki mitsi-te ko-umu-beki toki-
ni nari-nu. Kare fuki-awasu-wo matazu-te iri-i-tamai-ki.
Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto kehrte jetzt zurück und deckte das
Wochenhaus mit Federn des Tauchers. Das Dach war noch nicht
geschlossen, als Tojo-tama-fime, auf einer grossen Schildkröte
reitend, indess sie ihrer jüngeren Schwester Tama-jori-firne den
46
Dr. Pfizmaier
Weg zeigte und das Meer erleuchtete, herbeikam. Um die Zeit
waren ihre Monde erfüllt, und die Zeit, wo sie gebären sollte, war
gekommen. Ohne daher zu warten, bis das Dach geschlossen sein
würde, trat sie in das Haus und wohnte daselbst.
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Sude-ni-site omo-furu-ni ama-tsu kami-no mi-ko-ni mawosi-
tamawulcu: ave masa-kari-ni mi-ko-umamu-toki na-mi-masi-so-to,
mawosi-tamai-ki. Ama-tsu kami-no mi-ko sono koto-wo ajasi-mi-
masi-te kaki-ma-mi-tamaje-ba ja-firo-wani-ni nari-ki. Koko-ni
ama-tsu kami-no mi-ko-no kaki-ma-mi-si-tamb-koto-wo siri-te
itaku fadzi-urami-tamai-ki. Sude-ni mi-ko are-masi-te notsi-ni
ama-tsu kami-no mi-ko ide-masi-te mi-ko-no mi-na-wa nani-to
tsukete-ba je-kemu, fiko-nugi-sa-take-u-gaju-fuki-ujezu-no mikoto-
to muwosu-besi-to, mawosi-tamb■ Jaga-tc nmi-wo watari-te
makari-nu.
Hierauf sprach sie leichthin zu dem Sohne der Gottheit des
Himmels: Ich werde jetzt eben ein Kind gebären, mögest du um die
Zeit nicht auf mich blicken. — Der Sohn der Gottheit des Himmels
verwunderte sich über diese Worte. Er beobachtete sie heimlich und
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
47
sah, wie sie sieh in ein acht Klafter messendes Krokodil verwandelte.
Da sie wusste, dass der Sohn der Gottheit des Himmels sie heimlich
beobachtet habe, erfüllten sie Scham und Unwillen. Nachdem ihr
Sohn geboren worden, trat der Sohn der Gottheit des Himmels hinzu
und fragte, welchen Namen man diesem Sohne eigentlicli geben
solle. Sie antwortete: Man kann ihn Fiko-nagi-sa-take-U-gaja-fnki-
ajezu-no mikoto (den vornehmen Sohn, den Geehrten des Nicht
geschlossenseins des Daches aus dem Riedgras des Tauchers, des
Kriegsmuthes des Wellenrandes) nennen. — Nachdem sie dies
gesagt, stieg sie sofort in das Meer und verschwand.
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Toki-ni fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto mi-uta-jomi-si-tamawaku:
Oki-tsu tori kamo-dzuku sima-ni loa-ga i-ne-si, imo-iva wasurazi
jo-no koto-goto-mo.
Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto sang hierauf das folgende Lied:
Wo der Vogel in der Bucht, die Ente nahe kommt die Insel, auf ihr
hab’ ich geweilt: die Schwester sie vergess 1 ich nicht, hätte die
Welt ein Ende auch.
Mata iivaku: fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto womina-wo tori-te
tsi-omo ju-omo mata i-i-kami ju-e-to si-tumö. Subete moro-moro-
48
Dr. Pfiz mai er
no tomo-no wo-wo sonaje-okonai-te fitasi-matsuri-ki. Toki-ni kari-
ni adasi womina-wo motsi-i-te mi-ko-wo fitasi-matsuri-ki. Kore
jo-ni tsi-omo-wo tori-te ko-ivo fitasu-koto-no moto-nari.
Ferner wird gesagt: Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto wählte ein
Weib und machte sie zur Milchamme, zur Brühamme, ferner zur
SpeisenkäuerinnundzurBadewärterinn.Im Ganzen hielt ersämmtliche
Genossenschaften bereit und hiess sie den Sohn ernähren. Hierauf
verwendete er vorläufig ein anderes Weib und Hess durch sie seinen
Sohn ernähren. Dass man in dem Zeitalter Ammen nimmt und durch
sie die Kinder ernähren lässt, hat hierin seinen Ursprung.
Kono notsi tojo-tama-fime sono mi-ko kira-ldrasi-to lcikasite
ito kanasi-tu omoi-te mata kajeri-fitasi-ma-tsuramu-to omowose-
domoaru-mazi-ki koto nare-ba iroto tama-jori-fime - wo fitasi-
matsurasi-me-ki.
Als später Tojo-tama-fime von ihrem Sohne sichere Kunde
erhielt, dachte sie mit grossen Schmerzen an ihn und hatte den
Wunsch zurückzukehren und ihn aufzuziehen. Da dies aber
unmöglich war, gab sie ihrer jüngeren Schwester Tama-jori-fime
den Auftrag, ihn zu ernähren.
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
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Toki-ni tojo-tama-fime-no mikoto iama-jori-fime-ni tsukete
tate-matsuri-tamo mi-uta: alca-dama-no fikari-wa ari-to fito-wa
ije-do kimi-ga josoi-si tötoku ari-keri. Subete kono futa-uta-wo
na-dzulcete age-uta-to iü.
Hierauf überreichte die Geehrte Tojo-tama-fime durch ihre
jüngere Schwester Tama-jori-fime das folgende Lied: Dass der
rothe Edelstein mit hellem Glanz begabt, sagen zwar die Menschen,
allein die der Gebieter beut, die Gestalt ist so edel. — Diesen beiden
Liedern gab man den Namen: Die emporgereichten Lieder.
Aus einer anderen Urkunde werden folgende Stellen angeführt:
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/rose fo-suseri-no mikoto-wa umi-satsi-masi, iro-to fo-wori-
no mikoto-iva jamu-satsi-masi-ki. Iroto ureje-samajoi-te umi-beta-
ni masu-toki-ni siwo-tsutsu-no wodzi ajeri. Wodzi mawosaku:
nani-no jn-e-ni kaku ureje-masu. Fo-wori-no mikoto nori-tamö.
Der ältere Bruder Fo-suseri-no mikoto hatte die Ausbeutung
des Meeres, der jüngere Bruder Fo-wori-no mikoto hatte die Ausbeu
tung der Berge. Als der jüngere Bruder wehmuthsvoll klagend an dem
Sitzb. d. phil. hist. CI. XLIX. Bd. II. Hft. 4
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Dr. P f i z m a i e r
Ufer des Meeres weilte, begegnete ihm der Greis der Salzröhren.
Der Greis fragte: Warum bist du so traurig? — Fo-wori-no mikoto
sagte es ihm.
Der jüngere Bruder wird hier unter einem anderen Namen
Fo-wori-no milcoto „der Geehrte des Brechens des Feuers“ ange
führt.
Der Greis der Salzerde heisst hier Siwo-tsutsu-no wodzi „der
Greis der Salzröhren".
Woclzi: na-ureje-tamai-so, are tabakari-namu-to, mawosi-te
fakari-te iwaku: wata-tsumi-no kami-no noru joki uma-wa ja-
firo-wani-nari. Sore fata-wo tatete tutsi-bana-no wo-do-ni wori,
are kare-to tomo-ni fakaramu-to, i-i-te fo-wori-no mikoto-wo i-te
matsuri-te tomo-ni juki-te ajeri-ki.
Der Greis sprach: Betrübe dich nicht, ich werde Rath schaffen.
Nach einigem Erwägen setzte er hinzu: Das Pferd, welches der
Gott des Meeres reitet, ist ein acht Klafter messendes Krokodil.
Dieses weilt, seine Flossen aufrichtend, bei der kleinen Thiire des
Citronenbaumes. Ich werde in Gemeinschaft mit ihm zu Rathe
gehen.—Nachdem er dies gesagt, begab er sich, indem er Fo-wori-
no mikoto voranging, auf den Weg und besuchte es.
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
51
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Kono toki wani fakari-te iwaku: Are ja-ka svgi-te ama-tsu
kami-no mi-ko-wo wata-tsumi-no mi-ja-ni itasi-matsuramu, tada
a-ga kimi-no joki miima fito-firo-wani-iva fito-fi-no utsi-ni itasi-
matsuramu. Kare are kajeri-te kare-wo ide-ki-si-memu, sure-ni
nori-te umi-ni iri-tamaje. Umi-ni iri-tamawamu-told-ni wata-no
naka-ni ono-dzukara-ni umasi wo-bama aramu, sono fama-no
mani-mani ide-masa-ba kanarazu a-ga kimi-no mi-ja-ni itari-
masi-namu. Mi-kado-no i-no fe-ni ju-tsu katsura aramu, sono ki-
no fe-ni id>e-jori-le i-mase-to, mawosu-koto wowari-te umi-ni iri-
ni - ki.
Das Krokodil überlegte jetzt und sprach: Ich werde nach acht
Tagen den Sohn der Gottheit des Himmels zu dem Palaste des
Meergottes bringen, allein das gute Pferd meines Gebieters, das
eine Klafter messende Krokodil wird ihn binnen einem einzigen
Tage dorthin bringen. Ich werde daher zurückkehren und jenes
hierherkommen heissen. Setze dich auf dasselbe und gehe in das
Meer. Wenn du in das Meer gehen wirst, wird in der Mitte des
Meeres ein liebliches kleines Ufer erscheinen. Wandelst du längs
diesem Ufer, so gelangst du gewiss zu dem Palaste meines Gebie
ters. Über einem Baume vor seinem Thore wird sich ein grosser
Zimmtbaum befinden. Auf diesen Baum mögest du steigen und
daselbst verweilen. — Nachdem es diese Worte ausgesprochen,
begab es sich in das Meer.
52
Dr. Pfizmaier
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Kare ama-tsu kami-no mi-ko wani-no ijeru ma-ma-ni todo-
mari-te matsi-tamö-ni ja-ka-mo fe-nu. Fisasi-ku-site fito-firo ivani
ki-tsu, kare nori-te umi-ni iri-masi-ki. Koto-guto-ni saki-no wani-
no wosije-si mani-mani-si-tamd.
Der Sohn der Gottheit des Himmels befolgte, was das Krokodil
gesagt. Indem er an dem Orte sich aufhielt und wartete, vergingen
acht Tage. Endlich erschien das eine Klafter messende Krokodil. Er
setzte sich auf dieses und ging in das Meer. Dabei befolgte er alle
Weisungen, welche das erste Krokodil ihm ertheilf.
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Toki-ni tojo-tama-fime-no ma-ka-tatsi tama-moi-wo motsi-te
i-no midzu-ivo kumu-ni mina-soku-ni fito-lcage-wo mi-te je-kumazu-
te ama-tsu kami-7io mi-ko-wo ögi-mi-teiri-te sonokimi-nimawosaku:
a-ga kimi-no mi-sugurete uruwasi-to omojeru-ni ima mara-fito
aru-wo mire-ba ijo-jo mata faruka-ni sugure- tari.
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
53
Um diese Zeit schöpfte die Dienerin» Tojo-tama-fime s mit einer
aus einem Edelsteine verfertigten Schale das Wasser des Brunnens.
Als sie auf dem Boden des Wassers den Schatten eines Menschen
erblickte, sah sie, ohne noch geschöpft zu haben, empor und erblickte
den Sohn der Gottheit des Himmels. Sie ging sofort zurück und
sprach zu ihrem Gebieter: Ich hatte immer geglaubt, dass unser
Gebieter ausnehmend schön von Gestalt ist. Seit ich aber gesehen,
dass wir einen Gast haben, finde ich, dass dieser ihn noch bei weitem
übertrifTt.
Wata-tsumi-no kami kore-wo kiki-te: kokoro-mimu-to, i-i-te
mi-tsu-no toko-wo makete ire-matsuri-hi. Kolto-ni ama-tsu kami-
no mi-ko fe-tsu toko-ni-site-wa mi-asi-wo nogoi, naka-tsu toko-
ni-site-wa mi-te-wo osi, utsi-tsu toko-ni itari-te-wa ma-toko-ö-
fusuma-no uje-ni ntsi-agumi-ni i-tamai-ki. Wata-tsumi-no kami
kore-wo mi-te ko-wa ama-tsu kami-no mi-ko-ni masu-koto-ivo siri-
te-zo masu-masu ija-mai-matsuri-keru.
Als der Gott des Meeres dies hörte, sprach er: Ich werde es
versuchen. — Er iiess drei Betten bereiten und hiess den Gast sich
in diese begeben. Der Sohn der Gottheit des Himmels wischte an
dem zur Seite befindlichen Bette seine Füsse, an das mittlere Bett
stiess er mit den Händen. Als er zu dem inneren Bette gelangte,
setzte er sich gemächlich über die verhüllende Decke des wahren
Dr. Pfizmaier
54
Bettes. Als der Gott des Meeres dies sah, erkannte er, dass dieser
der Sohn der Gottheit des Himmels sei und behandelte ihn mit noch
grösserer Auszeichnung.
Es wird angenommen, dass der Meergott, als er die ebenmässi-
gen Bewegungen seines Gastes sah, diesen für einen ungewöhnlichen
Menschen gehalten und demnach in ihm den Sohn der Gottheit des
Himmels erkannt habe.
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Wnta-tsumi-no Kami aka-me kutsi-me-wo jobi-te tö. Kutsi-me
kutsi-jori tsuri-bari-wo idasi-te tate-matsuri-ki.
Der Gott des Meeres rief das rothe Weib sammt dem Mund
weib und befragte sie. Das Mundweib nahm aus ihrem Munde den
Hamen und überreichte ihn.
Aka-me „das' rothe Weib“ und Kutsi-me „das Mundweih“
werden sonst für gleichbedeutend und für den Namen eines und
desselben Fisches, des Steinbrassen, gehalten. Hier wird jedoch
zwischen diesen beiden Namen ein Unterschied gemacht.
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Die Beherrscher Japans in dein Sagenzeitalter.
55
Toki-ni wata-tsumi-no kami fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto-ni
tsuri-bari-wo sadzuke-matsuri-te mnwosaku: irose - ui furi - wo
kajesi-tamawamu-toki-ni: imasi-ga umi-no ko ja-so-tsudzuki-made
mculzi-tsi sa-sa-matsi-dzi-to nori-tamaje, i-i-wojete mi-tabi tsubaki-
te ntaje-tamaje. Mata iro-se umi-ni idete tsuri-semu toki ama-tsu
kami-no mi-ko umi- beta-ni masite kaza-wogi-si-tamaje. Sikasi-ta-
niaje-ba are old-tsu kaze fe-tsu kaze-wo okosi faja- nami-wo
utete obor asama.
Der Meergott übergab hierauf Fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto den
Hamen und sprach: Wenn du deinem älteren Bruder den Hamen
zurückgeben wirst, so sprich: Die Söhne, welche du erzeugen wirst,
seien bis zu dem achtzigsten Geschlecht arme Haken, winzige
Haken! Nachdem du dies gesagt, spucke dreimal aus und übergib
ihn. Wenn ferner der ältere Bruder in das Meer gehen wird, um
Fische zu angeln, so weile, o Sohn der Gottheit des Himmels, an
dem Ufer des Meeres und pfeife. Sobald du dies thust, werde ich
einen Wind von der Meerbucht, einen Wind von dem Ufer erregen,
schnelle Wellen emporthiirmen und ihn untersinken machen.
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Fo-wori-no mikoto kajeri-ide-masi-te tsubusa-ni wata-tsumi-
no kami wosije-si muni-mani-si-tamö. Irose tsuri-surn fi-ni nari-
56
Dr. Pfizmaier
te oto-no mikoto umi-beta-ni masi-te uso-fuki-tamö-toki-ni faja-
tsi tatsi-matsi-ni okori-te irose oborete sc-mu sube-ncisi faruka-
ni oto-no mikoto-ni koi-mawosaku: na-ga mikoto fisasi-ku una-
wara-ni masi-te joki waza aramu, sukui-tamaje. Mosi are-wo
ikasi-tamawa-ba umi-tio ko-no ja-so tsudzuki na-ga mikoto-no
mi-kaki-moto-wo fanarezu icazawoki-bito-to nari-namu. Koko-ni
oto-no mikoto uso-fuku-koto-ivo jame-tamaje-ba kaze-mo mata
jami-nu.
Nachdem Fo-ivori-no mikoto zurückgekehlt war, befolgte er
genau die Weisungen, welche der Meergott ihm ertheilt hatte. An
dem Tage, an welchem der ältere Bruder, angelte, weilte der
Geehrte, der jüngere Bruder an dem Ufer des Meeres und plilf. Da
erhob sich plötzlich ein Sturm, der ältere Bruder versank und da er
sich nicht zu helfen wusste, flehte er aus der Ferne zu dem
Geehrten, dem jüngeren Bruder und rief: Du, o Geehrter, befandest
dich lange Zeit auf der Fläche des Meeres, du wirst eine grosse
Fertigkeit besitzen: mögest du mich retten. Wenn du mich am
Leben erhältst, so werden die achtzig Geschlechter der Söhne,
welche ich erzeugen werde, sich von dem Fusse deiner Ringmauern,
o Geehrter, nicht trennen und Gaukler werden. — Der Geehrte,
der jüngere Bruder hörte jetzt zu pfeifen auf, und in demselben
Augenblicke legte sich auch der Sturm.
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to omö-ni mi-kokoro tokezu-te mono-mo no-tamawazu. Koko-ni
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
57
irose ta-fusagi-wo tsuke sowo-ni-wo tana-ura-ni omote-ni nuri-te
sono iroto-ni: are kaku rni - wo kegasi-tsu, toko-si-je-ni na-ga
mikoto-no wazawoki-bito-to nari-namu-to, i-i-te asi-wo agete
fumi-aruki-tsu-tsu, sono obore-si-toki-no ari-sama-wo narai-ki.
Der ältere Bruder erkannte jetzt, dass der jüngere Bruder mit
Macht begabt sei, und war Willens ihm zu gehorchen. Allein dieser
erweichte nicht seinen Sinn, und er sprach kein Wort. Der allere
Bruder legte hierauf den Badegürtel an, strich rothe Farbe auf seine
Handflächen und sein Angesicht und sprach zu dem jüngeren Bruder:
Ich habe mich auf diese Weise beschmutzt, ich werde auf ewig,
o Geehrter, dein Gaukler sein. — Nachdem er dies gesagt, erhob er
den Fuss und ging stampfend einher. Dabei suchte er darzustellen,
wie er in dem Wasser versank.
Indem der ältere Bruder den Badegürtel anlegte, zeigte er sich
nackt. Indem er sein Angesicht durch das Bestreichen mit rother
Farbe verdeckte, zeigte er seine Erniedrigung. Er suchte hierauf
zu zeigen, wie er in dem Wasser versank und erfand auf diese
Weise den Tanz der Gaukler.
Fazime siwo asi-ni tsuku-toki-wa asi-ura-wo nasi, fiza-ni
itaru-toki-wa asi-wo age, momo-ni itaru-toki-wa fasiri-meguri,
kosi-ni itaru-toki-wa, kosi-wo modzije, waki-ni itaru-toki-wa te-
wu mune-ni oki, kubi-ni itaru-toki-wa te-wo agete ta-birokasi-ki.
Sore-jori ima-ni itaru-made tajezu tsukaje-matsuru-nari.
Dr. Pf i z m a i er
58
Anfänglich, als die Fluth die Füsse erreichte, höhlte er die Füsse.
Als sie die Knie erreichte, erhob er die Füsse. Als sie die Schenkel
erreichte, lief er umher. Als sie die Hüften erreichte, schlug er die
Hüften. Als sie die Armhöhlen erreichte, legte er die Hände auf die
Brust. Als sie den Hals erreichte, erhob er die Hände und drehte
die Handflächen. Auf diese Weise währte die Dienstleistung bis zu
dem heutigen Tage ohne Unterbrechung fort.
Kore-jori-saki tojo-tama-fime ide-ki-masi-te mi-ko-umamu-to
suru-toki mi-ma-no mikoto-ni mawosi-tamajeri. Mi-ma-no rnikoto
kiki-tamawozu tojo-toma-fime itaku urami-te mawosnku: a-ga
koto-ivo kiki-tamawazu-te are-ni fadzi-mi-se-tamai-tsu. Kare
ima-jori-notsi-wa a-ga ja-tsu-ko-domo kimi-no moto-ni julci-na-ba
na-kajesi-tamai-so, kimi-no ja-tsu-ko-domo a-ga moto-ni ki-namu-
wo-mo kajesazi. Tsui-ni ma-toko-6-fusuma mata kaja-wo mote
mi-ko-wo tsütsumi-te nagi-sa-ni oki-te sunawatsi kajeri-iri-masi
ki: Kore nmi-ga knnu-ga ai-kajowazaru-koto-no moto-nari
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
59
Noch früher als dies geschehen, war Tojo-tama-fime ange-
koiiimen und brachte zur Zeit, als sie gebären sollte, vor den
Geehrten, den erhabenen Enkel eine Meldung. Der Geehrte, der
erhabene Enkel gab ihren-Worten kein Gehör. Tojo-tama-fime
wurde äusserst unwillig und sprach: Indem du meinen Worten kein
Gehör gabst, hast du mich beschämt. Wenn also von heute ange
fangen meine Sklaven zu deinem Wohnsitz, o Gebieter, hinziehen,
mögest du sie nicht zurückgehen. Wenn deine Sklaven, o Gebieter,
an meinem Wohnsitze ankommen, werde ich sie ebenfalls nicht
zurückgeben. — Sofort wickelte sie ihr Kind in die umhüllende
Decke des wahren Bettes und in Riedgras, legte es an den Wellen
rand und kehrte hierauf in die Heimath zurück. Dies ist der Grund,
wesshalb Meer und festes Land nicht mit einander verkehren.
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Aru-fumi-ni iwaku: mi-ko-wo nagi-sa-ni oki-te-wa fi-ga kofo-
nari. Tojo-tama-fime-no mikoto mi-dzukara idaki-te i-masi-ki.
Fisasi-ku ari-te: ama-tsu kami-no mi-ko-wo kono wata-no naka-
ni oki-matsuru-be-karazu-to, i-i-te tama-jori-fimc-ni idakasi-mete
okuri-idasi-matsuri-ki. Fazime tojo-tama-fime makaru-toki urami-
koto fiukasi, kare fo-wori-no mikoto mata b-mazi-ki koto-wo siri-
masi-te mi-uta-wo okuri-tamajeri. Sono mi-uta-wa kami-ni
mi-je-tari.
In einem Buche heisst es: Dass sie ihren Sohn an dem Wellen
rande niederlegte, ist unrichtig. Tojo-tama-fime-no mikoto nahm ihn
in Selbstheit in die Arme und entfernte sich. Nach längerer Zeit
60
Dr. P f i z m a i e r
sagte sie: Ich darf den Sohn der Gottheit des Himmels in der Mitte
des Meeres nicht niederlegen. — Sie gab ihn daher Tama-jori-
fime in die Arme und liess ihn durch sie herbeibringen. Als l'ojo-
tama-fime schied, war ihr Unwille gross gewesen. Fo-wori-no
miltoto erkannte daher, dass sie nicht mehr mit ihm Zusammentreffen
werde, und er geleitete sie mit einem Liede. Dieses Lied ist oben
vorgekommen.
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Fiko-nagi-sa-take-u-gaja-fuhi-ajezu-no mikoto mi-wobn tama-
jori-fime-wo mi-me-ni si-tamai-te fiko-itsu-se-no mikoto-wo umi-
maseri, tsugi-ni ina-i-no mikoto, tsugi-ni mi-ke-iri-nu-no mikoto,
tsugi-ni kamu-jamato-iware-biko-no mikoto, subete jo-basira-no
mi-ko are-masi-ki. Fisasi-ku-site fiko-nagi-sa-take-u-gaja-fuki-
ajezu-no mikoto taku-tsi-fo-no mi-ja-ni kamu-agari-masi-ki. Kare
fi-muka-no a-fira-no jama-no fe-no mi-sa-zaki-ni wosame-ma-
tsuri-ki.
Fiko-nagi-sa-take-U-gaja-fuki-rijezu-no mikoto nahm seine
Muhme Tama-jori-fime zur Gemahlinn und erzeugte Fiko-itsu-se-no
mikoto. Sein nächster Sohn ist lna-I-no mikoto, diesem zunächst
folgte Mi-ke-iri-nu-no mikoto, hierauf Kamu-jamato-iware-biko-no
mikoto. Es waren im Ganzen vier Stammsöhne. Nach langer Zeit
verschied Fiko-nagi-sa-take-U-gaja-fuki-ajezu-no mikoto göttlich
in dem Palaste Taka-tsi-fo. Er wurde auf der Anhöhe in der Gegend
des Berges A-fira in Fi-muka begraben.
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
61
Fiko-itsu-se-no mikoto bedeutet: der vornehme Sohn, der
Geehrte der fünf Stromschnellen.
Ina-i-no mikoto bedeutet: der Geehrte der gekochten Speise
aus der Reispflanze.
Mi-ke-iri-nu-no mikoto bedeutet: der Geehrte des Feldes, in
welches drei Haare gedrungen.
Kamu-jftmato bedeutet: das göttliche Jamato, wobei Jamato
die Zusammenziehung von Jama-ato „die Spur der Berge“. Die
Bedeutung von Iware in der Verbindung Iware-biko-no mikoto ist
nicht gewiss. In der angewendeten Wörterschrift gibt Iware-biko
den Sinn: „mein vornehmer Sohn der Felsen“ und ist die Zusammen
ziehung von iwa-are-biko. Nach der Sylbenschrift kann jedoch iwa-
are-biko auch „der vornehme Sohn der Öde der Felsen“ bedeuten.
Taka-tsi-fo bedeutet: die hohen zehn Kornähren.
A-fira bedeutet: meine Fläche.
In einer anderen Urkunde wird gesagt:
Madzu fiko-itsu-se-no mikoto are-masi-ki, tsugi-ni ina-i-no
mikoto, tsugi-ni mi-ke-iri-nu-no mikoto, tsugi-ni sa-nu-no mikoto,
kamu-jamata-iware-fiko-no mikoto-to-mo mawosu. Sa-nu-to mawo-
seru-wa mi-tosi wakaku masi-masu-toki-no mi-na-nari■ Notsi-ni
ame-no sita-wo farai-mukete ja-sima-kuni-wo sirosi-mesi-ki. Kare
mi-na-wo tatajete kamu-jamato iware-fiko-no mikoto-to mawosu.
Zuerst wurde Fiko-itsu-se-no mikoto geboren, hierauf lna-1-no
mikoto, zunächst Mi-ke-iri-nu-no mikoto, diesem zunächst Sa-nu-no
62
Dr. P f i l m a i e r
tnikoto. Der letztere heisst auch Kamu-jamato-iware-fiko-no mikoto.
Was den Namen Sa-nu betrifft, so ist dies der Naine, den er in
seinem zarten Alter führte. Später beruhigte er dasjenige, was
unter dem Himmel, und lenkte das Reich der acht Inseln. Indem man
ihm hierauf einen überflüssigen Namen gab, nannte man ihn Kamu-
jamato-iware-fiko-no mikoto.
Sa-nu-no mikoto bedeutet: der Geehrte des schmalen Feldes.
In einer anderen Urkunde wird gesagt:
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Madzu itsu-se-no mikoto are-masi-ki, tsugi-ni mi-ke-nn-no
mikoto, tsugi-ni ina-i-no mikoto, tsugi-ni iware-biko-no mikoto,
mata kamu-jamato-iware-fiko-fo-fo-(le-mi-no mikoto-to mawosu.
Zuerst wurde Itsu-se-no mikoto geboren, diesem zunächst Mi-ke-
nu-no mikoto, hierauf Ina-I-no mikoto und diesem zunächst Iware-
biko-no mikoto. Der letztere heisst auch Kamu-jamato-iware-fiko-
fo-fo-de-mi-no mikoto.
Die Verbindung Fo-fo-de-mi in dem zuletzt angeführten Namen
bedeutet: das Hervortreten und Sichtbarwerden der vielen Flammen.
In einer anderen Urkunde wird gesagt:
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Madzu fiko-itsu-se-no mikoto are-masi-ki, tsugi-ni ina-i-no
mikoto, tsugi-ni kamu-jamato-hvare-fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto,
tsugi-ni waka-mi-ke-nu-no mikoto.
Die Beherrscher Japans in dem Sagenzeitalter.
63
Zuerst wurd e Fiko-itsu-se-no mikoto geboren, hierauf Ina-I
no mikoto, hierauf Kamu-jamato-iware-fiko-fo-fo-de-mi-no mikoto
und diesem zunächst Waka-mi-ke-nu-no mikoto.
Waka-mi-ke-nu-no mikoto bedeutet: der Geehrte des Feldes
der jungen drei Haare.
In einer Urkunde wird noch gesagt:
Madzn fiko-itsu-se-no mikoto are-masi-ki, tsugi-ni iivare-fiko-
fo-fo-do-mi-no mikoto, tsugi-ni fiko ina-i-no mikoto, tsugi-ni mi-ke-
iri-nu-no mikoto.
Zuerst wurde Fiko-itsu-se-no mikoto geboren, hierauf Iware-
fiko-fo-fo-de-mi-7io mikoto, hierauf Fiko-ina-l-no mikoto, diesem
zunächst Mi-ke-iri-nu-no mikoto.
64
Siegel
SITZUNG VOM 19. APRIL 1865.
Bericht der Weisthümer-Commission.
Erstattet von dem Referenten Prof. Dr. Siegel.
Die Commission, welche von der philosophisch-historischen
Classe mit der Ausführung ihres Beschlusses, die österreichischen
Weisthiimer oder Panthaidinge zu sammeln und herauszugeben, im
verflossenen Jahre betraut wurde, war sofort sich bewusst, dass es
hier um ein Unternehmen sich handle, zu dessen glücklichem Gelingen
Viele beitragen müssen. Sie begann daher ihre Thätigkeit mit einer
Appellation an den Gemeinsinn derer, die im Besitze solcher Urkunden
sich befänden und erbat sich zu diesem Zwecke die Mitwirkung und
Unterstützung der Landesausschüsse der Königreiche und Länder.
Indem nun heute der erste Bericht über das in Jahresfrist Ge
leistete erstattet wird, erfüllt die Commission eine angenehme Pflicht,
wenn sie vor Allem des freundlichen Entgegenkommens und der
wirksamen Förderung gedenkt, welche wir von der Mehrzahl der
Landesausschüsse erfahren haben. Sodann spricht die Commission
den Dank allen denen aus, welche unsere Zwecke in irgend einer
Weise förderten, sei es durch gehaltene Nachforschungen, durch
gegebene Auskünfte und Nachweisungen, sowie durch Zusendung von
Urbarien und Panthaidingsbüchern oder Mittheilung selbst gefertigter
Abschriften. Solcher Theilnahme und Unterstützung hatten wir uns
namentlich zu erfreuen von dem Stifte Admont, von dem hochw. Abte
Honorius des Stiftes Altenburg, von Sr. Durchlaucht dem Fürsten
Philipp Batthyany, von Herrn Professor Dr. Bischof! - in Lemberg, von
Herrn Brenner, Bürgermeister in Bruck an der Leitha, von dem
Bericht der Weisthümer-Commission.
65
k. k. Bezirksamte Brixen, von Herrn Czepan, Gemeindebeamten in
Zwittau, von dem k. k. Bezirksamte Eisenerz, von der Gemeinde
vorstehung der Stadt Enns, von dem Chorherrenstifte St. Florian, von
dem hochw. P. Fries in Seitenstetten, von der Markt-Gemeinde
vorstehung Golling, von Herrn Haas, Bürgermeister von Braunau, von
Herrn Hafferl, öffentlichem Agenten in Lambach, von dem k. k.
Bezirksamte Hall in Tirol, von dem k. k. Bezirksamte Hallein, von der
gräflich Henkel von Donnersmark’schen Eisenwerks-Direction zu
Wolfsberg, von Frau Hirsch, Gutsbesitzerinn zu Olbendorf in Schlesien,
von Herrn Hocke, k. k. Notar in Linz, von Herrn Hoppe in Gumpolds
kirchen, von dem Marktmagistrate Imst, von der fiirstbischöflichen
Cameraldirection Johannisberg in Schlesien, von unserem wirk
lichen Mitgliede Herrn Kandier in Triest, von dem Stifte Klosterneu
burg, von dem hochw. P. Bieringer, Stiftsarchivar in Kremsmünster,
von dem hochw. P. Schneider, Stiftsarcliivar in Lambach, von dem
Magistrate zu Lemberg, von dem hochw. Herrn Enengel, Rentmeister
des Stiftes Lilienfeld, von dem Domcapitel zu Linz, vom k. k.
Bezirksamte Lofer, von der fürstlich Auersperg’schen Gutsverwaltung
zu Losensteinleiten, von dem hochw. Abt Ludwig des Stiftes Seiten
stetten, von dem Stiftsdecanate zu Mattsee, von dem k. k. Bezirks
amte St. Michael im Lungau, von dem Stifte Michaelheuren, von dem
k. k. Bezirksamte Neumarkt, von dem Stifte Nonberg, von dem
Stifte St. Paul in Kärnten, von dem Stifte St. Peter in Salzburg, von
dem Herrn Reitbök, Wundarzte in Wien, von der Gesellschaft für
Landeskunde in Salzburg, von der k. k. Landesregierung und dem
k. k. Steueramte in Salzburg, von Herrn Dr. Schröder in Bonn am
Rhein, von dem k. k. Bezirksamte Taxenbach, von Herrn Thaler,
Pfarrer in Kuens, von dem fürstbischöflichen Ordinariate in Trient,
von Herrn Tinkhauser, k. k. Conservator in Brixen, von dem Vereine
für Geschichte der Deutschen in Böhmen, von dem hochw. Abte
Vincenz des Stiftes Rein in Steiermark, von der Gemeindevorstehung
Wagram, von dem k. k. Bezirksamte Werfen, von dem Stifte
Wilhering, von dem k. k. Bezirksamte Windisch-Matrei, von dem
k. k. Bezirksamte Zell in Tirol, von dem Herrn Dr. Zelinka, Bürger
meister in Wien und von dem hochw. Canonieus Zwerger in Trient.
Erfolglos blieben angestellte Untersuchungen in dem Archive
der Stadt Baden bei Wien, in der gräflich Seilern’schen Litschauer
Amtskanzlei, in dem Amtsarchive der fürstlich Auersperg’schen Herr-
Sitzk- d. phil.-hist. CI. L. Bd. 1. Ilit. ä
66
Siegel
schaft Kaia und Niederfladnitz, in der Registratur des fürstlich
Schwarzenberg’schen Gutes Neuwaldegg und in den Archiven der
niederösterreichischen Herrschaften seiner Durchlaucht des souveränen
Fürsten von und zu Liechtenstein. Die Anzeigen hiervon, erstattet
an den niederösterreichischen Landesausschuss, sind uns durch
letzteren zugemittelt worden und wir müssen hervorheben, wie will
kommen seihst Mittheilungen dieser Art sind, wodurch etwaige
unnöthige Schritte in Zukunft von vorne herein ausgeschlossen
werden.
Die zur Abschrift eingesendeten Panthaidingbücher und Urbare
sind, letztere soweit sie auf das Unternehmen bezügliche Bestand-
theile enthielten, sämmtlich bereits copiert, und zwar nach bestimmten
orthographischen Regeln, welche von dem Commissions-Mitgliede
Pfeiffer aufgestellt wurden. Bei der Nothwendigkeit, bisweilen ein
Wort mit der Handschrift und ihren oft räthselhaften Zügen nochmals
vergleichen zu müssen, haben wir bis jetzt mit der Rückstellung der
Manuscripte gezögert. Ein eigener Schrank in der Kanzlei der
kaiserlichen Akademie umschliesst das anvertraute Gut.
Durch Übermittlung selbstgefertigter Abschriften haben sich
einen Anspruch auf besonderen Dank erworben die Stifter Altenburg,
St. Florian, Kremsmünster, Lambach, Seitenstetten und die Salz
burger Gesellschaft für Landeskunde. Ausserdem wurde der Commission
zu Eigenthum überlassen der Grimm'sche Nachlass, soweit er sich
auf Österreich bezog. Wir verdanken dieses Geschenk der Initiative
des mit der Vollendung der Grimm’schen Sammlung betrauten Herrn
Dr. Schröder in Bonn, dessen Antrag seitens der Erben des Verstor
benen und der historischen Commission bei der königlichen Akademie
der Wissenschaften zu München bereitwillige Genehmigung fand.
Der Nachlass enthält Abschriften niederösterreichischer Thaidinge, von
welchen eine beträchtliche Zahl der Sammlung des k. k. Finanz-
ministerial-Archives entnommen ist. Leider war letztere zur Zeit der
Schenkung bereits im Aufträge der Commission copiert worden, so
dass wir nun eine Reihe von Doubletten besitzen.
Ausser dem früheren Hofkammer-, jetzigen Finanzministerial-
Archive wurde von der Commission das niederösterreichische Lan
desarchiv untersucht, jedoch ohne Erfolg. Dagegen lieferte ein
erfreuliches Ergebniss das gräflich Wurmbrand’sche Archiv zu
Steiersberg, welches im Aufträge der Commission ausgebeutet wurde
Bericht der Weisthümer-Commission.
67
durch Herrn Rechenmacher, Realgymnasiallehrer in Raden, dem die
Ordnung jenes Archives übertragen ist. Gegenwärtig sind die Herren
Dr. Lamhl und Strobel mit der Copierung des Nachlasses von Kal-
tenbaeek beschäftigt, den die k. k. Hofbibliothek erworben, und für
dessen liberale Benützung wir sowohl der Direction als dem hohen
k. k. Obersthofmeisteramte Dank schulden.
Ziehen wir jetzt die Summe des Erwerbes im abgelaufenen ersten
Jahre, so ergibt sich eine Sammlung druckbereiter, theilweise mit
einem oder mehreren weiteren Codices collationirter Abschriften von
106 grösstentheils sehr umfassenden und desshalb besonders werth
vollen Panthaidingen von 103 Gerichten, welche sich auf sieben
verschiedene Kronländer vertheilen. Und zwar sind die Gerichte
nach der Buchstabenreihe geordnet, folgende:
Albrechtsberg in Niederösterreich,
Allhaming „ Oberösterreich,
Aigisbrun „ Salzburg,
Altenthan „ „
Brühl „ Niederösterreich,
Böheimkirchen „ „
Dörnbach „ Niederösterreich,
- Dresdorf „ „
Dürnitz und Hainfeld in „
Ebersdorf „ „
Erdberg s. SchifTsstrass,
Etzdorf in Niederösterreich,
Gablitz s. Purkersdorf,
Gallen St. in Steiermark,
Gaming „ Niederösterreich,
Garstenthal „ Oberösterreich,
Ginselsdorf „ Niederösterreich,
Glanegg „ Oberösterreich,
Gnadendorf „ Niederösterreich,
Gobelsburg „ „
Göstling s. Holnstein,
Golling in Salzburg,
Grafenberg,Roseldorf,Witzleinsdorf, Hainfeld in Niederösterreich,
bei Greizenstein in Niederösterreich,
Griesser Roth zu Hallein in Salzburg,
68
Siegel
Gschwendt in Niederösterreich,
Gumpendorf „ »
Gumpoldskirchen in „
Guttenstein „ „
Hainfeld s. Dürnitz und Grafenberg,
Hallein s. Griesser Roth,
Hanifthal in Niederösterreich,
Hasbach „ „
Hausheim s. Neunhofen,
Heiligenstadt s. Nussdorf,
Hochenburg (zwei) in Niederösterreich,
Höclifeld in Oberösterreich,
Holnstein und Göstling in Niederösterreich,
Huetenstein in Oberösterreich,
Kaltenleutgeben s. Purkersdorf,
Kessendorf in Salzburg,
Kirchling (zwei) in Niederösterreich,
Klamm s. Stuppach,
Königwiesen in Niederösterreich,
Köstendorf „ Salzburg,
Kremsmünster in Oberösterreich,
Laa „ Niederösterreich,
Laah s. Purkersdorf,
Läcli in Niederösterreich,
Lambach in Oberösterreich,
Lebarn-Langen in Niederösterreich,
Lengberg „ Kärnten,
Leobendorf „ Niederösterreich,
Lichtenfels „ „
Lilienfeld „ „
Lofer „ Salzburg,
Losensteinleiten „ Oberösterreich,
Lostein „ „
Lungau „ Salzburg,
Markersdorf „ Niederösterreich,
Matzles s. Ulrichsschlag,
Meiseidorf in Niederösterreich,
Michael St. Markt in Salzburg,
Bericht der Weisthümer-Commission.
69
Neidharting in Oberösterreich,
Neuhofen und Rohr in Niederösterreich,
Neuhofen, Rohr und Hausheim in Niederösterreich,
Neustadt an der Oder in Schlesien,
Nodendorf in Niederösterreich,
Nonberg „ Salzburg,
Nussdorf und Heiligenstadt in Niederösterreich,
Paasdorf in Niederösterreich,
Patzmannsdorf in „
Paul St. „ Kärnten,
Perchtolsdorf „ Niederösterreich,
Peter St. in der Au in „
Pisting „ „
Praitenau „ Oberösterreich,
Purkersdorf „ Niederösterreich,
Purkersdorf, Gablitz, Laab, Kaltenleutgeben in Niederösterreich,
Rachsendorf in Niederösterreich,
Radebrunn „ „
Rainblach „ „
Rannersdorf s. Thomassei,
Rauris in Salzburg,
Rein „ Steiermark,
Rohr s. Neuhofen,
Roseldorf s. Grafenberg und Stretzing,
Salzburger Pfleggericht in Salzburg,
Schiffsstrass und Erdberg (zwei) in Niederösterreich,
Schmidsberg in Niederösterreich,
Solenau „ „
Stickelberg „ „
Stretzing „ „
Stretzing und Roseldorf in Niederösterreich,
Stuppach und Klam „ „
Taxenbach in Salzburg,
Thomassei, Ulrichskirchen, Rannersdorf in Niederösterreich,
Ulrichsschlag und Matzles in Niederösterreich,
Ulrichskirchen s. Thomassei,
Vöklamarkt in Salzburg,
Wachau-Thal „ Niederösterreich,
70
Siegel
Waidhofen in Niederösterreich,
Wartenfels „ Salzburg,
Wegscheid „ Niederösterreich,
Weinzierl „ „
Welbling-Nieder in „
Werder unterhalb der Donau in Niederösterreich,
Werfen in Salzburg,
Wieting „ Kärnthen,
Wilhelmsburg in Niederösterreich,
Wilhering „ Oberösterreich,
Windhag (zwei) in „
Wolkersdorf-Hohen in Niederösterreich,
Wolmuntsberg „ „
Zell im Zillerthal „ Tirol,
Ziersdorf „ Niederösterreich,
Zistersdorf „ „
Zwettl-Kurzen „ „
In der Vorrede zu seinen Rechtsalterthümern sagt Jakob Grimm:
in allen deutschen Strichen, wo Slaven sitzen, gibt es durchaus
keine (Weisthümer), namentlich nicht in Ober-Sachsen, Meissen,
Brandenburg, Meklenburg, Pommern, Schlesien, Lausitz, Mähren,
Steier, Kärnten. Noch bis zur Stunde ist diese Meinung für die
ausserösterreichischen Länder mit gemischter Bevölkerung nicht
widerlegt durch die Auffindung derartiger Urkunden, während sie für
Böhmen durch Rössler, für Mähren durch Chlumecky als unbegründet
erwiesen wurde. Mit Befriedigung wird man wahrnehmen, dass
unsere Sammlung durch eine Reihe bisher unbekannter Denkmäler
auch für Steiermark, Kärnten und durch das freilich wenig umfang
reiche Stück einer Rügung seihst für Schlesien das Gegentheil
erweist. Bei der eigenthiimlichen weiteren Bedeutung, welche den
Denkmälern in diesen Ländern zukommt, bei der nationalen Bedeutung
für die Deutschen wie Slaven, für die Rechtsscheide und Sprach
grenzen in früheren Jahrhunderten ist es doppelt zu bedauern, dass
bis jetzt weder die Zahl der im 17. Bande der Archivs aus Mähren
mitgetheilten deutschen und slavischen Thaidinge sich vermehrt hat,
noch der von Rössler veröffentlichten Tschernowitzer Rüge aus Böh
men andere sich zugesellt haben. Indessen geben wir die Hoffnung
nicht auf. Berichtet doch Rössler in seinem 1847 erschienenen
Bericht der Weisthümer-Commission.
71
Schriftehen über die Bedeutung und Behandlung der Geschichte des
Rechtes in Österreich S. XXX: schon den ersten Versuch, derlei
Rechtsdenkmälern in Böhmen nachzuforschen, lohnte der Erfolg;
eine bedeutende Anzahl von Aufzeichnungen dieser Art liegt uns
bereits vor . . . Unter dem Namen Artikel kommen in Böhmen auch
bei einzelnen Gemeinden des mittleren Landes ganz böhmische Weis-
thümer vor. — Leider hat sich Nichts vorgefunden in dem Nachlasse
Rössler’s, welcher an den Verein für die Geschichte der Deutschen in
Böhmen gekommen, dessen Ehrenmitglied der Verstorbene war.
Jedenfalls aber steht die Thatsaelie fest, dass solche Urkunden vor
handen waren, und da alle Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dass
auch jetzt noch solche existiren, so dürfen wir das Beste erwarten,
nach dem nunmehr an der Stelle des Landesausscliusses der vorge
nannte Verein der Sache mit Wärme sich angenommen hat. Möge der
zweite Bericht welcher von dem Beginne der Herausgabe der Thai
dinge eines rein deutschen Kronlandes bereits Mittheilung machen
wird, auch aus diesen Ländern weitere Erfolge verzeichnen können!
72
SITZUNG VOM 26. APRIL 1865.
Die historische Commission erhielt zugesandt zur Aufnahme in
ihre Puhlicationen von Herrn Dr. Grünhagen in Breslau: „Die
Correspondenz der Stadt Breslau mit Karl IV. in den Jahren 1347 —
1355.“
Dann wird der Classe vorgelegt ein von Herrn Dr. Mitter-
rutzner in Brixen eingesandtes Manuscript: „Die Dinka-Sprache
in Central-Afrika. Kurze Grammatik, Text und Wörterhuch“; —
mit dem Ansuchen, für den Druck desselben eine Unterstützung von
der Akademie zu erwirken.
I>. S. Heiniseh, Über den phon. Werth eines Hieroglyphenzeichens.
73
Über den phonetischen Werth eines Hieroglyphenzeichens.
Von Dr. S. ftcinisch.
Die Bedeutung des Zeichens ^ hat zum Tlieil bereits Cham-
pollion ermittelt, dagegen blieb der phonetische Werth desselben
noch bis gegenwärtig unbekannt. Über das Bild und die Bedeutung
des Zeichens äussert sich Champollion folgender Massen:
„ ^, Vimage d'nn sceau et de deux fouets, msignes de la pnis-
sance royale; ce verbe symbolique est employe poar exprimer les
idees etre soumis, etre subjugue“ *)•
Was das äussere Bild des angeführten Zeichens anbelangt, so
stellt dasselbe nach Champollion einen Siegelring mit zwei Geis-
seln dar 2 ), ebenso trifft die Bedeutung des Zeichens wie sie
Champollion bestimmt hat, thatsächlich in einer grossen Anzahl
von Fällen zu, in denen es in der hieroglyphischen Schrift angewendet
erscheint, obgleich sich dieselbe nicht auf alle vorkommenden Fälle
ausdehnen lässt.
Aus einer Zusammenstellung von Beispielen, welche ich über
den Gebrauch und die Phonetik des Zeichens ^ gesammelt habe,
ergibt sich, dass demselben folgende Bedeutungen zukommen:
1. AlsHauplbedeutung dießegriffe: vereinigen, verbinden,
zusammenfügen. So heisst es im Todtenbuche vom Verstor
benen 3 ):
*) Champollion, Dictionnaire egypt. pag. 305, nr. 351. Grammaire, pag. 360.
2 ) Vereinigung der Symbole für die legislative (Siegel) und executive (Geissei) Ge
walt des Königs.
3 ) Todtenb. Cap. 147, 27.
74
Dr. S. R e i n i s c h
TIA“ fi * U 4f ~ 3,ili
naznut.nafi) Asar mo mci-yit.ru, —.naf saK.uf
es hilft ihm Osiris in der Rechtfertigung, er vereinigt seine Gebeine,
™ {m*
saq.naf Rk.uf
er fügt zusammen seine Glieder.
In diesem angeführten Beispiel erscheint ^ als Synonymon
vom Verbum dessen Phonetik sa, saBaq, saq und saruq ist.
Die zuerst angegebene Phonetik erhellt aus folgenden Worten,
welche der Todtengenius Qabahsanuf in einer Sarkophaginschrift
in Sir Soane's Museum an den Verstorbenen richtet: 8 )
i\ A VlLX
I JJ M 1hvwwA 1 jO\ l\ ™ -W
nuka sa.k ai.na un.na mo sa.uk . . . d.nak
ich dein Sohn bin gekommen, dass ich sei zu deiner Stütze; ich vereinige dir
1 ) Über die Phonetik von t vgl. ST-4 naznuti (Lepsius, Denkm. II,
149, h. 16) ; die Bedeutung des Zeichens ist aus dem Epitheton des Horus in der
Inschrift von Rosette: ^ ^ 7 ‘*'7“ 1 naznut tuf.af = 6 inay.yvag toj jrarpi
avTOV bekannt. Aus der hieroglyphischen Legende: H'ur naznut tuf.af ist nach
Rouge’s Vermuthung der ägyptisch - griechische Eigenname ’Apevöorvjs oder
’Opevro'njs entstanden (Rev. arch. 1861 II, pag. 210).
2 ) Die Phonetik des Zeichens ^ sattu ist von Rouge ermittelt worden; vgl. Journal
asiat. 1868, tom. XI, pag. 626. Nach Rouge kommt demselben unter andern die
Bedeutung cadaver zu; aber aus einem Passus der Stele Metternich ist zu ersehen,
dass das Zeichen ^ Kniegelenk und wegen des Parallelismus mit | und
jj ^ überhaupt Gel e nk bedeute. In der erwähnten Stelle werden die Glieder
der heiligen Sonnenkatze der Reihe nach aufgezählt; zwischen den Bezeichnungen
<=>//
****** u 51 un( * 1 befindet sich der Ausdruck saftu in folgender Verbindung:
sim-s
3 111
^ *****
14 © n a
1 f ***** I ^
mau tun sallu.t safiu na Xunsu yuns
(o du)Katze! deine Gelenke (sind) die Gelenke des Gottes Chunsu, (welcher)
diese, durchwandert
ZI — o«
lata nali rd adfl.
alle Länder ewiglich.
3 ) Sharpe, Egypt. Inscr. pl. 63, B.
Über den phonetischen Werth eines Hieroglyphenzeichens.
75
Idi a 1= t!
saR.uk sa.nak ä.t.uk ana.nak Ruti.k
deine Gelenke, ich füge zusammen deine Glieder, ich bringe dir dein Herz
m r £
ta.su Rur as.t.af mo yat.ak
(und) lege es an seinen Ort in deinem Leibe.
Derselbe Todtengenius sagt in einer Sarkophaginschrift des
britischen Museums zum Verstorbenen: >)
q . iw« I n I i O - - t
PjÄ tm
.... nak saR.uk nu.nak ä.tulc saRaq.na Ra.uk
ich vereinige deine Gelenke, ich verbinde deine ich füge deine Körper-
Glieder, zusammen theile.
In gleicher Weise redet der Todtengenius Amsath in einer
Sarginschrift des Berliner Museums den Verstorbenen an: 2 )
m «= — i.!” m-
ai.na un.na mo sa.k .... d.a.nak saR.uk
ich bin damit ich sei zu deiner Stütze, ich vereinige dir deine Gelenke,
gekommen,
saq.a.nak ä.t.uk an.a.nak Ruti.k ta.na.nas Rur as.as
ich füge zusammen deine ich bringe dir dein Herz (und) lege es an seinen
Glieder, Ort.
Mit der Phonetik saruq kommt das Zeichen in folgender
Stelle vor:c)
. . . . nak saRu.k saruq.nalc ä.t.uk
ich vereinige dir deine Gelenke, ich füge dir zusammen deine Glieder.
Ebenso findet man das Zeichen ^ in Parallelismus mit andern
Ausdrücken, welche die Begriffe verbinden, umfassen, ein-
scliliessen bezeichnen. So sagt in der angeführten Sarkophag
inschrift des britischen Museums der Todtengenius Amsath mit
Beziehung auf den selig Abgeschiedenen: 4 )
*) Sharpe, 1. c. pl. 74, 23.
2 ) Lepsius, Denkin. III, 276, b.
3 ) Lepsius, a. a. 0. III, 271. <1.
4 ) Sharpe, I. c. pl. 76. B. 9.
76
Dr. S. ßeinisch
%
VI
sati aq.na af.af
IU
Ra.uf
' * <■_
na a.t.uf nu.na
ich füge sein Fleisch, ich vereinige seine Glieder, ich verbinde seine Gelenke,
zusammen
In derselben Inschrift spricht zum Verstorbenen der Gott
Anubis: >)
pta 5*-^ “Hi
sanab. a mun.uk t’as.na.nak aa.uk
l
ii
U
i
. . . na.nak saJiu.k
ich heile deine Gebrechen, ich richte deine Glieder, ich vereinige dir deine
dir ein Gelenke.
Ebendaselbst heisst es von der Göttinn Nephthys: 3 )
=3 P
t'as.as tup.ak anaq.as.nak
AP
J | | |
sabuk ... a.as.nak ci.t.uk
sie richtet auf dein sie führt dir deine Gelenke, sie vereinigt deine Glieder,
Haupt, zusammen dir
if- P?^P!S:>
tas.nak tu ru fand.ak anay.uk saruq.as 3 ) abuti.k
sie spendet dir Athem in deine Nase, (dass) du sie hauchtAthem in deine
lebest, Kehle,
^ /«WWt /**MNA A. J I I I
anaq.nas.nak ä.t.uk nab
sie umschliesst dir 4 ) deine Glieder alle.
J ) Sharp e, l. c. pl. 76, D. 22.
a ) A. a. 0. pl. 77, 5.
3 ) Das Wort bedeutet eigentlich Höhlung; dies erhellt aus der Stele Metternich, in
welcher dasselbe in folgender Verbindung angewendet ist:
w, - -s* -»' v —’ ~
JIM Ä Ä Ä —
mau tun Huti.t Jluti na Taud naV ma.t
(o du) diese dein Herz ist das Herz des Thot, des Herrn der Wahrheit, (welcher)
Katze,
in-
rutd naf.t naf ru saruq atiuti.t
gibt dir Hauch in die Höhlung deines Schlundes.
^) Über das Verb anaq als Synonym von
mäler in Miramar, S. 135-
L®
fiupat,
vgl. die ägyptischen Denk-
Über den phonetischen Werth eines Hieroglyphenzeichens.
77
In derselben Sarkophaginschrift wird dem Verstorbenen das
Versprechen gemacht t):
° * Ä ^vw*^ £1 I ^ i ^ 1 I I .J.p. ^ J) I I I I
fas.tu.nak tup.ak anuq.nak saKu.k sabaq.nak a.t.uk
aufgerichtet wird dir dein vereinigt deine zusammengefügt deine Glieder.
Haupt, werden dir Gelenke, dir
Aus der Bedeutung vereinigen Jemanden etwas, ent
wickelt sich:
2. die abgeleitete: schenken, gehen, verleihen. In dieser
Bedeutung findet man den Ausdruck ^ in Parallelismus mit A—i kt,
geben, verleihen und andern synonymen Bezeichnungen. So liest
man in der Inschrift des Tempels zu Luqsor, dass der Gott Ammon
dem König Amenophis IV a ):
ta.nanaf bub . . . d.nanaf zat ta.u nali.it
er hat ge- für eine Ewigkeit, er hat gespen- für eine unend- Länder alle,
geben ihm det ihm liehe Zeit
— III
anatu nab
Völker alle
n 1P-
dum gar tubti.f
gefesselt unter seine Sandalen.
In der Inschrift der Felsenstele zu Hamamät heisst es von Ammon
mit Beziehung auf den König Ramses II3) ;
....d.af.naf
er hat gegeben ihm
^ III
III III
padamu 4 )
die Barbaren
dumam
gefesselt
mo Xufct.f
in seine Hand.
In einer Inschrift zu Theben machen die Götter demselben König
folgendes Versprechen 5 ):
1 ) Sharp e, 1. c. pl. 74, A.
2 ) Lepsius, Denkm. III, 7ö, b.
3 ) Lepsius, a. a. 0. III, 223, c, 7.
4 ) Vgl. über diese Phonetik Birch in der Itev. arch. 1863. Nouv. Ser. ann. IV
tom. II. pg. 436.
5 ) Brugsch, Recueil de monumens, pl. LII, nr. 1. Brugsch übersetzt diesen Satz
1. c. p. 63: nous sommes venus Vers toi, nos bras charges d’ofl’randcs choisies des
tneilleurs produits. Nous t'offrons toutcs les places, c.vceltentcs par tonte sorte de
production.
78
Dr. S. Reinisch
n
ai.nanu yur.uk aa.nu gar Kutup.t apar
wir sind gekommen zu dir, unsere Hände mit Gaben auserlesensten
(sind versehen)
ai.nanu yur.dk aa.nu
*= U; iL V ZZ J — t
mo qa.u') äq.u ...d. nu. nah da naß
in
nak da nad nafar
von den Getreiden und Broden; wir spenden dir Orte alle gut
mo rud nad
durch Bäume jeglicher Art.
Gleichfalls aus der Hauptbedeutung vereinigen entwickeln sich:
3. die adverbialen Begriffe und, mit, zusammen, welche in
den Texten dem Zeichen ^ zukommen. So findet man statt der stets
immerdar, wörtlich ewig mit (und) unendlich, häufig auch die Ver
bindung j}©}^ Ruh ...d zat 2 ).
In der Bedeutung zusammen kommt das Zeichen in einer
Inschrift auf Philä vor, worin gemeldet wird, dass der Kaiser Tiberius
dem Tempel der Muttergöttinn Isis ein an den beiden Seiten des Nils
gelegenes Ländergebiet zum Geschenke gemacht habe, welches um
fasste 3 ):
ar XII Kur amunt ar XII Kur adt ru ....
Ar 12 im Westen, Ar 12 im Osten, machend zusammen
f qa vgl. kopt. tfo plantare, n l To, semen, planta, kommt in den Texten
gewöhnlich mit hiu, vgl. kopt. <£e, nichts, §e-HOTrqi, abundantia,
2: i I -A
fertilitas, annona bona, verbunden vor; vffl. Todtenb. 104, 2:
qa.u ru asa.t aru ru sa.zafa.u pat.u na nutur.u aau, ich komme auf Befehl des
Gottes Ra mit Früchten und Getreide zur Stätte, damit sie liefern Nahrung und
Brode für die grossen Götter.
2 ) R o s e 11 i n i, Monum. Real. tav. XXXIX, 2.
*) Brugseh, Rec. de mon. pl. LXX1X, 1.
Über den phonetischen Werth eines Hieroglyphenzeichens.
79
i-A
ar
Ar
n n
n ii
XXIV
24
* 1-V^ä
zar
I
Takamsa rumun Sunnu
Takompso bis Syene.
Dieses Landgebiet von Tachompso (Ta^op^d)) bis Syene, das
Aoidey.ärryjjivog des Ptolemäos J ), wurde bereits von Ptolemäos Philo
metor I dem genannten Tempel abgetreten; in dieser letzteren
Schenkungsurkunde wird der Dodekaschoinos also bestimmt 2 ):
%
na
von
eee —■
■ eee©
Takamsa
Tachompso
I NW- I
sä
bis
Avwwwv ©
Sun
Syene
\<=>iA
t
i
ar
Ar
n
11
XII Kur
12 im
■f©
aßt
nati
na
ar
= M
ar XII amunti
Ar 12 im
Westen,
n n
1111
XXIV
ar
Osten, welche ausmachen Ar 24.
In diesem Beispiele ist das obige Zeichen ^ durch die Gruppe
_ it welches ausmacht = zusammen, Summe um
schrieben.
In dieser zuletzt angeführten Bedeutung kehrt das Zeichen ^
hei Summirungen unzählig oft in den Texten vor; ich erinnere des
Beispiels halber nur noch an die Aufzählung der Tribute in den
Annalen Thutmosis III.
4. In den Kriegs- und Siegesberichten der Pharaonen wird das
Zeichen ^ auch in der Bedeutung unterwerfen, unterwürfig
machen oder —sein gebraucht, welcher Ausdruck auf Länder und
Völker angewendet wird, die von den Pharaonen dem ägyptischen
Beiche einverleibt, mit demselben vereinigt wurden.
So sagt z. B. der Gott Ammon in der Inschrift des Tempels in
Redesieh zum König Seti I 3 ):
M i £ rü w ° ii—
ta.nanalt rus ma maK.ti gar tuKti.k
ich gebe dir den Süden wie den Norden unterworfen unter deine Sandalen.
O Vgl. auch H e r o d O t II, 29.
a ) Brugsch, Geogr. Inschi'. Bd. I, Taf. X, nr. 3S6, b.
3 ) Lepsius, Denkm. III, 139, a.
80
Dr. S. R e i n i s c h
In dieser angegebenen Bedeutung steht ^ häufig in Parallelis
mus mit Ausdrücken, welche besiegen, unterjochen bedeuten
oder findet sich an Stelle der erwähnten Bezeichnungen. So heisst es
von Ramses II in der Inschrift des Tempels zu Ibsambul ‘):
m ^ j!rt
sad . . . d mo nayut patpat Basat.u Kur-tup du.u.sat
er hat be- gebändigt mit Macht, zerstreut die Barbaren auf ihren Bergen,
siegt,
In der Inschrift des Grabes 18 zu Abd-el-Qurna heisst es von
einem König der XX Dynastie a ):
E'tz St 2. 11—— X
ta.n naB.u Ka.unaB.ii . . . gar tuBti.k mun yumf.tu äa.k
Länder alle, Insel alle sind unter- unter deine San- nicht wird wider- deinen
worfen dalen, standen Armen.
Statt ^ findet man in der angegebenen Verbindung synonyme
Ausdrücke gesetzt, als: ® yiir, schlagen, niederwerfen,
o'&pi, uj&pi, ui&evp, percutere; ®J^ yuB, beugen, krümmen,
gehorsam sein (in der Ptolemäerzeit agaB und ^^ gaB),
kopt. nwcoAe, weiße, vi cogere, vexare; ®J ^ x n , n , -yiituB,
satiB, schlagen, niederwerfen, tödten, kopt. srnrefi,
^wTefi, interficere, oandere; <=> , rä, werfen, kopt. pe, f'acere;
i*« sanaK, fesseln, binden, kopt. como, ligare; dum,
fesseln, kopt. tmwi, conjungere u. s. w.
So sagt in einer Inschrift auf Philä der Gott Horus zu Ptole-
mäos IX 8 ).
n If-
yur gar tuBti.k
ich gebe dir die Barbaren unterworfen unter deine Sandalen.
ta.nak padam.u
Champollion, Monum. pl. XIII.
2 ) Lepsius, Denkm. III, 236, a.
3 ) A. a. 0. IV, 36, c.
Über den phonetischen Werth eines Hieroglyphenzeichens.
81
Von Ramses II heisst es in einer Inschrift in Theben'):
ta.u nab.u anatu nab yab gar tubti.f
Länder alle Völker alle beugen sich unter seinen Sandalen.
In der Tempelinschrift zu Redesieh sagt die Göttin Hathor zu
Seti I2):
»—4—1] — — _lll
nayut ru maJi.ti padam.u
ta.nanak qan.t ru rus
ich gebe dir Sieg über den Süden, Herrschaft über den Norden, die Barbaren
n fl
yatub gar tubti.k
geknechtet unter deinen Sandalen.
In der Inschrift des südlichen Propylon’s des Tempels in Karnak
sagt der König Thutmosis I zu Ammon 3 ):
1A, II
AvWANNN
fSVWAYV
111
ta.nanak na anatu nab.t satib gar tubti.a
du hast gegeben die Völker alle geknechtet unter meine Sandalen.
In der Tempelinschrift zu Abusimbel sagt Ammon zu Ram
ses II 4 ) :
ta.u nab.u ra.nasat gar tubti.k
Länder alle sind gegeben unter deine San
dalen.
Int Tempel zu Esne heisst es vom Kaiser Trajanus 5 ):
— —«Äs n {} l &
anatu nab sanuR gar tubti na sutun-/ub. . .
Völker alle sind ge- unter den San- des Herrschers
bunden
dalen (Trajanus).
’) B rüg sch, Ree. de mon. pl. 38, 2.
2 ) Lepsius, a. a. 0. III, 14t, c.
3 ) A. a. 0. III, 18.
4 ) A. a. 0. 111, 194, 20.
5 ) A. a. 0. IV, 87, a.
Sit/.l). d. phil.-hist, CI. L. lid. I. Hfl.
82
Dr. S. ß einisch
Im Tempel zu Amada sagt Thoth zu Amenophis IV 1 ):
“ w ^ ^ Um!! n II ~
ta.u nab unaJt nab padam.u dum gar tubti.k
Länder alle, Völker alle (und) Bar- sind ge- unter deinen
baren fesselt Sandalen.
Eine andere Bedeutung, welche dem Zeichen ^ zukommt, ist
5. gehen, wandern, welche von den Wandersternen ge
braucht wird, die den gleichen Weg am Himmel zurücklegen. So
heisst es z. B. vom Verstorbenen in der Sarkophaginschrift des Pana-
hum-Asa in der Wiener Sammlung:
IS Im fl * .
Kusaf.t'a mo-mut-af mo ta an md-yuru mo-mut
er wird be- vor ihm in der Unterwelt, gerecht- vor den
fertigt
V7 Hi
will kommt
sat.u
Todten-
richtern
l- <* i\ w
ma
wie
nun
die
*
* *
sabas.u
Decane
anay.u
lebenden.
a.t ....
grossen, er wandert
Diesem Satze entspricht im Todtenbuche folgende Stelle 2 ):
Kusuf'.tu
er wird bewill-
komint
mo-mut. af mo
vor ihm in
ta
der
k:iW
sasnut-su
den Todfen-
richtern
a.t md-yuru.f
gros- gerecht-
sen, fertigt
mo
an.ti
Unterwelt,
^ in
dwau.t
der Unter
welt
mo
vor
md-yuru.f
gerochlfer-
IUMI
yabas.u
die Decane.
ma
In diesem angegebenen Falle entspricht zwar das Zeichen ^
dem Ausdrucke md-yuru, gerechtfertigt werden, beide
Bezeichnungen sind aber in soferne mit einander sinnverwandt, als
nach der religiösen Vorstellung der Ägypter nur den gerechtfer
tigten Seelen es gestattet war, am Himmel unter- und aufzugehen,
wie die Decane; das Wandeln gleich den Decanen ist eine Folge des
Actes der Rechtfertigung im Todtengerichte. In den Texten decken
sich daher die Ausdrücke: „gerechtfertigt werden im
l) Lepsius, a. a. O. III. (Jo. d.
*) Cap. 1-7, ä—ü.
Über den phonetischen Werth eines Hierogdyphenzeichens.
83
Amente“ <), und: „ein- und «nusgehen im Amente“ 2). Das
Wandeln gleich den Decanen wird ausdrücklich als Vollmacht der
gerechtfertigten Seelen genannt. So heisst es in einer Inschrift bei
Sharpe vom Verstorbenen 3 ):
<= *- £ uns = rr ^
aq.af par.af mo dwau.t ma yatias.u wo yat nu
erzieht erzieht aus derünter- wie dieDecane am Bauche derNu.t.
ein, aus weit,
Ebenso heisst es vom Verstorbenen in einer Inschrift hei
B r u g s c h 4 ):
£ IZ I%Ä
qaq.nf Rima yabns.u
er wandelt mit den Decanen.
Desgleichen sagt das Todtenbuch von ihm aus 5 ):
par ru
er er- am
scheint
pa.t ma yabas.u gar
Himmel, wie die Decane, obgleich
hur motunnu
qras.t
begraben
sa.qadnu
wandert er
auf (seinem) Wege,
d. i.: ohschon sein Körper im Grabe ruht, wandelt doch seine Seele
ihre Wege. Klarer tritt dieser Sinn zu Tage aus folgenden Worten,
welche der Gott Chuns in der Inschrift des Grabes 6 zu Bab-el-Mo-
luk an den Abgeschiedenen richtet °):
Al <=> fj;
ta.a ba.k ru pa.t yat.ak ru dwau.t
ich bringe deine Seele in den Himmel, deinen Körper in dieTodtenstadt.
6. Das Zeichen ^ findet sich im Todtenbuche aber auch in der
Bedeutung von: herrschen, gebieten, befehlen; es verhält
*) Sharpe, Egypt. Inser. Ser. II. pl. 90.
2 ) A. a. 0. pl. 97, 11.
3 ) A. a. 0. Ser. I, pl. 74.
4 ) Hec. de mon. pl. LXX, ä.
5 ) Cap. 109, 8.
6 ) Lepsius, Oenkin. III, 2114, a, vgl. auch Ch a m p o 11 i o n, Gramm., pag. 493,
Brugacli, Itec. de men. pl. LXX.
Ü
84 Di*. S. R e i n i s c h
sich diese Bedeutung zu der oben sub Nr. 4 entwickelten, wie I'tf
der König zu der S c 1 a v e *).
So sagt in dem angegebenen Buche der Verstorbene von sieb
aus 3 ):
\
. . . kua mo ünlc nafnr
ich herrsche wie der Sperber
schöne
na
von
m
nuB tup.af
Gold
dessen
Kopf
■4 \TM11
/urud.uf
die Worte desselben;
sä.kua
ich werde
gekrönt
Ta
mo Bannu äg ru Rci ru sam
mit dem Phönix, einlretend zu Ra, um zu hören
d. i. ich werde gekrönt, ich herrsche, wie der schöne Goldsperber,
dessen Kopf der des Phönix ist, wenn er vor Ba tritt, um zu hören
auf dessen Worte.
Diese Eigenschaft des Bak-Horus als eines Herrschers ersieht
man deutlich aus einer andern Stelle des Todtenbuches, in welcher
über ihn Folgendes ausgesagt wird 8 ):
i
** 4^
jsL -**»■ i
TO NWNNV<\ fl
Bak pa unn.af tup.u unn wa
der Bak ist es, es sind ihm Köpfe es ist der
(mehrere) eine (Kopf)
n
gar
mit
asaf.tu
Übel;
ruta-naf
er thut
asaf.t
Böses
n_«.
n
gar ma t
mit der Wahr
heit,
■<»- "■
1 s
ky
der an
dere
na
dem
ra.as mat na
machend Wahr- dem
es,
heit
ai gar.as
kommend mit ihr
d. i.: der Sperberhorus ist mehrköpfig, es ist das eine Haupt zur
Wahrheit (zum Guten), das andere zum Übel; er thut Böses dem,
der Böses thut, Gutes dem, der mit Gutem kommt.
1 ) Vgl. kopt. £(011, jubere und £im , familiaris.
S) Cap. 77, 3.
s ) Cap. 17, 54.
Über (len phonetischen Werth eines Hieroglyphenzeichens.
85
Zur Bestimmung der Phonetik des Zeichens ^ findet sich nach
meinem Dafürhalten ein Anhaltspunct in einer Grabinschrift hei
Lepsius, worin folgende Stelle vorkommt »):
fWZ P
sa.kad.nak Jiuqa.u pan na sam sa Baknarunaf
du hast gespendet Tugenden diesedem Priester würdigen Bakenrunaf;
und in einer darauffolgenden Stelle heisst es:
sasnut.u sa.kad na Kuka.u pan na sam
die Todtenrichler haben gespendet die Tugenden diese dem Priester etc.
Da das Zeichen ^ in der Regel das phonetische Supplement
dB« nach sich, und im vorliegenden Falle die Lautzeichen sic vor
sich hat, so dürfte daraus wohl der Schluss gezogen werden können,
dass der Hieroglyphe ^ der Laut sakad zukomme. Doch glaube
ich, dass das Wort sakad kein Stammwort, sondern in die Elemente
sa (das causative Präfix) -j- lcad (den Wortstamm) zu zerlegen sei,
daher wir für das Zeichen ^ den Laut lcad erhalten würden. Die
sem Stamme lcad entspricht aller Wahrscheinlichkeit nach das kop
tische k.«,t (im basmurischen), hot (im saliidischen und memplii-
tischen Dialect), convertere, reverti, , in orbem peragrare,
yvpoa), uta , ß., circumdare, cingere, daher rat, cor bis, ivot,
rota, dann mensura itineris, parasanga, ^i-rot, Her suscipere,
obambulare, perambulare. observare etc.
Ist diese Ermittlung richtig, so wird man die Hieroglyphe ^
mit der phonetischen Gruppe ^ ^ qad 3 ) (causativ sa.qad)
zusammenstellen müssen, da diese beiden Ausdrücke auch in der
Bedeutung übereinstimmen.
In den oben unter Nr. 1 angeführten Bedeutungen (ver
einigen, verbinden, zusammenfügen, bilden) von ^
*) Lepsius, Denkm. HI, 259.
3 ) Die Phonetik von ^ wäre nach diesem vereinzelten Falle k\ doch steht in der
Mehrheit der vorkommenden Fälle in den Hieroglyphen dem Zeichen ^ der Laut A
und in der hebräischen Schrift das p gegenüber; vgl. „Die ägyptischen Denkmäler
in Miramar“, S. 314.
86
Dr, S. Re i ni s ch
kommt z. B. in folgender Rede vor, in welcher es von Ram-
ses II heisst i):
mc iw ~
Xnum qad-naf- su mo ääif zasaf
Chnrnn bildet ihn mit Armen seinen eigenen.
In der Bedeutung von ^ sub Nr. 2 finde ich auf den mir be
kannt gewordenen Inschriften das Wort nur in der causativen
Form; so liest man auf Kanopeninschriften häufig folgende Stelle 2 ):
zat' an Saruq nult sa-qad sa.a harn nab
Rede der Selk: ich bringe Schutz meinen Tage alle.
Zur Bedeutung Nr. 3 vergleiche man folgende Stelle der Felsen
tafel in Semneli aus der Zeit Amenophis III 3 ):
sä mo munnu na Baki nafry.t ru mnnnu
von der Station des Landes Baki bis zur Station des
i!T!LL - MT** SS
Taray aru na aturu na sa.qad LI1
Landes Taray, aus- in Schoinen der Fahrt (= zu- 52.
machend sammeu)
Die Bedeutung des Zeichens ^ sub Nr. 4 lässt sich für y* 4 **
nicht erweisen, dagegen entspricht die sub Nr. 3 angeführte wieder
vollkommen dem Worte y^»«. So heisst es z. B. vom Verstorbenen
im Todtenbuche »):
*5t“ ~ it 5t 1^ -ti— 5t
ynum.naf na ba.u mo Naturgar.ti sa.qat.af mo
er vereinigt sich mit den Geistern in der Unterwelt, er wandelt im
I I | ** I 'JL
Qüfljl ^ JV III I ©
sam Aanura
Gefilde Anura.
*) Lepsius, Denkmäler III, 177, a.
a ) Journal asiat. 1858. XI, 525. Ägypt. Denkm. in Miramar, S. 136.
3 ) Brugsch, Geogr. Insehr. Bd. II, S. 9.
4 ) Cap. 15, 22.
Über den phonetischen Werth eines Hieroglyphenzeichens. 87
Eine zweite Phonetik des Zeichens ^ ist #J yub und
yubad oder ® J yutub. So wird in einer Inschrift zu Esne der
König Ptolemäos VII genannt der ‘):
& |tt7 *=
huq
Fürst
mo
in
Waza .... an.u mo
Aegypten, der Eintreiber der Tribute in
tata Munti
dem Welttheile Asien.
Der in dieser Verbindung vorkommenden Gruppe cnt-
spricht in einer andern Legende bei Lepsius 3 ) der Ausdruck •Jfc
yub anu.t, woraus zu ersehen ist, dass dem Zeichen ^ oder
^ der Laut yui) zukommt.
Wie hier yuB in seiner Bedeutung mit der oben sub Nr. 1 nach
gewiesenen übereinstimmt, so kommt dasselbe auch in der sub Nr. 4
entwickelten Bedeutung vor. So heisst es z. B. von Ptolemäos IX in
einer Inschrift auf Philä 3 ):
,t7T::±,
padam.u yuB na ba.uk
die Barbaren beugen sich vor deinem Geiste.
Ganz dieser Diction entspricht folgende Bede der Göttinn Hathor
in einer Inschrift zu Edfu an Ptolemäos XI 4 ):
— in
ana.tu
Völker
nab
alle
%ub
beugen sich
na
vor
III
ba.uk
deinem Geiste.
In der Ptolemäer- und Kaiserzeit wechselt ^ auch mit dem
Zeichen ab, dessen Phonetik bekanntlich ap, vielleicht auch
tup (wegen der gleichen Verwendung der Zeichen W und
') Lepsius, Denkin. IV, 24.
2 ) A. a. O. IV, 60, 6.
3 ) A. a. 0. IV, 36. h.
88
Di*. S. II e i n i s c h
lautete, im vorliegenden Falle aber das Consonantengerüste tmt zu
repräsentiren scheint. So heisst es in einer Inschrift zu Edfu von
Ptolemäos XIII'):
Ruz Rur ynum nati (tmt)
die Krone Huz in Verbindung mit der Krone Nati sind vereinigt auf
•< lk Sl
tup.af mo sa/un.t
seinem Haupte als Pschent.
Dieselbe Diction findet sich in einer Inschrift auf Philä, nur mit
dem Unterschiede, dass für 1$ das Zeichen V gesetzt erscheint-
In der erwähnten Inschrift spricht der Gott Horus zum Kaiser Tibe-
rius folgende Worte 3 ):
4 Vi ^ T 1!
Ruz nati (tmt).samt Rur tupa.k
die Krone Huz und die Krone Nati sind vereinigt auf deinem Haupte
mo sayun.t
als Pschent 3 ).
Diesem obigen Zeichen geht aber in einer Inschrift zu Edfu,
welche eine Ansprache des Königs Ptolemäos Philometor an den
obersten Sonnengott enthält die phonetische Gruppe '— voran 4 ):
*) Lepsius, Denkm. IV, 47, a.
2 ) Champollion, Gramm, pag. 360.
3 ) Dieselbe Phrase findet sich auch im Todtenbuche, nur mit dem Unterschiede, dass
statt tmt ein synonymes Verbum mun, befestigen, aufsetz en angewendet er
scheint; daselbst heisst es nämlich vom Sonnengotte (Cap. 15, 4):
unnu.t mun mo tup.ak sas has
die Uräuskrone ist gesetztauf dein Haupt; die Krone von (und) die Krone von
Oberägypten Unterägypten
| - |
mun mo ap.dk
ist befestigt auf deinem Kopfe.
/# ) A. a. 0. pag. 209; vgl. Lepsius, Denkm. IV, 89, c.
Über den phonetischen Werth eines Hieroglyphenzeichens.
89
£ ff-
ta gar niti.k
Der Himmel (ist) über deinem Haupte, die Erde unter deinen Füssen,
padamu diimod gar tubti.k
die Neun-Völker (sind) vereinigt unter deinen Sandalen.
(= unterworfen)
In einer Inschrift zu Theben ebenfalls aus der Ptolemäerzeit
wird ^ durch das Zeichen determinirt; daselbst heisst es vom
Gotte Munth 1 ):
ba dumod mo zataf
seine Seele ist vereinigt mit seinem Körper.
Diesem Satze entspricht der Titel des Capitels 89 des Todten-
buclies, welcher also lautet:
T *—-£!!■£> fü*—
ra na damy ba.f ru yat.af
Capitel von der Vereinigung seiner Seele mit seinem Körper.
Im Koptischen entspricht dem altägyptischen dumod, dumy der
Ausdruck toimi, twm. conjugere, claudere, adhaerere, convenire.
f
i
t.pa hur tup.dk
1 ) Brugsch, Rec. de mon. pl. LXI, 4.
91
SITZUNGSBERICHTE
DEK
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
PHIL l) S 0 P III S C II - IIIS T ft R IS CIIF. 0 L A S 8 E.
L. BAND. II. HEFT.
JAHRGANG 1865.
MAI.
Tli. v. Karajan. Bericht über die Thatigkeit der hist. Commission etc.
93
SITZUNG VOM 10. MAI 1865.
Bericht über die Thätigkeit der historischen Commission der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften während der aka
demischen Verwaltungsjahre 1862 auf 1863 und 1863 bis
letzten December 1864,
vorgetragen in der Commissionssitzung vom 10. Mai 1865 und darnach in der Classen-
sitzung desselben Tages durch den Berichterstatter derselben
Dr. Th. G. v. Karnjan,
derzeit Vice-Präsidenten.
Meine Herren!
Als ich Sie voriges Jahr genau um diese Zeit im Namen Ihrer
Commission um Erlass der Berichterstattung über das abgelaufene Jahr
zu bitten genöthigt war, tliat ich dies mit einem wehmüthigen Ge
fühle, denn seit dem Jahre 1831, so lange bin ich Referent der Com
mission, war diese nie noch in die Lage gekommen, um Nachsicht bitten
zu müssen, sie war bis dabin gewissenhaft Jahr um Jahr ihrer Pflicht
nachgekommen. Sie selbst aber, meine Herren, sahen ein, dass die
Rückstände des Druckes, ohne unsere Schuld, damals eine solche
Höhe erreicht hatten, dass die Summe des Fertiggebrachten dem noch
zu Leistenden gegenüber verschwindend klein erschien, somit ein
Bericht über die Leistungen der Commission von selbst zu einer
Klagerede über das Nicbtgeleistete werden musste. Sie genehmigten
daher meinen Antrag, lieber heuer erst über zwei Jahre zusammen
Bericht erstatten zu dürfen, und zwar in der Voraussetzung, dass es
der Commission gelingen werde, innerhalb dieser Frist den Verpflich
tungen beider Jahre gerecht zu werden.
94
Th. v. Karajan
Mit grosser Anstrengung ist ihr dies auch wirklich gelungen, denn
im Augenblicke sind bis auf ganz unbedeutende Druck- und Buchbin
derarbeiten nicht nur die Rückstände des vorausgehenden Jahres, son
dern auch die Aufgabe des letzten vollendet und ich bin im Stande,
heute Bericht zu erstatten, sowohl über die Leistungen des Jahres
1862 auf 1863, wie über jene des Jahres 1863 bis Ende 1864.
Zwei der in unserem Berichte als Leistung der letzten beiden
Jahre mitaufgeführten Bände der Fontes, erscheinen allerdings schon
im Berichte über 1861 auf 1862 als in Angriff genommen eingereiht
und zwar als je einen Band der Fontes füllend. Doch geschah dies
damals in gutem Vertrauen auf die Leistungsfähigkeit der Druckerei,
die durch ihre Schuld Verzögertes rasch nachzuliefern im Stande sein
werde. Jetzt ist dies zu bereuen, denn beide Bände geriethen schon
kurz nach der verspäteten Inangriffnahme in die allgemeine Stockung
und konnten erst nach Jahr und Tag wieder in Fluss kommen. Da
zudem beide Bände mittlerweile durch wichtige Beigaben vermehrt
wurden, welche an Umfang allein einen Band füllen würden, so können
sie mit Fug und Recht von unserem Standpuncte aus, als Leistungen der
letzten zwei Jahre mit aufgeführt werden und es wird wenig beirren,
dass sie in der wissenschaftlichen Durchordnung des Gelieferten
jetzt nochmals aufgeführt erscheinen. Es sind dies die beiden Urkun
denbücher Altenburgs und Hohenfurts mit ihren Anhängen, welche
letztere bis jetzt noch gar nicht erwähnt waren.
Für jedes dieser beiden Jahre sind nunmehr zwei Bände Fontes
und zwei Bände des Archives fertig geworden. Von den Fontes der
sechste der ersten, der einundzwanzigste, dreiundzwanzigste und vier
undzwanzigste der zweiten Abtheilung; vom Archive die Bände XXX,
XXXI, XXXII und XXXIII. Erstere umfassen 161, letztere 108, zu-
airanen also 269 Druckbogen.
Die Gesammtmasse des in diesen Bänden zu Tage tretenden
geschichtlichen Stoffes, wie gewöhnlich nach den Ländern gesondert,
gibt folgendes Ergebniss.
Österreich unter der Enns.
Für die Geschichte dieses Stammlandes des Kaiserreiches liegen
nach zwei Richtungen hin namhafte Beiträge vor. Drei von ihnen
betreffen die Kirchengeschichte desselben.
Bericht über die Thätigkeit der historischen Commission etc.
95
Der dermalige Abt des Benedictiner-Stiftes zu Altenburg lieferte
unter dem Titel; „Urkunden der Benedictiner-Abtei zum heiligen
Lambert in Altenburg, Niederösterreich, K. 0. M. B., vom Jahre 1144
bis 1522. Gesammelt von Honorius Burger, Abt des Stiftes,“ in der
II. Abtheilung der Fontes im Bde. XXI auf den Seiten 1 bis 440,
nicht weniger als 472 Urkunden, grösstentheils ungedruckt und
aus den Originalen des Stifts-Archives. Den Schluss der Arbeit bilden
ausführliche Register der Personen und Orte.
In demselben Bande der Fontes auf den Seiten 441 bis 753 folgt
eine dem Stoffe nach verwandte Arbeit, nämlich: „Das Nekrologium
des ehemaligen Augustiner-Chorherren-Stiftes St. Pölten. Mitgetheilt
von Dr. Theodor Wiedemann.“ Es ist einer Pergament-Handschrift
der Bibliothek des Clerical-Seminars zu St. Pölten entnommen. Die
ältesten Eintragungen desselben reichen nach dem Herausgeber in’s
zwölfte Jahrhundert, die jüngsten bis in’s sechzehnte herab. Im
Ganzen will der Herausgeber in den Eintragungen fünfzehn ver
schiedene Hände erkannt haben. Ausführliche Register nach Namen
und Ständen sind beigegeben.
Als dritter Beitrag zur Kirchengeschichte des Landes, und zwar
zur Geschichte der Besitzungen geistlicher Körperschaften in dem
selben, erscheinen vierzehn Urkunden aus den Jahren 1338 bis 1480,
welche Güter des Augustiner-Ohorherren-Stiftes Reichersberg im
Innkreise Österreichs ob der Enns betreffen. Sie stehen im XXIII.
Bande der II. Abtheilung der Fontes, und zwar im Anhänge desselben
auf Seite 393 bis 410 als Zugabe zum Urkundenbuche des Stiftes
Hohenfurt, in dessen Archive die Originale verwahrt werden.
Die Finanzgeschichte des Landes erhielt aus den Quellen
des Finanz-Ministerial-Archives selbst folgende Bereicherung. Im
Archive Bd. XXX. auf den Seiten 1 bis 89 befindet sich nämlich die
Arbeit: „Die Finanzlage Niederösterreichs im sechzehnten Jahr
hundert. Nach handschriftlichen Quellen von Karl Oberleitner.“ Doch
nicht blos das sechzehnte Jahrhundert ist in diesem Beitrag berück
sichtigt, es finden sich in ihm auch folgende Zusammenstellungen
zur Finanzgeschichte des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts.
So der „Ausweis über die Kirchenschütze und Weinvorräthe der Klö
ster im Jahre 1703; die Übersicht der einpercentigen Rente der
Abteien und Klöster in den Jahren 1542, 1635, 1701 und 1753;
die Übersicht der Gülten inländischer und fremder geistlicher Orden
96
Th. v. II a r a j a n.
und Fürsten im Jahre 1753;“ endlich eine Zusammenstellung mit der
Überschrift: „Die kaiserlichen Herrschaften und Pfandsehaften in
Niederösterreich im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert.“
Österreich ob der Enns.
Vorwiegend für die Geschichte des Städtewesens von Be
deutung sind die Nachweisungen der folgenden Arbeit, welche aber
auch in einem Viertheile ihrer Zahl der allgemeinen Landes
geschichte zugute kommen. Ich meine die „Regesten aus dem
Archive von Freistadt in Österreich ob der Enns. Mitgetheilt von
weiland Ferdinand Wirmsberger“, im Archive Bd. XXXI, S. 273—
37G. Diese Urkundenauszüge umfassen die Jahre 1337 bis 1314 und
erreichen die Zahl von 440 Stücken.
Wie schon oben erwähnt wurde, betrifft eine hauptsächlich der
Geschichte Böhmens gewidmete Arbeit in ihrem urkundlichen Theile
auch Personen und Orte des Mühlviertels wie Österreichs unter der
Enns. Ich muss also dieselbe aus diesem Grunde sowohl hier ein-
reihen, wie in der Rubrik
Erzherzogtum Österreich,
und zwar hier als die a 11 g e m e i n e L a n d e s g e s c h i c h t e betreffend.
Der Titel dieser Arbeit ist: „Urkundenbuch des Cistercienser-Stiftes
B. Mariae V. zu Hohenlurt in Böhmen, herausgegeben von Mathias
Pangerl.“ Sie steht in der zweiten Abtheilung der Fontes und füllt
deren dreiundzwanzigsten Band. Von den 31!) Urkunden dieser
Sammlung aus den Jahren 1259 bis 1500 betreffen sehr viele Per
sonen und Orte des Mühlviertels wie verschiedener Theile Österreichs
unter der Enns, was sich aus der der Grenze des Erzherzogthums
nahen Lage dieses Stiftes erklärt.
Kärnten
ist im Ganzen mit zwei urkundlichen Forschungen bedacht. Die erste
derselben betrifft die allgemeine Landesgeschichte und bildet
die Fortsetzung früherer Miftheilungen eines nun verstorbenen Mit
gliedes unserer Akademie, nämlich der „Urkunden-Regesten zur
Bericht über die Thätigkeit der historischen Commission etc.
97
Geschichte Kärntens des Freiherrn Gottlieb von Ankershofen“ und füllen
im XXXII. Bde. des Archives die Seiten 157 bis 336. Sie umfassen
diesmal die Jahre 1231 bis 1269 und 446 Urkunden, deren Origi
nale und Abschriften in den verschiedensten Archiven des Landes
verwahrt werden. Vorausgeschickt sind dieser Lieferung vier Nach
träge aus Urkunden der Jahre 1226 bis 1230. Hoffentlich wird sich
bald ein würdiger Fortsetzer dieser verdienstlichen Sammlung im
Lande selbst finden lassen.
Der zweite Beitrag betrifft die Geschichte des Adels in
diesem Kronlaiide. Sie führt den Titel: „Die Grafen von Oldenburg
in Kärnten von Dr. Karlmann Tangl. Erste Abtheilung.“ Diese um
fasst die Jahre 1058 bis 1256, und ist mit zwei Stammtafeln ver
sehen im XXX. Bande des Archives auf den Seiten 203 bis 352 ein
gereiht. Das Kronland
Friaul
ist gleichfalls in zwei grösseren Arbeiten vertreten. Die eine betrifft
die allgemeine Landesgeschichte und ist abermals eine
Fortsetzung einer in früheren Bänden begonnenen Reihe, nämlich der
„Documenta historiae forojuliensis saeculi XIII. et XIV. ab anno
1300 ad 1333, summatim regesta a P. Josepho Bianehi.“ Sie
steht im XXXL Bande des Archives auf den Seiten 145 bis 192 und
415 bis 562 und umfasst die Jahre 1300 bis 1307, dann 1307
bis 1313.
Die zweite Arbeit ist der Geschichte des Städtewesens ge
widmet, mit dem Titel: „Diplomatarium Portusnaonense. Series
Documentorum ad historiam Portusnaonis spectantium, quo tem
pore (1276—1514) domus Austriacae imperio paruit, hinc inde
lectorum, cura et opera Josephi Valentinelli. Quaedam praemit-
tuntur annorum 1029—1274.“ Diese Urkunden füllen den XXIV.
Band der zweiten Abtheilung der Fontes, sind, 398 an der Zahl,
mit den nöthigen Anmerkungen und Registern versehen und gehören
den Jahren 1029 bis 1521 an.
Sitzb. d. phU.-hist. CI. L. Bd. II. Hfl.
7
98
Th. v. K a r a j a n
Böhmen.
Die Regentengeschiclite dieses Landes hat in der nach
folgenden Veröffentlichung unseres wirkl. Mitgliedes Jos. Fiedler
einen Zuwachs erhalten, und zwar in der „Correspondenz des Pfalz
grafen Friedrich V. und seiner Gemahlinn Elisabeth mit Heinrich
Mathias von Thum,“ im Archive, Bd. XXXI, auf den S. 377 his 414-
Es sind dies 40 Briefe aus den Originalen des k. k. geheimen Haus-,
Hof- und Staats-Archivs mitgetheilt und den Jahren 1025 his 1629
angehörig. Sie bilden eine wichtige Ergänzung zu den durch Job.
Christ. Freih. v. Aretin, in den Beiträgen zur Geschichte und Literatur
7, 140 his 209 und 260 bis 278, veröffentlichten 72 Briefen des
Winterkönigs mit dessen Gemahlinn der englischen PrinzessinnElisa
beth und einigen Personen seiner Verwandtschaft und Schwäger
schaft. Sie sind zugleich „der Ausdruck der intimsten Beziehungen
und der innersten Gedanken“ eines Theiles der handelnden Personen
während der ersten Hälfte des dreissigjährigen Krieges.
Der Kirchengeschichte des Landes gewidmet ist vor Allem
das schon erwähnte „Urkundenhuch des Cistercienser-Stiftes B.
Mariae V. zu Hohenfurt in Böhmen, herausgegeben von Mathias
Pangerl,“ in der zweiten Abtheilung der Fontes, Band XXIII. Die
ganze Sammlung mit dem Anhänge enthält 319 Urkunden, dem Stifts-
Archive entnommen. Sie entstammen den Jahren 1259 his 1500 und
betreffen nicht blos das Stift, sondern das südliche Böhmen über
haupt, wie die südlich und westlich angrenzenden Länder.
Gleichfalls die Kirchengeschichte bereichert ein dreiundfünfzig
Bogen füllender Band, der sechste der zweiten Abtheilung der Fontes,
herausgegeben von unserem correspondirenden Mitgliede Dr. C. Höfler,
als zweiter Theil der „Geschichtschreiber der Husitenhewegung in
Böhmen.“ Mit diesem Bande ist aber die Sammlung noch nicht ge
schlossen. Es folgt noch ein dritter Theil derselben, welcher eine aus
führliche Einleitung zum zweiten, dann zahlreiche Nachträge und Berich
tigungen, endlich die nöthigen Register zu allen diesen bringen wird.
Der vorliegende Band enthält ausser einer langen Reihe von
Johannes Hus’ eigenen Schriften eine Menge von Streitschriften seiner
Zeitgenossen religiösen Inhaltes, ein paar Lebensbeschreibungen von
Bericht über die Thätigkeit der historischen Commission etc.
99
Erzbischöfen Prags als Arnest’s und Johann’s von Grenzenstein, ein
reiches Chronicon Boemiae, zusammengetragen aus einer Reihe zeit
genössischer Nachrichten und Gedichte, eine Sammlung von Schrif
ten über die Vertreibung der Deutschen von der Prager Hochschule,
über den Geleithrief Hus’ nach Constanz, eine ähnliche gleichzeitiger
Satiren, des Andreas von Regensburg Chronik des Zugs gegen die
Hussiten, Thomas Prischuch’s langes deutsches Gedicht auf die Vor
gänge zu Constanz, zum Schlüsse noch Johann’s von Lukavecz und
Nicolaus von Pelhrzimov’s Chronica Taboritarum mit einem Anhänge
von noch acht Belegstücken.
Der A d e 1 s g e s c h i c h t e des Landes gewidmet sind zwei Arbei
ten, die eine füllt einen Theil des XXIII. Bandes der zweiten Abthei
lung der Fontes, und zwar die Seiten 382 bis 391, behandelt die
Geschichte eines der berühmtesten Geschlechter Böhmens und führt
den Titel: „Nota fundatores monasterii Altiuadensis.“ Es ist dies
eine schon im fünfzehnten Jahrhunderte verfasste Chronik des Ge
schlechtes der Rosenberge, eingetragen in ein Todtenregister des
Cistercienserstiftes Hohenfurt, und als Anhang des Urkundenhuches
desselben an der bezeichneten Stelle veröffentlicht durch Mathias
Pangerl.
Eines der berühmtesten Mitglieder aber des böhmischen Adels
betrifft die zweite Arbeit, mit dem Titel: „Waldstein’s Correspondenz.
Eine Nachlese aus dem k. k. Kriegsarchive in Wien zu dem Werke:
Waldstein von seiner Erhebung bis zur abermaligen Übernahme des
Armee-Ober-Commandos vom 13. August 1630 bis 13. April 1632,
Wien, Gerold, 1838, 8», XVI. und 493, SS. 8». Mitgetheilt von
Dr. Dudik, 0. S. B.“, im Archive Band XXXII, S. 337 bis 416. Die
Sammlung umfasst im Ganzen 169 Stücke und soll noch eine Fort
setzung erhalten. Des Nachbarlandes
Mähren
Städtegeschichte wird durch eine Arbeit auf anziehende Weise
bereichert, deren Überschrift nichts weniger als solchen Inhalt erwar
ten lässt. Sie lautet: „Candela rhetoricae, eine Anleitung zum Brief
styl aus Iglau.“ Beschrieben von unserem correspondirenden Mit
glied e Prof. W. Wattenhach, steht sie im Archive Bd. XXX, S. 179
bis 202. Die Handschrift dieses Briefstellers wird in der Bibliothek
7*
100
Th. v. Karajan
des Schlosses Fulneek verwahrt. Sie gehört dem fünfzehnten Jahr
hunderte an, ist auf Papier geschrieben und enthält aus dem Anfänge
desselben Jahrhunderts eine Menge Einzelheiten über die damals sehr
gewerbthätige Stadt Iglau. Dieser Briefsteller ist für Böhmen und
Deutsche geschrieben, und zwar von einem aus der Iglauer Schule
verdrängten Lehrer, unter dem wir uns wahrscheinlich Urban von
Pochyech werden zu denken haben. Neben einer Menge anderer Dinge
findet sich hier eine Beschreibung von Iglau, ein Gedicht in lateini
schen gereimten Strophen auf diese Stadt, nicht ohne Frische und
Anschaulichkeit (jetzt auch in einer Wiener Handschrift: Cod. hihi,
palat. 4953 auf Bl. 19T b aufgefunden), eine Zusammenstellung über
symbolische Bilder, für mittelalterliche Archäologie beachtenswert!),
und endlich ein glossirtes lateinisches Gedicht auf einen zu Prag
studierenden Jüngling.
Die Besitz Verhältnisse des Landes betreffen mehrere
Urkunden der Jahre 1447 und 1448, verwahrt im Archive des Stiftes
Hohenfurt in Böhmen, und herausgegehen durch Mathias Pangerl im
Anhänge des Bandes XXIII. der Fontes auf S. 409 und 410.
Hauptsächlich
Schlesiens
Städtewesen im vierzehnten Jahrhunderte erläutern: „Schle
sische Urkunden zur Geschichte der Juden im Mittelalter, von
Dr. Ludwig Oelsner,“ im Archive, Band XXXI. auf S. 57 bis 144. Sie
sind den Originalien des städtischen und Provincial-Archives zu
Breslau entnommen und enthalten ausser Verzeichnissen über Besitz
und Abgaben, dann gewaltsamen Confiscirungen von Gütern der
Juden, auch eine Heihe landesfürstlicher Urkunden. So von König
Johann von Böhmen, dessen Sohn Karl Markgraf von Mähren aus
dem Jahre 1345, auch solche des Königs und Kaisers Karl IV. von
1348, des Herzogs BoleslausII. von Schweidnitz, 1367, der Herzoginn
Agnes von 1369 und 1370, neben einer Reihe von städtischen
Schutzbriefen Breslaus zu Gunsten der Juden von 1351 bis 1364
und dergleichen. Im Ganzen 40 Urkunden.
Bericht über die Thätigkeit der historischen Commission etc.
101
Galizien, Krakau u. s. w.
hat ebenfalls in Bezug auf Städte wesen in zwei Arbeiten Be
reicherung erhalten. Erstens durch eine Sammlung: „Urkunden
zur Geschichte der Armenier in Lemberg. Herausgegeben von
Dr. Ferdinand BischofF“ im Archive, Bd. XXXII, S. 1 bis 133, welche
69 ungedruckte Urkunden enthält aus den Jahren 1377 bis 1736
und demLemberger Stadt-Archive, um so willkommener, „als derVor-
rath an gedruckten Urkunden für die Geschichte der ostgalizischen
Länder ungemein gering ist,“ wie der Herausgeber mit Recht bemerkt.
Zweitens: „Balthazaris Behern Codex picturatus anni 1303,
continens Privilegia et Plehiscita urbis Cracoviae. Besprochen von
Prof. Dr. U. Heyzmann aus Krakau,“ im Archive, Band XXXIII, auf
den Seiten 163 bis 231. Die Arbeit enthält eine urkundlich belegte
Darstellung des Stadtrechtes Krakau’s, welche sich in einer reich ver
zierten Pergament-Handschrift der Jagellonischen Bibliothek daselbst
erhalten hat. Sie liefert einen schönen Beleg zur Beurtheilung des
„wohlthätigen Einflusses des deutschen Elementes auf die Entwicke
lung der Künste und Gewerbe, auf die Hebung des Handels und der
Rechtsbildung in den Städten.“ Ja, es wird in den Ausführungen des
Herausgebers geradezu gesagt: „dass es in Polen zum grossen Theile
deutschen Colonisten bürgerlicher Abkunft Vorbehalten war, die
weite Kluft zwischen dem Adels- und Bauernstände ausgleichen zu
helfen. “
Ungern.
Für das Städte wesen auch dieses Kronlandes ist eine ähn
liche Arbeit aufzuführen, unter dem Titel: „Zur ältesten Geschichte
der oherungerischen Freistadt Kaschau. Eine Quellenstudie von
Dr. Fr. Xav. Krones“, und zwar abgedruckt im Archive, Bd. XXXI,
S. 1 bis 36. Unter Anderem bringt diese Abhandlung auch Unter
suchungen über die ältesten Bürgernamen und über die erste Raths
ordnung der Stadt vom Jahre 1404, welche im Anhänge aus dem
Originale zum ersten Male veröffentlicht wird.
Für die Geschichte der
102
Th. r. Karajan
Monarchie
sind folgende Arbeiten geliefert worden. Vorerst zur Geschichte der
ältesten und der Römerzeit die achte Fortsetzung der:
„Beiträge zu einer Chronik der archäologischen Funde in der öster
reichischen Monarchie in den Jahren 1862 und 1863 von Dr. Fried
rich Kenner,“ im Archive, Bd. XXXIII, S. 1 bis 162. Wie gewöhn
lich mit einer Reihe in den Text eingedruckter Abbildungen in Holz
schnitt.
Die Regenten-Geschichte und mit ihr die allgemeine
der Monarchie betrifft folgende Arbeit: „Auszug aus K. Maximi
lians II. Copeybuch vom Jahre 1664. Nebst einem Verzeichnisse
der in demselben vorkommenden Personen- und Ortsnamen von
A. R. von Perger“, im Archive, Bd. XXX, Seite 193 bis 272. Aus
dem hei einem Käseverkäufer Wiens geretteten Originale, das leider
nicht mehr vollständig war, da an den verschiedensten Stellen des
selben nicht weniger als 210 Blätter bereits verbraucht waren.
Es enthält ohne Auswahl alle möglichen vom Könige, nach dem
26. Juli 1664 Kaiser, erlassenen Schreiben und Befehle, sowohl in
Angelegenheiten seines Hofes und seiner Person, als in jenen ein
zelner Persönlichkeiten des In- und Auslandes, dann seiner Erb
länder sowohl, wie jener des deutschen Reiches, und zwar nach
Innen, wie nach Aussen.
Für die Geschichte der Familienglieder des Regentenhauses
ist hier folgende urkundliche Mittheilung einzureihen: „Des Hoch-
und Deutschmeisters Erzherzogs Maximilian I. Testament und Ver
lassenschaft vom Jahre 1619. Mitgetheilt vonDr. B. Dudik, 0. S. B.“
im Archive Bd. XXXIII, S. 233 bis 362. Dieses Testament, dem
Central-Archive des deutschen Ritterordens in Wien entnommen,
legt rühmendes Zeugniss ah „ganz besonders von dem Kunstsinne
und edlen Geschmacke des Erzherzogs“. Es finden sich nämlich
in demselben authentische Nachrichten über eine ganze Reihe
von Gemälden der älteren Schulen, von Musikalien des sech
zehnten Jahrhunderts, von Goldgeschmeide, Edelsteinen, Kirchen
schmuck, Waffen u. s. w., die dieses Actenstück, abgesehen
von seinem Werthe für die Geschichte der Regentenfamilie, auch
Bericht über die Thätigkeit der historischen Commission etc.
103
als eine lehrreiche Quelle für die Geschichte der Kunst erscheinen
lassen.
Zur Geschichte des Kriegswesens der Monarchie wurde
eine Arbeit geliefert unseres verstorbenen correspondirenden Mit
gliedes Friedrich Firnhaber: „Zur Geschichte des österreichischen
Militärwesens. Skizze der Entstehung des Hofkriegsrathes,“ im
Archive, Bd. XXX, auf den Seiten 91 bis 178. Unter den Beilagen,
21 an der Zahl, sind besonders hervorzuheben: Nr. IX. und X.
Die Instruction Ferdinand’s I. für den Hofkriegsrath vom 17. Novem
ber 1556 und deren Ergänzungs-Artikel; Nr. XVII. Eine ähn
liche des K. Mathias vom 14. November 1615; Nr. XIX. jene K.
Ferdinand III. vom 10. Februar 1650; endlich jene K. Leopold’s I.
vom 6. April 1675.
Nicht unerwähnt darf endlich hier bleiben eine schon oben
erwähnte Arbeit, weil sie die Wirksamkeit eines der grössten Feld
herren der Monarchie betrifft, folglich für die Kriegsgeschichte
derselben Bedeutung hat, ich meine: „Waldstein’s Correspondenz.
Eine Nachlese aus dem k. k. Kriegsarchive in Wien zu dem Werke:
„Wahlstein von seiner Erhebung bis zur abermaligen Übernahme des
Armee-Ober-Commandos vom 13. August 1630 bis 13. April 1632.
Wien, Gerold. 1858. 8». XVI. u. 495. SS. 8«“. Mitgetheilt von
Dr. B. Dudik, 0. S. B. im Archive, Bd. XXXII, S. 337 bis 416. Im
Ganzen 169 Stücke umfassend.
Deutschland.
Für die allgemeine Geschichte des Reiches ist auch
hier einzureihen die schon oben erwähnte urkundliche Mittheilung:
„Auszug aus K. Maximilian’s II. Copeybuch vom Jahre 1564,“ von
A. R. von Perger, im Archive, Bd. XXXI, auf den Seiten 193 bis 272,
denn sie betrifft theilweise auch Länder und Fürsten des Reiches.
Aus der eben vollendeten wissenschaftlichen Durchordnung
ist unschwer zu entnehmen, dass im Ganzen die Geschichte neun
einzelner Kronländer und der Monarchie als solcher durch mehr als
zwanzig, mitunter sehr umfangreiche Abhandlungen und Sammlungen
104
Th. v. Karajan
von Quellen bereichert wurde, und zwar im vollen Sinne des Wor
tes , denn alles Gelieferte war bisher der Wissenschaft noch nicht
zugeführt. Ihre Commission war im Laufe der beiden Jahre sorgsam
bemüht, den ihr angebotenen Stoff sowohl für die schon erschiene
nen Bände zu prüfen und zu sichten, als für die künftigen vorzube
reiten. Sie bat dadurch jetzt schon Vorrath für mehrere Bände
druckfertig. Sie hofft auf diese Weise die Zufriedenheit der ver
ehrten Classe mit ihrer Thätigkeit erwarten zu dürfen, um so eher,
als in den letzten beiden Jahren die Einhaltung der versprochenen
und erwarteten Leistungen ganz eigenthümliche Schwierigkeiten
hatte, namentlich in der Nachholung der leidigen Rückstände des
Druckes.
Für die Fortsetzung der begonnenen Sammlungen wurde un
ausgesetzt Sorge getragen, und auf den Antrag Ihrer Commission
hat die verehrte Classe für die Vollendung der Urkundensammlung
zur Geschichte des Handels Venedigs mit dem Oriente schon am
13. April vorigen Jahres S00 fl. österreichischer Währung als beson
deren Zuschuss bewilliget. Der beb weitem grösste Theil dieses
Materiales ist aber jetzt, wie Professor Thomas aus Venedig brief
lich meldet, bereits bewältigt und dürfte zusammen mit dem Stoffe
des Wiener Haus-, Hof- und Staats-Archives, dann jenes der Archive
von Paris und Brüssel noch drei ganze Bände füllen.
Über die Vorarbeiten für die nächsten Bände unserer Sammlung
der Monumenta habsburgica habe ich aber die Ehre Folgendes
zu berichten. Dieselben wurden für die Regierungsperiode Kaiser
Maximilian’s I. in den beiden letzten Jahren von unserem wirklichen
Mitgliede Custos Birk ununterbrochen fortgesetzt. Nach dem fest
gestellten Plane waren es zunächst die in Wien befindlichen Archive
der hohen Ministerien, die durchforscht werden sollten, indem sie
den grössten und wichtigsten Theil der noch vorhandenen Docu-
mente jener Zeit verwahren. Wir sind in der erfreulichen Lage
mittheilen zu können, dass die Arbeiten in einem der umfangreich
sten Archive, dem des k. k. Finanzministeriums, nach mehrjähriger
Dauer so weit vorgeschritten sind, dass in kurzer Zeit deren gänz
liche Beendigung zu erwarten steht. Die besonders reiche Aus
beute lohnt reichlich die darangewandte Zeit und Mühe. Der Kreis
der Forschungen wurde überdies nach und nach auch auf die
Bericht über die Thätigkeit der historischen Commission etc. 105
Archive einzelner Kronländer ausgedehnt, und zwar für den genannten
Zeitraum auf jene der k. ungerisehen Finanz-Landes-Direction in
Ofen und der Statthalterei in Innsbruck, von denen insbesondere das
letztere werthvolle Bereicherung ergab und bei Fortsetzung der be
gonnenen Arbeiten noch weit mehr liefern wird.
Die im Ganzen bisher erzielten Resultate müssen in Anbetracht
der dem Redacteur nur spärlich zugemessenen Zeit, als sein- ergiebig
bezeichnet werden, indem das bereits gesammelte und bearbeitete
Material für drei bis vier Bände der Monumenta ausreichen würde.
Indessen sind mehrere ergiebige Ausbeute versprechende Archive
noch zu durchforschen, ehe die Sammlung zum Abschlüsse gebracht
und der Druck begonnen werden kann.
Schlüsslich erlaubt sich die Commission noch anzuzeigen, dass
sie mit den ihr gewährten Geldmitteln der bezeichneten Periode das
Auslangen gefunden habe.
106
Bericht über die Thätigkeit der Concilien-Commission etc.
Bericht über die Thätigkeit der Concilien-Commission wäh
rend der akademischen Verwaltungsjahre 1862 auf 1863,
und 1863 bis Ende 1864,
vorgetragen in der Classensitzung vom 10. Mai 1865 durch den Berichterstatter
derselben
Dr. Th. G. v. Karajan,
derzeit Vice-Präsidenten.
Meine Herren!
Die im letzten Jahresberichte erwähnten Verhandlungen, um
die werthvolle Pergament-Handschrift der Geschichte des Basler
Concils von Juan de Segovia auf der öffentlichen Bibliothek zu Basel
(Sign. A. III. 40 und 41) auf einige Zeit zur Benützung nach Wien
zu erlangen, führte erst im abgelaufenen Jahre zu einem günstigen
Ergebnisse. Der erste Band der Handschrift langte Ende Juli 1864
in Wien an, wofür der löblichen Bibliotheks-Direction der verbind
lichste Dank gebührt. Die vollständige Vergleichung des umfang
reichen Manuscriptes wurde sogleich begonnen und wird ohne Unter
brechung zu Ende geführt werden. Die Herstellung des an manchen
Stellen in den Wiener Handschriften durch die Abschreiber ver
stümmelten Textes wird, nach den bis jetzt gemachten Erfah
rungen, in erfreulicher Weise durch diesen Nachvergleich gefördert.
Die Vorarbeiten für den dritten Band der Monumenta con-
ciliorum wurden mit den verfügbaren sehr beschränkten Arbeits
kräften fortgesetzt und haben wesentliche Fortschritte gemacht.
Mit den von der verehrten Classe bewilligten Geldmitteln waren
die Kosten der verschiedenen Arbeiten hinlänglich bedeckt.
Halm. Verzeichniss der älteren Handschriften lat. Kirchenväter etc. 107
SITZUNG VOM 17. MAI 1865.
Der historischen Commission sind eingesandt worden: „Berich
tigungen und Ergänzungen zu dem in den Fontes rerum austriacarum
Vol. 21 abgedruckten Nekrologium des ehemaligen Chorherrn-Stiftes
St. Pölten“, von Herrn Dr. Franz Dudik.
Verzeichniss der alteren Handschriften lateinischer Kirchen
väter in den Bibliotheken der Schweiz.
Von Dr. K. Halm.
VORREDE.
Indem ich mich beehre der hohen kaiserl. Akademie die von
mir angefertigten Verzeichnisse der älteren Handschriften lateinischer
Kirchenväter in den Bibliotheken der Schweiz vorzulegen, erlaube
ich mir über die von mir untersuchten Bibliotheken folgenden kurzen
Bericht zu erstatten.
Zuerst besuchte ich die Stadtbibliothek von Bern, welche aus
dem Nachlass von Peter Daniel und Bongarsius eine so bedeu
tende Zahl von Handschriften ersten Banges besitzt. Für die historische
und classische Literatur ist sie wichtiger als für die patristische,
aber auch für diese ist die Zahl von alten und werthvollen Hand
schriften eine nicht unbeträchtliche. Nachdem ich mir aus dem
gedruckten Katalog von Si nner, der für seine Zeit eine sehr lobens-
werthe Arbeit ist, alle älteren Handschriften, in welchen sich Stücke
von Kirchenvätern finden, aufgezeichnet hatte, ging ich die vorge
merkten Handschriften sämmtlich durch, um die hei Sinner oft
nicht ausreichenden Notizen zu ergänzen. Bei dieser Nachlese ergab
sich, dass der Katalog von Sinner mancherlei Mängel hat. Das
108
H a 1 in. Verzeichntes der älteren Handschriften lateinischer
Alter der Handschriften ist nicht immer richtig bestimmt und in der
Regel zu hoch gegriffen, an Nachweisen, wo seltenere Schriften
gedruckt stehen, fehlt es fast gänzlich; auch vermisst man hei klei
neren Schriften, wie hei sermones und epistolae, die Angabe der in
einer Handschrift vorkommenden Stücke, zu deren genaueren Be
schreibung der Umstand sehr störend uud zeitraubend ist, dass nur
wenige Handschriften foliirt sind. Abgesehen davon, dass es mir
gelang durch Ausschreibung der luitieu einige unbestimmte Schriften
zuerst zu bestimmen, war ich so glücklich in einigen der ältesten
Handschriften ein paar in dem gedruckten Katalog übergangene
Schriften aufzufinden, so in dem Codex num. 376 saec. VIII die
vita beati Hilarionis von Hieronymus, und in der Capitalhandschrift
n. 363 saec. VIII, die den Horatius enthält, am Schlüsse mehrere,
wie es scheint, sämmtlich unbekannte Gedichte von christlichen Dich
tern (s. im Verz. unter Carmina), die zu copieren ich aus dem Grunde
unterliess, weil ein künftiger Herausgeber des corpus poetarum
Christianörum wegen der wichtigen übrigen Handschriften (Nr. 264,
338, 389, 394, 4S5 etc.) unter allen Umständen Bern besuchen
muss. Durch die freundlichste Zuvorkommenheit der Bibliotheksver
waltung waren mir alle Handschriften, die ich ansehen wollte, leicht
und bequem zugänglich.
Von Bern begab ich mich nach Zürich, wo sich zwei öffentliche
Bibliotheken befinden, die an gedruckten Werken reich ausgestattete
Stadtbibliothek und die Cantonshihliothek. Auf der ersteren fand ich
nichts vor, was für meine Zwecke eine Aufzeichnung verlohnt hätte,
um so mehr in der Cantonshihliothek.
Diese hat in der jüngsten Zeit einen sehr namhaften Zuwachs
von Handschriften aus dem aufgehobenen Kloster von Rheinau er
halten, über welche ein besonderer sehr genauer Katalog aus zwei
starken Foliohänden besteht, worin nicht blos alle Schriften mit den
Anfängen genau verzeichnet, sondern auch durchgängig Nachweise
gegeben sind, wo eine jede in einer Hauptausgabe gedruckt zu finden
ist. Da man so freundlich war, mir den Katalog in den Gasthof anzu
vertrauen, so kam ich mit der Anfertigung der Auszüge in ein paar
Tagen zu Ende und es bedurfte in der Bibliothek seihst nur noch der
Einsicht der ältesten Nummern, um die Überzeugung zu gewinnen,
oh die Handschriften nach dem Alter richtig bestimmt sind. Auch
nach dieser Seite hin hat der Katalog seine durchgängige Verlässigkeit
Kirchenväter in den Bibliotheken der Schweiz.
109
auf’s beste bewährt. Für die übrigen schon früher vorhandenen
Handschriften der Cantonsbibliothek, unter denen sich mehrere alte
und sehr beachtenswerthe finden, existirt noch kein Katalog. Da
jedoch der Bibliothekar, Herr Prof. Fritz sehe, eine sehr genaue
Kenntniss der seiner Obhut anvertrauten Schätze besitzt, so kann
ich sicher dafür einstehen, dass mir nichts Bedeutendes entgangen
ist. Wie in Bern, so wurde auch hier von einer Beschreibung jüngerer
Handschriften hei Stücken, die sehr häufig abgeschrieben wurden,
gänzlich Umgang genommen.
Mein letzter Besuch galt dem wichtigen St. Gallen. Neben der
berühmten Stiftsbibliothek befindet sich daselbst noch eine zweite,
die Cantonsbibliothek, in welche die für die helvetische und Refor
mationsgeschichte sehr bedeutende Vadianische Bibliothek einverleiht
ist. Die in sehr schöner Räumlichkeit aufgestellte Cantonsbibliothek
enthält auch einige Handschriften von Kirchenvätern, aber meist
italienische Abschriften aus dem XV. Jahrhundert, von etwas älteren
nur eine einzige, eine schöne Handschrift saec. XI des Dichters
Arator.
Um so reicher war die Ausbeute in der berühmten Stiftsbib
liothek, für deren Besuch ich mich durch vollständige Auszüge aus
den in gedruckten Quellen vorliegenden Mittheilungen (hei Haenel
und in der Geschichte der Bibliothek von Weidmann) tüchtig
vorbereitet hatte. Aus diesen Quellen hatte sich bereits ein so reiches
Material ergehen, dass ich gar nicht erwarten durfte, es werde meine
Zeit, indem ich meinen Aufenthalt in der Schweiz nicht über einen
Monat ausdehnen konnte, zur Herstellung eines genaueren Verzeich
nisses, als hei Haenel vorliegt, hinreichen. Allein diese Befürchtung
ist durch die Einsichtnahme der vorhandenen handschriftlichen Kata
loge völlig verschwunden.
Es existieren solche mehrere, unter denen sich insbesondere
der von dem Pater Kolb herrührende auszeiclmet, einem gründlichen
Gelehrten, der besonders in der theologischen Literatur sehr umfas
sende Kenntnisse gehabt hat. Aus den früheren Vorarbeiten hat einer
der letzten Bibliothekare Weidmann einen neuen etwas bündiger
gefassten, aber auch manche Berichtigung und Ergänzung gehenden
Katalog in drei grossen und eng geschriebenen Foliohänden herge
stellt, der an Gründlichkeit dem von Rheinau würdig zur Seite stellt
und überall so genaue Notizen enthält, dass ich die mühseligen aus
110
Halm. Verzeichniss der älteren Handschriften lateinischer
Haenel entnommenen Aufzeichnungen gänzlich cassieren konnte.
Schon Weidmann gibt in seiner Geschichte der Bibliothek eine
Anzahl von Berichtigungen zu Haenel; die anstrengende Durch
arbeitung der drei Bände, die mir wie in Zürich in meiner Wohnung
verstattet war, hat eine noch weit grössere Anzahl von Berichtigungen
und Ergänzungen ergeben. Die verschiedenen Verfasser der Kataloge
haben so gewissenhaft gearbeitet, das von jedem noch so kleinen
Stück Anfang und Ende angegeben und überall genau bemerkt ist,
wo ein sermo oder ein Brief in den gedruckten Ausgaben nicht
zu finden war. Die Initien dieser im Verhältniss wenigen Stücke
habe ich alle verzeichnet und nur einige mit Hilfe der von der kais.
Akademie gedruckten Initia bestimmen können; von den übrigen muss
man zur Zeit annehmen, dass es unedirte Stücke sind und dass auch
nach der reichen Ausbeute, die B a 1 u z i u s und besonders C a ni s i u s in
St. Gallen gemacht haben, noch eine kleine Nachlese von ineclita zu
gewinnen ist. Am meisten dürfte das in der poetischen christlichen
Literatur der Fall sein, von der alle einzelnen Stücke aufzuzeichnen
die Zeit nicht hinreichte. Um Wichtigeres nicht aus dem Auge zu
lassen, Hess ich diese Lücke, und zwar um so mehr, als einem künf
tigen Bearbeiter dieser Partie ein längerer Aufenthalt in St. Gallen
eben so unerlässlich als in Bern ist. Manches Einschlägige wird man
auch aus den prachtvollen liturgischen Handschriften, von denen
zahlreiche sehr hohen Alters vorhanden sind, gewinnen können. Ein
zelnes aus den grossen Schätzen hervorzuheben würde zu weit
führen; ein flüchtiger Blick in die Verzeichnisse lehrt, dass es wenige
Bibliotheken der Welt gibt, die was das Alter der Handschriften
betrifft, mit der von St. Gallen wetteifern können.
Das interessanteste Document für das hohe Alter der Handschrif
ten liegt in einem kurzen im neunten Jahrhundert abgefassten Kata
loge vor, in welchem der damalige Bestand der Bibliothek verzeichnet
ist, von dem sich glücklicher Weise trotz der vielen Stürme und
Unfälle, die über das Kloster ergangen sind, noch ein beträchtlicher
Theil erhalten hat. Die älteste aller Handschriften ist ein Palimpsest
des Lactantius, über dem jetzt die dialogi Gregorii stehen. Dass über
diesen Palimpsest von Niebuhr irgendwo eine Bemerkung gegeben
sei, ist mir nicht erinnerlich. Derselbe hat Versuche gemacht, Einiges
von der alten Schrift zu entziffern und eine der besseren Seiten fast
ganz herausgebracht; die betreffenden Stellen liegen von seiner Hand
Kirchenväter in den Bibliotheken der Schweiz.
111
copiert der Handschrift bei, von denen ich eine Abschrift genommen
habe. Auf eine völlige Entzifferung wird man wegen der dunklen Gat
tung des Pergaments und der engen darüberstehenden Schrift verzich
ten müssen. — Die grosse Zahl von Handschriften aus dem neunten
Jahrhundert und aus noch früherer Zeit lässt auch einen Rückschluss
auf die geistige Thätigkeit des Klosters machen. Schon im zehnten
Jahrhundert muss der Fleiss der Mönche im Abschreiben und der Eifer
der Abte im Sammeln von Handschriften bedeutend nachgelassen haben,
noch mehr in den folgenden; denn im Grossen betrachtet steht die Zahl
von jüngeren Handschriften in keinem Verhältniss zu den ehrwürdigen
älteren. Hätte der Eifer nur noch ein paar Jahrhunderte in gleichem
Masse fortgedauert, so müsste der Handschriftenschatz der Bibliothek
geradezu ein unvergleichlicher geworden sein, tu späterer Zeit ist nur
noch eine sehr bedeutende Erwerbung gemacht worden, die Bibliothek
des berühmten Geschichtschreibers Tschudi, die auch in der patri-
stischen Literatur mehrere sehr werthvolle Sachen enthält. Abgesehen
von dem Alter haben die Handschriften von St. Gallen auch dadurch
noch einen besonderen Werth, dass die Mehrzahl als völlig intact
erscheint; durcheorrigierte und durch Rasuren aller Art entstellte
Handschriften gehören in St. Gallen zu den Seltenheiten, während in
anderen Bibliotheken der umgekehrte Fall die Regel ist.
Bios das auf meiner Reise in der Schweiz gewonnene Material
ist ein so reichhaltiges an werthvollen Handschriften ersten Ranges,
dass man mit Bestimmtheit behaupten kann, dass sich aus denselben
eine grosse Anzahl von Schriften der Kirchenväter in wesentlich be
richtigter Gestalt herstellen lässt. Wie es scheint, so ist die für diesen
Zweck so ungemein wichtige Bibliothek von St. Gallen für die Patres,
die längst in gedruckten Texten Vorlagen, noch wenig oder gar nicht
benützt worden; man hat dort nur nach inedita, von denen Manches
auch ungedruckt hätte bleiben können, gespürt; für eine Textes
berichtigung der Hauptschriftsteller erscheint die so reiche Bibliothek
noch als eine unerschöpfte Fundgrube.
Da meine Zeit nicht hinreichte auch die Bibliotheken zu Basel,
Einsiedeln und Schaffhausen zu besuchen, so unternahm Herr Prof.
Wölfflin in Basel und Schaffhausen die Untersuchung der dortigen
Handschriften. Ein Verzeichniss der etwas über hundert Nummern um
fassenden Handschriftensammlung (fast sämmtlich auf Pergament)
der St. Johannis oder Ministerialhihliothek zu Schaffhausen hat Hänel
112 H a 1 m. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
m 6. Bande des Jahn’schen Archivs für Philologie mitgetheilt. Die
Hoffnung jedoch, zu der eine Notiz bei Hänel berechtigte, es lägen
hier Handschriften vor, deren Hauptstock schon im neunten Jahr
hundert in die Bibliothek gekommen sei, hat sich als eine illusorische
erwiesen, indem eine richtigere Untersuchung ergab, dass die betref
fenden in’s neunte Jahrhundert gesetzten Handschriften erst gegen
Ende des XI. geschrieben und in die Bibliothek gekommen sind.
Herr Prof. Wölfflin hat hei der Gelegenheit auch schätzbare Notizen
über einige einschlägige elsässische Handschriften zu Colmar und
Schlettstadt mitgetheilt, die man als einParergon dankbar aufnehmen
wird. Um die Bibliothek von Einsiedeln nicht ganz zu übergehen,
wiewohl sie in der patristischen Literatur wenige hervorragende
Stücke zu besitzen scheint, habe ich dem Verzeichniss am Schlüsse
eines jeden Autors die geringen Notizen einverleiht, die aus Morel’s
Mittheilungen im Pertz’schen Archiv und aus den sehr kärglichen
Hänel’s bekannt geworden sind.
Was die Form betrifft, in der ich das mit grosser Mühe herge
stellte Verzeichniss vorlege, so habe ich diejenige gewählt, zu der
eine viele Zeit erheischende Nacharbeit nothwendig war, von der ich
aber erwarte, dass sie für den praktischen Gebrauch des Repertoriums
als die bequemste erscheinen werde. Ich habe nämlich die alphabe
tische Folge nach den Namen der Autoren gewählt, und zwar in der
Weise, dass bei umfangreichen Autoren die Schriften in der Ordnung,
in welcher sie in den gangbarsten Ausgaben stehen, aufgeführt sind,
und von kleinen Schriften, wie z. B. von einzelnen Sermonen oder
Briefen überall das Citat einer Hauptausgahe beigefügt ist. So ist die
Möglichkeit gegeben, jede noch so kleine Schrift, von der Handschriften
vorliegen, in kürzester Zeit aufzufinden, während andrerseits verhütet
ist, dass eine vielleicht sehr werthvolle Handschrift eines kleinen
Stückes nicht bei der künftigen Bearbeitung übersehen werde.
Adamnani (vulgo Adamanni) de locis terrae sanctae ex rela-
tione Arnulfi episcopi Galli libri III im cod. Rhein num. 73 s. IX
(geschrieben von Reginbertus Rheinaun. -{• 847) und in Bern. 582
s. IX fol. I—46 (mit grosser Lücke in der Mitte).
Adamnanus
Albimis.
113
Adamnani vita Columbae. Cod. s. VIII in der Stadtbibi, zu SchafT-
hausen. Vgl. Ferd. Keller Miith. der aut. Ges. in Zürich VII, 61 und
Ed. Reeve in der Dubliner Ausg. 1857, p. XIII sqq. ■).
Albinus (Alcuinus). Vol. I ed. Frob. Epistolae LXVI in Gail. 271
s. IX (sehr gute Handschrift). Ep. ad regem Karl um de saltu lunae
(= p. 81) Bern. misc. 83 s. IX/X f. 73 sqq.
Expositio breuis in psalmum CXVIII (= p. 361) Gail. 267
s. IX/X p. 120.
Expositio breuis Cantici graduum sive psalmorum gradualium
(= p. 376) Gail. 267 s. IX/X p. 182.
Commentarii in euang. Joannis libri VI. Praecedit epistola Gislae
et Rotrudae filiarum Karoli M. cum Alcuini responsione (= p. 457).
Gail. 275 s. IX, p. 1—296. Das VI. Buch (=p. 591) enthält Basil.
0, II, 28, s. IX exeunlis.
Homilia in natali S. Joannis ap. = Comment. in Ev. Job. üb. VII.
cap. 46 (p. 645 ed. Frob.) Gail. 275 s. IX. p. 297.
De trinitate libri III adCarolum M. in Gail. 269 s.X, p. 264—426.
Gail. 272 s. IX p. 55 und Gail. 276 s. IX p. 1. Rhein. 102 s. XI
f. 248—334.
Quaestiones XXVIII des. trinitate adFredegisum discipulum suum
(p. 739). Gail. 269 s. X p. 427. Gail. 276 s. IX p. 113. Gail. 272 s.
IX p. 203. Rhein. 102 s.XI. f. 98—109. Basil. B, VI, 3 s. X ineuntis.
Vol. II. Epistola ad Oduinum presb. de caerimoniis baptismi
(= p. 127) in Gail. 446 s. X p. 145.
De virtutibus et vitiis ad Widonem (= p. I28) Rhein. 104
s. IX. Gail. 146 s. X p. 120 (in demselben Cod. Alcuini epitaphium
p. 17). Gail. 677 s. X. Gail. 269 s. X p. 482 — 561. Gail. 272 s. IX
p. 1 (mit dem epitaphium). Ein Bruchstück daraus, lib. II. cap.
6—14 enthält Basil. T, 11 s. X, 10 Folioblätter.
Ep. ad pueros S. Martini de confessione peccatorum. Gail. 267
s. IX/X p. 106. Basil. B, VI, 3 s. X ineunt.
Ilomilia in natali ScT Martini (=p. 159). Schafh. 58 s. IX/X.
De ratione animae ad Eulaliam virginem sororem suam cum
carmine elegiaco et adonio. Gail. 269 s. X p. 443 — 481. Gail.
272 s. IX p. 214. Gail. 276 s. IX p. 123. Basil. B, VI, 3 s. X ineunt.
*) Auf die Mittheilung der ausführlichen Beschreibung- des Codex, die Herr Prof.
Wölf fl in gibt, musste verzichtet werden, und zwar um so mehr, als die Ver-
Sitzb. d. pbil.-hist. CI. L. Bd. II. Ult. 8
114 Hai m. Hie filteren Harnische, latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Grammatica. Gail. 268 s. IX. Der Anfang davon (nur 1 Blatt)
unter dem Titel Disputatio de uera philosophia Albini magistri in
Gail. 878 s. XI/XII p. 322.
Rhetoriea. Gail. 64 s. IX p. 321; 273 s. X 144; 276 s. IX p.
I öl; 853 s. IX p. 132.
Dialectica. Gail. 64 s. IX p. 271; 270 s. IX p. 1; 273 s. X
p. 57; 276 s. IX p. 220. Gail. 274 s. IX (in letzterem Cod. unter
dem Titel: Aristotelis categoriae cum Alcuini commentario).
Conflietus ueris et hiemis (= Alcuini opp. II, 613). Gail. 397
s. IX p. 83.
Wir fügen noch hei, dass die in Ale. opp. I, 88 gedruckte
epist. Karoli Magni ad Alcuinum de septuagesima cur dicatur im cod.
Gail. 124 p. 126 s. IX. Gail. 878 p. 335 s. IX und Gail. 899 p. 86
s. IX vorkommt.
Zu Einsiedeln befinden sich nach Morel im Pertz’schen Archiv
VIII, 736 IV. folgende Handschriften des A. Quaestl. in genesim
n. 60 s. IX. — De baptismate ad Otwinum. De fide el haptismate ad
Oarolum Imp. n. 110 s. X. — Comment. in epistt. ad Timol.li. ad
Philem et ad Hebraeos n. 182 s. IX. Ausserdem noch (nach Haenel)
Schriften im cod. I 15 s. X.
Aldhelmus. De laude virginum. Gail. 263 s. X p. 62.
Eins aenigmata. Lih. poeticus de virginitate. De VIII principa-
libus vitiis in cod. Gail. 242 s. IX p. 21—166.
Varia carmina in singulis Ibliis collecta Gail. 1394 s. IX
p. 120—130 (in angelsächsischer Schrift).
Ambrosius. Vol. I. ed. Paris 1686. Hexaemeron. Bern. 325 s. XI
(X Sinn.) f. 103—176.
Liber de lmno mortis. Gail. 187 s. IX p. 306—320 mit der
Aufschrift: Servno B. Ambrosii epf de hono mortis et de exitu huius
miserrimae atque caducae uitae. Inc. a verhis cap. 7 'Si quidem
et modulator modulis suis etc.’
De fuga et contemptu saeculi. Bern. misc. 702 s. XI—XIII (hei
Sinn. III, 550 sqq. zu hoch datiert); das betr. Stück s. XII/XIII.
De Elia et ieiunio. Gail. 559 s. X p. 225.
Zeichnung- von vitae Sanctorum ausser von solchen Verfassern, die auch sonst Vor
kommen, grundsätzlich ausgeschlossen war.
Albinus
Ambrosius.
115
Expositionis in Lucam libri IX. Gail. 96 s. X mit der Aufschrift
des lib. I.: Ambrosius de generatione Johannis baptiste ac de uita
et miraculis S. Job. B. (= p. 1262 ed. Paris., wo der Commentar
in JO Bücher eingetbeilt ist). Gail. 99 s. IX (weicht vielfach von
der ed. Par. ah). Auszug aus lib. V n. 2 (= p. 1355) Gail. 242
s. IX p. 253—260.
Eine Anzahl sermones bes. in evang. Lucae Rhein. 18 s. XII.
Rhein. 19 s. XII. Rhein. 32 s. X (in cireumcisione domini). Rhein. 41
s. IX (sermo in hypapante).
Vol. II. De officiis libri III. Gail. 97 s. IX. Rhein. 44. s. X (schöne
Handschr.) Bern. 277 s. X f. l b —97 (schöne und ganz rein geschrie
bene Handschrift von Bongarsius ex hihi. S. Benedicti Floriacensis).
De sacramentis libri VI. Gail. 188 s. VII in Uncialen p. 345 —
393. Bern. 612 s. XII f. 6—36.
De (ide ad Gratiamim Imp. lib. I—IV. Gail. 95 s. IX (Buch V und
einiges in den anderen Büchern fehlt). Lib. I et II. Bern. 278 s. XI
(X Sinn.) f. 76 b —106. Hierauf folgt f. 106 — 116: Inc. tertius
beati ***** de fide. So der alte Schreiber, dafür von neuerer Hand:
Inc. unus beati Ambrosii de fide orthodoxa contra arrianos. Maltas
quidem et graues hereses nee terminum. cui honor et gloria
in secula seculorum. Expl. lib. HI. de fide. (= Phoebadius de filii
divinitate 20, 34 ed. M.)
Libri tres de spiritu sancto. Bern. 278 s. XI (X Sinn.) f. 1—60.
Hieran schliesst sich als 'über quartus’ bezeichnet die Schrift de
incarnatione (= p. 703 ed. Paris.) an. Beide Schriften in derselben
Ordnung (die zweite mit der Aufschrift : contra Apollinaristas) auch
in Gail. 98 s. IX p. 1—210.
Epistolae. Ad Valentinianum Imp. (= dass. I. ep. 24, II, 888
ed Paris.). Gail. 94 s. IX. In demselben Cod. p. 91. Eiusdem ep. ad
eundem Imp. (= ep. 17 p. 824); p. 99 Relatio Symmachi praefecti
urhis Romae 1 (= loco cif. p. 828—832; im cod. nicht vollständig);
p. 106 —113 Ambrosii ep. ad Theodosium Imp. (= 1. e. p.
346—349).
Hymnus in laudem sanctorum martyrum (= p. 1222 ed. Par.).
Gail. 454 s. IX p. 27.
D = Symm. ep. X, 54. Wegen der Seltenheit alter Handschriften des Symniachus
bemerken wir, dass eine ep. ad Ausonium (das Initium habe ich mir leider nicht
notiert) im cod. Gail. 899 s. IX pag. 2 steht.
8*
116 Halm. Die alleren Handsohr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Commentarius in S. Pauli epistolas, t'also Ambrosio adscriptus
(= ed. Par. II, 1690 in append.) Gail. 100 u. 101 s. IX. Vgl. auch
unter Tractatus in ep. Pauli.
De ieiuniis et eleemosynis (= Ambr. opp. app. p. 443). Gail.
347 s. X/XI p. 277.
De eonflictu uitiorum et uirtutum, über falso Ambrosio adscriptus
Vgl. unter Augustinus de conflictu etc. zu Vol. VI.
De resurrectione (= 16, 1315 ed. Migne) Schaffh. 40 s. XI/XII.
Incerta sub nomine Ambrosii: Sermo in natali S. Agnetis uirg.
Inc. *Immaculatus diis etc. Gail. 347 s. X/XI p. 258.') — Liber
sei Ambrosii epi contra hereticos. Inc. *Dauid uno lapidis ictu goliae
frontem percutiens sed pater maior me est. Gail. 94 s. IX
p. 1—30. — Liber a S. Ambrosio in laude scorum compositus. Inc.
Pertinere nos dilect. fr. ad misericordiam dei etc. (= Victricii de
laude sanetörum über 20, 443 ed. Migne). Gail. 98 s. IX p. 211 und
eine Abschrift dieses Cod. Gail. 102 s. X. — Versus de ternarii numeri
excellencia. Ine. * Omnia Irina uigent sub maiestate tonantis. Gail.
40 s. VIII p. 354,
In Einsiedeln Handschr. des Ambrosius (ohne nähere Bezeich
nung) in den Codd. n. 122. 133. 134. 139.
Anacleti papae de sacerdotibus epistolae quaedam, in cod, Bern.
451 s. IX.
Anonymi Comment. in Johel et in Apocalypsim Bern. 51 s. X. Inc.
über Johel prophetae. Johel interpretatur incipiens. Iste ad iudeam et
ierusalem uaticinium profereris.jn principio sui uoluininis post uolup-
tuosa conuiuia ad luctum prouocat ierusalem etc. Vorhanden ist nur
Lage I in 6 Blättern, dann fehlen 2 Lagen, die 4. enthält (dxsfaÄog)
einen Comment. zur Apocalypse. Liber III. Inc. Et uidi alium angeluni
fortem descendentem de celo amictum nube etc. Am Schlüsse: ut
agra inchoaret. et in gra terminum poneret. Expl. expositio in apocal.
Anonymus de triplici vitae statu. Ine. * Tres sunt status totius
uitae etc. Rhein. 102 s. XI f. 342.
1 ) Schriften, welche weder in den Calulogen der betreffenden Bibliotheken als ediert
entnommen sind noch in den gedruckten luitia librorum patrum lat.’ Vorkommen,
sind von uns mit einem Sternchen bezeichnet.
Anonymus
Augustinus.
117
Anonymus de honore parentum. Inc. *Qui honorat patrem iocuu-
dabitur in filiis et die orationis suae exaudietur etc. Gail. n. 89 (am
Schlüsse), 11. 277 p. 243. n. 370 p. 193, sämmtlich saec. X.
Ambrosius Ansbertus s. Autpertus. Libri X in Apocalypsin.
Gail. 244 et 243 s. X. — Vgl. unter Augustinus de contlictu vitiorum
et virtutum, zu Tom. VI.
Antonini Placentini Itinerarium (=72, 899 ed. Migne) Gail. 133
s. IX p. 902. Rhein. 73 s. IX p. 30 mit dein Titel: libellus de locis scis
extramariuis quae infra uel circa Hierusalem sunt. Bern. 382 s. IX
f. 77 sqq. (der Schluss fehlt).
Aratoris uersus in acta apost. in der Cantonsbibl. zu St. Gallen
num. 336 s. XI (X Scherer). Vgl. Verzeichniss d. Manuscr. u. Inc.
der Vadianischen Bibi, von Scherer S. 94.
Augustinus. Vol. I. ed. Migne. Vita Augustini auctore Possidio
Gail. 371 et 377 s. IX (praecedit Index opp. Augustini).
Retractationum libri II. Gail. 133 s. IX.
Confessionum libri XIII. Bern. 323 s. XI. (X Sinn.) Sehr sauber
geschriebene Handschrift.
Soliloquiorum libri II. Schal'h. 36 s. XI.
De immortalitate et quantitate animae. Schafh. 40 s. XI/XII.
Lib. de magistro ad Deodatum filium. Gail. 140 p. 181 s. X.
Schafh. 30 s. XII.
De libero arbitrio. Gail. 184 p. 193—196 s. X. Basil. B, VIII,
9 s. X/XI.
De moribus sanctae ecclesiae. Schafh. 33 s. XI.
Dialectica. Bern. 363 s. VIII. Bern. 348 s. XI (od. X?) cf. ed.
Crecelii (Elberf. 1837) p. 13.
Rhetorica Bern. 363 s. VIII. cf. Rhetores lat. ed. Halm p. VIII.
Vol. II. Epistolae. 38 epistolae in Gail. 139 s. XI. 41 ep. in Gail.
174 s. IX. Es sind fast die gleichen Briefe in beiden Handschr. und
in der ersten Hälfte auch in derselben Ordnung. ‘) — 30 ep. in
Schafh. 33 s. XI.
Einzelne Briefe in folgenden Handschriften:
0 Die Briefe sind in dem handschriftlichen Katalog zu St. Gallen alle nachgewiesen
bis auf einen ad Macrouium (i. e. Macrobium) episc. douatistam’, der in beiden
Handschriften steht = ep. 23 und einen Brief presb. Hauiti (i. e. Auiti) papae
Palconio’ p. 132 in cod. 174, der in Aug. opp. VII App. p. 803 ed. M. zu finden ist.
1 1 8 H :i 1 m. Die älteren Handschr. latem. Kirchenväter in der Schweiz.
E[t. IH ad Valentinum monachum (= n. 214—216) Gail. 140
p. 1—24 s. X.
Ep. num. 121. 149. 102. 164 und 140 in Gail. 148 p. 129—
280 s. XI.
7 ep. ad Hieronymum et Praesidium in Gail. ISO s. X.
ad Casulinum de ieiunio sabbati (== II, p. 138 ed. M.) Bern.
83 fol. 99 s. X.
de orando deo (= ep. 130 p. 494 M.) Schafb. 31 s. XI.
6 epistolae ad Hieronymum (— n. 67. 74. 28. 40. 71) Rhein.
41 s. IX, davon einer fol. 113. noch unbekannt, Ine. *'Cur itaque
conor contra tractum fluminis etc.’
Ad Dardanum (ep. 187 p. 833 M.) Schallt. 40 s. Xl/XII.
Ad Bonifacium comitem. Schafh. 29 s. XL
Zwei Fragmente aus ep. ad inquisitiones Januarii (ep. 34 p. 200
M.) und ad Sixtum (Xystum dej' cod.) Romanum (blos cap. 31 ff. p.
874 M.) in Gail. 190 p. 333 sqq. s. VIII/1X.
Vol. III. De doctrina christiana. Gail. 147 et 776 s. IX. Rhein.
69 s. XI. Schafh. 27 s. XI.
De vera religione. Bern. 340 s. X. Schöne und rein geschriebene
Handschrift. Der Anfang fehlt. Ine. et corporis conditor a quo pax
omnis est etc.
De geuesi libri II c. Manichaeos. Gail. 143 s. IX. Schafh. 33 s. XI.
De geuesi ad litteram libri XII. Gail. 161 s. IX. (lib. XII non
est integer); Schafh. 39 s. XI.
Quaestionum in Heptateuclnun libri VII. Gail. 160 s. IX. cod.
optimae notae.
Speculum. Gail. 137 s. X.
De consensu evangelistarum libri IV. Gail. 170 s. IX. Schafh.
22 s. XI/XII. Basil. B, VII. 7 s. X. unter dem Titel: De concordia
evangeliorum.
De sermone domiui in ihonte babito libri II. Gail. 134 s. IX.
Bern. 162. s. X (IX Sinn.) fol. 98 sqq.
HomiliaeX (s. tractatus) in epistolam I. S. Johannis. Gail. I SO s. IX.
Quaestiones de euang. sec. Matth. — Quaestiones de euang.
sec. Lucam. Gail. 134 s. IX.
Exposilio quarundam propositionum ex epist. Pauli ad Romanos.
Expositio in ep. ad Galatas. Gail. 137 s. X p. 303 sqq. Gail. 789
s. XIII. Gail. 151 s. X.
Augustinus.
119
Homiliae super evang. Johannis CXXiV. Gail. 165 s. IX. Schat'h.
18 s. XI. — Homiliae XVIII Gail. 241 s. IX p. 65—171. — Homiliae
I—XLVIIII Bern. 103 s. 1X/X lol. 8—160. Prachtvolle Handschrift.
— Homiliae 1—L1V Gail. 169 s. IX. — Homiliae LXX s. tractatus in
evang. Johannis s. de passione domini, ut est inscriptio in cod. Gail.
155 s. X. — Cod. Basil. B, 111, 3 s. IX/X enthält ebenfalls LXX ser-
mones, eine Auswahl aus den 124 homiliae super Ev. Job. Inc. Intu-
eutes quomodo audivimus = Tract. 1. in Ev. Job. (UI p. 1976 M);
Schluss: Et iam ipse conpellerer meum terminare sermonein =
Schluss von Tract. CXXIV (HI p. 1976 M).
Homiliae 19 in Apocalypsim. Gail. 181 s. IX.
Vol. IV. Enarrationes in Psalmos. Schafh. n. 15—17, 3 voll. s. XI.
— In Psalmos I—CXV111. Gail. 162—166, 5 voll. s. IX.
Anonymi expositio psalmorum secundum Augustinum inde a
I—LXXVI. Gail. 167 s. X.
Principium in decadis XX = Prologus super titulum psalmi I.
(IV, 65 M) Gail. 110 p. 307 s. IX.
Vol. V. Sermones. 1. Sammlungen von Sermones.
Gail. 227 p. 144 sqq. s. VIII. enthält 13 Sermones von Au
gustinus, Beda und Caesarius, von denen die nachgewiesenen unten
einzeln aufgeführt sind. Nicht nachgewiesen sind: De uoto. Inc.
* Multi cupiunt couuolare ad gratiam. De amatoribus mundi. Inc.
*Audite omnes qui estis in populo etc. De humilitate. Inc. * Dominus
enim ait: discite a me etc. (excerptum admodum breve). De pacientia.
Inc. *Tribus modis uirtus paeientiae exerceri solet etc. De caritate.
Inc. *Audite fratres apostolum dicentem Deus caritas est (l Joaun.
4, 16) etc.
Die Sermones de uocatione Ahraham, de Abraham et Isaac,
de sco Joseph etc. V. pag. 1741 —1773 ed. Migne in Gail. 125
p. 141 sqq. s. IX und Gail. 230 p. 351 s. IX (von Caesarius Are-
tatensis?)
Cod. Gail. 682 s. IX iueunt. enthält 8 Sermones von Augustinus
und Caesarius, hiervon sind nicht nachgewiesen: p. 204 Inc.
a Prim um quidem decet nos audire iuslitiam etc. (auch in Gail. misc.
146 s. X p. 178 und Rhein. 140 s. VIII f. 16, aber hier als epis-
tola S. Augustini bezeichnet) p. 231 Inc. * Fratres kmi ad memoriam
uestram reducimus etc. und p. 252 Inc. * Venite dilect. fratres
monitionem meam libenter suscipilis etc.
120 II a 1 in. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Excerpta ex conipluribus sermonibus ia cod. Gail. 186 s. IX.
Cod. Rhein. 140 in 12° s. VIII. Uralte longobard. Handschrift,
enthält Schriften von Augustinus, Hieronymus, Gregorius und Faustus
Rhegiensis, darunter folgende nicht nachgewiesene: f. 43 Inc. über
de trinitate. * Quinque enim sunt omnia quae sunt haec unitos
trinitas deitas. f. 03—73 Variae sententiae ex scriptura sacra et ex
patribus. f. Tb De uia sanctorum et uia peecatorum Inc. * Via sanc-
torum fules catholica, uia peecatorum infidelitas praua quod
amatur et semper habetur, f. 79 De sancta anima et eius uirtutibus.
*Per auditum credit, qui desiderium querit, per sapientiam inuenit
per charitatem dei perfecta, f. 170 Omelia sei Augustini epf
pascalis. Inc. * 0 fratres kmi presentem diem uenerari debemus
— — ibunt in uitam eternam. (auch in Gail. 213 s. IX p. 187
bis 161) f. 211 Sermo sei Augustini de dies malos (sic) Inc.
*Audi o homo rapis aliena et gaudes, male operaris et letaris. (auch
im Cod. von Schlettstadt num. 1073 s. IX/X auf Quaternio V, als
Sermo sei Augustini de diebus mali bezeichnet) f. 214 Iterum sei
Augustini. *Quicumque enim cum peccato uiuit, mortuus est deo
(scheint ein Excerpt, ist auch in Gail. 907 s. VIII p. 297 bis
303). fol. 219. De apostolo (sermo). *Orate inquit sine inter-
missioue et deus pacis erit uobiscum — — — sicut angelos
dei in celo.
Cod. Rasil. B, VI, 3 s. X enthält im ersten Theile"eine Sammlung
von Sermones von Beda, Hieronymus, Maximus, Leo, Johannes, dar
unter als von August. 4 unbekannte homiliae. Omelia die sabbati post
pascha. Inc. *Cum esset ergo sero die illo una sabbatorum, 3 pagg.
Omelia in natale SS. Philippi et Jacobi. Inc. *Erigenda est uobis
fratres ad deum maior intentio 10 pagg. Omelia in vigilia de ascensa
dni. Inc. * Glorificatum a patre fiiium secundum formam serui, 9 pagg.
Sermo in natale S. Pauli. Inc. *Amen inquit dico vobis, 2 pagg. —
Ferner eine Expositio Augustini dom. XVI. post pentecosten sec. Matth.
Inc. *Ad haue ipsam intencionem referendum est, 8 */ 2 pagg. Das
vorletzte Stück des Cod. ist ein Sermo Augustini de fide. Inc. * Cre-
dimus in unum uerum deum patrem et fiiium et spiritum sanctum,
8 pagg.
Cod. Schafh. 23 s. XI enthält 64 Sermones de euangelicis dictis.
Schafh. 24 s. XI Sermones de uerbis apostoli. Schafh. 2ö s. XI 44
homiliae. Schafh. 26 s. XII u. Schafh. 29 s. XI einzelne Homiliae, Einige
Augustinus.
121
Serniönes Augustini in einer Sammlung von Omiliae hyemales in eod.
Basil. B, IV, 26 s. X; eine ähnliche Sammlung Sermones hiemales
diversorum patrum enthält cod. Basil. B, III, 2 s. X ineunt. darunter
mehrere von Augustinus.
Einzelne Sermones, nach der ed. Migne geordnet:
V p. 76 de decem chordis Gail. 146 s. IX. Schafh. 36 s. XI.
p. 192 super Psalm. 126. Gail. 347 s. X/XI p. 360.
p. 296 de ovibus. Gail. 171 s. X. p. 36—62.
p. 376 de vv. Qui dixerit fratri suo t'atue etc. Bern. 110 s. X«)
f. 16 (von diesem sermo sind nur noch 3 Columnen vorhanden).
p. 377 de oratione dominica. Bern. 162 s. X (IX Sinn.)
f. 98—103.
p. 409 de vv. Petite et dabitur etc. Bern. 110 s. X f. 8.
p. 414 de vv. de puero eenturionis etc. ibid. f. 12.
p. 606 de vv. Ev. Matth. XVIII, 16— 18. Gail. 347 s. X/XI.
p. 396.
p. 616 super Ev. Lucae c. 10. Gail. 162 s. IX p. 278 (non
adest nisi pars).
p. 716 de uastatione urbis Romae. Gail. 397 p. 6 s. IX.
p. 936 de verbis apostoli I. Thessal. 4. Gail. 162 s. IX.
p. 999. sermo in Gail. 426 p. 268 s. IX.
p. 1016 in nativitate Christi. Gail. 221 s. VIII p. 37.
p. 1060 Fragmenta 2 sermonum, seil, de symbolo (V, 1060 M)
et initium alterius (V, 773 M) in cod. Gail. 1396 p. 411 s. VII in
Uncialen.
p. 1072 de symbolo. Bern. 162 s. X. (IX Sinn.) f. 96—98.
p. 1169 et 1161 Sermones duo de consolatione mortuorum.
Gail. 144 s. X.
p. 1946 de igne purgatorio. Gail. 227 s. VIII. Gail. 213 p. 161
sqq. s. IX. Rhein. 140 s. VIII f. 186 litteris longobard. scriptus. (Mit
Abweichungen sogleich am Anfang.)
p. 1961 de vv. apostoli II, Cor. cap. V, 10 in Bern. 424 s. XI f. 61
et Gail. 162 s. IX.
p. 1963 de divitibus huius mundi. Rhein. 41 s. IX. f. 266.
0 Sein 1 schöne und rein geschriebene Handschrift (fol. 1 Beda de coinputo
anderer Hand), enthält 6 Sermones von Augustinus.
von
122 Hai in. Die älteren Hamlschr. lateiu. Kirchenväter in der Schweiz.
p. 1973 de adventu domini Gail. 3 [i. 340—537 (weicht vorn
gedruckten Texte sehr ab).
p. 203!) de resurrectione domini. Basil. F, I', 111, 13“ s. IX I'. 12 b
(angelsächsische Schrift).
[i. 2079 de ieiunio. Basil. B, VI, 3 s. X.
p. 2098. de Saulo. Rhein. 140 fol. 131 s. Vlll (litt, longobard.)
Posterior pars sermonis inultuin discrepat a vulg. et prolixior est.
p. 2104 de annuntiatione dominica Gail. 301 s. X p. 183 (da
seihst noch ein anderer Sermo Anonymi).
p. 2113 de natale sei Johannis. Gail. 227 s. VIII.
p. 2132 in natali SS. Innocentiuin. Gail. 347 s. X/XI p. 243.
p. 2171 in dedicatione ecclesiae. Gail. 347 s. X/XI p. 383.
[i. 2194 de lide catholiea. Gail. 130 p. 281.
p. 2190 de mysterio trinitatis. Gail. 347 s. X/XI p. 1. Gail.
420 s. IX p. 202.
p. 2210 de die iudicii. Rhein. 140 s. VIII (litt, longobard.)
f. 181. Gail. 146 s. X p. 182. Gail. 213 s. IX p. 137. Gail. 682 s. IX.
Gail. 916 s. VIII p. 139. Selestad. 1073 s. IX/X auf Quaternio V.
p. 2240 quales sint Christiani boni in Gail. 682 s. IX. p. 219.
p. 2244 de vv. Ev. Matth. Qui feeerit et sie docuerit etc. Bern.
110 s. X fol. 3 extr.
p. 2266 de reddendis decimis. Gail. 227 s. VIII.
p. 2291 de castitate. Gail. 130 s. IX/X. Gail. 227 s. VIII.
[i. 2296 de castitate et munditia. Gail. 387 s. XI.
p. 2297 de castitate coniugali. Bern. 424 s. XI fol. 96.
p. 2303 de ehrietate. Gail. 227 s. VIII.
p. 2340 de eleemosyne danda. Gail. 194 s. VIII p. 220.
Mai, Nova Patruin Bibi. 1, 240 de decem talentis. Rhein. 140
s. VIII f. 206.
Einzelne nicht nachgewiesene Sermones.
In commemoratione defunctoruin. Inc. * Ile resurrectione carnis
non sicut quidain reuixerunt etc. Gail. 132 s. IX p. 280—291. In dem
selben Cod. Item eiusdem de resurrectione mortuoruih. Inc. * Non est
igitur desperandum etiam corpus restitui p. 292 sqq. und in uigilia
defunctoruin. Inc. ’Nolumus uos ignorare fratres etc. ih. p. 311—323.
Gail. 347 s. X/Xl p. 261. Inc. *Exultent uirgines uirgo peperit
Christum etc. (auch in Gail. 423 p. 114 s. X). p. 364 *Animaduertit
quisquis delicias huius saeculi. p. 368 *Manentes in Christo etc.
Augustinus.
123
Cod. Basil. ß, UI, 3 s. 1X/X. Inc. * Cantauimus dilo ßea. . . homo
quaem tu erudie .. . dne, 9 Columnen. Schluss: Speraui in miseri-
coi'dia diu non in incerto diuitiarum.
Auf den 3 letzten Blättern von Bern. misc. 171 saec. X eine
Omelia Beati Augustini über In illo tempore dixit Jhesus Sic deus di-
lexit mundum etc. Inc. *Quomodo qui intuebantur illum serpentern
non periebant morsibus serpentium Confessio fit ad salutein.
Bern. 110 s. X. f. 2 Sermo sei augustini de uerbis dfii in euan-
gelio sec. matbeum. Agite penitentiam etc. *Euangelium audiuimus
et in eo dominum eos arguentem etc. ibid. f. 4. Item eins de uerbis
dni in euang. sec. Matheum. Luceat lumen etc. * Solet. multos mouere
carissimi etc.
Gail. 171 s. X p. 5 — 36 de pastoribus. Inc. *Qui pastorum
nomina audire uolunt, pastorum officium implere nolunt etc.
Zu den Sermones Augustini vgl. auch unten Faustus Rhegiensis.
Vol. VI. Quaestiones diversae 82 in Gail. 157 s. IX. Schafli.
32 s. XI.
Responsio ad Dulcitium de VIII quaestionibus. Gail. 29 s. IX
p. 120—159.
De fide et operibus. Bern. 162 s. X (IX Sinn.) f. 16 — 33.
Schafh. 35 s. XI.
Enchiridion. Gail. 224 s. IX p. 83. Gail. 29 s. IX p. 180. Bern.
699 s. X. Bern. 680 s. X. Schafh. 34 s. 1X/X (die drei letzten
Seiten s. X/XI).
De agone christiano. Schafh. 31 s. XI exeunt.
De bono coniugali. Bern. 162 s. X (IX Sinn.) f. 73 — 85.
Schafh. 31 s. XI.
De bono virginali. Bern. 162 s. X (IX Sinn.) f. 56—73.
Schafh. 36 s. XI.
De bono viduali. Bern. 162 s. X (IX Sinn.) f. 86—96. Schafh.
31 s. XI.
De mendacio ad Consentium. Contra mendacium. Schafh. 33
s. XI.
De operibus monachoruin. Bern. 162 s. X (IX Sinn.) f. 1—16.
Schafh. 31 s. XI.
De divinatione daemonum. Gail. 148 s. XL Schafh. 29 s. XI.
De sepultura mortuorum ad Paulinum. Schafh. 40 s. XI/XII.
De. bono patientiae (vulgo de patientia). Gail. 150 s. IX/X p. 29.
t 24 Hai m. Die älteren Handschr. Iatein. Kirchenväter in der Schweiz.
De disciplina chris'tiana. Gal!. 141 s. X; 146 s. IX p. 46; 160
s. IX/X p. 1; 184 s. X p. 189. Schaft. 36 s. XI. Bern. 424 s. XI
f. 97—104.
Quaestionum 66 dialogus. Gail. 230 s. IX p. 270.
De lide ad Petrum s. unter Fulgentius.
Liber exhortationis ad quendam comitem carissiinum sibi (vulgo
de salutaribus documentis). Bern. 424 s. XI. f. 64—96. Gail. 138
s. X p. 1—166. Gail. 143 s. XV p. 186 sqq. (Haec epist. aucturem
habet Paulinum Aquileiensem). Rhein. 89 s. XI.
De conflictu vitiorum et virtutum (von Ambrosius Autpertus ?)
Gail. 141 p. 70 s. X. Rhein. 89 s. XI. Basil. F, f, III, 16 s s. IX f. 27
(in boe codice adscribitur Isidoro Hispal.)
Sermo de pascha (VI, 1201 M). Gail. 260 s. XI p. 439.
De bono disciplinae (VI, 1217M) s. unter Valerianus t’iineliensis.
Sermones ad fratres in eremo. Sermo 40 in cod. Gail. 227
s. VIII. — Sermo 49 Gail. 141 s. X p. 46 — 62. — Sermo 60 Gail.
146 s. X p. 176. — Sermones 63, 64, 68 in Gail. 614 s. IX/X
p. 18. 19. 42.
Vol. VII. De civitate dei libri XXII. Bern. 12 et 13 s. XI. Bein.
134 s. X (olim S. Benedicti Floriacensis). Gail. 179 s. XIV.
üb. 1—14 Gail. 177 s. IX (sehr schön, älter als 178).
lib. 11—22 Gail. 178 s. IX (X?).
lib. 1—12 Schafh. 19 s. XI.
lib. 19—22 Bern. 362 s. X (olim P. Danielis).
Vol. VIII. De utilitate credendi. Gail. 162 s. IX.
Contra Faustuni Manichäeum libri 33. Gail. 172 et 173 s. IX.
De natura boni adversus Manichaeos. Gail. 148 s. XI p. 281.
Gail. 162 s. IX p. 77.
Contra adversarium legis libri II. Gail. 167 s. IX p. 184. Schafh.
32 s. XI.
Contra Arrianos. Gail. 94 s. IX p. 31—43. Responsio Augustini
ad eundem (vulgo Augustinus contra sermonem Arianorum) ibid.
P- 43—82 (usque ad cap. 19 'per quem facta sunt omnia’; reliqua
desunt).
De sancta trinitate libri XV. Gail. 176 s. IX. Schafh. 20 s. XI.
Liber adversus haereses V. Gail. 146 s. IX p. 67 Schafh. 30
s. XII.
Altercatio ecclesiae ac synagogae. Gail. 132 s. XI.
Augustinus, 125
Altercatio cum Feliciano Ariomanita (est Vigilii Tapsensis epis-
copi Cettensis, vulgo de fide trinitatis). Gail. 140 s. X p. 107.
De ecclesiasticis dogmatibus s. unter Gennadius.
Vol. IX. Contra Parmeniani epistolam libri III. Schafh. 30
s. XII.
De baptismo contra Donatistas libri VII. Gail. 158 s. IX. Gail.
171 s. X p. 03 sqq.
De unico baptismo. Gail. 171 s. X p. 333.
Ad Donatistas. Bern. 162 s. X (IX Sinn.) f. 33—56 mit der Auf
schrift: über Aug. contra partem Donati post gesta.
Contra Fulgentium. Schafli. 40 s. XI/XII.
Vol. X. De baptismo parvulorum ad Marcellinum libri tres
(vulgo de meritis et remissione peccatorum). Gal). 171 s. X p. 230
sqq. Schafh. 28 s. XI exeunt.
De spiritu et littera (ad Marcellinum). Gail. 171 s. X p. 356
(extrema desunt inde a cap. 36). Schafli. 28 s. XII.
De natura et gratia ad Timasium et Jacobum. Bern. 176 s. XI.
De perfectione iustitiae libri II ad Paulum et Entropium. Bern.
176 s. XL Schafli. 28 s. XI.
De anima et eins origine ad Vincentium Victorem. Schafh. 36
s. XI exeunt.
De gratia et übero arbitrio. Gail. 140 s. X. p. 25. Bern. 176
s. XI.
De eorreptione et gratia. Bern. 176 s. XI.
De praedestinatione sanctorum 1. II. (ad Prosperum et Hilarium).
Bern. 176 s. XI. Schafh. 29.
De praedestinatione disputatio VI. ypoNostichon (sic). Gail. 29
s. IX p. 159—175. Inc. Addern etiam hoc quam maxime liuic operi
oportet etc. Am Schlüsse: Expl. ypognostichon lili. contra pelagianos
seu celestianos hereticos.
Vol. XI. Sermo de quadragesima (= Suppl. ad opp. Aug.
p. 1142 M.). Gail. 221 s. VIII p. 127. Bhein. 41 s. IX f. 518.
Incerta sub nomine Augustini.
Admonitio Augustini epr. Inc. *Cantieum psalmorum animam de-
corat etc. Gail. 110 s. IX p. 385. Gail. 27 s. IX p. 14 sq.
Liber de difinitionibus orthodoxae iidei. Inc. *Defmicio dogma-
tum eius conciüi. De trinitate quae non est confusa in una persona
etc. Rhein. 102 s. XI.
126
H a 1 m. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Tractatus de exitu animae. Inc. * Cum egreditur anima de corpore
etc. Gail. 124 s. IX p. 306—309.
Epist. sei Aug. de origine anime. * Anima inquit generaliter Spiri
tus uocatur na anima uiuificamur racione quod absit nt a nobis
defendatur. Gail. 40 s. VIII p. 335 (etwas über 1 Seite lang).
In Einsiedeln die libri de civitate Dei in cod. 140 und 150,
beide s. IX; die Beschreibung der übrigen codd. mit Schriften des
August, (circa 23) fehlt.
Alcimus Avjtus. Poematum libri VI. Gail. 197 s. X p. 125; Gail.
198 s. X.
Carmina nonnulla in Bern. 394 s. IX am Schlüsse. Vgl. Sinn. 1,
170—174.
Epistola ad papam Palconium (v. Aug. opp. in Append. VII. 805
cd. Migne) Gail. 280 s. IX p. 430—434.
Beda. \ r ol. I. ed. Colon. Elenchus scriptorum Bedae, ab ipso,
ut uidetur, confeetus (discrepans ab eo in ed. Cal. 1, 1). Gail. 247
s. IX/X.
De arte metrica. Gail. 876 s. VIII/IX p. 208. Gail. 878 s. IX
p. 91. Das Gedicht: Bex aeterne domine (— 1. 41 ed. Col.) in Gail.
3 s. VIII p. 558.
Schemata s. figurae S. Script. Gail. 876 s. VIII/IX p. 257. Gail.
278 s. IX p. 131.
De orthographia. Gail. 249 s. VIII/IX. Bern. 338 s. IX.
De computo vel loquela digitorum. Bern. 110 s. X f. 1 (1 Blatt);
hierauf folgt de ratione unciarum. Basil. F. F. III, 15“ fol. 21 sqq. s. IX.
Computus. Gail. 248 s. IX p. 57 (differt aliquantum ab edito in
ed. Col.); Gail. 250 s. IX p. 71. Gail. 397 s. IX codex pretiosus, der
auch die Schrift de sex aetatibus mundi enthält. Bern. 417 s. IX,
wichtige Handschrift.
Carmina. Gail. 250 s. IX p. 67 sq.
De XII signis zodiaci (aus der Schrift de ratione computus I,
434) Gail. 397 s. IX p. 68.
Vo I. II. De natura rerum. Gail. 248 s. IX p. 83. Gail. 250 s.
XI p. 121. Gail. 251 s. IX p. 33. Gail. 397 s. IX p. 397 (mit dem
Augustinus — Beda. 127
Titel de naturis remm). Bern, 61 B s. IX (X Sinn.) fol. 81 sqq. Bern.
285 s. XI. Scliafli. G1. Zürich (Cantonsbibl.) 176 s. IX/X.
De natura rernm atqne de tempore libri II. Gail. 878 s. IX p.
242—276.
De natura rernm et ratione temporum. Bern. 610 s. IX (X Sinn.)
f. 81. (Nur die Praefatio und ein Tbeil der Capita noch vorhanden).
Schafh. 61 s. X.
De temporum ratione s(ed. Col. II, 43). Gail. 248 s. IX p. 99.
Gail. 250 s. XI p. 164. Gail. 251 s. IX p. 45. Gail. 459 s. X p. 143
(continet eap. 1 — 63). Schafh. 61 s. X. Ein Gedicht daraus Ine.
Bcspicis Apriles (= II, 68 ed. Col.) Gail. 397 s. IX p. 68 sq.
De VI aetatibus mundi. Gail. 248 s. XI p. 184. Gail. 251 s. IX
p. 26. Gewöhnlich auch mit dem lib. de computo verbunden, wie in
Gail. 397 s. IX.
De temporibus (ed. Col. II. 118). Gail. 248 s. IX p. 92 (als
Lib. II von de natura rernm gezählt). Gail. 250 s. XI. Bern. 610
s. IX (X Sinn.) fol. 47 1 ’ sqq. Bern. 285 s. XI. Zürich (Cantonsbibl.)
176 s. IX/X. Schafh. 61 s. X (in dieser Handschr. schliesst sich daran
ohne Überschrift fortsetzend eine Aufzählung der stellae, Helix, Fenix,
Draco bis Anticanis. Anfang: Campester scribit cometas quinque esse.
Schluss: eo quod contraria sit cani. Hierauf ein Exeerptum de astro-
logia. Duo sunt extremi vertices mundi, nebst pauca de temporibus
el: variis eorundem spatiis. Endlich: De saltu lunari. Si vis scire,
unde saltus lunae etc.)
Vol. III. Historia ecclesiastica gentis Anglorum. Gail. 247 s.
1X/X (Praefatio ad Ceolwolfum regem in ed. Colon. 1688 Tom. 3 de-
sideratur). Gail. 547 s. XIII p. 554. Schafh. 66 s. XII. Bern. 49
s. XI (Prachtvolle Handschrift in sehr grossen Lettern geschrieben;
auf dem letzten Blatte ein paar Excerpte aus Isidorus.) Ein sehr be-
achtenswerthes Fragment der Hist. eccl. Anglorum steht auch in dem
höchst werthvollen Bern. 363 s. VIII, der den Horatius enthält, auf
fol. 188, 2 te Colnmne. Es ist der Anfang mit dein Prologus „regi
ceolculfo“, geht nur 3 Blätter weit, die aber sehr enge geschrieben
sind (fehlt hei Sinner).
Vita metrica S. Cuthherti Lindisfarensis episcopi. Gail. 263 s. X.
Gail. 265 s. X p. 98.
Vita sei Arnulfi. In omnipotentis dei nomine et Christi etc. uitam
uel acta sanctissimi Arnulfi antistitis . . stilo elicere aggrediar
128 Halm. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
eitius est subsecuta. Bern. misc. 171 s. X auf den 12 letzten bei
gebundenen Blättern ('Anfang und Schluss stimmen nicht mit der
ed. Col.).
Martyrologium im cod. 176 s. IX/X der Zürcher Cantonsbibl.
Vol. IV. Hexameron libri II. Gail. 255 s. IX (ed. Col. non habet
nisi unum librum).
In libros Regum quaestiones XXX. Gail. 266 s. X p. 339.
Comment. in librum Tobiae, in Esdram et In Nehemiam. Gail.
233 s. IX.
Expositio super Proverbia Salomonis. Gail. 130 s. IX p. 74 sqq.
Bern. 305 s. XII (XI Sinn.)
De tabernaculo et vasis eins ac vestibus sacerdotalibus libri 111.
Gail. 266 s. X. Bern. misc. 702 s. XII/XIII.
Vol. V. Comment. in Evang. Marci. Gail. 256 s. X et 257 s. IX.
Comment. in Evang. Lucae. Gail. 85 s. IX.
Comment. in Evang. Ioannis. Gail. 258. s. IX (non conspirat
cum ed. Colon.).
Comment. in Actus apost. Gail. 259 s. VIII/IX. Gail. 260 s. IX.
Scbafh. 63 s. XII.
Comment. in VII epislolas canonicas. Gali. 252 s. IX. (Prologus
desideratur in ed. Colon.) Gail. 261 s. IX et 262 s. X (in beiden in
abgekürzter und von den Drucken stark abweichender Form). Vergl.
auch unter Florus diaconus.
Comment. in Apoealypsin. Gail. 259 s. VIII/IX p. 157. Gali.
260 s. IX.
Vol. VI. Defloratio ex litteris Augustini ad epistolas Pauli (cano
nicas). Scbafli. 64 et 65 s. XII.
Vol. VII. Homiliae. Gail. 425 s. X enthält, 8 homiliae, Gail. 427
s. XII 20 homiliae. Basil. B, VI, 3 s. X ineunt. enthält, zu Anfang ver
schiedene sermones, darunter 20 von Beda, in der ed. Col. auf p. 1,
9, 12, 16, 18, 22, 26, 33, 38, 51, 70, 72, 74, 91, 106, 110, 180,
ferner folgende drei: dom. II post pent. In c. * Factum est autem cum
turbae inruerent, 6 Seiten; dom. V post nat. apostolorum. Inc. *Et
ecce quidam legis peritus, 8 Seiten, dom. VI. post nat. apostolorum.
Inc. *Dixit autem et ad quosdam, 4 Seiten.
Eine grössere Anzahl Homiliae von Beda ist in einer Sammlung
von Sermones a nativitate dni usque in octavam pentecostes in cod.
Basil. B, IV, 26 s. X. und in einer ganz ähnlichen von Sermones hie-
Beda.
129
males diversorum patrum in cod. Basi). B, III, 2 1. X, z. B. sogleich die
2 te Predigt = VII, 290 ed. Colon. — Homilia VII, 363 ed. Col. in cod.
Gail. 227 s. VIII (ex parte conspirat cum Augustini sermone 66 ad
fratres in eremo) und Horn. VII, 149 ed. Col. (auch in Aug. opp. V,
2133 ed. Migne) in cod. Gail. 614 s. IX/X p. 63—76 (idem sermo
in cod. Gail. 361 adscrihitur Walafrido Straho Augiae ahbati).
Scintillae scripturarum, mit dem Titel: 'Liber sententiarum de
diuersis uoluminibus’ in Gail. 124 s. IX p. 133—303.
De midiere forti. Bern. 303 s. XII, auf den 8 letzten Blättern,
jedoch nicht vollständig (fehlt bei Sinner).
De divinis officiis. Gail. 246 s. XII. Der Prologus fehlt in der ed. Col.
Vol. VIII. De templo Salomonis. Gail. 266. s. X p. 213.
De remediis peccatorum. Cantonsbibl. von Zürich 176 s. IX/X.
Gail. 682 s. IX ineuntis.
Ein Comment. in Isasiam in Gail. 234 s. IX unter Beda’s Namen.
Es ist, wie im geschriebenen Katalog richtig bemerkt ist, ein Auszug
aus dem Comment. des Hieronymus (fehlt in der ed. Colon.).
Carmen de uirginitate Edildrudae reginae. Ine. Alma deus tri-
nitas quae saecula cuncta gubernas etc. (s. Alcuini opp. ed. Frohen. II,
348) in cod. Gail. 263 p. 122 s. X. In demselben Cod. p. 123 noch
zwei kleine Gedichte von Beda de psalmo 41 (*Ceruus ut ad fontes
sitiens etc.) u. de ps. 22 (* Laudate altithronum).
Ein Gedicht unter Beda's Namen de psalmo 122 in Gail. 869
s. X p. 136 und 'de die iudicii’ in Gail. 373 p. 398 s. IX. Inc.
* Inter florigeras fecundi cespitis herbas etc.
In dem schönen cod. der Stadtbibi, zu St. Gallen n. 337 s. XI
steht eine vita S. Dunstani mit der Aufschrift: Perprudenti dno
archonti uidelicet albrico omnium extimus sacerdotum B. uilisque saxo-
num indigena etc., welches B. in Pertz Archiv mit Beda ergänzt ist.
Vgl. Scherer s Beschr. der Vad. Bibi. S. 94 f.
Von älteren Handschr. des Beda befinden sieb nach Morel und
Pertz folgende in Einsiedeln:
In actus apostolorum. Quaedam de computo cod. 174 s. X/XI.—
De ordine temporum. De VI aetatibus mundi cod. 178 s. XI. — De
gestis Anglorum cod. 236 s. XI. — De computo. Termini paschales
cod. 263 s. X.
Ausserdem führt Hänel noch 7 andere codd. auf ohne Bezeich
nung des Alters und der Schriften.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. II. Hft.
9
130 Halm. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Boetius. De consolatione pliilosopliiae. Gail. 844 s. IX/X. Gail.
845 s. X (blos lib. I — IV, das IV nicht vollständig). Bern. 179
s. IX/X (sehr schöne Handschr). Bern. 181 s. X/XI. Bern. 421 s. XI.
Bern. 435 s. XI.
De trinitate. Bern. 510 s. X in. (sehr schöne Handschr). Bern.
265 fol. 68 s. XI (fehlt hei Sinner). Bern. 618 s. XII.
Lihri logici:
Aristotelis categoriae cum B. connnentario. Arist. periermenias
cum B. comm. Gail. 817 s. XI.
Aristot. perierm. cum B. comment. Gail. 820 s. X.
Commentum in praedicamenta Aristot. Gail. 821 s. X.
Commenti in perierm. secunda editio. in Cic. Topica. De topicis
differentiis. Liber diuisionis. Eutyehos i. e. communis speculatio de
rhetoricae cognatione cum philos. Locorum rhetor. distinctio. ') De
multifaria praedicatione potestatis et possibilitatis. Introductionis in
categoricos uel praedicatiuos et hypotheticos syllogismos lihri III.
Gail. 830 s. XI.
Comment. in Cic. Topica lihri VI. In isagogen Porphyrii secun-
dum translationem rhetoris Victorini. Gail. 831 s. XI.
Comment. in Cic. Topica. Gail. 854 s. XI.
Comment. in categorias Arist. libri III edit. primae. Liber peri
ermenias. De syllogismis dialecticis. Bern. 265 fol. 1—40 s. XI.
Libri mathematici:
Lihri V artis geometricae et arithm. ah Euclide translati. Bern.
299 s. X. (cf. Sinner I, 292 3 ). Bern. 87 s. XI. Gail. 830 p. 283 s. XI.
De arithmetica libri II. Das 1. Buch in 32 Capitel getheilt, deren
letztes 'Demonstratio quemadmodum omnis inaequalitas ah aequalitate
processerit’, das 2. in 54, wovon das letzte 'De maxima et perfecta
symphonia quae tribus distenditur interuallis’. Gail. 248 s. IX.
Schöne und correcte, aber von verschiedenen Händen geschriebene
Handschrift, ohne irgend welche Correcturen von späteren Händen.
Institutionis arithmeticae lib. I extr. und lib. II cap. 1—25. (Ine.
'Atque haec quidem duplex sesqualtera summa producta est
figura quae alternatim positis latitudinibus eontinetur’.) Bern, miscell.
0 über diese beiden Tractate s. allein. Mus. f. Philol. XVIII, ]>. 463.
3 ) Die Handschrift enthält auch noch gromatischc Stücke; vergl. Blume in der Aus
gabe von Lachmann II, 69.
Boetius — Caesarius.
131
219°. Sehr schönes Bruchstück saec. X mit bemalten Figuren. Man
hat in der Handschr. drei Fragmente zusammengebunden, ausser von
Boet. eines aus Isidorus de rerum nat. (s. u.) s. IX und von Galenus
de febribus in Uncialen s. VI/VII
De musica libri III. Schafh. 106 s. XII.
Handschriften des Boetius in Einsiedeln (nachHänel): Comment.
in Aristot. (sic) n. 190 s. XI. De geometria et musica n. 191 s. XI.
In isag. Porph. n. 197 et 200 s. XI. In Cic. Topica 214 s. X. De
geom. et aritlim. n. 216. In Aristot. perihermenias n. 301 s. X.
Bkeviarium s. apostolorum ex nomine uel locis ubi praedica-
uerunt orti vel obitis (statt obitis = obiti sunt). Inc. Simon qui inter-
pretatur oboediens petrus agnoscans etc. Schluss auf f. 129: Caralj
Eulici Kalendio* HOME N.atale sei Clementis im cod. Bern. 289 s. IX.
(Schöner und wichtiger Cod.)
Caesarius Arelatensis. Cod. Gail. 193 s. IX enthält 10 Homiliae
(= num. 26—32, 18, 25, 36 in Bibi. PP. VIII p. 819 sqq.); ferner
p. 104 sermo de X uirginibus (= 88, 1071 M u. Aug. opp. V, 2164
ed. M.); p. 113 sermo de uirginibus (= 67, 1160 M) p. 127 sermo
ad monachos ( = Eucherii hom. 50, 836 M oder Fausti Rheg. liorn.
58, 883 M); p. 145. De reuerentia orationis sermo. Inc. *Tanta
debet esse reuerentiae grauitas ac disciplina psallendi; p. 150 Sermo
sic inc. *Multos ff. ki tangit ista suspicio etc.; p. 164 Homilia S. Au
gust. de lectione euangelii (— Bibi. PP. VIII, 857 von Caesarius);
p. 170 Homilia S. August, ad populum. * Gratias agimus deo quod
de uobis audiuimus etc.; p. 196 Rogo uos fr. ki ut adtentius (cod.
in totius) cogitetis etc. (— Aug. (?) sermo 265, t. V, 2237 ed. M.)
p. 214. Ilumilia August. Sanctam et desiderabilem gloriosam ac sin
gulärem sollemnitatem etc. (Max. Taur. (?) hom. append. p. 21 und
Aug. (?) sermo 116, t. V, 1975 ed. M.); p. 227 In natale dni sermo
(= Aug. (?) sermo 234, t. V, 2177 ed. M.); p. 230. Dilectiss. ff
oportet nos humilitatem habere etc. (= Sermo 67 ad fratres in
1) Fehlt bei Sinner. Die in <ler Handschrift vereinigten Bruchstücke wurden erst
später zusammengefunden und in einem Bande vereinigt.
9»
1 3 2 Halm. Die älteren Handsehr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
eremo, Aug. VI, 1353 ed. M.); p. 266. De canone et rogationibus
Inc. *Rogationes ante ascensionem dni.
Cotl. Gail. 194 s. VIII enthält die 10 Homiliae und die 3 ser-
mones de uirginibus u. de monachis, wie Cod. 193 und in gleicher
Folge; ebenso Gail. 579 s. IX (nur mit Ausnahme der homilia XVIII
in Bibi. PP.) und Gail. 358 s. IX.
Sermo in natali uirginum (= 88, 1071 M. und Aug. (?) sermo
228, t. V, 2164 ed. M.) Gail. 347 s. X/XI p. 379.
Sermo de die iudicii (= 67, 1073 M). Gail. 227 s. VIII.
Sermo de paenitentia (= 67,1082 M). Gail. 682 s. IX p. 292 ; in
demselben Cod. p. 276 u. 283 noch 2 andere Sermones von Caesarius.
Sermo de Quadragesima (= Aug. (?) sermo 142, t. V, 2022
M). Gail. 614 s. IX/X p. 39.
Homilia ad monachos (= Eueberii bom. 30, 833 M) u. Hom. ad
monaebos secunda (== Eueberii bom. 50, 836 M. oder Fausti Rbeg.
bom. 58, 883 M) in Gail. 226 s. VII.
In die saneto paschae sermo S. Eusebii Caesariensis epi de sacra-
mentis (= 67, 1052 M. Hier. opp. ed. Vall. XI, 235; Isid. ed. Ärev.
VII, 316. Faustus Rbeg. 30, 271 M.) in Bern. 612 s. XII f. 44—48.
In Einsiedeln: De paenitentia n. 47 s. XI. De differentia paeni-
tentiae n. 49 s. VIII.
Carmina poetarum Christianorum. Cod. Bern. 358 s. IX, in
welchem die merkwürdigen (ironischen Noten sieben, enthält am
Schluss verschiedene christliche Gedichte, als: De carminis institutione
(?) Ine. * Auri stemmate nexas etc. 80 Verse. De nauigio et agricul-
tura Inc. * Urulis raucisonis uela tumentia etc. 60 Verse, aber 4 fehlen
wegen Defects und 4 sind verstümmelt. De constructione domus dei
secundum Hezechielem. Inc. * Alacris fldes tropeis etc. 129 Verse,
aber manche verstümmelt. De arithmetica. Inc. * Septem columnis
intus eminet domus, 200 Verse, aber viele verstümmelt. De musica.
Inc. * Rimans nexa poli culmina rectrix etc. Grossentbeils verstümmelt.
De astronomia, 28 sappbisebe Strophen, der Anfang fehlt wegen
Defects im Cod. De geometria. Inc. * Artis praepositae breui notatu
etc. Der Schluss fehlt.
Eine Sammlung von (zum Theil unedierten) christlichen Gedich
ten enthält Bern. 455 s. IX/X f. 44 sqq. cf. Sinn. I, 138—162, der
die Initien genau angibt (sehr schöne und bedeutende Handschr.).
Caesarius
Cassianus.
133
[ft der Capitalhandschrift Bern. 363 s. VIII stellen am Ende
f. 194 sqq. einige bei Sinner III, 362 nicht erwähnte cliristl. Gedichte,
als f. 194 de paselia, sapphisches Gedicht. Inc. * Omnium regi
reteramus omnes etc. Dann: Inc. *Euocat ecce dies pascalibus alma
triumphis etc. f. 193. Inc. *Accipe romanu clementi pectore carmen
mit einer praelatioPrisciani grammatici de laude Anastasii Imperatoris.
i. 196 col. 3 Hlotharii uersus. Inc. *Rex pieate uigil nostros miserate
labures etc. t‘. 196 col. 4. Versus sei Jobs baptistae (st. in scum
Johannem?) Inc. *Ut queant laxis resonare fibris etc. 13 sapphisclie
Strophen. I'. 197 col. 3. Inc. *Desere corda dolor cum sint en gaudia
nobis etc. Gedicht in Distichen.
Cod. Bern. 384 s. X enthält am Ende geistliche Hymnen, zuerst
ohne Titel: Inc. *Cursum mundi sol uergentis pariterque hominis etc.
Dann folgt Completorius. Inc. *Fluxit ille lahor magnus . quem diur-
num dicimus etc. Dann Mediae noctis ad nocturnos uidelicet liymnos.
Inc. *Galli cantu mediante. noctis iamcaliginem etc. Dann Rithmusma-
tutinus. Inc. *Adesttempus matinum (sic) dulci gallicinium etc. Dann
horae primae, tertiae, sextaeund nonae. Im Ganzen über 200 Verse. Am
Schlüsse: De diebus aegiptiacis. Inc. *Si tenebrae egiptus graio
sermone uocantur etc. (cf. Sinn. 1,38 und III 432) im Ganzen 22 Verse.
Hymnus de beata uirgine. Gail. 92 s. IX.
Hymni cum notis musicis. Bern. 620 s. XI/XÜ. cf. die nähere
Notiz bei Sinn. I, 96 sqq.
Hymnus de Pelagio M. eiusque agone. Inc. *Felix mater Con
stantia etc. Gail. 218 s. X p. I.
Depersecütione Deciana carmen. Inc. *TemporequoDeciusRoma
nis iura tenebat etc. Bern. 389 s. XII gegen 400 Verse, cf. Sinn. 1,38 sqq.
Carmina varia. Gail. 197 misc. s. IX et X. Gail. 869 s. X. Gail.
899 s. IX.
Joannis Cassiani de institutis coenobiorum libri XII Gail. 183
s. IX. Handschrift ersten Ranges, ausgezeichnet schön und sehr
correct geschrieben, auch in den griechischen Worten. (Die letzten
Capitel von lib. 1. und die letzten 8 Cap. von lib. XII fehlen.)
Collationes patrum XXIV. Gail. 267 s. x. (mit der Aufschrift:
Collectarium patrum).
Collatio 1—9 in Gail. 574 s. IX. Coli. 13—16. Gail. 576 s. IX.
Coli. 18—24. Schafli. 67 s. X. Coli. 19—24. Gail. 575 s. IX.
1 34r Halm. Die älteren Handsehr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Cassiodorus. De anima in Gail. 189 p. 147 s. X. Bern. 228
s. XII. Cap. 1—4 auch im cod. der Vadianischen Bibi, zu St. Gallen
(Stadtbibi.) n. 317 s. X f. 70—77. Vgl. Scherers Verz. (St. Gallen
1864) p. 86.
Historia tripartita Gail. 861 p. 96 s. X.
Institutionum rerum divinarum et humanarum libri im cod. Gail.
199. s. X. Die institutt. rer. divin. allein Bern. 212 s. X und 228 s. XII.
Litterarum saecularium über Gail. 888 p. 187 s. IX und unter dem
Titel de artibus et disciplinis Bern. 234 s. X in longobardischer Schrift.
Davon einzeln: De musica Gail. 270 p. 39 s. IX.
De orthographia Bern. 243 und 330, beide s. X.
Expositio in Psalmos, vollständig Gail. n. 200—202 s. IX. In
Psahnos I—L Schall). 77 s. IX (VIII?). in Ps. C—CL Bern. 99 und
124, beide s. X.
Variarum libri. Lib. III ep. 6 usque ad V, 12 et VII, 3—XII, 9
in Bern. 26 s. XIII. Dass in dem cod. Gail. 189 epistolae des Cassiodor
stehen sollen, wie Hänel angiht, ist unrichtig.
Claudiani Mamerti de statu animae libri III ad Sidonium Apolli-
narem. Gail. 846 s. X; vom Anfang fehlt ein Stück, der Schluss hat
durch Feuchtigkeit gelitten.
S. Clementis ■) recognitionum libri X cum epistola ad Jacobum.
Gail. 86 s. IX. Bhein. 28 s. X (mit mehreren grösseren Lücken, da
eine Anzahl Blätter ausgerissen ist). Bern. 66 s. XII. Bern. 164 s.
XI, sehr schöne und rein geschriebene Handschrift (lib. III cap. 2—11
fehlt).
Columbanus. Carmen ad Hunaldum (== vol. 80, 288 ed. Mignc),
Carmen Inc. * Suscipe Sethe libens und Epistola (= 80, 291 M) in
Gail. 273 s. X p. 38—49 u. Gail. 899 s. IX p. 109 sqq.
Praecepta vivendi (= 80, 287 M) in Gail. 197 s. X p. 281 (im
Cod. mit dem Beisatz: ut fertur Columbani), Gail. 19S s. X p. 141.
Basil F, f, III, 18 e f. 80.
Epistolae s. instructiones Columbani. Abschrift s. XVII einer
Ilandschr. aus dem Kloster Bobbio im cod. Gail. n. 1346.
*) Wurde beigefügt, weil so viele alte Handschriften der lateinischen Übersetzung
Vorkommen.
Cassiodorus — Dionysius Exiguus.
133
Cyprianus. De dominica oratione. De patientia. De opere et
elimosinis. De XII abusiuis saeculi. De mortalitate. De ecclesiae Imi
tate in Gail. 89 s. IX: dieselben Schriften auch in Gail. ISO s. IX/X
in gleicher Reihenfolge. Am Schlosse der Schrift de XII abusiuis
saeculi 1 ) heisst es in cod. 89: Expl. sermo gregorii Nazanzeni epf.
Ad Donatum (= epist. 1). De habitu uirginitatis. Ad demetrium
(1. Demetrianum). De mortalitate. De opere et elemosina. De zelo et
liuore. De patientia. De lapsis. De ecclesiae unitate. De dominica ora
tione. Ad Fortunatum. Ad Thibaritanos (= epist. S6). Quod ydola
dei non sunt (= de idol. uanitate) in Bern. 23S s. XII.
Epistolae ad Successum et ad clerum populum Carthag. (= num.
82 u. 83) in Gail. n. 434 p. 341 s. IX.
Die Schrift de XII abusiuis saeculi auch in cod. Gail. 277 p.
188 s. IX, Gail. 370 p. 164 s. IX, in cod. 176 der Zürcher Cantons-
bibl. fol. 70—84 und in Bern. 425 s. X (IX Sinn.) f. 71—78.
Damasus papa. Epistolae. Gail. 159 s. X.
Aliquot epist. Damasi et ad eundem. Gail. 670 s. X.
Epist. Damasi et Hieron., item carmina eorum. Gail. 27 s. IX
p. 10—14.
Damasi ep. Ine. Dormientem te (= 13,371 M) Gail. 241
s. IX p. 49. Ep. Ine. Commentaria cum legerem (= 13,371 M)
Gail. 241 s. IX. Rhein. 41 s. IX f. 12.
Vgl. auch Hieronymus zu vol. I und XI.
Desiderii episc. Cadurcensis (= Tom. 87 ed. M.) epistolae ad
diversos. Gail. 190 s. VIII/IX p. 278. In demselben Cod. p. 300 sqq.
Epistolae diversorum pontificum ad Desiderium. Aus dem Cod. ediert
in Canisii Lectiones ant. V, 2.
Dionysius Exiguus de pascha. Ine. Obseruantiae paschalis re-
gulam etc. (= 67 p. 23 et 573 ed. M.) Bern. 610 s. IX 1. 75 sqq. —
In demselben Cod. Dionysius de ratione paschae. Inc. Paschalis festi
rationem (= 67 p. 19 et 483 ed. M.).
Argumenta de titulis paschalihus (= 67, 497 M.) Basil. F, F,
III, 15 k s. IX.
1 ) S. Cypr. opp. append. ed. Paris. 1726 p. CCLXXV und August, opp. VI, 1079
ed. Migne.
136 Hai m. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Egberti (Ecberti) episc. Eboracensis saec. VIII excerpta ex SS.
Bibliis, Patribus et canonibus pro variis causis. Gail. 243 s. IX (der
Anfang fehlt) und Gail. 677 s. X.
Eligius episc. Noviomensis. Aliquot bomiliae (= Tom. 87 M.)
in Gail. 194 s. VIII p. 204.
Libri sententiarum de aliis pluribus libris quae sanctus Eligius
eps de evangelio exposuit. Inc. De caritate. "Dominus dicit in euan-
gelio. maiorem caritatem nemo habet, quam ut animam suam ponat
quis pro amicis suis etc. Gail. 230 s. IX p. 443—497.
Evangelium Nicodemi. Inc. Gesta saluatoris quae inuenit Theo-
dosius imperator etc. Bern. 382 s. IX f. 47—76.
Eucherius episc. Lugdunensis. Quaestiones et explanationes su
per psalmos. Gail. 110 s. IX p. 468 sqq.
Tractatus de sollemnitatibus. Gail. 110 s. IX.
Lib. de graecis nominibus uel hebraicis = lib. formularum spi-
ritalis intelligentiae. Gail. 230 s. IX p. 143. Gail. 110 s. IX. Gail.
223 s. VIII (nicht vollständig).
Quaestionum difficiliorum uel instructionum V. ac N. Test, über I.
Gail. 189 s. VIII/IX. Gail. 223 s. VIII p. 249 (die letzte quaestio fehlt).
Gail. 230 s. IX p. 203. — Liber II. Gail. 223 s. VIII p. 376—383
(nur caput I). Gail. 230 s. IX p. 183. Gail. 238 s. VIII p. 473.
Eugippii abbatis cuiusdam in Afriea excerpta ex operibus S. Au-
gustini in 366 capita distributa (= tom. 62 M.) Gail. 176 s. IX.
Eutropii abbatis fragmentum ad Petrum papam (= vol. 80,
1 M.) Gail. 124 s. IX p. 130.
Fastidius s. unter Pelagius.
Faustus Bbegiensis episc.
Epistolae eius et aliorum (Graeci, Victurini, Turentii, Sedati,
Eufrasii, Lucidi, Euanti) in Gail. 190 s. VIII/IX.
Sermo (= 38, 887 M.) Gail. 213 s. IX p. 133. Derselbe sermo
in Gail. 221 s. VIII p. 123 mit dem Anfang: Cogitemus modo fratres
kar. und in Rhein. 140 s. VIII f. 22—31 mit der Aufschrift: Admo-
nitio Sei Flausti (sic).
Egbertus — Fredegarius.
137
Ferrandi eccl. Carthag. diaconi saec. VI über ad Reginum co-
mitem, etiam paraeneticus dictus, de VII reguüs innocentiae. Gail.
193 s. IX.
Flori diaconi excerpta ex Augustino. Ex übris sup. epist. Pauli
ad Rom. Gail. 279 s. IX. Ex übris sup. ep. Pauli ad Thess. ad Tim.
ad Til. et ad Hebe. Gail. 280 s. IX p. 1—430. Ex übris sup. ep.
ad Corinth. Gail. 281 s. IX. Raluzius schreibt diese Excerpta dem
Beda Venerabiüs zu.
Venantius Fortunatus. Carminum libri XI. Gail. 190 s. X.
De vita S. Martini libri IV cum praefat. in landein B. V. Mariae.
Gail. 373 s. IX.
Oratio ad XII apostolos pro peccatis suis. Gail. 869 s. X p. 234.
Epistola nuncupatoria operum suorum ad Gregorium. Gail.
370 s. IX.
Expositio symboli Atbanasiani im Cod. von Schlettstadt n. 1073
s. IX/X auf Quaternio XVII.
Carmen singulare. Inc. * Frater amore dei. Gail. 184 s. X p. 243.
De uirginitate S. Mariae. Inc. * Virginitas Felix quae partu est
digna tonantis. Rhein. 73 s. IX f. 28.
De resurrectione domini. Inc. *Salue festa dies toto uenerabiüs
aeuo. Gail. 381 s. X/XI p. 33.
Fredegaru Chronieon Bern. 318 s. IX (VIII S.) f. 40 b sqq. Inc.
über chronichorum ex dibus (sic) rerum creatarum. Deus formauitetc.
Dann heisst es Fol. 43 b . Inc. capitula Chronici Hieronimi excarp-
sum etc. Primus rex ninus regnauit annos L. Dann f. 94 b : Tantae
uictoriae nominis gloriosus abuccileno uictus nomen uitaque amisit.
Expl. über III. Dann die Capitula (f. 93) libri IV excarps. de cronica
Grecuh (Gregorii neu corr.) episcopis toronaci bis f. 123. Nach
neuerer Bezeichnung das Chrom Fredegarii. Dieser Cod. enthält aus
serdem noch: De ortu et obitu patrum ab Adam ad David. *Adam
pater generis humani dei manihus etc. (nur 2 folia, vielleicht ein Com-
pendium aus Isidorus). Dann folgt f. 1—3 Inc. uita sei Symeonis etc.
*Sanctus Symeon ex utero matris electus est a domino etc. f. 3—6. Inc.
de ortu et obitu patrum. *Adam pater (s. o.) gebt nur bisDauid rex filius
iesse de tribu iuda natus. f. 7—22. Historia animalium quorundam mit
merkwürdigen Gemälden. Inc. Est leo regalis omnium animalium etc.
1 «58 Halm. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
(der bekannte Physiologus). f. 23—40. Inc. über generationibus (sic),
ediert v. Canisius Lect. aut. II, 581 ed. Ingoist. f. 125 ein tractatus
von Eftrem über eine Stelle aus Evang. Mattbaei. f. 131 (jüngeres
Blatt). De septem miraculis mundi. Sehr bedeutende Handschrift.
Fulgentius episc. Ruspensis. Liber de Ilde ad Petrum. Gail. 148.
s. XI. Gail. 269 s. X. Rhein. 102 fol. 1—97 s. XI. Scliafh. 35 s. XI.
De praedestinatione et gratia. Rhein. 135 s. XII.
Sermones. De confess. (= p. 248 ed. Yen. 1742) in Rhein. 18
s. XII. de natura domini = p. 250 in Rhein. 50 s. X. in nat. S. Ste
phani (p. 252) in Rhein. 19 et 51 s. X. de epipliania domini (p. 253)
Rhein. 32 s. X. Gail. 425 p. 38 s. X. — Inc. Si suptiliter a fideli-
bus (= p. 302) Rhein. 41 fol. 407 s. IX, im Cod. als sermo Ambrosii
Autperti bezeichnet. — Sermo de natura domini. Inc. *Verax mise-
ricordia etc. Rhein. 19 s. XII. *).
Gtelasii Canon de recipiendis et non recipiendis libris (de libris
canonicis et apocryphis). Gail. 140 s. X p. 386. Gail. 191 s. X p. 103.
Gail. 230 s. IX p. 543 mit der Aufschrift: de libris V. et N. Test.
Gennadius. De uiris illustribus. Gail. 191 s. X. Eins. 187 s. XI.
De ecclesiasticis dogmatibus (= Tom. 58, 979 ed. M.) Gail.
230 s. IX p. 498 — 510. Gail. 238 s. VIII p. 416 — 434. Gail. 677
s. X. Bern. 89 s. VIII (Prachthandschrift, die letzten 4 Capitel feh
len). Bern. 224 s. X.
Geegorius. Vol. I. ed. Ven. Moralin in Job, vollständig in 6
Bden Scliafh. 50—55 s. XI. Gib. 1—10. 23—35 in Gail. 206—209
s. IX. Lib. 32 — 35 Gail. 210 s. IX ineunt. Lib. 1 — 33 Bern. 132 s.
X. Lib. 1—5 Rhein. 87 s. XI. Lib. 6 —10. Inc. nec tarnen diligit
laudando exaggerat uiuendo conculcat (= VI cap. 5) Rhein. 38 s. IX.
1 ) Ein philologisches Interesse bietet der alte cod. Gail. 397 s. IX, der pag. 40 sq.
die bekannte Expositio sermonum antiquorum Fulgentii enthält, aber ohne die be
rüchtigten Citate. Inc. 'Sandapila feretrum mortuorum ignobilium atque damnato-
rum dicitur — — Delenificus blandiloquus’. So ohne die Citate steht die Schrift
auch in dem in angelsächsischen Charakteren geschriebenen cod. Emmer, (nunc
Monac.) E, 32 mit dem Titel: De lib. IIII Fabii Fulgentii Planciadis ad Calcidium
grammaticum.
Fulgentius — Gregorius.
139
Lib. 32—35 Rhein. 47 s. XI (hier pars VII genannt). Lih. 17—35
Schafh. 49 s. XII. 2 Fragmente aus lib. 31 cap. 10 u. 17 Rhein. 140
s. VIII f. 73 u. 81. Ein Auszug von Odo Cluniensis Gail. 205 s. IX.
Homiliae in Ezechielem 1—22 Gail. 211 s. IX. Schafh. 45 u. 46
in 2 voll. s. XII. Homiliae 13—22 Gail. 212 s. IX. 10 homiliae libri
II. in Ezech. Rhein. 92 s. VIII/IX (zum Theil in confuser Ordnung).
Sermo excerptus ex homilia XX. Rhein. 140 s. VIII (litt, longobard.).
Homiliae in Evangelia 40 in Gail. 204 s. X. Rhein. 64 s. X (am
Ende eine homilia auf die Worte des Evang. 'Homo quidam erat
diues qui habebat uilicum’ Inc. * Dominus ac redemptor noster ideo
dignatus est de tanta maiestate ad hominum humilitatem descendere
etc.) Gail. 214 s. VIII (nur 26 homiliae). Gail. 221 s. VIII (eben
falls nur 26). Gail. 427 s. XII (nur 18 hom.). Gail. 425 s. X
(nur 4).
Homilia p. 1436 ed. Ven. in Gail. 908 antiquissimo p. 55.
p. 1450- Gail. 347 s. X/XI p. 360. Rasil. B, III, 2 s. X ineunt.
p. 1460 Gail. 347 s. X/XI p. 232.
p. 1472 ibid. p. 383.
p. 1626 ibid. p. 376.
Homilia 34 steht theilweise (sehr abweichend) in Rhein. 140
s. VIII f. 31—43.
Vol. II. Liber regulae pastoralis. Gail. 216 s. IX cod. insignis.
Gail. 217 s. IX incip. Gail. 218 s. X (nicht vollständig), Gail. 219
s. X. Gail. 220 s. X. Rern. 72 s. IX (sehr alte Handschr. vielleicht
noch s. VIII). Rern. 283 s. X mit dem Zusatz ad Johannem Rauennae
archiepiscopum. Rasil. R, VII, 18 s. X. Rhein. 35 s. IX (fehlt ein
Theil der Vorrede. Inc. loquendo propagetur etc. Am Schluss fehlen
einige Blätter. Mit deutschen Glossen).
Dialogorum libri IV. Gail, reseriptus 213 s. IX (vgl. unten Lae-
tantius). Gail. 215 s. X. Gail. 214 s. VII/VIII ') (nur Theile der 4
Bücher in meroving. Schrift). Rhein. 40 s. X ineunt. (über 200 folia).
Schafh. 47 s. IX. Schafh. 48 s. X (dabei noch vita Johannis Helei-
monis episc. Alex.).
1 ) Diese merkwürdige Handschrift bestellt aus einzelnen zusammengestückten Blät
tern (42), die aus Deckeln und Vorsetzblättern abgelöst scheinen und theilweise
nur mehr zur Hälfte oder % vorhanden sind.
140 h a I m. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Epistolae. Gail. 670 s. X (33 epistolae). Gail. 675 s. IX (2
epistolae). Gail. misc. 1398 s. XI et XU (viele Briefe oder Fragmente
davon).
Responsiones quas transmisit in Saxonia ad Augustinum. Gail.
675 s. IX. Gail. 150 u. 682.
Cod. Bern. 425 s. X (IX Sinn.) enthält fol. 66—68 die Briefe
ad Januarium p. 921 ed. Ven., ad eundem p. 925, ad Desiderium p.
1139, ad Johannem p. 1194, ad Marinianum p. 1294, ferner den nicht
nachgewiesenen Brief 'Gregorius papa Brunigilde regine Fraucorum’
Inc. * Sollicitudo christianitatis uestrae etc. f. 65 b und auf fol. 68 b
sqq. noch weitere 6 kleine Briefe von Gregorius. >)
Lih. IX ep. 52 (= p. 964 ed. Ven.) Gail. 570 s. IX.
Vol. 111. Liber sacramentorum. Gail. 342 s. X p. 277 (scheint
nicht das ächte; s. Kolb Catal. mss. S. G. 1, p. 253). Rhein. 43 s.
IX mit der Aufschrift 'Inc. über sacramentorum de circulo anni ex-
positus a scö Gregorio papa Romano editus ex authentico Iibro biblio-
thecae cubiculi scriptus qualiter missa romana celebratur’.
Antiphonarium. Gail. 359 s. IX (prachtvolle Handschr.).
De beata Maria. Inc. * Ad sermonem nostrae laudis etc. Bern,
misc. 702 s. XII/XIII.
Zu Einsiedeln 63 epistolae in cod. n. 179 s. XI. — Gregorii
uita per Johannem presb. n. 254 s. X. Ausserdem Schriften des Greg,
noch in 14 codd. nach Hänel ohne nähere Angabe.
Gregoiui Turonensis über miraculorum, de passione et uirtuti-
1)us S. Juliani martyris, de uirtutibus B. Martini, über uitae patrum,
über in gloria confessorum. Bern. 199 s. IX. Sehr schöne und gut
geschriebene Handschr. mit dem Titel: Ineipit über 1 Georgii Floren-
tis Gregorii Turonici etc. In den Subscriptionen heisst es gewöhnlich
Georg! Florenti Gregorii Turonici.
*) Vorangeht eine grössere anonyme Schrift fol. 1—65 de utilitate paenitentiae
et quomodo eredenduin sit de reinissione peccatorum per paenitentiam. Die Vor
rede beginnt mit den Worten : Excepto haptismatis munere quod contra peccatum
originale donatum est etc. Nach der langen Aufzählung der Capitel beginnt die
Schrift fol. 13 also : Agnouinius enim paenitentiam morientibus denegari. Am Ende
des lib. III heisst es: Expliciunt canones. Das letzte Capitel CLVIII enthält: Epis-
tula formata Attici episcopi Constantinopolitani: Vgl. Sinner I, 48.
Gregorius — Hieronymus.
141
IIalitgarii epi Cameracensis de uitiis et uirtutibus libri V ad
Ebonem. Gail. 277 s. IX (aus diesem Cod. ediert von Canisius, Ant.
Lect. V, 2, 227). Gail. 679 s. IX. Gail. 184 s. X p. 206 (nur üb. I.).
Gail. 570 s. IX. Cantonsbibl. v. Zürich 176 s. IX/X f. 2 — 66 (nur
üb. I—IV) — Eiusdem (?) über paenitentiaüs (=Canisii Ant. Lect.
V, 2 p. 285). Gail. 227 s. IX p. 145.
Hieronymus. Vol. I. ed. Vall. Epistolae.
Cod. Rhein. 41 s. IX, sehr schöne Handschr., enthält ungefähr
90 Briefe des H. nehst einigen von Augustinus, Damasus Papa und
Fulgentius p. 302 ed. M. (mit der Aufschrift fol. 407: Sermo S. Am-
hrosii Autperti presb. Ine. Si suptiliter a fidelihus etc.). Von Stücken,
die im XI. Bd. der Vall. Ausg. stehen, enthält der Cod. fol. 186—190
ad Oceanum de uita clericorum (= XI, 270) fol. 262. Lectio sei
euangelii sec. Lucam cum explanatione Hier. (= XI, 259),
fol. 380—384. Ad hominem penitentem = XI, 230. Bisher unbe
kannte Stücke i) enthält der Cod. folgende: fol. 374: Inc. sacrae
sententiae Theodori (?). *Perfectus horno est ejui se ipsum cogno-
uerit — — memores semper estote. fol. 376. De carnis superbia.
*Ad te manum meam extendo et animam humilem exaltabit.
ipsi gloria in saecula etc. fol. 384—388. Inc. capitulum de euangelio
Lucae interpretatum * Quaestiunculam proposuisti qui sit uilicus
iniquitatis 2 ) etc.
Bbein. 49 s. IX und X, von verschiedenen Händen, 26 epistolae.
Bern. 93 s. X. 36 epist. nebst einigen von August, ad Hieron.
Aus vol. II, 387 ed. Vall. contra Vigilantium, vol. XI,*270 ad Oceanum
de vita clericorum.
Schalli. 14 s. XI. 39 epistolae.
Gail. 159 s. X. 42 epistolae.
Bern. 179 s. XI. Hier, epistolae diuersae et aliorum ad eundem,
addita interpretatione hebraicorum nominum.
*) Der in dem sehr genauen handschriffliehen Katalog der Rhein. Codd. nicht nach
gewiesene Brief mit dem Anfang 'Propositio fuit de eadem apostoli epistula etc.’
steht bei Vall. I, 297.
2 ) Der Sermo steht nebst drei anderen dem Hier, zugeschriebenen auch im cod. Basil,
ß. VI, 3 s. X mit dem Anfang: Quis sit uilicus iniquitatis.
142 Hai m. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Einzelne Briefe.
Epistolae mutuae Damasi Papae et Hieronoymi in cod. Gail. 241
s. IX p. 49 sqq. und zwei noch unbekannte in Gail. 446 s. X p. 204
sqq. mit dem Anfang: * Frater et conpresbiter noster hieromine quid
tibi uidetur de sancto dominico. Die resp. Hier, beginnt: * Domine et
dulcissime pater tibi ueritas minime est obscura etc.
ad Heliodorum bortatoria (I, p. 28) Bern. 424 s. XI.
ad Eustochiam (I, p. 87) Rhein. 104 s. XI fol. 101. Bern. 314
s. XI fol. 88—102. Bern. 586 s. X fol. 26—47. In letzterer Hand
schrift geht voraus: Inc. Lib. Iuliani (?kaum leserlich) ad Demetria-
dem. Die erste Seite fast gänzlich erloschen; der Schluss fol. 26:
ponere orbem desertum et peccationes perdere ex eo. Expl.
ad Marcellam de quibusdam nominibus hebraeis (I, p. 128).
Gail. 293 s. IX p. 93.
ad Marcellam (I, p. 130) Gail. 261 s. IX p. 143.
ad Marcellam de elementis hebraeorum Gail. 299 s. IX p. 129 und
(mit dem Titel de conexionibus litterarum) Gail. 261 s. IX p. 136.
ad Pamacbium (I, 209). Gail. 675 s. IX.
ad Nepotianum de instituto clericorum (I, 252). Bern. 424 s. XI.
Basil. B, VI, 3 s. X.
ad Paulinam II de omnibus diuinae historiae libris. Bern. 58
s. IX/X.
ad Amandum de tribus quaestionibus (I, 293). Gail. 675 s. IX
und Rhein. 140 s. VIII. In letzterem Cod. der Brief am Ende länger
und überhaupt reichhaltiger.
ad Paulinum (I, 316)Rhein. 140 s. VIII. Bern.424 s. XI fol. 104.
ad Euangelum (I, 438) Gail. 878 s. IX p. 308.
ad Auicanumi) yspanum (I, 451) Rhein. 140 s. VIII.
ad Fabiolam (1, 463) Gail. 235 s. IX p. 232.
ad Sunniam et Fretelam (I, 635) Gail. 446 s. X p. 304.
ad Rusticum monachum (I, 926) Bern. 424 s. XI.
ad Ctesiphontem aduersus Pelagianos (I, 1019) Gail. 132 s. XI.
Basil. A, IV, 17 s. X.
ad S. Marcellam uiduam. Inc. * Quamquam sciam sacerdotalis
familiae non nisi electas uerborum uictimas efferendas etc. Gail. 190
s. VIII/IX p. 55—66.
1 ) vulgo: ad Abigaum.
Hieronymus.
143
Vol. II. Vita sei Pauli lieremitae. Bern. 199 s. IX.
De uita Hilarionis (II, p. 13). Bern. 376 s. VIII in schöner
longobard. Schrift; nicht vollständig (fehlt hei Sinner). Schafh. 102
s. XI i).
Liber Didymi Alexandrini de spiritu sancto (II, p. 103). Can-
tonsb. v. Zürich 131 s. IX/X. Prachtvolle Handschr.
Aduersus Heluidium de scae Mariae perpetua uirginitate (II,
p. 203). Rhein. 41 s. IX fol. 424—448.
Contra Jouinianum (II, p. 237). Bern. 396 s. XI. Bern. 231 s. XII.
. Contra Vigilantium (II, p. 387).- Bern. 93 s. X.
Contra Pelagianos libri III (II, p. 679). Gail. 132 s.XI p. 33—209.
Lib. I et II in Bas. A, IV, 17 s. X fol. 11 sqq., aus der Bild. vonErycius
Puteanus.
De uiris illustribus (II, p. 807). De XII scriptoribus (II, p. 946).
Bern. 223 (bei Sinner unrichtig 226) s. X et XI. Darauf folgen im
Cod. Vitae paparum usque ad Liberium (=XI, 273 ed. Vall.) und
nochmals die Schrift de uiris illustribus (ohne Titel).
Catalogus scriptorum eccles. Einsidl. 131 s. X (nach Morel) 3 ).
Vol. III. Translatio Hieronimi de tractatu Origenis in epithala-
micis (=Origenis hom. I in Cant. cant. III, p. 31 ed. Vall.). Bern. 38
s. IX/X fol. 7 — 11. ibid. fol. 11 — 16 Inc. Omelia secunda (= III,
p. 313). Auf Blatt 1 ein Stück der ep. 38 Hier. (III, p. 324) 1(4
Seite lang.
De situ et nominibus locorum hebraicorum et personarum S. Scr.
(III, 121). Gail. 130 s. IX p. 192 sqq. Gail. 133 s. IX.
Quaestiones hebraicae in Genesin (III, p. 301). Gail. 130 s. IX.
Gail. 238 s. VIII p. 163 (nur 3 quaestt.); dieselben 3 in Gail. 230
s. IX p. 332. Dass. Werk auch in Schafh. 13 s. XII, der ausserdem
enthält: Explanatio X tentationum Israelitarum et cantici Deborae.
Quaestt. hebr. de 3 libris Regum. Libri Paralipomenon et Habacuc.
Chronica succincta. Liber prooemiorum in libros V. et N. Test. Liber
de locis hehr, ex graeco Eusebii ab Hier, translatus. De nominibus.
J ) Vorher geht in beiden Handschriften: Vita S. Antonii von Athanasius Alexandrinus
(= 73, 123 ed M.)
-) II a e n e 1 führt noch 14 Eins. Handschriften von Hier. Schriften auf, ohne Bezeich
nung ihres Inhalts.
144 h a I m. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
locorum in Actis apostoi. Liber Eucherii de signis plerorumque nomi-
num ab Hier, translatus. Ausserdem ein paar andere Schriften anderer
Autoren (Genauere Beschreibung fehlt).
Commentarius in Ecclesiasten (III, p. 381). Gail. 110 s. IX
p. 1—182.
Vol. IV. Commentarius in Jesaiam Lib. I—V in Gail. 113 s. IX
et Gail. 112 s. X — Lib. VI—XIII in Gail. 115 s. IX. — Lib. XIV bis
XVIII in Gail. 111 s. IX et Gail. 114 (mit dem Titel: Pars III.) s. IX.
— Libri XII in Bern. 20 s. XI. — Libri XIII in Schafh. 10 s. XII.
Explanationum in Hieremiam libri VI (IV p. 835). Gail. 116
s. IX. Praecedit epistola adPaulinum de studio scripturarum sanctarum.
Inc. Hieremias uirgam nuceam et ollam etc. (ob bekannt?)
Vol. V. Comment. in Ezechielem libri XIV. Gail. 117 et 118
s. IX. — Lib. IX—XIV in Bern. 301 s. XI.
Comment. in Danielem (V, 617). Gail. 120 s. IX et Gail. 189
s. VIII/IX p. 322. Zwei Blätter auch in der Sammlung von Schrift
stücken Tom. V zu Basel aus cap. 7 et 11 s. IX/X.
Vol. VI. Comment. in prophetas minores. Bern. 102 s. X fol.
1—196 (von vorne defect), sehr schöne Handschr. Schafh. n. 11 et
12 s. XII.
In Oseam libri III (VI, 1). Gail. 121 s. IX.
Super Ioelem et Micham libri III (VI, 166 et 431). Gail. 119
s. IX. Stücke aus in Mich, auch zu Basel (Schriftstücke II, 9) s. IX/X.
4 Folioseiten.
In Arnos libri III (VI, 219). Gail. 122 s. IX.
In Jonam (VI, 387). Gail. 123 s. IX.
In Naum (VI, 533). Gail. 123 s. IX. Gail. 296 s. IX.
In Soplmniam (VI, 571). Gail. 123 s. IX p. 152—246.
In Aggaeum (VI, 735). Gail. 123 p. 247 sqq.
Vol. VII. Comment. in euang. Matthaei libri IV. Gail. 40 s. VIII.
p. 169 sqq. Gail. 126 s. IX (theils in longob., theils in angelsächs.
Schrift). Gail. 127 s. IX. Gail. 145 s. X. (Excerpte in Gail. 230
s. IX p. 348 sqq. et p. 569 und in Gail. 125 s. IX p. 137 sqq.) Bern. 171
s. IX mit der Unterschrift Expl. Eusebii Hieronimi commentariorum
in Matth, plenariorum über IV. Sehr gut geschriebener Codex.
Comment. in epist. S. Pauli (VII, p. 367) und in ep. ad Galatas
libri III. Gail. 128 s. IX. — in ep. ad Ephesios 1. III, ad Titum, ad Phi-
Hieronymus.
145
lemonem in Gail. 129 s. IX.—in ep. ad Philemonem (VII, p. 741). Bern.
314 s. XI fol. 106—119 (von fol. 114 an über ep. ad Romanos).
Sententiae epistolarum B. Pauli apost. a sco Hieronimo exposi-
tae et ex opusculis eins iuxta earundem epistolarum ordinem decerptae.
Bern. 344 s. X. Die Stellen, woraus die Excerpte, sind überall ange
geben. Viele Stellen auch aus dem über Moralium, üb. pastoralis etc.
Der letzte Brief der ad Hebraeos. Vorausgehen als Capitel die erläu
terten Stellen. Schöne und grosse Handschrift.
Breuiarium S. Hieronimi in psalterio. Inc. Proxime cum Origenis
psalterium etc. (VII, App. 1). Gail. 107 s. IX.
Dispositio sei Hieronimi super psalt. Inc. Psalterium ita est quasi
magna domus (VII, App. p. 403). Gail. 108 s. VIII/IX p. 10 sqq.
(in longob. Schrift), Gail. 109 s. VIII (der*Commentar zu Ps. 119
von der Ausgabe ganz verschieden).
Hieronymi explanatio in librum psalmorum cata hebreos (VII,
Append. p. 421). Gail. 110 s. IX p. 283.
Vol. VIII. Eusebii chronicon Ilieronymo interprete (VIII, p. 11).
Bern. 219 s. VIII (geschrieben 702) in kleinen Uncialen. Vgl. jetzt
über die Capitalhandschrift Schoene, Quaestt. Hieron. p. 10 sqq 1 ).
Vol. X. Hier, praefatio in librum psalmorum (X, p. 105). Gail.
110 s. IX p. 300 und nochmals p. 376.
Vol. XI. De assumptione B. Mariae uirginis (XI, 92). Gail. 152
s. IX p. 223. Gail. 131 s. XII. Rhein. 103 s. X/XI.
De septem ordinibus ecclesiae (XI, p. 114). Gail. 216 s. IX
p. 224—257 mit der Aufschrift ad Epifn de gradibus sacerdotalibus.
Ad Dardanum de diuersis generibus musicorum. Inc. Cogor a te
etc. (XI, p. 202). Gail. 299 s. IX f. 122.
Ad Oceanum (XI, p. 270) Gail. 675 s. IX.
Die gewöhnlich dem Hieronymus beigelegten Vitae paparum ent-.
hält Bern. 408 s. X. Inc. Beatissimo papae Damaso Hieronimus. Glo-
riam sanctitatis tuae nostra humilitas deprecatur (=XI, 275) und
Bern. 225 (mit dem Anfang: Gloria sanctitatis tuae nostram humili-
tat.em deprecatur). Es sind Anastasii vitae pontiticum Romanorum;
0 Ich habe mir auch notiert, dass in einem cod. misc. Bern. s. IX und X fol. 85—88
ein bei Sinner nicht verzeichnetes Stück der Chronik steht, aber bei der alphabe
tischen Eintragung- aus meinen Excerpten ist leider die Nummer des Cod. in der
Feder geblieben.
Sifzb. d. phil.-hisl. CI. L. Bd. II. Ilft.
10
146 Halm. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
der Cod. 408 schliesst mit der vita Stephani (unter Pipinus). Schöne
Handschr. aus der Bibi, ßongarsii.
Damasi ep. ad. Hieron. et Hier, rescriptum. Inc. Dum multa
corpora librorum etc. (XI, p. 276). Gail. 27 s. IX p. X. Gail. 110
s. IX p. 311. In derselben Handschr. p. 13 sq. und p. 382—383
auch Versiculi Hieronymi et Damasi. Inc. Psallere qui docuit etc. cf.
Opera Damasi, Paris. 1672, 8". p. 139.
Chromati et Eliodori episcoporum ad Hieroninmm. Inc. Cum
religiosissimus Augustus Theodosius mediolanensium urbem fuisset
ingressus etc. (=Patrol. curs. ed. Migne vol. XX, 373). Rescriptum
Hieronimi. Constat dominum etc, (XI, p. 473). Bern. 289 s. IX fol.
32 sq.
Expositio in librum Job (XI, p. 363). Gail. 106 s. IX.
Expositio IV euangeliorum (XI, p. 733). Gail. 124 s. IX. Gail.
123 s. IX (in longob. Schrift) und ohne (fingierten) Namen des H.
mit demselben Titel in cod. Gail. 227 s. VIII p. 197 sqq. Dieselbe
Breuis expositio auch im Rhein. 99‘ s. IX, aber nach dem Initium
verschieden von der Ausgabe. Ein ähnlicher Commentar mit Hier.
Namen auch in cod. Bern. 171 s. IX, aber mit nicht stimmenden
Initium. Die Schrift füllt 14 Quaternionen, wovon jedoch 2 verloren
und durch eine Hand saec. X ergänzt sind. — Die expos. in euang.
S. Marci auch in Gail. 127 s. IX p. 381 mit einem Prologus, der in
der Ausg. fehlt.
(Expositio super Prouerbia Salomonis mit Hieron. Namen in Gail.
130 s. IX p. 74, steht bei Beda IV, p. 634.)
Prologus s. praefationes H. in libros Vet. Test, in dem sehr alten
.cod. Gail. 238 s. VIII p. 176. 189 sqq. 431 sqq f).
Psalterium iuxta Hebraeos Hieronymo interprete in Gail. 19 s.
IX (sehr werthvoller Cod.); einige Psalmen auch in Gail. 73 s. IX.
Ein über genealogicus (de generationibus V. et N. Test.) mit
Hier. Namen in Gail. 133 s. IX p. 299. Inc. * Unde liomo si natus
est habet genitorem etc.
1) Auch die biblischen Handschriften wegen der Hieronym. Übersetzung zu verzeichnen
erlaubte die Zeit nicht, weshalb nur diese und die folgende Nummer bemerkt sind.
Hieronymus — Incerta.
147
Excarpsum sei Hieronimi de euangelio. * Regina austri surget
in iudicio cum generatione ista etc. Interpretatio. Quod simpliciter
futurum etc. Rhein. 140 s. VIII f. 83.
De Christo quod uere filius dei et uere filitis hominis ex duolnis
et in duabus naturis inconl'use consistat, una in trinitate persona dem
Hier, zugeschrieben in Rhein. 102 s. XI I'. 119 sqq. Inc. * ln Christo
alia est natura deitatis secundum quam a patre etc. (wohl ein Excerpt).
Hilarius. Cod. Bern. 100 s. XII/XIII enthält: De trinitate a libri
V fine usque ad lib. XII. Ad Constantium Imp. et hereticum epistolae
II. Liber adv. Arrianos ad Auxentinum hereticum. De synodis. Ven.
Fortunati prologus in vitam S. Hilarii. Sermo in eins natinitate. Ine.
9 Quando dilectissimi sanctorumsollempnitates digna memoria celebrare
studemus etc. Hilarii hymnus = Mai, Nova Ribl. PP. I, 491.
Hilarii vita auct. Ven. Fortunato. Gail. 377 s. IX. Gail. 307 s.
IX. Basil. T, 7 s. X. (nur 1 Folioblatt). ’
Expositio psalmorum im Codex rescriptus Gail. s. VI. n. 722. Die
neuere Schrift enthält Breviarii Alariciani compendium s. IX.
De fide i. e. de trinitate libri XII. Schafh. n. 44 s. XI.
Carmen. Ine. 9 Hymnum dicat turba fratrum. Gail. 2 s. VIII p.
338. Gail. 377 s. IX. Gail. 367 s. IX (in den beiden letzteren Codd.
geht vorher epistola ad Abram filiam).
Carmen Hilarii pictauensis epf de euangelio. Inc. Christus hic
fluidi decoris etc. Gail. 48 s. VIII (oder älter?) p. 1. 2. 8 u. IS.
Diese paar Seiten sind facsimiliert herausg. in dem Werk: Antiquis-
sinius IV euangeliorum canonicorum cod. Sangall. Graecfo-Latiitus cd.
Rettig. Turici 1836 4°.
Vgl. auch unter Sermones diversi und Ambrosius, comment. in
S. Pauli epistolas.
Jesse Ambianensis epi de ordine baptismi ad sacerdotes epistola.
(= tom. 103 ed. M.) Gail. 124 s. IX p. 310.
Incerta. Cod. Gail. 370 s. IX p. 194 de purgatorii poenis et
inferni puteo. Inc. 9 Omnis arbor quae non facit fructum excidetur etc.
Bern. 610 s. IX (X Sinn.) f. 69 b . De pasclm. Antiquitus in eccle-
sia pascha XIV luna cum iudaeis celebrabatur. f. 71 b heisst es: Expl.
epistola sei cyrilli prima. Dann folgt ein durch Rasuren halb unleser-
10 *
148 Ha 1 m. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
licher Anfang: Scripta uenera //// tionis urae multä habentia quae-
rimonia etc.
Bern. 278 s. XI (X Sinn.) f. 128 b —131. In natale sei Nicolai
epi. Lectio sei euangelii scdm Lucam. In illo tempore dixit diis ihesus
discipulis snis parabola haue . . . Omelia eiusdem. 4 Omnis sei euau-
geiii frs kariss. textus usque ad iotam unum et unum apicem mystico
e inuolutus enigmate dito seruire mereamur, qui cum patre et
spiritu sco uiuit et regnat per omnia secula seculorum. Schöne und
gut geschriebene Hs.
Rhein. 102 s. XI f. 111. De Christo quomodo filius dei sit et
filius hominis. Ine. * Christus Jesus dei filius est et deus et homo
est quamlibet aetatem corporis gerant.
Basil. F, F, III, 15 c s. V1II/IX in angelsächsischer Schrift ent
hält auf den letzten 16 Blättern Expositiones über Texte von Evange
listen in Form von Predigten.
Basil. F, F, III, 15° s.'VIII/IX in angelsächsischer Schrift f. 28
bis 41 b *Audi fdii (fdi?) monitionem patris tui et inclina aurem
totum corpus lahorant. f. 42 *In sapientia Salomonis omnia idula na-
tionum aestimauerunt deos etc. (nur 1 Seite).
Basil. F, F, III, 15 k s. IX, zu Ende: Inc. de saltu lunae. *De
saltu lunae pauca dicamus etc. Die letzten Blätter von jüngerer Hand,
mit Tafeln, cursus lunae per duodecim signa. Das Ganze ist vielleicht
nur der Schluss des vorangehenden Werkes, Dionysii argumenta de
paschate.
Cod. 1093 in Schlettstadt s. VII in Uncialen enthält gegen
Ende: Inc. chronicam sei Gironimi prbt (chronica sei Hieronymi pres-
byteri?) *Caeli et terrae creationis et omnium lirmamentum mundi
mundus etc. 8Octavseiten. Dann: Inc. de psalmatione adarn.
*Ubi deus Adam psalmauit, ubi Christus natus est? 6 Seiten. Ferner:
Inc. de septem ponderibus linde factus es adam. * Fides pondus limis
quia de limo factus est. Weiter folgen Fragen wie: Quis primus litte-
ras gregas inuenit. Quis primus nauem l'ecit? etc.
Innocentius I. papa. Epistolae I — XXI in cod. Gail. 671 s. IX.
Ep. I. ad Decentium Euguhinum epm. (= 20, 351 M.) Gail.
349 s. IX in. p. 39.
Iohannis Chrysostomi homilia in natalem sei Pauli. (= Bedae
opp. VI, 831 ed. CoI.) Basil. B, VI, 3 s. X ineunt. In demselben
Incerta — Isidoras.
149
Cod. de David ubi Goliat interfecit. Inc. * Dominus deus eum David
regem populo destinässet etc. und de Abessalon. Inc. * Perdidit Abes-
salon scelestissimus meutern ete.
Isinonus. Etymologiarum s. Originum libri XX. Gail. 231 , 232
und 237, sämmtlieh s. IX (231 und 237 sehr schön und ohne Correc-
turen im Text). Bern. 36, 101 et 224 s. X. — Lib. VI—XV in Gail.
233 s. IX (die Bücher nicht ganz vollständig). Lib. XII—XX und I,
e. 28 in Gail. 233 s. IX in. wohl die älteste der Handschriften der Ety
molog. zu St. Gallen, von gemischter longob. und merowing. Schrift,
Lib. XI—XX Gail. 236 s. X. Lib. I—IX Schafh. 42 s. IX/X. Lib.
XII—XX Schafh. 43 s. X. Lib. II—XIX Basil. F, III. 13 s. IX.
Excerpta ex Elyrnol. libris. De accentibus (lib. I cap. 18) Gail.
878 s. IX p. 313—320. — De vitiis (lib. I. c. 34) Basil. F. f, III. 13“
s. VIII/IX in sebottiseber Schrift. — 47 capita aus lib. III de astro-
nomia in Gail. 230 s. IX p. 81 : lib. III cap. 23 bis zum Schluss des
Buches auch in Bern. 610 s. IX f. 1 —10. — Lib. V c. 1—27 und
lib. IX c. 4—7 Bern. 263 s. VIII f. I—14 mit der Aufschrift: Inc.
quaedam excerpta ex libro ethimologiarum quibus ex causis in roma-
nis legibus uocabula originem nomina acceperunt, in XVIII capita ein-
getheilt. Cap. XII scbliesst: mit lib. V: cap. XIII beginnt mit: Ciues
uocati qui in unum coeuntes uiuant etc. = lib. IX c. 4; fol. 14 b folgt
der codex Theodosianus. — Lib. VI c. 10 Gail. 230 s. IX p. 117.
Lib. VII ebendaselbst p. 93. Lib. VII c. 1 —4 in Rhein. 102 s. XI
f. 139—167. i).
Vol. V. ed. Arev. Lib. di deren liarum (spiritualium). Gail. 189
s. VIII/IX p. 126—321. Gail. 224 s. IX. Gail. 223 s. VIII (Lib. I.
und Stücke von lib. II; lib. I. weicht wesentlich von der Ausgabe ab).
Bern. 224 s. X f. 174 sqq. *) — Liber II in Gail. 230 s. IX p. 49.
!) Cod. Gail. 879 s. IX (sehr correct geschrieben) enthält unter dem Namen Aurelia-
nus einen libellus de variorum nominum tarn sacrorum quam profanorum significa-
tione’. Inc. Pondns dictum eo quod in statere libratum pendeat etc. Von vorne
wahrscheinlich unvollständig, weil eine Capitelbezeiehnung fehlt. Die übrigen
Capitel sind : De legibus uel instrumentis iudicum. De instrumentis legalihus. De
rebus. De criminibus in lege conscriptis. De penis in legibus constitutis. Am
Schlüsse: Quid m'e iniras Aurelianus. Me {fort, miraris? Aurelianus ine) fecit ora
pro me peccatore’. Es sind sämmtlieh Auszüge auslsidori Etymol. lib. XVI. cap.
25 §. 3. lib. IV. cap. 1 und cap. 25—27.
150 Hai m. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Basil. P, f, III, 15 e s. VIII/IX (angelsächsische Schrift). Bern. 224
s. X I'. 174—181. Gail. 3 s. VIII (nur cap. 4—14).
Liher allegoriarum utriusque Testament!, in einigen Codd. mit
der Aufschrift: Inc. de floratibus sei Isidori. Gail. 175 s. IX p. 235
(nur Vet. Test.) Gail. 225 s. VIII p. 62. Gail. 230 s. IX (ebendas,
p. 420—438 Prologus sei Hysidori de floratibus ad Honorium). Gail.
240 s. IX/X p. 77. Bern. 224 s. X f. 160. Bern. 249 s. X (nur Prag
ment). Bern. 466 s. XI.
De vita vel ohitu sanctorum qui in domino praecesserunt. Gail.
240 s. IX p. 31. Bern. 224 s. X f. 154. Ein Auszug daraus in Col
mar. num. 37 s. VIII/IX (der Anfang fehlt. Inc. quo secundum isto-
riain dicitur ab antiquis sapientibus).
Liber prooemiorum de libris V. et N. T. Gail. 240 s. IX. Bern.
224 s. X f. 150.
Commentarii in omnes libros V. Test. Gail. 135 s. XIII. Gail.
239 s. IX p. 258.
Expositio in libros historicos V. T. Schafh. 78 s. XII.
Commentarius in Leviticum, cap. 13 (= p. 423) Gail. 230 s. IX.
p. 548.
Vol. VI. p. 1. De flde catholica contra Judaeos .Gail. 255 s. IX.
p. 114 mit der Aufschrift: de uita, morte, resurrectione, regno et
iudicio Christi.
De gentium vocatione Gail. 255 s. IX.
Sententiarum s. de summo liono libri III. Gail. 227 s. VIII (die
3 Bücher nicht vollständig, aber mehrere Capitel reichhaltiger als in
der Ausgabe). Gail. 228 s. VIII (lib. III nicht vollständig). Gail. 229
s. X (sehr schöne Handschrift). Gail. 230 s. IX lib. I. ib. p. 521
lib. II. c. 11 et p. 524 lib. II. c. 29. — Gail. 238 s. VIII lib. I cap. 8
р. 181 et lib. I c. 10 p. 185. — Rhein. 47 s. X. Bern. 107 s. X.
Bern. 312 s. IX (VIII?), sehr alte und beachtenswerthe Handschrift.
Bern. 378 s. XI. Basil. B, IV, 12 s. IX/X (schöne Handschrift). Bas.
P, P, III, I5 g s. IX (nur lib. I. u. II.). Rhein. 102 s. XI f. 173 nur lib. I.
с. 1 —14).
De praedeslinatione (= p. 198 ed. Arev.) Rhein. 140 s. VIII. —
De conversis, i. e. de monachis qui ad eonversionem in monasterium
Gull. 2Ü8 s. VI11 trägt den gleichen Titel, ist aber ein verschiedenes Werk.
Isidorus. 151
venerunt (= p. 199) Gail. 213 s. IX p. 161—175. — De brevitate
vitae (= p. 359) in Gail, antiquissimo 908 i) p. 49—35.
Officiorum divinorum libri I et II (auch de ecclesiasticis officiis
genannt). Gail. 222 s. X. Gail. 227 s. VIII p. 124 (Gib. I. unvoll
ständig). Gail. 240 s. IX p. 189 (mit der dedicatio ad Florentium
episc.). Gail. 230 s. IX p. 119 lib. I und ebendas, p. 571 üb. I. cap.
27. — Gail. 675 s. IX. Bern. 249 s. X. Basil. F, F, III. 15 c s. VIII/IX,
angelsächsisch geschrieben mit der dedicatio ad Orosium, welche zum
Liber allegoriarum gehört.
Sermo de natali domini (= p. 392 ed. Arev.) Gail. 426 s. IX.
Basil. B. III, 2 s. X. Basil. B. IY, 26 s. X.
Soliloquiorum vel Synonymorum libri II. Gail. 194 s. VIII (p.
129 über II. p. 179 über I, aber nicht vollständig). Gail. 223 s. XII
p. 19. Gail. 296 s. IX p. 192. Gail. 269 s. X. Schafh. 36 s. XI.
Basil. F, F, III, 15 c s. VIII/IX (angelsächsisch). Gail. 226 s. VIII
(VII?) enthält fragmenta s. potius compendium ex üb. II. c. 10 usque
ad finem. Deest initium usque ad v. 'Si fälsitas capitali poena conscri-
bitur" etc. finis hic est: 'etenim ita cor negligentis obturatur'. Weicht
von der Ausgabe sehr ab. Basil. F, F, V, 37 s. X enthält f. 16“ ein
Excerptum de soliloquiis.
Epistola ad Masonem (= p. 563) Gail. 570 s. IX.
De ordine creaturarum. Basil. F. I, III, 15 b s. VIII/IX (schotti
sche Schrift).
V o 1. VII. De natura rerum. Zu den von Gust. Becker benützten
Handschriften (Berol. 1857) Basil. F, F, III, 15“ s. VIII/IX; III, 15 f
s. IX: III, 16 k s. IX. Bern. 249 s. X; 417 s. IX; 219° s. IX (nicht
219 b wie Becker hat) kommen noch: Bern. 610 s. X f. ll b mit der
Aufschrift: Inc. über primus Bedae de cöpoto. Bern. 224 s. X f. 164
mit der Subscriptio Expl. de mundo. Gail. 238 s. VIII p. 312—383,
sehr alte Handschrift mit dem Titel über rotarum (i. e. de natura
rerum). Gail. 240 s. IX p. 116. Ferner Fragmente im Gail. 225 s.
VIII p. 114 sqq. (bes. p. 126 circulus s. orbis anni, IV muiuli plagae
etc. ex cap. 7).
Chronicon. Bern. misc. 83 s. X f. 88—97. Gail. 133 s. IX mit
der Aufschrift: Sex aetates muiuli s. breuis gcnealogia temporum per
generationes et regna.
*) Sammelcodex von verschiedenen Fragmenten, meist von höchstem Alter.
152 H a 1 m. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Laus Hispaniae prövinciae ( = p. 107 eil. Arev.) Bern. misc. 83
s. X f. 98 b — 99.
Laus Gothorum (= p. 109) ibid. I’. 97''—98 und Gail. 133 s.
IX p. 391.
De viris illustribus (= p. 142) Bern. 289 s. IX f. 19 b —26, sehr
beacbteuswerthe Handschrift.
De conflictu vitiorum atque virtutum (= p. 207) Basil. F, F, III,
13” s. VIII/IX f. 27. Vgl. Augustinus de conflictu etc.
Exhortatio penitentis (paenitendi) = p. 346 in Gail. 223 s. XII
p. 87. Gail. 269 s. X p. 120.
Oratio pro correptione vitae et propter flenda peccata (= p. 3S8)
Gail. 223 s. XII p. 106. Gail. 269 s. X p. 130.
De numeris S. Scriptorae (= p. 397) Colmar. 37 s. VIII/IX f.
61 (enthält mehr als die Ausgabe von Arevali, welche nur bis zum
Absätze: Tres personae trinitatis geht).
De ecclesiasticis dogmatibus. Bern. 224 s. X f. 186 b . Basil. F,
F. III, 13 e s. VIII/IX f. IS. Vgl. auch Gennadius de eccl. dogm.
De proprietate sermonum et rerum (= p. 426). Bern. 224 s.
X f. 182. Basil. F, F, III, IS“ s. VIII/IX f. 24. Rhein. 102 s. XI f. 168.
Incerta sub nomine Isidori:
Sermo. Inc. * Fratres kmi spiritu sancto creditis qui loquitur
in uobis etc. Gail. 108 s. VIII/IX. Alius Sermo. Inc. Timor domini
expellit peccatum etc. Gail. 194 s. VIII p. 226. Nur der Anfang
stimmt mit Sermo 62 ad fratres in eremo, das übrige ist ganz
verschieden.
De solestitio. Inc. *Solestitium cum sol restat. Bern. 224 s. X
f. 181 b . In derselben Handschrift f. 189 b . Inc. glosae spitales iuxta
euck'eriu (Eucherium) epm. Agricola ds. Ager mundus. f. 192 1 ' Ine.
sinonema Ciceronis. Inanis uanus etc. f. 193 b . inc. glosae. Drei ver
schiedene Sammlungen, die letzte sehr gross. Am Schlüsse f. 226
Expl. glosae sacrae.
Relatio de assumptione Ioannis apostoli. Gail. 190 s. VIII/IX.
Inc. adsumptio sei ioliannis apostoli et euangelistae quae ohseruatur
sexto kal. ianuarias. Inc. *Ad iohannem nunc euangelistam flectamus
articulum etc. Am Schlüsse p. 2S die kurze relatio de Johanne = V,
183 ed. Arev.
Cod. Basil. F. f, IS” s. IX/X enthält Exeerpte, dem Isidorus im
Katalog nach neuerer Bestimmung beigelegt, in folgender Ordnung:
tsidorus
Lactantius.
153
f. 1 Inc. *Obsecro vos fratres clil. ut erga snbditarum plebium pro-
fectum et emendationem vigilantissima cura laboretis claustris
monasterii contineri. f. 10. Misterium euangelii quod ab homine non
accepit per reuelatiönem Jesu Christi didicit etc. fol. 16 de officio
missae. Ine. * De sacramentis ut reor satis superius diximus — —
plura relaturi. f'. 19 b . Incipit über de officiis atque orationibus cano-
nicarum horarum. * Officium ergo missae quod in superiore libro con-
texuimus -et pulsanti aperiatur.
In Einsiedeln: Etymol. und Chronicon in cod. 11? s. X. Etymol.
169 s. XI (s. Pertz Arch. IV, 298). Ausserdem nach Haenel noch ver
schiedene Schriften in den codd. 45, 4?. 142, 153, IS?, 180, 187
s. XI—XIV.
Juuaxi episc. Toletani Prognosticorum libri 111 (= tom. 96 M.)
Gail. 264 s. X. Cantonsbibl. von Zürich 132 s. IX (sehr schöne Hand
schrift); Bern. 424 s. XI f. 2—61.
JuNiLir episc. Africani libri II instructionuni (vulgo de partibus
divinae legis) Gail. 130 s. IX p. 137—191 und Gail. 908 p. 313
cod. rescriptus s. VI. nur 7 Blätter.
Justi episc. Urgelitani in cant. canticorum explan, praemissis
duabus epistolis, una ad Sergium papam, altera ad Justum diaconum.
Gail. 110 s. IX p. 183 sqq.
.Tuvexci bistoriae evangelicae libri IV. Bern. 534 s. IX und Gail.
197 s. X p. 330 sqq. mit der Aufschrift: libri IV euangeliorum Guetti
Aquilini Juueuci vc. presb. (eng, aber sehr schön und rein geschrie
bener Cod.).
Tjactantius. Diuinae institutiones in dem cod. rescriptus Gail.
213 s. V (?). Die neuere Schrift enthält die dialogi Gregorii Magni
s. IX. Nach dem Umfang der Handschrift kann sie den Lactantius
nicht ganz enthalten. Versuche, die alte Schrift bloszulegen, hat Nie-
buhr gemacht, der eine ganze Seite und einige Stellen entziffert hat,
die von seiner Hand in Abschrift beiliegen. Ich habe eine Copie dieser
154 H a I m. Die «älteren Hnndschr. Iatein. Kirchenväter in der Schweiz.
Stellen, die nur wenige erhebliche Varianten bieten, genommen. Eine
Entzifferung der ganzen Handschrift wird wegen der dunklen Farbe
des Pergaments und wegen der Enge der darüber stehenden Schrift
unmöglich sein.
Leo papa. Epistolae im Codex rescriptus Gail. 908 s. VI p. 1—74
und 297—349 in kleinen Uncialen. Derselbe Cod. enthält die Ge
dichte des Merobaudes.
Ep. ad Flauianum Constantinop. epm. Gail. 191 s. X p. 105.
Pascasini ep. ad Leonem, vgl. unter Pascasinus.
Aliquot sermones (= ed. Veu. 1748 I p. 60, 75, 82). Gail.
347 s. X/XI p. 281, 315, 322.
Sermo de transfiguratione dhi (= ed. Ven. p. 94). Gail. 425 s.
X p. 162.
Sermo (= ed. Ven. p. 16) Gail. 426 s. IX.
Marcellini et Faustini libellus precum (= tom. 13, 83 M.)
Gail. 190 s. V1II/IX p. 332 sqq. mit der Aufschrift: De confessione
uerae fidei et ostentalione sacrae communis et persecutionis aduer-
sante ueritatis.
Martim episc. Turonensis über de trinitate, s. unter Sulpicius
Severus.
Martinus papa. Inuectiva in Amalarii libros mit dem Titel: In-
uectio canonica Martini papae in Amalarium officiographum. Ine.
*Discipuli ueritatis interrogauerunt dnfn etc. Gail. 681 s. X.
Dicta Martini epi ad Polemium epm. Ine. * Cum fecisset ds in
principio caelum et terram etc. Gail. 558 s. IX p. 297—312. Gail.
579 s. IX.
Epistula praedicationis beati Martini epi ad polemium epm desti-
nata. Ine. *Epistolam tuae sanctitatis accepi in qua scripsisti ad me
ut pro castigatione etc. Bern. 289 s. IX f. 43 1 '— 51 (sehr schöner
und wichtiger Codex).
Martini Dumiensis formula honestae vitae (= 72, 22 M.) Bern.
102 s. X (XI Sinn.) 1. 19ö b . Vorzüglich schöne und correcte Hand
schrift mit der Aufschriit: Libellus de IV nirtutibus i. e. prudentia.
tortitudine. temperantia atque iustitia Martini epi ad miridonem regem.
Leo — Paulinus.
155
Maxuwi episc. Taurinensis sermones XCI in Gail. 188 s. VII in
römischen Uncialen. Ein Theil derselben zuerst aus diesem Cod. ediert,
s. den Index in ed. Rom. 1784 p. CLXXXV. Derselbe Cod. enthält
p. 393 sqq. Sermo anonymi de ascensione dni Inc. * Summa prae-
teritae sollemnitatis t'estis praesentibus continetur etc. p. 399 de pen-
tecoste. Inc. *Cum et söllemnitas diei et cultus dei etc. p. 413. Sermo
anonymi de Iohanne Bapt. = ed. Rom. app. p. 37.
Gail. 347 s. X/XI (18 sermones und vielleicht auch noch andere
anonyme sermones in demselben Codex). Gail. 423 s. X p. 102 und
138 (2 sermones).
In natali S. Michaelis (— ed. Rom. p. 283) Gail. 427 s. XII.
Vgl. auch unter Sermones diversi.
Okosii historiae. Gail. 621 s. IX (codex scriptus sub abbate
Hartmoto). Bern. 128 s. X. Bern. 160 s. XI ('ex libris P. Danielis
Aurelii 1364’) mit prachtvollen Initialen. Der Titel fehlt theilweise,
weil das fast ein halbes Blatt grosse Initial ausgeschnitten ist. Schafli.
60 s. XII. Einsidl. 331 s. X/XI. Ferner im cod. Bern. 169 s. IX die
'capitulationes libri huius sancti Horosii’ bis cap. CCCCXVII de Placi-
dia et moribus eins auf 14 Blättern (die Angabe bei Sinner unrich
tig). Wegen der nomina propria wird es der Mühe werth sein,
diese ziemlich ausführlichen capitulationes zu vergleichen.
Pascasini episcopi epistola ad Leonem papam (= in Leonis opp.
ed. Rom. 1733 II, 18) Bern. 610 s. IX (X Sinn.) f. 73 b —73.
Paterii super Genesin lib. I c. 1—33 Gail. 241 s. IX.
Paultni Nolani carmina. Gail. 373 s. X.
Carmen eucharisticum in cod. Bern. 317 s. IX mit der Aufschrift:
Cyxapictikoc deo sub aephemeridis meae testu. Inc. Enarrare paraus
annorum labsa meorum Tempora — — Corporis in quacumque tui
me parte futurum. Ausgezeichnet schöne und rein geschriebene Hand
schrift auf 14 Blättern. Das Gedicht fehlt in den Ausgaben der Werke.
Es erschien zuerst gedruckt in der Appendix Bibi. Patrum Parisiis
1389 und sodann besonders von Chr. Daum, Lips. 1681 und von L.
Leipziger, Vratisl. 1838.
1 56 H a I in. Die älteren Hnndschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Pelagii haeretici über de vita christiana cum brevi prologo. Inc.
L T t ego peccator et ultimus (== Fastidius de vita christiana SO, 383
ed. M. und in Aug. opp. VI, 1031 ed. M.) Gail. 132 s. XI.
Philippi epist. de Pascha (= Synodus Caesariensis de paschate
in Isid. opp. ed. Arev. III. SIS und in ßedae opp. ed. Col. II, 232) in
Gail. 2S1 s. IX p. 14—18.
Phoebadius de filii diuinitate vgl. unter Ambrosius de tide.
Porphyrii versus ad Constantinum Imp. Inc. *Constantine decus
mundi. lux aurea saecli etc. in Gail. 397 s. IX p. 121 sqq.
Prosper Aouitanus. Epist. ad Augustinuni (de querella Gallorum)
Bern. 170 s. XI. In demselben God. Hilarii (sic!) ep. ad S. Augu-
stinum (=Prosperi opp. p. 13 u. in Aug. opp. epist. num. 226).
Confessio. Gail. 570 s. IX.
De vita contemplatiua libri III. Gail. 180 s. IX. Gail. 187 s. IX
p. 104. Bern. 107 s. X (schöne u. correcte Handschr.). Bern. 08S s.
IX/X (schlecht erhalten; scheint nicht vollständig).
De promissis et praedictis libri III. Gail. ISS s. IX ineuntis,
wahrscheinlich noch s. VIII (sehr schöne Handschr.).
Expositio psalmorum a C. usque ad CL. Gail. 184 s. X I'. 1—188.
Epigrammata cum carmine ad coniugem suam. Gail. 187 s. IX
p. 201 — 304.
Epigrammata super sententias D. Augustini. Bern. 47S s. XI.
De gratia et lihero arbitrio ad Rufinum. Gail. 29 s. IX. p. 43 — 63.
In demselben Cod. p. 04 — 120 Responsiones ad capilula obiectionum
Vincentianarum, Gallicarum et Genuensium.
Adversus Cassianum (vulgo contra collatorem). Gail. 148 s. XI.
Prosperi epigrammata auch in den codd. Eins. 233. 174. 193
s. X et XI.
Prudentii carmina. Gail. 134 s. X (mit deutschen Glossen).
Gail. 135 s. IX/X (der Anfang des Cod. und über II in Symmachum
fehlen). Gail. 130 s. IX. Gail. 134 enthält auch noch eine vita ah
ipso composita (=ed. Arev. p. 1), welche in 13S n. 130 fehlt. Ein-
sidl. 23 s. X. Bern. 204 s. IX (oder X?), Capitalhandschrift mit vielen
Gemälden; s. die genauere Beschreibung hei Sinnerl, 107 — 170.
Pelagius
Sedulius.
157
Bern. 394 s. IX; am Schlüsse stehen ein paar Gedichte von Alcimus
Avitus und etliche von unbekannten Verfassern s. Sinn. I, 170—174.
Die Gedichte des Prudentius sind voll von Scholien und Glossen von
fast gleichzeitiger Hand.
De Psalmis. Interrogationes et responsiones de psalmis (von
einigen dem Augustinus zugeschrieben). Ine. Interr. de psalmis quare
psalmi dicuntur. Ine. * Int. Quare psalmi dicuntur. Rp. quia per
psalterium canebantur etc. Gail. 188 s. VII p. 6—10 in Uncialen.
Rufinus. Eusebii hist. eccl. per Rufinum translatae libri IX. Gal).
547 s. XIII p. 95. Schafh. 41 s. XII. Lib. 1 c. 1 - 10 in Bern. 128 s. X.
Dieselbe Übersetzung wahrscheinlich in cod. Eins. 163 s. VIII
und 221 s. XI.
Rubicii episc. Lemoviensis epistolarum libri 11. Gail. 190 s.
VIII/IX p. 132—277. In demselben Cod. aliquot epist. ad Ruricium.
Sedulius poeta. Operis paschalis libri V. Gail. 197 s. X/Xl
p. 369 (nur lib. I—III.) Gail. 242 s. IX p. 168. Gail. 877 s. IX p.
125—203. Gail. 1395 s. X p. 458 (nur Ende von lib. I. u. Auf. libri
II). Basil. 0, IV, 17 s. IX f. 12 in angelsächsischer Schrift. Bern.
286 s. X/XI (fehlt bei Sinner). Bern. 267 s. IX, vorzügliche Hand
schrift; die Schrift leider stark verblasst, doch das meiste noch lesbar;
nur lib. I—IV, auch der Anfang u. der grösste Theil von lib. I. fehlen.
Epistolae et carmina. Gail. 877 s. IX. Carmina Gail. 197 s. X
(IX?). Gail. 242 s. XI. Versus Sedulii in Gail. 120 s. X.
Elegia (= 19, 753 ed. M.) Gail. 197 s. X/Xl p. 392 (nur 2
Verse vorhanden). Gail. 242 s. IX p. 243—247.
Carmen de miraculis Christi s. hymni. Gail. 877 s. IX.
Libri V in quibus Sedulius carmen suum prosa reddit. Rhein.
77 s. X/XI. Am Schlüsse heisst es: Expl. lib. V Sedulii de opere
paschali. Darauf die Remerkung: Hoc opus Sedulius inter cartulas diui-
sum reliquit: quod recollectum adunatum atque ad omnem elegantiam
diuulgatum est a Turtio Rufo Asterio ex cons. ordine atque patrieio
quod et sequentes eiusdem indicant uersus. Sume sacer merilis etc.»
(= ed. Arev. p. 392).
158 Halm. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Sermones Diuersorum. Cocld. Gail. 430, 431, 432 «. 433 s. IX
enthalten Homiliae scorurn patrum per singulas festiuitates in anno,
besonders voii Augustinus, Hieronymus, Gregorius, Leo, Maximus,
Ambrosius, Beda und Hilarius.
Bern. 47 s. XI enthält Homiliae in festis scorurn von Beda, Au
gustinus, Hieronymus, Ambrosius, Gregorius papa, Maximus, Cliry-
sostomus, Leo papa, Johannes episc.; eine gleiche Sammlung enthält
der grosse und sehr schön geschriebene Bern. 114 s. XI (X Sinn.).
Basil. B. IV, 26 s. X enthält eine Sammlung Sermones e natiui-
tate dni usque in octauam peutecostes, und Basil. B, III, 2 s. X in.
eine ganz ähnliche Sammlung Sermones hiemales diuersorum patrum,
besonders viele von Gregorius, Basil. ß, VI, 3 s. X in. enthält verschie
dene sermones von Maximus, Leo etc.
Sermones Auctorum Incertorum: in psalmuni 107. Inscr. De
psahno ubi dicit da nobis auxilium de tribulatione. Iuc. *ln uos fratres
impletur propheticum dauid eloquium quod dicit etc. Gail. 141 s. X
p. 32—61. — Super ep. ad Cor. 3, 14 Si cuius opus manserit
(= August. (?) sermo 104, t. V, 1946 M.) Gail. 213 s. IX
p. 131—135. — Sermo. Ine. *Fs kr ß. Hieronimus memorans dixit:
In principio creauit deus caelum et terram etc. Gail. 221 s. VIII
p. 101. — De concordia. Ine. *ln rnultis sacrarum scripturarum
locis admonet nos spiritus etc. Gail. 3. s. VIII p. 531 — 540. —
Sermo. Ine. *Audistis duorum filiorum parabolam frs (de iilio prodigo).
Gail. 614 s. X. p. 2; in demselben Cod. noch mehrere sermones auc
torum incertorum.
Cod. 1073 s. IX/X in Sehlettstadt enthält auf quaternio VIII.
3 sermones: 1) Sermo de natale scae. mariae matris domini n. J. Chr.
*Ades nohis dilectissimi optatus dies; 2) alia omelia de nat. scae
mariae. * Fratres karissimi, celebritas hodiernae diei admonet etc.
3) Item aliomilia (= Max. Taur. (?) hom. app. p. 43. Hildefonsi (?)
sermo 96, 269 M. etc.)
Seueriani aliquot epistolae et sermones. Gail. 103 s. IX.
Sidonii Apollinaris epistolae et panegyrici Bern. 285 s. XII
(XI Sinn.). Die Handschr. scheint ziemlich fehlerhaft; nach den
panegyrici folgen noch 3 Blätter Briefe mit gleicher Schrift (vielleicht
verbunden) und mit der subscriptio Expliciunt epistole Sydonii feliciter.
Seuerianus — Tertullianus.
159
Sulpicius Severus. Vita S. Martini, III epistolae, III dialogi in
cod. Schafh. 58 s. IX/X. Rhein. 36 s. X. Gail. 103 und 557, beide
s. IX. Bern. 74 s. XI/XII.; Diaiogus III auch in Basil. (0) IV, 17
s. IX in angels. Schrift.
Im cod. Schafh. folgen noch andere auf S. Martinus bezügliche
Stücke, als: lnscriptiones metricae in basilica S. Martini (zu Tours?),
über S. Martini de trinitate (= Toin. 18, II ed. M), ferner aus Gre-
gorius Turonensis: uita S. Bricii, de obitu S. Martini, 2 Relationen
de transitu S. Martini, dann Quando corpus eins translatum est,
endlich eine Omelia in natale S. Martini 'Albini magistri’. Inc.
’Postquam dominus noster etc. Dieselben Stücke (mit Ausnahme der
homiüa Albini), die sich in Handschriften häufig beisammen finden,
auch in cod. Rhein. 36 und Gail. 103 u. 337. Hingegen folgt im
Bern. 74 die uita Martini Gregorii Turon. in 4 Büchern.
Symphosii aenigmata metriea. Gail. 196 s. X p. 374. Gail. 273
s. X p. 13. Cf. Karl Schenkl: Zur Kritik späterer lat. Dichter S. 7 ff.
rn
Tertullianus. De patientia, de vera carne domini, de carne
Christi, de carnis resurrectione, adversus Valentinianos, adv. Judaeos,
de prescriptione haereticorum, de haeresibus, adv. Hermogeuein, vita
s. Symeonis monachi in dem Cod. von Schlettstadt num. 449 s. XI/XII
(von Beatus Rhenanus durchcorrigiert).
Fragmentum apologiae contra gentiles. Inc. Proinde ne paulo
lenius inter inlicitas factiones etc. (= cap. 38 und der grösste Theil
von cap. 39 in ed. Bas. 1321) in Rhein. 93 s. X (IX?) f. 175—184.
Tractatus in epistolas D. Pauli. Gail. 330 s. IX. Codex ocy-ifalog.
Pag. 2 Tractatus in epistolam ad Galatas. Inc. Apostolum se non
ab hominibus electum etc. (= Com. in ep. Pauli ad Galatas in Ambr.
opp. app. p. 209) p. 265 Schluss: haec subscriptio apostoli est con-
firmantis epistolam missam. Expl. epist. ad Philemonem.
De trinitate. ? Quid sit trina deitas atque trinitas sic suh bre-
uitate ueraciter mea patenter probat pusilütas etc. Bern. 584 s. X cf.
Sinner 111, 429.
160 h a I m. Die älteren Handschr. latein. Kirchenväter in der Schweiz.
Valerii Cimeliensis episc. über de bono disciplinae (in Petri
Chrysologi opp. p. 217 und in Aug. opp. VI, 1219 ed. M.) Gail. ISO
s. IX/X p. 16. Gail. 184 s. X p. 197.
Vigilii Tapsensis contra Arianes dialogus (= 62, 179 M.) Gail.
90 s. IX mit der Aufschrift: Athanasii altercatio cum Arrio, Sabellio
et fotino bereticis et Hieronimi cum Luciferiano. fol. 1 Altercatio
Athanasii etc. f. 116 Sententia iudicis Probi. f. 131 D. Hieronymi
aduersus Luciferianum hereticum epistola. Die Handschrift stimmt mit
der von ChilTlet besorgten Ausgabe; denn es gibt mehrere Recensionen
dieser Schrift.
Dieselbe ist auch in der prachtvollen Handschrift 116 der Can-
tonshibliothek von Zürich s. IX enthalten.
VFaltrammi carmina. Gail. 197 s. X. Gail. 381 s. X/XI p. 148
bis 131.
Nachtrag. Aratoris historia apostolica steht auch im cod.
Bern. 286 s. X/XI, welche Handschrift hei Sinner ganz übergangen ist.
Zu Lactantius de mortibus peraecutorum.
161
Zu Lactantius de mortibus persecutorum.
Von Dr. R. Halm.
Da die Pariser Handschrift Nr. 2627, aus welcher Stephan
Baiuzins zuerst die Schrift des Lactantius de mortibus persecu-
torum herausgegeben hat, auch von anderen berühmten französischen
Gelehrten, einem Le Nourry und Lenglet-Dufresnoy, benützt
worden ist, so liess sich nicht erwarten, dass eine neue Vergleichung
des codex unicus irgend eine namhafte Ausbeute liefern werde. Be
fände sich die Handschrift in einer deutschen Bibliothek, so dürfte
man überzeugt sein, dass bei ihrer Benützung auch nicht ein Apex
übersehen worden wäre. Wenn ich dessen ungeachtet mir eine Ab
schrift des Codex habe besorgen lassen, so geschah es nicht in der
Erwartung neue Lesarten zu erhalten, sondern es war mir um ein
getreues Abbild der Handschrift zu thun, um bei der Bearbeitung der
stark verderbten Schrift mit möglichster Unbefangenheit zu verfahren.
Herr Andreas Laub m a n n, ein früheres Mitglied des hiesigen
philologischen Seminars, der sich dieser Arbeit unterzogen, hat sich
durch seine musterhaft sorgfältige Copie der Handschrift, die alle
Abkürzungen auf’s genaueste wiedergibt, ein grosses Verdienst um die
eben so schwierige als interessante Schrift erworben. Durch dieselbe
werden nicht blos manche Ungenauigkeiten und Unrichtigkeiten in
den bisherigen Relationen berichtigt und einige Übersehen nachge
tragen, sondern sie gibt auch für die Verbesserung mehrerer
schlimmer, besonders lückenhafter Stellen einige heachtenswerthe
Fingerzeige. Um zuerst einige Nachträge von nicht bemerkten Schreib
arten zu geben, so hat der Codex c. 19 redet (nicht rhedet), 26
oportunitatem nancti, 29 recciclerunt, 36 in ipso fr ein, wie die
besten Handschr. bei Cic. Verr. V. §. 196 und p. Sestio §. 18,
c. 48 consueraut(st.consueuerant), wie in demselben Capitel consu-
erunt, was Lenglet-Dufresnoy allein angibt. Ein richtiges est wurde
Sitib. d. phil.-hist. CI. L. Bd. II. Hft. 11
168
Halm
Zu Minucius Felix.
Von Dr. K. Bai in.
Die schöne, aber wegen grosser Verderbnisse des Textes
schwierige Schrift 'Octavius’ des Minucius Felix hat sich bekannt
lich als achtes Buch des Arnohius erhalten. Man kennt vom Arnobius
und Minucius Felix nur zwei Handschriften, die Pariser und Brüssler,
welche letztere jedoch erweislich nur eine Abschrift der Pariser ist,
also für die Kritik nicht in Betracht kommen kann. Oh ausser diesen
beiden noch eine dritte jetzt verschollene existiert habe, aus welcher
die editio princeps Romana vom J. 1543 geflossen, ist streitig. Mich
haben die Gründe, die Ed. de Muralto in seiner Ausgabe des Minucius
Felix (Zürich 1836) p. X sqq. für Annahme einer dritten Hand
schrift beibringt, nicht im mindesten überzeugt; ich bin vielmehr der
Ansicht, dass die editio princeps auf einer lüderlichen Abschrift des
Codex Parisinus beruhe und dass die wenigen Verbesserungen, die der
schwer verderbte Text in ihr gefunden hat, solcher Art sind, dass sie
von einem jeden mittelmässigen Kenner der lateinischen Sprache und
alten Literatur leicht gemacht werden konnten.
Indess, wie man auch darüber urtheilen möge, so sind jeden
falls alle Abweichungen der editio princeps in den vielen schlimmen
Stellen der kleinen Schrift der Art, dass aus ihnen für die Ver
besserung des Textes nichts zu gewinnen ist; zu dessen Recension
kann blos die Pariser Handschrift dienen. Sie ist zuerst durch Ileraldus,
genauer durch Rigaltius bekannt geworden, aber es waren nur einzelne
Abweichungen, die man von der editio princeps erfuhr, eine vollstän
dige Collation des Codex ist bis auf Ed. de Muralto, einen Schüler
Orelli s, nicht bekannt geworden. Wer dessen Ausgabe kennt, muss
meinen, dass ein getreues Abbild des Codex unicus vorliege; denn
Muralto hat eine Abschrift des Codex genommen und diese mit nur
geringen, in den Noten mitgetheilten Abweichungen abdrucken lassen.
Zu Lactantius de mortibus peraecutorum.
161
Zu Lactantius de mortibus persecutorum.
Von Dr. R. Halm.
Da die Pariser Handschrift Nr. 2627, aus welcher Stephan
Baiuzins zuerst die Schrift des Lactantius de mortibus persecu-
torum herausgegeben hat, auch von anderen berühmten französischen
Gelehrten, einem Le Nourry und Lenglet-Dufresnoy, benützt
worden ist, so liess sich nicht erwarten, dass eine neue Vergleichung
des codex unicus irgend eine namhafte Ausbeute liefern werde. Be
fände sich die Handschrift in einer deutschen Bibliothek, so dürfte
man überzeugt sein, dass bei ihrer Benützung auch nicht ein Apex
übersehen worden wäre. Wenn ich dessen ungeachtet mir eine Ab
schrift des Codex habe besorgen lassen, so geschah es nicht in der
Erwartung neue Lesarten zu erhalten, sondern es war mir um ein
getreues Abbild der Handschrift zu thun, um bei der Bearbeitung der
stark verderbten Schrift mit möglichster Unbefangenheit zu verfahren.
Herr Andreas Laub m a n n, ein früheres Mitglied des hiesigen
philologischen Seminars, der sich dieser Arbeit unterzogen, hat sich
durch seine musterhaft sorgfältige Copie der Handschrift, die alle
Abkürzungen auf’s genaueste wiedergibt, ein grosses Verdienst um die
eben so schwierige als interessante Schrift erworben. Durch dieselbe
werden nicht blos manche Ungenauigkeiten und Unrichtigkeiten in
den bisherigen Relationen berichtigt und einige Übersehen nachge
tragen, sondern sie gibt auch für die Verbesserung mehrerer
schlimmer, besonders lückenhafter Stellen einige heachtenswerthe
Fingerzeige. Um zuerst einige Nachträge von nicht bemerkten Schreib
arten zu geben, so hat der Codex c. 19 redet (nicht rhedet), 26
oportunitatem nancti, 29 recciclerunt, 36 in ipso fr ein, wie die
besten Handschr. bei Cic. Verr. V. §. 196 und p. Sestio §. 18,
c. 48 consueraut(st.consueuerant), wie in demselben Capitel consu-
erunt, was Lenglet-Dufresnoy allein angibt. Ein richtiges est wurde
Sitib. d. phil.-hist. CI. L. Bd. II. Hft. 11
162
Halm
an drei Stellen übersehen c. 18 cui nox pro die est et dies pro
nocte, 48 extr. hortatus est und SO extr. praecipitnta est. An den
zwei letzteren Stellen steht es zwar im Texte, aber mit der aus
drücklichen Angabe von Lenglet, dass est im Cod. fehle, weil er die
bekannte Abkürzung^, die sieb an allen drei Stellen im Cod. findet,
nicht verstanden hat. Hingegen hat sich ein falsches et eingeschwärzt
c. 2 Petrum cruci adfixit [et] Paulum interfecit, ebenso 27 vor
Severi exitium metuens; c. S schreibt Lenglet direpta (1. derepta)
est ei cutis et exuta visceribus pellis est infecta rubro colore, und
bemerkt über est vor mfecta: 'est non legitur in MS., sed tantum adest
virgula quaedam’; der Codex bat aber pellis! infecta, also blos ein
Interpunctionszeicben nach pellis, das in gleicher Gestalt in der Hand
schrift unzählige Male vorkommt. Cap. 26 schreibt Lenglet: Severum
arcessit et hortatus ad recipiendum Imperium, mittit eum cum exer-
citu Maximiani ad expugnandum Maxentium, mit der Bemerkung:
'arcessit et hortatus MS. Potest tarnen legi hortatus vel hortatur.'
Aber der Cod. hat deutlich arcessiit hör tat 1 ' (nicht hortat’), so dass
arcessit, hortatur zu lesen ist, wie auch im folgenden das Praesens
historicum fortgeht.
Hingegen wurde ein et c. 10 übersehen, wo man gewöhnlich
liest: datisque adpraepositos literis etiam milites cogi adnefanda
sacrificia praecepit, ut qui non paruissent militia solverentur.
Statt des unpassenden ut bat der Cod. richtig in loser Anknüpfung :
et (sc. praecepit) qui non paruissent m. solverentur.
Neue beachtens- oder wenigstens erwähnenswerthe Lesarten
sind ferner folgende: c. 12 uicit sententiam Diocletianus, c. 13
g. E. statimque perductus, was im Sinne von 'abgeführt’ zu
stehen scheint, wie c. 13 deducebantur, c. 21 non decuriones modo
(in dieser Wortstellung), c. 24 Iam propinquauit illi iudicium dei
secutumque tempus est, quo res eins delabi (etwa im Sinne von
'abnehmen, in Verfall gerathen’?) ac fluere coeperunt, c. 32 sese
(statt se, sehr passend) priorem esse debere, c. 33 in du da iam
cicatrice scindit vulnus, woraus sich die sichere Verbesserung
scinditur ergibt, c. 38 uicit officium linguae sceleris magnitudo
c. 43 hos . . ui et oppugnatione teurere, ne tarnen quiquam (nicht
nee t. quiequam) uis aut promissa ualuerunt, c. 49 ibi cum iam
terra marique premeretur, n o n (nee edd.) ullum speraret refu-
gium, welche Lesart man bei der Vorliebe des Autors für zwei-
Zu Lactantius de mortibus persecutorum.
163
gliedrige Asyndeta nicht wird verschmähen dürfen. Cap. 23 Mendici
supererant soll, a quibus nihil exigi posset, quos ab omni genere
iniuriae tutos miseria et infelicitas fecerat. atqui liomo pius
misertus est illis, nt non egerent. congregari omnes iussit et ex
portatos naviculis in mare mergi. So sind die Worte in den mir
vorliegenden Ausgaben interpungiert. Richtiger hat die Handschrift
Interpunction nach misertus est illis, so dass ut non egerent zum
folgenden Satz gezogen ist.
Von unrichtigen Angaben oder falschen Lesungen sind zu
bemerken c. 3, wo der Cod. deutlich inuisa dominationem hat, nicht
iniustam, wie Lenglet meint dass man auch lesen könne; c. 21 hat
der Codex tra (d. i. terram) nicht erd, 36 diuersas ripas armati
(nicht armata). tenebant, c. 40 inqd (d. i. inquid für inquit), nicht
in quod, 52 ganz deutlich seruet fyiam (etiamj, ohne Spur von
eternam, so dass man seruet iam 'dass er sofort (hinfüro) erhalten
möge’ wird schreiben müssen; c. 20 heisst es bei Lenglet unrichtig:
sed eum Caesarem facere uoluit, ne filium nominaret, vel ut por-
tea in Constantii locum nuncuparet August um atque fratrem,
mit der Bemerkung: 'post nominaret in Mscpt. est vacuum spatium
duarum litterarum, quas credidi fuisse ul' etc. ln der Handschrift
ist aber keine Spur eines freien Raumes und jeder Zusatz gegen den
Sinn der Stelle. Eine ähnliche unrichtige Angabe, die sich erst bei
Lenglet findet, ist, dass c. 35 g. C. in den Worten idque cognitum
Nicomediae ** mensis eiusdem vor mensis ein leerer Raum von
zwei Buchstaben im Cod. zu sehen sei (s. dagegen die Ausg. von
Heumann), was den Herausgeber bestimmte Id. einzusetzen. Die
Handschrift hat aber nicomedie mensis ohne Spur einer Rasur oder
eines freien Raumes vor mensis, so dass wohl so zu schreiben sein
wird: idque cognitum Nicomediae ** die mensis eiusdem. Durch
das Überspringen von diae auf die ist auch der numerus des Tages
ausgefallen.
In der Schilderung der Schlacht auf dem campus Serenus c. 46
las man früher sehr ungeschickt: Liciniani ■ . ad caelum manus
tendunt praeeuntibus praepositis, et post Imperator em precem
dicunt, weil man die Abkürzungszeichen für post und pro verwech
selt hat; ohne die Lesart der Handschrift ,p Imperatore zu kennen,
hat der treffliche Heu mann, dessen schöne Emendationen man all
zu wenig gewürdigt hat, richtig pro imperatore verbessert. In dem
11“
164
Halm
Decret des Constantinus und Licinius c. 48 las man früher: Atque
hoc insuper in persona Cliristianorum statuendum esse censuimus,
quod, si eadem loca, ad quae antea convenire consuerant . ., pri-
ore tempore aliqui vel a fisco nostro vel ab alio quocumque viden-
tur esse mercati, eadem Christianis sine pecunia.. restituant.
Dafür schrieb Lenglet restituantur mit der Bemerkung: 'Sic MS.
Prisci editi habent restituant'. Lenglet’s Lesart ist in die späteren Aus
gaben übergegangen. Aber der Cod. hat keine Spur von einem Häk
chen nach restituant; dass so Lact, geschrieben hat, zeigt auch die
Übersetzung bei Euseb. bist, eccles. X, 5: tV ei uvsg . . yatvotvro
hyopocxoreg robroug, rocg aiizocg ypiGziavoig äve-j ckpyupiov . . anoxa-
TC/.<jTr,G'j)Gl.
Auch am Schlüsse des Capitels gibt Lenglet eine neue Lesart
aus dem Codex: cum beatitudine nostra publica, ohne zu bemer
ken, dass der Schreiber nostra als Wiederholung des vorhergehen
den successibus nostris selbst gestrichen hat. Eine ähnliche nicht
bemerkte Wiederholung eines noster findet sich in der Handschrift
c. 48 g. E. ut huius nostrae beniuolentiae nostrae sanctio latere non
possit. Die Ausgaben haben benevolentiaenostrae; dass aber das zweite
nostrae zu streichen ist, zeigt die genau sich anschliessende Über
setzung des Edicts in Euseb. hist. eccl. X, S: rabr-og z-qg ripsripag
xaloxa.yc'3-iag 77 vopoS-Eoia. Auch cap. 49, wo es heissen muss
' Tarsum postremo confugit. ibi cum iam terra marique pre-
meretur’ etc. hat Lenglet Verwirrung durch eine falsche Relation
aus dem Cod. angerichtet. Da nämlich das letzte Wort nur mehr
zur Hälfte in der Handschrift sichtbar ist, meinte er eher peteretur
lesen zu müssen; allein in der Abschrift des H. L. stellt ganz
deutlich pmeretur, mit der Bemerkung, dass die untere Hälfte des
Wortes und der entscheidende Strich über p noch sichtbar seien.
Von Belang ist auch eine Anzahl von Varianten, die man als
scheinbar nutzlose übergehen zu dürfen glaubte. Cap. 8 las man
bisher: Quid frater eins Maximianus, qui est dictus Ilercidius ?
non dissimilis ab eo: nee enim possent in amicitia tarn fideli
cohaerere, nisi esset in utroque mens una. Hier hat man wohl
bemerkt, dass der Cod. fidele hat, nicht aber, dass in ihm auch
amicitia. steht, so dass zu schreiben ist in amicitiam tarn fidelem.
Wollte man amicitia fideli corrigieren, so müsste auch noch in ge
strichen werden. — c. IS hat der Cod. nicht eorum sententia, son-
Zu Lactantius de mortibus persecutorum.
165
dern corum s. was bei dem wiederholten Vorkommen von co für. quo
in der Handschrift oder umgekehrt ■) auf quorum sententia hinweist.
Diese Beobachtung führt auch auf die Verbesserung eines sprach
lichen Fehlers c. 18, wo man bisher las: At Ule qui orbern totum
inm spe invaserat (inuenerat cod.), cum sibi aut nihil praeter
nome7i aut non multum viclebat acceclere, respondit. Aber die
Handschrift hat nicht cu, wie sonst immer geschrieben ist, sondern
cm (daher cum inde nach falscher Auflösung in den älteren Aus
gaben), in welcher Schreibung wohl nur 'qui d. i. quoniam zu er
kennen ist. — Als ein locus eonclamatus galt bisher die Stelle c. 27:
tirbe munita et rebus coeptis inimicis diligenter instructis pro-
ficiscitur in Gallium (Herculius), ut Constantinum partibus suis
conciliaret etc. Je schwieriger die Verbesserung dieser Worte
scheint, desto weniger durfte unbemerkt bleiben, dass die Handschrift
ceptis inimi ** eis hat und vor cis die Sylbe ci ausradiert ist. Diese
Spur scheint darauf zu führen, dass die Stelle so zu ordnen sei: urbe
munita et rebus coeptis inimicitiis (nach dem Ausbruch der Feind
seligkeiten) diligenter instructa. — c. 27 hat der Cod. in den
Worten: ’ferebat iniquo animo senex, quod non posset libere
facere quod vellct’ nicht quos uellet, wie berichtet ist, sondern
quo uellet, was näher auf das richtige quae uellet führt; vgl. c. 18
ita fiet ut ego non possim facere quaevelim. Zu den Worten c. 31 :
qua vexatione generis humani exactio celebrata sit, maxime rei
annonariae, ecquis enarrare digne potest? ' ist bemerkt, dass der
Cod. die Lesart et quis habe. Allerdings, aber so: rei annonaria
Et quis, so dass vielmehr rei annonariae, quis zu verbessern
scheint. Cap. 37 schrieb Lenglet: dono suis dabat, [prout\ quisque
petierat aliena, unter Einsetzung von prout, ohne zu erwähnen,
was schon ein Ungenannter richtig bemerkt hat, dass im Cod. steht
dabatur (dabatquisque, woraus sich die Verbesserung dabat, ut
quisque von seihst ergibt. Cap. 38 las man bisher ohne Anstand:
nam fere nullus stipator in latere ei nisi ex gente eorum, qui a
gothis tempore vicennalium terris suis pulsi Maximiniano se tra-
diderunt, malo generis humani, ut Uli barbaram servitutem fugi-
So steht zweimal c. 3 u. 48 co für quo, eben so conilam c. 13 u. 27 für gitondam,
c. 32 locor für loquor\ hingegen c. 7 quoacquare und c. 8 quoherere fiir coaequare
und cohacrerc, c. 37 quoquis statt coquis.
166
Halm
entes in Romanos dominarentur. Aber die Handschrift hat die be-
achtenswerthe Lesart barbarü seruitute, also wohl barbarorum *)
servitutem, was auch einen besseren Gegensatz zu in Romanos
bildet. C. 47 pars autem (exercitus) uel dedita uel in fuga e uersa
e, woraus zu verbessern ist: in fuga cuersa est. Cap. 49, wo Leng-
let sinnlos schreibt: cuius (veneni) vis, referto stomaclio repercussa,
valere non potuit in praesens, sed in languor em malum versa
pestilentiae similem, ut diutius protracto spiritu cruciamenta sen-
tiref ist die Angabe unrichtig, dass der Cod. die Lesart uerso habe;
er hat vielmehr uerse, was man richtig in sed in languorem malum
uersu e fest) pestilentiae similem bereits verbessert hat.
Auch für die Ergänzung einiger Lücken, die in der Handschrift
durch Verletzung des Pergaments entstanden sind, hat sich die neue
Abschrift nutzbar erwiesen. In der Schilderung von den kannibali
schen Ausschweifungen, die sich Maximinus auf seinen Zügen im
Orient erlaubt hat, heisst es Cap. 38: postremo hunc iam indu-
xerat morem, ut nemo uxorem sine permissu eins duceret, ut ipse
in omnibus nuptiis praegustator esset, ingenuas virgines servis
suis donabat uxores. sed et comites eius sub tali principe imita-
bantur . . . suorum cubilia impune violabant. Die Lücke gibt
H. Laubmann genauer als man bisher wusste, so an: imitabat u
si/////////////////////// suoru; vor dem Riss sind noch zwei Buchstaben
si sichtbar, vor suorum noch der untere Rest eines u. Dass aber die
an und für sich unpassende Ergänzung ciuiü oder domesticoru
nicht richtig sein kann, zeigt ein herabreichender Strich drei oder
vier Linien vor dem Reste des u, der auf einen Buchstaben f, p oder
q schliessen lässt. Wir vermutheten auf diese Angabe hin sogleich
hospitum, und fanden dieses so ganz passende Wort bereits von
Heumann vorgeschlagen. Bei der weiteren Ergänzung, die nöthig
ist, hat man übersehen, dass imitabantur ohne Object nicht stehen
kann. Der Anfang des vermissten Wortes ist in den zwei Buchstaben
*) Vielleicht jedoch ist barharum geradezu aufzunehmen. Dieselbe Genetivform haben
bei Nepos Milt. 2, 1 und Alcib. 7, 4 die zwei besten Handschriften, der cod. Par-
censis und Guelferb., an der ersteren Stelle auch der cod. P. Danielis. Andere Bei
spiele dieser mehr euphonischen Form werden sich bei weiterer Beobachtung
eben so gut finden, als die Form liberum (von liberi 'Kinder’) jetzt durch zahl
reiche Beispiele aus den besten Handschriften des Cicero sicher beglaubigt ist.
Zu Lactantius de mortibus persecutorum.
167
nach imitabatur zu suchen, die, da ihr oberer Theil fehlt, eben so
gut si als st gelesen werden können; wir schreiben ohne Bedenken:
imitabantur stfupra et hospitum] suorum cubilia impune uiola-
bant. — Eine andere Lücke cap. 40 konnte nicht richtig ergänzt
werden, weil ein dastehendes Wort von dem ersten Herausgeber
falsch gelesen war und kein späterer Benutzer der Handschrift die
seltsame Verwechslung berichtigt hat. In der Handschrift steht :
inrogantur tormenta iudeo. ~ die que iussmllllllHIHIIIIIIIIIIIIoquerentur
pngnis a tortorib ; coercentV Da man statt die, d. i. dicit, im Codex
du gelesen hatte, mussten die Ergänzungsversuche schief ausfallen;
ich seihst habe versucht: inrogantur tormenta Jiulaeo: dicit quae
iussus erat (oder fuerai) : illae ne obloquerentur pugnis a tortoribus
coercentur. — Auch 45 ist in den Worten zu Anfang des Capitels :
' Constantinus rebus in urbe compositis liieme proxima Mediola-
num contendif die Schreibung contendit nicht richtig, da die Hand
schrift so hat: coPlllllit; vor it ist noch ein Buchstabenrest vorhan
den, der nicht einem d, sondern s angehört: es ist daher concessit
zu schreiben.
Auch ohne diese neuen Resultate bliebe der Werth der genauen
Abschrift ein bedeutender, weil es bei manchen sich widersprechen
den Angaben und bei den Ungenauigkeiten in der Hauptausgabe von
Lenglet-Dulresnoy schwierig wäre, überall mit Sicherheit den Be
fund der Überlieferung anzugehen.
168
Halm
Zu Minucius Felix.
Von Dr. K. Bai in.
Die schöne, aber wegen grosser Verderbnisse des Textes
schwierige Schrift 'Octavius’ des Minucius Felix hat sich bekannt
lich als achtes Buch des Arnohius erhalten. Man kennt vom Arnobius
und Minucius Felix nur zwei Handschriften, die Pariser und Brüssler,
welche letztere jedoch erweislich nur eine Abschrift der Pariser ist,
also für die Kritik nicht in Betracht kommen kann. Oh ausser diesen
beiden noch eine dritte jetzt verschollene existiert habe, aus welcher
die editio princeps Romana vom J. 1543 geflossen, ist streitig. Mich
haben die Gründe, die Ed. de Muralto in seiner Ausgabe des Minucius
Felix (Zürich 1836) p. X sqq. für Annahme einer dritten Hand
schrift beibringt, nicht im mindesten überzeugt; ich bin vielmehr der
Ansicht, dass die editio princeps auf einer lüderlichen Abschrift des
Codex Parisinus beruhe und dass die wenigen Verbesserungen, die der
schwer verderbte Text in ihr gefunden hat, solcher Art sind, dass sie
von einem jeden mittelmässigen Kenner der lateinischen Sprache und
alten Literatur leicht gemacht werden konnten.
Indess, wie man auch darüber urtheilen möge, so sind jeden
falls alle Abweichungen der editio princeps in den vielen schlimmen
Stellen der kleinen Schrift der Art, dass aus ihnen für die Ver
besserung des Textes nichts zu gewinnen ist; zu dessen Recension
kann blos die Pariser Handschrift dienen. Sie ist zuerst durch Ileraldus,
genauer durch Rigaltius bekannt geworden, aber es waren nur einzelne
Abweichungen, die man von der editio princeps erfuhr, eine vollstän
dige Collation des Codex ist bis auf Ed. de Muralto, einen Schüler
Orelli s, nicht bekannt geworden. Wer dessen Ausgabe kennt, muss
meinen, dass ein getreues Abbild des Codex unicus vorliege; denn
Muralto hat eine Abschrift des Codex genommen und diese mit nur
geringen, in den Noten mitgetheilten Abweichungen abdrucken lassen.
Zu Minucius Felix.
169
Da der Text als solcher unbrauchbar ist, indem auch die offenbarsten
Verderbnisse ohne Berichtigung geblieben sind und der Herausgeber
zur Verbesserung des Textes auch nicht das mindeste beigetragen
hat, so wäre es jedenfalls besser gewesen, keinerlei Abänderung
zu treffen und den Codex mit allen Fehlern abdrucken zu lassen, wie
z. B. Orclli mit der Amerbachischen Abschrift des Codex Murbacensis
des Velleius Paterculus gethan hat. Dass jedoch auch an solchen
Stellen, wo keine Variante in den Noten angegeben ist, kein völliger
Verlass auf Muralto's Abschrift zu hegen sei, Hess die von Hildehrand
zum Arnobius p. 633 ff. mitgetheilte Collation erkennen, wiewohl aus
anderen Indicien sicher hervorgieng, dass sich in Hildebrand’s Mit
theilungen manche grobe Verstösse eingeschlichen haben. Bei solcher
Sachlage schien eine nochmalige Vergleichung des als unicus zu be
trachtenden Codex als eine unerlässliche Arbeit, die Herr Laub
mann mit grösster Genauigkeit besorgt hat. Wiewohl die Handschrift
sehr deutlich geschrieben ist und nur wenige Abkürzungen und
Änderungen von späteren Händen enthält, hat die neue Collation doch
mehrere sehr erwünschte Nachträge geliefert. Von älteren Schreib
arten bat Muralto viele übergangen, wahrscheinlich weil er sie als
blosse Schreibfehler ansah, so umor 2, 3 und 34, 3, harena dreimal,
formidulosus 5, 6, exalare o, 9, ptebei hominis 7, 3, in contione 8,
з, ingemescendum est 8, 3, taeter 9, ö, locuntur 9, 6, coniti 17, l
и. 26, 12, conexus 17, 2, conubium 31, 3, pilleatvs 24, 3. fdei
ner osus 2S , 2 , penitere (st. paenitere, Muralto poenitere) an drei
Stellen, delitiscunt 27, 1, afluant 37, 7. Die interessanteste Variante
der Art ist 28, 1 quam autem inicum sit. Dieses inicum muss dem
Herausgeber der ed. princ. als ein spanisches Dorf erschienen sein;
er fälschte daher den Text durch die nutzlose Conjectur: Quantum
autem uitium sit. Die übrigen wichtigeren Varianten sind folgende:
3, 3 steht das bedenkliche crispis torosisque . . erroribus (sc. un-
darum) del.ectati nicht ganz so im Codex, sondern toro ** sisque,
wodurch die nothwendige Verbesserung tortuosisque grössere Wahr
scheinlichkeit erhält. 4, 4 hat der Codex: de toto integro mihi cum
Octauio res est, mit et von jüngerer Hand über toto. Die Conjectur
ist schwerlich richtig, sondern vielmehr toto als Erklärung von integro
zu streichen, von welcher Art von Glossemen mehrere ganz sichere
Beispiele in der kleinen Schrift vorliegen, wie 3, 6: ut i/lud iaculum
uet dorsum maris räderet \ucl enataret], dum leni impetu labitur,
170
Halm
uel summis fluctibus tonsis emicaret [emergeret], wo Bursian zuerst
die Glosseme erkannt hat; 16, 3 procul est ab eins [subtilitate\
simplicitate subtilis urbanitas, 20, 4 feras [jiomines], 21,4 Lege
stoicorum scripta \_uel scripta sapientium], 27, 2 isti igitur impuri
Spiritus \daemones), 27, 5 plerique [/mrs] uestrum etc. — S, 14
hat der Codex statt es timere in einem Wort estimere; eine spätere
Hand setzte unter es ein Häkchen (= aestimere), woraus die ab
scheuliche Lesart existimere der ed. princeps entstanden ist. 7, 3
hatte die Handschr. richtig ursprünglich mater idea (st. Idaea), aber
i ist wegradiert, daher mater dea in der ed. princ.; die Schreibart idea
hat der Codex auch 26, 9. Cap. 8, 5 stand ursprünglich pro mira stul-
titiam et incredibilis audacia, was durch Rasur in pro mira stidtitia
et incredibili aud. geändert erscheint, weil ein Leser pro als Prae-
position ansah. Wenn der Vorschlag auch als etwas kühn erscheint,
so hat es doch grosse Wahrscheinlichkeit, dass Minucius Felix nach
gewöhnlichem Sprachgebrauch pro mira stultitiam et incredibile
audacia geschrieben hat. — Die Abkürzung er (für erunt) ist
viermal falsch in ere aufgelöst worden (profuerunt 21, 2, noeu
er unt 22, 1, tetigerunt 26, 7, nouerunt 33, 1); nur an einer
dieser Stellen hat der Abschreiber des cod. Bruxell. richtig teti
gerunt gelesen. — 21, 9 hat der Codex nicht Cybelae dindyma
pudet dicere, sondern cybele dyndima, wie auch in der ed. princ.
steht, welche geringe Abweichung insofern von Bedeutung ist, als
die wahrscheinlichste Verbesserung der corrupten Stelle noch immer
die alte des trefflichen Gelenius de Cybele Dindymena erscheint. —
27, 6 gibt Muralto zwar richtig an, dass in den Worten ’ipsis testi-
bus, esse eos daemonas, de se uerum confitentibus credite’ de se
uerü confitentibus über der Zeile steht, verschweigt aber, dass nach
credite das Wort fessis ausradiert ist. Man wird also credite confessis
zu lesen und die Worte de se uerum confitentibus als einen verun
glückten Emendationsversuch zu beseitigen haben. — c. 37, 9 lesen
die neueren Ausgaben: Rex es? et tarn times quam timeris, et
quamlibet sis multo comitatu stipatus, ad periculum tarnen solus
es. Diues es? sed fortunae male creditur etc. Wegen des Paral
lelismus diues es? sed hat Rigaltius richtig verbessert Rex es? sed
tarn times, ohne zu bemerken, dass so wirklich in der Handschrift von
erster Hand steht. Diese hat nemlich eet (i. e. esset') tarn (daher in der
ed. princ. esse tarn), wofür eine jüngere Hand es tarn mit Ausradierung
Zu Miuucius Felix.
171
von gesetzt hat. — c. 38, 2 las man bisher: Seine qnod caput
non coronamus, ignoscite: auram boni /Joris naribus dneere, non
occipitio capillisue solemus haurire. Das seltsame Prädicat boni
/Joris hat der Cod. nur durch Correctur; die Lesart der ersten Hand
auram bona /Joris weist daraufhin, vielmehr auram bona /Joris zu
schreiben.
An allen Stellen, wo wegen abweichender bestimmter Angaben
sich noch ein Bedenken über den Befund der Überlieferung erheben
konnte, hat H.Lauhmann die Güte gehabt die Handschrift nochmals
einzusehen.
Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften.
175
VIKZKKIIMSS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(MAI 1865.)
Academie Royale de Belgique: Bulletin. 34°- Anne'e, 2"- Serie, Tome
19, Nr. 3. Bruxelles, 1865; 8 0-
Akademie der Wissenschaften, königl.-bayer., zu München: Ab
handlungen der philos.-philog. Classe. X. Band, 2. Abthl. (Nebst
den zugehörigen Separatabdrücken.) München, 1865; 4°- —
Plath, J. H., Chinesische Texte. Abthlg. II. Der Culus der alten
Chinesen. (Abhdlgn. Bd. IX. Abth. 3.) München , 1864; 4°-
— Thomas, G. M„ Die Stellung Venedigs in der Weltge
schichte. Rede, gehalten am 25. Juli 1864. München, 1864;
4°- — Liebig, J. Freih. v., Induction und Deduction. Rede
gehalten am 28. März 1865. München; 4°- — Döllinger, J.
v., König Maximilian II. und die Wissenschaft. Rede, gehalten
am 30. März 1864. München, 1864; 8°-
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. N. F. XII. Jahrg.
Nr. 2 & 3. Nürnberg, 1865; 4°
Do min-Petrushe vecz, Alphons v., Die Justizreformen in Öster
reich seit dem Regierungsantritt Maria Theresia's (Österr.
Revue, 1865, III. Bd.). 8«.
Gerhard, Eduard, Über den Bilderkreis von Eleusis. III. Abhandlung.
(Abhdlgn. der K. Pr. Ak. d. W. zu Berlin 1864.) Berlin, 1865; 4°.
Gesellschaft, allgemeine geschichtforsehende, der Schweiz:
Archiv für Schweizerische Geschichte. XIV. Bd. Zürich, 1864;
8°- — Anzeiger. IX. Jahrg. 1863. Nr. 1—4; X. Jahrg. 1864.
Nr. 1—4. Zürich; 8°‘ — Schweizerisches Urkundenregister.
I. Bd., 2. Heft. Bern, 1865; 8«-
Gomperz, Theod., Philodemi Epicurei de ira liber. Lipsiae,
MDCCCLIV; 8°. — Herkulanische Studien. I. Heft. Leipzig,
1865: 8°-
176
Verzeichnis» der eingegangenen Druckschriften.
Hamelitz. V. Jahrg. Nr. 14—15. Odessa, 1865; 4°.
Katalog der Bibliothek der k. k. Reichshaupt-und Residenzstadt
Wien. (Nach dem Stande vom 31. Deeember 1864.) Wien,
1865; 8".
Kreis-Verein, historischer, im Regierungsbezirke von Schwaben
und Neuburg: 27 & 28. combinirter Jalires-Bericht. Augsburg,
1862; 8°. —Mezger, M., Die römischen Steindenkmäler, In
schriften und Gefässstempel im Maximilians-Museum zu Augs
burg. (Zum 27. Jahresberichte gehörig.) Augsburg, 1862; 8°.
Mittheilungen aus J. Perthes’ geographischer Anstalt. Jahrg.
1865. 3. Heft, nehst Inhaltsverzeichniss für die Jahrgänge 1855
—1864. Gotha; 4°.
Palacky, Franz, Geschichte von Böhmen. I. Bd. Prag, 1864; 8°.—
Archiv Cesky cili stare pfsemne pamätky ceske i morawske.
Dil V., Swazek 21—25. W Praze, 1852—1864; 4».
Reader. Nr. 122—124, Vol. V. London, 1865; Folio.
Stern, M. E., Tofet und Eden oder die Divina Commedia des Im
manuel ben Salomo aus Rom. Wien, 1865; 8°.
Viaggio intorno al globo della fregata austriaca Novara negli anni
1857, 1858, 1859. Tomo III. Vienna, 1865; gr. 8».
Verzeichnis» der eingegangenen Druckschriften.
173
VERZEICHNIS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(APRIL 1865.)
Ambros, Aug. Willi., Geschichte der Musik. I. & II. Bd. Breslau,
1862 & 1864; 8».
Anzeiger für Kunde der Deutschen Vorzeit. N. F. X. Jahrg. Nr. 3.
Nürnberg, 1865; 4».
Archiyes des missions scientifiques et litteraires. II 8 . Serie. Tome I r .,
3 8 . Livraison. Paris, 1865; 8°.
Ellero, Pietro, Giornale per l'abolizione della pena die morte.
XI. Bologna, 1863; 8°.
Gesellschaft, Schl. Holst.-Lauenh., für vaterländische Geschichte
& Alterthümer: Jahrbücher. Band VIII, Heft 2 & 3. Kiel, 1864;
8o. _ 24. Bericht. Kiel, 1834; 8«.
Hahn, J. G. v., Die Ausgrabungen auf der homerischen Pergamos.
(Mit 4 Tafeln.) Leipzig, 1863; 8».
Hamelitz. IV. Jahrg. 1864/3, No. 43—31; V. Jahrg. 1865/6,
Nr. 1—13. Odessa; 4°.
Jahresbericht (VII. & VIII.) des germanischen Nationalmuseums.
Nürnberg, 1861—1862; 4°.
Kr eis-Verein, historischer, im Regierungsbezirke von Schwaben
und Neuburg: 29 & 30. combinirter Jahresbericht für 1863 &
1864. Augsburg, 1865; 8°.
Mi kl o s ich, Fr., & Jos. Müller, Acta et diplomata graeca meclii
aevi sacra et profana. Volumen III. Vindobonae, MDCCCLXV;
8o.
X
174 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften.
Miklosich, Fr., Lexicon palaeoslovenico-graeco-latinum emen-
datum auctum. Vindobonae, 1862—186S; gr.-8°.
Mitt heil ungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und
Erhaltung der Baudenkmale. X. Jahrg. März—April. Wien,
1865; 4».
Pichler, Georg Abdon: Salzburgs Landesgeschichte. I. Abtheilung.
XL—XIII. Heft. Salzburg, 1863 & 1864; 8«.
Steffenhagen, Emil, Die Bücher Magdeburger Rechtes oder die
Distinctionen des Thorner Stadtschreibers Walther Ekbardi
vonBuuzlau. (Separat-Abdruck aus der Altpreuss. Monatsschrift.)
Königsberg, 1865; 8°.
Übersicht der Waaren-Ein- und Ausfuhr des allgemeinen österr.
Zollgebietes und Dalmatiens etc. im Sonnenjahre 1864. Wien,
1865; 4».
Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen: Mittheilungen.
III. Jahrg. 4. Heft. Prag; 8°.
— historischer, zu Bamberg; 27. Bericht. Bamberg, 1864; 8°.
Weber, A., Die Räma-Täpanija-Upanishad. (Abhdlgn. der Königl.
Preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1864.) Berlin, 1864; 4».
177
SITZUNGSBERICHTE
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE CLASSE.
L. BAND. III. HEFT.
JAHRGANG 1865. — JUNI.
Dr. Pfizm. Die Ausl. z. d. Nachr. v. d. Söhnen des Gottes I-za-nagi. 179
SITZUNG VOM 14. JUNI 1865.
Der Classe werden die nachstehenden Werke vorgelegt, mit dem
Ersuchen, zu deren Druck eine Unterstützung der Akademie zu
erwirken:
a) „König Johann von Böhmen in Italien“, von Herrn Dr. Ludwig
Pöpp el m a n n, Gymnasiallehrer in Siegburg.
b) „Die Khevenlniller“, von Herrn Bernhard Czerwenka, evan
gelischer Pfarrer in Ramsau.
Die Auslegungen zu den Nachrichten von den Söhnen des
Gottes I-za-nagi.
Von dem w. M. Dr. A. I'fizmaicr.
(Vorgelegt in der Sitzung vom IS. März 1865.)
Dieser Tlieil der Auslegungen bezieht sich auf die Handlungen
des Gottes I-za-nagi nach dessen Austritte aus der Unterwelt. Hier
her gehört namentlich die Hervorbringung einer grossen Anzahl von
Gottheiten hei der Gelegenheit, als er sich von dem Schmutze der
Unterwelt reinigte. Besonders beachtet werden hier die Gottheiten
der Sonne und des Mondes, welche einer für richtig gehaltenen
Überlieferung zufolge ebenfalls bei dieser Gelegenheit entstanden.
Ausserdem sind Gegenstände der Erläuterung einige abweichende
Nachrichten von dem Feuergotte Kagu-tsutsi, von dem Ableben der
Göttinn I-za-nami und den Dingen der Unterwelt, endlich die Er
zählung von dem die Speisen bewahrenden Gotte (Uke-motsi-no
kamij.
Von bedeutendem Werthe sind ferner die von dem japanischen
Ausleger eingeschalteten philologischen Erklärungen.
12*
180
Di*. P f i z m a i e r. Die Auslegung en zu den
Mit der nachstehenden Abhandlung' schliessen diejenigen Aus
legungen, welchen der Inhalt der Abhandlung des Verfassers: „Die
Theogonie der Japaner“ zu Grunde liegt.
Bei der Bearbeitung der Auslegungen Taira-no Owo-fira’s
wurde an dem ersten Theile gleich an der Stelle begonnen, wo der
japanische Text der Urkunde in Betracht gezogen wird. Es findet sich
jedoch in dem Buche noch ein aus wenigen Zeilen bestehender Ein
gang in rein chinesischer Sprache, der auch in der erwähnten Abhand
lung wiedergegeben wurde. Der Vollständigkeit willen werden die Be
merkungen Taira-no Owo-fira’s über diesen Eingang, so wie über den
früheren Titel des Buches in dem Folgenden nachträglich geliefert.
Mi-fumi-no fazime-no malti, kono na kara-kuni-wo mune-to
si-taru gotokn kikojete mi-kuni-no fumi-no na-ni-wa ni-tsukawasi-
karanu-lcoto oka-be-no okina mata moto-wori-no okina-no tsuba-
raka-ni iware-taru-ga gotosi.
„Das erste Capitel des erhabenen Buches“. Dieser Theil klingt,
als oh das chinesische Beich vorangestellt würde und ist nicht als
etwas, das dem Namen eines Buches des erhabenen (japanischen)
Reiches gliche, zu verwenden, wie dies von Seite Oka-be-no Okina s
und Moto-wori-no Okina’s ausführlich gesagt worden.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
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Kare sibaraku jamato-no futa-na-wo-ba oki-te tada-ni mi-
fumi-to jorni-tsn. Subete kono fumi-no kara-bumi-buri-wo mane-
bare-taru-koto madzu kono na-ni jamato-to in mon-zi okare-taru-
mote-mo siru-beki-nari.
Es wurden daher ohne weiteres die zwei Zeichen des Wortes
jamato (Japan) hinzugesetzt und hlos (japanisch) mi-fumi (das er
habene Buch) ausgesprochen. Dass man im Allgemeinen bei diesem
Buche sich nach der Form des chinesischen Buches richtete, hisst
sich vor Allem aus dem Umstande erkennen, dass auf diesem Titel
die (für die Wörterschrift zuerst in China gebrauchten) Zeichen
jamato (Japan) gesetzt wurden.
Zu der ursprünglichen Überschrift
kami-jono kami-tsu-maki „das erste Heft der Göttergeschlechter“
wird bemerkt:
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Fiko-nagisa-take-u-gaja-fuki-ajezu-tio mikoto-made-no kami-
jo-no koto-wo kami-simo-no) futa-maki-to serare-taru kami-tsu
maki-nari.
Von den zwei Heften, einem obenstehenden und einem nach
stehenden, in welche die Begebenheiten des Götterzeitalters bis
Fiko-nagisa-take-U-gaja-fiiki-ajezu-no mikoto vertheilt wurden, ist
dies das obenstehende Heft.
Zu den einleitenden Worten wird bemerkt:
182
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
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Ko-wa kara-bumi-ni ijeru-koto-wo tori-te kakare-taru mono-
to-wa fajaku jori-tare-mo ijere-do inisi-je-tsutaje-to itaku tagaje-
ru-koto-wo iwazarü-wa tuda ame-tsutsi-no fazime-wa idzuku-mo
onazi-ku-te kara-bumi-ni ijeru-gotoku naru-mono-to omojeru-na-
ru-besi, kowa fumi-no omote-no kazari-ni sojerare-taru-koto koso
are.
Die Dinge, welche liier aus dem chinesischen Texte abgeschrie-
ben wurden, sind bereits von Mehreren gesagt worden. Da aber in
ihnen nichts gesagt wird, das von den alten Überlieferungen be
deutend verschieden wäre, muss man annehmen, dass der Ursprung
des Himmels und der Erde überall derselbe ist und so wie in dem
chinesischen Buche erzählt wird. Diese Worte mögen als äussere
Ausschmückung des Buches hinzugefügt worden sein.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
183
lnisi-je-tsutaje-to-wa itaku koto-naru mono-wo-ja si-ite ona-
zi-ki sama-ni toki-nasi-taru-wa mina fi-ga koto-nari-to siru-besi.
Es lässt sich als etwas Verwerfliches erkennen, dass Dinge,
welche von den alten Überlieferungen bedeutend verschieden sind,
gezwungen auf eine und dieselbe Weise erklärt werden.
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Subete kaku-sama-ni sojerare-taru kara-bumi-goto-wa tada-
ni Icarn-bumi-jomi-ni jomi-te-mo ari-nu-besi, kure kono tagui tsu-
gi-tsugi-naru-mo mina jomi-wo fnbuki-tsu. Si-ite inisi-je-koto-ba-
mole jomu-toki-wa naka-naka-ni mngirawasi-ku-te ui-manabi-
no omoi-ajamaru-koto aru-be-kere-ba-nari.
Im Allgemeinen fand sich bei chinesischen Texten, welche in
der Schreibweise hinzugefügt wurden, die Aussprache nur nach der
Lesart des chinesischen Textes angegeben. Desshalb wurde der
gleichen (die japanische Aussprache) auch in den folgenden Fällen
überall weggelassen. Wenn man es gezwungener Weise mit Hilfe
alter Wörter lesen und erklären wollte, so würde in der That Ver
wirrung entstehen und die Anfänger müssten in ihren Gedanken irre
gemacht werden.
Zu den der ersten Urkunde Vorgesetzten Zeichen |—| dh wird
bemerkt:
184
l)r. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Kare iwaku sika-sika, kare-to iü-koto-wa kumi-wo ukete iu-
koto-naru-ni koko-wa kami-wa kara-bumi-no filmt, simo-wa inisi-
je-tsutaje-nite ito-koto-nare-ba kare-to iü-koto odajaka-narazu ika-
ga-nari.
„Desswegen wird gesagt“ u. s. f. Der Ausdruck „desswegen“
bezeichnet, dass das Vorhergehende angenommen wird. Da aber hier
das Vorhergehende ein Text des chinesischen Buches, das Nachfol
gende die alte Überlieferung, beides also sehr verschieden ist, so
ist der Ausdruck „desswegen“ nicht sicher und es fragt sich, wie so
er liier steht.
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Mosi kami-no kara-bumi-koto-ivo ukete tadajojeru-mono-wa
kano otnoku nigoru-no katamari-gatasi-to aru-mono-to serare-ta-
ru-ni-ja aramu. Sare-do so-wa inisi-je-tsutaje-to-wa itaku tagajeru
koto-nari.
Vielleicht ist es der Fall, dass man den Inhalt des oben ste
henden chinesischen Textes angenommen und den umhertreibenden
Gegenstand für dasjenige gehalten hat, wovon es (in dem chine-
‘sischen Texte) heisst, dass „das Schwere und Trübe sich nicht leicht
befestigt.“ Indessen ist dies von der alten Überlieferung bedeutend
verschieden.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
185
Dies sind die Bemerkungen, welche in der Auslegung noch vor
der Erklärung des in der ersten Urkunde vorkommenden Ausdruckes
kuni-tsutsi „Land und Erde“ enthalten sind.
Die auf die Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nnr/i
bezüglichen Auslegungen beginnen wie folgt:
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Sude-ni knjeri-tamai-te si/ca-sika, mi-imo-se-wo fukaku si-
tai-tamö-mama-ni kitanaki kuni-naru-koto-wo-mo omoivosi-kake-
zu-te jo-mi-mctcle oi-ide-masi-si-koto-wo kujami-tamo-nari.
„Als er zurückgekehrt war“ u. s. f. Da der Gott sich nach sei
ner jüngeren Schwester überaus sehnte, hatte er sie, ohne zu beden
ken, dass dies ein unreines Reich sei, bis in die Unterwelt verfolgt,
was ihn jetzt reute.
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186
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Siko-wa ijasi-ku mi-gurusi-ki kokoro-no inisi-je-koto-ba-na-
ri. Inisi-je-uta-ni siko-fototogi-su, siko-no masura-wo nado jome-
ru-mo mina asiki sama-ni noiiosiri-iü koto-ba-nari. Me-wa mi-no
kokoro-naramu-ka, meki-wa fnru-meki aki-meki nado-no meki-ni
onazi.
Siko (hässlich) ist ein altes Wort mit dem Sinne von „gemein
und von Anblick widerlich.“ In den alten Liedern ist es in Ausdrücken
wie siko-fototogi-su (der hässliche Kuckuck.) siko-no masura-wo
(der hässliche Kriegsmann) ein arges Schmähwort. Me (in der Ver
bindung siko-me, hässlich) mag den Sinn von mi (sehen) haben.
Meid (in der Verbindung siko-medei, hässlich aussehend) ist mit dem
in Ausdrücken wie faru-meki (frühlingsartig aussehend), aki-meki
(herbstlich aussehend) vorkommenden melci gleichbedeutend.
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Wo-do-no tatsi-bana, ima-wa fi-muka-no f'oka kokono-kuni-
no naka-ni-mo kono (sutsi-no na masasi-ku setsu■ ni mi-jezu-to-zo,
sare-do subete tsutsi-no katatsi jo-jo-wo furi-te-wa hawareru-to-
koro-mo owo-karu-beku mata notsi-ni josi-ari-te na-no kawareru
tabi-mo aru-beku mata onazi-na-mo öwo-karu-be-kere-ba ima sono
na ari-to-mo kanarazu so-ko-to tadame-gataki-mo aru-be-kere-ba
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
187
si-i-te tadzune-motomu-beki-ni-mo arazu, mata ima nasi-tote so-
no kamt ari-si-koto-wo utagö-beki-ni-mo arazu.
„Der Citronenbaum der kleinen Tlnire.“ Heut zu Tage ist der
Name dieses Gebietes ausserhalb Fi-muka in den neun Reichen
richtig vorhanden, doch in dem Reiche Setsu nicht zu finden. Indes
sen mögen in der Gestalt aller Länder im Verlaufe der Zeiten viele
Veränderungen eingetreten und auch später aus irgend einem Grunde
Veränderungen der Namen zuweilen vorgekommen sein. Da es ferner
viele übereinstimmende Namen gegeben haben muss und man in den
Fällen, wo diese Namen jetzt vorhanden sind, unmöglich mit Gewiss
heit bestimmen kann, ob es die Orte seien, so soll man auch nicht
gezwungener Weise suchen. Auch darf man aus dem Grunde, weil
diese Namen jetzt nicht vorhanden sind, jene Dinge, die oben vor
gekommen sind, nicht bezweifeln.
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Misogi-furui-sika-sika. Kore-zo misogi-farai-no fazime-naru,
so-wa madzu kegare-ni fure-taru mono-wo kami-no mi-kesi mi-
') Die Urkunde sagt, dass dieses Gehiet zu Fi-tiinka gehöre.
188
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
obi-nado-wo nage-ute tamu-gotolcu tori-sutete midzu-ni kadzvki-te
farai-kijemure-ba möno-no aka-tsuhi kegare-taru-wo midzu-mote
arai-kijomuru-gotoku me-ni mijenu toga-no kegare-mo nagori-na-
ku kijomaru-koto koko-no mi-mi-wo farö-mote siru-beki-nari.
„Er reinigte sich“ u. s. f. Dies war der Anfang des Reinigens
und Bannens. Da er liier, gleichwie er in dem Obigen sein Kleid,
seinen Gürtel und anderes wegwirft, vorerst die mit dem Schmutze
in Berührung gekommenen Gegenstände weggeworfen, in dem Was
ser gewaschen und gereinigt, so lässt sich aus dem Umstande, dass
er hier seinen Leib reinigt, erkennen, dass, gleichwie man die be
schmutzten Gegenstände mit Wasser wäscht und reinigt, auch der
dem Auge unsichtbare Schmutz der Sünden vollkommen beseitigt
wird.
Mata subete toga-kegare-to iü-wa sono moto jo-mi-jori okiru-
koto-nare-ba möro-moro-no toga- wo misogi-jurai kijovmru-koto-mo
mina koko-no misogi-farai-ni onazi-ki koto moto-gor i-no koto-
nari.
Da überdies jeder Schmutz der Sünden ursprünglich aus der
Unterwelt hervorkommt, so ist auch das Bannen sämmtlicher Sünden
und das Reinigen von denselben überall mit dem hier erwähnten
Reinigen gleich und davon herzuleiten.
Nachrichten von eleu Söhnen des Gottes l-za-nagi.
189
Kami-tsu se sika-sika. Se-fajaki tokoro-ni-wa sosogi-gntaku
mata joivaki tokoro-ni-te-wa kijomari-gataku mijure-ba joki fo-
do-no tokoro-ni sosogi-tamb-naru-besi.
„Die obere Stromschnelle“ u. s. t'. Da es augenscheinlich war,
dass an einem Orte, wo die Strömung stark ist, er sich nicht abspü
len konnte, hingegen an einem Orte, wo sie schwach ist, er nicht
rein werden konnte, mag er sich an einem Orte, der die geignete
Schnelle hatte, gereinigt haben.
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Ja-so-maga-tsu fi. Ja-so-wa knzu-no owoki koto-ni-te jorodzu-
no maga-wa mina kono kami-no mi-kokoro-jori okiru-koto-nari.
So -wa ima jo-mi-no kegare-wo sosogi-tamb fazime-ni sono kegare-
nijori-te umi-maseru kami-ni mnsu-ju-e-ni asiki lcoto-wo waza-
to-wa konomi-tamo-naru-besi.
„Die Sonne des achtzigfachen Unrechts“ (in den Namen: der
Gott der Sonne des achtzigfachen Unrechts). Achtzig bezeichnet die
Grösse der Zahl, und die zehntausend Unrechten Dinge gehen sämmt-
lich ans dem Herzen dieses Gottes hervor. Weil dies der Gott ist,
der gleich im Anfänge, als jener den Schmutz der Unterwelt abwusch,
aus diesem Schmutze entstand, mag er eine besondere Vorliebe für
das Böse haben.
190
Dr. Pfizmaier, Die Ausladungen zu den
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Sovo maga-wo nnwosamu-to si-tamo sika-sika. Maga-wa ke-
gare-nari, nawosu-wa kijomemu-to si-iamb-nari. Asiki-wo joku
si-tamawnn-to site-to iwamu-mo onazi, sare-ba kono futa-basira-
no kami-wn kegnre-no kijoku naru-aida-ni umi-maseru kami-nite
moro-moro-no asiki koto johl nari-juku aiaa-wo mamori-tamo kami-
nari-to siru-besi.
„Als er das Unrecht wieder gut machen wollte“ u. s. f. Das
Unrecht ist der Schmutz, wieder gut machen ist: reinigen wollen.
Dies ist so viel als ob man sagte: als er das Böse zum Guten um
gestalten wollte. Da jedoch diese beiden Götter die Götter sind, die
während der Zeit entstanden, als der Schmutz sich in Reinheit ver
wandelte, lässt sich erkennen, dass es die Götter sind, welche die
Zeit, während welcher sämmtliche bösen Dinge sich eben in Gutes
verwandeln, bewachen.
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Nachrichten von den Söhnen des Gottes f-za-nngi.
191
Seite mata Icono futa-basira-no kami-no mi-nu-no kamu owo-
wu tomo-ni tamesi-no tatnjete mawoscru-nomi-no mi-na-ka, mosi
joki kata asiki kata-wo wakete mawoseru mi-na-ka. Mono-no nawo-
ru-wa asiki-kata-jori joki kata-ni nari-juku-nare-bajoki kata asiki
kata ari-te madzu nari-maseru kamu-nawo-bi-no kami-wa asiki ka
ta-ni jori-masi, notsi-ni umi-masern owo-nawo-bi-no kami-wa joki
kata-ni jori-maseru-nite-mo aru-besi.
Was endlich den Vorgang betrifft, dass in den Namen dieser
zwei Götter auch kami (Gott) und owo (gross) vorkommt'), so ist es
ungewiss, ob dies nur Namen sind, mit welchen man sie der Lobprei
sung willen benannt hat, oder ob es Namen sind, in welchen die
glückliche und die unglückliche Seite gesondert benannt wurden. Da
die Wiederherstellung einet' Sache die allmäliche Verwandlung der
bösen Seite in die gute ist, so mag es der Pall sein, dass der zuerst
entstandene Gott, der Gott Kamu-nawo-bi, von der bösen Seite sei
nen Ausgang genommen, der später entstandene Gott, der Gott Owo-
nawo-bi, von der guten Seite seinen Ausgang genommen.
Zu dieser Stelle der Auslegung wird in einer Anmerkung folgen
des gesagt:
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Uje-da-no momo-ki iwaku: jorodzu-no asiki koto-wa mina
kono ja-so-maga-tsu fi-no kami-no mi-tama-jori okiru-to ije-domo
! ) Sie heissen Kamu-nawo-bi-no kami (<ler Gott der göttlichen wiederherstellenden
Sonne) und Owo-nawo-bi-no kami (der Gott der grossen wiederherstellenden
Sonne).
192
Dr. 1 J fi 7. m 9 i e r, Die Auslegungen m den
kono kamt umi-tamawanu-saki-ni-mo asiki kotu naki-ni-si-mo ara-
zu. Madza futa-basira-no kami-no kuni-wo umi-masu-toki firu-go
awa-sima-no jokaranu mi-ko umare-masi, mata i-za-nami-no mi-
koto-no knmu-sari-masi-si-iva motö-jori asiki koto-nari.
Uje-da-no momo-ki sagt: Obgleich man sagt, (lass die zehntau
send bösen Dinge sämmtlich von diesem Gölte der Sonne des achtzig
lachen Unrechts ausgehen, fehlte es schon früher, als dieser Gott noch
nicht geboren war, auch nicht an bösen Dingen. Zur Zeit, als die
beiden Stammgottheiten vorerst ein Reich hervorbringen wollten,
wurden ihnen die untauglichen Söhne: der Blutigelsohn und die Insel
Awa ') geboren. Es verschied ferner die GöttinnI-za-nami. Dies waren
im Grunde böse Dinge.
Kare omo-ni ame-tsutsi-no fazime-ni taka-mi-musubi-no mi-
koto kami-musubi-no mikoto-to narabi-maseru kami-no mi-na-no
kami-to mawosa-wa asiki koto-ivo obi-tamajeru mi-na-ni-ja ara-
ma. Sono salti-iva subete kami-nanigasi-to mawosu mi-na-wa asi
ki koto-mo aru-gotoku omowarure-ba-nari-to ijeri.
Man sollte daher glauben, dass, indem in den Namen der im
Anfänge des Himmels und der Erde paarweise entstandenen Götter
Taka-mi-musubi-no Mikoto und Kami-musubi-no Mikoto das Wort
*) So in «lern Texte der Anmerkung. Es sollte jedoch Insel Awa-dzi heissen.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
193
Kami (Gott) vorkommt, dies Namen sind, welche das Böse an sicli
tragen. Denn man kann annehmen, dass alle früher vorkommenden
Namen, in welchen vor irgend einer Verbindung kami (Gott) steht,
so viel als böse Dinge sind. So der Ausspruch.
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Ma-koto-ni joki-to asiki-to kage-to finata-to mukajeru-toki-
wa kage-wa asiki-no kata-naru-be-kere-ba ima kono kamu-nawo-
bi owo-nawo-bi-no mi-na-ni tsuki-te momo-ki-no ijeru-koto-wo i-
i-dete sirusi-nu.
Da in der Tthat, wenn man als Gutes und Böses Schatten und
Sonnenschein einander gegenüberstellt, der Schatten die böse Seite
sein muss, so wurde jetzt dasjenige, was Momo-ki von den Namen
Kamu-nawo-bi und Owo-nawo-bi gesagt, ausgesprochen und zur
Kenntniss gebracht.
Die Auslegung fährt fort:
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Dr. Pfizmaier, Oie Auslegungen zu den
Mata wata-no soko-ni sosogi-tamö sika-sika. Usiwo-no soko-,
naka-uje-to mi-tokoro-ni sosogi-tamo-nari. Kono mu-basira-no
kami-wa sono tokoro-tokoro-ni nari-maseru kami-tntsi-nite onazi-
wata-no naka-ni-te-mo sono nari-maseru (okoro-tolcoro-wo motsi-
wakete siri-masu kami-naru-besi. Kaku-te notsi-no jo-made-mo
wata-no midzu-ni sosogi mata siwo-nite mono-no Icijomaru-koto-
wa mina kono kami-tatsi-no mi-tama-ni joru-koto nuru-besi.
„Er wusch sich auf dem Buden des Meeres“ u. s. f. Er wusch
sich an drei verschiedenen Orten: auf dem Boden, in der Mitte und
auf der Oberfläche des Meeres. Diese sechs (in der Urkunde verzeich-
neten) Götter mögen, da sie die an diesen verschiedenen Orten ent
standenen Götter sind und sich auch in einem und demselben Meere
befinden, die Götter sein, welche die verschiedenen Orte, an welchen
sie entstanden, abgesondert beherrschen. Somit mag auch die That-
sache, dass bis zu den späten Geschlechtsaltern Gegenstände durch
das Abspülen in Meerwasser so wie durch Salz rein werden, in dem
Geiste dieser Götter begründet sein.
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Säte mata kegare-ni karuki omoki are-ba farai-ni-mö karu-
ki omoki aru-besi. Ima-wa omoki mi-kegare-ni-site madzu tsuku-
si-made-mo juki-itari-te mi-wo sosogi-tamawan tokoro-wo moto-
me-tamai, mata midzu-no f'ajaki jowaki-wo-mo jerabi-tamai, wa
ta-no naka-nite-mo soko-naka-uje-to tokoro-wo kajete-mo sosogi-
tamai-si-wa omoku ne-mo-koro-ni si-tamb-naru-besi.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
195
Da es ferner bei dem Schmutze Leichtes und Schweres gibt,
muss es auch hei der Reinigung Leichtes und Schweres geben. Da
jetzt der Gott mit seinem schweren Schmutze vorerst bis Tsuku-si
geht, hierauf den Ort sucht, wo er sich reinigen will, ferner zwischen
der schnellen und schwachen Strömung des Wassers wählt, seihst in
dem Meere noch die Orte in der Tiefe, in der Mitte und auf der
Oberfläche wechselt und sich wäscht, so muss er dies als etwas
Schweres betrachtet und darauf Sorgfalt verwendet haben.
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no ttida ika-bakari-ka furi-tsuramu siru-be-karane-do tsuki-fi-wo
fure-ba onodzukara kegare-no asuku nari-juku-ramu-koto kami-
ni-mo ijeru-ga gotosi. Notsi-no jo-ni kimono-no kcgare-wo imu-
nado-ni karuku omoku fi-no kazu-ioo sadamuru-koto aru-mo sono
fi-no kazu-wo sugi-te sosogi-fnrai-suru-koto moto-jori sika-aru-
beki koto-ni koso.
Ferner kann man zwar nicht wissen, wie viele Zeit seit seiner
Rückkehr aus der Unterwelt bis zu dem Augenblicke, wo er sich rei
nigte, verstrichen war, allein dass nach Verlauf von Monaten und
13*
196
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Tagen der Schmutz sich verringert, ist etwas Ähnliches wie das oben
Gesagte. Dass man in dem späteren Zeitalter hei Dingen wie die Ver
meidung des Schmutzes der Kleider je nach der Leichte und Schwere
die Zahl der Tage bestimmt und wenn die Zahl der Tage überschrit
ten ist, die Reinigung vornimmt, ist im Grunde nur etwas Angemes
senes.
Kokono-basiru-no kami-wa jaso-maga-tsu fi-no kami-jori
uwa- tsutsu-no wo-no kami-made-nari.
Die neun Götter sind die von Ja-so-maga-tsu fi-no kami bis
Uwa-tsutsu-no wo-no kami verzeichnten.
Sumi-je-no owo-kämi-wa nori-ni setsu-no kuni-no sumi-je-no
kowori sumi-je-ni masu kami-no jasiro jo-i-masi-dokoro, narabi-
ni kami-owo-to na-dzuke-ki. Tsuki-nami di-name ni-i-name-to
ari.
„Die grossen Götter von Sumi-je“ (die Götter Soko-tsutsu-no
wo, Naka-tsutsu-no wo und Uwa-tsutsu-no wo). Nach der Vorschrift
gibt es in dem Kreise Sumi-je, Reich Setsu, vier Altäre der in Sumi-
je weilenden Götter. Denselben wird die Benenung kami (Gott) und
owo (gross) beigelegt. Allmonatlich findet das gemeinschaftliche Opfer
des Getreides und das neue Opfer des Getreides statt.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes l-za-nag-i.
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Adzumi-no mura-zi-ra-ga itsuki-matsuru kami-wa. Tsiku-
zen-no kuni kasu-ja-no kowori sika-no wata-tsumi-no kami-no ja-
siro mi-i-masi-dokoro, narabi-ni kami-owo-to na-dzuke-ki-to ari.
Adzumi-no uzi-wa uzi-no sirusu-ni wata-tsumi-no kami-no suje-
nari-to ari. Kono kami-no suje-naru-besi.
„Die Götter, denen die Mitglieder des Geschlechtes Adzumi op
fern“ (die Götter Soko-tsu wata-tsumi, Naka-tsu wata-tsumi und
Uwa-tsu wata-tsumi). In dem Kreise Kasu-ja, Reich Tsiku-zen, gibt
es drei Altäre der Meergötter von Sika. Denselben wird die Benen
nung kami (Gott) und owo (gross) beigelegt. Das Geschlecht Adzumi
gehört zulölge dem Verzeichnisse der Geschlechtsnamen zu den
Nachkommen des Meergottes. Es mag die Nachkommenschaft dieser
Götter sein.
Zu dieser Stelle der Auslegung wird in einer Anmerkung folgen
des gesagt:
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Dr. Pfizinaier, Die Auslegungen zu den
Oja-no kami-wo omoku itsuki-matsnru-koto inisi-je-jori-no
nori-nari. Säte kono jo-ni-mo mura-mura-ni uzt kami-to iu ari-
te fito-tosi-ni fito-tabi-vo itsuki-no ija-wa fito-mura-no matsuri-
nari.
Die hohe Verehrung der göttlichen Stammväter stützt sich auf
eine Vorschrift der allen Zeit. Da es auch gegenwärtig in den ver
schiedenen Niederlassungen Geschlechter gibt, welche ihren Ursprung
von den Göttern herleiten, so ist es Sitte, dass diesen in einem Jahre
einmal in einer einzelnen Niederlassung geopfert wird.
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No?zo toköro-wo kwa-kiri-some-si fito-no oja-no kami-naru-
wo sono fito-no suje-no umawari-te fito-mura-to-mo nareru-nare-
ba fito-mura mina sono lcami-no suje-nite sunawatsi fito-mura-no
uzi kami-nari. Ko-ivo kami-umu ko-umu nado iu-wa notsi-no jo-
no narawasi-nari. Mata ima fito-mura-no naka-mo fito-uzi nara-
zu adasi uzi-no maziri-sumu-mo notsi-no jo-no koto-nari.
Die Stammeltern der Menschen, welche jene Gegenden urbar
machten, waren Götter und da auch die Nachkommen dieser Menschen,
wie sie geboren wurden, eine Niederlassung bildeten, waren in einer
Niederlassung lauter Nachkommen von Göttern und die Geschlechter
einer Niederlassung leiteten sofort ihren Ursprung von den Göttern
ab. Dies bezeichnete man durch Ausdrücke wie „Götter hervorbrin
gen, Söhne hervorbringen“ und war in den späteren Zeitaltern Sitte.
Auch dass gegenwärtig in einer Niederlassung einzelne ganze
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
11)9
Geschlechter unter einander gemengt wohnen, ist eine Eigentümlich
keit des späteren Zeitalters.
Die Auslegung fährt fort:
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Fidari-no mi-me-wo arai-tamni-s! sika-sika. Mi-me-no kega-
re-no nagori-nuku kijomari-fatete suga-sugasi-ki idzu-no mi-ta-
ma-jori fi-no kamt tsuki-nu kami umi-masi-si-nari.
„Er wusch sein linkes Auge“ u. s. f. Als der Schmutz seines
Auges zuletzt vollständig der Reinheit gewichen war, entstanden aus
dem ganz hellen edlen Geiste des Gottes die Gottheiten der Sonne
und des Mondes.
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Mi-fana-wo arai-tamai-si sika-sika. Mi-basira-no mi-ko-ni
nori- tamawaku sika-sika. Owo-mi-kami-no amä-sirasi-tamo-koto-
wa idzvre-no tsutaje-mö tttgawazu. Tsuku-jomi-no mikolo sika-
200
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
sika. Imu-mo usiwo-no mitsi-fi-m tmki-ni sitagö-koto nado omo-
besi.
„Er wusch seine Nase“ u. s. f. Er gab seinen drei Söhnen den
Auftrag mit den Worten“ u. s. f. Dass die (den Himmel erleuchtende)
grosse erhabene Gottheit den Himmel lenkt. ist von keiner Überlie
ferung verschieden. „Der Geehrte Tsuku-jomi“ (der Gott des Mon
des) u. s. f. Hier möge man sich unter anderem erinnern, dass auch
heute die Ebbe und die Fluth des Meeres sich nach dem Monde
richten.
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Su-sa-no wo-no mikoto sika-sika. Kono mi-ko-ni ame-no sita-
wo josasi-tamb-koto-mo foku-no tsntaje-ni-wn mijezare-domo mi-
na knku-no gotoku naru-besi.
„Su-sa-tio ivo-no mikoto.“ Dass der Gott diesem seinem Sohne
alles, was unter dem Himmel ist, übertrug, ist zwar in den übrigen
Überlieferungen nicht zu finden, es wird sich jedoch alles so verhal
ten haben.
Nachrichten von den Söhnen des (iottes l-za-nagi.
201
Mi-tosi take sika-sika. Josasi-tamai-si ame-no süa-wo-mo
sirasi-tamawazu-te aniata-tosi-ivo furi-tamai-kemu. Kore-ra-mote
mo kami-jo-no jowai-no ito-ito naga-kari-si-koto-wo siru-besi.
„Er (der Gott Su-sa-no wo) war schon bei Jahren“ u. s. f. Er
liess viele Jahre verstreichen, ohne sich mit der Lenkung der ihm
übertragenen Länder unter dem Himmel zu befassen. Auch hieran lässt
sich erkennen, dass die Lebensdauer in dem Götterzeitalter überaus
laug gewesen ist.
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Ja-tsuka-wa ija-tsuku-nite ito-nagaki fige-wo iu.
„Achtgriffig“ ') bezeichnet einen mehrere Griffe messenden sein-
langen Bart.
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Naki-isatsu-wa tsi-isa-go-no waza naru-wo sude-vi tosi-take-
tamai-te-mo nawo-ni ko-no gotoku naki-tamb-nomi-wo waza-to-wa
si-tamai-si-nari.
„Weinen und Wehklagen“ ist die Sache eines kleinen Kindes.
Da aber der Gott bereits in Jahren vorgerückt ist und noch immer
gleich einem Kinde nur weint, so wird er dies absichtlich thun.
*) In der Urkunde heisst es: Es war ihm ein achtgriffiger Bart gewachsen.
202
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
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Kono-mi-mi-no sosogi-wa sucle-ni i-za-nami-no mikoto-wa kamu-sa-
ri-masi-te notsi-no koto-naru-ni kaku no-tamo-wa ika-ni-to iü-ni
kono told umi-maseru kami-tatsi-wa minu kegcire-to kijoki-to-no
aida-ni umi-masere-ba sono kijoki kuta-ni jori-te umi-maseru-to
kegare-no kata-ni jori-te nari-museru-to aru-wo.
„Ich will in das Reich der Mutter, das Reich der Wurzeln fort
ziehen“ u. s. f. Indem der Gott seinen Leih erst reinigte, nachdem l za-
nami-no mikoto verschieden w ar und es sich fragt, wie dieses Wort
gesprochen werden konnte, so diene als Erklärung Folgendes. Da die
um diese Zeit entstandenen Götter sämmtlich Götter sind, welche zwi
schen Schmutz und Reinheit entstanden sind, so gibt es deren, wel
che von der reinen Seite hervorgebracht wurden, andere wieder,
welche von der schmutzigen Seite entstanden.
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Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
203
Kami-no ja-so-mnga-tsu fi-no kami-no kegare-no kata-ni jori-
maseru-koto-wa sara-ni-mo iwazu. Kono su-sa-no ivo-no mikoto-
mo nawo mi-fana-ni nokoreru kegare-no nagori-ni jori-te umi-
maseru-naru-besi, kare mgno-wo sukonai-tamb-koto-wo konomi-
tamai, mata sono mi-fawa-no masu ne-no kuni-wo sitai-tamö-nari.
Dass dei' oben vorkommende Gott Ja-so-maga-tsu-fi von der
Seite des Schmutzes entstanden, wird hier nicht wieder besprochen.
Su-sa-no wo-no mikoto mag aus dem überflüssigen Schmutze, der
nocli immer in der Nase des Gottes zurückgeblieben, entstanden
sein. Desswegen ist er ein Gott, der es liebt, die Dinge zu beschä
digen, und er sehnt sich nach dem Wohnsitze seiner Mutter, dem
Reiche der Wurzeln.
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Simo-no mi-ukei-no kudari-no mono-zune sika-sika-to aru-
wo-mo omoi-awasu-besi. Ima-wa mono-zane jo-mi-no kegare-na-
re-ba mi-fawu-ni tsuki-te sono kuni-wo sitai-tamo-nari. Säte kono
mi-basira-no mi-ko-no umi-maseru-koto mi-tokoro mi-tsu-no tsuta-
je are-to kono aru-fumi-wo motsiü-beki koto kami-ni-mo ijeru-ga
gotosi.
Auch kann man die in dem unten folgenden Abschnitte von den
Eidschwüren vorkommende Stelle: In Wirklichkeit') u. s. f. hiermit
’) An dieser Stelle sagt die Sonnengottheit z.u dem Gotte Su-sa-no wo-, ln Wirk-
lichkeit sind die fünfhundert Schnüre der Korallen der acht Bergtreppen ein mir
angehörender Gegenstand.
204
Dr. P f i z in a i 6 i\ Die Auslegungen zu den
in Gedanken vergleichen. Da jetzt in Wirklichkeit der Schmutz der
Unterwelt vorhanden ist, schliesst sich dieser Gott an seine Mutter
und sehnt sich nach deren Reiche. Übrigens gibt es in Bezug auf die
Entstehung dieser drei Söhne an drei Orten drei verschiedene Über
lieferungen. Man kann sich dabei an diese Urkunde halten, wie auch
oben gesagt wurde.
An dieser Stelle der Auslegung findet sich die folgende An
merkung :
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Fumi-tsutuje-ni kono jo-mi-jori misogi-farai-made-no kn dar i-
nijo-no aida-no jorodzu-no kotowari koto-gotoku sonawareri silca-
sika joki-wa asiki-jori f'azimari, nuru-wa nsurn-jori ne-sasu lcoto-
wari-nite fito-fi-no joru-firu, fito-tosi-no samusi atsusi-no gotusi.
Jorodzu-to omoi-watasi-te kono kotowari-wo satoru-besi-to ari.
ln den Überlieferungen zu der Geschichte heisst es: In dem Ab
schnitte von der Unterwelt bis zu jenem von der Reinigung werden
die in der Welt vorhandenen zehntausend Einrichtungen in ihrer
Gesammtheit dargelegt“ u. s. f. „Die Einrichtung, dass das Gute
aus dem Bösen seinen Anfang nimmt, das Entstehen in dem Unter
gänge Wurzeln treibt, ist zu vergleichen mit Tag und Nacht in einem
einzigen Tage, mit Hitze und Kälte in einem einzigen Jahre. Indem
man zehntausend Dinge zusammenstellt, kann man diese Einrichtung
erkennen.“
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
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Kore-ni jori-te omö-ni kijoki-wci kegare-jori fazimaru, kega-
re-wa kijoki-ni tie-sasu-besi. Kare moto-jori kijoki-wa naka-naka-
ni kijoki-no suje-nite kegare-ni tsika-karu-besi, kegare-no kijoma-
ri-taru-wa kijoki-no fazime-nite masa-ni sakari-nari.
Wenn man es demgemäss bedenkt, so hat das Reine seinen An
fang in dem Schmutze, während der Schmutz in dem Reinen Wurzeln
treiben kann. Somit kann das ursprünglich Reine in der That am
Ende der Reinheit sich dem Schmutze nähern, und der Schmutz,
wenn die Reinigung vorgenommen ist, wird als Anfang der Reinheit
alsbald in Bliithe stehen.
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Kare kono toki fi-no tsuki-no kami-no umi-masi-tamd-naru-
besi. Jma-no akiraka-ni-mo kegare-ni furenu, onodzukara-no ko-
koro-jori kegare sugi-te misogi-si-taru toki-no akiraka-wa kijoku
omowaruru-mono-nari.
206
Dr. Pfizinaier, Die Auslegungen zu den
Auf diese Weise mag der Gott damals die Gottheiten der Sonne
und des Mondes hervorgebracht haben. In ihrem gegenwärtigen
Glanze kommen diese auch mit dem Schmutze in keine Berührung,
und der Glanz, den sie zur Zeit hatten, als von ihrer Seele der
Schmutz verging und die Reinigung vollendet war, wird als rein
gedacht.
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Mi-kida-ni kiri-tamai-tsu sika-siku. Mi-tsu-ni kiri-tamö-ga
mi-basira-no kami-ni nareri-si-nari.
„Er zerhieb ihn (den Gott Kagu-tsutsi) in drei Stücke“ u. s. f.
Aus den drei Stücken, in die er ihn zerhieb, entstanden drei Götter.
Ikadzutsi-gami, tsugi-no aru-fumi-ni-wa kusa-gusa-no ika-
dzutsi-gami-mo are-do ima-mo ikadzutsi fi-no mono-wo taku-koto
arn-wa moto fi-no kami-no mi-mi-no nari-maseru-ju-e-naru-besi.
„Der Donnergott.“ In der nächstfolgenden Urkunde gibt es zwar
verschiedene Donnergötter, da aber auch jetzt der Donner brennbare
Gegenstände anzündet, so mag dies desswegen sein, weil er ur
sprünglich der Leib des Feuergottes war.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi. 207
7 * r i '
Owo-jama-tsumi-no kami, kami-no aru-fumi-ni-wa wata-no
kami-wo sika-sika, jnma-no kami-wo siku-sika umi-tamai-to are-
ba umi-tamo naru-wo tsutaje-no kotonaru-nari.
„Der Gott Owo-jama-tsumi“ (der Gott der Berge.) Da es in
einer obenstellenden Urkunde heisst: „Er erzeugte den Gott des
Meeres“ u. s. f. „den Gott der Berge“ u. s. f., so erzeugte er ihn
und es ist liier (wo Owo-jama-tsumi aus dem Leibe des Feuergottes
entstellt) eine Abweichung in der Überlieferung.
Taka-okami-no kami, taka-wa jama-no takaki tokoro-wo iu-
m-ja aramu. Aru-fumi-ni-wa tsurugi-no ta-kami-jori sitadaru tsi
sika-sika kura-okami-no kami-to-mo ari, onazi-kami-no tsutaje-no
kotonaru-besi.
„Der Gott Taka-okami.“ Das Wort taka (hoch) wird wohl die
Höhen der Berge ausdrücken. In einer Urkunde findet sich auch:
208
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
„das von dem Stichblatte des Schwertes träufelnde Blut“ u. s. f.
„der Gott Kura-okami“ (dieses Blut verwandelte sich in einen Gott
Namens Kura-okami). Dies wird der nämliche Gott und die Über
lieferung' eine verschiedene sein.
*
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7
Ame-no ja-so-no kawa jasu-no kawa-to-mo am , ko-e-wa ka-
joje-ba onazi-koto naru-besi. Nari-maseru kami-tva iwa-mura-ni
tsuki-si tsi-ni jori-te kami-no nari-de-maseru-nari, sono tsi-ni
tada-ni kami-to nareru-ni-wa arazi.
„Die achtzig Flüsse des Himmels.“ Hier (statt ja-so-no kawa,
in der Wörterschrift durch „achtzig Flüsse“ ') ausgedrückt) findet
sich auch jasu-no kawa (der ruhige Fluss). Da ein Übergang des
Lautes stattfindet, wird es ein und dasselbe sein. „Der Gott, der
entstand.“ Aus dem Blute, das an den Felsstücken klebte, entstand
ein Gott. Es ist nicht der Fall, dass dieses Blut allein sich in einen
Gott verwandelte.
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3 1 * I'
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J ) Diesem Sinne widerspricht übrigens schon die hier vorkommende Partikel )
no y welche den Zahlwörtern niemals unmittelbar angehängt wird.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
209
Jomi-toki fi-iva fi-nari sika-sika nana-na mata ko-e riki-tei-
fan nado-no lagui mitia notsi-no fito-no soba-toki-no magajem-na-
ru-besi, mina motsiju-naki hoto-nare-ba-nari.
Die bei der Erklärung der Aussprache vorkommenden sieben
(chinesischen) Zeichen: fi (Feuer) istß (Feuer) u. s. f., ferner „Laut
riki-tei zurückkehrend“ (d. i. rei, der chinesische Laut des Wortes
*
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okami) und ähnliche Stellen mögen sämmtlich die aus
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Irrthum hierher gerathenen Randerklärungen Späterer sein und sind
nicht zu verwenden.
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Säte i-na-si-ko-me-no simo-ni si-ko-me-no mi-na toki-taru-
mono narii-besi-to okina-no iware-taru-ni sitagai-te oginaje-tsu.
Säte mata kono jomi-toki-wa mina maje-no aru-fumi-no siije-ni
aru-besi-to aru-fito-mo ijeru-ga gotosi.
Nach dem Ausspruche Okina's sollten die unter ina-siko-me
(ungebührlich, hässlich) stehenden (wiederholten) drei Zeichen silco-
me (hässlich) in der (japanischen) Erklärung gesetzt werden, dem zu
Folge sie hier ergänzt wurden. Übrigens sollten sämmtliche hier vor
kommenden Erklärungen der Aussprache am Ende der vorhergehen
den Urkunde stehen, wie auch Einige gesagt haben.
Sitzh. ri. ph il.—hist. CI. h. Bd. III. Hft.
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210
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
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Itsu-kida sika-sika, kore-mo fito-tsu-no tsutaje-nari. Owo-ja-
ma-tsumi oivo-to mawosu-wa jama-wo subete siri-masu kami-na-
ru-besi. Naka-jama-wa ima-mo jama-no ndka fara nado tu toko-
ro, fa-wa fa-jama, masa-ka-wa ma-salca, siki-jama-wa siki-jama-
nite sono tokoro-dokoro-wo wake-motsi-te siri-masu-koto-no mi-
na-naru-besi.
„In fünf Stücke“ u. s. f. Audi dies (dass I-za-nacji den Feuer
gott in so viele Stücke zerhieb) ist eine einzelne Überlieferung. In
dem Owo-jama-tsumi mit dem Ausdrucke owo (gross) benannt wird,
mag er der Gott sein, der die Berge in Gesammtheit beherrscht.
Naka-jama (der mittlere Berg) ist der Ort, den man jetzt mit Na
men wie „die Mitte, der Bauch des Berges“ belegt. Fa (Rand) ist
der äusserste Berg. Masa-ka (in der Wörterschrift durch „richtig
siegen“ ausgedrückt) ist so viel als ma-saka (die wahre Bergtreppe).
Siki-jama (in der Wörterschrift: der Wachtelberg) ist so viel als
siki-jama (der mannigfaltige Berg). Dies werden Namen sein, wel
che ausdrücken, dass die Gottheiten diese verschiedenen Orte
gesondert inne haben und beherrschen.
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Nachrichten von (len Söhnen des Gottes I-za-nagi.
211
Main jama-ni fi-no aru-koto-wa fuzi asa-mci-no tagui-wa
arawarete mije, sono foka-mo ide-jn-no ivaki-idzuru nado mina
fi-no arukotosara-nari, mina fi-no kami-ni josi-aru-Icoto, kami-no
ikadzutsi-gami-ni onazi.
Dass ferner die Berge Feuer enthalten, sieht man deutlich an
dem Fuzi, Asa-ma und anderen (feuerspeienden) Bergen. Ausserdem
besitzen die hervorsprudelnden heissen Quellen und ähnliche Dinge
vorzüglich die Eigenschaft des Feuers. Dies alles hat seinen Grund
in dem Gotte des Feuers und verhält sich wie bei dem oben vorkom
menden Donnergotte.
Iwa-mura-ni tsuki-ki siku-sika. Isi mata hi-jori fi-no idzuru-
icoto-iva sara-ni-mo iwazu. Fumi-ni me-no kara-wo kari-ie fi-kiri-
usu-ni tsukuri, ko-mo-no kara-wo ß-kiri-gine-ni tsukuri-te nado-
mo ari.
„Es (das Blut) klebte an den Felsen“ u. s. f. Dass aus den
Steinen und dem Holze Feuer hervorkommt, werde hier nicht wieder
gesagt. Die alte Geschichte enthält Stellen wie: Er schnitt die
Stengel der Färberflechte ab und verfertigte daraus Zunder. Aus den
Stengeln des Heidekornes verfertigte er Zündhölzchen.
212
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Toki-no jama-no asi fa-to iü-no jo-na-wa tamcsi-no notsi-no
fito-no fude-nari.
Die iu der Erklärung als Muster Eingestellten vier (chinesischen)
Wörter: „der Fuss des Berges heisst/’« (Rand)“ sind von Späteren
geschrieben.
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Mata ma-sa-ku-tsu-no tsu-mo amari-naru-besi, naki moto-
mo are-ba-nari.
Auch das tsu in der Verbindung masa-katsu (die nach der
früheren Erklärung ma-saka „die wahre Bergtreppe“ heissen soll)
muss überflüssig stehen; denn es ist ein nicht vorhandener Text.
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Aru-fumi-ni iuoaku sika-sikn-no mu-na-mo ko-e u-kan-fan-no
jo-iia-mo mina notsi-no fito-no si-waza naru-besi, subete eki-naki
koto kami-ni-mo ijeru-ga gotosi.
Auch die sechs (chinesischen) Wörter „in einem Buche heisst
es“ (in dem Texte der Urkunde stehen die Laute masa-katsu mit
verschiedenen Zeichen) u. s. f., ferner die vier (chinesischen)
Wörter ko-e u-kan-fan (Laut u-kan zurückkehrend, d. i. wan, die
chinesische Aussprache des Wortes siki „mannigfaltig“) müssen das
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Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
213
Werk Späterer sein. Es sind sämmtlich unnütze Dinge, ähnlich den
jenigen, von welchen oben die Rede war.
Mi-agari, ko-wa kamu-sari-masi-te fbmuri-matsuru-aida-ni
mi-si-kabane-ivo oki-matsuru lokoro-wo iu.
„Die Aufbahrung.“ Es ist hier der Ort gemeint, wo die Göttinn,
als sie göttlich verschieden war und begraben werden sollte, hinge
legt worden war.
Utsusi-mi-mi-no goto. Mi-tama-no utsusi mi-mi-no gotoku
nari-le idc-mukai-tamai-si-nari.
„So wie sie lebte.“ Der Geist der Göttinn nahm die Gestalt
ihres sichtbaren Leibes an und sie ging dem Kommenden entgegen.
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Mi-koto-katarai-tumai-ki. Koko-mo iki-kajeri-tamawamu-ko-
to-wo Jcatarai-tnmai-si-naru-be-kere-do sono koto naku-te kotO'
tarazu.
214
Dr. P f i z m a i e r, Die Auslegungen zu den
„Sie wechselte mit ihm Worte“. Obgleich die Göttinn davon
sprechen mochte, dass sie in’s Lehen zurückkehren wolle, wird dies
doch nicht angegeben, und die Sache ist unvollständig.
Tatsi-matsi-ni mije-tamuwazu. Ide-kntarai-tamai-si mi-ka-
tatsi-no mije-tamawanu-nari.
„Sie wurde plötzlich unsichtbar.“ Die Gestalt der Göttinn, in
der sie gekommen war und Worte gewechselt hatte, wurde nicht
gesehen.
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Fito-lsn fi. Kami-no aru-fumi-ni fito-tsu sika sika ari-si-wa
kolto-no soba-toki-no magire-taru-mono-nari.
„Ein Licht“ (in der Wörterschrift: Das Feuer eines Spanes).
Da in der obenstehenden Urkunde die (durch chinesische Zeichen
ausgedrückten) Worte „ein Holzspan“ u. s. f. Vorkommen, so wurde
diese Randerklärung durch Versehen hieher gesetzt.
Fare-tataje-masi-to sika-sika. Ito mi-nikuki mi-ari-sama
siru-besi.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi. 215
„Sie war stark geschwollen“ u. s. f. Es lässt sich erkennen,
dass die Göttinn ein sein 1 hässliches Aussehen hatte.
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Ikadzutsi-domo mina tatsi-te sika-sika, i-za-nami-no mikoto-
no owase-tamb-naru-besi. Sette kovo fare-tataje-masi-te sika-si-
ka-wa mi-agari-no fodo-ni si-kabane-no kawari-juku-samn-wo iü-
ni-ja aramit, matci mi-agari-no tokoro-jori tada-ni jo-mi-je oi-
ide-masi-td jo-mi-no koto-ni-ja aramu.
„Sämmliche Donner erhoben sich“ u. s. f. I-za-nami-no Mikoto
mag sie zur Verfolgung ausgeschickt haben. Es fragt sich übrigens,
oh die Stelle: „sie war stark geschwollen“ u. s. f. die Bedeutung
hat, dass der Leichnam, indem er aufgebahrt war, in Verderbniss
überging, oder oh der Gott von dem Orte der Aufbahrung blos in
die Unterwelt nachfolgt und dies in der Unterwelt vorgeht.
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216
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Omo-ni kono aru-fumi-wa koto-naru tsutaje-nite fare-iutaje-
mnsi-te sika-sika-wa mi-cigari-no f'odo-no si-ltabane-no sama-wo
iü-nite so-iva jo-mi-no mi-katntsi-no mi-nikuki-to onazi-kerc-ba
magai-te fito-tsu samn-ni tsutaje-taru-ni-ja aramu. Mosi sara-ba
kono aru-fumi-nite-wa ikadzutsi-no oi-si-mo momo-no ki sika-si-
kn-mo mi-agari-no tokoro-jori kajeri-tamb mitsi-no koto-nnru-besi.
Nach unserer Meinung ist diese Urkunde eine verschiedene
Überlieferung und die Worte: „Sie Atfar stark geschwollen“ u. s. f.
drucken den Zustand des Leichnams zur Zeit der Aufbahrung aus.
Da dies mit der Hässlichkeit der der Unterwelt angehörenden Gestalt
der Göttinn gleichbedeutend ist, so wird dies wohl aus Irrthum auf
eine und dieselbe Art überliefert worden sein. Wollte man noch wei
ter gehen, so mögen die in dieser Urkunde vorkommende Verfolgung
durch die Donner und dasjenige, was in der Stelle: „Ein Pfirsich
baum“ u. s. f. erzählt wird, Dinge sein, die sich auf dem Wege, auf
welchem der Gott von dem Orte der Aufbahrung zurückkehrte, sich
ereigneten.
Sare-do ko-wa aru-fumi-nomi-no koto-ni koso are, kanaruzu-
si-mo kore-ra-nu kotonaru tsutaje-ni magai-te jo-mi-to iu-mo ma-
koto-wa kono mi-agari-no tokoro-no koto-nari nado omoi-ajama-
ru-koto na-kare.
Übrigens ist dies nur in einer einzigen Urkunde enthalten. und
man möge sich ja nicht durch solche abweichende Überlieferungen
täuschen lassen und irrigen Gedanken, wie derjenige, dass das, was
man Unterwelt nennt, in Wirklichkeit dieser Ort der Aufbahrung ist,
Raum gehen.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
217
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Matu subete kono fnmi-wa inisi-je-tsutaje-wo fabu-leare-taru
tokoro-mo owo-kare-ba mi-agari-no tokoro-no simo-ni jo-mi-made
oi-ide-masi-si koto-no ari-si-wo fabukare-taru-nite-mo aru-besi.
Da ferner diese Urkunden auch viele Stellen enthalten, an welchen
die alten Überlieferungen gekürzt wurden, so mag unterhalb der
Stelle: „die Aufbahrung“ die Erzählung von dem Nachsetzen his in
die Unterwelt vorhanden gewesen aber weggelassen worden sein.
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Mi-tsu-e-wo nage-tamai sika-sika. Ko-wa farai-tamd-ni-wa
arazu ikadzutsi-domo-wo snje-tamo mi-si-waza-nite kami-no mi-
na-mo sono koto naru-besi. Säte sono tsu-e-wo jaga-te kami-to
mawosu-to lnkoje-tari. Sare-do fumi-ni-wa kore-mo nage-utsuru
mi-tsu-e-ni nnri-mnseru kami-no mi-na-wa tsiiki-tatsu-funa-do-no
kami-to ari.
218
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
„Er warf seinen Stab weg“ u. s. f. Der Gott bewerkstelligt
liier nicht die Reinigung. Er thut dies, um sieb von den Donnern ab-
zuscliliessen, und der Name des (in der Urkunde genannten) Gottes
(der Gott der Schifftlniren) wird auch diese Sache ausdrücken. Dabei
findet man, dass der Stab ohne weiteres ein Gott genannt wird. In
dessen heisst es auch hier in der Geschichte: Aus seinem Stabe, den
er wegwarf, entstand ein Gott, dessen Name Tsuki-tcitsu-funa-do-no
kami (der plötzlich sich erhebende Gott der Schifftlniren).
Ilono moto-no na sikn-sika-no towo-na-wa notsi-no ftto-no fude-
naru-ben. Moto-no na-wo oki-te notsi-no na-wo iü-beku-mo arazu-
to okina-mo iware-si.
„Sein ursprüngliche Name“ u. s. f. Diese zehn (chinesischen)
Wörter müssen von Späteren geschrieben sein *). Dass man nicht den
ursprünglichen Namen setzen und ihn zugleich als späteren Namen
anführen könne, hat auch Okina gesagt.
*) Diese in dem Buche nur in chinesischer Schrift enthaltenen Wörter lauten japanisch
ausgedrückt: 7 ^ ^ J ^ ft ^ Y'7 ^ |' t ) ^
kono moto-no na funa-do-no oja-no lcami-to in. Sein ursprünglicher Name ist:
der göttliche Stammvater der Schiffthüren.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
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Ja-kusa-no ikadzuisi-gami. Ima-no jo-ni-mo fi-no kami-nari
mulzu-no kami-nari nado-mo i-i, idzure-no mi-maki-ni-ka tsutsi-
ikadzutsi-to iü koto-mo ari-si naivo kusa-gusa-no ikadzutsi aru-
besi. Ima kami-nari naru-kami nado iu-nomi-ni-wa arazu, so-wa
fumi-ni naru-ikadzutsi-to ari.
„Die acht Donnergötter.“ Auch in dem gegenwärtigen Zeitalter
gehraucht man Worte wie „Feuerdonner“, „Wasserdonner“, in ei
nigen erhabenen Büchern wird der „Erddonner“ genannt, und es muss
noch mehrere verschiedene Donner geben. Heut zu Tage beschränkt
man sicli nicht auf Ausdrücke wie kami-nari (das Göttertönen, d. i.
der Donner), naru-kami (der tönende Gott, d. i. der Donner). An
dieser Stelle kommt in der alten Geschichte ein „tönender Donner“
vor.
Zu dem Texte der nächsten Urkunde wird vorerst in einer An
merkung folgendes gesagt:
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Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Suzu-ki-no kasane-tosi iwnku: koku-ki sika-siku-no towo-
amari fito-na-wa notsi-no fito-no soba-kaki-nado-no magire-taru-
ni-wu arazaru-ka-to i-i-te jomi-wo fabuki-taru-wa saru-koto nare-
do uje-da-no momo-ki-ka ko-nm futa-basira-no kami jo-mo-tsu
fira-saka-ni ai-arasowasi-si-toki-nari-to jomi-taru-wo sikaru-besi-
to ijeru-ni jori-te koko-ni kaki-sojeru-nari.
Suzu-ki-no kasane-tosi sagt: In der Voraussetzung, dass die
eilf (chinesischen) Wörter: „zur Zeit, als er (der Gott I-za-nagi)“
u. s. 1'. ') wohl nicht etwas wie die aus Versehen hierher gesetzte
Randschrift Späterer sind und obgleich die Auslassung der (japani
schen) Lesart etwas Abgeschlossenes ist, wurde diese zufolge dem
Ausspruche Uje-da-no momo-ki's, dass es angemessen sei (als Er
klärung) zu lesen: „Dies war die Zeit, wo die beiden Stammgotthei
ten an der flachen Treppe der Unterwelt mit einander stritten“, hier
hinzugeschrieben.
Eine zweite Anmerkung am Schlüsse der Urkunde lautet:
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Natsu-me-no mika-mitsi iwnku: tomo-ni na-kajeri-masi-so-
wa i-za-nami-no mikoto-no a-wa kono kuni-ni todomari-te na-ga
mikoto-to tomo-ni utsusi-kuni-ni-wa juku-mazi-ku koso omoje-to
no-tamd-to nari, tomo-ni na-kajeri-masi-so-to jomi-taru-wu fumi-
no kokoro-tagajeri-to ijeri.
1) Diese :ds eine Einschaltung betrachteten chinesischen Wörter gehen den Sinn:
Zur Zeit als er mit seiner .jüngeren Schwester an der flachen Treppe der Unter
welt stritt.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
221
Natsu-me-no Mika-mitsi sagt: „Kehre nicht mit mir zurück“
(als Erklärung der in der Urkunde enthaltenen chinesischen Zeichen
>A pJ sfi , deren eigentliche Bedeutung hier: Ich darf
nicht mit dir fortziehen) soll so viel heissen als: „Sie sprach: Ich
hleibe in diesem Reiche und ich glaube, dass ich mit dir, o Geehrter,
in das sichtbare Reich nicht werde zurückkehren können“. Die (ja
panische) Lesart: „Kehre nicht mit mir zurück“ ist dem Sinne
des Textes zuwider.
Eine dritte Anmerkung an dieser Stelle lautet:
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Onazi mika-mitsi iwaka: na-ga mikoto a-ga kokoro-wo mi-
tamai-tsure-ba are-mo na-ga mikoto-no mi-kokoro-wo mi-ki, kore-
wa sei-iuo ko-e-ni joma-ba joku kikojuru-wo kokoro-to jomi-te-wu
ma-koto -ni kikojenu fumi-nari. Jo-bumi-no asilci-ni-wa arazu
jomi-no tatsi-taru-ju-e-ni kikojenu-nari.
Derselbe Mika-mitsi sagt: „Da du, o Geehrter, mein Inneres
durchblickt hast, so habe auch ich, o Geehrter, dein Inneres durch
blickt“. Wenn man hier das Wort sei (Gemüthsart) nach dem (chine
sischen) Laute liest, so lässt sich dies gut hören. Wenn man es aber
(mit dem japanischen Laute) kokoro liest, so ist dies in der Tbat ein
Text, der sich nicht hören lässt. Der gewöhnliche (chinesische)
Text ist nicht schlecht, weil aber die (japanische) Lesart abgeschnit
ten ist, lässt es sich nicht hören.
222
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
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Kann toki-no jomi-no tamesi-ni sitagai-te joma-ba are-nifadzi-
mise-tamai-tsure-ba are-mo na-ga mikoto-ni fadzi-mise-matsuran-
to mawosi-tamaje-ba-to jomu-besi. A-ga fcohoro-wo miru-to iu-
koto kara-bumi-no kata-ni-wa fanasi jomi-jo-wo je-zaru-ju-e-ni
kikojenu-fumi-to nari-si-nari-to ijeri.
Wenn man nach dem Beispiele der Lesart dieser Erklärung
liest, so soll man lesen : „Sie sprach: Da du mich beschämt hast, so
werde ich auch dich, o Geehrter, beschämen“. Weil der Ausdruck
„mein Inneres durchblicken“ nach der Seite des chinesischen Textes
lostrennt und dabei die Lesart nicht getroffen wird, so ist dies ein
Text geworden, der sich nicht hören lässt.
Die Auslegung beginnt wieder:
I-za-nagi-no mikoto sika-sika. Koko-ni-mo jo-mi-je iri-masi-
ki-to tu koto ari-si-ga tarnest-no fabukare-taru-ka notsi-ni toki-
taru-ka nuku-te-ioa iku-ga itari.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
223
„l-za-nagi-no mikoto“ u. s. f. Audi hier muss die Stelle in der
Vorlage, wo es heisst, dass der Gott in die Unterwelt getreten, ent
weder weggelassen oder später erklärt worden sein. Da die Sache
nicht vorhanden ist, so fragt es sich, woher dies kommt.
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Ugara-wa ugcira-jakara-no ugara-ni onazi-kusitasimu koto-ba
naru-besi.
Das Wort ugara (Verwandtschaft) ist mit dem in ugara-jnkara
(die Leute der Verwandtschaft) vorkommenden ugara gleichbedeu
tend und mag ein Ausdruck der Vertraulichkeit sein.
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Are-wo na-mi-masi-so sika-sika. Nawo mi-tamai-ki, kuko-
ni-mo fi-ivo tobosi-tamo-koto-no ari-si-ka moto-jori tsutaje-no
kotonaru-ka.
„Blicke nicht auf mich“ u. s. f. „Er blickte sie dessen ungeach
tet an“. Es fragt sich, ob es auch hier vorgekommen, dass der Gott
ein Licht anzündete, oder ob die Überlieferung ursprünglich ver
schieden ist.
A-ga kokoro-wo mi-tamai-tsure-ba: ko-wa mi-katatsi-wo mi-
tamd-naru-wo kahl no-tumb-wn ika-naru-koto-ni-ka, mosi sono
mi-katatsi-wo mi-tamb-wa na-mi-masi-so-to no-tamai-si mi-kokoro-
wo mi-tamo-nari-to-ja iwamasi. Sare-do saru mutsu-kasi-ki koto
inisi-je-tsutaje-ni aru-beku-mo arazu-nan.
„Da du mein Inneres durchblickt hast“. Sn spricht sie, als er
ihre Gestalt erblickt und es fragt sich, was dies bedeute. Vielleicht
will sie sagen, dass, indem er ihre Gestalt erblickt, sie gesagt habe:
„Blicke nicht auf mich“, und er (bei diesen Worten) ihr Inneres
durchblickt habe. Indessen ist es nicht der Fall, dass die geschehene
verdriesslichc Sache die alte Überlieferung sein muss.
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Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
225
Are-mo na-ga mikoto-no mi-kokoro-ivo mi-ki, ko-mo mi-tamö-
na-to mawosi-tamai-si-koto-wo kiki-lamawazu-te mi-tamaje-ba
utoki kokoro-no mije-tamu-to iü-koto naru-beki-kct, kare fadzukasi-
to omoivosu-ni-ja aramu obotsuka-?iasi.
„So habe auch ich, o Geehrter, dein Inneres dnrchblickt“.
Dies mag ausdriicken, dass, als der Gott auf ihre Worte, mit denen
sie ihm gebot, sie nicht anzublicken, nicht achtete und sie anblickte,
seine Abneigung sich gezeigt habe. Ob sie dies etwa für schimpflich
gehalten, lässt sich nicht ermitteln.
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Kajeri-namu-to si-tamö, ko-iva mi-katatsi-no muku-tsuke-ki-
womi-odoroki-tamd-nomi-ni-wa arazu sono mi-urami-hoto-no sara-
nuru-wo fadzi-tamai-te naru-besi.
„Er wollte zurückkehren“. Dies ist nicht blos desswegen, weil
er heim Anblick ihrer verwilderten Gestalt erschrocken, es wird auch
sein, dass er sich über ihre gewechselten Worte des Hasses schämte.
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226
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Tada-ni kajeri-tamawazu-te sika-sika, sumijaka-ni tatsi-ide-
tamni-si-wo tatsi-kajeri-tamai-te ima-jori nagaku imo-se-no mi-
mutsubi-wo tatsi-tamawamu-koto-wo no-tamö-ni-zo aramu.
„Er kehrte nicht unmittelbar zurück“ u. s. f. Indem er schleu
nigst fortging, wird er sofort wieder zurückgekehrt sein und ihr ge
sagt haben, dass von jetzt an für immer das Band zwischen jüngerer
Schwester und Bruder zerrissen sein solle.
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Ugara fanaremu sika-sika. kore-wa kami-no koto-do-no ukei-
ni onazi-ku imo-se-no naka-wo tatsi-tamo mi-koto-ba naru-besi.
„Verwandte, wir werden uns trennen“ u. s. f. Dies wird mit
dem oben vorkommenden Schwure hinsichtlich der getrennten Thüre
gleichbedeutend und ein Wort sein, durch welches der Gott den
Bund zwischen Mann und Weib zerreisst.
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Mata nori-masi-te sika-sika, ko-mo tada mi-sUasimi-wo tatsi-
tamo mi-koto-ba-ni-ja mata. make-zi-wa ka.no tsi-i-wo-fito umana-
to no-tamai-si koto-ni-zo aramu.
Nachrichten von den Söhnen des Gotfes I-za-nagi.
227
„Er sagte ferner“ u. s. f. Auch dies ist wohl ein Wort, mit
welchem er die Freundschaft kündigt. Dass er noch hinzusetzt: „Ich
werde mein Wort nicht brechen“, wird auf jene Worte des Gottes:
„Ich werde eintausend fünfhundert Menschen hervorbringen“, Bezug
haben.
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Tsubaki-si-tamai-ki si/ca-sika. Jo-mi-no kitanaki-wo kirai-
sake-tamö mi-si-waza naru-besi. Ima-no jo-ni-mo kitanaki mono-
wo miru-toki tsubnki-su lcoto aru-wa sono mono-wo kirai-sakete
sore-ni mazikorazi-to sunt waza-nare-ba-nari. Säte koko-mo
tsubaki-si-tamai-ki, kore-ni jori-te nari-maseru kami-no mi-na-
wa sikn-sika nado ari-si-wo wadzuka-no fabukare-taru mono-
naru-besi.
„Er spuckte aus“ u. s. f. Hiermit wird der Gott seinen Abscheu
vor dem unreinen Zustande der Unterwelt zu erkennen gegeben
haben. Auch in dem gegenwärtigen Zeitalter pflegt man, wenn man
einen unreinen Gegenstand erblickt, auszuspucken, wodurch man zu
erkennen gibt, dass man den Gegenstand verabscheuet und durch
ihn nicht zu Schaden kommen will. Übrigens mögen sieb auch hier
(in dem zu Grunde liegenden chinesischen Texte) Stellen wie: „Er
spuckte aus. Der Gott, der hierdurch entstand, führt den Namen“
u. s. f. sich gefunden haben und dabei eine Kleinigkeit ausgelassen
worden sein.
228
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
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Farai-tamai-ki sika-sika-mo koto-ba tarazu kikoje-guta-kerc-
clo farai-tamb mi-si-waza ari-te sono mi-si-waza-ni jori-te kami-
vo nari-masetru naru-besi. Mi-na-no lce-mo saka-to jomi-ie-mo
toke-to jomi-e-mo mi-siiasimi-wo toki-sake-tamö-koto-nari.
„Er reinigte sich“ u. s. f. Auch hier sind die Wörter unvoll
ständig und gehen schwer einen Sinn J ). Indessen ist die Handlung
des Reinigens vorhanden, und durch diese Handlung wird ein Gott
entstanden sein. Das in dem Namen dieses Gottes (Jo-mo-tsu koto-
saka) vorkommende Zeichen ke wird sowohl saka (d. i. sake, zerris
sen sein) als toke (aufgelöst sein) gelesen und bezeichnet, dass der
Gott das Band der Freundschaft löst und zerreisst.
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*) In der Wörterschrift allein ergibt sich an dieser Stelle der Sinn: Der Gott, wel
chen er reinigte, heisst u. s. f.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
229
Koka ki jo mai sika-sika. Ko-ivn owoku fumi-no otsi-tciru-ka
fumi-tsudzukazu kare omo-ni Icono aru-fumi-wa subete kotonaru
omomulci nare-ba koko-mo firn-saka-ni-te no-koto-ni-iva arazi-wo
futa-bnsira-no kami-no mi-age-tsurai-wa mina fira-saka-ni-te no-
koto-to omoi-te jukuri-naku notsi-no fito-no soba-kakaseru-ga ma-
gire-taru-ni-wa arazaru-ka sibaraku kono toivo amari fito na-wa
jomi-wo fabuki-tsu.
„Als er mit seiner jüngeren Schwester“ u. s. f. Hier ist wohl
zum grossen Theile der Text weggefallen und dieser wird nicht fort
gesetzt. Nach unserer Meinung mochte man, da diese Urkunde von
einem ganz anderen Inhalt und somit die Worte an der flachen Treppe
hier nicht Vorkommen, gedacht haben, dass sämmtliche Unterre
dungen zwischen den beiden Stammgöttern zu den Worten an der fla
chen Treppe gehören, und es fragt sich, oh nicht dasjenige, was
Spätere ah den Rand geschrieben haben, aus Versehen eingeschaltet
wurde. Demnach wurde die (japanische) Lesung dieser eilt' (chine
sischen) Wörter ohne Weiteres ausgelassen.
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Ugara-wo sika-sika. Nanimo-no mikoto-wo fitaburu-ni
kanasimi-sitai-te jo-mi-made oi-ki-si-koto ima omoje-ba a-ga
ko/coro-no tsutana-kari si-nari.
„Die Verwandte“ u. s. f. Dies ist so viel, als oh er sagte: Wenn
ich jetzt bedenke, dass ich die Geehrte, die jüngere Schwester, fort
während bedauerte und mich nach ihr sehnte, dass ich ihr bis in die
Unterwelt nachfolgte, so finde ich, dass mein Geist schwach war.
230
Dr. P f i z m a i e r, Die Auslegungen zu den
Ima-wd sumijuka-ni kajeri-tamaje-to no-tamö-nari, so-wa
kami-no aru-fumi fumi-no tsutaje-ni-mo fira-salca-made oi-todome-
matsuri-si-koto kami-ni-mo ijeru-gotoku jo-mi-no saka-wo mise-
matsuri-te-wa kajesi-tumö-koto-ja sukarnzu jo-mi-no kami-domo-
no to - kaku todome - matsuru - ni tsuki - te kaku - tva no - tamö-
naru-besi.
Jetzt sagt er, dass er schleunigst zurückkehren wolle. In der
obenstehenden Urkunde und in den Überlieferungen zu der Geschichte
findet hier, um ihn zurückzuhalten, die Verfolgung bis an die flache
Treppe der Unterwelt statt, wie auch oben gesagt worden. Als er die
Treppe der Unterwelt erblickte, hatte er wohl an der Rückkehr keine
Freude, da ihn jedoch die Götter der Unterwelt durchaus zurüekhal-
ten wollten, mochte er in Folge dessen so gesprochen haben.
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Tsi-mori-wa na-no gotoku jo-mi-no mitsi-wo morn kami-nite
ima kajeri-tamawamu-to si-tamb mitsi-ni josi-aru kami naru-besi.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
231
„Der Hüter des Weges“ ist, wie die Worte ausdriicken, der
Gott, der die Wege der Unterwelt hütete, und wird der Gott sein,
der auf dem Wege, auf welchem jener zurückkehren wollte, etwas zu
thun hatte.
Mawosi-tsuraku-wa simo-no mi-koto-ba-nite i-za-nami-no
mikoto-no no-tamö-koto-wo tsi-mori-ga mawosu-nari.
„Er meldete“. Mit den unten stehenden Worten meldet der Hü
ter des Weges, was I-za-nami-no mikoto gesagt.
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Are-to mimasi-to sika-sika. Kuni-wo umi-ki-ni jorodzu-no
mono-mo komoru-besi. Säte tomo-ni kuni-wo umi-tsukuri-tamai-
te jorodzu-no mono-wo umi-nasi-tamaje-ba ima-wa kajeri-te-mo
mata nani-wo-ka umi-nasamu, a-wa kono kuni-ni todomaru-besi.
Ugara-no mikoto-ni-mo tomo-ni todomari-te na-kajeri-masi-so-to,
no-tamd-naru-besi-
„Ich und du“ u. s. f. In dem Worte „wir haben ein Reich her
vorgebracht“ mögen auch die zehntausend Dinge eingeschlossen sein.
Indessen mag die Göttinn hier so viel sagen als: Nachdem wir in Ge
meinschaft ein Reich hervorgebracht und aufgebaut, den zehntausend
Dingen das Dasein gegeben, was sollte ich jetzt, wenn ich auch zu
rückkehrte, ferner hervorbringen? Ich muss in diesem Reiche ver-
232
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
bleiben. Audi zu dem Geehrten, ihrem Verwandten sagt sie: Nimm
liier mit mir deinen Aufenthalt und kehre nicht zurück ').
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Kukuri-fime sika-sika. Ko-wa nani-goto-wo mawoseru-ni-kn
arama, i-za-nagi-no mikoto-no kiki-tamai-te josi-to no-tamai-si-
nare-ba joki koto-wo mawoseru-naru-besi, so-wu jo-mi-no Jcami-
domo-to joki sama-ni age-tsurai-te sumijaku-ni utsusi-kuni-je
kajeri-tamb-beki josi-ivo mawoseru-naru-besi. Fumi-ni i-za-nami-
no mikoto-no jo-mo-tsu kami-to age-tsurawamu-to no-tamai-si-
koto-mo are-ba-nari.
„Kukuri-fime“ u. s. f. Dieselbe soll irgend etwas gemeldet
haben. Da I-za-nagi-no mikoto, nachdem er es gehört, ausrief: Es
ist gut! muss sie etwas Gutes gemeldet haben. Dies muss darin be
standen haben, dass sie, indem sie in ihren Berathungen mit den
Göttern der Unterwelt gut zurecht gekommen, ihm die Mittel angab,
wie er schleunigst in das sichtbare Reich zurückkehren könne. In der
alten Geschichte kommt auch eine Stelle vor, wo I-za-nami-no mi
koto sagt, dass sie sich mit dem Gotte der Unterwelt, herathen wolle.
*) Hiermit ist die oben gebrachte Anmerkung Natsu-mc-no Milca-mitsi's zu verglei
chen, der hinsichtlich dieses Wortes anderer Meinung ist.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
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Arake-masi-nu. Kukuri-fime-ga mawoseru koto-ni jori-te i-za-
nagi-no mikoto so-ko-jori tada-ni kajeri-tamaje-ba tsi-mori kukuri-
fime nado so-ko-ni tsudojeri-si jo-mi-no kami-domo-mo minn
sari-si-nari.
„Sie entschwanden plötzlich“. Als I-za-nagi-no mikoto in Fol
ge der Worte, welche Kukuri-fime meldete, aus jenen Gegenden so
fort zurückkehrte, waren auch der Hüter des Weges, Kukuri-fime
und die übrigen Gottheiten der Unterwelt, welche sich daselbst ver
sammelt hatten, entschwunden.
Kono tsukaje-nite-ioa kano tsi-fito-ivo kubiri-korosamu nado-
no mi-urami-koto-mo naku i-za-nagi-no mikoto kukuri-fime-ga
koto-ba-wo josi-to site tada-ni kajeri-tamai-si-naru-besi, kotonarn
tsutaje-nari. Sare-do kono aru-fumi-wa koto-ni owoku koto-wo
fabukare-taru-ka mata notsi-ni otsi-ajamareru tokoro-mo aru-ni-
234
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
ja ka-ni kaku-ni mutsu-kasi-ka kokoro-je-gataki kuto-domo
owoki-nari.
hi dieser Überlieferung ist jenes „ich werde tausend Menschen er
würgen“ so wie andere Worte des Hasses nicht enthalten, I-za-nagi-
no 7iiikoto heisst die Worte Kukuri-fime’s gut und kann geraden
Weges zurückkehren. Es ist eine abweichende Überlieferung. Übri
gens mögen wohl in dieser Urkunde häufig Stellen abgekürzt oder
später aus Irrthum weggelassen worden sein. Jedenfalls finden sich
in ihr viele schwierige und unverständliche Dinge.
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Sikare-domo mi-dzukara, koko-mo sate-notsi-ni i-za-nagi-no
mikoto sika-sika nado aru-beki tokoro-nari.
„Dessen ungeachtet“ (war es unheilvoll gewesen, dass er) „in
Selbstheit“. Hier soll die Stelle ungefähr lauten: „Endlich (wollte)
I-za-nagi-no mikoto“ u. s. f.
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Awa-no to-7va awa-no kuni naru-besi.
„Die Thüre von Awa u kann das Reich Awa sein.
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Faja-sui-na-do-wa bun-go-no kuni-ni ai'i-to-zo-
Faja-sui-na-do befindet sich in dem Reiche Bu?i-go.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
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Tatsi-bcma-no wo-do. Kami-no uru-fumi fumi-ni-mo onazi
awagi-wara-ni-te kami simo naka-no se-ivo jerabi-tamai-si-wo
koko-wu fazime futa-tokoro-ni itari-masi-te jerabi-te tsui-ni koko-
ni itari-masi-si-nari.
„Die kleine Tliiire des Citronenbaumes“. In der obeiistehenden
Urkunde und in der Geschickte wählt der Gott in Awagi-wara (der
Ebene des Baumes Awagi), welches eben derselbe Ort, zwischen der
oberen, unteren und mittleren Stromschnelle. Hier trifft er anfänglich
an zwei Orten ein und ist endlich, indem er wählt, zu dieser
Stelle gelangt.
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Midzu-ni iri-te iwa-tsutsi-no mikoto-wo fuki-nasi-tamai sika-
si/ca. Iwa-tsutsi-no mikoto-wa kami-no tsntsu-no wo-no mikoto-ni
onazi-ku, soko-tsutsi-wa soko-tsutsu, owo-aja-tsu fi-wa owo-maga-
236
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
tau fi, aka-tsutsi-wa naka-tsutsu-ni onazi-ku, minu koto-ba kajoi-te
knmi-no aru-fumi-to onazi-knmi-tatsi-nari.
„Als er in das Wasser trat, brachte er durch sein Blasen den
Geehrten Iwa-tsutsi hervor“ u. s. f. Iwa-tsutsi-no mikoto ist mit dem
oben vorkommenden Tsutsu-no wo-no mikoto ') gleichbedeutend.
Soko-tsutsi, ist mit Soko-tsutsu, Owo-aja-tsu-fi mit Oioo-maga-
tsu-fi ~), Aka-tsutsi mit Naka-tsutsi gleichbedeutend. Die Wörter
gehen (hinsichtlich ihres Lautes) in einander über, und es sind
dieselben Götter wie die in der oben enthaltenen Urkunde.
Sikaru-wo owo-aja-tsu-fi-no kami-no owo-nawo-bi-no knmi-no
notsi-ni nari-maseru-wa ika-ga-naru koto-nari, magajeru-mono
nciru-besi.
Es fragt sich jedoch, wie es kommt, dass Gott Owa-aja-tsu-fi
und Gott Owo-nawo-bi später entstehen. Es wird dies in Folge von
Verwirrung sein.
0 So in der Auslegung, ln der obigen Urkunde werden jedoch drei verschiedene
Götter: So ko-tsutsu-no wo-no mikoto, Naka-tsutsu-no wo-no mikoto und Uwa-tsutsu-
no wo-no mikoto angeführt. Iwa-tsutsu-no wo-no mikoto, dessen Name dem obigen
eigentlich entsprechen sollte, ist einer der Götter, der aus der Spitze des Schwer
tes, mit welchem I-za-nagi-no mikoto den Feuergott zerhieb, entstanden.
So die Auslegung. Oer Name des Gottes lautet jedoch in der bezüglichen
Urkunde: Ja-so-maga-tsu-fi.
Nachrichten von (len Söhnen des Gottes I-za-nagi.
237
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Owo-tsutsi unu-wara-no moro-moro-no kami. Ko-wa umi
jama-no moro-moro-no kami-to iwamu-gu gotosi. Sare-do Icono
mi-farai-no toki jama-nu-no kami-wo umi-tamd-koto foka-ni-wa
mijene-do fumi-ni sude-ni kuni-wo umi-wojete sara-ni kami-wo
umi-masu, kare kami mi-na-wa owo-koto-osi-no wo-no kami-wo
mni-masi, tsugi-ni iwa-tsutsi-fiko-no kami-wo umi-masu sika-sika-
to ari-te tsugi-tsugi-ni owoku-no kami-wo umi-tamo-naka-ni jama-
no kami nu-no kami ki-no kami kusa-no kami nado ari.
„Sämmtliclie Götter der grossen Erde und der Meeresfläche“.
Dies ist so viel als ol) man sagte: Sämmtliclie Götter des Meeres
und der Berge. Indessen ist sonst nirgends zu sehen, dass er zur Zeit
als er sich reinigte, die Götter der Berge und der Felder hervorge-
hracht hätte. Allein in der Geschichte heisst es: „Nachdem er das
Reich endlich hervorgebracht, brachte er wieder Götter hervor. Er
brachte daher einen Gott hervor, dessen Name Owo-koto-osi-no ivo-
no kami. Diesem zunächst brachte er Iwa-tsutsi-fiko-no kami her
vor“ u. s. f. Unter den zunächst folgenden vielen Göttern, welche er
hervorbringt, befinden sich auch die Gottheiten der Berge, der
Felder, der Bäume, der Pflanzen und andere.
238
Dp* Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
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So-wa moto mi-farai-no kudari-no kotonaru tsutaje-naru-wo
magirete koko-ni ire-taru mono-nari-to fumi-no tsutaje-ni iware-
taru-wo mi-te siru-besi.
Dies ist eigentlich eine verschiedene Überlieferung des Ab
schnittes von der Reinigung und ist in Folge von Verwirrung hier
eingeschaltet worden. So wurde in den Überlieferungen zu der Ge
schichte gesagt, woselbst man nachsehen und sich überzeugen kann.
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Toki-no zi-no na-wn zi-no kawasi-ajamari-naru-besi.
Das in der Erklärung (bei den Worten 7" <2 J -ff *f
ugara-make-zi „Verwandte, ich werde mein Wort nicht brechen“)
vorkommende (chinesische) Zeichen zi wird mit dem (ähnlichen chi
nesischen) Zeichen zi aus Versehen verwechselt worden sein.
In einer Anmerkung zu dem Texte der folgenden Urkunde wird
gesagt:
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Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
239
Midzura-bana-no jama-kage-ni ama-terasu owo-mi-fcami ame-
ni masi-masi-te tsuku-jo-mi-no mikoto-ni nori-tamawaku sika-sika
imasi ide-masi-te mi-tamaje-to aru-beki-wo tsuku-jo-mi-no mikoto-
to iü-koto-no aru-tokoro ika-ga-to ari.
In dem Bergschatten von Midzura bana') heisst es: Die (in
dieser Urkunde vorkommende, auf den Gott des Mondes bezügliche)
Stelle sollte lauten: „Die den Himmel erleuchtende grosse Gottheit
hatte ihren Wohnsitz in dem Himmel und sprach zu dem Geehrten
der nächtlichen Erscheinung des Mondes u. s. f. Ziehe hin und be
suche ihn“. Dabei fragt es sich, wie hier das Wort „der Geehrte der
nächtlichen Erscheinung des Mondes“ Vorkommen kann 2 ).
Die Auslegung fährt fort:
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Mi-basira-no mi-ko-ni mi-koto-josasi-te sika-sika. Su-sa-no
wo-no mikoto-wo wata-no fara-wo sirase-wa fumi-mo onazi.
„Er ertheilte seinen drei. Söhnen den Auftrag“ u. s. f. Die
Worte: „Su-sa-no wo-no Mikoto lenke die Fläche des Meeres“
stimmen mit der alten Geschichte überein.
1 ) So lautet der Titel eines nicht näher bekannten Werkes.
2 ) In der Urkunde wird gesagt: Die den Himmel erleuchtende grosse Gottheit hatte
ihren Wohnsitz in dem Himmel und sprach: Es verlautet, dass in dem Reiche
inmitten der Schilfebenen der die Speisen bewahrende Gott sich befindet. Möge de 1 ’
Geehrte der nächtlichen Erscheinung des Mondes hinziehen und ihn besuchen.
240
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu ilen
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Sikaru-wo kami-no aru-fumi-ni-wa tmku-jomi-no mikoto-wa
una-wara-no siwo-no ja-wo-je-wo sirnse-to ari.
Indessen heisst es in einer oben enthaltenen Urkunde: „Der
Geehrte des Lesens des Mondes lenke das Achthundertfache der
Salzfluth der Meeresfläche“.
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Mata aru-fumi-ni su-sa-no wo-no mikotu sika-sika imasi-wa
towoki ne-no kuni-wo siru-besi-to aru-mo fumi-ni-wa tsuku-jomi-
no mikoto-ni: na-ga mikoto-wa joru-no wosu-kuni-wo sirase-to
ari. Joru-no wosu-kuni-wa ne-no Jcuni-nari.
Ausserdem heisst es in einer Urkunde: „Su-sa-no wo-no
Mikoto“ u. s. w. „Du kannst das ferne Reich der Wurzeln lenken“.
In einer anderen Urkunde heisst es: „Zu dem Geehrten des Lesens
des Mondes (sagte er:) Du, o Geehrter, lenke das verzehrende Reich
der Nacht.“ Das verzehrende Reich der Nacht ist das Reich der
Wurzeln.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
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Mata simo-no uke-motsi-no kami-wo korosi-tamb-koto-mo
fumi-ui-wa su-sa-no loo-no mikoto-no ame-jori kudari-tamd-toki-no
koto-to ari, nawo kono futa bcisira-no kami-wa onazi-ki koto oivosi
josi-aru koto-ni-zo aramu. Kono koto fumi-no tsntaje-ni kuwasi-ku
iware-taru-wo utsi-mi-te kangd-besi.
Auch die Tödtung des unten vorkommenden, die Speisen bewah
renden Gottes, ist in der Geschichte das Werk Su-sa-na zvo-no Mi-
koto's und ereignete sich zur Zeit, als dieser vom Himmel herabstieg.
Es gibt bei diesen beiden Göttern noch viele übereinstimmende Dinge,
was seinen Grund haben wird. Diese Sache wurde in den Überliefe
rungen zu der Geschichte eingehend besprochen, wo man es nach-
sehen und vergleichen kann.
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Ame-ni masi-masi-te nori-tamawaku sika-sika. Uke-motsi-no
kami-wa subete fito-no wosi-mono-wo siri-masu kami-nari. Fumi-
ni-wa oivo-ge-tsu-fime-no kami-to ari, onazi-kami naru-besi. Uke-
no ke oivo-ge-no ge onazi.
Sitzl,. (!. phil.-hist, CI. L. Bd, III. Hft.
16
242
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
„Sie (die Gottheit der Sonne) hatte ihren Wohnsitz in dem
Himmel und sprach“ u. s. f. Uke-motsi-no lmmi (der die Speisen
bewahrende Gott) ist die Gottheit, welche im Allgemeinen den
Lebensmitteln der Menschen vorgesetzt ist. In der alten Geschichte
kommt die Göttinn Owo-ge-tsu-ßme vor, was die nämliche Gottheit
sein wird. Der Laut ke in uke (bewahrend) ist so viel als der Laut
ge in oiuo-ge.
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Kasira-wo megurasi-te sika-sika. Kuni-wa fata-tsu mono-no
ide-kuru tokoro-wo iü-nite i-i-iva ina-dane-ivo iu naru-besi.
„Er drehte das Haupt“ u. s. w. „Das Reich“ bezeichnet den Ort,
aus welchem die Gartengewächse kommen. „Gekochter Reis“ wird
die Reiskörner bezeichnen.
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Fata-no ßro-mono sika-sika oivoki tsi-isa-no uwo-wo iu inisi-
je-koto-ba-nari.
„Wesen mit breiten Flossen“ u. s. f. Dies (so wie das folgende
„Wesen mit schmalen Flossen“) ist ein alter Ausdruck, der die
grossen und kleinen Fische bezeichnet.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
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Ke-no ara-mono sika-sika. Ko-wa ke-mono tori-ka tacla owoki
tsi-isa-no ke-mono-nite tori-mo sono naka-ni komete iu inisi-je-
koto-ba-nite-mo aru-besi. Kakare-ba umi-jama-no uwo ke-mono-
wa subete kü-beki-tame-no mono-ni-ja aramu.
„Wesen mit rauhem Haare“ u. s. f. Dies (so wie das folgende
Wesen mit weichem Haare“) wird ein alter Ausdruck sein, der
wilde Tliiere und Vögel, eigentlich nur grosse und kleine behaarte
Wesen (im Grunde ke-mono „behaarte oder befiederte Wesen“), zu
welchen auch die Vögel gehören, bezeichnet. Übrigens werden die
Fische des Meeres und die wilden Thiere der Berge im Allgemeinen
Dinge sein, welche da sind, um gegessen zu werden.
Mato fata-no firo-mono sika-sika, ke-no ara-mono sika-sika-
wa inoo ke-mono-no naka-no kü-beki mono-bakari-wo iu inisi-
je-koto-ba-nite-mo aru-besi.
Auch mögen „Wesen mit breiten Flossen“ u. s. f. „Wesen mit
rauhem Haare“ u. s. f. alte Ausdrücke sein, welche nur die essbaren
Fische und wilden Thiere bezeichnen.
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244
Dr. Pfizraaier, Die Auslegungen zu den
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Sonaje-makete kutsi-jori ide-taru mono-ivo kü-beku tsukuri-
sonajete mi-aje-mono-ni tate-matsuru-nari.
„Er bereitete und stellte auf“. Dies bedeutet, dass er die aus
dem Munde genommenen Gegenstände geniessbar machte, sie her
richtete und dem Gotte als Speise anbot.
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Owo-foderi'-site sika-sika sono si-waza-wo mi-tamai-te-nciri.
„Er entbrannte in Zorn“ u. s. f. Dies bedeutet, dass er (der
Gott des Mondes) diese Handlung (des die Speisen bewahrenden
Gottes) sah.
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Kitanaki-ka-mo, ka-mo-no na aru-moto-ni jori-te nawosi-tsu.
„Wie unrein!“ Das hier stehende (in der Wörterschrift ge
brauchte) Zeichen ka-mo wurde nach einem Texte verbessert (wurde
durch ^ ersetzt).
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
245
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Sate-notsi sika-sika. Uke-motsi-no kami-no si-waza-wo-mo
korosi-tamai-si-koto-wo-mo tsubara-ni maioosi-tamd-nari.
„Zuletzt“ u. s. f. Er meldete ausführlich, sowohl was der die
Speisen bewahrende Gott gethan, als auch, dass er ihn getödtet
habe.
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Imasi-wa araburu kami-zo. Ko-wa ma-koto-ni asi-ki kami-
ni-wa aranu-wo kono iabi-no koto-nomi-ni tsuki-te no-tamd-nari.
„Du hist ein grausamer Gott.“ Derselbe (der Gott des Mondes)
ist in Wirklichkeit kein böser Gott, und sie (die Sonnengottheit)
sagt dies nur in Folge dessen, was er diesmal gethan.
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246
Di*. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Fito-fi fito-jo-iva firu-to joru-to-je nari-te sumi-tamo-nari.
Fumi-ni tsugi-ni tsuku-jomi-no mikoto-ni nori-tamawaku: na-ga
mikoto-wa joru-no wosu-kuni-wo sirase-to koto-josasi-tamai-ki-to
ari. Wosu-kuni-wa sono sirasu kagiri-wo iu-koto fumi-no tsutajc-
ni kuwasi-ku ari.
„Einen Tag und eine Nacht“. Sie wohnte getrennt, bis der Tag
zur Nacht wurde. In der Geschichte heisst es: „Hierauf ertheilte sie
(die Gottheit der Sonne) dem Geehrten des Lesens des Mondes den
Auftrag mit den Worten: Du, o Geehrter, lenke das verzehrende
Reich der Nacht.“ Dass das verzehrende Reich die Grenzen genannt
werden, innerhalb welcher er die Lenkung führt, ist in den Überlie
ferungen zu der alten Geschichte genau angegeben.
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Säte kono tsutaje-wa owo-mi-oja-no kami-no mi-koto-nori-no
mama-ni fi-no kami-ni narabi-masi-te ame-no koto wo sirosi-mesi-
keru-wo kono tabi-no koto-ni jori-te joru-wo kagiri-te sirosi-mesu-
koto-to-wa nari-kemu-kasi.
Indessen führt er (der Gott des Mondes) in dieser Überliefe
rung nach dem Refehle seines göttlichen Vaters, indem er sich zu der
Gottheit der Sonne gesellt, die Herrschaft über den Himmel. Allein
in Folge der That, welche er diesmal verübt, dürfte ihm die Herr
schaft innerhalb der Grenzen der Nacht zugewiesen worden sein.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes l-za-nagi.
247
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Ame-kuma-no usi, fumi-no tsntaje-ni fikare-taru-ni-wa ame-
kuma-no usi-to ciri, ma-koto-ni koko-ni fito-to iü-beku-mo arane-
ba owo-no na fajaku otsi-taru-mono narti-besi.
„Der Gebieter des Himmelsbären“. In den Überlieferungen zu
der Geschichte stellt an der bezüglichen Stelle ame-kuma-no usi
(das Wort usi durch die chinesischen Zeichen dai-zin „der grosse
Mensch“ ausgedrückt). Da man hier in der Tliat fdo (Mensch, durch
das chinesische Zeichen zin ausgedrückt) nicht sagen kann, wird das
Wort owo (gross, durch das chinesische Zeichen dai ausgedrückt)
bereits weggefallen sein.
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no kutsi-jori mi-aje-to naru-beki mono-no ide-taru-koto nado
kikosi-mesi-te ma-koto-ni idie-motsi-suru kami naru-koto-wo sirosi-
mesi-te korosaje-tamai-si-koto-wo wosiku omowosi-te naru-besi.
Als sie (die Sonnengottheit) ferner, wie unten gesagt wird, die
sen Gott (den Gott des Mondes) als Gesandten schickte und sie
hörte, dass aus dem Munde jenes Gottes die Gegenstände, die als
248
f)r. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Speise gereicht werden sollten, und andere Dinge hervorkamen,
mochte sie erkennen, dass dies wirklich der die Speisen bewahrende
Gott sei und bedauern, dass er getödtet worden.
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Sono kami-no sika-sika, kasira-no iisi-umci-ni nareru-wa
kano kagu-tsutsi-no mikoto-no kasira-no kami-ni nareru tagui-nari.
(Der Scheitel) „dieses Gottes“ u. s. f. Dass sich das Haupt in
Rinder und Pferde verwandelte, ist etwas Ähnliches wie die Verwand
lung des Hauptes des Gottes Kagu-tsutsi in einen Gott.
Mi-fitai-ni awa, mi-maju-ni maju sika-sika-wa i-za-nami-no
mikoto-no mi-mi-no uje-ni ikadzutsi-domo-no nareru gotoku sono
tokoro-dokoro-ni sono mono ide-ki-te ari-si-nari.
„Auf seiner Stirne (entstand) Hirse, auf seinen Augenbrauen
(entstanden) Seidengespinnste“ u. s. f. Gleichwie auf dem Leihe der
Göttin I-za-nami die Donner entstanden, kamen an diesen verschie
denen Orten diese Gegenstände hervor.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
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Sare-do kono kami-wa wosi-mono-no kamt naru-ni kasira-
no usi-uma-ni nari, maju-no uje-ni maju-no nareri-si-wa siri-
gatasi, mosi ki-mono-wa mosi-mono-ni tmgi-taru, mono, usi-uma-
woawsi-mono-ivo motsi-fakobu-mono naru-ju-e-ni-te kono kami-no
mi-mi-ui sonawnreru mono-ni-jn aramu.
J)a jedoch dieser Gott der Gott der Lebensmittel ist, lässt es
sich schwer begreifen, wie sein Haupt sich in Rinder und Pferde
verwandeln, auf seinen Augenbrauen Seidengespinnste entstehen
konnten. Vielleicht ist es der Fall, dass, weil die Kleidungsstücke
auf die Lebensmittel folgen, Rinder und Pferde die Lebensmittel
fortschaffen, diese Gegenstände auf dem Leihe dieses Gottes bereit
gehalten wurden.
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250
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen eu (len
Fumi-ni-wa usi-uma-no koto-iva nasi. Säte fazime ke-no
ara-mono ke-no nigo-mono kutsi-jori idzuru-to ari-te so-wa mina
mi-aje-mono-ni naru-beki mono-nari-si-wo usi-uma-wn sono tagui-
ni arane-ba moto-jori kü-beki mono-ni nrazaru-koto siru-besi. Si-
karu-wo usi-ivo suki kui-mono-to snru kuni-domo-no ijasi-ki koto
sirare-tari.
In der alten Geschichte kommen Rinder und Pferde nicht vor.
Im Anfänge heisst es, dass Wesen mit rauhem Haare, Wesen mit
weichem Haare aus dem Munde hervorgekommen, was lauter Dinge
sind, die als Speise dargereicht werden können. Da jedoch Rinder
und Pferde nicht zu dieser Gattung gehören, so lässt sich erkennen,
dass es eigentlich keine essbaren Gegenstände gewesen. Indessen
ist die Verworfenheit der Länder bekannt, in welchen Rinder ein
beliebtes Nahrungsmittel sind.
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Satekonouke-motsi-nokami-no koto fazime-jori ito-ito kususi-
ki koto-ni omowarure-do ame-tsutsi-no fazime futa-basira-no kami-
no kuni-wo umi-tamai-si-jori kudari-gudari-no kami-jo-no kusiki
koto-domo omoi-watasi-te utagd-be-karazu.
Was sich auf den die Speisen bewahrenden Gott bezieht, wurde
gleich im Anfänge als etwas äusserst Wunderbares betrachtet. Wenn
man aber die Gedanken auf die in den verschiedenen Abschnitten
enthaltenen wunderbaren Dinge des Götterzeitalters richtet, welche
sich seit der Zeit ereigneten, als die beiden Stammgötter das Reich
hervorbrachten, so kann man nicht zweifeln.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
251
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Koto-goto-ni tori-motsi kajeri-te, ame-ni motsi-juki-te owo-
mi-kami-no mi-moto-ni tate-matsuru-nari.
„Er nahm alles mit und kehrte zurück“. Er hegah sich mit
diesen Gegenständen in den Himmel, wo er sie an dem Wohnsitze
der grossen erhabenen Gottheit überreichte.
Komo mono-domo-wa sika-sika awa-fije sika-sika-no mono-
wa fatake midzu-ta-ni fazimete u-e-osi-tamai-si-nari.
„Diese Gegenstände“ u. s. f. „Die Hirse, das Haidekorn“ u. s. f.
säete sie zuerst auf den hohen Feldern und auf den Wasserfeldern,
damit sie wachsen.
Säte koko-ni fazimete aivo-fito-kusa-no wosi-mono ide-ki-tare-
bu kore-jori saki-ni-wa wasi-mono-wa na-kari-si-ni-ja nado omd-
wa fi-?io kami-no umi-masazaru saki-wa toko-jami-nite ilta-ga
nado omö-ni onazi-ku ito-oroka-naru koto-nari.
252
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Wenn man übrigens, da hier zum ersten Male die Nahrungs
mittel des Menschengeschlechtes zum Vorschein kamen, glauben
wollte, dass es vor dieser Zeit wohl keine Nahrungsmittel gegeben
habe, so wäre dies so viel als etwa der Gedanke, wie zur Zeit, als
die Gottheit der Sonne noch nicht geboren war, die ewige Finster
niss beschaffen sein mochte und wäre etwas sehr Thörichtes.
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Subete nani-goto-mo ide-kite tajori-joku, sore-ni narete-wa
sono saki-no koto-wa siru fito naku-nari-juku mono-nari masi-te
kami-jo-no koto sono saki-no koto-nado siru-beki-ni arazu sono
maje-wa sono saki-no mama-nile ari-si-naru-besi.
Wenn irgend etwas zum Vorschein kommt und die Sache von
Nutzen ist, so gewöhnt man sich an sie, während die Menschen,
welche wissen, wie es früher gewesen, allmählich absterben. Somit
lassen sich die Dinge, die vor den Dingen des Götterzeitalters vor
handen waren, nicht erkennen. Es wird der Fall sein, dass das Vor
hergegangene dem noch früheren Zustand gemäss war.
Zu dieser Stelle der Auslegung wird in einer Anmerkung fol
gendes gesagt:
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Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
253
Ima-no jo-no kokoro-ni-wa kojomi-to iü mono naku-ba tosi-
tsuki-no wakatsi-mo siri-gata-karu-beku omoi, ko-gane siro-gane-
to in mono naku-ba ika-de kurasan-to omoi, ki-wata-to iü mono
naku-ba, ijasi-ki mono-wa takara-wa sinogi-katagen-to omoje-do
kono mono naki saki-mo koto kaku koto-wa na-kari-si-naru-besi.
Gemäss dem Geiste des gegenwärtigen Zeitalters glaubt man,
dass, wenn es einen sogenannten Kalender nicht gäbe, die Einthei-
lung des Jahres und der Monate sieb nicht erkennen liesse. Man
denkt sich, wie man, wenn es sogenanntes Gold und Silber nicht
gäbe, das Leben verbringen könne. Man denkt sich, dass, wenn es
sogenannte Leinwand nicht gäbe, man verachtete Gegenstände sowie
Kostbarkeiten schimpflicher Weise als Kleider tragen würde. Allein
es mag der Fall sein, dass, als es diese Gegenstände noch nicht gab,
die Dinge sich nicht so verhalten haben.
Die Auslegung fährt fort:
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Ame-no mura-kimi-wa mure-no wosa-nite ta-wo tsukuru
mono-no kasira-ioo iü-besi. Sare-do kono toki madzu kono ivosa-
wo sadame-tamawan-koto isasaka ika-ga naru koto-nari.
„Die Gebieter der Städte des Himmels“. Hier werden die zu
Ältesten der Scharen J ) ernannten Häupter der die Felder bebauen
den Arbeiter gemeint sein. Indessen lässt sieb einigermassen fragen,
wie man um diese Zeit zuerst diese Ältesten bestimmen konnte.
Somit hätte mura hier nicht die Bedeutung „Stadt“, sondern „Schar“. In der
Wörterschrift gibt die Verbindung den Sinn : „Die Gebieter der Städte des Him
mels“. Nach dem Sinne, den der Ausleger vermuthet, wären die Laute zu erklä
ren durch: „Die Gebieter der Scharen des Himmels.“
254
Dr. P f i z m a i e r, Die Auslegungen zu den
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Sa-da-wa ma-da, naga-ta-wa nuga-i-wo-uki nado-no naga
mte toka koto-ba-nite-mo aru-besi.
„Das schmale Feld“ fsa-da) mag so viel als das „wahre i)Feld“
(ma-da), das „lange Feld“ (naga-ta) eines der Wörter sein, in
welchen „lang“ wie in dem Ausdrucke, „die langen fünfhundert
Herbste“ erklärt wird.
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Ja-tsukä-fo-wa tada nagaki fo-wo iü-naru-besi. Kaku-te kono
mono ija masu-masu-ni ide-ki-sakajete awo-fito-gusa jutaka-ni
nari-juku-wo mi-ma-no mikoto-no mi-amori-no toki kono kuni-ni
tsutaje-tamai-te ame-no sita amaneku minori-sakaje-juku-koto-to-
wa nareru-nari.
„Eine acht Griffe messende Ähre“ wird blos eine lange Ähre
bedeuten. Somit kamen diese Gegenstände im Übermasse hervor und
blühten, während die grünen Menschenpflanzen reichlich zu erstehen
anfmgen. Als der Geehrte, der erhabene Enkel, von dem Himmel
herabstieg, überlieferte er sie (die Kornähren) diesem Reiche, was
zur Folge hatte, dass unter dem Himmel alles Früchte zu tragen und
zu gedeihen anfing.
1 ) Sowohl "C? ma (in der Wörterschrift „wahr“) als
„schmal“) sind Ausdrücke der Verstärkung.
f
sa (in der Wörterschrift
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
255
Zu dieser Stelle der Auslegung wird in einer Anmerkung
gesagt:
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Fumi-ni mi-ma-no mikoto mi-amori-no saJci-ni oivo-tosi-no
kami mi-tosi-no kami nado are-do so-wa mi-amori-kudari-no
notsi-jori mawoseru mi-na naru-mo siru-be-karazu. Iiono kami-
tatsi mi-amori-no notsi-made-mo masi-masu-be-kere-ba-nari.
In der alten Geschichte gibt es, ehe noch der Geehrte, der er
habene Enkel vom Himmel steigt, Götter wie Oivo-tosi-no kami (der
Gott des grossen Jahres), Mi-tosi-no kami (der Gott des erhabenen
Jahres). Allein man kann nicht wissen, ob dies nicht Namen sind,
die ihnen nach der Zeit, wo das Herabsteigen von dem Himmel
stattgefunden, beigelegt wurden. Diese Götter müssen bis zur Zeit
nach dem Herabsteigen von dem Himmel vorhanden gewesen sein.
Die Auslegung fährt fort:
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7
Maju-wo kutsi-ni fukami-te sika-sika. Kono mono-wo ito-to
nasu koto-mo kono toki madzu ame-ni fazimari-si-naru-besi.
Kutsi-ni fukumi-te mono-suru-koto-wa ima-no jo-ni-iva kikanu-
koto nare-do inisi-je-wa sikasi-te ito-ni-wa nasi-kemu-kasi.
256
I)r. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
„Sie nahm die Seidengespinnste in den Mund“ u. s. f. Es mag
sein, dass die Verarbeitung dieser Gegenstände zu Seide damals
zuerst in dem Himmel begonnen wurde. Dass man dies thut, indem
man sie in den Mund nimmt, ist in der gegenwärtigen Zeit zwar
etwas Unerhörtes, in der alten Zeit jedoch dürfte man auf diese
Weise daraus Fäden verfertigt haben.
* %/ M A / 7 f \ ?
Säte koko-ni usi-uma-wo tsukb-koto-mo aru-beki-wo naki-ka
koto-tarazu, sare-do kono mono-mo tomo-ni ame-je motsi-kajeri-
tnmai-si-naru-besi. Simo-no futsi-go-ma-no koto-mo are-ba-nari.
Endlich sollte hier noch die Verwendung der Rinder und Pferde
angegeben sein. Da dies aber nicht der Fall ist, sind die Nach
richten unvollständig. Indessen mag jener (der Gebieter des Him
melsbären) mit diesen Gegenständen in den Himmel zurückgekehrt
sein. Weiter unten findet sich auch die Erzählung von dem gestreif
ten Füllen.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-uagi.
257
Kono uke-motsi-no kami-wa kono kuni-no kamt naru-wo sono
kami-no mi-mi-ni nareru mono-wa madzu mina ame-je age-tamai-
te notsi-ni mi-ma-no mikoto-no mi-amori-no toki soje-matsuri-te
kono kuni-je kudasi-tamö-koto fi-no kami-wo ame-je age-matsuri-
te notsi-ni mi-ma-no mikoto-wo ama-kudasi-masasi-me-tamö-koto
ana-kasiko fukaki ju-e-aru koto-ni koso.
Der die Speisen bewahrende Gott ist der Gott dieses Reiches,
doch die auf dem Leibe dieses Gottes entstandenen Gegenstände
wurden früher zu dem Himmel emporgehoben und später erst, als
der Geehrte, der erhabene Enkel von dem Himmel herabstieg, mit
gegeben und in dieses Reich herniedergeschickt. Die Gottheit der
Sonne wurde zu dem Himmel emporgehoben und später der Geehrte,
der erhabene Enkel, von dem Himmel herniedergesendet. Dies sind
nur Dinge, welche einen sehr vernünftigen, bedeutungsvollen
Grund haben.
v v t j t f T
Taka-ma-no fara-ni ma-i-dete sika-sika. Taka-ma-no fara-
wa sunawatsi ame-nite ama-terasu oioo-mi-kami-no sirosi-mesu
ama-tsu mi-kuni-nari.
„Auf der Ebene des hohen Himmels eintreffen“ (Worte des
Gottes Su-sa-no wo) u. s. f. Die Ebene des hohen Himmels ist der
Himmel, das in dem Himmel befindliche erhabene Reich, welches
die den Himmel erleuchtende grosse Gottheit beherrscht.
Sit/,b. d. phil.-hist. CI. L, Bd. III. IIft.
17
258
Dr. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Na-ne-no mikoto-wa na-nio ne-mo tdtomi-koto-ba-nite irose-
no na-no jomi-ni-wn arazu,
In na-ne-no mikoto (in der Wörtersclirift: die Geehrte, die
ältere Schwester) sind sowohl na als ne ehrenvolle Ausdrücke. Sie
sind nicht die Aussprache des (hier in Wörterschrift gesetzten) Wor
tes iro-se (ältere Schwester).
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^ P -fi P /? P P P p I
7 V ) ^ s .+> p. L * X
Kamu-koto sude-ni woje-tamb-wa futa-basira-no kamt ma-
guwai-si-tamai-te owo-ja-sima-kuni-wo umi-tamai jo-no naka-no
koto-wo nasi-ivoje-tamd-nari.
„Er (I-za-nagi-no Mikoto) hatte seine göttlichen Werke
vollbracht“. Indem die beiden Stammgötter sich verbanden, erzeug
ten sie das Reich der grossen acht Inseln. Hierdurch hatten sie die
Werke, die für sie in der Welt zu verrichten waren , zu Stande
gebracht.
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Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
259
Sei-un sika-sika-no jo-na mata tsugi-no ziaku-nen nado-wa
mina tamesi-no fumi-no omote-no kazari-ni sojerare-tciru na-nite
sukunasi-um kono na-no koto-mo komori-te-wa aru-be-kere-do kore-
ra-no na-wo koto-goto-ni jomi-te-iva naka-naka-ni sunawo-naru
inisi-je-tsutaje-Jio koto-ivo omoi-ajamaru-koto-mo aru-be-kere-ba
kono tagui-no na-wa mina jomanu-zo jokemu.
„Sein Geist zog umher“ *) u. s. f. Dies, so wie das folgende
„einsam“ 2 ) und anderes sind Wörter, welche zur äusseren Aus
schmückung des als Muster dienenden Textes hinzugefügt wurden.
Obgleich sie nur wenige sind und die Sache verdeckter Weise vor
kommt, könnte es, wenn man dergleichen Wörter sämmtlich (japa
nisch) läse, in der That geschehen, dass man sich von den regel
rechten alten Überlieferungen falsche Begriffe machte. Es wird daher
gut sein, alle Wörter dieser Art nicht (japanisch) auszusprechen.
^ f*' f 7 iXl
Mi-ja-tsukuri-masi-te sika-sika. Nori-ni awa-dzi-no kuni
tsuna-no kowori awa-dzi i-za-nagi-no kami-no jasiro, kamt owo-
to na-dzuke-ki-io ari. Fumi-ni-wa d-mi-no ta-gu-ni-namo masi-ma-
su-to ari. Tomo-ni notsi-ni kami-no mi-tama-wo itsuki-matsuru-ni
tsuki-te ijeru-koto naru-besi.
0 Die Urkunde enthält hier in rein chinesischer Sprache die Worte : Sein (des Got-
tes I-za-nagi) Geist zog umher und war im Begriffe zu übersiedeln.
2 ) Dem Satze i £/ Z2 )] -3 i/ sidzumari-masi-ki „er begab sich zur
Ruhe“ entsprechen hier in der Wörterschrift die Zeichen siuku-zen tsio-in-zia-i,
deren Bedeutung: Einsam in langer Verborgenheit sich befinden.
17*
260
Dr. H f i z ni a i e r, Die Auslegungen zu den
„Er baute das erhabene Haus“ u. s. f. Nach der Vorschrift
befindet sich in dem Kreise Tsu/ia, Reich Awa-dzi, der Altar des
Gottes I-za-nagi von Awa-dzi. Es werden die Namen „Gott“ und
„gross“ beigelegt. In der Geschichte heisst es: „Er hat seinen
Wohnsitz in Taga, Reicli Omi.“ Dies wird in Folge des Umstandes
gesagt werden, dass man später an diesen Orten gemeinschaftlich
den Geist des Gottes verehrte.
i 3 f I' A 3
v- —. . ■
Mata iivaku sika-sika-tio futa-tsu towo kokono-na ara-moto-
ni jori-te tsi-isa-na-ni kaki-tsu.
„Ferner wird gesagt“ u. s. f. Diese neunundzwanzig (chine
sischen) Wörter wurden nach einem Texte mit kleinen Ruchstaben
geschrieben.
m *> *-
Mi-ikiivoi sika-sika jo-na-mo jomazu.
Die vier (chinesischen) Wörter „sein Ansehen“ u. s. f. werden
ebenfalls nicht (japanisch) gelesen *).
1 ) In dem Buche findet sich dessen ungeachtet hier die Lesart: pj>
In dem Buche findet sich dessen ungeachtet hier die Lesart: ^
!) f t *> % l t mi-ikiwoi-mo owoki-nari „sein Ansehen
war auch gross“.
261
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
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t k I' I' 7 IX 3*.
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t ^ I' I' ; ^ i/ $ a ^
Ame-ni nobori-masi-te sika-siku, kajeri-koto-mawosi-tamai-ki
sika-sika-to a.re-ba fnzime nma-tsu kami-no mi-koto-nori ari-si-
koto siru-beki-wo moto-bumi-ni-wa kore-mo fabukare-taru
mono-nari.
Da gesagt wird: „Erstieg in den Himmel“ u. s. f. „Er mel
dete die Vollziehung des Auftrages“ u. s. w., kann man wissen,
dass anfänglich ein Auftrag von Seite des Gottes des Himmels (für
I-za-nagi-no Milcoto) vorhanden gewesen. Indessen ist sowohl das
eine als das andere (jede dieser zwei Stellen) in dem ursprünglichen
Texte weggelassen worden *).
t :
/i-
Safe kann ame-ni nobori-masi-te sika-sika-zo ma-koto-no
tsutaje-nite nagaku ame-ni todomari-masi-masu mi-ja-wo fi-no
vmka-mi-ja-to iu naru-besi.
Übrigens mögen die Worte: „Er stieg in den Himmel“ u. s. f.
Hie wahre Überlieferung sein und durch sie gesagt werden, dass der
Es steht dassClbst nur in kleiner Schrift als Anmerkung.
262
|)r. Pfizmaier, Die Auslegungen zu den
Palast, in welchem der Gott, als er für die Dauer indem Himmel
verblieb, seinen Wohnsitz nahm, der junge Palast der Sonne
heisst.
F'i-mo waka-mo tutaje-iü koto-ba-nari, inisi-je-uta-ni-mo ma-
ki-saku fi-no mi-ja fi-no mi-kado nado oivoku jomeri. Waka-wa
midzu-gaki midzu-no mi-araka nado in midzn-ni onazi.
Sowohl ß (Sonne) als waka (jung) sind Ausdrücke der Loh
preisung. Auch in den alten Liedern liest man häufig Stellen, wie:
„Die wahren Bäume blühen vor dem Palast der Sonne, vor des
Lehensbaumes Thor“. Waka (jung) ist mit dem in Ausdrücken
wie midzu-gaki (der kostbare Wall), midzu-mi-araka (die kostbare
Halle) vorkommenden midzu •) gleichbedeutend.
Zu dieser Stelle der Auslegung wird in einer Anmerkung Fol
gendes gesagt:
1 ) Das Wort, das erklärt werden soll, ist jedoch waka (jung), was bemerkt zu wer
den verdient.
Nachrichten von den Söhnen des Gottes I-za-nagi.
263
Owo-mi-kami-no mi-fikari-wo fi-to mawosu-koto-mo tataje-
maisuri-te-nari. Mata kono fi-ko fl-me nado-no fi-mo onazi, kono
foka inisi-je-koto-bn minn fi-to iu tataje-goto-to kikojuru-nari. Fi-
wa ka-na-nari.
Dass man den Glanz der (den Himmel erleuchtenden) grossen
erhabenen Gottheit fi (Sonne) nennt, geschieht, weil man ihn lob
preist. Auch das fi in Wörtern wie fi-ko (vornehmer Sohn, wört
lich: Sonnensohn), fi-me (vornehme Tochter, wörtlich: Sonnen
tochter) hat dieselbe Bedeutung. Ausserdem enthalten sämmtliche
alten Wörter, welche eine Lobpreisung ausdrüeken, den Laut fi
(Sonne). Fi (Lebensbaum) ist ein geborgtes Zeichen ').
Die Auslegung fahrt fort:
Mata i-za-nagi-no mikoto sika-sika-no koto-wn saki-no kudnri-
ni tsudzuku-beki-wo koko-ni ari-te-wa saki - notsi - no tsudzuki
odajaka-naranu-kasi, uzu-no jama-kage-ni iware-taru-ga gotosi.
Ferner sollte die Stelle: „I-za-nagi-no Mikoto“ u. s. f. dem
vorhergehenden Abschnitte angeschlossen sein. Da sie sich aber hier
befindet, dürfte der Anschluss des Vorhergehenden an das Nachfol
gende nicht fest sein, wie dies in dem Werke „der Bergschatten
des Eisenhutes“ gesagt wird.
f ) Hiermit scheint gesagt zu werden, dass fi (Lebensbaum) von fi (Sonne) abzuleiten
ist. Jedenfalls kommt es vor, dass fi (Lebensbaum) für fi (Sonne) als Wort der
Lobpreisung gebraucht wird.
264
Dr. Pfizni. Die Ansieg. z. d. Nachr. v. d. Söhnen des Gottes 1-za-nagi.
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Mata kaku i-za-nagi-no mikoto-no kamu-agari-no koto-wo
sirusarete i-za-nami-no mikoto-no kamu-agari-no koto-wo sinisare-
zaru-wa ika-ga-nari-to uje-da-no momo ki-no ijeru-mo saru-koto-
nari. Jo-mi-no kudari-wa moto-bumi narane-ba-nari.
Die Frage, wie es kommt, dass auf diese Weise das Ableben
des Gottes I-za-nagi verzeichnet wird, während das Ableben der
Göttinn I-za-nami nicht verzeichnet steht, wurde schon längst von
Uje-da-no Momo-ki aufgeworfen. Denn der Abschnitt von der Unter
welt ist in dem ursprünglichen Texte nicht enthalten.
V a h 1 e n , Beiträge zu Aristoteles Poetik. 265
SITZUNG VOM 21. JUNI 1865.
Es wird der Classe mitgetheilt, dass Sr. k. k. apost. Majestät
mit Allerhöchster Entschliessung vom 11. Juni d. J. geruht haben,
die Wahl des Capitularpriesters des Stiftes Reygern und mährisch
ständischen Historiographen Dr. Beda Dudik zum inländischen
correspodirendem Mitgliede der philos.-histor. Classe zu genehmigen.
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
I.
Von dem w. M. J. fahlen.
(Vorgelegt in der Sitzung vom 10. Mai. Vgl. Akadem, Anzeig. N. XIII.)
Aristoteles eröffnet die Poetik mit einer dürren Aufzählung der
Gegenstände seiner Untersuchung: einer Knappheit, mit der sich der
Eingang der ersten Analytik und der Hermenie vergleichen lässt,
während in anderen Schriften, wie der Ethik und Politik, das Ziel
der Untersuchung und die Wege zu demselben analytisch entwickelt
werden.
Wir wollen reden, sagt er, von der Dichtung an sich und ihren
Arten, wie man in jeder derselben die Sujets zu componieren habe,
damit die Dichtung kunstgerecht sei, ferner aus wie vielen Theilen
jede Dichtart bestehe und wie dieselben beschaffen sein müssen, und
endlich von dem, was sonst noch zu dieser Untersuchung gehört. Er
hat die oi>artx<ng j'mSov, die in der Theorie der Tragödie als einer
der sechs Theile erscheint, von den Theilen der Dichtung abgeson
dert und ihnen vorangestellt, wie man annimmt, um den p.ö3cc gleich
266
V a h 1 e n
hier als den wichtigsten und vornehmsten der Theile herauszuheben,
dem daher auch hei der Tragödie die eingehendste Betrachtung ge
widmet werde. Allein der [j.0Sog, der neben anderen Theilen des
Gedichts, wie Sprache und Gedanken, das stoffliche Element be
zeichnet, ist doch auch das poetische Gebilde, wie es in der Seele
des Dichters sich gestaltet, und .als solches dem fertigen noir^a,
in welchem sich Theile unterscheiden lassen, vorausliegt. So
gefasst, ist die hiesige Anordnung wohl begründet und hei der
Beweglichkeit des Begriffes p.ö.So? verträgt sich damit ebensowohl,
dass derselbe bei der Tragödie als einer und erster der Theile behan
delt wird, wie dass heim Epos (capp. 23 und 24) zuerst der /xOSog
besprochen und dann erst von den Theilen und Arten der epischen
Dichtung geredet wird ').
Beginnen will Aristoteles naturgemäss mit dem, was das erste
ist, d. h. mit der Untersuchung über die Dichtung an sich und ihre
Arten. Dieser Gegenstand wird erörtert in dem ersten allgemeinen
Theile der Poetik, der Cap. 1—5 (p. 1447 a 13—1449 b 9) um
fasst und sieb in zwei selbständige Untersuchungen sondert. Erst
lich entwickelt Aristoteles (von p. 1447 a 13—1448 b 3) wie auf
dem Grunde des aller Poesie wesentlichen Begriffes der pipwj die
einzelnen Dichtarten sich von einander scheiden. Und zweitens beant
wortet er (von p. 1448 b 4—1449 b 9) die Frage, wie die Dichtung
überhaupt und die besonderen Dichtungsarten aus der Naturanlage
des Menschen hervorwachsen: eine Frage, die nicht genügend beant
wortet werden konnte, ohne dass der Grundbegriff der Dichtung und
die Sonderung ihrer Arten vorher festgestellt war.
Alle Dichtung also, damit eröffnet Aristoteles die erste jener
beiden Erörterungen, hat gemeinschaftlich die pu'pivins, d. i. die
dichterische Umbildung und künstlerische Gestaltung eines gegebenen
oder erfundenen Stoffes. Statt der Dichtung überhaupt werden bei
spielsweise epische und tragische Dichtung, ferner Komödie und
Dithyrambendichtung, und Kitharistik und Auletik zum meisten Theile
(r% Vj nle'ior»j xcci y.iSapiGuxrjg') genannt. Dass den ge
nannten Dichtarien, welche nur den allgemeinen Begriff der Dichtung
in ihren Hauptgattungen concret versinnlichen sollen, die beiden
musischen Künste angefugt sind, zu denen nachträglich noch die
Orchestik hinzutritt, wird seine Erklärung und Rechtfertigung in dem
weiteren Gange der Aristotelischen Untersuchung finden. Auf dem
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
267
gemeinsamen Grunde der pipriaig sondern sich diese poetisch-musi-
clien Künste 1. nach den Mitteln, 2. dem Object und 3. der Art
und Weise ihrer mimetischen Darstellung: näaai ruyyävovaiv oüaai
pipri'jeig tö rjvvolov. dia.<pepouGi de ä/UvjAwv rpiatv • vj yäp r£> sv er£-
poig [JMJ.eTaSai, r/ tm erepa, u tü irepwg xat prj rov cevrov
rpinov 2 ).
Was den ersten auf die Mittel gegründeten Unterschied anlangt,
so verhält es sich mit der Dichtung und Musik, wie mit der bildenden
Kunst, insbesondere der Malerei, die hier, wie oftmals in der Poetik,
lediglich als verdeutlichende Parallele zur Dichtkunst herangezogen
wird. Wie also bildende Kunst und Malerei in Farben und Figuren,
so bewegen sich die genannten Künste in Rede, Tact und Harmonie,
sei es in allen zugleich oder in einigen oder einem gesondert: ovroi
xctv roüg eipr,phcag Teyyocig äKxzcv. p£v TrotoOvrca rrjv uip.ri'jiv ev
poSpS) xat Aoytp xat äppovia, roOroig d’ yi yMpig vj pepiypevoig.
Nämlich (otov) in Harmonie und Rhythmus, die Auletik und Kithari-
stik nebst dem Syringenspiel und was es sonst dem ähnliches gibt
(xav e’i nveg erepco. Tvyy&vov'jiv 3 ) nuaca roitxvrai rüv dOvaptv ofov
r, ~’2v rrjpvf jrivj). Aristoteles reiht der im Eingang der Untersuchung
genannten Kitharistik und Auletik hier noch andere ähnliche Künste
an, wie er nachher in derselben Erörterung dem Dithyramb den ver
wandten Nomos, der epischen Dichtung eine Reihe gleichartiger
Dichtungen heigesellt, zum deutlichen Beweise, dass die ursprüng
liche Aufzählung nur paradigmatisch gemeint war und jede der ge
nannten Künste eine der Hauptgattungen vertreten sollte.
Im Rhythmus allein bewegt sich 2. die Orchestik. Diese war
in der ursprünglichen Aufzählung übergangen, auf die durch xav
rat? elpvp.evaig riyycag so bestimmt zurückverwiesen wird: und doch
vertritt sie eine besondere Gattung und erscheint daher 1448 a 9 in
der mit der hiesigen parallelen Anordnung der Künste nach dem Ob
jecte gleichfalls neben Auletik und Kitharistik. Einen Grund, wess-
halb Aristoteles neben den letzteren die Orchestik nicht gleich im
Eingang der Erörterung aufgeführt, weiss ich nicht zu finden: und
dennoch scheint der begründende Zusatz, mit dem sie an dieser
Stelle eingeführt wird (xat yxo ourot die/, rcöv oyripanllopivow pvS-
pwv pipovvrai xat riSri xai nä3u xat 7rpä£st?), ein Fingerzeig dafür
zu sein, dass die Orchestik in der That erst nachträglich in den ihr
von Anfang gebührenden Platz eingeführt worden.
268
V a h 1 e n
Die Worte selbst, mit denen ihr der Rhythmus als das ihr eigen-
tlnimliche Mittel zugewiesen wird, und die ich mit Daniel Heinsius
so schreibe avzü> di ztp pv$pä> fupovvzoa -/_u>plg dppeviag oi(rcoXkoiy
rcöv öpyr^rcSv 4 ), stellen die Orchestik in angemessene Parallele zu
der Kitharistik und Auletik, von welchen Aristoteles gleichfalls nur
den grössten Theil (rf,? avXrjzixYig r, nläazri) als mimetisch in An
spruch nahm. Platon hat in den Gesetzen VII S. 795 e den mimeti
schen, der Dichtung sich zugesellenden Tanz von einem andern ge
sondert, den man den natürlichen nennen kann (zög opyrjzeug di
äXXt] piv M o v vT) g Xi^tv pipovpivov, ze zs psyccXexpexig ipv-
Adzzevzag äpx xat iXeOSepov älXrj di süefyag iXcappezrjzdg zs Svexa
■/.cd y.dXkoug züv zev aciiu.azog aüzev pzköiv x«i peptZv y.rA.). *Und fin
det nicht eine gleichartige Scheidungauch auf Kitharistik und Auletik
Anwendung? Für Aristoteles aber kam, wie sich weiterhin deutlicher
zeigen wird, von der musischen und orchestischen Kunst nur die
Seite in Betracht, die sie im Anschluss an die Dichtkunst zur mime
tischen macht.
Im Worte endlich ohne Rhythmus und Harmonie, stellt dar eine
ganze Classe dichterischer Erzeugnisse, die mit einem gemeinsamen
Namen nicht zu bezeichnen ist: zu dieser gehört aber vor allen die
Epopoiie. Und mit diesem Namen, so nimmt man gemeinhin an,
habe Aristoteles aus Mangel eines anderen jene Gruppe von Dichtun
gen zusammenfassend bezeichnet. Zu dieser Classe gehören 1. die
prosaischen Mimen der Sophron und Xeuarehos, und die gleichfalls
prosaischen Soldatischen Dialoge; 2. Dichtungen in Trimetern, He
xametern, Distichen u. ähnl.; 3. Dichtungen in gemischtem Vers-
maass. Diese drei Arten sind eingeschlossen in der Bezeichnung der
Mittel, deren sich diese Kunstgattung bedient (zeig Xöyoig rpdolg r,
zeig pizpv.g, /.cd zevzoig ehs piyvOau psz’ «AXvjXwv, sUF ivi zw
yivEi xpwpevr, züv pizpeov), und werden in der weiteren Erörterung
näher bezeichnet. Dass es nun dem Aristoteles hiefür an einem
zusammenfassenden Namen gebreche, spricht er deutlich aus: oudiv
7cep dv i'%'Cip.sv evepdcco. y.eivev zeug 'Zütppovcg y.zX. Es gibt kein
Wort, welches Mimen und Sokratische Dialoge, 2. Dichtungen in
Trimetern oder Distichen oder sonst einem stetig wiederkehrenden
Maasse, und ebenso 3. Dichtungen in vermischtem Versmaass zusam
menfassend bezeichnete. Von dem Satze eddiv ydp äv £y_oipsv 6vo-
pd'ja.i. yoivev sind in gleicher Art abhängig 1. zevg 2. ■/.. 3. pipovg
Beiträge zu Aristoteles Poetik. 269
•/.ui rovg 2. Aö'/Civg, 2. civd’ ei' ng diu rptpsrpwv r t e/e^eitov r y rc/jy
äXXwv nv&v rcnv roiovrwv noioXro rr/v /u.tfAV3<rtv, lind nach der einge
schobenen Zwischenbemerkung, 3. opctwg oe xav et rtj a/ravr« ra
perpa pr/vüwv arototro r^v ptp^cnv: wie denn diese Zusammengehö
rigkeit für die beiden letzten Glieder die genaue Entsprechung von
diu vpipirpwv x-A. und rä psrpa pcyvöwv, und noch mehr das beiden
gemeinsame Prädicat noioXro rvjv pi'pvjatv augenscheinlich macht.
Die Worte xai noiyrriv npoau^opeuriov sind daher zu tilgen als eine
nicht richtige Ergänzung des vermeintlich nachsatzlosen Satzes
t/j.01 cog di xav et rt? xrA. 5 ).
Ist nun hienach der mit oödiv /dp eiv iyoip.sv beginnende be
gründende Satz in seiner Dreigliederigkeit klar und ohne Anstoss, so
fehlt es doch an einem Object der Begründung und einer Beziehung
des yäp, die dem Vorhergehenden nicht abgepresst werden kann.
Vielmehr wird unbefangene Erwägung des Zusammenhanges die
Nothwendigkeit der von Bernays getroffenen Ergänzung nicht ver
kennen: («vdivopo?) rvyyavovaa fJ.iy.pi roü vöv ovdiv ‘yap äv iy.tjifj.sv
o’vopäaaj v.oivöv xrÄ. Allein trotz dieser einleuchtenden Ergänzung
bleibt ein Bedenken übrig, das ich nicht zu heben w'eiss. Oder
konnte Aristoteles, nachdem er im Eingang des Salzes, nach der ver
breiteten Annahme, snonoiiu in dem ungewöhnlich erweiterten Sinne
von 'Wortdichtung’ ohne weiteres angewendet hatte, am Schluss
desselben Satzes von derselben inonouu sagen civwvupos ruyyuviAjaal
Dieses Prädicat konnte doch, wie ich meine, füglich nur an die nicht-
benannte Dichtungsart in Prosa oder Versen, einfachen oder ge
mischten, sich anschliessen. Das will sagen, eine zweckmässige
Form des Gedankens wäre etwa folgende gewesen: 'im Wort oder
in Versen, sei es einfachen oder gemischten, stellt eine Dichtungsart
(oder noch allgemeiner, eine mimetische Kunst) dar, für welche es
bis jetzt keine Bezeichnung gibt’. Und ferner, ist es denn so ausge
macht, dass Aristoteles den für jeden Griechen mit festbegrenzter
Bedeutung versehenen Ausdruck inmoiiu in jener vorausgesetzten
'Veiten Dehnung des Begriffes genommen habe? In der ganzen übri
gen Poetik bezeichnet inonoiiu, was es überhaupt im Griechischen
bedeutet, die epische Dichtung: und an der einzigen Stelle, wo Ari
stoteles die nämliche Gruppe von Dichtungen zusammenfassend zu
bezeichnen hat, gebraucht er diesen Ausdruck, der doch nach einer
hier vorausgegangenen Erklärung keiner Missdeutung ausgesetzt war,
270
V a h 1 e n
nicht, sondern bezeichnet dieselbe in Ermangelung eines besonderen
Namens nach den Mitteln: 1448 a 11 Kepi rovg loyovg xai tyiv ipüo-
ixtrpiw, ein Ausdruck, der beiläufig gesagt, die Frage nabelegt, ob
nicht auch an unserer, mit jener parallelen Stelle nicht roXg Xöyoig
ipiXoXg y) zoXg p.izpoig, sondern zoXg Xbyoig yi zoXg ipiXoXg p.ezpoig ge
schrieben gewesen. Im Übrigen aber wird man von dem sichern
Ergebniss des eingesetzten ävüvvp.og aus nach einer zweckmässigeren
Gestaltung des ganzen Satzes suchen müssen, der, wie ich meine,
mehr gelitten bat, als jenes Wort heilt °)-
Während nun die bisher aufgefiihrten Gattungen von den drei
früher genannten Mitteln je eines oder zwei gebrauchen, Rhythmus
und Harmonie die Auletik und Kitharistik, Rhythmus allein die Or-
chestik, Rede allein, sei es metrische oder prosaische Rede, ohne die
beiden andern, die namenlose prosaisch-metrische p.ip.r^ig, so finden
alle drei Mittel, nämlich (As-yw de otov) Rhythmus, Harmonie, und
(metrisches) Wort zu gleicher Zeit Anwendung in dem Dithyramb
und Nomos, sowie in Tragödie und Komödie, nur mit dem Unter
schiede, dass jene und also die chorische Lyrik überhaupt durch die
ganze Dichtung, diese, Tragödie und Komödie, nur in einzelnen
Theilen, d. h. den für den Chor reservirten, jene drei Medien der
Darstellung anwenden: Siutpipovai oe 6'rt ul p.ev up.u kügui ul de
y.uzu [xipog. Denn so, denke ich, ist zu schreiben, kügui, nicht
küglv, da ja der Gegensatz nicht ist zwischen allen Mitteln und ein
zelnen, sondern zwischen den Dichtungen in ihrem ganzen Umfange
und einzelnen Theilen der Dichtung ’)•
Von diesem Endpuncte der bisherigen Erörterung aus lässt sich
nun eine Erklärung dafür finden, dass Aristoteles, während er augen
scheinlich nur die Dichtarten sondern will, in der anfänglichen Auf
zählung derselben neben ihnen der Auletik und Kitharistik und nach
träglich auch der Orchestik einen Platz eingeräumt hat. Aristoteles
geht nämlich für den auf die Mittel der Darstellung gegründeten Un
terschied der Dichtgattungen von dem Factum der Aufführung aus:
nicht das buchmässige Drama oder den litterärischen Dithyramb
zieht er in Retracht, sondern die scenisch-musikalische Production
derselben, die auf einem Zusammenwirken verschiedener Künste
beruht. Daher schloss die Frage nach den Medien der dramatischen
und chorischen Production die andere in sich, welches sind die spe-
cifischen Medien der in diesem Dreiverein wirkenden Künste? Wie
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
271
der Dichtung als solcher die Rede (/6'yoj-/j.srpov) als ihr Medium
angehört, so musste für die mit der Dichtung zusammenwirkende
Musik und Orchestik gleichfalls das besondere Medium einer jeden
aufgesucht werden. Daher waren sie, wegen ihrer Verbindung mit
der dramatisch - chorischen Dichtung, in ihrer Selbständigkeit zu
fassen und nach ihrem Darstellungsmittel zu befragen. Hatte sich
ergehen, dass die Musik in Rhythmus und Harmonie, die Orchestik
im Rhythmus sich bewegt, so waren nun erst die Mittel der drama
tischen und chorischen Aufführung in Rede, Rhythmus und Harmonie
gefunden.
Die gleiche Reihe von Dichtarten nebst den zugehörigen Künsten
der Musik und Orchestik wird der zweiten Sonderung nach dem
Objecte der Darstellung, oder nach modernem Ausdruck dem Kunst
stile, zu Grunde gelegt. Da es nur auf nachahmende Darstellung
handelnder Persönlichkeiten (npocrrovTsg) ankommt, so geht Aristo
teles von dem Grundunterschied aller Charaktere aus, die entweder
würdige (anovdoüoi) oder niedrige (yaüAoi) sind. Auf diesen Gegen
satz, der auf der Grenzlinie zwischen ethischer und ästhetischer
Würdigung liegt, lässt sich die ganze Mannigfaltigkeit der Charaktere
schliesslich zurückführen (roOzoig omoIovSsT [xövotg cf. de part. anim.
646 a i7 Metapli. 1042 b 4), und anderseits ergibt sich daraus,
dass die, welche Handelnde darzustellen haben, sich entweder an
das Maass der Wirklichkeit halten, oder über dieselbe in das Ideal
hinauf-, oder unter dieselbe in die Carricatur hinabsteigen können:
wie diese Unterschiede sich am deutlichsten hei den Malern heraus
gestellt haben. Sie müssen sich aber bei den genannten poetisch
musischen Künsten, die es alle mit der Darstellung von Handlungen
und Handelnden zu thun haben, gleichfalls anwenden lassen, in
der Musik und Orchestik, in der nach ihren Mitteln (X6yoi-\piXo[xs-
tpta) benannten Gruppe von Dichtarten, in dem Dithyramb und
Nomos, und endlich in der Tragödie und Komödie, die, während hei
jenen innerhalb derselben Gattung die Gegensätze sich ausgebildet
haben, in dem nämlichen Gegensatz als selbständige Gattungen
auseinander getreten sind.
Aristoteles wendet sich zu dem dritten der früher angekündigten
Unterschiede der Dichtarten, der aus dem Wie der Nachahmung
entspringt. Hier ergibt sich zunächst eine zweifache Scheidung:
man kann bei denselben Mitteln und in demselben Kunststile
272
V a li 1 e ii
nachahmen entweder erzählend oder handelnd und agierend: xat
ydp iv xoXg aöxoXg xat xd <xvxd p.'.p.sXtjSai saxiv. 6xi piv dxayyiXXovxa
— 77 navza (hg npdxxovxag xat ivspyovvxag [toöj p.ip.ovp.ivovg']. Die
letzten Worte nämlich halle ich für eine Interpolation, die durch den
Wechsel im Numerus (dxccyyi'Xlwza.— npdxxouxag^) veranlasst ward,
auf den aber hier so wenig Gewicht zu legen als 1433 h 30, 33, 38.
Dieser durchgreifende Gegensatz des dKocyysl'ksiv und xpd.xzs.vj
(= ivspysiv, dpäv) tritt sowohl sonst (vgl. 1439 a 13) als nament
lich in der Definition der Tragödie 1449 b 26 dp(ivrav xai od dt’
dnayysliag nachdrücklich hervor. In denjenigen Dichtungen aber,
deren Darstellungsweise das Berichten (dnayyslia) ist, stellt sich
eine neue untergeordnete Scheidung heraus, je nach dem Verhältniss,
welches der Dichter einnimmt zu seiner Dichtung: entweder ver
schwindet der Dichter gänzlich hinter den von ihm als redend und
berichtend eingeführten Personen, wie Homer es macht (dxayysl-
lovxa., ?/ szspöv xt 7tyvop.Evov tiansp "0[wpog notsX: welches als ein
Vorzug dieses Dichters vor anderen Epikern auch 1460 a 9 hervorge
hoben wird), oder aber es ist der Dichter selbst, der in eigener Per
son redet und nicht eine fremde Maske annimmt (77 üg xöv avzöv xat
p.v) p.cra|3aAAovra). Es ist klar, dass das sxspov xi ytyvopsvov und üg
xöv avxdv xai /14 psraßäAAovra nur Gegensätze sind auf dem gemein
schaftlichen Grunde des dna.yyilteiv, ohne welche Unterlage jene
beiden völlig in der Luft schweben 8 ).
Aristoteles hat es unterlassen, unter diese Unterschiede die
Dichtarten speciell zu subsumiren. Scharf sondern sich in jener
Aufstellung Epos als erzählende Gattung und das Drama, dessen Name
das Element der Handlung ausdrückt. Allein diese Subsumption der
Dichtarten weiter durchzuführen, ist nicht ohne Bedenken und
mannigfache Schwierigkeit, und scheint, nach den Worten iv xoXg
ccvzoXg xat xd aözd zu sehliessen, von Aristoteles gar nicht beab
sichtigt.
Aus der Art dieses dritten Unterschiedes erklärt es sich denn,
dass die musisch-orchestischen Künste hier nicht in Betracht
gekommen. Auf der Mitwirkung der Musik und des Tanzes, die nicht
allen Dichtgattungen und wiederum nicht allen Dichtgattungen in
gleichem Umfang gemeinsam ist, beruhte der erste auf die Mittel der
Darstellung gegründete Unterschied, und ebenso konnten bei der
Scheidung der Gattungen nach dem Kunststil Orehestik und Musik
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
273
nicht übergangen werden: denn sollten sie mit der chorischen und
dramatischen Dichtung ein organisches Ganze bilden, so mussten sie
die Fähigkeit besitzen, sich dem Kunststile jener anzuschmiegen. Der
dritte Unterschied dagegen beruht wesentlich auf dem Verhältnisse,
welches der Dichter zu seiner Dichtung einnimmt, oh er es seihst ist,
der in seiner Person spricht, oder ob es andere Personen sind, die er
reden, oder die er alles in Handlung darstellen lässt. Bei diesem Un
terschied also, der in die Dichtung seihst hineingelegt ist, hatten
Orchestik und Musik keinen Platz, und es genügte dem Aristoteles,
durch iv rot? adrot? darauf hinzudeuten, dass die Mitanwendung
jener Künste und ihrer Mittel mit allen hier aufgestellten Darstel
lungsweisen sich verträgt.
Hiernach begreift sich endlich auch, dass Aristoteles die
Anwendung oder Nichtanwendung von Musik und Orchestik nicht
hergeleitet hat aus der besonderen Art der Dichtungsweise, etwa so,
dass das Epos, weil erzählender Natur, sich auf das metrische Wort
beschränke, das Drama dagegen und die Chorlyrik, weil durch Hand
lung und Action darstellend, Musik und Orchestik zu ihren Darstel
lungen hinzunähmen. Eine derartige Herleitung ist durch nichts an
gedeutet, vielmehr nahm Aristoteles die Thatsache, dass einigen
Dichtgattungen die musikalisch-orchestische Begleitung eigen war,
anderen nicht, aus der Erfahrung, wie sie die griechische Dichtung
darbot.
Aristoteles fasst, wie abschliessend, das Resultat der bisherigen
Erörterung zusammen (sv zpiii ör? zai/zcag öiatpopcäg pup.W?
£ot:v arX.), um eine aus den verschiedenen bisher dargelegten Ge-
siehtspuncten resultirende Parallelisirung der Dichtarten anzuknüpfen:
Epos und Tragödie treten neben einander nach der Gleichartigkeit
des Kunststiles (anmoalov), Tragödie und Komödie dagegen in der
Darstellungsweise, die hei beiden die handelnde ist und in der
Kir beide geltenden Bezeichnung 5pä\j.a. ihren Ausdruck gefunden hat.
Diese letztere Bemerkung gibt den Anlass zu einer Digression über
die Ansprüche des dorischen Stammes auf die erste Erfindung beider
dramatischen Gattungen: Ansprüche, welche zwar auch auf anderes,
aber insbesondere auf den den Doriern eigenthümlichen Gebrauch
des Wortes opäv gegründet werden.
Und nun erst schliesst Aristoteles den ganzen ersten Abschnitt
des ersten grundlegenden Theiles der Poetik ab: rcspi p.iv oüv züv
Sitzb. d. phiI.-hist. Cl. L. Bd. III. Hft. 18
274
V a h 1 e u
oiafopüv ■— äpr,rjSni) zuvzu, und wendet sich sofort zu der zweiten
diesem allgemeinen Theile ungehörigen Frage nach der Genesis der
Dichtkunst und der Dichtarten, welche in Kapp. 4 und 3 bis p. 1449
b 9 erörtert wird.
Zwei in der Menschennatur liegende Gründe haben die Dichtung
überhaupt hervorgebracht (yevvriaca p.iv olwg zrjv noirizixr,v, dem
1448 h 24 duandaS-ri di entspricht): erstens der Nachahmungstrieb,
welcher den Menschen vor allen andern Geschöpfen auszeichnet und
ihm das Lernen und Wissen vermittelt: womit sich die Freude an
den Erzeugnissen der Nachahmung verbindet: zö ze ya.p iJj.iiETa.9-at
avp/pvzov zoTg ävSpwnotg ex ncädorj iazi, xcä zovzop diayspovat zojv
a/Jjjjv £wojy, Sri p.ip.r,zr/.djzaz6v iazi xcä zc/.g p.a9r,aetg noteTzui dtd
pj.pjgaiojg zä.g 7rpwrag, xai zö yaipeiv zeig ij.nj.rip.uai nuvzag. Letzte
res erhärtet Aristoteles durch die in der Erfahrung gegebene That-
saclie, dass nicht bloss Nachahmungen schöner Gestalten (Politik
1340 a 23), sondern auch in Wirklichkeit widrige Erscheinungen in
der Nachahmung uns Wohlgefallen erzeugen: arip.eTov di zovzöv z6
ovp.ßcävov eni züv i’pyojv ar/t., und weist auch den Grund dafür in dem
Triebe zu lernen nach, der nicht den Philosophen eigentümlich, son
dern, wenn auch in geringerem Grade, allen Menschen gemeinsam ist
(nävzeg ävSpomot. zov eidiveu opiyovzai fiiaei Mctaph. 980 a21. iv di
zö) [luvSuveiv zö sig zö xazu <pvatv xuBiazuaäut Rhetor. 1371 a 33.
zöyäp p.avSdvctv padioig ridv tpOast näaiv iazv Rhetor. 1410 b 10).
Das Schliessen aber aus dem getrotfenen Bilde auf die Wirklichkeit
ist ein Lernen, während, wo dieser Schluss nicht gestattet ist, das
Werk der Nachahmung zwar auch, aber nur durch die Kunst der
Ausführung erfreut (vgl. de part. anim. 643 a 11 lgg. zag p.iv
eixövag avzüv Seojpoüvzeg yatpop.EV özi z'r/v dr)p.iovpyr)aaaocv ziyyr/v
avv3-eoopovp.ev, olov zy]v ypatetxriv yi zr/v nkuozixriv). Damit schIiesst die
Betrachtung der alzi.at ab: denn in dem folgenden Satze xazd tpvaiv
ör? (wie doch wohl statt di zu schreiben sein wird) övzog rip.Tv zov
lj.tp.eTa.9ai xzl. zieht Aristoteles den Schluss aus der bisherigen Erör
terung und zeigt, auf welche Weise aus jenen Grundursachen die
Dichtung erwachsen ist.
Welches sind denn nun die zwei in der Natur begründeten
Ursachen, welche Aristoteles ankündigte (atz tat ovo ztvsg). Gemein
hin nimmt man (auf Grund des gliedernden zö ze p.ipeTa9at — xai
zö yaipetv) den Nachahmungstrieb und das Wohlgefallen an Nach-
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
275
ahmuugen als die beiden cärica an. Allein gegen diese Auffassung
spricht, dass das Wohlgefallen an Werken der Nachahmung nur die
Kehrseite des Nachahmungstriebes ist: dieser nämlich äussert sich
zweifach, productiv im Nachahmen, receptiv in der Freude an Nach
geahmtem; beides, das Nachahmen wie das Wohlgefallen an Werken
der Nachahmung, wurzelt ja auch, wie Aristoteles deutlich gemacht
hat, in dem einen Triebe zu wissen und zu lernen: Tag paSriasig
noisiTai dioc [xip.rjasojg rag npÜTag, und nachher: «trtov (roü yaipsiv
roig p.ip.r,p.ac»y) Sn p.avSavuv ov pövov Talg filaootpoig yioiotov d'kkd.
■/.cd ralg äXXoig öp-oicjg y.rX. Und in demselben Sinne sagt Aristoteles
in der Rhetorik I, 11 S. 1371 b 3, weil das Lernen dem Menschen
angenehm (7,06), darum gehörten zu den r t oia sowohl die nachah
menden Künste (also die nachahmende Thätigkeit) als auch die
gelungenen Werke der Nachahmung: snsi oi rö iJ.ctvSd.vsiv ts 7,d6
(xai tö Savp.d^siv), zcä ra TOidds avdyzv) r/osa sivai oiov tö ts
P'./jloö/jisvov üonsp ypapr/'a -/.cd dvöptavTOizoiia xai iroiyTtxri, xai rcötv
d äv sv {J.siJ.iiJ:rj[j.ivov y, xdv f, p.vj r,d6 avrö tö p.£|jup.y;p.£VOV ov ydp STit
tovtuj y cäpsi, d.Xkä av'Xkoyio[J.dg saziv öti tovto ixstvo, ojots pavSa-
vsiv ti av\xßaivsi.
Endlich ist dieser zwiefältig sich äussernde Nachahmungstrieb
die Grundursache für alle nachahmenden Künste; den Ursprung der
Dichtkunst zu erklären, bedurfte es daher noch eines zweiten specili-
sclien Grundes, aus dem diese besondere Art der Nachahmung sich
entwickelt habe. Diesen entnehmen wir dem abschliessenden Satze:
xctTd (pvGiv dr; avTog rjiJ.lv tov pipslaSai xcd Trig dpp.oviag xcd tov
pvSpoO (za 7dp p.sTpa öti pöpia rwv pvSpSjv soti, tpavspöv') i£ dpyrjg
nsfvxoTsg xcd avTct /./.dhaTCt xctTd puxpöv npodyovTsg sysvvr,aav rr,v
noiriaiv ix rcnv a.vT r joysw.ctrj\j.d.T'jjv. Denn es ist einleuchtend, dass
Aristoteles als die beiden airiai tpvoixai der Dichtkunst 1. den Nach
ahmungstrieb und 2. den gleichfalls uns angebornen Sinn für Tact
und Harmonie (worin der Sinn für metrische Form eingeschlossen
ist) ansah. (Prob). 920 b 31 — 921 a (5 did ti pvSp.ü> xcd pslei . .
yaipovai irdvTsg; ri öti TCtlg xazd tpvoiv xivrtascn ya.ipop.sv xazd tpvoiv
xzk. Politik 1340 b 17. Platon Ges. 033 e, 034 a). Der Sinn für
rhythmisch-metrische Form gab dem allgemeinen Nachahmungstriebe
die Richtung auf diejenige Art der Nachahmung, welche wir Dichtung
nennen. Von diesen beiden aiziai bat Aristoteles nicht den einen
aus dem anderen hergeleitet, sondern er stellt sie als zwei gesonderte
18 ”
276
V a h 1 e n
Grundanlagen des Menschen neben einander: nur darf es auffallen,
dass, während Eingangs zwei natürliche Ursachen der Dichtkunst
(ovo atriai yvaixod') angekündigt waren, die zweite nur beiläufig in
dem abschliessenden Satze (xard tpüatv ori arU) herzugenommen
wird, ohne dass ihrer vorher gedacht worden wäre. Man würde
geneigt sein, an eine Lücke des Textes zu glauben, wenn nicht der
parenthetische Zusatz r6t yäp p.irpa Sn xrl. andeutete, dass von
pvS[J.6g und dpp.ovia im vorhergehenden nicht die Rede gewesen.
Auf dieser allgemeinen Grundlage für den Ursprung der Dich
tung erörtert Aristoteles 2. die Entstehung der einzelnen Dichtarten
1448 b 24 — 1449 a 6: dem yevvfjaat pisv S'ktog rrjv nownxriv
(1448 b 4) entspricht duonänSr, di xarärd oixeta -rjSri r, nroiriatg
(b 24). Hier findet die in dem ersten Abschnitte des allgemeinen Theiles
(1448 a I ff.) aufgestellte Sonderung der Dichtarten nach ihrem
Kunststile in würdige und niedrige ihre Anwendung. Und wie dort
diese Scheidung beruhte auf dem Charakterunterschiede der darzu
stellenden Personen (dem onovoaXov und pavlov ^3-o?der npcirrovrsg),
so wird hier die Entwickelung der entgegengesetzten Dichtarten aus
dem entsprechenden Gegensatz in den Charakteren der darstellenden
Dichter abgeleitet.
Es sonderte sich also die Dichtung nach den den Dichtern eigen-
thümlichen Charakteren: duairdaSrri xard rd oixita (näml. rüv
[j.ttj.ou[Aiv(j)v) rj noirjmg. Die Einen nämlich vermöge ihres auf das
Hohe und Edle angelegten Charakters (oi ssp-vorspo!) folgten dem
Nachahmungstrieb in der Darstellung des Hohen und Edlen: rag
xaldg £fup.oövro Ttpd^stg xai rag roov rotovrcov: die andern, deren
Charakter niedriger angelegt (ot svreliarspot), wendeten sich der
Darstellung des Niedrigen und Gemeinen zu (rag- rüv yaOAcov). Die
Darstellungen jener ergaben Lob- und Preislieder (vij.voi xai iyxMp.ta),
Verherrlichungen edler Menschen und edler Handlungen: diejenigen
der anderen Dichter Tadelgedichte (tpöyot). Für die erste Gattung
(vp.vot und iyx.Sip.ta) führt Aristoteles keinen Beleg au: von ihrem
Gegensatz, den ■■pöyoi, habe es zwar schon vor Homer viele Beispiele
gegeben, aber zu nennen weiss er doch nur ein Homerisches, den
Margites und dem ähnliche: und der Margites selbst, obwohl er un
zweifelhaft auf diese Seite des Gegensatzes gehört, verdient doch
nicht so sehr die Bezeichnung eines tpöyog als eines komischen
Epos (b 37).
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
277
In dieser zweiten, der Darstellung der ipavla gewidmeten Gattung
von Dichtungen kam dem Charakter der Dichtart entsprechend jam
bisches Maass auf, d. h. die ipöyoi wurden iapßoi,“^md so traten,
indem ganz parallel aus den vpvoi und syx&pia sich das heroische
Epos herausbildete, auf der zweiten Stufe der Entwickelung Jamben
dichter und Eposdichter einander gegenüber.
Dieser Gedankenfortschritt wird in den Ausgaben durch unrich
tige Interpunction verdunkelt, die vielmehr so herzustellen: ot piv
yäp asp.vorspot rag xaläg ipipovvro npäigstg xai rag rüv rotovruv,
ot de siireXiorspot rag rüv tpavXovv, npöjrov -ipöyovg rzotovvrsg, ovGTzep
ärspoi vpvovg zai iyxclipia. rüv piv ovv 7zpö '0pr/pov ovdevög syopsv
stTzeiv rotovrov irotr/pa, sixög de stvai noD.ovg, äno os '0prjpov äp£a-
pivocg s'artv, olov ix.sl.vov o Mapyirrjg xai rä roiavra. iv olg xarä r6
äpporrov iapßsiov rjXd’s pirpov (ot’ o xai iapßslov xalsirat vüv Sri iv
ro) pirpop rovrop täpßt^ov ä/Jäjloug), xal iysvovro röiv nalaiöiv ol
piv riponxöjv ot os idpßojv nornrai. Nach rä. roiavra nämlich ist
Punctum (nicht Komma) zu setzen, so dass, nach einer dem Aristo
teles sehr geläufigen Redeweise, 6 Mapyirrig xai rä roiavra (der
Margites und die ähnlichen) für sich steht. Mit iv olg aber beginnt ein
neuer Satz, mit welchem, über die Zwischenbemerkung vom Homer
hinweg, an npürov <pöyovg notovvrsg dem Gedanken nach wieder
angeknüpft wird. Anderseits gehören die Sätze iv olg — iapßsiov
rpSs pirpov und xai iysvovro —■ iäpßutv r.oir,rai auf’s engste zu
sammen: das Sätzchen dt’ o xai idpßstov xrl. dagegen ist nur eine
der Erläuterung des Namens 'jambisches Maass’ dienende paren
thetische Bemerkung, die den Zusammenschluss der Hauptsätze nicht
stören darf. 'Sie dichteten anfänglich Tadelgedichte, wie von Homer
der Margites und die ähnlichen. In diesen (den -\ioyoi) kam ange
messener Weise jambisches Maass auf (das auch darum 'jambisch’
heisst von der Anwendung in diesen Tadel- oder Spottgedichten), und
so wurden von den alten Dichtern die einen Epos-, die andern Jam-
bosdichter’.
Bei dieser Gegenüberstellung der alten Dichter (rwv nalai&v)
als Jamben- und Ependichter denkt Jedermann an Archilochus und
Homer, welche in der Litteratur und Kunst oftmals als die beiden
Ahnherren griechischer Dichtung verbunden erscheinen. Dass Aristo
teles ursprünglich deu Archilochus ausdrücklich an dieser Stelle ge
nannt, und überhaupt dieser Abschnitt unter den Händen des
278
V a h 1 e n
Excerptors gelitten habe, scheint mir eine unbegründete Annahme
zu sein °).
Homer aber, der in einer Person beide Gattungen, das 7ivog
amvQoüo'j in Ilias und Odyssee, das 7ivog yaulov in dem Margites
vertritt, bildet die Ueberleitung zu einer dritten Entwicklungsstufe
der Dichtung, und zwar zu beiden Seiten des auch auf dieser ver
wirklichten Gegensatzes: indem er in seinen epischen Darstellungen,
in Ilias und Odyssee sowohl, wie imMargites, dramatisch componierte,
gab er das Vorbild für die eigentlich dramatischen Gattungen, und zwar
in Ilias und Odyssee, ihrem hohen Stile entsprechend, für die Tragö
die, in dem Margites, gemäss dessen komischem Stil, für die Komödie:
W37rep di y.ai rd GTrcvdaXa p.akiGra Ttoir,rrig "0p.yp6g r,v (p.övog 7 dp
ot: iu dXkd [ori] y.cci pupJ/ffstc,* dpap.an.xdg inoi-OGtv), ouroi y.ai
ra rrjg xo)p.o>diag oyrip.ara rrpürog uTrsdsi^sv, av ■•poyov dWd ro 7s-
Aoiov dpap.arotzoiriaag- 6 7äp Mapytrrig avdloyov s^st, oiGKep ’lhdg
xai f} ’OdvGGeia irpög rag rpaywdiag, ovroj xai ovrog npog rdg xo>-
poidiag.
Als aber nun Tragödie und Komödie zum Vorschein gekommen
war, da warfen sich, ihrem eigenen Charakter entsprechend (xard
rr,v oixüav ipC/aiv) die einen statt auf Jamben auf Komödien, die an
dern statt auf Epen auf Tragödien, um so mehr, da zwar Jambus
und Komödie, sowie Epos und Tragödie im Kunststil einander ent
sprechen, die letzteren aber (Komödie und Tragödie) bedeutender
und ehrenvoller zu sein schienen.
Damit schliesst der zweite Abschnitt in dieser Untersuchung
über den Ursprung der Dichtung. Angemessen aber knüpft sich an
die letzte Entwicklungsstufe der Dichtung, auf welcher Tragödie und
Komödie erscheinen, eine Bezeichnung der Stadien, welche die Ent
faltung dieser beiden Gattungen vom Anfang bis zu ihrer völligen
Ausbildung durchlaufen hat. So werden denn von 1449 a 7—31
die Wandelungen der Tragödie, von a 32—h 9 diejenigen der Ko
mödie durchgegangen. Ehe aber Aristoteles daran geht, die allmäliche
Entwickelung der Tragödie an einigen Hauptphasen zu erläutern,
lehnt er eine damit in Verbindung stehende Untersuchung ab: ro piv
011 v imoxorteXv, dp’ £y_n yjdr] v rpaytadia roXg dthaiv ixavöig v? oü,
adrd ts xaS' avrö (0) xpivsrai [77 vai\ xai npdg rd Siarpa, aXkog
loyog <°). So nämlich, denke ich, ist die vielbesprochene Stelle zu
schreiben: die Betrachtung, sagt Aristoteles, ob die Tragödie in ihren
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
279
Formen schon hinreichend ansgebildet ist oder nicht, was sich sowohl
an und für sich, ohne Rücksicht auf irgend welche äussere Bestim
mung derselben, als auch mit Rücksicht auf ihre Bestimmung für
die Bühne beurtheilen lässt, gehört nicht an diesen Ort. Die Ableh
nung ist allgemein und schliesst nicht das Versprechen in sich, an
einem 'andern Orte in der Poetik seihst auf diese Frage zurückzu
kommen : daher daraus, dass sich keine hierauf bezügliche Bemer
kung weiter findet, nicht auf eine Lücke des Textes zu scldiessen
ist. Nun aber war zu dieser ablehnenden Bemerkung in dem Voran
gegangenen keinerlei Anlass gegeben: denn was Niemand von Rechts
wegen erwarten kann, braucht auch nicht ausdrücklich abgelelmt zu
werden. Daher hat man die Worte von hier entfernt und an das
Ende des Cap ifeis nach dis^Uvca xaS’ zxtxazov hinabgerückt. Den
noch ist leicht einzusehen, dass sie weder dort sich fest in den Zu
sammenhang einlugen, noch auch durch ihre Entfernung der Zusam
menhang an obiger Stelle besser oder nur erträglich wird.
Der Anlass zu jener ablehnenden Bemerkung ist allerdings im
Vorangegangenen nicht, wohl aber im Nächstfolgenden zu finden.
Die Tragödie, sagt Aristoteles, und die Komödie, ausgegangen jene
vom Dithyramb, diese von den phallischen Liedern, slieg allmälich
in die Höhe, und nach mancherlei Veränderungen blieb die Tragödie
stehen, ixsi iayz röv xvzvjg yücnv, xai zo zz zojv vnoxpi.züv 71:}fiSog
zvdg sig ovo npüzog Mayykog rrjc/.yz x.t'a. Zunächst scheint klar,
dass die von Aeschylos und Sophokles aufgebrachten Neuerungen die
letzten sind, durch welche die Tragödie, um den Aristotelischen
Ausdruck beizubehalten, kayz rrjv avrng (pvaiv, so dass die Worte
xcc'c zö zz zoiv vKOxp'.njiv — oxr^voy pafiuv Zotpoxkög als eine erläu
ternde Ausführung zu jenen zu betrachten sind. Was aber Aristoteles
mit jenen nicht immer richtig verstandenen Worten sagen wollte, lässt
sich durch eine Stelle der Physik aufhellen: 193 a 36 zo ydp ovväixu.
odp^ 77 ogzovv ovz’ syzi noj zrjv kavzov tpvaiv, kpiv o.v Idßri zo zloog
zo xazci zov Aoyov, S opiCo/xevoi Xsyojxsv zi kozi nccpli 77 ciaroöv, ovzs
fiiazi sgz’.v. ‘Denn was bloss der Potenz nach Fleisch oder Knochen
ist, hat noch nicht seine eigene Natur, ehe es die begriffliche Form
erhalten hat, welche wir angeben, wenn wir definiren, was Fleisch
oder was Knochen sei’. Diess auf die Tragödie angewendet, sagt
also Aristoteles, dieselbe habe mancherlei Veränderungen durchlau
fen, die zwar auf dem Wege zur Tragödie lagen, aber noch nicht
2,SO
Vülil e n
Tragödie waren, bis sie diejenige Form erlangte, nach welcher der
Begriff Tragödie bestimmt wird, die man also angibt, wenn man zu
definiren hat, was Tragödie ist (xa.3-’ vjv vjor? )Jysrai rodt n. Psych.
412 a 8) H).
Nachdem nun die Tragödie ihre eigene Natur erlangt batte (icys
rrjv uvr-fiS <pvGtv), und im vollen Sinne des Wortes Tragödie gewor
den war, blieb sie stehen (iTzavGaro). Diese Thatsache schloss die
Möglichkeit einer weiteren Entfaltung nicht aus: und Aristoteles
selbst scheint diese Möglichkeit iii den «ablehnenden Worten, von
denen wir ausgingen, anzudeuten. Dennoch konnte jene rein ^tatsäch
liche Bemerkung leicht so gedeutet werden, als ob überhaupt eine noch
weitere Entfaltung ausgeschlossen sei. Um aber diesem möglichen
Missverständnis der Worte irrd soye rijv avrrjg <p(iaiv i7ra.vGa.ro vor
zubeugen, lehnt er es im Voraus ab, auf die Frage einzugeben, ob
die Tragödie bereits in ihren Formen genügend entwickelt, oder
eine weitere Entwickelung möglich oder wünschbar sei. Die Sätze
rö [xiv ovv im.GMKi.Tv — äl~kog loyog und yevo/Jievv] o ovv i~) dn dp-
yf,g zrl. sind daher im engsten Zusammenhänge aufzufassen, den man
in der Kürze so wiedergeben könnte: 'Die Frage, ob die Tragödie
bereits hinreichend entwickelt ist oder nicht, will ich hier nicht ent
scheiden: wie dem aber sei, nachdem sie vom Dithyramb ausgegan
gen, durch mannigfache Wandelungen hindurch bis zu dem ihr
eigenen Wesen gelangt war, blieb sie in ihrer Entwickelung stehen’.
An die kurzerwähnten Neuerungen des Aeschylos und Sophokles
fügt Aristoteles mit in di noch einige weitere Umwandelungen der
Tragödie an, die sie auf dem Wege vom alten Satyrdithyramb zur
eigentlichen Tragödie erfahren hat, Umwandlungen, welche mit
jenen früher erwähnten parallel liefen, und zum Theil Consequenzen
aus denselben waren: aus dem Umfange nach kleinen Mythen (rö
lUyeSog ist von /juxpiäv abhängig) ui) und spasshafter Diction er
langte sie allmälicb die zu ihrem Wesen gehörige Würde (gs;j.vov):
statt des Tanzrhythmus des Tetrameters kam, je mehr der Dialog sich
entwickelte; der eigentliche Sprechvers, der jambische Trimeter auf:
die Zahl der Acte ward vermehrt: und das Übrige, fügt Aristoteles
abschliessend hinzu, womit ein Jedes im Laufe der Zeit ausgerüstet
worden, lasse man als gesagt gelten, denn alles einzeln durchzu
geben, wäre für den hiesigen Zweck zu umständlich: xai rö akla,
oig ixuoro. xoGixr^f/vo'. Aiysrai, iora> f/jj-Tv sfprjfrsva - ko'Xv ydp dv
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
281
!<7«s' zpyov dri oie&evou -/.ad-' ixaazov. Denn so lautet dieser Ab
schluss in der Ueberlieferung, während seit Aldus in den Ausgaben
Aeytzar [arspi per ovv zovzaiv zoaavza] Icttoj xzl. gelesen wird. Nur
der Umstand, dass dieses eine dem Aristoteles sehr geläufige Formel
ist, kann es erklären, dass man die Zulässigkeit der Überlieferung,
wie es scheint, nicht mehr geprüft hat. Man vergleiche übrigens mit
jener Wendung xai rä äXXa-sareo v5p.iv eipvjpeva 'und das übrige lasse
man als gesagt gelten’ Metaph. 1005 b 21 xai äaa akla npoaoiopi-
aaip.£.$’ äv, iazw npoa^iöpiap.iva npdg zag Xoyixäg ovayjpsi.ag
'und was man sonst noch hinzudefinieren könnte, nehme man als
hinzudefinirt an.’ Ibid. 27 u. and.
In ähnlicher Art durchläuft Aristoteles die Wandelungen der
Komödie (5 p. 1449 a 32—b 9), deren Ursprung aus den Phallos-
liedern er schon oben 1449 a ll mit demjenigen der Tragödie zu
sammengefasst batte. Die Komödie aber, beginnt er, hat, wie früher
bemerkt, zu ihrem Objecte za favx&zspa, aus welchem umfassenderen
Begriffe das specifisch Komische (zö yelolov) als eine Unterart
herausgeschält wird.
So wichtig, zumal bei dem Verluste des Abschnittes über die
Komödie, diese nähere (obwohl nicht abgeschlossene) Determinirung
des Komischen ist, so ist doch unverkennbar, und ist auch von
Mehreren anerkannt, dass diese Bemerkung aus dem Gange der
hiesigen Erörterung völlig heraustritt. Der Gedanke, dass Aristoteles
durch den wiederholten Hinweis auf das yuvlov als Object der Ko
mödie die gleich nachher erwähnte Zurücksetzung derselben hinter
der Tragödie habe erklären oder begründen wollen, ist ebensobald
gefasst als aufgegeben. Denn eine solche Beziehung des fraglichen
Abschnittes zu dem folgenden ist in keiner Weise auch nur ange
deutet. Vielmehr schliesst Aristoteles, seiner sonstigen Weise ganz
entsprechend, mit ai psv ovv zrjg zcayuStag <xezaßaong xz\. die
vorangegangene Erörterung über die stufenmässige Entwickelung der
Tragödie ab, und leitet zu der entsprechenden Darlegung der Ent
wickelung der Komödie über. Zwischen diesem deutlich bezeiehneten
neuen Anfang und dem Abschluss der die Tragödie angehenden
Erörterung (Jazu ~hp.lv üpripiva xzl.) war für jene Bemerkung
über das Object der Komödie kein Raum. Fest fügen sich vielmehr
an einander: xai zd älXa olg tx.aaza xoapyS-rivai liyezai, sazco v5p.iv
eipr/jxsva' ko'Xv ydp av laoig spyov strj öis^iivai xaä' 'ixaazov. ai pev
282
V a h 1 e n
ovv r/7? rpayuQiag p.sraßä'jE'.g, x«i dt’ uv sysvovro, ov Xi):nSaciv, z
os ■s.oitj.uöia. (hä rö p.z anovöä£s<jSou i£ dpyyg eXaSev. Die übrig
bleibende Frage, ob und wo sieb für jene Determinirung des ysXoiov
ein schicklicher Platz in der Poetik finden lasse, kann erst später
wieder aufgenommen werden.
Die Entwickelungsstufen der Komödie macht Aristoteles knapper
ab als die entsprechenden der Tragödie, darum, weil die Tradition
ungleich weniger über diese in ihren Anfängen bei Seite gesetzte
und unbeachtet gebliebene Gattung erhalten hat. Die Komödie bat
nicht so bald wie die Tragödie staatliche Anerkennung gefunden,
sondern entwickelte sich im Verborgenen als ein mehr der Privat
liebhaberei überlassenes Institut. Nur die allerdings überaus wich
tige Tradition über das kots.lv und sein erstes Aufkommen in
der Komödie hat sich erhalten und erscheint an bestimmte Dichter
namen geknüpft.
Hiermit ist nun der ganze grundlegende allgemeine Theil der
Poetik abgeschlossen: beide Abschnitte desselben, die Sonderung
der Diebtarten nach den Mitteln, dem Kunststil und der Art und
Weise der Darstellung, und zweitens die Untersuchung über den
Ursprung der Dichtkunst und die Entwickelung der Dichlarten sind
folgerichtig und in übersichtlicher Gruppirung der Abschnitte dar
gelegt.
Aristoteles schreitet daher (1449 b 9 v? piv ovv inonoüa) zur
Specialbeliandlung der einzelnen Diebtarten fort, von welcher uns
nur die Theorie der Tragödie und der epischen Dichtung, und zwar in
dieser Abfolge, erhalten ist.
Bei dem Eintritte in die Specialuntersuchung drängte sich die
Frage auf, in welcher Reihenfolge die einzelnen Dichtarten am
zweckmässigsten zu erörtern seien. Es bot sich ein doppelter Weg
dar: einerseits nämlich treten Tragödie und Komödie, in sofern
beide dramatische Gattungen, auf’s engste zusammen, während ihnen
epische Dichtung (und die lyrischen Gatlungen) als erzählende
gegenüberstehen. Anderseits sind Tragödie und Epos durch die
Gemeinsamkeit des Kunststiles («moudcaGv) verbunden, während
von ihnen die Komödie als pdp.zeug tpauXoripoiv aus demselben Ge-
sichtspunct sich absondert. Aristoteles bat selbst cap. 3. p. 1448
a 2K ff. diese zwiefache Paarung der Dichtarten angedeutet, die sich
ergibt, je nachdem man von dem Kunststile, d. i. dem Objecte der
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
283
Darstellung ausgeht, oder den Nachdruck legt auf die Art und Weise
der Darstellung. Beide Wege, entweder Tragödie und Komödie als
dramatische, oder Tragödie und Epos als erhabene Gattungen zusam
menzufassen, haben für die Theorie ihre Vortheile, und konnten Wie
derholungen verhüten. Aristoteles hat, wie wir sehen, den zweiten
Weg eingeschlagen, und indem er den Nachdruck auf die Gemein
samkeit des Kunststiles legt, Tragödie und Epos als die beiden unter
diesem Gesichfspunct zusammengehörigen Gattungen zusammen be
handelt, von ihnen aber die andere dramatische Gattung, die Komödie,
weil sie einem andern Kunststile angehört und fauXorsptz zu ihrem
Gegenstände macht, getrennt und auf einen besonderen Platz gestellt.
Diese Anordnung begründet und rechtfertigt Aristoteles in dem
der Specialbehandlung gleichsam als Einleitung vorangestellten Ab
schnitt von p. 1449 b 9 — 20. Tragödie und Epos kommen überein
in der pupz/at? nKomaanv, unterscheiden sich aber darin, dass die
epische Dichtung bloss Erzählung («/rayyszta) ist, bloss einfaches
Metrum hat, und endlich insofern sie eine grössere Ausdehnung der
Zeit umspannen kann. Im Übrigen aber hat das Epos dieselben
Theilc mit der Tragödie, mit Ausschluss der durch den dramatischen
Charakter der letzteren bedingten und p.t\ortoua., cf. p. 1459
b 10), und so wird, wer die Theorie der Tragödie inne hat, auch das
Epos richtig zu würdigen verstehen, da jene alles was dieses, nur
noch etwas mehr hat.
In diesem Abschnitte ist davon, dass die Komödie wegen ihres
eigenen Kunststiles (rä yaozörsp«) von jenen beiden ahgelöst und
besonders behandelt werden solle, nicht die Rede. Und doch sagt
Aristoteles Cap. 6 in. den hiesigen Abschnitt abschliessend und auf
den folgenden hinüberleitend: rts.fi ovv zfj<; iv i£ap.irpoi<; pupsm-ö?
y.a.1 rtspi xtopepmag uazspov ipovp.£V : rtspi dt rpayqtdiag Asywpsv xrA.
Von der epischen Dichtung also und von der Komödie wollen wir
nach dem Gesagten später handeln, jetzt aber die Tragödie erörtern.’
Darin ist, wie ich glaube, ein Fingerzeig gegeben, dass in dem vor
angegangenen Einleitungsabschnitt nicht bloss der durch das ar.ov-
dcüov gegebene Zusammenschluss von Epos und Tragödie, sondern
auch die durch das yaOÄov bedingte Lostrennung der Komödie aus
gesprochen und begründet war. Hier also schlossen sich die oben
1449 a 32 nicht in den Zusammenhang einzufügenden Worte über
das yaüAov und ysAoiov der Komödie treffend an: « piv yäp inonoüa.
284
V a h 1 e n
sy^si, vnd.pyti ty) rpaydioia, a di aürp, ov ndvza iv zrj inonoilq. v di
xcop.u>Sitx lariv, üansp s’lnopsv, pupriaa; tpavkozipuv [xsv, oi> pivroi
xazä näaav xcxxiav, dXkd zaO cday^pov, od iozi zb yskoTöv p.äpiov — ävsu
ödvvrig. Hierher gestellt, ergeben sie die erwünschte Grundlage für
den nun folgenden Abschluss ns.pl cuv zfig iv iEap-izpcng pup.yiuy.rjg
xcd nspi xcop.aydtag üazspov ipoOp.sv, nspi di zpaydpdlag Aeyupsv xzl.,
und zugleich lässt sich begreifen, warum Aristoteles eine vollständige
Deiterminirung des ysktfvv (denn das Angegebene ist im Grunde nur
eine negative Abgrenzung) nicht nöthig erachtete. Sowie die Gemein
samkeit von Epos und Tragödie auf der mit Nachdruck hervorgeho
benen pJ.p.'oug onovdadow beruht, so genügte es für den hiesigen
Zweck, von der Komödie zu sagen, sie sei p.ip.r,aig faukozipcüv, da
unter diese Kategorie eben das Komische (das ys\aTov~) fällt 14 ).
An die Spitze der mit Cap. ö beginnenden Specialerörterung
der Tragödie stellt Aristoteles die berühmte Definition derselben, und
fügt ihr Erläuterungen einiger in derselben gebrauchten Ausdrücke
an. Man darf glauben, dass diese den Wortverstand der Definition
aufhellenden Erklärungen sich ursprünglich noch auf andere Begriffe
derselben erstreckt haben werden, insbesondere auf den ohne
Erklärung unverständlichen Ausdruck xd.Sa.paig zöv na.Srjp.dz uv.
Schwerlich wird aber Aristoteles in der Erläuterung der Katharsis
seiner eigenen später folgenden Theorie der Tragödie allzusehr vor
gegriffen haben. Es genügte festzustellen, welchen pathologischen
Vorgang in den Gemüthern der Zuschauer er durch xdSapaig zü>v
na.Srjp.dzuv bezeichnet wissen wollte, wie aber die Tragödie selbst,
um diesen herbeizuführen, geartet sein müsse, blieb der Theorie selbst
Vorbehalten.
Als Grundlage für diese sucht Aristoteles von einem neuen Aus-
gangspunct aus die Theile der Tragödie zu gewinnen, um an ihrer
Abfolge die Gesetze der tragischen Dichtung darzulegen. Die Theile
aber werden nicht aus der Definition abgeleitet, sondern zunächst durch
äusserliche Betrachtung der tragischen Aufführung gewonnen und
sodann nach ihrem Werthe für die Tragödie geordnet.
Aus der Thatsache der scenischen Aufführung durch redende
und singende Personen ergeben sich die drei äusserlichen Theile,
Scenerie (iipeug xoapo?), Rede Q.ifyg d. i. adzrj ri zöiv 6vop.dzuv
oi/vSsaig') und Gesang (p.d.onocici). In ähnlicher Art werden die drei
wesentlicheren Bestandteile der Tragödie aufgesucht, Fabel (p.vSog),
Beiträge zu Aristoteles Poetik. 28S
Charakter (r/3-oj), Gedanken (atetvota). Allein die Art, wie Aristoteles
diese deduciert, ist, wenn ich nicht irre, durch eine Verderbniss in
der Überlieferung verdunkelt: 1449 b 36 inei di npdqsdc inn pi-
primg, npdmrai di und rtvcöv nparrövroov, oug dvayxYj noioug nvag
dvai xard rs ro fjSog xai rfjv did.voiav (did ydp toutojv zcd rag npd-
tisig sivai pap. iv not dg nvag), nicpvxsv airia 060 rüiv npd^swv sivai,
didvoia xai ftSog, xai zarä raürag xai ruyyd.voum xai dnoruyyd.vovm
ndvrsg. inn di-rfig piv npdtLsoog i pvS-og >7 p.lpr,nig' liyoi ydp pvSov
roürov rriv növSsmv rdjv npayparojv, zd di rjSy), xaS’ä noioug nvag
dvai (potixev roüg npdrrovrag, oidvotav os, iv dnoig Aiyovrsg ano-
dsixvuani n 77 zai dnoipaivovrai yvüp.riv. dvdyxrj oüv ndnr t g rpaytp-
diag piprj sivai l'£, xaS' d noid zig inriv r, rpayiüdla. raüra d’inri
xrl. Dass die Worte nlfuxsv airia duo — 17Sog nicht können der
Nachsatz sein zu dem mit inei di npd^soig xrX. beginnenden Vorder
satz, begreift sich leicht, und durch Bonitzens umfassende und gründ
liche Untersuchung der Aristotelischen Periodologie auf diese Eigen
heit einmal aufmerksam gemacht, überzeugt man sich bald, dass ein
passender Nachsatz überhaupt nicht zu linden bis zu den Worten
dvdyz7j ouv ndnr t g x.rk,, wo ouv keinen andern Zweck hat, als nach
den verschiedenen Zwischengliedern auf den Hauptsatz zurückzulei
ten. Der Vordersatz aber gliedert sich zweifach: 1. insi di npa^sdog
inn piprjcng, npdrrsrai di und nvüv nparrdvnov, oug dvdyx'o noiovg
nvag sivai xa.rd rs rd fiünog xai rrjv didvoiav und 2. Ion di rfjg piv
npa^siog 6 p.uSog 77 pip'omg xrX. Der vermeintliche Nachsatz aber niipvxsv
uina dito tojv npatgsojv sfvac, didvoia xai r/Sog kann für die Stelle über
haupt nicht bestimmt gewesen sein, an welcher ihn die Überlieferung
gibt. Denn genaue Erwägung des Zusammenhangs zeigt, dass die bei
den Sätze did ydp roiirojv (näml. f^og und didvoia') xai rdg npd£sig
sivai (pap.iv noiagnvag xai xard raurag xaizuyydvovni xai dnoruyya-
voum ndvrsg in dieser Verbindung und Abfolge gedacht und ursprüng
lich geschrieben waren: 'die handelnden Personen müssen nach Cha
rakter und Intelligenz (77.50g und didvoia) eine gewisse Qualität haben:
denn durch diese (fiSog und didvoia) bestimmt sich die Qualität der
Handlungen und bestimmt sich der Erfolg der Handlungen, insofern
die Handelnden je nach ihrem Charakter und ihrer Intelligenz in den
Handlungen (xard raurag) Glück haben oder Unglück.’ Die Worte
dagegen, welche jene beiden zusammengehörigen Sätze bisher aus-
einanderrissen, sind in dem zweiten Gliede des Vordersatzes einzu-
286
V a h 1 e n
schalten: sau di z9jg p.kv npd£eo)g o p.OSog r, pip.-riaig, zrifuxe d'alzia
ovo twv npdlgsuv sivai. ötav&iav y.cd r,äog. So nämlich werden der
pipriaig z~ng npäEsoig, welche den püSog ergibt, passend gegenüber-
gestellt die am« rwv jrpafecov, die Grundlagen der Handlungen, als
welche sich rjSog und didvoia ergeben hatten. Die Wiederauf-
nahnie dieses Ergebnisses gibt zu gleicher Zeit für rög p.kv Kpd£sojg
die bisher vermisste Entsprechung und für die erst in dieser zweiten
Hälfte des Vordersatzes gegebenen Definitionen von rjSog und didvoia
die erwünschte Grundlage ah. Sonach gliedert sich denn der ganze
Satz folgendermassen: sTtsi oe ixpäEsüg kan. p.ip.riaig, izpazzszai de
vnö zivojv npazzövzow, ovg dvdyxrj noiovg zivag efvat xazd zi zd
rj$og xai rfjv dtdvoia.v (dt« ydp zoOzojv xcä zag npdgzig efvat' (pap.zv
?:oidg zivag xai xard zavzac xai rvyyjdvovai xai aTtozvyydvovai
redvre?)- i'art de ryg p.kv Kpdtgsug o pvSog -o piprjaig, nifvxs d'aizia
dito toüv npd^oiv efvat, oidvoiav xai rjSog - Äeyoj ydp pvSov zoüzov
trjv avvSsaiv tojv npaypdzoiv, zd de xa.3-’ d noiovg zivag efvat
tpa.pzv zovg npd.zzovzag, ötävotav de, ev oaoig liyovzeg dnodsixvvaai
zi v? xai unofaivovzai yvoopziv ■ dvdyx-o ovv nda'og zpayopdiag pipv
«fvat e£, xaS’ d noid. zig iaziv rt zpayudia xzl. 15 ).
An das Ergehniss dieser Erörterung, dass jede Tragödie notli-
wendig sechs Theile haben müsse, schliesst Aristoteles eine Gliede
rung der Theile nach den Objecten (p.vSog, riSog, didvoia'), den
Mitteln (pslonoda und litkig) und der Art und Weise der Nachahmung
(o'ijjig), und leitet sodann zu einer neuen Betrachtung der Theile über
mit den schwierigen und dunkeln Worten (1450 a 12) zoiizoig pkv
ouv ovx ö)Jyot avzüv ojg sixsiv xiypovzai zeig zidzaiv • xai ydp oipstg
k’yji Ttäv xai f/Sog xai p.vSov xai AeZiv xai pilog xai oidvoiav doavzwg.
Die Erklärung hat, wie ich glaube, von zoTg sIdsaiv auszugellen, ein
Ausdruck, der hier mit piprj nicht identisch sein kann. Zwar hat Aristo
teles 1449 a 8 von den Ctdvj der Tragödie geredet in dem Sinne von
'Formen’, die er l>3 hei der Komödie ayr<paza nennt (vgl. 1448 h 3G).
Im Uebrigeu aber sind ihm stör} im Unterschiede von pipv die Arten
der Tragödie (1455 h 32 zpayopdlag dk s’idri siai zsaaapa• zoaavza
ydp xai zd pspn k'Kkyp-o) wie des Epos (1459 b 8 za eidri zavzd
dd kyjiv rvjv inoizodav zr< zpayopdia . . xai zd p.ipv). Vergleicht man
nun den Eingang des zwölften Capitels pipr, dk zpaypdiag, oig piv
ojg s'idsai dsi ypvaSai, izpizspov i'tnopev, so scheint, wie es immer
mit der Authenticität dieses Capitels sich verhalten mag, so viel
gewiss, dass diese Worte mit deutlicher Rückbeziehung auf unsere
Stelle geschrieben sind. Dann aber ergibt sich daraus für letztere
eine kleine, aber für das Verständniss des Ganzen nicht unwesent
liche Besserung: Aristoteles schrieb auch hier nicht roig swstnv, son
dern öjg s'iSsaiv. Von den sechs Tragödieuthcilcn, sagt er, machen
manche Dichter einen solchen Gebrauch, als ob sie s'idr h Arten, seien.
Das heisst, sie gehen nicht darauf aus, den sechs Theilen gleichmäs-
sig in ihrer Dichtung gerecht zu werden, sondern mit Vorliebe je
nach der individuellen Kraft und Begabung pflegen sie den einen und
andern Theil so vorwiegend, dass so viele Arten der Tragödie zum
Vorschein kommen, als es Theile derselben gibt. Mit den sogefass-
ten Worten rot? pdpstn y.s-ypf)VTou cLg si'osotv lässt sich ausser anderem
in gewissem Sinne vergleichen Metaphysik DOS b 10 tpcävovTUt ös
rtvsj xcd röiv IsyovTOJV otoiysia. töjv övrwv rö sv r t rö Sv r, to [j.syo.
y.od to jj.iy.p6v djg ysvsoiv ccvroXg ypr/oSca: d. h. auch diejenigen
Philosophen, welche das Seiende und das Eins u. s. w. als Elemente
der Dinge aufstellen, behandeln sie doch als Gattungen (oder Gat
tungsbegriffe). Für die Thatsache nun, dass manche Dichter in jener
Weise einzelne Theile der Tragödie so bevorzugten, dass eine
besondere Art von Tragödie sich ergab, lassen sich aus der Poetik
seihst noch einige Spuren geltend machen: 1436 a 3 jj.dharcx ~p.sv
0UV Cr.KO.VTOt. OsX KS'.pÖ.aäo.l SJSIV , £1 OS pW), TO. jXSytCjTO ZCtt kXsXOTO,
äXkoig ts ycd thg vvv ovy.o<po.VTOii<n Tovg noi^Tccg- ysyovÖTOiv yd.p y.adr’
svaoTOv [j.spog dyuSthv noir/Tthv, b/.doTOv toü idiov dyo.SoO dEioOcn
töv svo ÖKspßdXhiv. Die tragischen Leistungen vertheilten sich also
nach den Theilen der Tragödie, von denen so ziemlich ein jeder sei
nen Meister gefunden hatte, und man konnte dianoetisehe, indische,
ethische, durch Biihneneffeet wirkende und andere Arten von Tragö
die unterscheiden, etwa wie nach Varro die römischen Komiker Cae-
eilius, Plautus, Terentius nach argumenta, sermones, ethe jeder sei
nen besonderen Vorzug hatte. Im Eingänge des 14. Cap. tadelt Ari
stoteles solche Tragiker, welche den ganzen Effect der Tragödie auf
den Bühnenapparat (oipcg) bauten, und aus dem 0. Cap. seihst geht
hervor, dass die Tragödien der jüngeren Tragiker drüsig waren,
dagegen otavorjTixai: 1430 a 23 und b 7 fg. Genug, cs lässt sich
wohl verstehen, wie Aristoteles sagen konnte, dass manche Tragiker
die p.ipr) der Tragödie xi-ypr/VTca thg slosoiv. Dennoch bleibt noch
eine Schwierigkeit übrig: die Worte ccvtojv ojg siksXv, welche mit
i
288
V a h 1 e n
o’Jx o’Ai'70t nicht verbunden werden können, Hessen sich zwar viel
leicht zu dg fiotaio ziehen, der Art, dass adrwv = rpayonJicöv von fidz-
cnv abhängig gemacht würde und cbg v.nsTv dem allerdings nicht genau
zutreffenden Ausdruck dg eWsaw als Einschränkung und Milderung
diente: 'diese Theile gebrauchen manche so zu sagen wie Arten der
selben (der Tragödien).’ Allein diese Verbindung, die hei übrigens
ganz verschiedener Deutung schon ein alter Erklärer befolgte, wird
hei unbefangener Erwägung, nicht bloss wegen der Wortstellung, den
Eindruck des Gezwungenen machen. Daher hin ich geneigt, zu glau
ben, dass die Stelle noch an einem andern Puncte gelitten hat: denn
genau betrachtet, wird zum vollen Ausdruck des bezeichneten Gedan
kens noch ein Moment vermisst. Diese Theile, will Aristoteles sagen,
gebrauchen manche Dichter einzeln wie Arten. Schrieb er also roO-
rotg pzv oüv oüx öliyoi (xaS’ exaurov) aürdv dg zinsTv x£%pr)vzai
dg dösaiv, so wäre der Gedanke nun erst abgeschlossen, und sowie
tbg zinelv im Anschluss an xa.5' £xa<jrov dem Sprachgebrauch des
Aristoteles entsprechend seinen Platz gefunden hätte, so fehlte es
auch für das von xaS’ ixaarov abhängige adrwv (d. i. pspüv) wenig
stens nicht an einer Rechtfertigung.
Der hinzugefügte begründende oder erläuternde Satz xai ydp
dfztg z-^ei rräv xai ’O^og y.ai pvSov y.ai pflog xai )j£cv y.ai oiavoiav
diaiirug muss, da er so, wie er da steht, nicht verständlich ist, seine
Deutung und Berichtigung nach Massgabe des vorangegangenen lin
den. Denn dass Aristoteles, wie gemeinhin angenommen wird, sage:
'jede Tragödie (näv) hat o-j/sig u. s. w.’, scheint mir aus vielen Grün
den schon an sich eine unhaltbare Deutung, die überdiess zu dem
aus den vorangegangenen Worten gewonnenen Gedanken schlecht
genug passen würde. Ich denke, Aristoteles schrieb: y.ai ydp oipsig
syeiv ~täv, y.ai r,$og xai pvd’ov, xai Ailgtv y.ai pslog, y.ai didvoiav
doaOrug d. h. 'denn (nach der Meinung jener oüx oliyoi,
welche die pipr, einzeln wie Arten gebrauchen) habe und ver
möge jedes pipog die Srpig, das fiSog wie der püSog, die Allgig
und das pflog, und nicht minder die didvota, Alles. Bei dieser
Fassung des Gedankens wird die Anordnung der p£pr>, die bei
jeder andern Erklärung auffällig bleibt, begreiflich: mit dem für
das Wesen der Tragödie äusserlichsten und darum unkünstle
rischsten Theile, der oipig, beginnt die Reihe, und ihr schliessen
sich paarweise f,Srog und püSog, Aifi? und pflog an, denen zum
Beiträge zu Aristoteles Poetik. 289
Schluss mit dem nur hierauf bezüglichen cü<j«urw? die 5cavoia
sich anreiht ia).
So gewinnen wir denn endlich in diesen beiden Sätzen eine an
gemessene Überleitung von der empirischen Auffindung der sechs
Tlieile zu der Erörterung des Werthes, den ein jeder derselben für
die Tragödie bat. Jede Tragödie muss, nach der erfahrungsmässigen
Betrachtung derselben, sechs Theile haben. Diese Theile haben
manche Dichter so angewendet, dass sie in der Meinung, jeder der
selben habe alles in sich, ihnen einzeln je nach Begabung und Nei
gung ein artbestimmendes Übergewicht einräumten. Diese Auffas
sung, erweist Aristoteles im Folgenden, ist nicht richtig, indem sic h
vielmehr, an der Aufgabe der Tragödie gemessen, jene Theile nach
ihrem Werthe und ihrer Bedeutung in einer bestimmten Rangfolge
ordnen. Diese habe ich unlängst zum Gegenstände einer besonderen
Erörterung gemacht, auf die ich hier verweise ^).
Nachdem Aristoteles in der zweiten Hälfte des sechsten Capitels
die empirisch gefundenen sechs Theile der Tragödie auf vier in der
Theorie der Tragödie besonders zu behandelnde reducirt hat (Fabel,
Charakter, Gedanken, sprachlicher Ausdruck), geht er mit dem sie
benten Capitel in die Einzeluntersuchung dieser Theile ein. Mit deut
licher Abhebung dieses neuen Anfangs beginnt er mit dem wichtig
sten derselben, der Fabel und Composition 14S0 b 21 ötcopu/xevojv
§e rouroiv, Xeyojp.iv p.ezä ravra Koiav rivä oeX rr?v aOaramv elvai rüv
Jxpayp.dro>v, kizeidri roöro xai jxpüjrov xai peyivzov zfig zpayojoiag
£gtlv. Die Untersuchung über den puSog erstreckt sich bis Cap. IS
in., wo gleichfalls mit scharf bezeichnetem Übergang zu dem zwei
ten Tlieil der Tragödie, dem wSog, fortgeschritten wird 14S4 a 14
rxepi p.iv olv zfig züv 7xpayp.dzojv gvgzäaeojg, xai noiovg nvag
elvai deX zovg p.03-ovg, eiprizou Ixavö>g m r.epi §e zä xrA. Und end
lich werden auch Cap. 19 in. die beiden noch übrigen Theile, die
überhaupt behandelt werden sollten, mit klarer Abgrenzung des
neuen Abschnittes eingeführt 14S6 a 33 jxepi piv oliv zGjv äXkojv rjcb?
tfptirca, Aoirxdv oe jxe.pl XeEeojg aal mavolag eixxeXv, deren Behandlung
bis Cap. 22 extr., dem Abschluss der ganzen Theorie der Tragödie
reicht. Hiernach ist denn Aristoteles der im sechsten Capitel begrün
deten Disposition der Untersuchung in der Ausführung selbst treu
geblieben: allein, obwohl die Gelenke, an denen die Glieder des
Organismus sich in einander fügen, sichtbar sind, so sind doch im
Sizb. a. phil.-hist. CI. L. Bd. III. Hfl. 19
290
Y a h 1 e n
—fl?
Innern der Untersuchung die Glieder hier und da in ihrer ursprüng
lichen Ordnung verdunkelt.
Die Erörterung des pOSog sondert sich in zwei scharf geglie
derte Hälften, deren erste (Cap. 7 in. 1450 b 21 — Cap. 9 1452 a 1)
die Frage beantwortet, wie muss die Fabel und Composition in der
Tragödie beschaffen sein, damit diese dramatisch sei?
Um dramatisch zu sein, muss die Composition der Tragödie
1. abgeschlossene Ganzheit, 2. Einheit, 3. poetische Wahrheit und
Allgemeingiltigkeit haben. Diese drei Erfordernisse, die unter sich
im engsten Zusammenhänge stehen, sind allgemeiner Art und nicht
auf die Tragödie beschränkt: sie finden Anwendung auf jede Dich
tung, welche Handlung und Composition hat, insbesondere also auch
auf das komische Drama und die epische Dichtung, von welcher letz
teren Aristoteles ausdrücklich verlangt, dass ihre Fabel und Compo
sition in dem angegebenen Sinne dramatisch sein soll 1459 a 17
nspi oi zfig diriyr,poizixfig xxi iv pizpw ptpr/zix^g, Sn Sei zovg pOSoug
xxlzrxr.sp sv zxlg zpxywoixig ovvsozxvxi dpxpxzixovg, xxi (sens.
explicat. = d. h.) rcspi pixv npx^iv olr/v xxi zeldxv, eyovauv xpypv
xxi psoov xxi zilog, tV uiaxep £ö>ov sv olov noifi rrjv olxäxv ridövrjv,
orjlov xzl. Aus dieser Allgemeingiltigkeit der Forderung des Dramati
schen erklärt es sich denn auch, dass in den drei diesem Gesichts-
puncte gewidmeten Abschnitten (Capp. 7, 8, 9) neben der Tragödie
das Epos und die Dichtung überhaupt in Betracht genommen wird.
Mit der hier erst angemessenen Rückbeziehung auf die Bestim
mungen der Definition der Tragödie erörtert Aristoteles die erste
Forderung des Dramatischen, das olov xxi zilsiov, d. i. die abge
schlossene Ganzheit der Handlung.
Diese Abgeschlossenheit liegt zunächst darin, dass die Tragödie
(wie das Drama überhaupt) nicht beliebig anfangen und beliebig
aufhören darf, sondern, dass ihr Anfang wirklich Anfang, d. h. nichts
als nothwendig vorausgehend fordert, und ihr Ende wirklich Ende
ist, d. h. nichts mehr nach demselben als nothwendig erheischt.
Dieser Forderung Hess sich aber genügen bei ungemessener Ausdeh
nung, wie bei unverhältnissmässiger Kleinheit: beides würde der Tra
gödie, die ein Kunstwerk sein soll, nicht entsprechen: daher war
dem olov xxi zileiov als ergänzende Bestimmung piyeSog lyov
'Grösse habend’ hinzuzufügen. Für die Grösse (den Umfang) ist
nämlich die Tragödie au die allgemeinen Gesetze des Schönen ge-
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
291
bunden, das auf Ganzheit und innerer Gliederung der Theile beruht.
Wie also jegliches Schöne weder allzuklein sein darf, damit die
Gliederung der Theile wahrgenommen werden kann, noch allzugross,
damit die Betrachtung der einheitlichen Ganzheit möglich bleibe, so
muss auch die Tragödie (oder ihr /xOSos), wenn sie als Kunstwerk
den Forderungen der Schönheit entsprechen soll, zwar eine gewisse
Ausdehnung haben, welche die Gliederung der Theile zu betrachten
ermöglicht, aber diese Ausdehnung darf ein solches Mass nicht
erreichen, welches die Wahrnehmung der abgeschlossenen Ganzheit
ausschliesst. Allein diese Bestimmungen der Grösse sind doch immer
noch zu allgemeiner Art, und obwohl sie auf Kunstwerke jeder Gat
tung sich anwenden lassen, so gestatten doch verschiedene Kunst
werke, je nach ihrem eigenen Wesen, einen ganz verschiedenen
Grad der Ausdehnung: zeigt sich diess doch selbst innerhalb der
Dichtung bei dem Epos und der Tragödie, die, wie Aristoteles mehr
mals hervorgehoben hat, in Bezug auf Grösse ganz verschiedenen
Bedingungen unterliegen. Die Frage bleibt also auch nach jenen
allgemeinen Bestimmungen noch immer übrig, wie gross kann und
wie gross darf die Tragödie sein: sie lässt sich nach äusseren
Gesetzen und Gewohnheiten der Bühneneinrichtung entscheiden;
aber dieser Gesichtspunct kann für die Theorie der Tragödie nicht
bestimmend sein. Nach den Gesetzen des Kunstschönen betrach
tet, wird die grössere Tragödie, wofern sie übersichtlich bleibt,
was den Umfang betrifft, die schönere sein, denn die Grösse über
haupt ist ein Requisit des Schönen, und je reicher die Tragödie ist,
um so mehr kann die Gliederung der Theile sich entfalten. Allein
die aus dem inneren Wesen und der Aufgabe der Tragödie ge
schöpfte Bestimmung ihrer Grösse ist doch erst die, dass die Tra
gödie einen solchen Umfang haben muss, um die volle Entfaltung
einer Handlung, d. h. einer Situation, die nicht so bleiben kann,
wie sie liegt, sondern einen Übergang in sich schliesst, entweder
vom Glück zum Unglück oder vom Unglück zum Glück, zu ermög
lichen. Welcher Art der für die Tragödie angemessene Übergang
sei, liegt hier, wo die Tragödie lediglich von ihrer dramatischen
Seite gefasst wird, ausser dem Kreise der Betrachtung; es genügt
für den hiesigen Zweck, die Forderung so zu stellen, dass der in
der Handlung eingeschlossene Übergang in dem Umfang einer Tra
gödie sich voll und reich entfalten und vollständig ausklingen könne.
19»
292
V a h 1 e n
Mit dem bisherigen ist das olov xcu teIeiov mehr äusserlich um
schrieben: denn es bleibt die Frage noch immer offen, wie gewinnt
man (bei zweckmässigem Umfang) den richtigen Anfang und das
richtige Ende, d. h. die Abgeschlossenheit nach beiden Seiten. Die
Antwort gibt das 8. Cap.: es ist die Einheitlichkeit des p-vSog, die
nicht in der Einheit der Person oder der Einheit der Zeit, sondern
lediglich in der Einheit der Situation (npägegeben ist. Dass
Aristoteles das olov v.ai teIeiov erst hiermit genügend bezeichnet an
sah, zeigt der Abschluss des achten Capitels (1451 a 30 j_prj ovv
xad-a7Tsp xod iv raig dllaig p.ip.Yjruoc'ig rj p.ia. p.i[Ar/Gtg ivog iortv, ovtco
xcri zdv puSov, inei npd^Eoig pip.vjaig iozc, p.iag re sivai xcxi zaörwg
ölrjg, xai za. p-ipyj ovvEazavai rcöv npayp.dzo>v oözoog wgze pszazi-
Ssp-ivou nvöj p.spovg rj d<patpovp.ivov diacpspsoScu xaä mveigScu. r6
Slov 0 ydp TTpOGOV ?; p.Y] KpOGOV prjOEV TCOIEL EKlSriloV , OvSeV [AÖpiOV
zov olov kor/.v), welcher die enge Verknüpfung dieses Abschnittes
mit dem vorangegangenen deutlich macht. Nicht ebenso sichtlich ist
der Anfang des 8. Cap. an das Vorangegangene angefügt. In dem letz
ten Satze des 7. Cap. ist in der für den Umfang der Tragödie mass
gebenden p.Eraßolri (in Glück oder Unglück) die Forderung der
Einheit der Handlung eingeschlossen. Denn wenn in einer nach den
Gesetzen der Wahrscheinlichkeit oder Noth Wendigkeit geordneten
Abfolge von Begebenheiten ein Übergang von Glück zu Unglück oder
umgekehrt erfolgt, so ist damit die hinreichende Begrenzung des
Umfanges gegeben, und der Mythos ist in diesem Falle einheitlich. Die
Worte pvSog ö’ iaziv stg, mit denen man nicht angemessen ein neues
Capitel eröffnet, sind daher jenem Satze enger anzuschliessen, und er
geben in diesem Zusammenhang eine positive Bestimmung der Einheit
des p.03og, auf welcher das 8. Cap. basiert, und insbesondere die
Worte (28) nEpc w.av Tcpä£iv oiav Ityopsv passend zurückweisen 18 ).
Die Frage nun, wie die Composition (p.0Sog) die richtige dra
matische Einheit erlange, wird unter Abweisung eines verkehrten
Begriffes der Einheit, vorzugsweise an dem Beispiele des Homer
erörtert; es findet aber das Gesagte auf den p.vSög der Tragödie
nicht minder als den des Epos Anwendung.
Aus der Forderung geschlossener Ganzheit und der darin ent
haltenen Einheit der Composition ergibt sich die weitere Forderung
für den Dramatiker, nicht die historische Wirklichkeit, sondern die
poetische Wahrheit darzustellen.
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
293
Es ist vollkommen sachgemäss, wenn Aristoteles das 9. Capitel
mit den Worten eröffnet: ipave'pdv §i ix rüv ££pi?pivwv xrA. Denn
diese weitere Forderung ist eine Consequenz aus jener früheren und
in derselben eingeschlossen. Soll der Dichter eine einheitliche, nach
beiden Seiten abgeschlossene Handlung von kunstgerechter Ausdeh
nung schaffen, so ist er von der Forderung historischer Treue zu
entbinden. Sein Gesetz ist die Verknüpfung der Begebenheiten nach
Wahrscheinlichkeit und Nothwendigkeit, welche allein die wahre
Einheit der izpä^ig ermöglicht. Dieses Gesetz erhebt die Dichtung
über die individuelle Wirklichkeit hinaus zu der allgemeingütigen
Wahrheit, und zieht die Grenze zwischen der historischen Kunst und
der Dichtkunst.
Das Streben der Dichtkunst nach dem Allgemeingiltigen und
der poetischen Wahrheit ist bereits augenfällig geworden bei der
Komödie, welche in der nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit
erfundenen Handlung Personen nicht mit individuell wirklichen, son
dern mit beliebig vom Dichter erfundenen Namen auftreten und han
deln lässt. Die Tragödie dagegen hält sich zwar zumeist an die von
der Sage oder Geschichte dargebotenen Stoffe und hat darin den Vor
theil, dass der einzig von ihr bezweckte Glaube an die Möglichkeit
und Wahrscheinlichkeit der Handlung getragen und unterstützt wird
von dem Bewusstsein der Wirklichkeit derselben. Aber auch die
Tragödie hält sich nicht immer und ausschliesslich an Überliefertes
und hat doch auch, wo sie es nicht tliat, dieselbe Wirkung erzielt:
was leicht begreiflich wird, da ja auch das historisch Gegebene
selten dem ganzen Publicum als solches bekannt ist, und den
noch auf das ganze Publicum gleicherweise wirkt. Also die nach
dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit und Nothwendigkeit vollzogene
dichterische Umbildung (pu'p^atg) des gegebenen, von Sage oder
Geschichte überlieferten Stoffes macht den dramatischen Dich
ter aus: und findet sich der Dichter in dem sehr seltenen Falle,
dass die Überlieferung sich so darbietet, wie er sie für sein
Kunstwerk gebraucht, so erfüllt er nichtsdestoweniger seine Auf
gabe als Bildner (p.ipw,rf/g), indem er den historischen Stoff für
seine Dichtung nimmt, nicht weil er historisch ist, sondern weil
er diejenigen Eigenschaften bereits besitzt, die ihm sonst der
Dichter aus eigener Erfindung zu geben berechtigt und verpflich
tet wäre.
294
V a h I e n
In dieser ganzen Erörterung von Cap. 7—9 ist Alles in festem
Zusammenschluss. Die Tragödie als Kunstwerk verlangt das 61 ov xa £
tsIsiov, den Abschluss nach Aussen in einer dem Kunstwerk ent
sprechenden Ausdehnung (pisysSog): beide Forderungen finden ihre
Verwirklichung in der Einheit der Handlung (p.üSog stg), und diese
wieder führt zu der nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit und
Nothwendigkeit vollzogenen dichterischen Umbildung (pipcrjo-tf) des
gegebenen Stotfes. Dieser Begriff der p.i[XY]aig tritt kaum irgendwo
so deutlich hervor als an dieser Stelle, und die nachdrückliche Be
tonung desselben (1431 b 27 ff.) verleiht dem ganzen Abschnitte
einen befriedigenden Abschluss. Die Forderung des Dramatischen ist
damit erschöpft.
Nach der Überlieferung schliesst sich hieran (1431 h 33 ff.)
eine Bemerkung über eine unkünstlerische Art der einfachen Mythen:
tüjv 6k änlüv [xOSaiv xui np&igscav ui insiGooi&özig sic7t yjipiarui.
Isyw 6’ sKsiao§ul)6r] p.üSov, iv 5> tu snsiaöocu p.sr’ ällrjlu ovr’
sixdg out’ uvuyx'n eivuc. toiuvtui ok noiovvTou Öko y.kv rCbv <pu01u>v
TTOLVjTCtfV dt’ UVTOVg, Ö7IO 6i TOJV Ctya^töV 8lU TOvg XpLTOeg. äyw-
vtapiar« yup noiovvTeg, xai nupu rvjv 60vup.iv nuparsivovrsg
uvSov 7toll&xig oiaarpscpziv uvayxä^ovTUi ro scpsigr/g. Dass die
Worte Aristotelisch sind, davon kann der metaphorische Gebrauch
von knsiGoftiüdvg in der Metaphys. 1090 b 19 und 1070 a 1
allein überzeugen; und auch sonst findet sich nichts in den Wor
ten, das nicht mit Aristoteles Gedanken in gutem Einklang wäre.
Allein, dass sie für die hiesige Stelle ursprünglich bestimmt ge
wesen, davon kann ich mich auch nach der Vertheidigung von
Spengel und der wiederholten von Susemihl nicht überzeugen.
Allerdings war im Vorausgegangenen der Nachdruck gelegt auf
die einheitliche Verknüpfung der Begebenheiten, und von dieser
Forderung entfernen sich am meisten diejenigen von den einfachen
Mythen, welche Aristoteles die episodischen nennt. Allein der Feh
ler mangelhafter Verknüpfung ist ein allgemeiner, nicht auf die
einfachen Mythen beschränkter, sowie die entgegenstehende For
derung eine allgemeine ist (vgl. 1432 a 19 ff.): ihn daher an den
einfachen Mythen allein hervorzuheben war unzweckmässig, zumal
die von Aristoteles vorgenommene Sonderung der Mythen in
einfache und verflochtene einem späteren Platz Vorbehalten ist.
Dass aber diese Abweisung der episodischen Mythen auch nicht als
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
295
Überleitung zu dem folgenden neuen Abschnitt gelten kann, wird
die Erörterung dieses ergeben. Für welche Stelle jene von hier
zu entfernenden Worte (die G. Hermann nicht gut hinter 1452 a 16
Ixzräßciaig yivsrai einschalten wollte) ursprünglich bestimmt waren,
darüber kann die Untersuchung erst später aufgenommen werden.
ANMERKUNGEN.
1. p.ü3oc—liyog.
(Zu S. 266.)
Die Bedeutung des p£>3oj in der Poetik ist zwar im Allgemeinen klar,
und doch ist es nicht leicht, die verschiedenen Nuancen des Gebrauchs scharf
zu sondern. Ganz ahzusehen ist für die Poetik von dem (xö3o? , der die Sage
im Unterschied von X0705, der geschichtlichen Wahrheit, bezeichnet. In der
Poetik ist p03o? zunächst der Stoff, der dem epischen oder dramatischen Dich
ter vorliegt, es sind die rrporypara, deren künstlerische Verarbeitung seinen
Vorwurf abgibt, gleichgiltig ob dieselben von der Sage oder der Geschichte
dargeboten sind, oder aus des Dichters eigener Erfindung stammen. 1451 b 24
tmv itapadsdops’vwv pü^cov, kepl ai rpocywdtai elfftv, ävrE/ro-3'a 1. 1453 a 18
Tovg zv/_6vrag pü3ouj amjpiSpouv. b 22 rovg 7rap£tX>jppsvouf pü3ous Xveiv.
Hierher möchte ich auch die verderbte Stelle 1456 a8 rechnen, für die ich
eine sichere Verbesserung nicht weiss, doch genügt vielleicht die Einfügung
von opcuav: dixaiov de xai rpa’jwdiav aXXvjv xai rr;v avr'ri') Xv/si-j ovdh i<7Mj
(äpoiav) rü) pü3c«v rovro Si, wv 77 avryj nXox-r) xai Xuaig. Wenigstens scheint
der Sinn zu sein: 'von Rechtswegen kann man eine Tragödie, die einer andern
im Stoffe vielleicht gar nicht ähnlich ist, doch als die nämliche bezeichnen ; diess
ist nämlich der Fall (toüto de iv ruvraig sariv, oiv vj avrvi —) bei denen, welche
dieselbe Schürzung und Lösung, d. h. dieselbe Composition haben. — Aber pü3o;
bezeichnet auch die vom Dichter bereits vollzogene Gestaltung des Stoffes, er
ist, wie Aristoteles 1450 a 5 deflnirt, die aiivästjig (crvaraaig) rörv ~pa7päru>v,
mit welchem Ausdruck pöS'os als synonymer Begriff verbunden wird. 1450 a 32
e'xovop (rpa7<pöta) pu^ov xai avaraaiv jrpa7pärwv. 1454 a 14 Ttepi rr t g rwv
7rpa7p.ctrcov avaraveuig xal xoiovg nväg siiai der robg püSouj (denn ich denke
nicht, dass hier p.v3og als Stoff im Unterschied von der Composition gefasst
sein soll). Daher denn auch aüaraaig rwv Kpa^paruv allein mit püäog iden
tisch und mit demselben abwechselnd gebraucht wird. 1450 a 15 p^tarov de
Tovuiiv (nämlich von den sechs Th eilen, ptäS’oc, v^oc u. s. w.) v? rwv rrpa7pä-
zojv auuramg, worauf a 22 mit rä irpdrypara xai 6 pvBog reXog rrjg zpa-ytpdiag
zurückgewiesen wird; 1450 b 22 jrolav riva Sei rijv aiiaraaa ehai rthv npa^-
parorv, ineiSr) rovro xai 7rpörrov xai ps'71 arov rijc rpa^wdiag iffriv. 1453 b 2
296
V a h 1 e n
san (zd ipoßepdv xal iXeeivdv yiveaSui) iE, uvzry; rv)? auuräiTEMj rüv jrpcqpärwv.
1450 a 37 izpözepov düvavrai rj; Xe£ei xai roiff r/Seaiv ccxpißovv rj za jrpot-ypara
awiazavai. Gleichbedeutend mit crjaraozc rwv irpcrypärcov und auviorävai rä
irpä7para ist ferner avazaaig zoö pvSov und utmarävai (a-uviarair^at) rdv pö-
3ov, d. i. das Sujet, den Stoff componieren, obwohl in diesem Falle sachlich
wie sprachlich auch die Erklärung zulässig ist, wonach o-uviorävai röv püJXov
gleich avviaxavai xi)v cnjarauiv gelte: eine strenge Scheidung lässt sieh hierin
nicht durchsetzen. Also 1432 a 18 raüra (näml. avozyvcnpiutf und Kepiizexeia)
Sei ■jiveaSca iE, aurrjs tyiz avrjzäaswc roü p.uäov, vergl. mit 1433 b 2 (s. 0.)
und 1434 a 37 ras Xveeig rcov pülXwv e? ai/zov Sei rou p.vBov aup(3atveiv , und
mit 1433 a 16 ßeXziaz-/] ava^viiipiatg v? e’4 aürwv rcov 7rpa7pärwv. 1447 a 9
tjvviaxacrSui rohs p.vSovg. 1430 b 32 rohe auvEorwraj eu p.03ovc. 1451 b 13
rjvGz-^aavzeg röv pö^ov deä rcov Eixorcov. 1432 b 29. 1435 a 22. 1459 a 18.
1460 a 34. Und hieraus erklärt sich dann weiter, dass rä jrpa-ypara gleichbe
deutend mit pö3oS mit dem letzteren entweder verbunden oder abwechselnd
gebraucht wird, wie an den schon angeführten Stellen 1450 a 22 und 1435
a 16; ferner 1453 b 13 zovro iv rot? npa^paaiv spiroivjr/ov, vergl. mit 1454
a 11 TO roioürov zapaaxevat^eiv iv roh; p.v3oig. 1454 b 6 aXo'/ov p.v)Sev eivca iv
zoit; izpa^p.aaiv, vergl. mit 1460 a 28. Vergl. noch 1453 b 4. 3. 1456 b 2. Da
hiernach rä n-pd-ypara collectiv (wie reu) das Stoffliche der Dichtung bezeich
net (ähnlich wie 1451 b 22 rä TTpä-ypara opp. rä dvipara), so nehme ich auch
keinen Anstoss weder an der Zusammenstellung iv roiig Tcepirzezeiuig xal iv xoTg
unXoig Trptzypaaiv (1456 a 19), d. i. in Peripetien und einfachen Stoßen, noch
an 1451 a 32 rä p.e'pri avvsaxavai rcov repa^pärwv, d. h. die Theile des Sujets
müssen so und so zusammengefügt sein. An beiden Stellen kann ich wenig
stens die von Susemihl vorgenommenen Änderungen und Athetesen nicht
gutheissen.
Der pülXoj bezeichnet also nach dem bisherigen sowohl den Stoff als die
Coinposition des Stoffes, zwei Bedeutungen, die zuweilen in einander über
gehen und nicht immer streng zu scheiden sind. Vergl. noch für letzteres
1451 b 34 ij:eiaodiSiSvi pöSov, d. i. episodische Composition, die durch das
izapazeiveiv zov p.v3ov (b 38), das Auseinanderrenken des Sujets entsteht.
1460 a 33 ro Xe-)eiv Sri ävppyjro uv 6 pü3os 7eXoEov (dass die Composition zu
sammenbrechen würde); 1454 b 34 Xe^ei ä ßovXezui 6 iroiv)r)c «XX’ oiiy^ 6 pö-
Srog (d. i. die Anlage und Composition des Sujets). Ferner wenn der püSag
Princip und Seele der Tragödie genannt wird (1450 a 38), und Peripetie und
Anagnorisis die ps’pvj roö pü3ou heissen (1450 a 34. 1452 b 9), so ist nicht an
den Stoff so sehr als die Verknüpfung und Coinposition desselben gedacht.
Der Begriff'des Stofflichen dagegen scheint mehr zu Tage zu treten 1452 a 10
avu^x'o zovg rotoürous Eivat xuXXiovg pü3ous u. d. folg. Vgl. noch 1456 a 12.
1462 b 5. 1449 a 19.— Wie also pö3os einerseits gleich irpu-/p.a.xa ist, so ent
spricht er anderseits der avaxumc, welche auch ohne Zusatz die Composition
bezeichnet, und weil die Composition des Sujets den Körper des Gedichtes
ausmacht, für das Gedicht selbst gesagt wird, auch darin dem p-väog entspre
chend, 1453 a 37 uv oi ey_Sriazoi coarv iv rä pvgl. mit 1460 a 30 fg.
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
297
14b6 a 28 rolg 8k Xoijrotg rä pidöpeva ri päXXov rou pü3ou Vj ä'XXvjg rpafipSiag.
Über avazaaig vergl. 1433 a 3 rö psv ■jäo <ptXäv.$pMjrov fyoi av vj roiaürvj au-
araatg. a 23 vj xaXXt'arvj rpa-/(p8ia ix raurvjg rvjg avoraoeug ioriv. 1439 b 17
xarä re rvjg awräaswg rö pvjxog. b 21 ei rüv äp/aicov IXärroog at a-uaraustj
efsv. 1460 a 3 paxpäv avaraoiv (womit zu vergleichen, was 1431 a 3 über das
pvjxog ini rüv pü3wv gesagt ist). Hieher rechne ich auch die mit Unrecht an
gelastete Stelle 1433 a 31 deure'pa 6’ vj apürvj ’X^opi'vvj üaö nvüv e’uri ffücrra-
aig, vj öurXvjv rvjv ovaraaiv ey_ovoa, worin letzteres nicht verschieden ist von
vj öurXüg CTuveorffvaa (eine Composition, die zwiefültig componiert ist; vgl. röv
xaXüg e'^ovra pOS’ov äaXoöv efvai paXXov vj di~Xoüv 1433 a 12), was so richtig
gesagt ist, als, um von anderen ähnlichen Constructionen abzusehen, de coel.
288 b 16 vj ouaraoig rwv £ücov ix roiourwv auve’orvjxsv. Da ferner von auoraaig
nicht verschieden ist cruvS-eing (vgl. 1430 a 3 p03-ov-rvjv ovvSrsow rüv -pa7pä-
tmv; 1432 b 31 rvjv auv^earv rvjg xaXXi'arvjg rpa-yudi'ag ; 1433 a 19 al xäX-
Xiovai rpa^uidiai (Zuvri'Ssvrai), so muss auch 1439 a 22 die Verbesserung
xai pvj öpoiag laropiaig rag ouväioeig (für uuv^Ssig) avai für richtig gelten.
Und was wiederholt owraaig (oder ouvScOig) genannt wird, nennt Aristoteles
einmal crüarvjp.a (wie er einmal 1460 a 29 puSsupa statt pväog sagt): pvj
jrotstv ETrojrouxöv aücrrvjpa rpeoyuidi'av (I486 a 11), was man unglücklicher
weise durch System übersetzt und dadurch sofort an das trilogische System
der Tragödie gedacht hat, was hier fern liegt. (Dass übrigens Aristoteles auch
in anderer Beziehung zwischen crjorvjpa und aiioraoig ohne merklichen Un
terschied wechselt, zeigt de gener. anim. 738 b 2. 8 u. s. f.)
Es erübrigt noch eine andere Definition des pü5og, die denselben als
pipvjatg apä^ewg bezeichnet: 1480 a 4 rvjg pev -pä^swg ö p.vSog vj pi'pvjcrig.
1431 a 31 röv pü3ov, ehrst rrpä^s-iig ptpvjatg io riv; 1432 a 13: eine Definition,
die mit der obigen (oöavaoi; rüv srpa^pdrwv) in sofern übereinstimmt, als
beide den p.v3og als den durch die Thätigkeit des Dichters hindurchgezogenen
und als sein eigenes dichterisches Gebilde neu geschaffenen Stoff bezeichnen;
dennoch ist in der Auffassung ein kleiner Unterschied: die oüaraoig jrpa-/pä-
rwv vergegenwärtigt die Arbeit des Dichters, vermöge der er die Begebenhei
ten nach Ausscheidung des zur Einheit nicht Verknüpfbaren gruppiert und zu
einem einheitlichen Ganzen verbindet. Das Besultat der avavaaig Kpa-ip-avoiv
ist die jrpä^tg, und diese, die nicht ein Gegebenes ist, sondern ein aus dem
umbildenden Gedanken des Dichters Gewordenes, ist ein Product der pt'pvjutg.
Der p.vSog ist demnach die ptptpvjpevvj rrpä^tg (sowie anderseits rä ovvrera’j-
p.iva n-p«7p.ara), und die Prüdicate der Kpä^tg müssen auch die Prädicate des
pöSog sein (vgl. besond. cap. 8, und 1432 a 12. 13. 37. 1431 b 33). Wie also
die ;rpä7para sich zur r,rpä^tg gruppieren, so bezeichnet die auaraoig rpa^pä-
rwv den Weg, den die ptpvjfftg ;rpä£scog einschlägt. Und da ferner die pipvjoag
wesentlich darauf beruht, dass nicht die individuelle Wirklichkeit (rä 7evöp.sva
— rä xaS’ i'xatrrov) sondern die allgcmeingillige poetische Wahrheit (rö xa-
ÄöXou) dargestellt werde, so repräsentirt der pü3og als das Ergebniss der
pt'pvjatg im eigentlichen Sinne die Dichtung. Diese Bedeutung des p.03og er
gibt sich klar aus dem ganzen Zusammenhänge des 9. Capitels: vgl. besonders
298
V a h 1 e n
1431 I) 27 ff. rdv ttoivjtvjv päXXov rüv püSoiv Ewa: Sei koivjtviv v} twv (aErpcov,
0(70) iroivjnjs xarä r^v fu/zijtnv fori, pipeirai Sk tag ttpa^eig. In diesem Sinne
tritt das püäovg 7toieiv in Gegensatz gegen die iapßixx) iSia (1449 b 6 ff),
da die iapßoTtoioi jtepi rov xaS' sxatorov noiovaiv (1431 b 14). Daher ist p03og
denn auch der jeder Individualisierung noch bare. Stoff in seiner nackten Allge
meinheit (1435 b 2 u. 8), wie er dem zu schaffenden Gedicht vorausliegt, oder
aus dem fertigen Dichtwerk als argumentum herausgehoben werden kann.
In dieser letzteren, sowie in mehreren anderen Beziehungen gebraucht Aristo
teles mit pväog synonym den Ausdruck Xö-yoj: 1435 a 34 zovg re Xcyovg xai
roüj itapeiXrippivovg Sei xai adröv irotouvr« ixTiSeaSou xa3dXou (vgl. 1451 b24.
1453 b 22 Tta.poiSeSop.ivoi — itapeiXvippevoi pv3oi'); 1453 b 17 rvjj ’OSvaasias
puxpös 6 Xoyog, in gleichem Sinne wie 1453 b 8 pvSog: vgl. 1456 a 13. Ferner
1460 a 27 roug re Xöyoug pvj ouviaraaSai ix pepüv aki’joiv — el Se pS s£u> roö
pv3eüp.avog, eine Stelle, deren ganzer Zusammenhang und Vergleichung mit
1454 b 6 deutlich zeigt, dass Xo'701 nicht verschieden von p.03oi. Daher war
es, wie neuerdings auch Susemihl eingesehen, verkehrt 1449 b 8 in den Wor
ten xa3öXou Ttoieiv X6°jovg xai pvSovg einen Unterschied zu statuieren der Art,
dass Krates die Stoffe seiner Komödie theils aus dem Mythus, theils aus dem
Leben genommen; diess ist so unrichtig, als in dem vorausgehenden (b 6)
pi/äovg ttoieiv des Epicharm die mythologische Komödie des Sieiliers finden zu
wollen, wie beides noch neulich in dem verdienstlichen Buch über Epicharmos
von Aug. 0. Fr. Lorenz S. 190 fg. geschehen ist. Vielmehr ist Xo'-yoi xai p.ö3ot
eine Combinierung synonymer Begriffe zur Bezeichnung zusammenhängender
Stoffe und Handlungen allgemeiner Art. Aehnlich verbindet Aristoteles, doch
ohne an die Dichtung zu denken, Politik 1336 a 30 Ttsp'i X6-/o>v xai puäoiv
Ttoiovg nvag äxoveiv Set, wo die Statuierung eines subtilen Unterschiedes so
wenig als an der Stelle der Poetik am Platze wäre; es müsste denn sein, dass
Aristoteles auch einen Unterschied andeuten wolle, wenn er Bhctor. 1393 a 30
von X6-/01 Maoineioi redet, Meteorol. 356 b 11 aber von Aiowou p03oi. Dass
aber Aristoteles Stil die Combinierung synonymer Ausdrücke nicht verschmäht,
dafür sind einige Beispiele im Obigen gegeben, und es liessen sich ihrer, auch
aus der Poetik, noch viel mehr zusammenstellen.
2. TO ovvolov.
(Zu S. 267.)
Über rö truvoXov scheint eine Bemerkung nicht überflüssig. Waitz zur
Hermen. 17 a 39 (Organ. I. 335) bemerkt, dass das Wort an unserer Stelle
in demselben Sinne zu nehmen sei, wie 1453 b 33 rj pev TtenXe^pevz] (rporytodta)
yjg to oXov ioti Ttepnzeveia xai ava^voipiaig und 1459 b 16 avoqvtapioig 7“p
SioXou. Danach würden die in unserer Stelle genannten Dichtarten als solche
bezeichnet, uv to oXov pip-zjaig itmv. Anders Susemihl in Fleckeisens Jahrbü
chern 1862 S. 328 fg.: 'Das Ganze der Epopöe u.s. w. gehört zusammengenommen
in das Gebiet der nachahmenden Darstellungen.’ Das Erstere scheint mir nicht
richtig, das Zweite ist mir wenigstens nicht klar (vgl. übrigens jetzt Susemihl’s
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
299
Übersetzung). Einleuchtend ist, dass r6 trövoXov hier nicht in dem sonst dem
Aristoteles geläufigen metaphysischen Sinne gesagt ist, wonach es die concrete
Totalität, d. i. die unmittelbare Einheit von Stoff und Form bezeichnet, worüber
Bonitz zu Metaph. 099 a 33 und Waitz a. a. 0. Näher kommt hier in Be
tracht der Gebrauch des Wortes, wonach es in Gegensatz zu pe'pvj und popta
gestellt ist: de coelo 298 a 31 rov re crüvoXov oüpavov xai rä pöpta aürov.
vgl. de gener. anim. 764 b 28. 29. Histor. anim. 491 a 28 räde rwv pepSiv eij a
dtatpeirat ro acöpa ro avvoXov. de part. anim. p. 643 b 13. 16. ibid. b 36
pdpta dt Xe'70) ptva öySaXpöv zs! rd auvoXov npoatiurov. Vgl. noch Topik 130
a 12; 133 a 21. 22. 23. Aber ebenso tritt rd avvoXov in Gegensatz gegen die
diaipopai desselben: Anal. post. 97 a 38 rov de reXeuratou pvjxe'u etvat dtayo-
päv, X] xai evBvg perä rvjj reXeurat'ac dtayopxj roö auvöXou pv) dtapepetv etdet
roOro. Und in ähnlicher Art, denke ich, ist auch an unserer Stelle rd auvoXov
zu fassen; das allen Künsten insgesammt Gemeinsame ist die pipijo-ts (iräaai
ru7)'ävouaiv ouaat pcpr/ang rd aüvoXov); auf diesem allen gemeinsamen Begriff
der p.ipyj(jig heben sich die diacpopui ab. Vgl. noch Hist. anim. 601 a 26 vyisiat
rote ere’potc erepat xai rd auvoXov ovy_ cd uv rat r.äo tv, wo man rd auvoXov mit
7räatv verbinden könnte, wenn es nicht vielmehr in der auch sonst vorkom
menden verallgemeinernden Bedeutung 'überhaupt’ steht, wie Hist. anim.
626 h 30 vjdtov dt xai Xevxo'repov xai rd uuvoXov xaXXtöv eVrt ro e’aptvöv rou
peroirwptvoö.
3. xav d und seine Construction.
(Zu S. 267.)
Kav et ru7)(avto(7iv steht in Bekker’s Ausgaben und den meisten übrigen.
Reiz schrieb rv^ya'tovmv, was Hermann beibehielt, und sowohl Bernhardy
(Berlin. Jahrb. f. wiss. Kritik 1839 S. 907) als Spengcl (Z. f. A. W. 1841.
S. 1234) guthiessen. Dass aber auch der Conjunctiv zulässig sei, dafür citirt
letzterer Politik 1260 b 31 xav et rtvej erepat ru7/avojatv; an welcher Stelle
Schneider den Indicativ zu selzen rieth, dem Bekker in seiner kleinen Aus
gabe der Politik vom J. 1833 gefolgt ist. Derselbe Bekker schreibt, de part.
anim. 643 b 31 xav et rtvej erpörepat . . rv'iya'javai't ouaat, obwohl rtryya-
vtnatv cod. P, und Nie. Eth. 1130 a 13 xav ei pinovoi paXXov erpog rag ^dpoug,
wohl nach seinen Handschriften, während die Ausgaben, sowohl die älteren
als die von Zell und Micbelet peVwat haben. Problem. 873 a 16 xav et rtvec aXXot
rovro 7rä(r)(ou(7tv. Etwas sicherem Anhalt werden, wie ich meine, solche Verbal
formen gewähren, bei denen Indicativ und Conjunctiv so leicht nicht verwech
selt werden konnten, als an den angeführten und etlichen anderen, wie de gen.
et eorr. 322 b 28 xav et rt jrotet, rö de xar/zi xuptooc, xai rovrotg waaurcos (;roiv)
EHL, d. h. alle ausser E; r.uayri H). Ibid. 326 a 6 uror.ov de xav et raöra pev
vxupxei (vrräpxv FHL) . . . ßapvrr<g de ... pv) verup^st (üjräp£vj L). Physik. 254
a 28 xav et ore pev ovroig doxet etvat ore d’ erepcof. Meteorol. 343 b 33 ot 7äp
darepeg xav (xai N) et (et om. F) pei^ovg xav (xai EN) iXdrrovg yat'vcovrat
(yatvovrat N.), äXX’ opoig ädtatperot . . etvat doxoöatv. Politik 1279 b 22 opoiwg
de reaXtv xäv et Kon aupßatvp robg änöpovg e’Xarrouj pev e(vat räjv ediröpoov,
wo Schneider aupßatvot, Bokker in d. Ausg. v. 1855 aupßatvet schreibt,
wie Sylburg gerathen. lbid. 1323 a 2 xäv et rtvaj ere’pac aupßat'vet (ohne
Var.) rotadraj ^tveaSat Seotpiag. Ibid. 1326 a 17 od pev äXXa xäv ei det
xptvetv. Vgl. ibid. 1327 a 9 ert 8k r9jg -epi ijüXa vX-rjg, xäv et rtva aXXvjv e’p*ya-
at'av yj )(d)pa ru7X“ vot (rtr/x.“'' 61 S 1 ’) xexryjpevvj roiaurvjv. Topik 136 a 21 xav
et de pi) roü äv3ptorrou yatvvjrat pij tdtov rö p:) £töov ( s ‘ om. f- — fatverat D);
a 27 xäv et de roü £cbou yaivvjrat tdtov rö £vjv (st om. Df). In demselben Zu
sammenhänge aber, und mit jenen ganz parallel 135 b 29 xav et . . p) s’artv tdtov
(xat et D); b 35 xav et . . e’ariv tdtov. 136 a 9 xäv et . . . e’artv adroü tdtov
(eartv om. Df), a 17 xav et 8’ . . . pi) iortv tdtov. a 24 xäv et 8k . . . e’artv tdtov.
a 31 xäv et de . . . e’artv tdtov (wo eartv, das A D u f q haben , in den übrigen
fehlt). Ibid. 129 a 26 xäv ^äp et p - ) vKÖ-pjßt xav et pv) d-vjp^e xav st pv)
U7rap?et, odx earat tdtov (zu welcher Stelle Waitz folgende Varianten anführt:
vKapxp ABPcu, fort. pr. q, vKijp^s C — ünap^et C — VKaplgy ABcuq).
Wenn schon diese Stellen, namentlich die zuletzt angeführten der Topik mehr
den Indicativ zu begünstigen scheinen, so sprechen folgende um so mehr
dafür, weil eine Verwechselung der Modi durch die Verbalform selbst schwer
gemacht oder ausgeschlossen war. De part. anim. 650 b 26 xav et rt erepov
rotoürov e’artv. ibid. 653 b 33 xav et rt rotoürov erepo'v e’artv (wo Bokk. xat,
obwohl PSUZ, d. h. alle bis auf 2, xav haben, was zu restituieren), ibid.
655 b 18 xav et rt rotoürov e’art pepoj (Bekk. xat aus P., aber xäv ESUYZ).
De gen. et corr. 327 b 5 röv adröv 8k rpöjrov xav et apyore'penv auveXJXo’vrwv
etpäaprou (xäv Bekk. aus EL, xat FH). Politik 1269 b 26 xäv et rtvej e'repot
yavep&g rertp-qxaat. 1289 b 15 xav et rt; aXXij rerü^vjxev. ibid. 1290 a 1 xav et
rt di) rotoürov erepov etpvjrat. ibid. 1340 a 37 xäv et rtj ciXXog rönv •ypa.'pioiv i)
rtöv ä'/adparoTTOlMV e’artv vj^txog. 1341 a 19 xäv et rt rotoürov erepo'v e’artv. Phys.
252 a 20 xäv et rtj erepos etpvjxsv ourcos e/etv. Ibid. 257 a 9 rö adrö kotetv s’art
xäv ei ed3üj e'yvj. De inccss. anim. 707 a 21 xav et rt re'rrapai avjpetotj xtveta^at
jre'ipuxe povov (xat Bekk. aus SZ, xäv PUY). Hist. anim. 542 all xav et rt aXXo
rotoürov s’art (xat Bekk. ausPD a , xav A a O). Psychol. 414 b 19 xat (xav
X<l>) et rt rotoürov erepo'v fort. Ethic. Nicom. 1099 b 14 yatverat de xav st
(et xat L*> xav O b ) p 17 SsÖKsp-Kzog io rtv. Hiernach kann ich es nicht billigen,
dass Waitz Anal, prior. 30 b 14 das überlieferte waadrtns de xat et irpöj rü
T reS-J rö arepvjrtxöv in xäv et — reSjj geändert hat: es war vielmehr xat et
— reSet'yj zu schreiben: vg 1 . ibid. 33 a 12 opoloig de xat et . . . re^et'vj. 38 a 25.
b 12 xäv ei Kpog rtn T re^et'vj, rö orepvjrtxöv , tnaadrcuj. 39 a 35 xat ei -pöj rtü
BT reSetvj rö xaSöXou, tbaadrws u. d. folg. p. 40 a 17. 49 a 23. 60 a 31.
63 a 17. 24. 66 b 15 waadrwj de xat ei pvjdev re3et7j. Anal. post. 80 b 27.
Topik p. 121 b 8 öpotco? de xat ei re^et'vj. Und endlich wird auch Topik
179 b 22 apaprävet, xäv (xat A)ei puptaxtj 9 avXXeXo^ujp.ivog schwerlich für
richtig gelten können: wo, wie ich vermuthe, ei zu tilgen ist: xäv puptaxts y
auXXeXo^tapevoj, womit zu vgl. 180 b 24 xäv p ipso6i)C und and. Und ebenso
möchte ei Hist. anim. 636 b 29 odd’ av ei e’xstva a^pvjara ^ zu tilgen sein. Auf
Grund des hier angeführten, wozu genauere Beobachter vielleicht noch Man-
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
301
ches hinzuzufügen finden werden, erscheint der von xav et abhängige Conjunc-
tiv sehr bedenklich ; av gehört nicht zu dem hypothetischen Vordersatz, son
dern eigentlich zu einem dazu zu ergänzenden Nachsatz, ist aber mit xat zu
einer Partikel zusammengewaehsen (ähnlich wie xa3a~spxvsi, £><7-spavet u. a.),
so dass auch, wo ein Nachsatz wirklich steht (wie in einigen der aus der Topik
angeführten Stellen), das mit xai verbundene av keinen Einfluss darauf aus
übt. Vgl. Waitz Organ. 1. S. SIS. Ideler Aristot. Meteorol. I. 334.
4. ot nolloi rtüv opyriardv — zfig aüXrjTwfjf 17 rckeiarv).
(Zu S. 268.)
An ersterer Stelle sind unterschiedliche Versuche gemacht worden, den
Fehler der Überlieferung pupoOvrai yttopts äpp-oviag 01 vööv öpy^arwv zu ver
bessern. In dem Pariser Codex 2036 und zwar in ihm allein ist pupstrat x• “• V
rwv ipx^tjrwv geschrieben, was Buhle und Hermann und neuerdings Bekker
im dritten Textesabdruck aufgenommen haben. Auch Spengel (Z. f. A. W
1841 S. 12S4) billigt es, indem er überdiess pupoOvvat als Glosse tilgt, die aber
erst entstanden sein könnte, nachdem vj tcüv opx’<jotcöv in ot rcöv opx. verderbt
war. Diese Fassung hat darin allei’dings etwas Bestechendes, dass Aristoteles
im Vorhergehenden und im Nachfolgenden von den Künsten, nicht von den
Künstlern redet; allein hätte diess Aristoteles auch hier gewollt, so lag doch
v5 opx'OGzixr) näher, welches der xiSaptorixio und aüXvjrixvj entsprechender war.
Ich fürchte daher, man hat jene vereinzelte handschriftliche Lesung gegenüber
der gemeinsamen Überlieferung aller übrigen überschätzt; ich kann darin nur
einen Verbesserungsversuch des Schreibers erkennen, der zwar besser ist als
Reiz’s und Tynvhitt’s Vorschlag ptpoövrat x• “• al ' (sc. ziyycu) -wv öpyvjaTtöv,
aber das Richtige nicht trifft. Diess finde ich vielmehr in Heinsius’, wie es
scheint, vergessenem Vorschlag ptpoövrat x- “• ot ' (jtoXXoI) roov öpyvjo'vcöv, der
äusserlieh an anderen aus gleichem Grund entstandenen Auslassungen in der
Poetik einen Anhalt bat, wie 1447 a 23 ovaai (rotaörat) o)v duvaptv. 1438 a 28
vijv rwv (xuptcov) dvoparoov, und, wenn anders meine im Rhein. Mus. XIX 309
mitgetheilte Vermuthung das Richtige traf, 1438 b 16 rtöv (xuptoov) övopäro.>v :
denen vielleicht noch 1434 a 10 hinzuzufügen ist dtä •yxp roöro, fi-ep iräXat
etpvjrat, oü irepi. iroXXä '/s’vv; at (xaXXtarat) rpa-ytodtat ettjtv: denn so erst ent
spricht sie dem Gedanken des Aristoteles und der ausdrücklich von ihm ange
zogenen Stelle 1433 a 19 vüv Sk jrepl öXh/as otxta? at xaXXterrat rpa-ppötat avv-
rtSsvrat. — Einen mit Heinsius’ Vorschlag verwandten hatte übrigens Bcrn-
hardy (Berlin. Jahrb. f. wissenseh. Krit. 1839 S. 907) geäussert: ot rüv öpX'<j-
ortbv ^äxpot) oder ähnlich: 'die Meister des Fachs’. Doch wird man diesem
den des Heinsius leicht vorziehen, theils wegen der grösseren Einfachheit,
theils und noch mehr, weil so die hiesige Stelle in entsprechende Parallele
tritt zu zfjc auXvjrtxvjj vj jrXetarvj xat xt.Sapt(7Ttxrjj (1447 a 13). Denn Susemihls
in Fleckeisens Jahrbüch. 1862 S. 318 angedeuteten und im Rhein. Mus. XVIII
367 fg. ausgeführten Bedenken gegen diese Stelle, die ihn zu einer nicht
gelinden Aenderung von vj jrXsturr7 sowie zur Einsehiebung von rotaürat vor
302
V a h I e n
Koiovvrca (1447 a 21) veranlasst haben, glaube ich durch die im Text gege
bene Darlegung des Zusammenhangs erledigt zu haben. Es Hessen sich übri
gens gegen seine Vermuthung Tvjs aOXvjTixvjs s’^opivvj itoivjtix^ xai xiSapionxvjs
auch positive Gründe geltend machen, wie denn, um nur diessEine anzuführen,
nicht abzusehen ist, welche Dichtarten Aristoteles neben Komödie und Tragödie
und dem die ganze Lyrik vertretenden Dithyramb durch die von Susemihl
zurechtgemachten Worte habe bezeichnen wollen; denn die Art wie Susemihl
selbst diesen naheliegenden Einwand mehr umgeht als beseitigt, wird ihm hei
nochmaliger Erwägung schwerlich triftig erscheinen. — An tvjs adXvjTtxijs vj
nXeLaxY) (statt tö nXsioTov) nimmt Niemand Anstoss: eine genau zutreffende
Parallele gibt de coel. 298 b 2 xr t v KXziaryv xxjg n-spi fiiazwg ioxopiag.
5. xai koititti'j npoaayopsvTso'j (1447 b 23}.
(Zu S. 2(19.)
Diese Stelle habe ich Z. Krit. Aristot.Schriften S.Sfg. besprochen: wenn
ich daselbst nach Abweisung anderer Verbesserungsversuche die in einigen Hand
schriften gebotene Schreibung xai (toOtov) 7toivjt>7V izpoaa^opsvxiov empfohlen
habe, so war damit doch nur der Gräcität Genüge gethan; denn wollte Aristo
teles sagen, dass, auch wenn Einer in gemischtem Versmass pipjTiss sei, man
auch einen solchen Dichter nennen müsste, so konnte das Pronomen nicht wohl
entbehrt werden. Allein für den ganzen Zusammenhang der Stelle genügte
diess nicht; man setzte den Salz öpoicos xav ei zig xxX. zu der zuletzt voran
gegangenen Bemerkung über Homer und Empedokles in Beziehung, statt über
die Zwischenbemerkung jzXyiv ot av^pioTrot xtX. hinweg ihn da anzuknüpfen,
wohin er offenbar gehört: ovSkv -yäp av k’-/_oipev övopäaai xoivöv toüs
2. x. H. p.ipoug — ouS' ei tis — opoioig Sk xav ei us —. In diesem Zusammen
hang aber bedarf der Vordersatz öpoicos Sk xav ei Tis xtX. keines besonderen
Nachsatzes; sollte aber einer, wie wegen des langem Zwischensatzes nicht
unangemessen war, hinzugefügt werden, so dürfte es dem Gedanken nach nur
eine Wiederaufnahme der Worte ovSkv av e^oipev ovopänai xoivov sein. Wem
es gelänge einen diesen Worten entsprechenden Gedanken aus dem überliefer
ten xai tzoi.yiv!]') jrpoffa-yopeuTc’ov herzustellen, würde jedes Bedenken beschwich
tigen; mir ist diess nicht gelungen und daher habe ich der Vermuthung Raum
gegeben, jene Worte seien Interpolation, die aus dem Bestreben den vermeint
lich nachsatzlosen Satz zu ergänzen, und aus der unrichtigen Auffassung des
Gedankenzusammenhangs entsprungen. An die Tilgung dieser Worte hatte
übrigens schon Bernhardy a. a. 0. 908 gedacht, dessen Erklärung jedoch, weit
ab von der meinigen, vielmehr auf der aus der Aldina stammenden Ergänzung
ovx rjS-/j xai ;rotvjT. Kp. fusst. — Für die Anknüpfung des Satzes opoieog Sk xav
ei Tis xtX. an den negativen ovdev -yäp av e/oipev övopaaat xoivöv vergl.
Topik 106 a 32 riov -/äp auTüv xSi eidei vj auxr, aiu^vjiris, tö Sk Xeuxöv tö e’-'i
t^s ywv-ös xai toO %po>p.axog ov xij aüvp aiaS^aei xpivopev, äXXä tö pev otpei, tö
Sk äxoij. öpoiios Sk xai tö i!gv xai tö ap.ßXb iv yyp.oZg xai s’v 07x01s (seil, ov Tvj
a’JTp alaS-iyjei xptvopev), ccXXoc TÖ pev &prj, tö Sk 7EÜ1TEI.
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
303
6. rj enoKoua — «vcovufxo?
(Zu S. 270.)
Die von Bernays (über Wirkung der Tragödie S. 186) herrührende
Ergänzung von ävwvupos halte ich für zuverlässig, trotz dem gewichtigen
Einspruch Spengels (xaSapaig ~a3v;p.drtov a. E.), dessen Erklärung der
Vulgate (mit geänderter Interpunction: '^pvipivv;, riiv pirptov rv r /%xvou<7a
[i-sxpi roü vüv) ich zu wiederholten Malen und, wie ich hoffe, unbefangen geprüft
habe, ohne mich von ihrer Richtigkeit überzeugen zu können. Spengel scheint
Gewicht darauf zu legen, dass die Redensart ävcbvup.oj RGCP 1 T °ü
vüv bei Aristoteles nicht nachweisbar sei. Die Beobachtung glaube ich bestäti
gen zu können; allein wenn solcher Nachdruck daraufgelegt wird, so fürchte
ich, dass der Einwurf sich nicht schärfer gegen Bernays’ Ergänzung als gegen
Spengels Erklärung wendet. Aristoteles gebraucht ps'xpi ~ov vüv namentlich in
den naturhistorischen Büchern nicht selten in der Wendung, es sei etwas bis
jetzt nicht beobachtet oder nicht hinreichend untersucht, um anzudeuten, man
müsse von der Zukunft eine Ergänzung der bisherigen Kenntniss erwarten.
Soll es unpassend sein zu sagen, dass die von Aristoteles aufgestellte Dicht
gattung (in Prosa oder in blossen Versen) bis jetzt keinen zusammenfassenden
Namen habe, so muss es nicht minder unpassend sein, zu schreiben, die epische
Dichtung ahme in Prosa oder Versen nach, bis jetzt nur in letzteren. Dazu
kommt, dass die den Vordersatz aufhebende Einschränkung rüv psrpMv ru^ä-
vouaa pi^pi roü vüv der eKonoii’a doch kein volles Genüge thut; denn nicht
bloss die prosaische Dichtung ist von ihr ausgeschlossen, auch die übrigen von
Aristoteles beispielsweise angeführten Dichtungen in jambischen und anderen
Versen und in gemischten Massen sind unter ixoizoiia nicht zusammenzufassen.
Sollte also die von Spengel angenommene Einschränkung der i-onoua wirksam
sein, so musste gesagt sein, dass sie bis jetzt nur in stetig wiederkehrenden
heroischen Versen nachahme. Passend war es dagegen, die ganze vorange-
slellte Gruppe als ein dvwvup,ov zu bezeichnen, in voller Übereinstimmung mit
dem begründenden Satze ovdh r /aa av s')(oip.ev ovopauai xotvo'v xtX. Aber in bei
den Fällen bringt die an die Spitze des Satzes uneingeschränkt gestellte e’-o-
“oüa schwer zu beseitigende Schwierigkeiten. So wenig ich es angemessen
finden kann, dass Aristoteles sage 'die Epopoeie ahmt in Prosa und, sei es ein
fachen, sei es gemischten, Versen nach, bis jetzt nur inVersen’, so wenig kann
ich die andere Fassung gutheissen 'die Epopoeie ahmt in (len genannten drei
Formen nach, hat aber bis jetzt keinen Namen.’ Bernays , dessen Aristoteles-
Übersetzungen allemal vorzüglich sind und Sehnsucht nach Mehr erwecken, hat
in der Wiedergabe dieser Worte den Anstoss, den ich meine, verdeckt: 'die
Wortdiclitung ahmt bloss in prosaischen Worten oder in Versen nach, und zwar
mischt sie entweder die verschiedenen Verse unter einander, oder beschränkt
sich auf Eine bestimmte Versgattung; jedoch ist für diesen Umfang des Begriffs
in der üblichen griechischen Sprache bis jetzt kein Wort vorhanden.’ Ähnlich
Susemihl in seiner Übersetzung. Wie sieb Aristoteles würde ausgedrückt
304
Y a h 1 e n
haben, wenn er wirklich (was noch sehr zu bezweifeln) den Mangel einer
Bezeichnung für die von ihm aufgestellte Dichfgattung durch «roTroua
hätte einigermassen ergänzen wollen, zeigen Beispiele, wie Psychol. 418
a 1 iirsl d’ ocvcbvypog avraiv 77 dta<popa, dtoiptcrrat de jrept avraiv Sn erepa xat
rraig erepa, ^pTjo^at ava7xatov rai 7:a<7)( £tv xat aXXotoö<7$at wg xuptotg ovopacrtv.
ibid. 418 a 27 oparov d’e’art ^paipa re xat o Xffycp piv eortv et7retv, avdivvpov
de ry^^avet ov. d^Xov de eorat d Xe^opev TrpoeX-S’ovo'i paXtora. vgl. 419 a 4. 32.
426 a 12 — 15: djajrep 701p >7 Koivjaig xat 77 Tra-^dtg e’v rai 7raa)(ovrt aXX’ oöx ev
rai Trotoövrt, ovvoj xat 73 rov atcj^roö ^vep^eta xat 73 roö atff^rtxoö e’v rai
at(T^vjrtxaj. aXX 5 eV s e’vtaiv piv divopaarat, oTov 73 ^oipyjatg xat vj axovdtg, erct
d’ e’vt'wv avdivvpov ^arepov* opctatg 7ap Xe^erat 77 öif/eajg evep7eta, 73 de roö
^paiparog avaivvpog, xat ^evaig 77 roö 7ev(7rtxoö, 77 de roö %vpoö avaivvpog.
Meteorol. 341 b 15 Trpairov pev 7ap vtto r77v e’7xöxXtov «popav e’ort ro £epp.ov xat
£77pov, d Xe^opev Tröp (ccvaivvpov 7ap ro xotvov eVt nuayg ryg xarcvdodovg dtaxpr-
aeaig* öpajg de dta ro paXtora r:e<pvxevat ro rotoörov e’xxaec^at rwv aajparaiv
ov'raig ava7xatov ^p^cr^at rote dvopaatv), v~d de vo.vty}v r^v <pv<7tv cojp. Ibid.
359 b 30 eort 7ap döo etd77 rv)g ava^yptdcreaig, wg «papev, 77 p.ev V7pa 77 de tgypa.
xaXetrat d’ 77 pev ccrptg, 7$ de rd piv oXov avaivvpog, rai d’ eVt pepoyg ava7X73
)(paipevovg xa^oXov xpocra^opeveiv avr^v otov xarcvo'v. Ibid. 379 b 15 eart dv?
3eppoö pev Tre^tg, Tretpeojg de 7r£7rav<7tg — — * det d’ örroXap/Javetv p.77 xvptaig
raura Xe^ecr^at ra ovdpara rotg 7rpa7pa<7tv, aXX 5 oö xetrat xa^o'Xov rotg opototg,
ojcxre oö raöra aXXa rotaöra det vopt£etv efvat ra etp77psva e’cdv?. (cf. 380 a 18;
b 14. 30. 381 b 6. 15) Ibid. 387 b 1 eort d’ 77 pev £vXdidovg crdiparog S'vptao'tg
xarrvog* Xe^ai de xat oara xat rpt)(ag xät ;rav rd rotoörov e’v raörai * oö 7ap xetrat
övopa xotvov, aXXa xar’ avaXo7tav dp.wg e’v raörai Travr’ eVrtv. — Phys. 226 a
27 ff. 77 p.ev oöv xara rd tcoiov xtVTjatg aXXotaxrtg eara) * roöro 7ap ^Tre^eyxrat
xotvov ovop.a 77 de xara rd Troaov, rd p.ev xotvov ava')vyp.ov, xa5 5 e f xarepov
d’ aö^atg xat (pSiaig ... 7$ de xara roVov xat rd xotvov xat rd tdtov avd>vvp.og,
edroj de ipopa xaXoy|Jtev77 rd xotvov xatrot Xe^erat 7c raöra ipepea^at p.ova xyptwg,
orav p.*^ £jt 5 aörotg rd ar^vat rotg p.era|3aXXov<7t rov roTrov. Ibid. 201 a 13.
249 b 25. De part. anim. 642 b 15 raör$ pev oöv r^ opoto'r77rt opvtg dvopa xet
rat, erspa d 5 t^yg • aXXat d’ etatv avwvypot, ofov rd evatpov xat rd avatp.ov •
e’<p 5 exare'pw 701p roörajv oö xetrat ev ovop.a. (644 b 5. 669 b 10. 678 a 8. 680
a 15. 683 b 24.) Politik 1253 b 9 raöra d’ e’art deffTrorix*^ xat 7apixvj (ava>vy-
p.ov 701p 77 7yvatxdg xat avdpog aö^ey^tg) xat rpt'rov rexvo7rof/7rtx^ • xat 7<xp aör77
oöx wvo'p.aarat tdta) ovo'part. eVraitjav d’ aörat rpetg ag etrrop.ev. 1275 a 26 0
d 5 aopterog, otov 6 dtxaar^g xat e’xxX77<7taar^g. ra^a pev oöv av ^at'77 rtg oöd’
ap^ovrag etvat royg rotoöroyg, oöde pere^etv dta raör’ ap^g . . . aXXa dtaipe-
peroj p77dev. rrept ovoparog 7ap 6 Xo^og. ava'jvypov 7<xp rd xotvov eVt dtxaaroö
xat e’xxXT7(7ta«7roö, rt det raör 5 ap^oo xaXetv. earaj d-<7 dtoptap.oö ^p tc7ro £
apx‘^- Nicom. Eth. 1107 b 1. 7 fg. 30. 1108 a 5 «r^edov de ctvwvöpoov dvrwv
aöroiv rov pe'aov rcpaov Xe^ovrec r^v peadrTjra TrpaorTjra xaXeaopev • raiv d’axpa)V
6 pev ÖTrepßaXXajv op^iXog ecrra> xrX. a 16 eVrt pev oöv xat roörajv ra 7rXet<w
avcovypa • ^etpareov d 5 ai(T7rep xat eVt raiv aXXa)v aöroög ovoparoTrotetv (Ta^77vetag
evexev xat roö eÖTrapaxoXov^rov. 1115 b 25 fg. u. a.
I
7. Tzd.aai — xarä pipoj.
(Zu S. 270.)
Dass äfi.ct 7räcriv nicht den hier erforderlichen Gegensatz zu xarä yipog
darbietet, haben Mehrere gesehen; Susemihl glaubte durch einen Zusatz
xaäolov, diolo-j, dtä iravröj zu helfen, von denen jedes so gut wie das andere
ist, indem jedes den ganzen Umfang der Dichtung bezeichnet, im Unterschied
von einzelnen Theilen derselben (xarä ydpog). Allein da die nachdrückliche
Wiederholung des Objectes ap.a -5<jiv nicht nothwendig war, vielmehr das
drei Zeilen voraufgehende zäai roig etppjp.e'vrjis sich hier, wie das Verbum
Xpcovrat, leicht von selbst ergänzte, so möchte ich glauben, in dp.a jräatv selbst
stecke vielmehr das zu xarä ydpog vermisste Gegenstück, zumal -Saat in NQ
wirklich stellt. Für den Gegensatz S.ya naaca — xarä ydpog vgl. Meteorol. 381
a 28 fg. xlyv dxslvotg ydv ov xarä yipog ravza ovyßai-jsi xaoyei.'j, äXX’ äya kö.'j
äxpä£etv xal ojijivj äva■yxatov. rp di yp rovro -ytvsrai xarä ydpog dtä ipü^iv xal
äspyorprx. Ibid. 379 b 8 dtö xal vj SdXaaaa xarä yipog yh dtatpoup.evvj rayb ar r
Trerat, änaoa 3’ ov. De parfc. anim. 641 a 28 vjrot iraua v; tpvyy *5 pepos rt avryg
Allerdings würde man an unserer Stelle äp.a lieber entbehren, wenn es nicht
vielleicht nur zur Verstärkung des Begriffes -äuat (die ganzen Dichtungen
insgesammt) dient, worüber Mätzner imCommentar zu LykurgsLeokratea S. 93.
8. Arten der dichterischen pupjuts.
(Zu S. 272.)
Die von Vielen befolgte Auffassung dieser Stelle, wonach Aristoteles
drei einander nebengeordnete Arten aufzähle: 1. öre piv äira'yyeXXovra vj ere-
po'v rt ■yi^vöp.evov. 2. vj &ig röv aüröv xal p.r t yszaßaXXovra. 3. vj rea’vra 6>g jrpocr-
rovrac, scheint mir sprachlich wie sachlich unhaltbar. Sprachlich würde das
erste dieser drei Glieder erträglicher, wenn man es mit Zeller (Geschichte
der griecli. Philosophie 11. 2. S. 618 a. 4) so umändern wollte: ri öre piv auröv
i.nayjiXXovra öre de erepov -yt-yvop.evov. Allein erstlich würde in diesem Falle
die Ergänzung von ärra r yye'XXovra auch zu dem zweiten Gliede (ws röv aüröv
xtX.) schwieriger sein, und anderseits ist zu bezweifeln, ob Aristoteles die
Dichtweise des Homer so bezeichnet haben würde, dass derselbe bald in eige
ner Person bald als ein anderer darstelle, womit doch wenig übereinstimmt
das Übergewicht, welches Aristoteles 1460 a 10 auf das yiysioSat d. i. e'repöv
rt "/ryvöp.evov aTra'/ye'XXeiv in den homerischen Gedichten im Unterschied von
anderen epischen Dichtern legt. Unserer Annahme, dass Aristoteles zunächst
zwei Arten unterscheide, du-a-yye’XXetv und izpirreiv, das erstere aber sich wie
der sondere, je nachdem der aira^sXX«v als £rspog ng ■yryvöp.evoj oder als ö
aürö; xat pj peraßaXXoiv erzähle, steht sprachlich allerdings entgegen, dass
dem 6re piv nicht ein öre de, sondern v) entspricht. Nicht zu vergleichen
ist damit Anal. post. 82 b 30 öre p.ev ex rov npotzöv oy-pyarog, öre de ix rov
deurepou »} rptrou, oder Topik 171 a 3 dtö ij e’v ren evXXoyieydä eff rat rö atrtov
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. III. Hft. 20
306
Vahle n
v} iv ry ävntpatjsi . . ors de iv <xp.<poTv. Die mangelhafte Entsprechung an sich
hätte ein Analogon an dem gleich folgenden 1448 a 31 rijs piv '/äp xtapipdia? —
34 y.cd rvjg vpafipdiag, womit zu vergl. de gener. et corr. 313 h 20 ei pev 7a p
ian avyxpiatg Yj -jiveaig — 22 ehe pr] itrn avyxpiaig 77 'jevemg. Hist. anim.
634 a C. 8 ehe . . . ei de pyj. Allein an unserer Stelle ist die Anknüpfung des
zweiten Hauptgliedes durch vj (statt öre de) darum um so auffälliger, weil
auch die beiden Unterordnungen des ersten Hauptgliedes durch Yj — v? ver
bunden sind. Denn Klammern zu setzen bedeutet an sich nichts, wenn nicht
die Fügung des Satzes selbst diejenige Verbindung der Worte ergiebt, welche
die Parenthese nur für’s Auge deutlich macht. Und in der That dient auch
hier der Abhebung des zweiten Hauptgliedes die an sich nicht nothwendige
Wiederaufnahme des Objectes (»j irävra). Dass mehrere Kritiker das Neu
trum erspöv ri in riva geändert wissen wollen, nimmt mich Wunder; denn
daraus, dass Platon an der mit der unsrigen parallelen Stelle (Politeia 393 b)
das Masculinuin (tos ~ig ciXlog cov) geschrieben hat, folgt doch für Aristoteles
nichts, und für das Neutrum will ich weniger Poetik 1460 a 9 eväbg eiaä'/ei
avdpa v) 7'jvatxa 77 ciXXo rt geltend machen, als z. ß. Phys. 247 b 13 ff. oztxv
ix rov peSüeiv Yj xaäevdeiv yj voaelv eig zävavria peraavp ns, ou epapev eni-
OTr/pova '/e'/ovzvat naXiv reo 7ap xaSiaraaSai rrjv tpu^Yjv ix rss tpvtTixvjg
rapa)tvjs <ppovip.6v n -jherai xal dirtorvjpov und 233 b 22 ev3vg ’jäp SewpeZ
tö sVtarijpov, av pyj rt xoiXinp vgl. mit 233 a 34. b 2.
9. Margites—Jambus—Arcliiloclius.
(Zu S. 278.)
Dass Aristoteles, indem er von den alten Dichtern Jamben- und Epos
dichter einander gegenüberstellt, bei den erstem an Archilochos denkt, ist
unzweifelhaft; über seine Zusammenstellung mit Homer in der Kunst und
Litteratur vgl. Bernhardy Griecli. Lit. Gesell. II, 1, 423. Welcher Alte Denkm.
I, 473. V,40 fg. Dass aber Archilochos hier ursprünglich genannt gewesen und
die Stelle überhaupt eine zerrüttete sei, wie Welcker (Klein. Sehr. IV, 31)
annahm, dafür vermisse ich den zwingenden Grund. Aristoteles will seinem
Plane gemäss nur die Entwickelungsstufen der Dichtung bezeichnen und
darthun, wie der Hauptunterschied derselben in ernster und komischer
Gattung, sowie er aus der Grundanlage des Menschen hervorgegangen, so
auch auf jeder weitern Stufe sich von Neuem darstellt. Zu dem Ende war mehr
historisches Detail als er wirklich giebt nicht erforderlich, und wollte man
nach dem, was in diesem Zusammenhang hätte erwähnt werden können, den
ursprünglichen Umfang derx\ristotelischen Erörterung bemessen, so käme man
leicht zu der Annahme eines so dürftigen Excerptes, wie ich nicht glaube,
dass uns in der Poetik vorliegt. — Über die im Text vorgeschlagene Loslö
sung des Relativsatzes iv oig xrX. von dem unmittelbar Voraufgehenden sei
noch folgendes bemerkt. Die Weise, in der Aristoteles dem namentlich
genannten Map7coj? die übrigen verwandten Dichtungen durch ein zusam
menfassendes r« roiaura anfügt, hat viele Analogien. Hist. anim. 317 a 18 ff.
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
307
xSiV p.sX<xvmv ävSpcäjrcov, 8>anep AiSioixoiv xai rSW rotourmv. Nicom. Eth.
H41 I) 4 ’Avatgaqipav xai 0aX»jv xai roüg roicmrous aoyoöc (ze'v, fpovipoug
ö’ ou yaatv stvat u. H40 b 8. Phys. 208 b 9 a£ yopai xSiv fjtyixoiv aoipaxwv xai
äirXwv, oTov jrupög xai 7% xai rjiv rotourwv. De gen. et corr. 332 a 3 vdwp
xai äyjp zai rä rotaOra. De gen. anim. 701 a 23 s'v piv x9j SaXärr/j xai rote
rotoürotc, wo Wimmer auf Grund der durchweg in dieser Ausgabe zum Schaden
des Textes überschätzten Handschrift Z n-orapotg schrieb statt roioürotg, das,
wie die blosse Vergleichung von a 23 zeigt, Interpolation ist, wiewohl Aristoteles
Hist. anim. 370 a 19 s’v xy 5aXärr/; xai rotg 7rorapots schreibt. — Ob der
Genitiv ixsivov, wie er zu Mapyiryg augenscheinlich gehört, auch zu rä
rotaüra zu ziehen ist, wie Welcher a. a. 0. annimmt, wage ich nicht zu ent
scheiden. Mit s’v otc aber beginnt ein neuer Satz; dass der Homerische Mar-
gites und die verwandten Gedichte zu dem Genus des tpöqog gehören, ist
Nebensache, Hauptsache dagegen, dass in dieser zweiten Gruppe ursprüng
licher Dichtungen, den $0701 nämlich, dem Charakter der Dichtung entspre
chend, jambisches Mass sich eingestellt hat; denn darauf fusst die Aufstel
lung der zweiten Entwickelungsstufe, auf welcher Jambendichter und Epos
dichter einander gegenüberstehen. Dass mit s’v ofg ein neuer Satz beginnt, er
mangelt nicht der Beispiele. Politik 1312 a 33 od p)v äXX ’ sXayiatoi 7E röv upiS-
p.ov siaiv o£ dies raurvjv rv)v airt'av oppätvxsg' ■jjroxstff.Sai 7äp Ost ro roü acoSzivat
pjdsv <ppovn'?Eiv, av pj p.sXXp xaraayr]asiv xvjv npäigiv. 01g äxoXou3sTv psv Ss~. xr,v
Ai'owog vkoXyi^iv. Metaphys. 1040 b 32. Phys. 233 b 11.12. Endlich ist es grund
los das überlieferte xarä xd äppoxxov (d. i. angemessener Weise) in xai xd
«pporrov zu ändern. Jenes, das der hergestellten Selbständigkeit des Satzes
angemessener ist, hat seine Analogie an xarä rö npoafixov (Rhetor. 1333 a 22.
1307 b 12), xarä rd äväXt^ov u. ähnl. — Es ist übrigens einleuchtend, dass
auch bei dieser Fassung die Aristotelische Stelle der Annahme nicht ent
gegen ist, dass die Jamben im Mnrgites ursprünglich, nicht spätere Zulhat
geschmackloser Künstelei seien. In dieser Controverse, die aus dem Aristo
teles allein nicht entschieden werden konnte, gestehe ich, dass meine Em
pfindung für Welcher ist. Eine neue Abhandlung über den Margites von
GötHing habe ich leider nicht zu Gesicht bekommen.
10. rd [j.ev o5v hv.monsXv dp’ sy_si xzl. 1449 a 7 lg.
(Zu S. 278.)
Statt äp’ eysi haben die Handschriften jraps/st, woraus schon in der
Aldina ei äpa eyei hergestellt ist, wie Metaph. 993 b 27 p.-q pövov rt saxi
xoOxmv sxaaxov, äXXä xai ei äpa sv svi ivavxiov, wo übrigens Bekker mit
EA 1 ’ apa statt Et äpa schreibt. Letzteres, das im Sinne von si quidem
häufiger ist (Topik 100 b 7 u. s.), erinnere ich sonst in der Frage oder
Doppelfrage bei Aristoteles nicht gelesen zu haben. Und da napsysi nicht
leichter aus ei äp’ syei als aus ap’ syst verderbt werden konnte, so habe ich
letzteres vorgezogen, zumal dadurch die hiesige Stelle eine ganz parallele
Fassung erhält mit Physik 204 b 3 vjpstc 0’ sVi<7xo7roöpev nspi rü* ctiaSr/xfov
20*
308
V a li 1 e n
xat TTSpi m* noiovpeäx rt)v jze'Sodov, ap’ eotiv s’v aüroig Xj oüx ean erwpa
xneipov irept «)v au£vj<7tv. Durch diese Parallele werden sieh denn auch die
Bedenken und Trrthümer über sVio-xotteiv, sowie über die Form der Doppel
frage apa —13 oü bei Ty. Mommsen (De Aristotelis Poetieae Capp. I—IX.
Kil. 1842. S. 7 A.), Forchhammer (Quaest. crit. eap. I. de Aristotelis artis
poetieae eap. 4 §. 11. Kil. 1854 S. V) und Deuschle (Jahns Jahrbücher
1855 S. 444) beseitigen. Man vergleiche überdies noch Pbys. 210 a 215
aKopXiaeie d’ äv rtc, Spot xat avra rs in sauren ivfHyerxi stvat ri oOSsv. Anal,
post. 71 a 31 üpa — rj oü. 89 b 38. 90 a 8. b 19. 93 a 2. 32. Topik 171
a 36. Psychol. 431 b 17. Schwieriger ist es über die verderbt überlieferte
Zwischenbemerkung aüro re xaj ’ auro xpt'verai v) vat xai repdg rä Bearpu
zu einem festen Urtheil zu gelangen. Was die Aldina daraus bergestellt bat,
avrö re xa.5’ avrd xptvdpievov xat ttpog rä äiarpa giebt im Allgemeinen
einen befriedigenden Gedanken. Denn auch Spengels (in Z. f. A. W. 1841,
S. 1261 geltend gemachten) Anstoss an dem auf rpa'/epdt'a bezogenen Neu
trum, wofür er aürvj re xa3’ et&cir* xpivopevr) wollte, liesse sich vielleicht,
wenn es sich nur darum handelte, bei der bekannten Vorliebe des Aristoteles
für das Neutrum der Pronomina und Adjectiva, auch wo sie auf Nomina an
deren Geschlechtes sich beziehen, (worüber Bonitz zu Metaph. 1035 b 15 und
Waitz z. Organ. 4 b 4) beseitigen: vgl. was unserer Stelle näher liegt, Topik
117 a 2 oOdelg yctp rtp.ä rov nXovrov dt’ eauröv ccXXx dt’ srepciv, r^v de ytXt'av
xaS’aurö. Rliet. 1362 b 11. Nie. Eth. 1173 b 19 vergl. m. b 23. Wich
tiger ist, dass jenes in der Aldina zuerst geschriebene Participium xptvo'p.e-
vov an der Überlieferung äusserst geringen Anhalt hat, und es war meines
Bedünkens ein richtiger Gedanke von Bursian (Fleckeisens Jahrbüch. 1859
S. 753) das Verbum finitum xpt'verai festzuhalten und nach einer jetzt feh
lenden Einfügung desselben in die Construction zu suchen; sein (von Suse-
mihl in den Text gesetzter) Vorschlag aürä ehe xa5’ avrd xpt'vErat Xj xat
npdg rä .Ssarpa ist jedoch nicht ohne Bedenken. Ein eite — v} xat erinnere
ich nicht bei Aristoteles gelesen zu haben, und doch muss bei einem
Schriftsteller wie dieser sein eigener Sprachgebrauch entscheiden, ln der
überwiegenden Zahl von Stellen schreibt Aristoteles in strenger Correlation
ehe — Eire. Sehr vereinzelt steht dagegen ehe — X) Hist. anim. 586 a 22
eire tjeooroxeirat Xj qjoroxetrai. Vgl. Topik. 171 a 19. 117b 6 strs (o-j Cf. Bekk.)
'jap Xi anoßoXri v) ro ivavriov ipeuxrörepa, aürö atperenrepov. Rhetor. 1372 a 7
eite av XaSelv xpxtgxvreg vj p.X] XuSövreg p.Xi doüvat dt'xvjv. Nie. Eth. 1160 a 17
etre yp-fipÄrMV ehe vtxvjs V7 (etre L 1 ') KÖXewg ope^opevoi. De gen. et corr. 317
b 19. 20 etr’ e’x duvaptst Svrog ouua strs xat iro>g aXXwg. Ibid. 314 b 29
und 315 a 2 ehe — xäv et. Psych. 429 a 11 etre y_o>pmov Svrog ehe xat
(xat om. E) p) ^copiaroO. Doch wollte inan auch ein etre — Xj xat zu
geben, das Hauptbedenken bleibt, dass xptverat auf rpa-ywdta bezogen,
nicht wohl passend scheint. Denn wollte Aristoteles sagen: 'Die Tragödie
an und für sich oder mit Rücksicht auf die Bühne betrachtet’, so hätte er
für diesen Gedanken wohl ein anderes Verbum (axoiretv, SempeTv, Xxp.ßiveiv)
eher als xpCveiv gewählt, welches 'beurlheilen’ heisst. Dieser Umstand hat
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
309
mich auf (len im Text geiiusserfen Gedanken gebracht, zu xpivezai sei nicht
zpaftpöia, sondern {xavcog f/siv t - t P' j -'I- Subject. Dadurch wird zur Anknüpfung
des Satzes ein Relativum o verlangt, das am leichtesten hinter aurö ausfiel,
zumal die Wortstellung dieser Annahme eher günstig als entgegen ist: vgl. u. A.
l’olit. 1238 b 15 özl‘/dp k'p.xzipov zhai, ~pög dXXrjXd zz rouroov rt'va XvaizzXi-
azaza, xai rroia iv noioig zöizotg. 1260 a 37 aKopyjatLz 8’ av zig, to vüv eiprip.ivov
zi aXySig, apa xai xrX. Hiermit würde denn auch das Bedenken wegen des Neu
tra ms des Pronomens verschwinden. Über den Gebrauch von xpivezai aber
in dem angegebenen Sinne (ob die Tragödie vollkommen ausgebildet ist,
was sieb sowohl an und für sieb als mit Rücksicht auf die Bühne beur-
theilen lässt) vgl. l’hys. 234 a 31 zö ph nepi zovzov tjxozzZv . . . xaxüg xpiveiv
iazl zd ßiXztov xai zö yzipov xai ro klgzöv xai rö p'ö jtiotöv xai dpyjv xai pyj
äpxvv. 219 b 4 zö ph ‘jap nXsiov xai eXazzov xpivopzv dpiSpw. Topik 163 b 16
zv ‘jap tpiXovvzeg xai ptffoövvE? zö izpoaozpöpevov su xpivovai zö ßiXziazov.
Rhetor. 1374 b 30 6zz ph dri ouroj zö pzitov, öze 8’ ix zov ßXdßovg xpivezai.
Poiit. 1281 b 40 dd^EtEv av zov avzov sfvat zö xpivai zig op3ö>g idzpzvxzv und
1331 b 3ö. — Ob endlich in rj vai eine mit avzö zs xa3’ aurö parallel gehende
nähere Bestimmung versteckt liegt, oder ob dasselbe vielmehr als eine zu
nächst für vj oü bestimmte Interpolation (vj vat = doch wohl ja) zu betrachten
sei, will ich nicht entscheiden.
11. iyj.iv rriv avzov ipvGiv.
(Zu S. 280.)
Uber zyjiv, dnoXapßdvziv zr,v ipi/tjiv vergleiche ausser dem im Texte
Angeführten noch Politik 1232 b 32 v$ 81 ipvaig ziXog iazvr olov ‘jdp sxaaröv
iazi zrjg ’jzvzozotg zeXzaSziar^g, raürvjv ipap.zv zyv ipvaiv eivai sxdozov. De
somno 453 b 27 Xi-jo) d’ itg vxoäzozmg zvjv äva.’jx-gv, ozi ei t,wov eazai eyov z-rjv
avzov ipvaiv, s’4 dvc/sjXYig uv’ v7tapy_eiv avzoi Sei. Rhetor. 1370 a 4 dva'jxr,
ouv vjdü Eivai zö zb zig zö xarä tpvmv ie'vat ö>g im zö koXv, xai pdXioza ozav dizzi-
Xrjtfiöza vj zrjv zavzwv yvaiv ra xaz’ aiizvjv ‘ji’jvöpeva. Phys. 261 a 18. Meteorol.
372 b 21 id-j ph ‘/dp prjzz xazapapcivSij p-/jze ölaanccaSy, aXX’ iaäij zyjv
ipvaiv UKoXapßdvziv zvjv avzyjg, vöazog Eixorto? avißeiov laziv.
12. ouv — yoüv.
(Zu S. 280.)
leb habe ‘/zvopzvr J d’ ouv beibehalten. Denn Spengels (Z. f. A. W. 1841.
S. 1262) Zweifel (den Susemihl in eine Negation umwandelt), ob d’ ouv
überhaupt Aristotelisch sei, beruht auf einem Irrthum. Vgl. jt. p.avr. 462
b 26; Meteorol. 3S0 b 9. 331 b 32, wo der beste Cod. E d’ ouv hat, was
Bekker aufgenommen, FUN ouv; ebenso 337 b 17. 374 b 18, wo N 70ÖV
statt d’ ouv der übrigen. De gener. anim. 723 a 26. Poiit. 1234 b 3. Anal,
prior. 42 a 6. Topik 121 b 34 und sonst. — Den im Texte dargelcgtcn
Gedankenzusammenhang glaubt Susemihl durch •jovv schärfer bezeichnet, das
310
V a h I e 11
allerdings auf den ersten Blick sich wohl empfiehlt, aber hei genauerer
Prüfung kaum bestehen möchte. Die Partikel 70ÖV gebraucht Aristoteles
nicht anders als sie auch sonst im Griechischen gebraucht wird, um näm
lich eine ausgesprochene Behauptung durch Ein Argument oder ein blosses
Indicium zu stützen, sei es, dass der Schreiber mehre nicht hat, oder nicht
anführen will: z. B. Topik 118 a 10 e’viote rät ßekrica ovyi xal at'pEttbrspa - oü
7ap ei ßsAr(ü), avocyxaiov xal at'percbvEpa' 70 70Ov ipiXoiropsiv ßf'Xriov roü y_p-i7-
p.azi^etjBai, «XX 5 ovy atpsrmTspov ~a> evSeei. Metaph. 1083 b 18 s’xeivoi ds
7Öv apiSp.ov rä ovra Xiyouaiv rä 70UV Sscop^p.ara TzpoaaKzovm zoig adip-aaiv
tos e£ eV.sivwv ovrenv rS>v äptSpwv. Wenn also Aristoteles an unserer Stelle
sagte 'die Tragödie ist wenigstens thatsächlich in ihrer Entwicke
lung stehen geblieben’, so würde diess im Vorangegangenen den Gedanken
erwarten lassen 'die Tragödie hat ihre Vollendung erreicht und eine fernere
Entfaltung ist nicht zu erwarten,’ woran folgerichtig jenes ‘wenigstens ist
sie thatsächlich stehen geblieben’ sich anschliessen würde. Allein in der
vorangegangenen Ablehnung liegt, wie Bernays richtig herausgefühlt, viel
mehr der Gedanke an die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit einer ferneren
Entwickelung angedeutet. Daher scheint mir 7oOv nicht ganz passend. Was
dagegen 6’ ovv widerrathen könnte, wüsste ich nicht. Denn ist diess auch
nicht überliefert, so wird es doch aus dem handschriftlichen yevopdvvis oov
(worin der Nominativ 7Evg(zevyj unbedingt nothwendig) leicht und einfach
gewonnen. Vgl. noch Nie. Eth. 1171 a 33 ei piv oov dt« zavzx rj dt’ «XXo rt
xou^t£ovrat, «yetV3oy vvp.ßaiv£iv d’ odv oaivczca r0 kcyßdj.
13. to {j-dysSog ex |j.ixpwv [xößcov xrX.
(Zu S. 280.)
An dieser Stelle hat man unterschiedliche ßesserungsversuelie, wie es
mir vorkommt, verschwendet. S. Ty. Mommsen Z. f. A. W. 1843. Suppl.
S. 221. Nitzsch Sagenpoesie S. 630 fg. Susemihl in Fleckeisens Jahrb. 1802,
S. 319. Mir scheint zunächst unzweifelhaft, dass die Worte ix fuxpwv p.u.3cov xat
Xetgsoig 7sXotas a7Z£(7ep.vjv3y] zusammengehören; denn das cre/zvo'v, das die Tragö
die allmülich erlangt hat, beruht auf dem pi^säog und der anovSctia Xi^ig, sowie
anderseits beides, p.ix.poi p.O^ot und yeXoTa Xe'£ic, in dem aaruptxdv, aus wel
chem die Tragödie sich allmülich herausgearbeitet, neben einander vorhanden
war. Hier also wird ein Auseinanderreissen nach beiden Seiten sehr wider
rathen. Schwierigkeit macht lediglich das an die Spitze gestellte rö pA^zSog,
das man meines Erachtens nur durch eine gekünstelte Erklärung zum Sub-
jecte zu üjrsocp.vüvS>j machen kann, obwohl diese Erklärung immer noch um
Vieles gerathener wäre als alle neuerlichen Besserungsvorschläge. Dass man
auf den Gedanken nicht kam, rö pAyeSog als Accusativ abhängig zu machen
von p.txpwv (ix pvAtiiv pixptov r<5 pAyeSog, aus Mythen von geringem Umfange,
wie Aristoteles unzähligemal zu p.ixpog und pAyag sein rö p-dysSog hinzugefügt
hat, voraus oder hinterher), verschuldet die Wortstellung, die allerdings
gerechtfertigt werden muss, damit diese Erklärung nicht ohne Weiteres ah-
Beiträge zu Aristoteles Poetik.
311
gewiesen werde. Vgl. de coelo 279 b 2ö ei os trpizspov iS, äXXwg i^dvrtov
avvia-yj 5 xoap-og d. i. iS, äXXwg s^ovrwv npozepw. Polit. 1279 b 11 Sei 8s
p.ixprh 8tx paxpozipoiv siksiv zig Ijidorv) xzX. Diese einfachste der Erklärungen
möchte ich daher so lange festbalten, bis ich eine bessere vorgebracht finden
werde, und bin überhaupt der Meinung, dass im Gebiete der Aristotelischen
Wortstellung noch gar Manches zu beobachten sei, bevor man gewisse Er
scheinungen für unmöglich erklärt und durch Kritik zu beseitigen sucht. —
Was Susemihl neuerdings in seiner Ausgabe zum Theil auf Useners
Anrathen nicht ohne Gewaltsamkeit durchgesetzt hat, scheint mir theils
unnöthig, theils unrichtig. Den Satz xal zo zs reüv uiroxpiroiv — Soyoxkvjs
wird man als epexegctische Erklärung zu i-si i'axs zvjv aözvjg yuetv mit diesem
in Verbindung setzen müssen; wenigstens wird man sonst leicht an xai einen
Anstoss finden. Davon aber sind die mit szi 8s und in einem neuen Satz an
geführten Bemerkungen zu trennen. Es sind weitere Veränderungen der Tra
gödie, die mit den im Vorausgehenden angeführten durchschlagenden Umge
staltungen parallel geben oder Consequenzen aus denselben waren. Zuerst
die Ausdehnung des Sujets und die Beseitigung der spasshaften Dietion.
Von der ersteren ist die Vermehrung der Acte und Scenen (irrsiaodioiv
7zXr,^Yi) doch noch unterschieden genug, um nicht beides nothwendig
in Eins zusammenfassen zu müssen, wie Susemihl gethan hat. Aber abgesehen
von den vielen kleinen und doch nicht leichten Veränderungen, die durch
die an sich nicht gerechtfertigte Umstellung veranlasst worden, der Satz
xcd zci ciXXa big sxugzu xoGp-rß-Tivca Xi^szco. eorco vjptv siprip,c'va, den die Über
lieferung, wofern man ihn nur richtig erklärt, ganz unversehrt erhalten hat,
wird nicht bloss vom Platze gerückt, sondern völlig zerrissen, indem das eine
Stück desselben mehrere Zeilen hinauf, das andere viele Zeilen hinabgerückt
wird, so dass es schwer wird, die zersprengten Stücke nur wieder zusam
menzulesen. — Für die im Text gegebene Erklärung der Worte euren
»jptv Etpvjp.sva werden die dort angeführten Belege ausreichen; es lassen
sich aber noch andere hinzufügen wie Rhetor. 1404 b 1 euren ouv
ixslva zs3s<j>pYjp.iva 'lassen wir also jenes als abgemacht gelten’ und de gen.
et corr. 329 a 6.
14. Kunststil der Komödie.
(Zu S. 284.)
Dass die das Object der Komödie determinirenden Worte 1449 a 32—37
für die Stelle, wo sie die Überlieferung giebt, von Aristoteles nicht bestimmt
sein konnten, hat schon der scharfsinnige Castelvetro gesehen (vgl. s. Ausg.
S. 91), und neuerdings denselben Gedanken Thurot geäussert observations
philologiques sur la Poetique d’Aristote S. 5 fg. Allein weder Castelvetros Ge
danken, dass die fraglichen Worte 1449 a 2 hinter xtaposSiag einzuschalten seien,
kann ich gut heissen (denn dort wäre eine Bezeichnung des Stoffes der Komö
die zwecklos und den Zusammenhang störend), noch Thurots von Susemihl
gebilligten und im Text befolgten Combinationen beistimmen, wonach die von
ihrem Platz zu rückenden Worte 1449 b 9 vor vj piv ovv iitonoua einzufügen,
312
V a h 1 e n
aber so dass sie von letzteren noch durch eine Lücke getrennt seien. Zur An
nahme einer Lücke ist kein Anlass; viel zu viel wird aus der im Eingänge des
6. Cap. folgenden Definition der Tragödie, insbesondere den Worten ä-oXaßdv-
z=g avz-qg ix zon dp-qp.ivojv rov 7ivöp.sv.ov opov geschlossen. Niehls berechtigt
zu der Voraussetzung, dass alle Momente der Definition bereits im Voraufge
gangenen berührt oder gar erörtert seien. Die zur Begründung der befolgten
Disposition angestellte Vergleichung der Tragödie und epischen Dichtung lässt
an Vollständigkeit nichts vermissen: und für die Komödie und deren Absonde
rung von beiden bedurfte es nichts weiter als eine Determinierung ihres Stof
fes, wie sie in den 1440 b 20 hinter s’v z-q iizoizoda einzufügenden Worten ■q d£
zMp.oidia — aveu ödüvvj? uns vorliegt. Wenn Thurot meint, dass das Aristote
lische ouv immer Conclusivpartikel sei und daraus sowohl sonst in der Poetik
auf Lückenhaftigkeit des Textes schliesst, als auch vor v? piv oöv Ejrojrou'a
1449 b 9 eine Lücke annehmen zu müssen glaubte, so hätte ihn jede beliebige
Schrift des Aristoteles durch viele Beispiele überzeugen können, wie wenig
begründet diese Annahme ist.
15. Empirische Feststellung der Tragödientlieile.
(Zu S. 286.)
Dass der Nachsatz zu dem mit i~d de jrpätjecns 1449 b 36 beginnenden
Vordersätze erst in avayx-q oüv zaa-qg zp. (14S0 a 8) zu finden sei, hat auch
Thurot a. a. 0. S. 9 eingesehen. Allein wenn derselbe die früher für den Nach
satz angesehenen Worte atu« döo . . . -ijS-oc durch xal dem Vorange
gangenen anfügt und die Parenthese erst hinter aznzv^yavown zavzeg schliesst,
(dtä ‘j's.p zovzwv xal zag jrpafetc ei’vai (pap.sv jiokz; uvac, xal zeyuxev aizia Sva
rojv Kpa^sow sivas, dcdvoia xal 'qhoc, xal xaza raürac xat zv'tyavqvGi xal azo-
ru7)(dvou(7i jrävrec), so möchte damit kaum gründlich geholfen sein. Denn hätte
Aristoteles wirklich diese Verbindung gewollt, so hätte er in diesem Satze
schwerlich noch einmal die beiden Nomina didvoia x. -qSog gesetzt, die in dem
unmittelbar voraufgehenden Satze genannt waren und auf welche mit dtä zov-
tcov verwiesen wird: war doch für die Deutlichkeit genug getlian, wenn er
schrieb: di« yap roürorv (näml. diävoia u. ’qSog') x.al zag zpälgzig et’vai (pap-ev
-rj'.ä.g zivag xal zavza zi'jjXzj stvai al.zia röiv ;rpd£ecov. Aber auch der dritte
von Thurot in die Parenthese geschobene Satz fügt sich dieser Verbindung
nicht. Soll xaza zavzag auf qSog und thdvoia gehen, so hat man Grund an dem
Femininum des Pronomens Anstoss zu nehmen. Aristoteles, der auch auf
gleichgeschlechtige Nomina das Neutrum des Pronomens bezieht (vgl.
Waitz Organ. 1. S. 291), würde in diesem Falle xaza. zavza geschrieben haben,
wie einige Kritiker (G. Hermann u. A.) wirklich wollten. Allein xaza zavzag ist
richtig; denn es bezieht sich nicht auf ■qäng und dtdvota, sondern auf zpalgeig:
also xaza zavzag zv^^avovai xal a~<jzv‘f/ä:j'yjai zavvej, 'in diesen (den Hand
lungen) haben alle Glück oder Unglück’, wie 14S0 a 20 xaza de zag jrpä^ei;
eOdatp-ovec vj voövavrt'ov. Dann aber ist klar, dass diä zovzoiv (näml. diävoia
und vjSo?) auch zu diesem Satze notlnvendig gehören muss, und der diese
Beiträge zu Aristoteles Poetik. 313
Verbindung und Beziehung störende Satz iztipiixev ouztx — r,Joc von hier zu
entfernen ist.
In dem zweiten Gliede des Vordersatzes eoti de r^c plv rpalgsotg xzl. hat
man den in dem correlatlosen psv liegenden Anstoss nicht übersehen, aber
nicht glücklich war der von Reiz und Hermann herrührende, von Thurot und
Susemibl gebilligte Vorschlag diavotav in ötavoia zu ändern. Auf diese Weise
sollte für den Satz r^c piv nrpa^swc xzX. in den Kommaten rä 8s vj3yj xa3’ a
x.t),.. diavoia 8s ev otyoic xzX. die entsprechenden Glieder gewonnen werden.
Allein diese drei Sätze fort 8s zr,g piv jrpäfseoj 6 p.OSog vj pi'pvjuic, — za 8s vjB-r,
x.aS' ä xzX., — dtdvoia 8s s’v oaoig xzX. bilden keineswegs eine gleichartige
Reihe, deren Glieder durch piv und di zusammengehalten würden. Während
nämlich in den beiden letzteren Sätzen die tj3v; und die diavoia definiert werden,
enthält der erstere nicht etwa auch eine Definition des pö^oc, sondern umge
kehrt sucht hier Aristoteles aus der als Erforderniss der Tragödie gesetzten
pip.Yj<7ic npatgeug den pöSoc als abgesondertes ps'pos derselben zu gewinnen:
kurz nicht 6 p.v3og, sondern -rj pi'pvjatj Tzpatgsaig istSubject, welcher Annahme
weder die etwas verschränkte Wortstellung noch der Artikel hei p.uSog ent
gegen ist (vgl. Metaph. 1092 b 14 ort 6 Xo-jog rj crupyoma dpiSpcov u. 982 h 29
xoXXaxy vj ovaig douXv; zSsv ävSpomaiv iazh u. and.). Dagegen ergiebt die
Beibehaltung des überlieferten diavotav eine völlig gleichartige Reihe von De
finitionen: Xi'jtii -jap p03ov xzX. — zä 8s vj^yj xaä’a xzX. — 8idvoiav 6’sv otroig
xzX. ■— Auf diese Weise wird man last mit Notbwendigkeit dahin geführt, das
zu zfjg piv npa^swg xzX. vermisste Correlat in dem im ersten Theile des
Vordersatzes nicht unterzubringenden Satze rzsyjxa 8’ am« düo rolv xpalgscov
sfvac, diavotav xai -fjSog zu finden. An der übrigens selbst in einer Handschrift
gebotenen Änderung izstf/vxs d’ statt Ksyvxsv wird Niemand Anstoss nehmen.
Aber auch das handschriftlich bezeugte öiavoiav ist nicht zu ändern, denn
diese Conslruction von ireyuxev bat ihre Analogien an Politik 1261 b 7 pavspov
rolvuv ix Toürojv ojc oute izstpuxs piav o-Jrwc sfoai r/jv jro'Xiv. 1296 b 26 önov piv
ouv vizspsys'. to tojv äirdpwv xXtjSog ty)V slpyjpe'vvjv avaXo-jiav, svzaüäa aitpuxsv
sivai, dvjpoxpariav xzX. ■— Die Bedenken, welche Susemibl (Fleckeisens
Jahrb. 1864 S. 914: vgl. jetzt auch s. Ausg.) gegen die hiesigen Defi
nitionen von vjSoc und diavoia geltend macht, kann ich nicht theilen. Susemihl
glaubt einen Widerspruch darin zu finden, dass Aristoteles, der vorher von
den im Drama handelnd auflretenden Personen (npazzovzsc) verlangt ^liatte,
dass sie nach rjSog und diavoia eine gewisse Beschaffenheit haben- (oüs dvi-jxr/
xoiovg Tivac Eivat xard re ro vj-So; xai z-ljv diavotav), nachher die r,Brj allein als
dasjenige definieit, wonach wir die Qualität des Menschen bestimmten (zävjSxj,
xaä’ a, nicht 8, noioüc rivac sivai ^apsv zobg jtpäzzovzag). Der Widerspruch
ist nur scheinbar. Denn jtoi6c tic kann und muss der im Drama Auftretende in
verschiedener Rücksicht sein, fragt man aber nach der ttotötvj; schlechtweg,
so fragt man nach dem Charakter des Mannes, Der von Susemihl empfohlene
Zusatz xxS' a (xazä zr/v rzpoaipsaiv) TzoioCg ztvag sixal yapsv ist daher vom
Überfluss: denn da die zoiözrjg des Menschen auf seiner npoxipsaig beruht,
diese aber das *ö3os ergiebt, so konnte letzteres mit Überspringung desiniit-
314
V a h l e ii
leren Begriffs als dasjenige definiert werden, wonach die jroior^g des Men
schen sich bestimmt. Nimm. Eth. 1112 a 2 roj •'/äp xpoaipsiaSai zäyaSä vj za
xaxa jrotot rtvs'g iapsv, zS> os Oo£ä£siv ou. Auf der rrpoat'psatg aber beruht das
vjäog. Nicom. Eth. 1111 b 5 jrspt xpoaipioeoig Eirerat • otxEtörarov 7äp
etvai Ooxei rjj äperf) xai p.äXXov za vjSyj xptvetv rwv jrpä|eMV. 1163 a 23. 1178
a 35. Vgl. m. Ablidlg. von der Rangfolge der Tragödientheile S. 172 ff. Mefaph.
1020 b 23 ptäXtora 8e zd ayaäov xai xaxöv <7vjp.ai'vet rö irotöv eVt räiv. ip.tyvy.o)v
xai rourcov päXitrra s’iri roTS eyoua-i irpoaipeatv. — Ebenso wenig scheinen mir
Susemibl’s Anstösse an der folgenden Definition der dtävota begründet zu sein:
denn dass hier, nachdem p.OS'og und xjSrog definiert sind, eine Definition der öiä-
voia folgen musste, ist so einleuchtend, dass die Annahme, eine wirklich überlie
ferte Definition der dtavoia sei Interpolation, kaum Eingang finden dürfte. Aberich
finde auch keinen Grund diese Definition für lückenhaft oder verderbt zu hal
ten: denn die logische Beweisführung und die allgemeine Sentenz sind das
Wesen der diävota, und wenn Aristoteles nachher 1430 b 3 ff. den Begriff der
cltävoia noch weiter fasst, so ist ja daraus kein Schluss zu ziehen auf die hie
sige Stelle, die einer von jener sehr verschiedenen Betrachtung angehört.
16. dor, und /j.epv der Tragödie.
(Zu S. 289.)
Die Stelle ist eine der schwierigsten und dunkelsten in der ganzen Poe
tik, bei deren Behandlung jeder Schritt gewagt erscheint. Ich bin nicht confi-
dent genug zu glauben, überall das Richtige gefunden und das Räthsel gelöst
zu haben; dennoch habe ich meine Gedanken darlegen wollen, ob es vielleicht
Jemand der Mühe werth findet, sie zu widerlegen, und uns dann auch das
Wahre zu lehren. Bernays erklärte die Stelle (im Rhein. Mus. VIII. S. 583
A 2) für eine zerrüttete, zu deren Erledigung an dem angeführten Orte er lei
der nicht Raum fand. Seiner wohlbegründeten Warnung den Anonym, de com.
§. 7 nicht zur Restituierung derselben zu missbrauchen, hat man neuerdings
kein Gehör gegeben, aber eine dunkle Stelle durch eine verworrene aufhellen
zu wollen, ist doch verschwendete Mühe. Der Vorschlag von Bursian oux o’Xi-
70t a/'ka navzsg dbg etiretv, sowie der sehr ähnliche von Hartung oux 0X1701
äXX’ dbg elireiv rcdvrsg, den Susemihl in den Text gesetzt hat, sind meines Da
fürhaltens unzureichend. Spengel (Z. f. A. W. 1841 S. 1205) fand den Inhalt
der fraglichen Worte untadelhaft und ganz im Geiste des Aristoteles, der
seine Deductionen aus der Sache auch durch die Wirklichkeit der Erscheinung
begründe; so wolle auch hier Aristoteles die Richtigkeit der a priori gegebe
nen sechs Tragödientheile durch die erfahrungsmassige Allgemeinheit dersel
ben in dem Dichtergebrauch bestätigen. Dabei bleiben, wie Spengel anerkennt,
die Schwierigkeiten im Einzelnen bestehen. Der Versuch, den J. Klein im
Bonner Gymnasialprogramm von 1836 macht, die Worte, wie sie überliefert
sind, mit Aristoteles’ Denk- und Ausdrucksweise in Einklang zu bringen,
scheint mir aus vielen Gründen missglückt. Die im Aristoteles beispiellose
Verbindung oux 0X1701 tag eliretv lässt sich durch die von Klein beigebrachten
Beitrüge zu Aristoteles Poetik.
315
durchaus nicht gleichartigen Belege nicht rechtfertigen: jenes ist nach meinem
Gefühl nicht minder ungeschickt als ein deutsches 'fast nicht wenige’. Diese
negative Wendung statt der positiven Siele’, 'alle,’ ist so viel bestimmter und
vorsichtiger, dass sie einen einschränkenden Zusatz wie <bj si-Eiv nicht ver
trägt. Aber gäbe man auch dieses zu, wie fügt sich im folgenden Satze rav
(wofür man eher zaaa erwartete) zu dem mix 0X1701 des vorangegangenen?
Und ferner bleibt aörüiv beziehungslos. Aber was die Hauptsache ist, ich kann
auch mit Spengels Erklärung des Gedankens, die, wie es scheint, die
meisten übrigen befolgen, nicht einverstanden sein: denn ddetnv kann
hier nur die Arten bezeichnen (wozu sonst der Wechsel des Aus
druckes?), und dann ergiebt sich, dass statt zoi; vielmehr zu schrei
ben ist. Ich bemerke gern, dass ich in dieser Auffassung des Gedankens mit
Diintzer zusammengetroffen bin, der S. 41 der 'Rettung’ schreibt: 'Dieser ver
schiedenen pipri nun bedienen sich nicht wenige der Darstellenden so zu
sagen als Arten: die Einen heben die äussern Mittel der Darstellung hervor,
Andere legen sieh auf die Andere auf das piXos u. s. w.: denn leicht kann
man eine jede Sache von dieser oder jener Seite besonders behandeln, dieses
oder jenes hervortreten lassen, aber die Hauptsache bleibt der Mythos.’ Vgl.
dens. S. 136 A. 44. Diintzer sieht von jeder Änderung in den Worten ab, be
hält zoig eXdeaiv bei, und setzt aüvtbv wg eliretv in der im Text angegebenen
Weise mit eWeuiv in Verbindung. Ob man bei dieser Verbindung sich beruhi
gen oder meiner Ergänzung (xaii’ sxaavov) aörav <bc eItteiv zustimmen, oder
endlich eine andere Besserung linden wird, darüber wünsche ich das Uriheil
anderer zu hören. Zur Rechtfertigung des nach voraufgegangenem zovzotc zu
xaS’ ixetazov überflüssig gesetzten Genetivs aiirwv sei auf die von Waitz zum
Organ. 12 b 29 (I 313) zusammengestelltcn Beispiele verwiesen, die sich noch
vermehren Hessen. Dass aber Aristoteles xaS' Exaorov statt eines Casus des
blossen Exaazog gebraucht (wie hier xa5’ ixaozov = ixaszoi atirwv), zeigt
z. B. Politik 1264 a 18 jrorEpov xai vots 7E00p^oig xoivag Eivca Sei raff xr^crst<j
xal xa3’ Exaazov idia?. 1332 a 36 xai -)äp ei -ävrac ivdiy_E-ai a-ovdaiovg Eivca,
[j:r, XC/.5' Exatrrov S'e zSiv roXirojv, ouroK aipEZÜzEpov xrX. Und hierfür sowie für
die (nicht seltene) Verbindung von Sig eIkeZv mit sxaoroj vergl. noch Ilistor.
anim. 490 b 32 zo0 8k yivovg zoO r&jv TErpajrödwv £cbwv xai Z^oiozoxoiv eiSri piv
iozt jroXXd, ävoivvpa Sk- ä.XXd xa3’ Exacrrov aürwv tbff EtrEiv, öiuzep aväpoizog
Etpvjrai, Xewv, ehxyog, ixr.:oc, x-Joiv xai raXXa roörov zöv zpozov xrX. — Was den
begründenden Satz xai -jap chpEtc (oder otptv) anlangt, so ist mir die Auffassung
Düntzers nicht ganz klar; was die ineinige betrill't, so sei für den aus dem
Gedanken des Vorigen abhängigen Infinitiv s^ecv auf Politik 1281 b 26 fg. ver
wiesen: zo pkv -/v.p p.Eziyjiv avzobg rtöv i.pyosv rwv p.c-jiazoiv cuix ä.’jtpaXig (dia te
7dp ädtxiav xai dt’ ätppoavvyv rä p.h ddixsiv av rä d’ 6tfj.apza.vuv avzove), zo di
y.z, pszaStSövca tpoßspov. Waitz Organ. I p. 342 fg. — Ob aber statt Eystv kccv,
für das ich keinen Beleg habe, kyeiv t<3 zäv, oder e'xeiv r.avza zu schreiben sei,
lasse ich dahingestellt.
316
V a h 1 e n
17. Rangfolge der Tragödientheile.
(Zu S. 289.)
S. 'Aristoteles' Lelire von der 'Rangfolge der Tragödientheile’ in 'Sym
bol« phiiologoi’um Bonnensium in honorem Friderici Ritscheiii collecta’ (Lips.
1864) S. 153—184. Susemihl in seinem Sendschreiben an mich (Fleckeisen’s
Jahrb. 1864 S. 505—520) hat sich mit mehreren Hauptergebnissen dieser Un
tersuchung einverstanden erklärt. Von seinen abweichenden Meinungen habe
ich das die öiävota Betreffende A. 15 S. 49 fg. berührt. Was aber die Contro-
versc über Koi-nau oder ov r.riix)Ga xd xvjg xpa'/(pdiag Ip^ov anlangt, so weiss ich
jetzt, dass eine in der Aristotelischen Kritik sehr angesehene Autorität gleich
falls die Entfernung der Negation für nothwendig hält: meine entgegenstehende
Ansicht, die ich bis jetzt für unwiderlegt halte, will ich daher hier nicht von
Neuem darlegen und vertheidigen, bevor ich die Gründe jenes Gelehrten ken
nen gelernt und geprüft habe. Inzwischen stehe hier eine kritische Bemerkung
zum 6. Capitel. In der Stelle 1450 b 9 fg. eaxi de yjSog piv xi xoiovxov o öyXoi
xriv jrpoatpsiriv ir.oia. xig- [sv ofs ovy. s<m dvjXov yj repoatpeirai jj yso^st] diöjrsp
oüx b/yjGVi yjSog rwv Xd*/o)v sv oig p.vjd’ oXwj sotiv o rt (o vic A'. oaxig Q)
irpoaipelvai v) 'psvyei 6 XA/wv pflegt man die eingeklammerten Worte als Ditto-
graphie der folgenden zu tilgen. Mit Unrecht, wie ich glaube. Aristoteles un
terscheidet zwei Arten von X0701, welche kein vjSog haben, solche, in denen
überhaupt nichts ist, was Einer erstreben oder meiden könnte, wie die p.aSr,p.a-
rixot X0701 (Rhet. 1417 a 19 61a xovxo odx l/ouatv 01 p.a-S'vjp.arixoi X07& 1 r t 5r t ,
oxe 0116; ixpocdpEGiv • xi -yäp oO svsxa oüx s^ouatv. vgl. Metaph. 996 a 29 fg.
1078 a 31), und solche, in welchen durch Schuld des Redners die irpoatpstris
nicht zum Vorschein kommt. Die augenscheinlich vom Platz gerückten Worte
sind daher nur an rechter Stelle einzufügen: diöasp oux s/oucuv rjäog xon Xo-
70JV, sv 0ig p.vjd’ o'Xojc sotiv, 0 xig jzpocapEixai ^ tpsOyet, ^ s’v ofe oüx fort ÖtjXov
xi irpoaipsixa: vj 'psvyzi 6 Xs^wv.
18. Zum achten Capitel.
(Zu S. 292.)
Im Eingang des 8. Cap. halte ich an rep svt fest, glaube aber, dass in
s’vfwv eine Verderbniss steckt, wofür vielleicht s’£ <Sv vj iravrwv yj s’vt'cov zu
schreiben. Vgl. Anal. pr. 57 a 37. Anal. post. 72 a 28. Topik 148 b 37. 169
b 33. Politik 1283 a 23. Rhet. 1396 a 6. Im Übrigen sei noch bemerkt, dass
Susemihl 1451 a 20 mit Unrecht von der handschriftlichen Überlieferung ab
zur Aldina übergegangen ist. Denn das Asyndeton 'HpaxXvjtda, 0vjavjida xai xä
rotavra iroivjpara ist hier so richtig, wie Rhetor. 1388 b 33 opyhv, sVtSuptav
•xai röe roiavra. Metaph. 1030 a 20 sxaorov rcöv xarvj'yopoup.svojv, 77oggv, itoiov xai
oaa aXXa roiaöra (vgl. 1034 b 10). De part. anim. 645 b 36 ptva, ö^aXpöv xai
xi (7‘jvoXov 7:p6ao)7:Gv. Hist. anim. 511 b 9. Ebenso ist in der Poetik auch 1457 a 22
ein von der Aldina bis auf Susemihl in den Ausgaben stehendes v) mit den Hand-
Beitrüge zu Aristoteles Poetik.
317
Schriften zu tilgen: xarä zä üjroxpmxä, otov xaz’ ipwzijaiv, inlra£iv. Aristoteles
beginnt asyndetisch wie bei einer Aufzählung, die aber beim zweiten Gliede wie
der abbricht: Anal. post. 88 b 28 ofov ipiSpos, pi'/s5oc. Rhet. 1362 b 20.23. De
part. anim. 644 a 25. Nie. Eth. 1154 b 8. — Wenn endlich Susemihl am Schluss
des 8. Cap. schreibt, o *yap -potröv vj p;ö izpoadv p.vjdsv Trotzt, s’jitövjXov £>s ovdh/zopiov
zov o'Xou iaziv, so ist mit Bestimmtbeit zu behaupten, dass dies unaristotelisch ist.
Aristoteles, der unzähligemal dvjXov on, m; schreibt, sagt niemals s-tdvjXov wf.
Daher versuchte ich Z. Krit. Arist. Schriften S. 9 p.vj8sv 7rotsi zi, dvjXov wf, in
dem ich gleichfalls auf das im Vatic. B' allein erhaltene wc Gewicht legte,
zumal diese Handschrift auch sonst einigemal allein das Richtige erhalten
bat. Jetzt möchte ich lieber pjde ;rotsiv sVtdvjXov zusammenfassen, Avas da-
seiend oder nicht daseiend keinen ersichtlichen Unterschied macht’, wie de
coelo 293 b 29 oüösv r ji.p oudl vOv Trotciv sVi'AjXov = 'es mache keinen bemerk
baren Unterschied’. 298 a 8 oü -/y.p av ourto va^b s’jridy;Xov iizciUi und oft in
ähnlicher Verbindung. Soll nun das in B' erhaltene nicht unberücksichtigt
bleiben, so ist dafür eine andere Besserung zu suchen, etwa wzmzp oüdsv pipiov
roü oXou s’ortv. Vgl. Phys. 197 a 30 zd -jap jrapä pixpov eoatzsp o-jOev äTts’/stv
Ooxet. Rhet. 1363 a 9 u. 11 Sianzp Kmzsg. Melaph. 1010 a 30 äXX’ ovzog oüSsv
die dnslv po'ptov zciO xavzog sVrtv.
318
Dr. Fr. Müller
SITZUNG VOM 28. JUNI 1865.
Ueber den Ursprung der Schrift der malayischen Völker
von Dr. Friedrich Müller,
Docent (1er allgemeinen Sprachwissenschaft an der Wiener Universität.
(Mit einer lithographirten Tafel.)
Vorgelegt in der Sitzung vom 28. Juni 1865.
Unter den Völkern, welche die Inseln des indischen Archipela-
gus bewohnen und bekanntlich dem grossen Volksstamme der Malaj en
angehören, finden wir mehrere Schriftsysteme im Gebrauche vor.
Darunter bedienen sicli dieMalayen, der heutzutage in Literatur, Han
del und Industrie am weitesten vorgeschrittene Stamm, meistens der
arabischen Schrift, welche mit der Einführung des Islam von densel
ben angenommen wurde. Ob sie vorher eine eigentlnimliche Schrift
besassen, ist eine Frage, welche von den meisten Autoritäten dieses
Faches verneint wird (vgl. Robinson, Proeve tot opheldering van de
gronden der maleische spelling, uit het engelsch vertaald door E. Net
scher. Batavia. 1835. S. 3 IT.), obwohl sich manche recht plausible
Gründe dafür beibringen lassen (vgl. Marsden. A grammar of the
Malayan languäge. London, 1812. pag. XXXVI). Doch können wir
diese Frage liier füglich ganz übergehen, da sie ausserhalb des näch
sten Zweckes unserer Untersuchung gelegen ist.
Die Javanen bedienen sich seit alter Zeit einer Schrift, welche
in Form und Anlage, ganz oberflächlich betrachtet, den indischen
Ursprung deutlich verräth. Sie besteht aus zwanzig, respective zwei
undzwanzig Buchstaben, welche das malayische Lautsystem •) voll-
*) Gutturale: k, g 3 n.
Palatale : t, d, n.
Dentale: t, d, n (Cerebrale t, d } n).
Labiale: b, m.
Liquiden und Halbvocale: y, r, l, tu.
Zischlaut und Hauchlaut: s } h. —
Über den Ursprung der Schrift der malayischen Völker,
319
kommen wiedergeben. Jeder der Buchstaben ((uiniKin-SkTn [haksärä]
= altind. involvirt, wie im altindischen Alphabet, ein kur
zes a, welches aber in offener Sylbe meistens die Aussprache ä an
genommen hat. Die Vocalisation geschieht wie im Altindischen, mit
telst eigentümlicher Vocalzeichen, genannt (wimm<ci(K)j| (sanclä-
nan) d. i. Bekleidungen. Dieselben kommen oberhalb, unterhalb oder
an der Seite des jeweiligen Consonannten zu stehen. Solcher San-
dänan existiren neben ä fünf. Nämlich: 6 genannt Pepet (ein ober
halb des Buchstabens stehender, etwas in die Länge gezogener Halb
bogen, z. B. i, genannt Wttlu (ein oberhalb des Buchstabens
stehender kleiner Halbbogen, z. B. «i ni), u, genannt Suku (ein ge
brochener Strich unterhalb des Buchstabens, z. B. (in mi), e, genannt
1
zur linken und 2 zur
Talin (das Zeichen zur linken Seite des Buchstabens, z. B. nq(Kl
ne) und 6 genannt Talin-taruri (das Zeichen
rechten Seite des Buchstabens, z. B. (iij(Kl2 110').
Soll aber jeder Vocal dem Consönanten genommen und dieser an
und für sich hingestellt werden, so wird er mit dem darauffolgenden
Consonanten in eine Gruppe zusammengestellt, wie im Indischen, nur
mit dem Unterschiede, dass, während dort das erste, den Vocal auf
gebende Zeichen abgekürzt und etwas modificirt wird, dies hier um
gekehrt mit dem zweiten stattfindet. Letzteres führt den Namen
(UiaJiaovij (pasäüan) d. i. Anfügungsbuchstabe.
Für r -}- e und l -f e bestehen im javanischen Alphabete beson
dere Zeichen, nämlich (U und kj., welche Pa-tereJc und Na-lelet
genannt werden. —
Nebst den angeführten zwanzig, resp. zweiundzwanzig Zeichen
bestehen im Javanischen noch zehn andere, genannt (uiman-^kT.n C ™(i[|0
(haksärä gedej d. i. grosse Zeichen. Ihr Werth ist heutzutage n, /,
lc, t, zweifaches s, p, 11, <7, b. Sic waren aber, wie aus der Verglei
chung der Formen mit den indischen und der Anwendung derselben
im Alt-Javanischen (dem Kawi) hervorgeht, nichts anders als die alt
indischen Zeichen tji, %r, tf, sj, tg, tff, Ef, H-
Wir ersehen daraus, dass das alt-indische Consonantensystem
in meinem vollen Umfange von den Javanen eingeführt wurde, was
320
Dr. Fr. Müller
man auch ganz natürlich finden wird, wenn man die grosse Anzahl
indischer Wortformen, welche im Alt-Javanischen Eingang fanden,
in Anschlag bringt.
Was nun die äussere Form der javanischen Schriftzeichen be
trifft, so sehliessen sich dieselben an das Pali-Alphabet an. Der
zwischen beiden obwaltende Unterschied lässt sich leicht aus dem ver
schiedenen Sehreibmateriale ableiten. Während die Pali-Schrift auf
festen trockenen, geglätteten Blättern mit einer eigentümlichen im
trockenen Zustande glänzenden Tinte in dicken Strichen auIgetragen
wird, ritzt man die javanische Schrift auf frischen Blättern mit einem
spitzen, nadelförmigen Instrumente nur einfach ein. — Daher kön
nen die festen dicken Pali-Zeichen im Javanischen nur in ihren Con-
touren erscheinen, welche bei schnellerem Schreiben um so eher etwas
verrückt werden konnten, als sie nicht eine aus dem Volk seihst her
vorgegangene Erfindung waren, sondern demselben immer mehr oder
weniger fremd entgegenstanden. •—Ehe ich zur Untersuchung der ein
zelnen Zeichen schreite, erscheint es notwendig folgende Sätze vor
auszuschicken.
1. Die einzelnen Zeichen ruhen auf einer idealen Grundlage,
von welcher aus sie nach oben zu gezeichnet werden.
2. Bei den einzelnen Zeichen sind vor allem die Schenkel fest
gehalten; ihre Richtung richtet sich nach dem vorigen Grundsätze.
3. Die einzelnen Zeichen sind, so viel als möglich, mit einem
einzigen Zuge gemacht. Dabei muss z. B. ein Rad geöffnet werden
(® = 3>
Ich will es nun versuchen, die einzelnen Zeichen genauer zu be
trachten und ihren indischen Ursprung nachzuweisen.
«in ist Pali m: dabei erscheinen die drei Schenkel festgehalten
(nach 2) und von unten nach oben gerichtet (nach 1).
onn entspricht vollkommen Pali ui.
(P entspricht Pali e, wobei aber der obere Horizontal-
Schenkel abgebrochen und selbstständig gezeichnet erscheint.
00) ist Pali a. Die Richtung des oberen Theiles des rechten Schen
kels nach links in der javanischen Form zeigt die ehemalige Verbin
dung des rechten Schenkels mit dem linken noch deutlich an (vgl. 3).
tlK ist Pali c all indisches £, etwas nach links geneigt. Die
javanische Form mit dem eingeknickten rechten Schenkel nähert sich
mehr der altindischen als Pali-Form.
Über den Ursprung- der Schrift der malayisclien Völker.
321
Olli ist schwer zu deuten, aber auch unzweifelhaft desselben
Ursprungs wie die anderen Zeichen.
ajri ist das Pali u. Die Form besteht eigentlich nur aus
dem linken Schenkel, der rechte Strich scheint späterer Zusatz
zu sein.
(Ui entspricht dem Pali e,- Die Form ist etwas nach links
geneigt und der rechte Schenkel dem linken gleich gemacht.
cifinn entspricht vollkommen dem Pali uu, dabei sind die vier
Grundstriche festgehalten (nach 2), aber alle von unten nach oben
geführt (nach 1).
ösiii ist Pali a». Die ehemalige Verbindung des ersten und zweiten
Schenkels ist aus der Form des letzteren noch zu ersehen (nach 3).
dCi und (Kl sind etwas schwieriger zu deuten, offenbar aber
desselben Ursprungs.
o entspricht vollkommen dem Pali u-
OT ist das Pali o Die Form des Mittelstriches des java
nischen Zeichens weist auf eine ehemalige Verbindung desselben mit
dem linken Schenkel hin (nach 3).
o entspricht vollkommen dem Pali u. Die Formation des
linken Schenkels mit dem rechts befindlichen Dorn weist auf einen
ehemaligen Verschluss des Zeichens in der Mitte hin (nach 3).
diui gibt das Pali m wieder. Es erscheinen dabei die drei
Grundstriche festgehalten (nach 2) und von unten nach oben gezo
gen (nach 1).
in entspricht Pali t. Der Kern des Buchstabens scheint in
dem rechten Schenkel zu liegen und der einfache links befindliche
Strich nur der Ansatz des Buchstabens zu sein.
arm entspricht dem Pali m. Dabei erscheinen die drei Grund
striche festgehalten (nach 2) und von unten nach oben gezogen
(nach 1). — Der Unterschied zwischen g, y, l und dem sogleich
zu besprechenden li ergibt sich aus der grösseren oder geringeren
Stärke der Schenkel und ihrer verschiedenen Stellung zu einander.
o entspricht vollkommen Pali o. Die Neigung beider Schenkel
gegen die Mitte zu lässt auf die ehemalige Verbindung derselben
schliessen.
oji entspricht dem Pali u. In dem links befindlichen kleinen
Ringe scheint eine Spur des an der altindischen Figur deutlich
sichtbaren Hakens zu stecken.
Sitz!,, d. phil.-hist. CI. L. Bel. III. Hft.
21
322
Dr. F r, Müller
(uin entspricht dem Pali »n. Dabei erscheinen die drei Grund
striche festgehalten (nach 2) und von unten nach oben gezogen
(nach 1).
Eine ganz andere Quelle verrathen die anderen unter den malayi-
schen Völkern gebrauchten Alphabete. Es sind dies die Schriften der
Battak, Redau und Lampun auf Sumatra, die Schriften der Makäsa-
ren und Bugi’s auf Celebes und die Alphabete, welche ehemals unter
den Tagala’s und den andern damit verwandten Völkern auf den
Philippinen im Gebrauche waren.')
Sie stimmen weniger mit der Palischrift als mit der altindischen.
Wie die Verbreitung der altindischen Schrift unter diesen Völkern
möglich war und wann sie stattgefunden habe, will ich hier nicht
näher untersuchen; ich behalte mir diese und ähnliche Fragen für
eine grössere Arbeit vor, welche über die Geschichte und Entwick
lung der Schrift überhaupt handeln soll. a )
Gehen wir zur Betracht ung dieser Alphabete über (vgl. die bei
gefügte Tafel), so lässt sich Folgendes als sicheres Resultat hinstellen:
k. Die Bugi-Makäsarsche Form und die Form des Tagala-
Alphabetes sind offenbar demselben Grundtypus entsprossen, nur
*) Die Battak-Sehrift entnehme ich den Werken Neuhronnei* van der Tuuk’s : Over
schritt en uitspraak der tobasche taal, und Bataksch-nederduitsch woordenboek, und einem
Bambusrohr auf der kais. Hofbibliothek in Wien; die Schriften der Redan und Lampun
dem Werke Crawfurd’s: History of the Indian archipelago, Vol. II, Plate 17; die Ma-
kasarische Schrift den Arbeiten von Matthes: Makassaarsch-hollandsch woordenboek,
und Makassaarsche spraakkunst; die Tagala-Schrift den Werken von Andres Carro, Voca-
bulario de la lengua Ylocana. Manila. 1849. Fol. II v, und K. Frh. von Hügel, Der
stille Ocean und die spanischen Besitzungen im ostindischen Archipel. Wien, 1860.
(als Manuscript gedruckt) S. 364, womit auch die Tabelle bei Jacquet, Considerations
sur Ies alphabets des Philippiues (Journ. asiat. 1831) übereinstimmt.
2 ) Crawfurd (History of the Indian archipelago II. pag. 76) stellt einen Zusam
menhang der malayischen Schriftarten mit der indischen Schrift in Abrede. Seine Worte
lauten: „Attempts have been made to trace the written characters of the Indian islands to
a Hindu origin; but of this hypothesis may he remarked, that while the portion of the
language of the Hindus, which is contained in those of the Indian islands, is distinctly
from one origin, and bears the inost uniform marks of identity among the most distant
tribes, the f i v e alphabets are not o n 1 y themselves dissimilar, but
qui te un 1 ik e t o any ancient o r modern written character o f India. u
Auch Matthes (Makassaarsche spraakkunst, pag. 2.) neigt zu derselben Ansicht hin: „Het
Makassaarsche letterschrift, zoowel het oude, als dat, hetwelk tegenwoordig in gebruik
is, heeft niet de minste overeenkomst. in vorm met het Devanagari
o f Sanskritsehe letterschrift.“
Uber den Ursprung der Schrift der malayischen Völker.
323
dass die letztere mehr nach rechts geneigt erscheint, wobei die beiden
nun horizontal liegenden Linien durch einen senkrechten Strich ver
bunden wurden. Wahrscheinlich ist auch die Redau-Form aus der
selben Quelle hervorgegangen; der Strich, welcher bei der Tagala-
Form in der Mitte erscheint, wurde seitwärts angebracht und nach
unten zu verlängert.
Allen diesen Formen liegt altindisches + + zu Grunde, so dass
die Anfangs ein Kreuz bildenden Grundstriche auseinanderfielen und
parallel hingezeichnet wurden. Offenbar war daran das veränderte
Schreibmateriale Schuld. (Aehnliches bei den nordischen Runen.
Vergl. darüber die Schrift Kirchhoff’s S. 3.)
g. Offenbar repräsentiren die Rattak- und Redan-Form das
selbe Zeichen, welches im altindischen A seine Erklärung findet.
Auch die Form der Philippinen dürfte damit Zusammenhängen; die
Einbiegung des linken Schenkels ist eben so wie bei n, t, p etc. zu
erklären.
n. Offenbar ist die Rattak-Form mit der Mäkäsarschen iden
tisch. Auch die Form der Philippinen scheint damit zusammenzuhän
gen; nur muss man sich dieselbe auf die rechte Seite gestellt und
des Zierraths entblösst denken — <t- Vielleicht ist auch die Redan-
Form damit identisch und V der Kern derselben, die beiden Seiten
striche hingegen späterer Zusatz.
Alle diese Formen finden ihre Erklärung im altindischen , das
nach und nach in einen Winkel zugespitzt und auf denselben gestellt
wurde,
d. Das Rattak bietet dafür die Form an welche sich die
ältere makäsarsche Form anscldiesst. «n ist offenbar umgedreht für
csy, welches wieder nichts anderes ist als die Rattak-Form, mit
einem einzigen Striche ausgeführt. — Aus yjj entstand die neuere
Form ~o durch Vergrössung des Rauches und Weglassung des nach
rechts geführten Seitenstriches.
Alle diese Formen stammen aus dem altindischen E , sofern
man dasselbe auf die linke Seite gestellt denkt UU; der zwischen
demselben und der Rattak-Form obwaltende Unterschied erklärt sich
aus der Verschiedenheit des beiderseitigen Schreibmaterials.
n. Die Rattak-Form v; dürfte mit der allen makäsar'sehen
identisch sein, was man leicht einsieht, wenn man letztere nach links
gewendet sich denkt.
21*
324
Dr. Fr. M iilIer
Der Unterschied zwischen Leiden liegt offenbar darin, dass letztere
in einem einzigen Zuge gemacht ist, während hei ersterer zwei Züge
erforderlich sind. Ich halte beide aus dem altindischen Fi entstanden,
wobei dasselbe umgedreht erscheint 4_. — Eine allmähliche Abrun
dung des linken Striches — L/ war eine natürliche Folge des
veränderten Schreibmaterials.
t. In offenbarem Zusammenhänge stehen die ältere makäsari-
sclie und Redan-Form, eben so die jüngere makäsarische und die
Form der Philippinen. Die zweite Form des Battak schliesst sich an
die beiden ersteren an, nur dass dabei die Schlinge nicht rechts
sondern links wie hei der Pali-Form erscheint. Die erste Form des
Battak 5^ gibt die allindische Form Y vollkommen wieder; letztere
muss nothwendig in der Battak-Form erscheinen, sobald man sie mit
einem einzigen Striche zu zeichnen sich anschickt.
d. Verwandt erscheinen hier offenbar die ältere makäsarische
und Tagala-, vielleicht auch Lampuii-Form; eine Vermittlung jedoch
mit dem altindischen [3 ist ziemlich schwer durchzuführen. Ist viel
leicht [3 umgekehrt worden ij ?
n. Unzweifelhaft verwandt sind die beiden makäsarisclien For
men und die Form der Philippinen. — Auch die Redau- und Lampun-
Form dürfte vielleicht daran anzuscldiessen sein. — Das Battak ^
schliesst sich an Pali ^ und altindisches 1 in umgekehrter Stel
lung.
l>. Battak -—. repräsentirt unzweifelhaft alt indisches |j, mit Auf
gehen des unteren Hakens, während derselbe in der makäsarisclien
und Tagala-Form — gleichwie im Pali — nach oben gezogen und
dem linken Schenkel gleichgemacht erscheint. In der Tagaia-Form
scheint der nach rechts etwas weiter gezogene Strich nichts anderes
als ein unwesentlicher Zierath zu sein (vgl. hei g).
b. Die Identität der Battak- und Tagala-Form ist so in die
Augen springend, dass sie keines näheren Beweises bedarf. Beide
lehnen sich unmittelbar an altindisches □ . Auch die ältere mäk'ä-
sarische Form ist wohl nichts als die Battak-Form in umgekehrter
Stellung, nur dass dabei der untere Strich nicht ausgezogen, sondern
abgebrochen erscheint.
m. Offenbaren Zusammenhang verrathen die beiden Battak-
Formen, die ältere makäsarische und Redau- und Lampuii-Form^
wenn man letztere etwas gewendet sich vorstellt /Y\ /A. Sie schlies-
325
Über den Ursprung 1 der Schrift der malayischen Völker.
sen sich alle unmittelbar an die altindische Form an. Auch die
Form der Philippinen scheint desselben Ursprunges zu sein (mit einer
kleinen Neigung nach rechts), wobei der linke Schenkel verkürzt, der
rechte dagegen, als die Form abschliessend, verlängert wurde.
y. Darunter sehliesst sich die Redau- und Lampun-Form am
ersten an die altindische an. Dieselbe scheint auch in der neuen ma-
käsarischen, jedoch in umgekehrter Stellung = zu stecken.
Vielleicht'ist auch die Tagala-Form nichts anderes als eine Variation
der beiden ersteren, mit Ziehung des rechten Striches in einen Halb
bogen nach links = to-
r. Dabei scheint altindisches r, um eine Verwechslung mit p zu
vermeiden, mit einem zweiten Parallelstriche verbunden worden zu
sein. Daraus lassen sich dann die Battak-Form und die beiden makä-
sarischen leicht ableiten.
I. Die Entwicklung dieses Buchstabens ist für mich ziemlich
dunkel und ich vermag darüber nichts Näheres beizubringen. Da aber
alle anderen Zeichen unzweifelhaft indischen Ursprunges sind, so
kann dies auch füglich von dem vorliegenden behauptet werden.
w. Die alte makasarisehe und erste Battak-Form zeigen deut
lichen Zusammenhang, wobei man letztere sich umgekehrt denken
muss; sie mahnen beide an javanisches o- Die zweite Battak- und
Tagala-Form schliesseu sich genau an die Pali- und altindische Form
an, wobei ich in der nach rechts sich wendenden und über das Ohr
hinausgehenden Krümmung einen Überrest des senkrechten Striches
der altindischen Form erblicke.
s. Die Battak-Form sehliesst sich augenscheinlich unmittelbar
an die altindische an; aus der Battak-Form lässt sich die alte msikäsa-
rische ahleiten, wobei das Zeichen in einem einzigen Zuge gemacht
erscheint. — Die neue makasarisehe Form ist der älteren entnom
men; der nach oben führende Grundstrich ist dabei weggelassen und
die Schlinge als charakteristisches Kennzeichen des Buchstabens
festgehalten.
h. Offenbaren Zusammenhang verrathen die Battak-Form und
die makasarisehe; letztere ist mit einem einzigen Zuge gemacht und
an den Ecken zugespitzt. Die Form der Philippinen und die damit
identische Lampun-Form ist nichts anderes als eine etwas nachlässige
Schreibung der noch runden dem mäkäsarischen Zeichen zu Grunde
liegenden Gestalt.
326 Müller, Über den Ursprung der Schrift der malnyischen Volker.
Denselben Zusammenhang mit den altindischen Schriftsystemen
wie die Consonanten verräth auch die Vocalhezeichnung hei den in
Hede stehenden malayischen Völkern.
Jedes der Consonanten-Zeichen involvirt ein kurzes a; die an
deren Vocale gelangen durch Puncte oder Striche, welche den Con
sonanten angefiigt werden, zum Ausdrucke.
In Makäsarischen wird i durch einen Punct oberhalb, u durch
einen Punct unterhalb des jeweiligen Consonanten bezeichnet, wäh
rend e durch ein dem javanischen Talin ähnliches Zeichen, links,
und ö durch dasselbe Zeichen, rechts gesetzt, bezeichnet werden,
z. IS. -3 ~j (inpi), p p (bubu).
Dasselbe Vocalisationssystem finden wir in dem Alphabete der
Philippinen vor, wo aber e und 6 mit i und u zusammenfallen, und
also i, e durch einen Punct oberhalb, u und 6 durch einen Punct
unterhalb des jeweiligen Consonanten ausgedrückt werden, z. B. cb
(bi, bi!) cp (bu, bö).
Die altindische Schrift bezeichnet bekanntlich i durch einen
kleinen senkrechten Strich oberhalb, u durch denselben Strich
unterhalb des jeweiligen Buchstabens.
Das indische Alphabei bei clen maJa/ischen Völkern.
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Sitfiijrt. derk.Afcul. a.Vtyhil. lii*U1X.Ba.W«5.
Aut d. k.k.Hof u-Sllllsdruckerei.
Verzeiehniss der eingebundenen Druckschriften.
327
VERZEICHNIS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(JUNI 1865.)
Academie Imperiale des Sciences, ArtsetBelles-Lettres de Dijon:
Memoires. 2°. Serie. Tome XI 0 . Annee 1863. Dijon & Paris,
1864; 8o-
Academia, Real, de Cieneias morales y politicas: Discursos pronun-
ciados en la Recepcion publica del Senor Don Santiago Diego
Madrazo en 18 de Dicimbre de 1864. Madrid, 1864; 8°. —
Almanach. Ano de 1865. 12»-
— di Scienze, Lettere ed Arti in Padova: Revista periodica. Vol. X.
Nr. 21—22; Vol. XII. (?), Nr. 23—24. Vol. XIII. (?), Nr. 25—
26. Padova, 1862—1865; 8»-
Accademia delle Scienze dell" Istituto di Bologna: Memorie.
Serie 2. Tomo IV, Fase. 1. Bologna, 1865; 4 0>
— Pontificia de’ Nuovi Lincei: Atti. Tomo XVII, Anno XVII. (1863
— 1864.) Sess. 1“- — 7“- Roma, 1864; 4<>-
Alterthums-Verein za Wien: Berichte und Mittheilungen. Jabrg.
1864, Band VIII, Abth. I; Jabrg. 1865, Band IX, Abth. I. Wien,
1865; 4o-
Ambrosoli, Francesco, Sopra alcuni opuscoli dei professori A.
Mussafia e G. Wahlen. Milano, 1865; 8° p
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. N. F. XII. Jahrg. Nr. 4.
Nürnberg, 1865; 4°'
330 Verzeichntes (1er eingegangenen Druckschriften.
Vau eher, L., ln M. Tullii Ciceronis libros philosophicos curae
criticae■ Fasciculus II. Lausannae, 1865; 8°-
Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben: Ver
handlungen. XVI. Veröffentlichung. (Der grösseren Hefte,
X. Folge.) Ulm, 1865; 4«-
— historischer, für Steiermark: Mitteilungen. XIH. Heft. Gratz,
1864; 8°- — Beiträge zur Kunde steierm. Geschichtsquellen.
1. Jahrgang. Gratz, 1864; 8°-
328 Verzeichntes der eingegangenen Druckschriften.
Ausweise über den auswärtigen Handel Österreichs im Sonnen-
Jahre 1863. XXIV. Jahrgang. Wien, 1865; Folio.
Baum garten, Amand, Aus der volksmässigen Überlieferung der
Heimat. Linz, 1864; 8 0,
Berlin, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus dem
Jahre 1864. 4«-
Böhtlingk, Otto, Pänini’s acht Bücher grammatischer Regeln. Band
I & II. Bonn, 1839 & 1840; So
ll onn, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus den
Jahren 1864—1865. 4 0, & 8°-
Cantü, Cesare, Storia della Letteratura latina. Firenze, 1864; 12«-
— Storia della Litteratura greca. Firenze, 1864; 12«- — ßec-
caria e il diritto penale. Volume unico. Firenze, 1862; 12°-
Compte-rendu de la Commission Imperiale Archeologique pour
1’annee 1863. Avec uri Atlas. St. Petersburg, 1864; 4°-
& Folio.
Uomin-Petrushevecz, Alphons v„ Die Justizreformen in Öster
reich seit dem Regierungsantritt Maria Theresia’s. Fortsetzung.
(Österr. Revue. 4. Bd. 1865.) 8°-
Ellero, Pietro, Giornale per l’abolizione della pena di morte. XII.
Bologna, 1865; 8°-
Fenicia, Salvatore, Libro undecimo della politica. Napoli, 1865; 8°-
Gerhard, Eduard, Über den Bilderkreis von Eleusis. III. Abhand
lung. (Abhdlgn. der Königl.-Preuss. Akad. d. W. 1864.) Berlin,
1865; 4o-
Gesellschaft, gelehrte estnische, zu Dorpat: Sitzungsberichte
1864; 8°- — Tobien, E. J., Die ältesten Gerichtsordnungen
Russlands. I. Dorpat, 1846; 4°- — Körb er, Bernhard, Biostatik
der im Dörptischen Kreise gelegenen Kirchspiele Ringen, Randen,
Niiggen und Kawelecht in den Jahren 1834—1859. Dorpat,
1864; 4o-
— Geschichts- und Alterthumsforschende, des Osterlandes: Mit
theilungen. VI, Band, 2. Heft. Altenburg, 1864; 8°-
— deutsche morgenländische: Zeitschrift. XIX. Band, 1 & 2 Heft.
Leipzig, 1865; 8°- —Abhandlungen für die Kunde des Mor
genlandes. III. Band. Nr. 1. Leipzig, 1864; 8"-
Göttin gen, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus den
Jahren 1864—65. 4° & 8°-
Verzeichntes der eingegangenen Druckschriften. 329
Goldenthal, Jacob, Ausführliches Lehrbuch der türkischen Sprache
Wien, 1865; 8®-
Greifswald, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus
dem Jahre 1864. 4° & 8°-
Haidinger, Wilhelm Ritter von, Ritterstands-Diplom. Wien, 1865_
8°- — Bericht über die Haidinger-Feier am 5. Februar 1865.
Wien, 1865; 8°- — Karl Hai dinge r und Wilhelm Hai dinger.
Zwei Lebensskizzen von Dr. Constant v. Wurzbach. Wien,
1864: 8°.
Hamelitz. V. Jahrg. Nr. 16—21. Odessa, 1865; 4°-
Istituto, Reale, Lombardo di Scienze e Lettere: Memorie. Classe
di Lettere e Scienze morali e politiche: Vol. X. (I della Serie III.)
Fase. 1. 4°- — Rendiconti. CI. d. L. e. Sc. m. e. p. Vol. I.,
Fase. 8—10. 1864; Vol. II., Fase. 1—2. 1865. Milano; 8°- —
— J. R., Veneto di Scienze, Lettere ed Arti: Atti. Tomo X°-, Serie
III. a -, Disp. 4“ - —5 a - Venezia, 1864—65; 8 0-
Katalog der Bibliothek des k. k. üsterr. Museums für Kunst und
Iudustrie. Mai 1865. 8°-
Marburg, Universität: Akademische Gelegenheitsschriften aus dem
Jahre 1864. 4° & 8°-
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung
und Erhaltung der Baudenkmale. X. Jahrgang. Mai—Juni. Wien,
1865; 4»-
— aus J. Perthes’ geographischer Anstalt. Jahrg. 1865. IV. Heft.
Gotha; 4°-
Reader. Nr. 125—130, Vol. V. London, 1865; Folio.
Riva, Jos., Memoires en refutation des ouvrages I. Degli edifiej di
Roma antica ec. par M r - le Ch r - Canina. II. De la description
de Rome par Messieurs Erneste Platner, Charles Bunsen,
Eduard Gerhard, Guillaume Riistell. III. Du palimseste de la
republique de Cice'ron publie par Son Em. le Cardinal An ge.
Mai; 8®-
Scolari, Filippo, Intorno alle prime quattro edizioni della divina
Commedia. Venezia, 1865; kl. 8 0-
Society, The Royal, of London: Philosophien! Transactions. Forthe
year 1864; Vol. 154. Parts I & II. London, 1864; 4°- — Pro-
ceedings. Vol. XIII. Nr. 68—69. London, 1864; 8 0-
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. III. Hft.
21 **
SITZUNGSBERICHTE
DER
KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
P II i LOSOPIIIS Cll- HISTORISCHE CLASSE.
I. BAND. IV. HEFT.
JAHRGANG 1865. — JULI.
22
SITZUNG VOM 12. JULI 1863.
Beiträge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
Von l)r. F. Bise hoff.
I.
Die nachstehenden Untersuchungen betreffen hauptsächlich jene
Form des Magdeburger Schöffen- und Weichbildrechtes, worüber
im 40. Bande dieser Schriften genauere Nachrichten veröffentlicht
wurden. Als die Hauptergebnisse derselben möchte ich, — ab
gesehen von der Bestätigung der a. a. 0. ausgesprochenen Ver-
muthung, dass das in dem sog. Heinrichauer Codex enthaltene
Weichbildrecht mit dem in Bede stehenden wesentlich überein
stimmt, — hervorheben:
* a) dass von diesem Krakauer Weichbildrecht eine genau
damit übereinstimmende, jedoch bereits durch Zusätze zum Texte
und durch einen Anhang mehrerer eigenthümlicher Artikel erweiterte
Fassung in dem Krakauer Codex 1G8 der dortigen Universitäts
bibliothek (134 bei Homeyer d. Rechtshandschriften) vorkommt,
welche vermuthlich dem von I\. Kasimir d. Gr. errichteten Ober
gerichtshofe nach deutschem Rechte auf dem Krakauer Schlosse zur
Anwendung übergeben wurde;
bj dass jenes Krakauer Weichbildrecht, mit Zusätzen ver
mehrt, die Grundlage einer lateinischen Übersetzung gewesen ist,
welche in dem Codex 832 der Ossolinski'schen Bibliothek zu Lem
berg und vermuthlich noch öfter vorfindig ist; endlich
c) dass diese lateinische Übersetzung, neuerdings durch Zu
sätze erweitert, in die von dem polnischen Reichskanzler Johannes
deLasko zu Stande gebrachte und von dem König Alexander im Jahre
1303 bestätigte Sammlung von Gesetzen und Rechten des polnischen
Reiches aufgenommen wurde.
22*
334
ß i s c h o f f
Sollten sich diese Ergebnisse, wie ich hoffe, als richtige
bewähren dann würde auch unzweifelhaft sein, dass die im Krakauer
Codex 169 und im Heinrichauer enthaltene Form des Weichbild-
rechtes eine weit höhere Wichtigkeit in Anspruch nehmen darf, als
man nach dem, w r as bis jetzt darüber bekannt gewesen ist, derselben
zugestehen mochte.
II.
Über das Weichbild im Heinrichauer Codex verdanke
ich der Gefälligkeit des Herrn Prof. Dr. Paul Lab and genauere
Mittheilungen, welche ersehen lassen, dass jenes nicht nur im Inhalte
mit dem des von mir a. a. 0. beschriebenen Krakauer Codex 169
stimmt, sondern dass auch die Folge der Artikel in beiden dieselbe
ist. Nur hat das Weichbildrecht im Heinrichauer Codex in seinem
dem Art. 62 des Krakauer entsprechenden Artikel auch noch die
vierte Schlussformel hei Böhme (Diplomat. Beitr. VI. 123, 4)
und fasst zumeist mehrere Artikel, welche übrigens besondere Rubriken
haben, unter einer gemeinsamen Nummer zusammen. Deren sind 62
gezählt, in der Wirklichkeit aber nur 48 vorhanden, indem der
Schreiber die Nummern 26 bis 28 und 40 übersah. So ist der
ganze Inhalt des Krakauer Weichbildrechtes bis 2um Art. 107 in
40 Capitel oder Titel zusammengestellt, das Weitere aber von Art.
108 bis 112 in acht Capiteln (Nummern) mit I 6 rubricirten Artikeln.
Aus den Mittheilungen Laband's erhellt auch, dass der Krakauer
Codex richtigere und ursprünglichere Lesarten hat als der Heinrich
auer, und wird wahrscheinlich, dass beide selbstständig von einander
entstanden sein müssen, aber aus einer gemeinsamen Vorlage.
Hiedurch findet die Annahme, dass der Krakauer Codex vom Originale
Konrad's abgeschrieben worden ist, neuerdings einen Anhaltspunct.
III.
Mit dem Weichbild im Krakauer Codex verwandt erscheinen
auch mehrere von G a u p p (Selbes. Landr.) beschriebene Compila
tionen des Magdeburgerrechtes, wie die a. a. 0. S. 233, 236, 291
(Hom. Rb. 90. 210. 91.) bezeichneten und besonders das in einem
Schweidnitzer Codex enthaltene Magd. Schöffenrecht (Gaupp,a. a. 0.
219, flg. 319). Gaupp’s Mittheilungen sind aber zu dürftig, als
Beiträge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
335
dass eine genauere Vergleichung möglich wäre. Auffallend wäre
übrigens, dass Gau pp die etwaige Verwandtschaft dieser Compila
tionen mit dem Weichbildrechte der Krakauer Handschrift, beziehungs
weise des Heinrichauer Codex, übersehen hätte und nicht hervorhob,
da er doch letzteren Codex genauer untersucht hatte. Gewiss würden
bestimmtere und ausführlichere Nachrichten über die zahlreichen
Magdeburger Schöffen- und Weichbildrechts-Sammlungen am Besten
geeignet sein, die dunkle Geschichte der Gestaltung des sächsischen
Weichbildtextes aufzuhellen.
Da die folgenden Erörterungen sich hauptsächlich auf zwei
Rechtshandschriften stützen, so dürfte die Beschreibung dieser um
so mehr hier am Platze sein, als die eine derselben meines Wissens
bisher gar nicht, die andere nur ganz oberflächlich beschrieben
wurde.
IV.
Der gut erhaltene Codex Nr. 168 der Krakauer Universi
tätsbibliothek, hei Homeyer d. Rechtshandschriften unter
Nummer 134 aufgeführt, enthält neunzig Blätter hübschen Pergaments
in mittelhohem Folioformat (32 Centim. hoch, 23 breit), von welchen
das unbeschriebene erste und das darauffolgende Titelblatt vermuth-
lich erst später den andern vorgesetzt wurden. Der gedruckte
Titel lautet: Jus Snxonicum Magdeburgense per Serenissimum
Casimir um Magnvm Regem Poloniae Juris Supremi Regcdis
Theutonici Provincialis Magdeburgeiisis Castri Cracoviensis Fun-
datorem Magdeburgo adscitum Advocato et Scabinis eiusdem
Subsellii collatum in tliesauro Arcis Cracoviensis Originaliter
Anno Domini 1336 locatum atque per Serenissimos Succedaneos
suos Reges Poloniae Serenissimamque Rempublicam Constitucione
Generali Regni A. D. IG77 non interruptim usque modernum
Serenissimum Stanislaum Augustum Regem Poloniae et Magni
Ducatus Litliuaniae feliciter regnantem in Anno Domini 1763
adprobatum. — Die folgenden Blätter — mit Ausnahme der ver-
muthlich auch erst später hinzugefügten letzten zwei — bilden eilf
Pergamentlagen, deren jede, ausser der siebenten aus sechs Blättern
bestehenden, acht Blätter umfasst. Die erste Lage ist nicht numerirt,
die anderen sind am untern Rande ihrer letzten Seiten mit fortlaufen
den Ziffern bezeichnet.
336
B i s c h o f f
Auf dem ersten Blatte der ersten Lage steht flüchtig und klein
geschrieben das Casimir'sche Gründungsprivilegium des deutschen
Oberhofes zu Krakau mit dem Datum: Craconie n. d. 1386 in
crastino S. Franc,isci. Helcel hat hievon den in seine kritische
Sammlung alter polnischer Rechtsdenkmale (Starodawne prawa
polskiego pomniki. Warsz. 18S6 p. 207) aufgenommenen Text
dieses wichtigen Privilegiums, welches nach seiner Behauptung in’s
Jahr 1365 zu setzen ist, hergenommen, in der Annahme, dass dieser
vorliegende der älteste handschriftlich vorhandene Text sei, wonach
K. Wladislaus Jagiello 1421 die Confirmationsurkunde des damals
bereits nicht mehr vorhandenen Originales ausfertigen Hess. Die
Schrift des vorliegenden Textes und der Umstand, dass nicht auch
die Confirmationsurkunde Wladislaw’s beigefügt ist, sprechen dafür,
dass diese Ausfertigung vor das Jahr 1421 fällt; die Annahme
Ilelcel’s aber, dass der König gerade diesen Text hei seiner
Confirmation vor sich halte, wird sehr wahrscheinlich durch das
Vorhandensein dieses Textes in diesem Codex. Denn dieser Codex
ist — wie sich gleich zeigen wird — höchst wahrscheinlich derselbe,
auf welchem die Worte Casimir’s in seinem erwähnten Gründungs
privilegium zu beziehen sind: libros iuris Maydeburgensis ordi-
naoimus et in thesau.ro nostro Cracoviensi deposuimus; K. Wladis
laus erklärt aber in seinem Confirmatorium, das Privilegium Casimir’s
nach den Originalcopien desselben in gewissen Codexen der Richter
des Krakauer Oberhofes bestätigt zu haben. Beachtenswerth ist in
dieser Beziehung der Umstand, dass das Blatt, worauf Casimir’s
Privilegium geschrieben ist, nicht später hinzugefügt wurde: denn
es ist das erste Blatt der ersten Lage.
Die nächstfolgenden sieben Blätter enthalten unter den rothen
Überschriften: Incipit registrum iuris meideburgensis und hy begin-
nit sich wichbilde recht die Register über die im Codex enthaltenen
Texte, wie diese, doppelspaltig mit hübscher, wenig eckiger Minus
kel, durchaus von derselben Hand geschrieben. Im Texte sind die
Rubriken, Paragraphe und Initialen roth, letztere abwechselnd auch
blau; auch finden sich einige unbedeutende geistliche Bilder und hie
und da an den Seitenrändern rothe Verzierungen arabeskenartig
gezeichnet, wie man sie oft in Pergamenthandschriften sieht. Die
Schrift ist sehr gut lesbar, wenig und in ganz gewöhnlicher Weise
abgekürzt. Am Anfang und in der Mitte der Worte wird der Buch-
Bei träge zur Geschichte des Msig'deburgerrechtes.
337
stabe s in der Regel lang gedehnt geschrieben, aber nicht über
mehrere Zeilen hinaus, für u am Anfänge immer v, für v in der Mitte
der Worte u. Über dem i findet sich häufig ein Häkchen, öfter
nichts, niemals aber der Punct. Dieser dient als Interpunctions-
zeichen. Die Zeilen, deren durchschnittlich dreissig auf einer Seite
stehen, und die Ruchstaben, 20 bis 25 in einer Zeile, sind enger an
einander gerückt als in dem Krakauer Codex 169, die Tinte mehr
abgehlasst. Im Ganzen ist der Text sorgfältig geschrieben, doch
kommen mitunter Schreibfehler, Auslassungen und offenbar vom
Schreiber nicht verstandene und darum unrichtig geschriebene
Worte vor.
Nach den Registern beginnt der Text mit der Chronik:
von der werlde beginne allirirst, welche nur bis do gewan
is saladin der heyde den cristen ivedir an reicht und mit dem
in Daniels und Gruben, Sächs. Weichbild S. 13 lg. Sp. 1
abgedruckten Texte zumeist übereinstimmt.
Hierauf folgt ohne Unterbrechung: von dem riebe wi is
irst gestiftet ist. Wollit ir nu hören u. s. w. — die Artikel 6
bis 13 des Sächs. Weichbildes.
Danach wieder ohne Unterbrechung: Des meistirs vsce-
lunge. Ich czymmir als man sait u. s. w. die gereimte Vorrede zum
Sächs. Landrechte bis vnddurch got czusamene bracht (Vers 260 hei
Homeyer S. Sp. I, Seite 133). Sodann als cap. primum: Czn dem
irsten hat man bcschrebin das meistir ecke von repekou durch
der herrin bete willen von vatckinstein in duczir rede beschribin
dis meideburgische recht hat. das kunc Karl in das laut broclite
czu sachsin und keisir otte bestegete czu meideburc. mit der
clugestin rat von demc lande. Got der gebe siner sele rat u. s. w.;
ferner der Prologus, der Textus prologi und als cap. G Czuei sivert
lis got u. s. w. das Sächsische Landrecht in 390 Capiteln,
wovon aber die Capitel 323 bis 328 und 364 bis 390 dem Sächs.
Landrechte fremd sind. Homeyer, der für seine Abhandlung über
die Genealogie der Handschriften des Sachsenspiegels (1859) und
für die dritte Auflage des Sachs. Landrechtes, auch diesen Text
benützt hat, theilt in seiner Abhandlung über die Extravaganten des
Sachsenspiegels (1861) die Capitel 364 bis 390 wörtlich mit, indem
er sie zugleich auf ihre Quellen zurückführt und in gewohnter
meisterhafter Weise erläutert, und weist die Capitel 323 bis 328
338
B i s c h o f f
als dem Siichs. Lehnrechte angehörig nach (S. 236). Den hier
angeführten Artikeln des Lehnrechtes ist noch, zwischen Art. 62 § 1
und 68 § 7. 8, einzufügen Art. 65 § 7. 8. 12. — Bei der Extra
vagante Nr. 37 (a. a. 0. S. 253) fehlt die Überschrift: von clagc
vbir ein wip; hei Nr. 45 die von valschim koufc; die Nr. 38 statt
388 bei der Extravagante Nr. 54 beruht vermuthlich auf blossem
Versehen; bei Nr. 51 darf vielleicht noch auf das Hallische Recht
v. J. 1235 § 28 und 30 hingewiesen werden. — Von den 390
Capiteln des vorliegenden Landrechtstextes entfallen die Capitel 6
bis 123 auf das erste, 124 bis 242 auf das zweite, und 243 bis 363
auf das dritte Buch der gewöhnlichen Eintheilung. — Es war mir
leider nur eine flüchtige Vergleichung dieses Textes mit dem von
Homeyer veröffentlichten möglich; dennoch sind die nachstehen
den Mittheilungen über die Ergebnisse derselben vielleicht nicht ganz
überflüssig. Es fehlen danach in dem vorliegenden Texte von dem
Ilomeyer’s I 26; II 22 von: wende an; II 28 von: die vischere;
II 34 § 2; 35 Ende, 48 § 4 bis 6 und 8 bis 12; III. 8. 9 § 1 bis 3;
III 17 bis 19; 28 § 1 von: doch; III 33 Anfang; 44; 58 § 2; 59
65 § 1; 66 Mitte; 77 § 2; von 82 der Epilog und § 2; 85 von:
unvergoldin; 86 § 2; 88 § 1 bis 4. — Zusätze fielen mir auf vor
I 62 und 69 und zu III 7; Abweichungen besonders im dritten
Buche, z. B. bei III 21 § 2, 25 § 2, 42, 50, 52, 53, 56, 57, 64, 70
bis 73; endlich Umstellungen der Capitel hei I 61 § 2 bis 4,
II 4 § 3, II 21 § 4, 32, 33, 59, 70. — Zur Darstellung der
Geschichte der lateinischen Übersetzungen des Sachsenspiegels dürfte
eine genaue Beachtung des vorliegenden Textes kaum entbehrlich
sein.
Nach Schluss des Landrechtstextes mit dem extravaganten
Capitel 390 beginnt auf der Seite 136 der Text des Magdeburger
Weichbild rechtes, über welches weiter unten insbesondere
gesprochen werden wird.
Nach einem unbeschriebenen Zwischenräume von drei Zeilen
steht eine plump geschriebene lateinische Bemerkung des Andreas
Czarnissa advocatus summi iuris theutonici castri Cracoviensis in
die S. Margarete a. d. 1398, laut welcher derselbe mehrere ihm
ungehörige Reliquien in der Marienkirche zur Aufbewahrung hinter
legt habe. Auf der anderen Spalte derselben Seite findet sich von
anderer Hand flüchtig und cursiv geschrieben: Eginen. papa scribit
Beilräg-e zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
339
lucanensy Episcopo Sacerdotibus et clericis tuis denuncies publice
ne ministri laycorum fiant nee in rebus eornm procuratores existant
animadvertentes si postmodum hoc facere presumpserint et occa-
sione ipsius administracionis propter peccuniariam causam clepre-
liendantur Indignum est eis ab ecclesia subveniri per quos constat
in ecclesia scandalum generari. — Auf demselben Blatte stellt
weiter in kleiner eckiger Fracturschrift: Eyn yczlicher mag ynge-
segil vm yckliche zache dy vor gehegetem dinge nicht vorfestet ist
czu ym czyn mit seinis eynes haut ende der zache dy do vndir
beschrebin stet leuken adir bekennen (vergl. Wasserschieben
Rechtsqu. I, p. 87, cap. 63). Ist is auch ab ymant briue hat von
gerichtis halben imime schult vnd der beschuldigete spricliet her
habe ym dy schult vorgulden her brichit den brif salbdritte Is
ensey denne das dy zache alzo beschrebin zey daz man dy schult
andirzvo nicht gelden sulde wen vor gerichte. — Auf dem letzten
Blatte, welches so wie das erste Blatt der ersten Lage stark gebräunt
ist, findet sich in kleiner stark vergilbter flüchtiger Schrift die lex
12 § 1 cocl. VIII. 18 de dote; darunter am untern Seitenrande Nota
de latitudine mansi ffranconici per hos versus vlnis bisseptem etc.
die in schlesischen Rechtshandschriften oft vorkommenden Gedächt-
nissverse; auf der andern Seite auf achtzehn Zeilen der Anfang des
Johannesevangeliums und mehrere sehr flüchtig geschriebene Schöffen-
eideslormeln in polnischer und deutscher Sprache. Die deutsche
lautet: Ich swere gote vnd meynem herre dem konige vnd dem
gerichte do ich czu gekorn bin das ich dem Richter noch dem
rechte gehorsam wil seyn vnd den lewten arm vnd reych in dem
lande recht orteil fänden wil vnd den Schoppen Stuel noch dem
deuteze rechte vorsten wil so ich rechte könne vnd wisse vnd des
folge haben wurde vnd den durch keyne suche noch durch liebe
adir gobe lossen wil als mir got helfe vnd dy heyligen — Endlich
darf nicht übersehen werden, dass auf der innern Seite des vorderen
Deckels des hübschen mit Gold verzierten schwarzen Ledereinbandes,
welcher vermuthlich zugleich mit dem oben angegebenen gedruckten
Titel angefertigt wurde, die Notiz befindlich ist: 12. Jan. 1S26 ex
munificentia ill. Presidis et ampl. Senatus Reip. Crac. a. 1823
donatus coclex.
340
ß i s c h o f f
V.
Im vorliegenden Codex findet sich weder über dessen Ent-
stehungszeit, noch über dessen Schreiber eine Angabe, über letzteren
fehlt es, wie mir scheint, auch an jedem genauer bezeichnenden
Anhaltspunct. Nicht so über die Zeit der Entstehung. Die auf dem
selben Blatte, auf welchem das Weichbild schliesst, befindliche oben
erwähnte Notiz des Andreas Czarnissa v. J. 1398 lässt nicht
zweifeln, dass der Codex vor dem Ende des vierzehnten Jahrhundertes
geschrieben war. Seine oben geschilderte äussere Beschaffenheit
weist ihn unverkennbar auch in das XIV. Jahrhundert und ich
möchte keinen Anstand nehmen, dessen Entstehung noch in die erste
Hälfte dieses Jahrhunderts zu setzen.
Dieselbe Notiz des Andreas Czarnissa, welcher sich darin
selbst als Advocatus des deutschen Oberhofes auf dem Krakauer
Schloss bezeichnet, bezeugt, dass der vorliegende Codex dem Vogte
dieses Gerichtes bereits im XIV. Jahrhunderte zur Hand gewesen sein
müsse und dieses Zeugniss zusammengehalten mit dem Titel des
Codex und mit der Notiz am innern Einbanddeckel lässt kaum
bezweifeln, dass man in dem vorliegenden Codex jenes Buch oder
eines jener Bücher zu erkennen hat, worauf sich die oben angeführten
Worte im Privilegium K. Casimir’s beziehen. Demnach wäre dieser
Codex von K. Casimir seihst für den Krakauer deutschen Oherhof
bestimmt und im königlichen Schatze niedergelegt worden. Die
Bestimmung desselben für ein polnisches Land bekräftigen auch
die darin enthaltenen polnischen und deutschen Eidesformeln
und erwägt man endlich, dass der Inhalt dieses Codex sich,
wie weiter unten gezeigt werden wird, im Wesentlichen in der
polnischen Rechfssammlung des Johannes de Lasko wiederfindet, so
wird man noch mehr geneigt sein, die Richtigkeit obiger Annahme
anzuerkennen. Nicht wenig bestärkt in meiner Annahme hat mich
die mir erst später bekannt gewordene gleiche Vermuthung Hecel s,
des gründlichen Kenners polnischer Rechtscodices (a. a. 0. S. 207.
Note), obgleich hier keine Vermuthungsgriinde angegeben sind, etwa
die Bemerkung ausgenommen, dass dieser Codex bis in die neueste
Zeit wie ein Kleinod beim Krakauer Oberhof aufbewahrt worden
sei. — Auch über den Enlstehungsort fand ich im Codex keine Nach
richt. Im Titel wird gesagt, K. Casimir habe denselben, oder doch
das in demselben enlhaltene Recht, in Magdeburg erworben, Allein
Beiträgen zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
341
auf diese erst in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts nieder-
geschriehene Angabe dürfte kaum viel Gewicht zu legen sein; der
Umstand, dass Casimir gleichzeitig mit der Gründung des Krakauer
Oberhofes den Rechtszug nach Magdeburg abschnitt und unter
schwerer Strafe verbot, spricht vielleicht gegen die Glaubwürdigkeit
jener Angabe. Mit Rücksicht auf die Schreibweise und Sprache
möchte eher an Schlesien zu denken sein, vielleicht an Breslau, da
Krakau nach demselben Rechte locirt wurde, dessen sich Breslau
bediente, freilich aber mit ausdrücklicher Hinweisung auf das
geschriebene Recht der Stadt Magdeburg (s. m. Oster. Stadlr. 56).
Dem Inhalte nach könnte der Codex auch in Krakau seihst geschrieben
worden sein, und dies ist wohl das wahrscheinlichste, wie weiter
unten ersichtlich werden wird. (S. u. VIII).
VI.
Der 132 Blätter in klein Quartformat umfassende Papiercodex
832 der gräflich 0ssolinski’schen Bibliothek aus dem
Ende des XV. Jahrhunderts in Lemberg enthält folgende Stücke,
durchaus von derselben Hand höchst incorrect und nachlässig
geschrieben:
a) nach Ausfall der Blätter I bis 5, auf Blatt 6 bis 16 als cap.
31 bis 135 ein grosses Bruchstück einer lateinischen Übersetzung des
M. Weichbildrechtes in der Fassung des Krakauer Codex 169; wor
über später besonders zu sprechen ist;
b) als cap. 156 unter der Überschrift: Mansus quot virgas et
quot ingera habet dicendum est die bereits früher erwähnten
Gedäehtnissverse;
c) unter der Überschrift: Seconda pars istius forme sequitur
und dem Anfang: Secus viam edifico als cap. 157 bis 439 auf Blatt
17 bis 57 die Versio Sandomiriensis des Sächs. Landrechtes bis zu
§. 4, Art. 41, Buch III in der Homeyer’schen Ausgabe desselben,
und weiters unter der Überschrift: Hic incipit tercia pars lniius
libri de creatione hominis als cap. I bis 59 auf Blatt 57 bis 68
die Fortsetzung dieser lateinischen Übersetzung bis zum Schluss: nec
eciam licet sibi ponere aliquod ius vel mandatum aut expedicionem
vel, seruicia super terrigenas nisi sit arbitrium terrigenarum et Con
sensus. — Die Namen des Übersetzers, des Veranlassers, wie des
Ortes Sandomir fehlen in der Vorrede; auch befindet sich der textus
342
ß i s c h o f f
prologi nicht inmitten, wie in den Handschriften 149 und 249 bei
Homeyer d. Rh., sondern nach der Vorrede (wie in diesen Hand
schriften) und der Bitte um Nachsicht folgt c. ISS Invocatio grade
spiritus sancti. c. 1S9 deus diligit iusticiam et ob lioc ipse dicitur
ins. Deus solus ius etc. c. 160 deus est iiulicium (!) et finis
omnium re rum deus qui est etc. und c. 161 duos gladios etc. —
Am wenigsten stimmt die vorliegende Übersetzung mit Nr. 91 in
Homeyer d. Rb., weicht aber auch vielfach, doch unwesentlich, von
denen in Nr. 149 und 249 ab — eine Bemerkung, welche sieb nur
auf die Mittheilungen Homeyer's über diese Handschriften (a. a. 0.
und im S. Sp.) stützt, nicht auf eigene Einsicht derselben. Viele
Abweichungen sind übrigens zweifellos der Unwissenheit und Nach
lässigkeit des Schreibers zuzuschreiben; z. B. c. 169. Nullas licite
facere debet constituciones in prima linea existens. Ipse (!) eciam
nullas lidte facere debet constituciones quas iura provincialia
feodalia approbata et a sanctis patribus sanxita possunt violare.
(Horn. I. 3. 3 a. E.), oder c. 170 Neptini vel homicidii nee in
hereditate etc. (Hom. I. 4.) Nicht geringer ist der Unsinn in c. 2S4
(Hom. I ult.) und in vielen anderen Artikeln. — c. 375 (Hom. II 42
§. 1) beginnt hier wörtlich wie in der versio Vratislav. — c. 222
(Hom. I 36) beginnt: Midier cum primum (!) duxerit maritum et
si puerum pariet ante debitum tempus etc. — Zu Art. 11. 72 bei
Hom. hat hier c. 426 den Zusatz: Nemo expelli debet a possessione
et suis bonis que possidet nisi possessio ab eo iniuste (?) sit acqui-
sita und hierauf: Pro nulla alia noxa villania edificia etc. — I 63
bei Hom. fehlt nicht in vorliegender Übersetzung, welche aber bei III
63 §. 1 auch den bei Homeyer S. Sp. S. 57 angeführten Einschub
bat. — Wie der Text zeigt auch die Capitelzählung die grösste
Unachtsamkeit des Schreibers, welcher um 43 Capiteln mehr zählt
als die vorliegende Übersetzung wirklich hat, nämlich 301, während
nach der Nummerirung der Capitel 344 vorhanden sein müssten.
Eben so zeigt sich bei der Rubricirung die unüberlegteste Willkür.
d) Ohne Capitelzahl folgt: de locis in quibus bedellus citare
non debet. Nota in hiis locis etc. (Vgl. Verm. S. Sp. III. 2 dist
2—7).
e) Als cap. 60 Sequitur de morticiniis cognatarum. Honesti
viri in causa mulieris repetentis suppellectilia parafprnalia etc.
und als cap. 61 TJtrnm iurati et scabini scientes aliquod iuramen-
Beiträge zur Geschichte des Magdehurgerrechtes.
343
tum f'alsum debeant admitlerc — zwei SchöfFenweis-
thümer.
f) Translacio iuris ex idiomate theutunico in latinum. Quarta
pars libri. Deus iudex iustus etc. bis apicibus enodare', cap. 63.
In principio huius tractatus auctor posuit de linea consangwinei-
tatis. Lineam igitur bis patebit accessus; c. 64 Principium genea-
logie pater et mater u. s. w. bis cap. 237 die versio Vratislaviensis
des Sachs. Landrechtes bis III 46 nach Homeyer's Ausgabe; hier
auf Bl. 69 bis 104. —Homeyer’s Mittheilungen über diese Version
passen genau auch auf die vorliegende Handschrift derselben. Rubri-
cirte Capitel hat übrigens die vorliegende Version nur 78 und findet
sich auch bei ihr die schon gerügte Nachlässigkeit des Schreibers.
g) Auf Bl. 103 Incipiunt iura seu statuta Iclavic civitatis,
cap. 1 de gloriosorum principum gracia et benivolencia etc. und
folgt nun bis Bl. 117 in 67 Capiteln das Iglauer Recht, im Wesent
lichen übereinstimmend mit der von Tomaschek, d. Recht in
Österreich, S. 29 lg. und 303 fg. als Urkunde B bezeichneten
Originalurkunde dieses Rechtes, bis zu den Worten: predicta men-
sura novi montis in metis lanei civium sumat inicium et sic men-
suram obtinebit (a. a. 0. S. 323). Die vorliegende Handschrift
weicht von dem bezeichneten Abdrucke oft ab, zumeist aber vermutb
lich wegen Unachtsamkeit des Schreibers. Es finden sich Aus
lassungen, unrichtig geschriebene Worte, andere Rubriken, Ab
weichungen vom Texte. Nur einige, die vielleicht nicht der Eigen
mächtigkeit oder Liederlichkeit des Schreibers zuzuschreiben sind,
mögen liier erwähnt werden. Statt wie a. a. 0. S. 303 Z. 14 v. u.
ratum erit steht ratum ab omnibus suis amicis habeatur, statt de
consilio aliquorum S. 314 a. E. de consilio juratoruni et aliorum
proborum virorum nt decet; im Capitel de adulter ante alterius
nxoris steht hier: si — victus fuerit sentencie papali subiacebit
und weiter palam trucidentur (s. Tomasch ek a. a. 0. 231 Note);
der Zusatz sic videlicet bis testantur S. 309 Note 23 fehlt, ebenso
die Worte vel amicum 313 a. E. — Bei den Worten nolens com-
parere S. 317 steht der Zusatz si fideiussor voluerit proscribatur
et de predictis etc.
h) Hierauf folgt ein ungezähltes Capitel unter der Überschrift:
Welkierz ciuitatis. de gladio evaginato seu culteUo tres grossi lati
consulibus ab omni homine pro pena de gladio sex grossi lati. de
344
B i s c h o f f
cuspide sex gr. I. de simplici cambulza II gr. I. de sagitta emissa
super aliuni VI gr. I. a vacua mensura cereusie tres gr. I. qui
inchoat cereuisiam et eam dnre non vidt ad civitatem sed seruat
pro hospitibus suis III gr. I. et bedello pro cur so quatuor
denarios.
i) Sodann beginnt auf ßl. 117 unter der Überschrift Incipit
breuilogus über de iure valde utilis cap. 68 Locutus est dominus
ad moysen dicens hec sunt iudicia que propones populo meo. si
emeris servum etc. cap. 69 de virgine nondum desponsata. si du-
xerit etc. bis qui imolat düs occidetur preter domino soll. c. 70 de
pupillis et advensis. Advenam non tristaberis etc. c. 70 (!) Exod.
XXIII de falso testimonio. non suscipias bis molestus non eris.
Dieser mosaischen Gesetzgebung folgt v. c. 71 de subieccione iuris
an von Blatt 110 bis ßl. 128 eine durch Ausfall zweier Blätter
lückenhafte Sammlung von beiläufig hundert und zwanzig Schöffen-
weisthümern in lateinischer Sprache. Dem Inhalte nach lässt sich
dieselbe m. E. zumeist in den bekannten Sammlungen der Magde
burger Schöffenweistbümer nachweisen. leb betrachte diese vor
liegende Sammlung als eine lateinische Übersetzung von beiläufig
der erstenHälfte (1—109) derjenigen Sammlung deutscher Schöffeu-
sprüche, welche der Codex 170 der Krakauer Universitätsbibliothek
(bei Horn. Rb. Nr. 132) enthält, und welche hierin als Urtheile der
Schöffen des deutschen Oberhofes in Krakau bezeichnet werden. Es
scheint diese Sammlung in Polen ziemlich verbreitet gewesen zu
sein. Ich finde vielleicht Gelegenheit über dieselbe auf Grundlage
eines Ossolinski’schen Codex 1 )» worin sie vollständig und be
trächtlich erweitert enthalten ist, genauere Nachricht zu geben. —
An das letzte Weisthum (c. 190) der vorliegenden Sammlung
schliesst sich unmittelbar und ohne besondere Rubrik der nach
stehende geringfügige Rechtsfall an, dessen Mittheilung hier gestattet
sein dürfte, da m. W. noch kein Spruch der Lemberger Schöffen
veröffentlicht wurde. Quidam arestat siligincm apud quendam in
habitacido suo cum scabinis, dicens esse suum frumentum. Reus
inculpatus remisit se ad suum intercessorem. Responsum iuris de
leopoli. Ex quo inculpatus non est arreptus in manifesta accione
1 ) S. über denselben Wiszniewski, Hystoria liter. pol. V. 165.
Beitrsige zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
?>4S
furti et non in fuga detentus est sed siligo est in habitaculo
inventa et idem inculpatus remisit se ad intercessorem suum, ex
taue ipse potest potiore iure devenire ad intercessorem suum
quam querulans eum per simplicem suam assercionem in furticinio
posset convincerc, presertim ex eo quia una siligo alteri similis.
iuris ord. med.
kJ Auf Bl. 128 6 Sequitur de proposicionibus actoris et respon-
sionibus rei, Beispiel einer Gerichtsverhandlung über Injurie und
Friedensbruch. Am Ende steht: pro fine isto sit laus et gloria
Christo. Expliciunt libri iuris Mendeburigensis et Saxonum con-
firmata ab Ottono Cezare. finita et scripta per manus cuiusdam
Nicolai clerici Gneznensis diocesis notarii publici arnolphiadis de
Glawno anno domini MCCCCLXXXVIII 0 die veneris XV 0 mensis
februarii (feria VI ante carnis priuiumj in Appathaw ciuitate
egregia percunctantis.
IJ Auf Bl. 129 6 bis an das Ende der Handschrift Bl. 132
stehen Lebensregeln für Edelleute, Bischöfe u. s. w.
ln der Handschrift kommen einzelne polnische AVorte vor.
Dies der Inhalt und die äussere Beschaffenheit des Codex lassen
kaum bezweifeln, dass derselbe für eine polnische Stadtgemeinde, die
nach deutschem Rechte lebte, bestimmt war.
VII.
Nun endlich komme ich zur näheren Betrachtung des im oben
beschriebenen Krakauer Codex enthaltenen Weichbildrechtes.
Ich lasse zuerst dessen Collation mit den nächstverwandten Quellen
folgen, wobei das M. Breslauer Recht mit B, das M. Görlitz er
v. 1304 mit G, das Weichbild in der Ausgabe von Daniels
und Gruben mit W, das in Mühler's d. Rechtshandschriften mit
N, das von AVilda im rhein. Mus. VII. 343 fg. veröffentlichte mit
U, Böh me’s dipl. Beiträge mit Böhme, das Weichbild im Krakauer
Codex 169 mit Cr, das hier in Rede stehende mit C bezeichnet und
jede erheblichere Abweichung von den verwandten gedruckten Texten
angegeben werden wird.
1. It beginnit sich wichbilde recht das keisir otte der rote
czu medeburc bestetegte nach der clugistin vnd der wiczegistin
rate von dem lande dvn spricht, (roth).
346
B i s c h o f f
(Initial fehlt) Elser otto der rote der stifte den turn czu
meideburc. vnd (jap den steterin wichbilde recht, noch irre wille
kur mul noch der wiczegisten rate. Do wrden si czu rate das si
korin sclieppin vnd ratman etc.
B. (1) 2—4; vier Meynkouf u. a. fehlt. G. 1. Cr. 1.
2. von den hokin ah si misse tun.
Di do etc. . . cttewas an der hure (!) der stat etc. stimmt
im Wesentl. mit G 2 his ane der Ratmann Urlob — Cr. 2.
3. von cleinin masin
G. 2. Ende: von Ob Scheffele etc. — Cr. 3.
4. Von d e m v o i t dinge.
Der hniste richtet', der do czu meideburc gerichte siczit das
ist der buregreue der siczit etc.
G. 3. n. 4 init. — andirs nimant. — Cr. 4.
5. von not vnd läge vnd heymsuche.
G. 4 v. Not vnd läge und 5. Es fehlt aus G.: der Schultheize
geioette achte Shillinge. — Cr. S.
6. von des schultheisin dinge.
. . . Zivelftin tage czu winachtin . . . vs legin. Des schult-
heissin gewette sin acht Schillinge. Des schultheissin dinc enmac
etc. . . . hantliafte tat. Der sclmltheisse sol ouch liabin den ban
das ist di gewalt von des.
G. 6. Cr. 6.
7. von wnden.
G. 8. bis also Recht ist. Dann kommt noch: Gewinnit ein man
einen kamp vm eine wnde. vnde vichtit her sege. is get ieme an
di haut vm einin totslac an den hals. — Cr. 7.
8. von der not vnd strit.
G. 10: bis tiieman en sach. (Böhme, VI. 123) Cr. 8.
9. von dem gerichte vnd von des gastis schult.
G. 7. hat mehr: dar bedarf man zweier Schcpphen zu. Cr. 9.
10. V on dem gewndetin manne des clage vbernachtit.
G. 12. Cr. 10.
11. wer do richtit vbir di heymsuche vnd not.
Not vnd läge vnd heymsuche richtit der buregreue vnd andirs
nimant. Tut ein man etc.
G. 13 abweichend etwas: es fehlt in C: oder noteget bis
Maget; dann nach schreiman hat C: selbsibende siner na/cebure
Beiträge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes. 34T
vnd mac her di tat bewisin als reckt ist etc. — hals. En ist do
abir kein kanthafte tat di beivisit si etc. — Cr. 11.
12. von dem der vil wndin hat.
G. 14. in C fehlt: mac her vorvesten und am Ende hat C:
menlick selb sebinde. — Cr. 12.
13. von dem versacztin gute.
Uorseczt ein man koufschacz etc.
G. 73. vgl. 16 m. — Cr. 13.
14. von d em manne der ein wip nimt. (Cursie aber
roth: von morgingobe).
G. 20 in C fehlt: Morgengabe bekelt das Wip etc. — selbe
sibende. Dagegen hat C nach: rade: wolde man der vrowin mor-
gingabe breckin si belieldit si mit manin vnd mit wibin di do czu
kegen Worte warin selb sebinde. hat der man adir das wip kinder
swas etc. — Cr. 14.
15. Von gevronetir gewer.
G. 16 init. — C. hat gewer gefronit wirt mit rechtem vrteilin
in gehegetim dinge binnen wichbilde etc. — Cr. 15.
16. von vergeh enim gute in ge hege tim dinge.
G. 15 his enpfurin mnge. G. 23, C. hat wol vorseczin mit den
dinclvten. Cr. 16.
17. von dem vergebenim gute in siehbette.
G. 24. Cr. 17.
18. von verbrudertim erbe.
B. 20. G. 26 f. Cr. 18 init.
19. von dem rate, (sic)
G. 26 in. B. 22. Cr. 18. cont.
20. von gäbe in gehetim dinge.
B. 23. Cr. 19.
21. von clage vme schult.
B. 24. 25. C hat mehr nach: sin hus: do twingit her in mete
das he ge/de di schult vnd das gewette. vnd hat he der gewer
nicht der rieht er tut in czu banne etc. Cr. 20.
22. von b e t e v a r t.
B. 31. Cr. 21. init.
23. von dem ge czu ge.
B. 26. C hat: mac he kisen dri vircen nacht etc. Cr. 21 cont.
24. von den bescheidenen scheppin.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft.
23
348 Bisclioff
ß. 32. 33. Cr. 22.
23. von sune vnd oruede.
B. 34. 35. 36. Cr. 23 init. et med.
26. von sune vnd were brechin.
B. 37. C hat hals statt honbit und am Ende: ab die imule nagils
tif ist vnd gledis laue, (he ne muge etc. fehlt in C.) hierauf: B. 38.
C hat aber Gewinnit ein man etc. Cr. 23 cont.
27. wi der vater den son vsezuit.
G. 75. C beginnt: Eyn unbescholdin man an sime rechte
binnin wichbilde mac etc. und schliesst: des mus sich der vatir
allir irst vnschuldigm, Cr. 24. init.
28. von verdintim lone.
G. 74 bis zu behaldene. Das E. fehlt in C. — Cr. 24. cont.
29. Von schult vmme träne.
G. 74 Schluss und dazu: do iener keine were an bewisin noch
beczugin mac. Cr. 24 fin.
30. yon gäbe vor gehegetim dinge.
G. 34; in der 2. Hälfte hat C eine, wie es scheint, bessere
Satzfolge. Cr. 25.
31. noch des mannis tode nemin dis sin erben.
G. 38. Abweichgn. v. G. sie ms. waschkessil. erin toppe.
und Zusatz nach erbe: vnd alle mastswin hör in czu der musteile,
do man mus gebit. vnd alle gehouete spise. di binnen dis mannis
geweren sint. vnt alle kufin di ledic sint. di musteil nimt des
mannis wip. vnd nicht ir neeste spinne. Cr. 26.
32. von der vorclage einis gewndetin mannis.
B. 53 nicht ganz genau. C fängt an: Wndit ein man den
andern vf der vrien strase. an notwere sinis libis vnd etc. Cr. 27.
33. von den di sich wndin.
B. 54. Die letzten Worte in B nach wiclibildes rechte fehlen
in C. — Cr. 28.
34. von der verminnetin sache.
G. 79. Cr. 29.
35. von wndin.
G. 70 = 29. Cr. 31.
36. von der vorclage.
G. 30; in C fehlt oder dem vroneboten. Cr. 30.
37. Wi man clagin sulle vbir einen geuangenen man.
i
Beiträge zur Geschichte des Magdehurgerrechtes.
349
Veit ein man den andei n dev im sinen neesten getelinc ge-
slagin hat adir in selb in gewndit hat in einir hantliaften tat vnd
brengit her in vor gericlite mit gerufte. vf den sal di clage alsus
gein. IT er re her rieht ei’ ich clage gote vnd vcli. das dirre selbe
man den ich geuangin habe etc. Vgl. G. 9. Cr. 32. Uffenb. 73.
38. von wndin.
N. 42. Cr. 33. In C fehlt vnd körnen — gelobet. Am E. hat C
den Zusatz: wen das messir ein duplich mort ist. ab si beide in
der lianthaftin tat mit gerufte vor gericlite bracht werdin.
(vgl. G. 8.)
39. von wndin.
N. 43. Cr. 34.
40. von gewndetin manni n.
N. 44. Cr. 35.
41. von wndin.
N. 45; in C fehlt: das zweite: wan czu dem dinge und he in
gruze in denne kemplichen an. C hat in gehegtem ding einin
hantfrede in C fehlt imme di wunden und das da-qelobit worde.
Cr. 36.
42. von wnden d o der man abest irbit.
N. 46. G. 71. C weicht von beiden etwas ah und lautet am
Ende: Enmac he einer geczuge nicht gehabin czu haut, her ge
rn innit is tac dri vircen nacht, dar undir mac her kisin vircen
nacht swelche her wil. Cr. 37.
43. von der gewerunge.
N. 53. Cr. 38.
44. von deme d i b e.
N. 54. In C steht nach des tagis: der vnbesprochin ist und
statt zit: dit. Cr. 39.
45. von clage vm erbe adir aneual.
G. 35. N. 50. — C weicht von beiden etwas ab. Der Schluss
lautet: Wirt im abir bruch an den gewerin ienir behelt sin eigent
liche gewere an dem gute, wen iclich man beheldit sin erbe eigin
bas denne ein ander gekauft eigin adir gesaczcit eigin adir gege-
bin eigin adir cinsgut. — Am Anfang hat C . . . von sinem vatir
vnd von silier mutir vnd von einim andern sinen voruar vnd das
es im ienir mit vnreclit vorhalde etc. Cr. 40.
46. von erbe cinse einis gotis husis.
23 *
ß i s c h o f f
3r»o
N. 49. Cr. 41.
47. von geczuge vmme eigin adir vmme schult.
N. 51 bis lute si. Dann hat C. noch: ab is vor gericlite nicht
gesehen ist, wie G. 78. Cr. 42.
48. von virgoldenir schult.
N. 51. Ende. C stimmt genau mit Cr. 43.
49. von dem der eine witwe nimt.
Genau wie Cr. 44. Vgl. N. 48. G. 77.
50. von vergeben im gute in gehegetim dinge.
G. 21 = 76. Gibt ein man sinem wibe. vnd sinen hindern gut
in gehegetim dinge, adir der vrowin czu irme libe mit erbin gelob,
adir noch siveme her is gibt bi sime gesunden libe. mit erbin gelop.
vnd wirt do ein recht vrede vbir geworcht. vnd gibt her darnach
an dem gute ymande icht. Jenir dem di erste gäbe gegebin ist.
der mac is wol wedir reden mit rechte ob her teil vnd ab her is
geczuc hat an dem ricliter vnd an den scheppin. das in di erste
gäbe gegebin si adir wrde vor dem ricliter vnd vor den scheppin
mit erben gelop. binnin iar vnd tage so en mogin si is nicht ent-
redin ab is iene geczuc han. Cr. 45. Die Übereinstimmung mit Cr.
ist offenbar genauer als mit G.
51. von gäbe des mannis dem wibe.
G. 22. (C weicht etwas ab.) § 2 beginnt: Ist is abir beide
gebu vnd ivrcz des mannis eigin gewesin. so brichit is etc. Die
Satzfolge ist anders. C schliesst mit: Hat ein man koufscliacz ader
varinde habe das he mit dem gute gekoufit habe, das in angeerbit
is von sinem vatir das enmac he sinim wibe nicht gegebin. wen
in gehegetim dinge, vor dem ricliter vnd vor den scheppin. Cr. 46.
52. von dem lasse.
N. 57 und dazu den § 3 etc. W. 49. — Cr. 47.
53. von der vsgeradetin toebtir di ein kint treit.
Stirbit ein man ane erbin. vnd hat her eine toclitir vs geradit.
bi sinem libe di einen sun hat der sun nimt billichir des eldiruatir
erbe ab her im ebenburtic ist. denne das gericlite. das gericlite.
nimt abir sin gewette (!)■ Vgl. Cr. 48.
54 von geezuge vmme valscb vnd vmme wndin.
N. 56; — C bat den Zusatz: vnd ab di lianthafte tat mit dem
manne vorbraclit wirt. Cr. 49.
55. von der kindir Vormunde.
Beitrüge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
351
G. 37. Genau Cr. 50.
56. von geczuge vm vngerichte.
Böhme VI. 122. Von ela ge allirhande ungerichte. 123 von
vngeczuge in lianthaffter tat und 1. c. Von frawen notclage. —
C weicht unwesentlich ab, namentlich in der Satzordnung am Anf'g.
Cr. 51. 52.
57. von derclagevfeiningeuanginmanvor gerichte.
Cr. 53. — C hat rede statt rede, lieinman statt heinrich, nach
wandil: vnd ab ich in an keinin dingin versume. ab her sich des
icht irholin mase mit mir adir mit einim andern. Streune im das
wandil etc. Am Schlüsse fehlt hier: man veruestit si. kumen abir
si vor.
58. von der clage vbir einin dip adir vbir einin
roubir.
Uffenb. 76. Hierauf: Als ns clagit man onch vbir einin wege-
lager. vnd spricliit. Hi stet cunrat vnd clagit vbir heinrich etc.
Ulf. 74. — v. Cr. 54.
59. von der vrowin rade noch des mannis tode.
wie in Cr. 55.
60. von dem kemplichin gruse.
B. 64 Anfg. bis sines vridebrechers. Hierauf steht (roth):
hoc capitu 1 um continetur in iure q u o d dicitur 1 a n t-
recht. Vgl. Cr. 56.
61. von von burgeschaft.
B. 52 genau. Cr. 62.
62. von dem der mit stebin geslogin wirt.
B. 39. C bat brun werdin adir bla. Cr. 63.
63. von dem verstorbin erbe.
B. 41. Cr. 64.
64. von gemordeten lutin.
B. 42. Cr. 65.
65. von dem der do sw er in sal.
B. 43 C: Ab ein man dem andern swerit vor gerichte. her
mus wol of legin vnde abe nemin ane vrlop das her do mite nicht
vorbusit. Cr. 66.
66. vor der anspraebunge.
B. 44. Cr. 67. In C fehlt der letzte Satz von B: Unde swene etc.
67. von dem der nicht clagen wil.
352
ß i s c h o f f
B. 46. Cr. 69 C steht am Schluss: clagene vbir sinin willin.
68. von des mannis gute der veruestint ist adir
verterbit von gerichte.
B. 47. Cr. 70.
69. von vnuergebenem gute noch des mannis tode.
B. 48. Cr. 71.
70. Von Vormunde kisin einis kindis.
B. 49. Cr. 72.
71. von eiginschaft vnd vriheit.
B. SO. Cr. 73.
72. von der clage vmme topil spil.
B. Bl. Cr. 74.
73. von vs eien vs der veruestenunge einis mannis.
Cr. 75. C ist mangelhaft, hat geuangin; fehlt he en mage —
besweren.
74. von virdintim lone des knechtis das he gewin-
nit vf den herein.
B. 77. Cr. 76.
75. von clage mit geczuge vmme gelt.
B. 78. Cr. 77.
76. von der ge wer was di bedutit.
B. 79 (C beginnt: Ist is das ein man etc. und zu Ende: vnd
man auch dar vbir di clage nicht mer gebesserin en mac. (Diesen
Schluss hat auch G. 106.) Vgl. Cr. 78.
77. von der clage vmme gelt in des buregreuin
dinge.
B. 1295. 1. 2. Cr. 80.
78. von dem richter vnd von sime gewette.
3. 4. Cr. 81.
79. von dem gevronetin gute.
5. (C hat wissenscliaf vromir Intel) Cr. 82.
80. von gut ansprech in adir pl'ert.
6. 7. (aus 7 fehlt in C unde des Steverers — Heiligen.)
Cr. 83.
81. von clage nach totir hant vmme gelt.
8. Cr. 84.
82. von der vorclage einis gewndetin mannis.
9. 10. C hat den Zusatz: wirf aber beide vatir vnd son be-
d
Beitrage zur Geschichte des Magdeburgerrechtes. 353
clagit Km ein vngericlite. so mus sich der vatir allir erst entschul
digin des vngerichtis. Cr. 85.
83. von der begriffin vrowin in einir hanthaften tat.
11. Cr. 86.
84. von czweirleie kindir einis mannis.
12. Cr. 87.
85. von dem beselioldin scheppin.
13. Cr. 88.
86. von burgeschaft vmme totslac vnd vmme wndin.
14. 15. Cr. 89.
87. von dem st rite der do gesehit tagis adir nachtis.
16. Cr. 90.
88. von vorsprechin czu betin.
17. Cr. 91.
89. von den schafin nach des mannis tode.
18. Cr. 92. init.
90. von eilende s wer in.
19. Cr. 92. eontin.
91. von eidin vor gerichte gelobit.
20. Cr. 93.
92. von den k in den di nicht Vormundes habin.
21. Cr. 94.
93. von erbe abe czunen adir abe buen.
22. Cr. 95.
94. von der burger rechte czu meideburc.
23. Cr. 96.
95. von der irrunge vor dem dinge.
Anfang wie in Cr. 97. dann wie G. 110 Mitte von: tut her das
etc. bis: do hat der richtir sin gewette an. C hat: voitding. Dieser
Artikel stimmt mit Uffenb. Einleit. XI.
96. von dem schultheissin ab her imande irrit.
Uffenb. Einl. XIII genau. — Cr. 98.
97. von dem voite der nicht rechte richtit.
Uffenb. Einl. XIII genau bis gevolget wirt. — (mit rechten
urteilen fehlt in C.) Cr. 99.
98. von clage vmme notun ge vnd läge.
B. 40. genau. (Uff. 28 init.) Cr. 100.
99. von der heimsuche nachtis adir tagis.
304 Bischof f
Uffenb. 28 m. et f. genau. — Cr. 101.
100. von der berichtunge der clage.
B. 4b. von Uncle gelobit etc. genau Cr. 102.
101 von clage vmme schult vor sinin vatir.
wie Cr. 103 genau. (G. 2b excl. fine.)
102. von einim vi das scbadin tut.
B. 76. Cr. 104.
103. von dem der stetere roubit.
genau wie Cr. 10b. C bat aber nach genötigt wirt: adir ge-
notigit in gewrit wirt. —■ U. 69. hat diesen Satz auch nicht. —
S. das Hall. R. v. 123b, § 11.
104. von geczuge vmme totslac adir vmme wndin.
Sal ein man geczugin vf den andern vmme wndin adir vmme
einin totslac in einir lianthaftin tat das was her tun selbsehinde.
nach vredis rechte dennoch ab di lianthafte tat mit dem manne
vorbracht wirt. (W. 107.) vgl. oben Art. b4.
10b. von der veruestenunge vnd von der achte.
Sp. I. 66. § 3. hierauf Swenne e man einin veruestintin man
geuangin vor gerichte brengit den sal der clegir verwindin selbe-
sebinde. Dann S. Sp. I. 69. mit dem Zusatz: als man vbir ienin
solde ab her vimvnden were.
106. von gewndener dube.
G. 82 aber abweichend. C lautet: In swelchis mannis linse
adir hone der vnbesprochin ist an sime rechte man eine dube vindit.
der wirt der sal is ane schadin. (bleiben) vindit man abir eine
dube in sime kastin adir in sime kelre. adir in sime korngademe.
adir irgen binnin siner beslossin teere, den slussif träger sal man
habin vor einin dip is en si denne also getane dube di man cza
ebne venstir in gewerfin möge. (W. 89. Gört. Ldr. 3b. 6.)
107. von totslage.
Swelch man den andern totsiet vor siner gewer. vnd vlut
weclir in di gewere. vnd volgit man im vor di gewere. vnd ver-
burgit her sich bi der gewere vor czu komiti czu dem nestin dinge,
vnd enkumt her nicht sich czu entredin. man viruestit in al czu
haut vnd verteilit di gewere czu glichir wis als man in solde ab
her gevangin were in der hanthaftin tat. man sal is vfhowin.
(G. b3. B 129b. 14. — N. 7b. Anf.) Vgl. Homeyer, Extrav. 38.
pag. 2b3.
m
Beiträge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
355
108. von vscien vs der veruestenunge.
Czut sich ein man vs der veruestenunge vnd lobit vnd seczit
burgin vor czu komin czu dem dinge als recht ist. vnd enkumt her
nicht vor als her gelobit hat. man tut in wedir in di veruestunge
als czu dem erstin vnd irteilit of in dem ricliter das hoiste ge-
wette. (W. 110. 2.)
109. von vsgeradeten kinderin.
Stirbit ein man der kinder hat di vs geradit sin von sime
gute vnd hat her einin son adir eine tochtir vnbestat. der bestorbin
ist an sine gute adir eine vs gerodete tochtir binnin des mannis
gewerin. der mac wol sin gebude verkoufin mit der mutir willin
ane der kinder gelop di vs geradit sin von sime gute. — G. 80.
110. von clage vmme gelt.
Nu horit vmme einin man. den man vmme gelt beclagit bin
nin wichbilde der vngesessin ist adir heinin bürgen geliabin mac
vnd des geldis bekennit. den sal man ieme antwortin bi der haut.
§ Ist ienir ein gast dem der schultman geantwortit wirt. her sal
in mit im wrin ab her wil. adir behaldin in dem gerichte her mus
burgin seczin das her in wedir antivorte vnvirsterbit an sime libe
vnd an sime gesunde, enhat her der burgin nicht, her sal in binnin
wichbilde in des richteris huse behaldin mit also getaner hafte
das her im nicht entloufe. mit einir lieldin mus her in wol span
nin andirs endarf her in nicht pingin. § Rouber vnd dibe di
mit not in der vronin geiva.lt komin. di sal man pinigen vnd span
nin vnd in di vrone qeivalt brennen. fW. 27 4 4 N. 77. G. 98.
SSp. III. 39 § 1).
111. von der clage vmme gelthafte schult.
Sprichit ein gast den andirn an vor gerichte vmme gelthafte
schult der enkcit her im mit siner vnschult als recht ist mit sin
einis hant. ienir der brenne denne sinin neczuc vf in. (G. 25 Ende.
N. 58. W. 67.)
112. von der Jüdin eit.
Wasserschieben D. Rq. I 126 cap. 98. 99. In C steht nach
gras: das do vor nicht enivas; statt himmelische: keltische, statt
zalczstein: salczsnle; nach tafelin: vnd das dich alle di schrift di
geschrebin ist in den wnf bucherin moysi u. s. w. bis sine gewal-
dige gotlieit amen. S. Cr. 106.
356
Bischoff
VIII.
Die vorstehende Vergleichung zeigt unverkennbar die auffal
lendste Übereinstimmung zwischen C und Cr. aber auch bedeutende
Abweichungen und Eigenthümlichkeiten des Codex C.
Ich bemerke zuerst die Abweichungen. Am meisten fällt auf,
dass C die Artikel 107 bis 112 Cr, den Art. 6 bis 15 des Sachs.
Weichbildes entsprechend, nicht enthält und an deren Stelle acht
eigenthümliche Artikel (104 bis 111) einschaltet, welche zwar
sämmtlich dem sächsischen oder Magdeburgerrechte angehören, aber
— mit Ausnahme des Art. 109, der in richtigerer Fassung dem
M. Görlitzer Rechte v. 1304 eigentümlich ist, -— m. E. keiner
der bekannten Weichbildrechtsformen entnommen sind. Das vor
liegende Rechtsdenkmal gehört demnach eigentlich der Classe der
Sammlungen des Magdeburger Sc hoffen rechtes an, während
das in Cr. enthaltene unstreitig der Classe der Weichbildrechte im e.
S. angehört; — eine Unterscheidung, die nach meiner Meinung für
die Geschichte des Magdeburgerrechtes nicht jene Redeutung hat,
welche man ihr zumeist beizulegen scheint, da die Verbindung der
doctrinellen Arbeit mit dem Schöffenrechte oft eine ganz äusserliche
ist. — Eine zweite auffallende Eigenthümlichkeit ist der Mangel
anderer (7) Artikel von Cr. in C, nämlich der Art. 57 bis 61, 68 und
79. — Andererseits finden sich bei mehreren Artikeln in C eigen
thümliche Zusätze, wie hei Art. 53: Stirbit ein man ane erben vnd
hat her eine tochtir vsgeradit bi sinem libe di einen sun hat der
sim nimt etc. dessen Parallelartikel in Cr. nur sagt: Stirbit ein man
ane erben vnd hat he einer tochter sun der nimit etc.; —bei Art 56,
welcher eine Spruchformel mehr hat als die entsprechenden Art. 51,
52 Cr; ferner bei Art. 57 —wie B 74 — eingeschoben die Worte
vnd ab ich in on keinen dingen versume etc.; ferner bei Art. 76 den
Schluss wie ihn G hat, während Cr. genau mit B, worin dieser
Schluss fehlt, stimmt; endlich im Art. 103 die Worte adir genotigit
ingewrit wirt. — Eine weitere Verschiedenheit zeigen die Über
schriften, welche in C durchaus genauer und zum grössten Theile
auch kürzer sind als in Cr. — Endlich ist zu bemerken, dass in C
einige der in Cr. enthaltenen Artikel in mehrere aufgelöst sind, wie
Art. 18, 21, 23, 24, 92 Cr; einmal aber, im Art. 56 C. eine
Zusammenfassung zweier Artikel in'einen vorkommt. Dass in C der
Beiträge zur Geschichte des Magdehurgerrechtes. 31)7
Art. 30 Cr dem Art. 31 nachstellt beruht vielleicht auf einem Ver
sehen des Schreibers.
Bedeutender als die bezeichnete Verschiedenheit ist die Über
einstimmung zwischen C und Cr; der Form und dem Inhalte
nach. In Sprache und Wortschreibung zeigt sich die grösste Ähn
lichkeit, selbst die Artikelanzahl ist in beiden dieselbe. Der Inhalt
von Cr. findet sich, bis auf den einzigen Artikel 68, vollständig,
grösstentheils wörtlich und fast durchaus in derselben Ordnung in C
wieder, soweit er nicht bereits an einer früheren Stelle im Codex C
vorkommt. So fehlen zwar wie oben bemerkt wurde, die Art. 57 bis
61, sie finden sich aber in dem vorstehenden sächs. Landrecht und
der Schreiber von C deutet dies ausdrücklich beim Art. 60 an. Der
Art. 79 Cr. fehlt eigentlich nur an der entsprechenden Stelle, denn
er findet sich inhaltlich im Art. 56 C bereits vor. Die Art. 107 bis
112 Cr. stehen, wie dies bei der Beschreibung des Codex C
angegeben wurde, gleich am Anfänge desselben nach der Chronik
von der Welt Beginn. Der Mangel von 13 Artikeln von Cr in C ver
liert durch diese Erkenntniss seiner Ursache die Bedeutung, welche
man demselben sonst bei der Beurtheilung des Verhältnisses zwischen
Cr und C beilegen müsste. Die in C enthaltenen Artikel von Cr
stehen — mit Ausnahme der oben erwähnten Versetzung des Art.
30 — genau in derselben Aufeinanderfolge wie in Cr, nur dass der
Judeneid in C den Schluss bildet, was aber gewissermassen auch nur
eine Übereinstimmung mit Cr bezeichnet, da — nach Wegbleiben
der doctrinellen Arbeit der Judeneid auch in Cr den Schluss macht.—
Die in C enthaltenen Artikel von Cr finden sich aber fast mit allen
ihren wesentlichen Eigenthümlichkeiten in C wieder, wie z. B. die
Art. 26, 27, 37, 43, 44, 45, 48, 50, 53, 55, 67, 75, 95, 103, 105.
— Es besteht also unverkennbar die grösste Übereinstimmung, die
nächste Verwandtschaft zwischen C und Cr. Dass diese zufällig ent
stand, etwa dadurch, dass verschiedene Verfasser dieselben Quellen
verarbeitet haben, wird gewiss Niemand annehmen wollen. Ebenso
wenig lässt sich annehmen, dass Cr. von C abgeschrieben worden.
Gewiss hätte der Schreiber von Cr die kürzeren und genaueren
Überschriften in C nicht mit längeren und schlechteren vertauscht;
gewiss hätte er die in C weggelassenen Artikel in seinen Text nicht
aufgenommen, da er ja ebenfalls auf das in seinem Codex enthaltene
sächs. Landrecht verweisen konnte, worin sie standen. Und wie
358
B i s c h o f f
Hessen sich die Auslassungen erklären, die bei dieser Annahme im
Texte von Cr. stattgefunden hätten? Die Überschriften, die Auflösung
und Zusammenfassung von Artikeln, die Zusätze im Text und die
Anhänge rechtfertigen vollkommen die Vermuthung, dass C älter sei
als Cr; die oben nachgewiesene Übereinstimmung zwischen beiden
aber die Annahme, dass C mittelbar oder unmittelbar von Cr her
genommen sei, da das zufällige Entstehen dieser merkwürdigen
Übereinstimmung geradezu wunderbar wäre. Es liegt nahe zu ver-
muthen, dass C geradezu von Cr. abgeschrieben worden sei. Nach
den Angaben des Schreibers ist der von mir a. a. 0. beschriebene
Codex Cr zu Krakau für die Krakauer Bürger geschrieben. Im
Jahre 1817 wurde derselbe vom Krakauer Magistrate der Uni
versitätsbibliothek geschenkt. Man wird kaum irren, wenn man
annimmt, dieser Codex sei stets im Gebrauche des Schöffengerichtes
der Stadt Krakau gewesen. Als K. Kasimir den Krakauer Oberhof
errichtete und für denselben Magdeburger Rechtsbücher anordnete,
da war es wohl das Natürlichste, solche Recbtsbücher vorzuschreiben,
welche bisher im Krakauer Gebiete wirklich in Übung waren. Und
wohin hätte um solche K. Kasimir sich besser wenden können als an
den Krakauer Schöffenstuhl, dessen Codex sonach als Vorlage für
den des Oberhofes diente? Bekräftigt wird diese Annahme auch
durch die Wahrnehmung, dass die vom Reichskanzler Job. Las ko
in seine Statutensammlung aufgenommenen lateinischen Texte des
sächsischen und des Magdeburgerrechtes sämmtlich auf den Inhalt
des Krakauer Codex als ihre Quelle hinweisen. (S. unten X). — In
dessen so annehmbar diese Vermuthung scheint, ein Bedenken steht
ihr doch entgegen. Die oben bezeichneten Zusätze in C sind offenbar
nicht vom Schreiber aus eigener Erfindung hinzugethan; sie. finden
sich in andern magdeburger Rechtssammlungen. Der Schreiber
könnte solche allerdings bei seiner Arbeit verglichen haben und der
Codex bezeugt öfters eine sorgfältige Achtsamkeit des Schreibers.
Allein zu erweisen vermag ich dies nicht. Leider war mir eine
genauere Vergleichung der Terte des sächs. Landrechtes in beiden
Handschriften, woraus diesfalls vielleicht neue Belege für obige
Vermuthung zu gewinnen gewesen wären, nicht möglich. Bemer
kenswerth ist, dass die Chronik in C früher abbricht als in Cr, und C
weder die versio Vratislaviensis noch das sächs. Lehnrecht enthält.
— Hätte aber der Schreiber des vorliegenden Codex nicht nach Cr
Beiträge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes!
359
geschrieben, dann bliebe nur noch die Annahme, es habe ihm eine
mit Cr. fast ganz und im Wesentlichen durchaus übereinstimmende
Handschrift Vorgelegen, dieselbe vielleicht woraus auch Cr abge
schrieben wurde, also vielleicht der Originalcodex Konrad's von
Oppeln v. 1306, oder vielleicht eine durch Zusätze zum Text
bereits vermehrte Abschrift von Cr. — Welche von diesen Ver
muthungen auch die richtige sein mag, so viel steht nach den bis
herigen Erörterungen fest, dass — wie oben unter a gesagt wurde —
das in dem vorliegenden, vermuthlich vom K. Kasimir dem Krakauer
Oberhof zur Anwendung übergebenen Codex enthaltene Weichbild-
recht eine durch Zusätze zum Text find einen eigenthümlichen
Anhang mehrerer Artikel erweiterte, sonst aber genau übereinstim
mende Fassung des von mir a. a. 0. mitgetheilten Weichbildrechtes
Cr ist.
IX.
Die im Krakauer Codex 169 enthaltene Fassung des Weichbild-
rechtes Cr, jedoch mit Zusätzen vermehrt, findet sich in lateinischer
Übersetzung (bruchstückweise) in dem oben (VI) beschriebenen
Codex der Ossolinskischen Bibliothek und wieder mit Zusätzen
vermehrt im Commune incliti regni Polonie privilegium etc. von
Johannes de Las ko. Die nachstehende vergleichende Tabelle dürfte
das Verhältniss der beiden Übersetzungen zu einander und zum
deutschen Grundtext am deutlichsten anschaulich machen. Dabei
wird der Abdruck in Lasko (L) als die reichste der zu vergleichen
den Formen vorangestellt, die im Ossolinskischen Codex befind
liche mit 0, die im Krakauer wieder mit Cr bezeichnet. Zusätze zu
Cr in 0 oder L werden mit einem Sternchen, Zusätze zu 0 und Cl
in L oder zu Cr und L in 0 mit einem Kreuz bezeichnet. In 0 fehlen
wegen Ausfall der Blätter, worauf sie geschrieben waren, die Cap.
1—50 und 87—91; 51 und 92 sind nur theilweise vorhanden; die
in 0 vermuthlich nur desshalb nicht nachweisbaren Parallel
stellen werden daher, um sie von den durch einen Querstrich bezeich-
neten überhaupt in den betreffenden Texten nicht enthaltenen
Artikeln zu unterscheiden, durch ein Fragezeichen angedeutet. In L
sind die Artikel nicht gezählt, wohl aber rubricirt; der Kürze halber
habe ich hier die entsprechenden Zahlen hergesetzt.
360
B i s c h o f f
Cr
Prologus
1
2
3®
4
5
6®
7®
8
9®
10
lt
12®
13®
14. IS*
16
17.18
19
20. 21
22
23
24
25
26. 27
28-30
31«
32*
33
34
35
36
37
38 +
39 +
40
41
42
43 +
44
45
46
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
?
9
?
9
9
9
9
9
9
51 ?
9
52. 53
54*
55
56
57
58*
59
96
60
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
67
39
Beiträge zur Geschichte des Magdehurgerrechtes.
361
Cr
47
48
49*
SO*
Sl*
52*
53
54 +
55
56
57*
58
59
60
61=B. 74
62
63=SSp. I. 69 u. 49
64 init.
64cont.=Böhme VI. 143.3.4.
65
66
67*
68*
69
70
71
72
73
74
75*
76
77
78
79*
80*
81*
82=SSp. III. 6
83=SSp. III. 5. 3—5.
84*
85
61
62
63*
64*
65*
66“*
66«
67
68*
69
70
71-74*
78
75. 76
77
80.81
82
83
84. 85
79
86 (*?)
?
?
?
92?
93
94
95 +
97
98
99
100*
101*
102*
103*
104
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
56
57
58
55
59 exc. fine.
59 fin.
60
61
62
63
64
65
66
68
69
70
71
72
73
74
75
362
B i s c h o f f
Cr
86
87
88®
89
90
91
92
93
94 +
95. 96+
97+
98
99®
100
101
102
103 +
104
105®
106®
107
108
109
110
111
112
113
114
115
116®
117
118
119
120-133
105
106
107®
108
109
110
111
112.113“
113 b
114*
114 b
115
116*
117.118
119
120
121 init.
121 cont.
122. 123®
124
125
126
127. 128
129—131
132
133
134
135
136*
137
138
139
140—155
76
77
78
79=BöIimeVI. 122.7
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107—112
X.
Aus der vorstehenden Tabelle erhellt, dass Cr seinem Inhalte
nach vollständig in L sich wieder findet, und kaum wird Jemand
bezweifeln, dass auch die im Ossolinskischen Codex nur zum Theile
Beiträge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
363
vorhandene Version in ihrer Gänze den gesammten Inhalt von Cr
wiedergibt. Auch die Folge der Artikel ist zum allergrössten Theile
beibehalten, nur der Art. 67 Cr steht in L früher, der Art. 55 später
und die Spruchformeln finden sich in allen drei Handschriften in
verschiedener Ordnung. Der wichtigste Unterschied zwischen Cr
und den Versionen besteht in den Zusätzen zum Text und in mehreren
Einschüben oder ganzen Artikeln, welche Cr fremd sind, und dieser
Unterschied besteht in grösserem Maasse zwischen Cr und L, als
zwischen Cr und 0. Sonst unterscheiden sich alle drei Handschriften
von einander durch die Überschriften und durch die Anzahl der
Artikel, indem, abgesehen von den in Cr nicht enthaltenen Artikeln,
die Versionen mehr Artikel zählen als Cr. Dies zeigt sich namentlich
bei den letzten, den Art. 6 bis 15 des sächs. Weichbildes ent
sprechenden Artikeln (wie dies ähnlich auch im Heinrichauer Codex
der Fall ist).
Uin das Verhältnis der drei Texte genauer anschaulich zu
machen, setze ich einige nach der vollständigen Vergleichung der
selben ausgewählte Artikel in ihrem Wortlaut her. Nebenbei findet
hier auch die Frage über die Beziehungen der Versionen zu C ihre
Erledigung.
Der dem Art. 55 Cr (s. a. a. 0.) entsprechende Art. 79 0 lautet:
De recepta supp elec.tile a muliere ad quam pertinet.
Si mu/ier recipii suppelectilia ad quod spectant omnes oues et
modele et omnia cibaria domestica de quibus vir indiget ad vnius
anni revolucionem que in sua possessione inveniuntur ad midierem
pertinet medietas. Cum vxor moritur proxima vxoris cognata
recipit suppelectilia, que debet viro decorare suum stratum vt
stetit cum vxor sua vixit cum cusino suum sedile', cum pulminari
suum stratum cum lecto cussihis et coldra, suum sedcm cum sede-
tectorio quod singulis diebus de super iacuit, suum mensam cum
mensali et manutergio, hec midier recipit pulmentaria.
In L lautet der entsprechende Artikel (66) so: De suppel-
lectili que ad muH er e s pertineant. Si midier suppel-
lectilia (recipit fehlt) ad que spectant oues: vascula et capisteria:
et omnia cibaria domestica: de quibus vir indiget ad vnius anni
revolutionem que in sua possessione inveniuntur: quorum cibario-
rum medietas ad midierem pertinet. § Cum viro vxor sua moritur
proxima sua cognata recipit suppelectilia: que debet pro viro
SiUb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. IIft. 24
364
B i s c 1) o f f
suum stratum decorare■ vt stetit cum vxor sua viccit cum lecto:
cussinis lintiaminibus: culcitra et tectura sedem etiam suam cum
puluinari: quod singulis diebus desuper iacuit. suam mensam cum
metisali et manutergio. Hec eadem cognata nulla recipit pul-
mentaria.
Offenbar ist der eine wie der andere Text eine wörtliche
Übersetzung des dem Krakauer Weichbilde eigenthümliclien
Artikels; die in L aber doch einigermassen besser als die in 0.
Der dem Art. 33 Cr entsprechende Art. 34 0 lautet: Quod si
se duo vulneraoerunt mutuo cultello unus et alter gladio et si
wlnera vtriusque monomaclialia fuerint ille cum gladio soluet
manum ille cum cultello cottum soluet. So weit ist 0 die Über
setzung von Cr. Nun heisst es aber weiter in 0: quia cultellus
furtivam infert mortem. — L. Art. 39 stimmt bis liieher mit 0
wörtlich, bat aber noch den weitern Zusatz: et hoc si ambo in
recenti accione cum clamore ad iudicium fuerint deducti. — Es
ist bemerkenswertb, dass beide diese Zusätze zu Cr sich in dem
entsprechenden Art. 38 des oben (VII) collationirten Weichbildtextes
C auch finden wie auch noch andere in den Übersetzungen vor
handene Zusätze zu Cr sich ebenfalls in C finden. So z. B. fügt der
Art. 58 0 und mit einigen andern Worten auch Art. 43 L zum
Inhalt von Cr 37 noch hinzu: et si quis suos testes in continenti
habere non poterit terminum ad sex ebdomadas acquirit ex hiis
sibi eligat vnam quindenam quamcunque voluerit, — ein Zusatz,
der sich auch in C 42 findet. Die Version L fügt dann noch hinzu:
in qua facilius potest evadere homicidium methseptimus quam ille
cum testimonio ipsum vincere possit. So hat Art. 48 Cr in C 53
eine weitere Fassung, wie in den lateinischen Texten. Diese haben
aber dazu noch einen Zusatz, nämlich: Si eciam filius duxerit
vxorem tempore vite patris sui et premoriatur patri indivisus a
sua hereditate ex tune ipsius filii hereditatem avi recipiunt
(equdliter cum suis patruis L.) et non filii filiarum. Si autem
pater filium a se diuiserit pro tune filii filiorum (in 0: et filiarum)
in bonis sui aui equalem recipiant porcionem, sed in hereditatibus
avie filie filiorum et filiarum iuridice sunt equales. — Der Zusatz
in C 82 zu Cr 85 findet sich nur in L, nicht auch in 0. Der Zusatz
bei 3 L ist eine Übersetzung der von IIomeyer (Extravaganten)
aus C mitgetheilten Extravagante 47 und lautet: Jus enim consulum
Beitrage zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
365
est civitati sic prouidere qnod singule emciones et in iure mecha-
nici et pauper populus valeant sufficere ac sustinere, quod ipsi
non efficiantur periuri. — Meine Meinung über das Verhältnis
zwischen C zu 0 und L ist, dass diese Übersetzungen, un
geachtet der bemerkten Gemeinsamkeit einiger Zusätze mit C,
nicht auf Grund des in C enthaltenen Weichbildrechtes gemacht
wurden und ich berufe mich zur Rechtfertigung dieser Meinung —
abgesehen von der auffallenden Übereinstimmung des Wesentlichen
in Cr, 0 und L — auf dasjenige, was oben (VIII) gegen die Annahme,
dass Cr aus C abzuleiten sei, geltend gemacht wurde. — Über das
Verhältnis zwischen Cr zu 0 und L aber scheint mir nach
allem diesfalls Vorgebrachten kaum zu bezweifeln, dass den Über
setzungen, beziehungsweise der älteren, vielleicht nicht Cr unmittel
bar, aber doch jedenfalls eine, der in Cr enthaltenen im Wesent
lichen gleichlautende, vielleicht mit einzelnen Zusätzen vermehrte
Fassung des Weichbildrechtes im Krakauer Codex 169 zum Grunde
lag. Es ist bemerkenswerth, dass auch die übrigen von Lasko in
seine Statutensammlung aufgenommenen lateinischen Texte des
sächsischen Rechtes, nämlich die Version des Landrechtes und die
des Lehnrechtes (wenigstens mittelbar) auf den Krakauer Codex
169 hinweisen. (S. Homeyer S. Sp. I. Seite 86 und II. (Lehnrecht)
1. Seite 85 fg.) — Was endlich das Verhältniss der Ver
sionen zu einander betrifft, so erhellt aus obigen Mittheilungen
einerseits, dass 0 nicht aus L abzuleiten sein könne, man müsste
denn den Text in 0 für eine kaum erklärliche Verschlechterung des
Textes in L halten, wozu aber gar kein Grund vorhanden ist; ander
seits dass, weil L zum grossen Theile wörtlich mit 0 überein
stimmt, letztere Version auf der ersteren ruhen dürfte und demnach
als eine verbesserte und vermehrte Redaction der im Ossolinskischen
Codex enthaltenen Version zu betrachten wäre. Selbstverständlich meine
ich nicht, dass dem Verfasser der Version in L gerade die Ossolinski-
s che Handschrift Vorgelegen haben musste. — Von wem die eine oder
andere der vorliegenden Übersetzungen verfasst wurde und wann
dies geschehen sei, lässt sich aus dem mir diesfalls vorliegendem
Material nicht genauer bestimmen und dürfte eine eingehende Unter
suchung aller handschriftlich vorhandenen Versionen er
fordern. Homeyer d. Rb. 30 führt drei Handschriften an, welche-eine
lateinische Version der „selteneren“ Weichbildrechtsform enthalten:
24 ö
366
B i 8 c h o f f
eine Breslauer (91) aus dem 13. Jahrhundert, eine dem Grafen
T. Dzialynski gehörige (149) ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert —
von welcher Ilelcel a. a. 0. S. XXVI11 fg. eine ausführlichere
Beschreibung gibt, wonach die bei Homeyer S. 83 angegebene
Jahrzahl 1433 in 1435 zu verändern ist — und eine Gnesener
Pergamenthandschrift (249) vom J. 1359, und bemerkt, dass diese
(andere) Version des Weichbildrechtes vom Notar Konrad in San-
domir gefertigt, gedruckt in Lasko’s commune privilegium als
erstes Buch des ins Magdeburgense vorkomme. Ich weiss nicht, ob
sich diese Bemerkung auf eine genauere Vergleichung jener drei
Handschriften gründet. Auch die Beschreibung des Codex 149
bei Ilelcel gewährt keine genauere Einsicht über das Verhältniss
dieser Handschrift zu L. Ich vermag daher auch nicht zu bestimmen,
welche dieser Versionen zu dem Notar Konrad v. Sandomir in
Beziehung steht. Ist Homeyer’s Bemerkung richtig, dann müsste
der Text in L längstens im J. 1359 fertig gewesen sein; der in 0
also, wenn die Annahme, dass L auf 0 ruhe, richtig ist, noch
früher. Aus dem Inhalt von L lässt sich, wie mir scheint, kein
Grund gegen diese Ansicht hernehmeu. Freilich fehlt es auch an
andern positiven Beweisgründen derselben. Oder sollte es der Er
wähnung werth sein, das auch die Übersetzung in L „articuli repro-
bati“ enthält und daher vielleicht schon vor der auch in Polen
publicirten Bulle Gregor’s verfasst worden sei? — Keinesfalls kann
Johannes Lasko selbst der Verfasser der in L enthaltenen Über
setzung in dem Sinne gewesen sein, dass er den ganzen deutschen
Text selbst, ohne Benützung einer lateinischen Version desselben,
übersetzt hätte. Für seinen Antheil an den lateinischen Texten in
seiner Statutensammlung sind nachstehende Stellen bezeichnend:
In seinem Vorwort (vor dem ersten Register der Sammlung) sagt er
selbst am Schlüsse: ... et nonnullas pro aliis prouinciis editas
(ordinationäs) vt sunt leges cinilis seu iuris Maijdemburgensis,
quod quidem ins Maijdemburgense etsi imperiali maiestate Ottonis
ruffi Cesaris constitutum fuerit, tarnen quia illud serenissimus
olim Kazimirus Magnus fatetvr ad vtilitatem et profectum regni-
colarum Itegis polonie acceptasse illudque reposuisse in tlie-
zauro regni communi vt de hoc privilegium iuris supremi castri
Crac. perstringit, cuius iuris ac legum ciuilium in opidis et villis
Regni polonie ius ciuile Jiabentibus fit practica et obseruatio,
Beiträge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
367
iccirco innata eiusdepi serenissimi principis ac clomini cl. Ale-
xandri regis cjlor. pietas, intelligens iura ipsa atque leges rei-
publice quam communi ac priuate cuiuslibet iusticie vtiles et
pernecessarias. decrueit eas ordine infrascripto colliger e. Das
heisst doch nichts anderes, als dass der König die Sammlung
der von K. Otto erlassenen, vom K. Kasimir aber für Polen angenom
menen, im königl. Schatze niedergelegten und von den Ortschaften
mit bürgerlichem Rechte geübten und beobachteten Gesetze des
Magdeburgerrechtes verordnet habe. In der Continuutio decreti regii
in privilegio communi erklärt der König, dass so wie er unter die
königlichen Privilegien auch päpstliche Bullen durch seinen Kanzler
Lasko schreiben liess, sic etiam constitutiones iuris civilis Saxo-
nici Maydemburgensis, quarum ipse cancellarius ante prohemium
privilegii communis meminit, quam vigilantissime de eorum
Theutonici stili originalibus libris per eum ipsum Cancellarium
castigatas emendatas et nouis rubricis distincte titulatas inseri
iussimus; eas ipsas siquidem iuris ciuilis constitutiones nusquam
correctas et in suis senteneiis inlegras, ymmo in toto caruni tenorc
viciatas et a suis originalibus lange vagantes invenimus. Nirgends
ist die Rede davon, dass Lasko selbst übersetzt habe. Seine Thätig-
keit ist bezüglich der deutschen Rechte in seiner Sammlung höchstens
eine vergleichende und emendirende, bei welcher, wie von dem
sächsischen Land- und Lehnrechte, so auch vom Weichbildrechte
lateinische Texte bereits Vorlagen. Dass der Verfasser der Über
setzung des Weichbild rechtes in L diejenige Übersetzung vor sich
gehabt haben dürfte, welche bruchstückweise im Ossolinskischen
Codex enthalten ist, wurde oben bereits dargethan. Ob aber die
Übersetzung in L nicht ebenfalls bereits vorhanden war, als Lasko
seine Sammlung veranstaltete, und ob sich seine Mühe nicht auf die
blosse Aufnahme dieser Übersetzung in seine Sammlung beschränkte,
vermag ich nach den mir bekannten Handschriften nicht zu bestimmen.
Fasst möchte ich dies vermuthen, da der Mangel der dem Weichbild
im Codex 1G8 (C) angehängten Artikel in L — die oben
behauptete Bedeutung dieses Codex als richtig angenommen — kaum
zu erklären wäre, wenn Lasko bei seiner Sammlung die deutschen
Originaltexte wirklich zu Rathe gezogen hätte, obgleich einige nur in
L vorkommende Zusätze zu Cr. auf eine Benützung von C, worin sie
sich ebenfalls finden, hindeuten, z. B. bei L. 39. 9G. — Die Berner-
368
B i s c h o f f
kungen Helcel's a. a. 0. S. XLIV über eine lateinische Version des
Weichbildrechtes, welche ein von ihm beschriebener Papiercodex
vom Jahre 1472 beiläufig, dem Grafen T. Dzialynski angehörig,
enthält, sowie die a. a. 0. S. XLV über eine in einem Petersburger
Papiercodex v. 1463 enthaltene Version des Weichbildrechtes
gewähren auch keine genauere Kenntniss von der Beschaffenheit
dieser Übersetzungen, von ihrer Entstehung oder ihren Verfassern.
— Das häufigere Vorkommen dieser lateinischen Weiehbildrechts*-
texte in Polen dürfte die Vermuthung rechtfertigen, dass die Ver
breitung dieser „selteneren“ Form des Weichbild
rechtes in Polen vor und nach der Gründung des deutschen
Oberhofes nicht gering war '); eine Vermuthung, die durch den
Umstand, dass diese Weichbildrecbtsform dem Krakauer Oberhofe
vom K. Kasimir zur Anwendung übertragen wurde, nicht wenig
bestärkt wird. Kaum hätte Kasimir diese Form acceptirt, wäre die
selbe nicht die gewöhnlich gebräuchliche gewesen; hatte er sie aber
einmal dem Oberhof als Richtschnur vorgeschrieben, dann musste
ihre Bedeutung und Verbreitung noch grösser werden. In der oben
erwähnten Continuatio privilegii bestätigt K. Alexander ausdrücklich
den gemeinen Gebrauch der in die Lasko'sche Sammlung auf
genommenen Rechtsquellen. Diese Bedeutung ist aber um so höher
anzusclilagen als der Einfluss, und wohl auch die unmittelbare
Wirksamkeit des Krakauer Oberhofes, ohne Zweifel weit
über das Krakauer Gebiet sich erstreckte. K. Kasimir’s Privilegium
bezieht sich zwar — wie es scheint—nur auf das Krakauer Gebiet,
und nach demselben dürfte dem Krakauer Oberhof keine andere
Stellung einzuräumen sein, als den andern in Polen bestandenen
Oberhöfen (s. Rüpel), Verbreit, des Magdeb. R. 286). Allein es
trafen manche Umstände zusammen, um dem Krakauer vor allen
andern Oberhofen Ansehen zu verschaffen. Schon die königliche
Anordnung geschriebener im königlichen Schatze niederzulegender
Rechtsbücher für diesen Oberhof, die ich sonst für keinen andern zu
erweisen vermag, mochte demselben ein natürliches Übergewicht
0 Merkwürdig ist, dass bereits im .1. 1S3S vom K. Sigismund eine neue Übersetzung
der d. Rechtsbüclier veranstaltet wurde. S. G. S. Bandtkie, Miscel. Crac. nova
). »e.
Beiträge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
369
geben. Das Bedürfniss des Reclitszuges von den Oberhöfen an einen
dritten Gerichtshof, worunter nicht nothwendig immer eine dritte
Instanz zu denken ist, war sicher überall fühlbar. Dass ein solcher
zulässig war, erhellt aus dem Privilegium Kasimirs und liegt auch in
der Natur der Sache. Von dem Krakauer Oberhof sollte nach den
Bestimmungen des Kasimir'schen Gründungsprivilegiums der Rechts
zug an den König seihst stattfinden, welcher zur Enderledigung der
Sachen vermittelst Specialcommission zwölf von den appellirenden
Parteien in gleicher Anzahl aus den sechs privilegirten Städten des
Krakauer Gebietes benannte Consuln heranzieht. Ob auch für den
Rechtszug von den übrigen Oberhöfen an den König in dieser oder
anderer Weise vorgesehen war, ist bisher nicht sicher ermittelt. Ein
Uriheilsspruch ■) der im Jahre 1450 von einem Obergericht in Posen
gefällt wurde, lässt wenigstens vermuthen, dass jene Einrichtung,
wie sie für Krakau bestand, auch anderwärts in ähnlicher Weise
angewendet wurde. Bestand sie nicht, dann war der Aidass an den
Krakauer Oberhof um Belehrung oder Entscheidung zu gehen noch
grösser, und dass man es nun, nachdem ein ständiges ins supremum
vom König selbst gegründet war, unter Umständen vorzog, sich an
dieses zu wenden, anstatt, wie man vielleicht früher und nach
Umständen auch noch später gethan hat, die Urtheile in Magdeburg
zu holen, dürfte selbst dann Niemandem auffallend erscheinen, wenn
der Rechtszug nach Magdeburg auch nicht verboten gewesen wäre -).
Aber auch wenn jene Institution weitere Anwendung fand, was nicht
unwahrscheinlich ist, wäre es nichts Auffallendes, wenn die Parteien
von den Oberhöfen lieber hei dem ständigen, obersten deutschen
*) Röpell a. a. 0. 287 fg. — In der schätzbaren Zusammenstellung’ urkundlichen
Materials für die Geschichte der Oberhöfe in Polen, welche sich hier findet,
vermisse ich eine scharfe Unterscheidung zwischen den gewöhnlichen Ober
höfen und der noch über denselben stehenden Instanz, dem tribunal et solium
nostre Maiestatis, wie es im Kasimir’schen Privilegium heisst. — Von diesem,
nicht aber von einem gewöhnlichen Oberhof in Posen, dessen Bestand ich übrigens
nicht bezweifle, scheint mir die angeführte Urkunde Zeugniss zu gehen.
2 ) Die Stelle, welche Röpell a. a. 0. 2ö5 Note aus einer in meinen Oster. Stadtr.
77. mitgetheilten Urkunde v. lölO als Beleg für die Annahme des Bestandes eines
Obergerichtshofes als Appellationsgericht in Lemberg anführt, scheint mir anzu
deuten, dass aus dieser Stadt an ein höheres auswärtiges deutsches Gericht appel-
lirt wurde (appellationes ad ius tcutonicum mperius ad guod ex ipsa civitale
appellare consuevit).
370
Bise ho ff, Beiträge zur Geschichte des Magdeburgerrechtes.
Gericht in Krakau die endgiltige Sentenz suchten, als hei einer von
Fall zu Fall durch königliches Specialmandat erst zu bildenden Com
mission. Diesen Rechtszug zu verbieten hatte der König kaum einen
Anlass. Die Urtheile wurden im Reich geschöpft, die Urtheils-
gebühren kamen zur Hälfte in den Fiscus. Und hätte der König
dennoch den Rechtszug verboten, das Recht um blosse Unterweisung
und Relehrung heim Krakauer Oberhofe anzusuclien, hätte sich auf
die Dauer gewiss nicht verbieten lassen. Ist es doch kaum zu
bezweifeln, dass seihst vom Krakauer Oherhofe, ungeachtet des wie
derholten Verbotes, in Magdeburg Rechtsbelehruugen in grosser
Anzahl eingeholt wurden. Hatte nun aber der Krakauer Oberhof
einen so weit reichenden Wirkungskreis, wie hiernach zu vermuthen
ist, so erhellt die Wichtigkeit der von demselben gebrauchten Rechts
bücher. — Indessen auch wenn diese Vermuthungen weit von der
Wahrheit entfernt wären, wenn der Wirkungskreis des Krakauer
Oberhofes wirklich nur auf das Krakauer Gebiet beschränkt gewesen
wäre, die Wichtigkeit der hier in Rede stehenden Rechtsquellen
wäre immer noch bedeutend genug, um die Aufmerksamkeit des
deutschen Rechtshistorikers anzuziehen. Denn wenigstens lur die
jenigen Ortschaften, welche an diesen Oberhof gewiesen waren,
musste diejenige Rechtsquelle, wonach der Oberhof seine Erkennt
nisse sprach, als Richtschnur und Grundlage der eigenen Rechtspflege
gelten und die Anzahl dieser Ortschaften war nicht gering (Rüpel I
a. a. 0. 24G fg.). Dazu kommt noch der besondere Reiz, den jede
Untersuchung über das Schicksal eines deutschen Rechtsdenkmals im
fremden Lande gewährt. Um die volle Bedeutung der Weichbildform
in Cr zu würdigen, wäre übrigens jedenfalls auch noch die Unter
suchung darüber nöthig, oh und in wie weit dieselbe im deutschen
Lande Geltung hatte; eine Untersuchung, für welche mir aber jetzt
jede Grundlage, jedes Material fehlt, und welche, so wie die Beant
wortung mancher von den hier aufgeworfenen Fragen anderen in
diesfalls günstigem Verhältnissen befindlichen Freunden rechts
geschichtlicher Forschung überlassen werden muss.
Zingerle, Eine (ieographie aus dein dreizehnten Jahrhundert. 371
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
Jlerausgegeben von Dr. Ignaz V. Zingcrle.
Professor Dr. Pfeiffer sagt in seiner Einleitung zu den zwei
Arzneibüchern aus dem 12. und 13. Jahrhundert:
„Wer immer Sinn und Empfänglichkeit hat für das Werden und
Entstehen im Geistesleben der Menschheit, für die historische Ent
wickelung der Wissenschaften, wird die frühesten Spuren und Anfänge
derselben stets mit einem gewissen geheimnissvollen Reize betrachten,
er wird die Vergangenheit, ihre Anschauungen und Meinungen über
wissenschaftliche Dinge nicht mit dem Massstabe der heutigen Bildung
und Gelehrsamkeit messen, sondern sie vom Standpuncte ihrer Zeit
und im Zusammenhänge mit anderen Erscheinungen auf geistigem
Gebiete als nothwendige Durehgangspuncte aufzufassen suchen“.
Diese Ansicht, der ich völlig beipflichte, mag die Veröffentlichung
folgender Geographie rechtfertigen. Es ist für die Geschichte der
Entwickelung dieser Wissenschaft, wie für die Kenntniss des Geistes
lebens unserer Vorfahren gleich interessant und lehrreich, die geo
graphischen Ansichten derselben kennen zu lernen. Aus den höfischen
Dichtungen ersehen wir manches, was sich auf die geographischen
Kenntnisse der damaligen Zeit bezieht. Die zerstreuten Mittheilungen
sind aber nur Fragmente, die mühsam zusammengesucht werden
müssen, und auch dann erst ein lückenhaftes Mosaikbild gewähren.
Ein günstiger Zufall hat uns aber ein vollständiges Compendium einer
Geographie aus dem 13. Jahrhundert erhalten. Es findet sich in der
Cristherrechronik nach der Erzählung vom Thurmbaue in Babel ein
geflochten. Einzelne Stellen daraus sind bereits veröffentlicht worden
(Diutisca I, 48 — 69. —Altdeutsche Blätter I, 246 — 230), doch
meines Wissens nie das Ganze. Ich gebe nachfolgend diesen Abschnitt
372
Z i n g e r 1 e
vollständig nach der Handschrift des Sentlinger 1 ) und theile die
Beschreibung der am Rheine gelegenen Städte,-) welche unserer
Handschrift, wie den meisten der Cristherrechronik fehlt, unter den
Anmerkungen nach GralFs Abdrucke (Dintisca I, 62) zur Ergänzung
mit. Was den Text betrifft, habe ich mich möglichst genau an die
Handschrift gehalten, nur die jüngere Schreibweise und dieKürzungen
Sentlinger’s habe ich getilgt; die Abweichungen, die ich mir erlaubte,
sind unter dem Striche zu ersehen. Vilmar schreibt (S. 33), dass die
Quelle, woraus dieser geographische Abschnitt geschöpft sei, ihm
verborgen sei. Als Hauptquelle derselben muss die historia naturalis
des C. Plinius Secundus angesehen werden. Ich will jedoch damit am
wenigsten behaupten, dass diese die unmittelbare Quelle unsers
Dichters gewesen sei. Ich habe in den Anmerkungen häufig auf
C. Plinius verwiesen, um das oftmalige Übereinstimmen unsers Geo
graphen mit dem römischen Naturhistoriker zu zeigen. Andererseits
stimmt unser geographischer Abschnitt oft in so auffallender Weise
zu Megenberg's Buch der Natur, dass man glauben muss, dieser habe
denselben gekannt und benützt. Aus diesem Grunde habe ich in den
Am Schlüsse (1er HS. heisst es : „auch hat ditz puch geschriben vnd volpracht Haintz
Sentlinger von München vnd ein tail gedichtet, vnd ist gar vol pracht, do man
zalt von christes geburd tausent iar drew hundert iar vnd in dem vier vnd newnt-
zigsten iar an der Etsch auf dem Runckelstain pei meinem herren Niclas dem
Vintler in dem moned Junius an dem dreizehendern Tag. do waz der tag S.Antonii
Confer de Padua.“ Die Handschrift, durchaus von derselben Hand sauber und schön
geschrieben, zählt 305 Pergamentblätter in grösstem Folio. Jedes Blatt enthält in
sechs Spalten 290—300 Verse. Die Initialen sind roth oder blau. Das erste Blatt, sowie
das 215 te enthalten Federzeichnungen. Ich habe das ganze MS. einer genauen
Durchsicht unterzogen und dabei gefunden, dass es die Cristherrechronik ist mit
den gewöhnlichen Compilationen, wie auch die. Wolfenbiittler Handschrift derselben
Chronik von unsenn Schreiber 1399 gefertigt worden ist: „geschriben an dem Lug
pei Leippolden dem vintler, der die weil Zöllner do waz“ (S. Massmann’s Kaiser
chronik 111, 179). Die Zuthat des Sentlinger fällt nicht in’s Gewicht, denn sie
beschränkt sich aul Einschiebung von Übergängen, die sich gleich durch rohe
Reime und regellose Verse kenntlich machen. Wenn B. Weber ihn einen
„Reimkünstler“ nennt (Stadt Bozen S. 238) , so klingt dies, wie der bitterste
Hohn. —
2 ) Sie findet sich in der Strassburger, der Colmarer, der Ulmer und der Zeisber-
gischen Handschrift. Vilmar, die Handschriftenfamilien der Weltchronik Rudolf’s
von Ems S. 32-
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundei t.
373
Anmerkungen auch Megenberg’s Werk berücksichtigt. Manche Orts
und Volksnamen versuchte ich zu erklären, hei vielen unterliess ich
dies Unternehmen, weil mir der Schlüssel zur Enträthselung ganz
fehlte. Möchte ein Kundigerer, der namentlich mit der alten Geo
graphie vertraut ist, uns diese dunkeln, gelieimnissvollen Namen
beleuchten! —
374
Z i n g e r I e
f
Nü hän ich gesagt, als ich las,
daz der gesiebte zwei und sibenzic was,
diu den turn machen begunden
an den selben stunden.
S. da von ieglicbem gesiebte beleip
sin sundriu spräche, die ez treip.
also wart der spräche
dö nach gotes räche
zwo und sibenzic in dem lant,
10. als si noch hiute sint bekant.
ir einz verstuont daz ander niht.
an der getät und der geschiht
wären diu gesleht dd gar
schuldic und al die schar
IS. mit rät und tät algemein,
wan der guot man Palech alein.
dem beleip ebräischiu zung,
wan vor dem turn alt und jung
die reten niht anders über al,
20. dann ebräisch. wan si got zemal
dem liut verleeh von erste,
sie was alein diu berste,
wan sie ze sprechen began
Adam von erst der erste man.
2S. Nü diz also was geschehen,
als ich hie hän verjehen,
durch die wandelunge,
daz also manic zunge
2. geslächt. 3. die. 5. geslächt. 6. besundrew sprach. 7. wurden der sprach.
8. rach. 11. des andern sprach niht. 12. und an der. 13. die. 15. raten und täten.
17. dem selben. 20 sunder mal. 21. erst. 22. die herst. 23. von erst began. 24.
der erst. 27. die seihen Wandlung. 28. zung.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
375
dem volk aldä wart erkant,
30. da von wart der turn Babel genant,
daz wort bediutet schant.
Babilonje wart daz lant
geheizen von der selben diet,
mit verirten zungen sie sich schiet.
35. wan ir keiner do vernam
des andern spräche, dar nach kam
diu zit, daz sie sieh wolten
scheiden, als sie sich solten,
wan diu gesiebt mit iren scharn
40. in die lant nü wolten varn,
diu sie besitzen wolten.
dö sie sich scheiden solten,
do fuoren sie in den ziten
in die werlt ze drin siten.
45. sie teilten al die werlt in driu,
die driu teil nenn ich iu.
daz erste teil liiez Asm
und daz ander Europa,
Affrikd daz dritte liiez.
50. daz künn von Sem sich nider liez
mit sinem gesiebt in Asm
und Japliedes künn in Europa
und in Affrikd Cham.
nü wil ich sagen von dem stam,
55. wie in den drin teilen alliu lant
wären und wurden genant,
da sie sich in nider liezen
und wie sie sider hiezen
und wie sie nü verlieret sint
60. und wie der gesiebte kindes kint
sieh in den landen merten
und wie sich verkerten
31. bedawtet. 34. sich von ein ander 35. do fehlt. 37. die. 39. die.
45. drew. 46. e\v. 50. sich in ainem n. 58. sider nach in. 60. geslacht.
nach irm nam.
41. die.
62. si siet)
376
Z i n g e r I e
liute, namen unde laut.
des mach ich iu ein teil bekant,
61). und wie diu Hut, laut und der kint
gelegen und genätüret sint.
daz wil ich hie heben an,
nu hoert, als ich gelesen hän.
Von Sem daz könne sich sä
70. nider liez in Asiä
mit der diet und siner schar,
die sin könne brähte dar.
sin siben und zweinzic geslehte was.
der selben ieslich an sich las
75. die besundern zungen, die ez sprach,
diu laut man sie dö teilen sach
den gesiebten nach ir werde
iif dem dritteil der erde,
wie nü diu sunderteiles laut
80. mit namen wurden da genant
von in hi den selben tagen,
daz wil ich in hie under sagen,
als uns mit rehter wärheit
diu geschrift mit wärheit seit.
85. daz irdische paradis,
daz näch des Wunsches pris
lit, daz ist daz hoehste lant,
daz in dem teile ist genant,
daz muoz, als uns diu schritt seit,
90. unbühaft al der menscheit
von grözem urkunt sin,
wan ez hät ein mür fiurin,
diu hoch üf durch die lüfte gät.
diu mür daz paradise hät
63. und. 64. daz. 65. die 69. chiinii. 70 in der grossen. 71. mit aller
seiner. 72. chiinn pracht. 73. seines chunnes siben. 75. ez do. 76. die | sah.
77. werd. 78. dem selben. 84. die. 85. irdisch. 86. dem Wunsches. 87. Ieit |
hochest. 88. taillant. 90. aller der. 91. vrchunt. 92. hat maur fewrein. 93. lufft-
94. die selben | paradis.
t
I
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
377
9ä. umbslozzen und umbvangen.
dar uz kumt gegangen
Tigris linde Phison
Eufrätes linde Gern.
diu vier wazzer fliezent
100. uf die erde und begiezent
diu laut und macbent mit ir kraft
die erde fiuht und berehaft.
zwischen dem paradise lit
manic laut und insei wit
105. unbühaft und an bü erkant
"biz an die buhaften laut,
wan in der w üest und under wegen
ist vil der lande oed gelegen,
dar in so vil gewürmes lit
110. und tiere, daz ze keiner zit
nieman dar in mac genesen,
noch mit deheinem büwe wesen
in den wüesten landen da.
daz naehste laut bim pardis da
115. daz ist Tndici genant,
als diu sclirift uns tuot bekant.
der lande sint gewaltiklich
driu der groesten künikrich,
der ieman künde ie gewan.
120. des landes marke hebt sich an
bi dem gebirge Caucasas,
diu ander sundermarke was
daz röte mer. dar get sin strich 22 A 2.
und scheidet in der marke sich,
12S. diu mit den zilen beiden
hie ist underscheiden
97. Tygris und Physon. 08. und. 99. wazzer die do. 102. erd. 103. pnra-
dis. 108. iant. 110. tier. 111. niemant. 112. ehainem paw. 114. nächst | pei
dem paradis alda. 115. Yndia. 116. die. 117. der seihen lant. 119. iemant ehuun.
120. des seihen j march. 121.gebirg in. 122. an der march. 123, dahin. 124. march.
12o. den fehlt.
378
Z i n g e r 1 e
130.
133.
140.
143.
130.
ISS.
128. westerhalb.
141. vnd winter zwir
selben erden plunden.
lant.
und nach der wärheit erkant.
westerhalben ist daz lant
mit einem mer beslozzen.
da mit ist ez begozzen.
daz mer ist noch genant alsus
Oceanus inclicus,
als ez biz her an dise Frist
noch von der Schrift genennet ist.
ein insei beizet Probane.
diu lit in dem selben se.
diu ist von zehen steten guot
rieh und wol mit wer behuot.
da ist nach wunderlicher gir
sumer in dem järe zwir
an winter. da von zaller zit
daz lant in griiener varwe lit.
ez grüenet als der grüene kld.
Agyrd und Agyre,
die zwo grozen insein rieh,
die ligent ouch da wunniklich.
si sint nach alles Wunsches kraft
ze allen ziten berehaft,
da naht und tag und alle frist
daz lant ungebüwen griien ist,
und der erden blüende frulit
mit grözer rilicher genullt
gebernt die insei alliu zil.
goldes unde silbers vil,
des ist mit grözer richeit da,
vil mer, dann iender anderswä.
Daz sint diu lant in Ejulut.
Bedellium ouch dar inne stat,
133. an die. 134. mit der. 13S. die haist.
davon ze aller zeit. 148. berhaft. 149. da selb.
134. vnd. 136. indert. 157 lant daz da hat.
140. jar.
151. der
158. edlew
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
379
ain edel boum. des edelkeit
160. arömatä die fruht treit.
in eines ölboums groeze gar
ist er gestalt und gevar.
önichilüs der stein da wirt,
den ouch diu art der erde gebirt.
165. da ligent berge guldin,
die nach golde liebten schln
mit wunniklichem schine hänt.
grifen und traken nieman länt
daz selbe golt gewinnen da.
170. bezzers ist ninder anderswä.
des uns diu sehrift urkunde git.
an dem selben berge lit
und stozet dran vil nähen bi
die berge montes tcaspi.
175. daz ist oucli ein gebirge gröz.
mit den und mit dem mer beslöz
Alexander der riebe
sider vil gewaltikliche
zwei gesläht, daz ein was Gog,
180. daz ander ist genant Magog,
diu gen der werlte endes zil 22 A 3.
der erde vüegent kumbers vil
und wetuom mit herzeleit
mit vorhtiklicher arbeit,
185. so sie werdent üz verlän
und in daz tor wirt uf getan,
da sie mit gotes kreften groz
Alexander in versloz,
als ich her nach sag da van,
190. so ich mit maeren kum dar an.
vil gewaltikliche
diu selben künikrlche
165. auch perg. 168. die greiffen j niemant. 170. pezzer gold | niudert.
171. vrchunt. 173. daran | dapy. 177. reich. 178. gewaltikieich. 181. dieselben.
183. wetunt mit hertzem. 188. inn. 189. von. 191. gewaltikieich. 192. chiinikreich.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft. 23
380
Z i n g e r I e
in India habent vierzic lant
vnd vieriu gröz und wit erkant,
195. da diu liut und al diu kint
in maniger lei gescliepfet sint.
Garmanen und Orestas
die vint man da und Tdkas
mit ganzen landen witen
200. der werlt an allen siten,
die den hohen luft riierent
und diu himels Zeichen füerent.
üf den selben bergen sind,
als ich ez geschriben vind,
205. boume, die so hoch stent,
daz sie an die wölken gent
und beseliget werdent da van.
dar nach ich gelesen hän,
daz da sint gesezzen bi
210. die kleinen Piymet.
in kleinem libe sere kranc
und niht wan zweir dumellen lanc
ist daz liut. ze aller zit
urliug hat ez und manigen strlt
215. gen den kranichen, der daz lant hat vil.
über drier järe zil
gebirt daz selbe liut sin kint.
als sie dann siben jär alt sint,
so sint sie in ir alter komen
220. und alliu kraft ist in benomen.
bi den der edel pfeffer wirt.
als in dan siniu frulrt gebirt,
so hat er wizer varwe schin.
vil wilder wärme hüetet sin,
195. da selb die. 198. Taackas. 202. die. 209. do. 211. die laut sin in | vnd
ser. 215. wan daz lant hat ir vil. 216. daz selb lewt auch über. 217. gebirt da
seinew chind. 218. alt werdent vnd sind. 221. auch wirt. 223. varb. 224. wurm
h ütten t.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
381
223. biz daz er zitic wirt erkant.
so daz geschiht, so koment ze hant
diu liut, als sie sint gewon
und tribent sie mit fiur da von.
die slangen groz, die man da siht,
230. die läzent sie beliben niht.
da von wirt er von hitze gar
gerumpfen unde swarz gevar.
In der andern Indid,
da ist ein gegent ouch alda,
233. dar inne sint liut erkant,
die Macrobi sint genant,
groz an ir lib und niht ze kranc,
gewahsen zwelf eilen Ianc.
die sint vor nach gotes gewalt 22 B 1.
340. relit als ein leo gestalt
und habent veder und nagel gar,
alsam ein ar sint sie gevar,
die von den grifen arebeit
habent, den sie ouch grozez leit
243. tuont mit manigem slriten.
in disen landen witen
nach ir landmarke underbint
Agrot im und ouch Parze sint.
Der geloube ist also getan,
230. sie geloubent äne wän,
so sie in ir alter körnen
und in diu jugent wirt genomen,
daz in dann werd ein ander leben
mit einer andern jugent gegeben,
233. und verbrennent sich durch daz
in dem fiure, daz in baz
nach ir alter niuwe jugent
koeme mit ufgender tugent,
227. die selben laut. 232. und. 236. die selben. 237. irem. 242. als.
243. die selben. 243. streit. 247. lantmareh. 248. Parez auch da. 250. an.
252. vnd daz. 256. fewr. 257. irm I neue. 258. chom.
2ä*
und toetent sich durch solhen sit,
260. daz sie gejunget werden mit
und wider niuwe kraft erkant. —
da hi habent diu selben laut
ein liut, daz solich site hat,
daz ir deheiner des nilit lät,
26S. guoter und unguoter,
sie slahen yater und muoter,
so sie beginnent alten,
in kreften wider w r alten.
ein Wirtschaft maehent sie in da mit.
270. swelher da verbirt den sit,
der dunket sie gar ungereht.
diu gewonheit dunket sie so sieht,
daz sie die für vermeinet liänt,
die vater und muoter leben laut,
27 S. biz daz die selben sterbent
von alter und verderbent.
vil liut ouch in den landen ist,
diu ze spis ze aller frist
roch fleisch und rohe vische hant.
280. solher spis sie sich begänt
und trinkent daz gesalzen mer.
daz sich daz liut also erner,
daz sagt diu Schrift der warheit,
diu von den selben landen seit.
28S. da bi sind ouch besunder
egesliehiu merwunder.
diu sint halp mensch, halp tier erkant.
bi disen landen hat ein lant
ein liut, daz ist vil wunderlich.
290. dem sint die versen für sich
gekeret. so sie für sich gent,
die füeze hinder sich in stent.
259. solich. 260. gejugent werdent damit. 263. sit. 264. chainer. 268. vnd
in. 271. vil gar. 272. die. 275. also die. 277. auch ist. 279. rochez | roch
visch. 283. die. 284. die. 286. engelischew. 287. vnd halb. 292. fiizz.— in fehlt.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
383
da sint sechzehen zehen an.
beidiu wfp unde man,
295. vater, muoter und ir kint
in solicher gesehefte sint,
als ich hän gesprochen hie. 22 ß 2.
da bi sind ander liute, die
oben lnindes houbet haut.
300. nihht anders sie gekleidet gänt,
wan mit der tiere hinten,
disen selben Hüten
ist menschlich rede nicht verlän.
man hoert sie hundes stimme hän.
305. ein ander liut bi dem ouch ist,
so daz wfp kamt an die frist,
daz sie geberen sol ir kint,
diu kind an ir gebürt da sint
grä und werdent darnach gar
310. nach gräwer vanve swarz gevar.
so sie beginnent elter sin,
so liabent sie ie swerzern sclu'n.
dar nach ir swerze bischaft git
yon des alters voller zit,
315. als uns gebeut diu gräwen här.
da bi ist ouch ein liut fürwär,
daz ieglich wib ir kint gebirt,
so sie fünf jär alt wirt.
daz kint wirt dann elter niht,
320. wan so man ez gcwahsen silit,
an aht jär ez stirb et
von alter und verdirbet,
wan im nilit für baz ist gegeben
alters zit, noch lebendez leben,
293. sint dann. 294. und. 293. der kind. 296. geschepff allew sind.
299. oben] selben. 302. den. 304. stimm. 307. sullen irew. 308. dann sind.
309. grab. 310. graber varb. 311. si werdent alt vnn elter seinen. 312. so
si ie swerczer scheinen. 313. ir jugent peschaft geit. 314. wez alterz vol chomen
zeit. 313. vnsnu | graben. 321. iar zehant.
384
2 i n g e r 1 e
325. als ich vor gesprochen hän.
mit wärheit und an allen wän
sint gesezzen ouch da bi
die wilden Arimaspi
und ouch die vinstern Clycopes.
330. bi den sint ouch Cenopedes.
daz ist ein wildez liut, daz hat
niur einen fuoz, darüf ez gät.
der ist groz und also breit,
so ez sich an den rücke leit
335. und daz ez ein ungewiter siht,
so mag ez im geschaden niht,
so ez den fuoz ob ime hat,
der im den regen niht schaden lät
und oueii der sunnen hitze.
340. mit also frömder witze
daz selbe liut im selben git
schirm und schate zaller zit.
die seihen liute ouch sint
snell und dräte als der wint,
345. so in iemer not geschäht. —
bi den ist, als diu wärheit giht,
gelegen aber ein ander lant.
die da lantliute sint genant,
die sint äne houbet,
350. des houptes gar beroubet.
den selben Stent an lougen
an der ahsel vor diu ougen.
für nas und munt hänt sie zwei loch,
vor an der brust. darzuo dannoch
355. hänt sie vil wunderlichen schin. 22 B 3.
als ein tier und als ein swin
323. dann | ich vor. 327. so sint. 328. antisinaspy. 329. ainstirn. 330. ist.
331. newr. 332. als also. 337. im. 339. vnd da pei J hitz. 340. witz. 341. sel
ber git. 342. schein | schad ze. 343. so in sein not. 348. die di lantläut darinn
sint. 349. gar an habt. 330. und des. 353. für nasen für mund habet.
334. vorn. 333. habent.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
385
sint sie, daz sagt diu schrift für war,
wan büch und brust ist rüch behär.
da Phison fliuzet durch daz lant,
360. daz so mit namen ist genant,
da bi ein liut wonent ist,
daz lebet keiner genist
ze spise und ze lipnar.
sin spis und al sin ezzen gar
365. an eines apfels smake lit.
ze welher stund, ze welker zit
sie smeckent dran, sint sie genesen
und müezen vor hunger sicher wesen,
wan sie da mite sich bewarnt.
370. so sie von dem lande varnt
und ir muot stät iender hin,
den apfel füerent sie mit in
und smeckent dran für hungers not.
so sie siechent und ligent tot,
373. so sint die epfel tot zehant.
so ein boeser smac in wirt erkant,
so wirt ir lebens ende sä. —
so groze würme sind ouch da,
daz sie, swä sie die vindent,
380. ganze hirz verslindent
und anderr tiere vil an wer.
die durch swimment da diu mer
mit grözer kraft her und hin.
ez ist ouch, als ich bewiset bin,
385. ein tier in dem land aldä
daz ist genant cenocrata.
daz ist küen, frevel unde halt
und reht als ein esel gestalt.
338. ist rauch gar. 3G0. also. 3G3. speis | leib. 364. al fehlt, gar] fürwar.
3G3. smak. 367. daran. 369. mit. 370. lant. 372. si dann. 373. dar an. 374.dann
gesiechent. 37S. sind auch, tot fehlt. 376. tot so. 377. end. 378. grozz.
379. swo. 380. gancz hirss. 381. tier. 387. und.
386
Z i n g e r I e
hals und houpt ist als ein liirz.
390. also ist ez, geloubet mirz.
leon brüst und bein ez bat,
so sint sin füez, darüf ez gat,
als rosses füeze gar getan,
sin mund, als ich gelesen bän,
395. biz an diu Ören ofl'en stät.
für alliu tier ein stimm ez bat,
und ein gröz horn, daz alle wege
ist wahs und snidet als ein sege.
menschen rede bat sin munt,
400. doch ist im menschen red unkunt,
also daz nieman sie verste.
ein tier daz heizet talä
ist in dem land ouch wonhaft,
nach einem ros ist sin geschaft
405. gestalt und in der groeze wol,
als ein ros geliehen sol.
sin houbet und sin wangen
al sin munt hat bevangen.
diu sind als einem bern erkant,
410. binden als einem helfant
ist mit wärheit sunder wan
gestalt sin zagel und gelän.
ez hat ouch zwei vil wehse horn,
diu sind gelichet. so der zorn
415. daz tier begrifet, sä zehant
tuot ez werlichen strit erkant
und rucket in werlicher kür
ze w er daz eine horn her für,
daz ander legt ez hinder sich.
420. söz dann der slag oder der stich
gemachet müed, so biutet ez dar
daz ander horn vil werlich gar.
23 X 1.
393. ross fuezz getan. 397. weg. 398. seg. 407. haubt. 408. alz | gevangen.
410. ein. 413. wachsen. 417. rult. 418. gen wer. 420. so ez. 421. pewtt.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
387
also tuot ez mit dem horne sin
zwivaltic wer mit kreften scliin.
425. daz kan nieman im erwern.
uf erd, in wazzer oder in mern
mag ez beidiu tag und naht
gelich wol wern sich mit mäht
mit ' orhticlichen siten gar.
430. daz tier ist gröz und swarz gevar.
da sind ouch wildiu rinder,
diu beidiu vor und hinder
gebrüstet sind und weithär.
in zorniklicher vär
435. ir muot gen allen tieren stät.
der selben rinder ieslich hat
bi vvitem mund ein houbet gröz.
gen wer üf grimiklichen stöz
ez wehselt siniu beide horn,
440. so ez begrifet rehter zorn,
und tuot vil grözen schaden da mite,
vil vorhtiklich sint sin site,
wan ez vil selten zorn verbirt.
gefuogt ez sich so, daz ez wirt
445. gevangen junc in kalbes namen,
so mac ez nieman niht gezamen,
und muoz doch sin wilde
und in wildem bilde,
daz ez von nätüre hat.
450. in dem selben land ouch gät
ein ticr, hat an dem antlutz sin
mensehen antlutzes sehin.
sin zende sind ouch drivalt,
als ein leo ist ez gestalt.
423. horn. 425. niemant. 428. geleich wol mit wernder chraft. 432. die|
vorn. 433. sind weithart. 334. art. 439. wechselt auch. 440. begreiff der zorn.
441. ez tuot | mit. 442. sit. 444. ob ez sich dann fugt also daz. 443. vnd in.
446. maz ez niemant. 447. auch | wild. 448. pild. 449. daz selb ez | natur-
432. menschen antlutz schein. 434. ist sein.
388
Z i n g e r 1 e
433. ez hat oucli einen scharfen zagel,
dar an ein spitz als ein nagel,
da mite ez oft schaden tuot.
sin varw ist rot als ein bluot.
sin stimme als slangen wispeln ist.
460. sin gedoen ist alle frist
in menschlicher stimme hei.
siniu ougen sind im geh
ez louft ouch halder, denn mit fluge
dehein yogel gefliegen muge.
463. mit menschen fleische ez sich nert,
daz im ze spise ist beschert,
swä ez daz hejagen mac,
daz ist sin bester bejac.
in disen selben landen gänt
470. ouch rinder, diu driu horn liänt
und rosfüeze sinewel. 23 A 2.
diu sind ouch starc, an mäzen snel,
so sie beginnent zürnen,
da sind ouch einhürnen,
473. die in der werlde nieman
mit mannes kraft behvingen kan.
so starc ist ez und also halt,
sin lip ist als ein ros gestalt,
ein hirzes houbet hat ez vor,
480. daz treit ez vintlich enbor.
sin site sind unsüeze,
ez hat lielfandes füeze.
ez ist gestalt als ein swin,
ouch hat ez an dem houbet sin
483. ein horn lieht als ein glas.
daz ist vier fuoz lanc, als ich las.
437. mit. 460. allew. 46i. stimm. 463. dann | fing. 464. chnin | mug.
466. speiz. 467. swo. 469. auch gant. 470. driu fehlt. 471. sinbel. 472. die |
und aumazen. 473. zürn. 474. ainhurn. 475. daz in. 479. eins hirss.
480. enpor. 481. sit | vnsuzz. 482. als ein helffant hat ez füezz. 484. haubt.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
389
vor dem kan sich niht erwern,
noch in deheiner zit ernern,
als übel ist daz selbe tier,
490. so zornic, starc und so fier
ist ez und so unverzagt,
daz ez nieman, wan ein reiniu magt,
gevähen mac. swie daz geschiht,
daz ez die maget vor im siht
495. sitzen, so wirt sin milte groz,
sin houbet legt ez in ir sclioz
und ruowet bi ir schone
ir kiuscheit ze löne.
do vähet man ez üf ir lip.
500. ist aber, daz sie ist ein wip
und megde namen ir selber giht,
so lat ez sie genesen niht
und zeiget an ir grozen zorn,
durch sie stichet ez daz liorn
505. und rieht an ir die valscheit,
die sie von ir liet geseit.
Man vindet oucli in bidia,
pantel und tigris sint alda.
daz pantel lebt in sollier art,
510. daz alliu tier üf siner vart
werdent in vil kurzer stunt
von der reinekeit gesunt,
die sin ädern ze aller zit
in süezem smake süeze git,
515. wan ez keine spise zert
anders, wan daz ez sich nert
mit den reinsten würzen gar,
die diu erde ie gebar
487. des ainhurns | sich niemant. 488. chainer. 490. so stark also lesen wier.
392. niemant. 493. wie. 494. so ez | magt. 495. milt. 496. haubt. 497. ruet |
schon. 498. irr | Ion. 499. daselb vecht | auf den. 501. magt. 503. grozz.
504. sticht. 507. vint. 511. wernt. 512. rainikhait. 514. smak silzz. 515. Chain
speis. 517. reinester. 518. die di erd.
390
Z i n g e r I e
in dem land und anderswä.
520. in Ganges, dem wazzer, da
gent groze ael und niht ze kranc,
die wol bi drizic füezen lane
sint, als uns diu warb eit seit,
daz selbe wazzer slangen treit,
525. die sint groz und egesbaere
und hänt als krebezen scliaere
selis klafter lane und groz erkant. 23 A 3.
ez ist kein lielfant
so starc, so groz, sie ziehen in
530. zuo in in daz wazzer hin
under sinen danc an wer.
diu selben indischen mer
ouch also groze snecken hänt,
so sie uz iren Musern g*änt
535. und so diu belibent laere,
so maclient, jehent diu maere,
die Hut daruz ir hüsgemacli.
sie hänt hils und obedach
in dem snecken hüs genuoc,
540. daz uf im e der snecke truoe.
ouch ist, als dä geschriben stet,
in disem mer der magnet
als ein hoch gebirge wit.
der ziuht an sich ze aller zlt
545. daz isen über des meres trän
gewaerlichen än allen wän.
ez ist ouch dä der adamas.
der ist der art, als er ie was,
daz er dem agesteine
550. benimt algemeine
520. wazzer gent auch da. 521. gent fehlt. 523. sint si j uns fehlt.
524. selb wazzer auch. 525. egel var. 526. habent als die | schar. 527, si sind
auch sechs. 532. die J irdischen. 534. irn. 535. die | lar. 536. iehent uns
die maer. 538. habent j Obdach. 539. in der. 540. sneck. 542. mangnet.
543. hochez gepirg ist er weit. 544. der mangnet zewht. 549. agstain.
550. algemain.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
391
sine tugent, swä er ist.
oucli mag in ze keiner frist
zerbrechen niht, wan boekes bluot.
er ist ze manigen dingen guot,
555. diu mir niht rehte sind erkant.
oucli get durch Indld, daz lant,
ein wazzer, daz heizet Indus,
von dem geschriben stät alsus
und tuot die wärheit uns gewis,
860. daz Indus unde Tigris,
diu zwei wazzer, ein lant scheident da,
daz ist geheizen Partliid.
in dem drizic lande lit
mit sundern namen gröz und wit,
568. als daz lant Aretusd.
daz lit in diser marc aldä
und manic andriu richiu lant,
diu die schritt niht hat benant.
Assiria ist oucli da gelegen,
570. daz Assur, der riehe degen,
sines künnes ein richer man,
stifte bi der zit und liuob an,
da sider eigenliche
driu wite künikriche
575. im dienten in dem land alda.
Persid und Media
ligent in den lantmarchen,
da sider die monarchen
inne wären sedelhaft.
580. der selben gewaltes kraft
vil nach al die erde
in dienstlichem werde
551. sein. 553. pocksplut. 555. recht. 559. die. 560. vnd. 561. die. 563.
selben land | land. 564. besundern. 566. march. 568. die di. 570. reich. 571.
seines sun. 573. aigenleich. 574. chunikreich, 579. inn warn. 581. allew | erd f
582. dienstleicher werd.
392
Z i n g e r 1 e
enhalben meres zinste sich,
ein ander lantmarc unde strich
585. vähet an an Tigris, daz gät 23 ß 1.
biz an Eufrätes. daz hat
witer kiinikriche vil,
der ich ein teil nennen wii.
zwischen den zwein wazzern da
590. lit Mesopotamid,
dar in diu gröze Ninnive,
von der ich hän gesprochen e.
an dirre lantmarke lit
Babilonje ze einer sit.
595. in dem lande Kaldea,
und Ardbid und Sabd,
daz stifte Saba bi den tagen,
von dem ir mich vor hörtet sagen,
daz er von Thus geboren wart.
600. da vindet man nach reiner art
noch daz wize wihrouch.
an dise lantmarc stözet ouch
Oreb der berg und Synäi.
da sint gesezzen nähen bi
605. die frechen Moabiten
Ydumei und Amoniten,
Sarraxen und Madianiten.
die wilden Elamiten
sitzent da ze einer siten,
610. die bi den selben ziten
da wären niht. sie wurden sider
und liezen sich mit bu dä nider.
als noch fliuzet unde flöz
Eufrdtes, daz wazzer gröz,
584. vnd. 585. vacht. 590. Mesopotania. 59 i. inn die. 593. diser lantmarch.
596. vnd daz lant Saha. 597. stift. 599. der von. 600. in Saba vint. 603. an die
selben. 606. vnd die Ydumeon vnd die. 607. vnd die Sarazen vnd die. 608. vnd
dapei ze ainer siten. 609. sitzend die wilden elamiten. 610. die dannoch. 613. vnd.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
393
615. biz an der mittein erde mer,
sitzet mang er hande her.
daz groze künicrich wit
Syrid ouch da enzwischen lit
und Antiochid und Damas,
620. der ouch dannoch keinez was,
dö sie sich nider liezen da.
Fenix und Chamagend,
die stozent dran, daz sint zwei lant
rieh, gröz und wit erkant.
625. da lit ouch Tyrus und Tyras.
Tyras, der Japliedes barn was,
der stift die zwo stete schon,
ein stat Sydonje stift Sydon.
von Chames sun gemacht sie wart
630. an dirre selben üzvart.
dar an lit Sepio daz werc.
ouch lit dran Libanus der berc,
an des ort entspringent
zwdn ursprinc, die bringent
635. ze samene den Jordan.
der einez heizet Dan,
daz ander ist geheizen Jor.
swer Jor, daz wort, noch setzet vor
und dar nach setzet Dan,
640. so spricht ez rehte Jordan.
hie an den Jordan stozt ein lant,
Palestina ist daz genant.
ouch lit Cananea und Juded. 24 ß 2.
in disen lantmarken. da
645. ist ouch gelegen Jerusalem,
die der edel künic Salem
stifte und Jebuseus,
Chananees sun. nu giht alsus
615. erd. 616. hant. 620. da waz. 623. daran. 626. der von Japhet geporn.
628. die stift. 629. der was Chames sun von dem si gemacht wart. 630. diser.
632. dar an. 635, ze sammen. 640. recht. 646. die Sem der. 647. stifft.
394
Z i n g e r I e
diu gesehrift gewaerlich,
650. daz daz cliananeisch rieh
in dirre lantmarc si gelegen.
Samdrites, der werde degen,
Chananees sun, ouch nant
in Palestinä, dem lant,
655. ein bure nach sinem namen da.
diu was genant Samdrid.
Galiled ze einer sit
in disem selben lande lit,
die ich genennet hän hie vor.
660. da lit ouch der berc Tliabor.
vor Nazaret, da Ihesus Crist
menschlichen von geboren ist,
als uns diu wärlieit tuot gewis.
da lit ouch Peniapolis
665. und Gomorre und Sodoma,
die sider wurden gebuwen da,
die got in daz abgründe
versancte durch ir siinde,
als ich iu noch sagen wil,
670. so wir körnen an daz zil.
da selb lit nü daz töte mer.
da sizzet bi ein grözez her.
daz sint die Ismahellten,
die an den jüngsten ziten
675. der werlte füegent, gröze nöt.
da ist ein diet, heizt Nabaiot,
die sit Ismahels sun gebar,
der sint zwelf geslehte schar,
die mit kreften sint für war
680. gewahsen riü vil manic jär.
der was dö bi den ziten niht,
dö sich huop diu geschiht,
649. die. 651. in der selben. 652. werd. 655. ein vestt. 658. land.
659. genent. 661. Nazaret von der got Jesus. 662. menschleich purtig von.
663. die. 664. Pontapolis. 666. gepawen. 667. die selben | abgrund. 668. ver
sankt | sund. 671. rot mer. 675. werlt | grozzen. 678. der selben. 682. die.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert,
395
daz sich zerteilten diu kint,
diu von Noe gcborn sint.
085. Die diet, die insei und diu lant,
diu ich nü hie hän genant,
diu vant an an der sunnen üfganc.
an diu lant stözet niht lanc
an der mittein erde des meres zil
090. mit maniger diet und landen vil,
diu doch hie sint genennet niht.
an disiu lant man stözen siht
österlialp Egypten\aut,
daz was dannoch Mesraim genant
G95. nach Chames sun Mesraim.
der stift ez da und nantz nach im.
dar nach liicz ez Canopitd
nach inn ahgot, den si da
an baten, der liiez Campus.
700. dann kam ein man Egiptus
mit gewalte in daz lant, 23 0 3.
nach des namen wart ez dö genant
Egipto, als ez noch den namen hat.
österlialp sin marc angät,
70o. an dem röten mer strekt ez sich,
westerhalp einen verren strich
tuot ez sin underscheit erkant
biz an Libiam daz lant,
als uns diu wärlieit besehiet,
710. vier und zweinzic leie diet
hat Egyto daz lant.
ez ist gar vest und guot erkant
und mit grözer kraft behuot
von hunderttusent vesten guot,
GS3. die. 684. die. 683. die. 686. die. 687. die vahent. 688. die. 660. vnd
mit landen. 691. die. 694. daz seih. 696. nant ez. 697. dar nach Jank ward ez
gehaizzen. 698. ahgot. 700. dar nach cham ein man der hiez Egiplus. 701. gewalt.
702. des selben. 709. die. 710. zwaintziklai laut diet.
Sitzb. «1. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft.
26
396
Zingerle
715. die in dem lande sint gelegen.
da hin kunit weder sne noch regen,
noch schale für der sunnen schin.
e/. fiuhtet mit dem fluzze sin
Nilus, der dar durch fliuzet.
720. er wahset und ergänzet
so sere, daz er dan und dar
daz lant ouch überfliuzet gar
und machet ez mit siner kraft
so fruhtie, guot und berehaft,
725. daz üf der erde im ebenrich
kein lant ist noch gelich.
bezzer lant ist niht anderswä.
ouch lit dar in Thebaidd
und da bi Alexandria,
730. die vor zagheit der frie
Alexander stifte sit
über manges jares zit,
als ich hernach in sagen wil.
in der lantmarke zil
735. einhalp ist in daz lant gesät
Babildnte, ein houbetstat,
niht diu Babilonid,
diu da lit in Kaldeä,
von der ich vor hän geseit.
740. anderhalp ist ein underscheit
von Caucasas und Calpid,
daz österhalp ist gelegen da.
biz nahen an der marke zil,
da lit enzwischen lande vil.
745. Amazones, diu frechen wip,
diu mit kraft werlichen lip
hant, diu sitzent drinne.
mit stritlichem sinne
715. lant. 717. schat. 723. macht. 724. so fehlt | berhaft. 728. inn.
729. Alexandrei. 730. frei. 731. stillt. 732. manik. 733. iu fehlt. 733. hauptstat.
737. die. 738. die. 740. auch ist amlerhalb. 741. vnd von. 743. vil nachen |
march. 744. entzwischen lant. 743. die. 747. Iiabent j auch dar inu.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
397
st4t ir gemüet üf mannes wer.
750. der lantl gebirge und da/, mer
besliu/et sie allenthalben,
mit hohen vesten alben
beslozzen sint die stolzen
Sarmaten unde Golzen,
755. Mazzegetes und die Ser es.
von den bin ieh bewiset des,
daz sie von erst mit wisheit
begunden machen sldin kleit
und swaz von siden ist bekant. 24 A 1.
760. daz lant stozet an disiu laut,
dar an stozet Patrid,
daz lant, und Yrcanid,
dar inne vogel lliegent,
des uns diu buoch niht liegent,
765. der gevider git so lieliten sehin,
daz sie die naht niht mügen sin
verborgen, wä ez vinster ist.
man siht sie sehinen alle frist
rehte als ein lieht, daz vast
770. schin git und brinnenden glast,
bi disen landen ze einer sit
ligent zwei lant groz unt wit.
der ist einez Cytid genant,
daz ander Hunnid, daz lant
775. vier und zweinzic diet sie hänt,
die in dem lande sich begänt.
da sind ouch nähen gelegen bi
die berge Jopore'i.
da stozet dan ze nähest an
780. Albania, da wip unt man
sind in wizer varw gevar
schoen, blanc und wiz gar.
754. vnd Goltzeu. 756. ich pin. 758. seidein. 763. inn. 764. die.
766. gesein. 767. wo, 768. allew. 769. recht. 774. Huma. 779. nächst.
3 *
398
Z i n g e r I e
daz lant biz an Ar minie gat
dar in die berge Arrarät
783. ligent, druf sicli diu arke
her Nde's, diu starke,
nider lie, als ich e las,
dar in der rein Noe genas
mit aller lebenden geschaft,
790. als ez gebot diu gotes kraft,
an dem berg lit Ybernid,
daz lant, und Capadocia.
dar in werdent geswinde
tragent von dem winde
793. diu ros . so daz geschiht,
daz man daz füln erwerben siht,
so lebt ez baz niht dan drin jar
und stirbet dan zehant für war.
Da stözt oueh an ein michel lant,
800. da oueh ein houptstat ist genant
und vil liute dar inne sint.
vil maniger hande liute kint
hat daz selbe lant mit wer.
ez ist gelegen in dem mer,
803. daz vil nähen darumbe gät
und ez mit wer besiozzen hat.
diz ist diu minner Asm.
in dem selben lande da
Ephesus diu houptstat ist.
810. dar in der gröze ewangelist,
ich mein sand Johannes, sider
sich lie mit siner ruowe nider
uns allen saelicliche.
daz selbe künicriche,
813. daz in der selben Asid
lit, daz heizt Bitinid.
78S. die arch. 7Sß. die starcli. 789. lebentiger. 790. die. 791. an die selben.
793. gesvviad. 794. wind. 793. die. 799. stozzet. 801. lant | inn. 802. haut
laut. 803. vmb. 807. die. 808. haubtland. 809. die stat. 812. ruo. 813. sälik-
leieh. 814. reich. ,
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
390
Hericd daz ander hiez 24 A 2.
lind Migdonie. an daz stiez
Mytka unde Nie.
820. von den zwein steten list man die
an andern biiecliern anderswä,
daz vil wunder ist gescliehen da.
an Bitimd gelegenlich
lit Frigid daz rieh.
823. daz ist gar herlich besät
mit Smirnid der boubetstat.
dirre stete houbetlant
ist diu merer Frigid genant,
ouch lit Ccdycid da bi.
830. waz bi dem land nü mere si:
diu minner Frigid da lit
und Dardanid, da sit
Trog, diu gröze, wart in geleit
mit krefteclicher wirdicheit,
833. als ich wil sagen noch da van,
so ich mit maeren kum dar an.
Lycontd und Carid
da bi ouch ligent und Lydia,
diu lant, diu künieriche grdz.
840. dar an Tyranicd sich slöz.
diu stat slinzet sich dar in.
zu disen künicrichen drin
heftet sich mit gelegenheit
Isarid, als man noch seit
843. und als diu schrift bescheiden kan.
Cilicid daz stözet dran,
ein lant, daz ist genant alsus.
Ammonid und Tharus,
zwei gebirge hoch erkant,
830. diu scheident diu selben lant
818. daz selb. 819. Nick. 823. leit gelegenleich. 824. lit fehlt. 823. als
herleich. 826. haubtstat. 827. diser stet haubt. 828. daz ist die. 830. mer.
831. die. 832. vnd daz lant. 833. die grozz. 835. von. 838. Lybia. 839. die |
die. 840. besloz. 841. die. 843. heftent. 845. die. 846. dar an.
400
Z i n g e r 1 e
und ir undeririarc aldä.
dar an so st6zet Licid,
Persidia und Pamplriliä.
Pontus ist oueii gelegen da,
838. ein lant, daz maniger leie her
hat linde lant. da bi daz mer
heizet mare ponticum.
hie ist nu uz des landes drum,
daz da Asid ist genant,
860. von dem ich in hän tan bekant.
Europa heizet der teil,
der friihtig und der marken seil,
da sich Japliei in nider lie —
daz wil ich iu ouch nennen hie —
863. mit fiinfzehen künnen silier schar,
diu er dar in hrähte gar.
gen norden ez sich rilltet,
sin underscheit ez slihtet,
da jeniu mare ein ende hat.
870. da dirre dritte teil an gät,
den marken sint gelegen hi
die berge montes Rapln
und Danaus, ein wazzer gröz,
des fluz die marken undersloz,
875. als ez noch hi dirre zit
in wiiesten grözen mosen lit.
Meotides paludes,
als uns diu schrift bewiset des,
diu ist der marke da ein zil.
880. daran stozet lande vil
in dem teile für und wider,
da lit ouch Citid diu nider,
830. die | die. 833. Pomphilia. 834. Polhns. 833. lai. 836. hat vnd vii
landes dapei daz nächst mer. 857. nnch haist. 858. des landes fail. 8G2. sichtig; |
inarch. 863. cliunn. 866. vil gar. 868. seinen. 870. da selbnu diser drittnij
874. die lantmarcli. 875. diser. 877. plandes. 878. die warhait. 879. die | manch.
880. stozzent lant. 782. die.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
401
daz ein houptlant vil lange hiez.
der marke kreiz dar umbe stiez.
885. des landes nam und rehter strich
hebent sich norden und enden! sich
an der Tuonouwe.
in der lantmarke schouwe
ist ouch gelegen Almdnid
890. und Domyd und Gotlrid
und lande vil, diu nach der zit
nach in genennet wurden sit.
von der Tuonouwe, als si gät
und ir fluz den namen hat
895. biz an die höchsten albe hin,
- da ist, als ich bewiset bin,
diu obere Germania gelegen, 24 B i ■
diu den namen hat gewogen,
nach dem sint alliu diutsche laut
900. noch Germdnui genant,
welhiu der undermarke sin.
westerhalp scheidet ez der Rin,
norden diu Alp, als sie noch gat,
diu die marc underscheiden hat
905. und ir gezilte marke git.
in disem teile Swdben lit,
daz Alemdnid hiez e
nach Alemdn, dem Bodemse,
der in dem obern Swaben swebl,
910. durch den mit ricliem fluzze strebt
der Rin, des duz noch siget da in
von dem Iantgebirge hin,
der von besunderm teile gilt
norden ze lal und den fluz hat
884. mareh vmb chraiz dar vmb. 88G. die hebent. 887. Tunaw. 888. schaw
890. Gotlia. 891. laut | die. 893. Tunaw. 894. irn. 895. alb. 897. die ober.
898. die. 899. nach allen den seit allew deutsche laut. 901. vndermarch nu. 903. vnd
norden. 904. die di, 905. vnd geziltew. 907. Almania. 908. Aimania. 909. swah
enlant.
402
Z i n g- e r I e
915. biz an daz groze nortmer.
bi dem Ritie lit mit wer
manic veste wol bereit
nach rilicher wirdicheit,
werlich und vil rieh erkanf.
920. ouch stözent dran werlichiu laut,
die mit richer genullt
bringent manic siieze frulit.
In Swdberilant entspringet
diu Tuonouwe und bringet
925 in mareponticum mit kraft
sehzic wazzer namehaft
inz östermer, dar in sie gät.
ir fluz, ir runs geteilt sich hat
in siben gröze strängen,
930. e daz ir fluz gegangen
koem in daz mer, da sic sich in
mit irem flnzze richtet hin,
als uns diu wärheit tnot erkanf.
an Swdben slozet Beierlant.
935. ze tale sunder wanken,
und dar nach Oster franken.
da enzwischen und dem Rine lit
Rinfranken. zuo der westersit.
diutscher lande get ein ger
940. über Rin. des teiles ker
get iensit an welsehiu lant,
als Ilollant und Brabant
und Selant. da der selbe strich
von welschen landen scheidet sich,
945. an Osterfranken stözet da
Düringen und dar nach sä
ist mit kraft daran gewalisen
daz starke lant ze Sahsen,
917. vost. 918. reichleicher. 922. sSzzew. 923. lant auch. 924. die Tilnaiv
die. 925'. pontium. 926. namhaft. 927. in daz. 963. die. 934. pairlant.
935. sunder sunder. 937. da selb | vnd dem rein. 938. rein franken, ze.
939. dautschew lant. 940. ein seit. 945. stozzt sich auch da. 948. starch.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
403
und des herschaft nach ir zal
930. get bi der Elbe ouch ze tal.
biz an daz ende sint diu lant
diu nider Germania genant,
in dirre lantmarke
ist gelegen Tenemarke.
933. in dem land ist insei vil, die gar
eigenlicli gehoerent dar,
als ir habt vernomen e.
nordent über den wilden se
daz gröze lant zc Siveden lit
960. und Norwegen, daz als wit
ist, als man oft hat vernomen,
daz im nieman mac ze ende körnen
von grozer wilde, wan diu naht,
so vil des landes hat bedaht
963. mit vinster trüebe, daz kein man
dem land ze ende komen kan.
als vinster ist für sich daz lant.
ein lant ist Mesid genant,
dem ist vil lande nndertän
970. für war, als ich gelesen han.
diu nidere Panonid
diu frumt ir nam und marc aldä.
daz sint windischiu riche,
diu heizent sicherliehe
973. Panonid. diu teilent sich
in wltiu lant und verren strich,
dar in lit Bulgarie
und daz lant Romanie.
dar an stdzet dan ein laut,
980. daz ist Tracid genant.
950. all,. 951. end | ie. 953. in der selben lantmarch. 954. ist dann J Tenne-
tnareh. 960. Norweg. 962. niemnnt ze end mag. 963. wild [ die. 965. trüb.
966. end. 967. daz seih. 968. Messin. 97i. daz | Pononia. 972. die j irn nam vnd
ir march. 973. daz selb | reich. 974. die ] sicherlich. 978. Romonie. 980. Tareia.
404
Zingerle
daz stift an der uzvart Tyras,
der ouch Japliedes sun was,
»
als man sin laut noch niuzet.
durch disiu riche fliuzet
983. der Naper, der durch Riuzen gät.
diu lantmarc nilit endes hat
biz hin, da Constantinopel lit,
daz Constcmtinus stifte sif,
als ich noch sagen wil da van,
990. so ich mit maeren kum daran.
da selb sich Kriechen hebet an.
dd man Kriechen von erst began
stiften, do nante ez nach im
Japhedes sunes sun Cetim,
993. der ez Sethim nach im nant.
«
dar nach wart Kriechen ez genant-
vil lant in Kriechen ist gelegen,
dar inne man noch sihet pflegen t
mit gewalte schone
1000. die kiinic küniclicher kröne.
ouch sint dar under gegende vil.
in der Kriechen marke zil
Dalmacid und Epirus lit,
zwei lant groz unde wit.
1003. an diu stdzent noch alda
Cornid und Molosid
und Elhoidd daz lant.
ouch ist ein lant Aclia genant,
dar in mit richeit ist gesät
1010. Athene, ein richiu houbetstat,
und Pelopones und Aönje
und Dessdlid und Mdceddnje,
983. man seinez geslachez lant noch nelvzzet. 986. die. 988. slifft. 989. von.
994. sun der da hiez Cetim. 995. der selb. 996. ward ez seit. 999. gewall schon.
1000. chron. 1001. gegent. 1004. lant in dem lant. 1005. die. 1010. haubtstat.
1011. Peloponens | Aonie.
i
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
405
und Salnecle und Emäthiä. 24 B 3.
A
in Achd, dem selben lande, da
1015. ist gelegen oucli Olympus.
ein berc ist genant alsus.
der selb in solher Boche stät,
daz er üf biz an die wölken gat.
da ligent eigenlicbe
1020. vier groziu kiinicriehe :
Korintus und Äcliaid
Sicionje und Arkadid.
die selben kriechiseh lantmarc hat
bevangen, als ir nam gat
1023. und hie vor underscheiden
ist mit den marken Beiden,
mit mer und mit den landen,
die wir hie vor e nanden.
an dise lantmarc stözet da
1030. diu obere Panomd.
diu windischer spräche lant
tuont uns ir underscheit erkant,
diu nach erkantlfchen siten
die lant liabent undersniten
1033. und ir namen relitiu zil
mit landen und mit hersehaft vil,
1014. land auch. 1015. ouch fehlt. 1017. hoch noch. 1019. da selb ligent
dann. 1025. vnd mit dem mer vnd mit den.
Nach 1028 folgen die wohl Sentlinger angehörenden Zeilen:
als vnz ir vnderschaid ir frist
genennet hat die recht schrift
die noch furbaz vnz weiset hie
beschaidenleich vnd recht wie
sind vnd geschaiden vnd genant
der peiland haubtlant
die alhie genent sind
an diser lantmarch vnderpind
1029. stozzet mit namen dä. 1031. die. 1032. tuot. 1035. nam.
406
Z i n g e r 1 e
der nnm in dii're marke lit.
disiu lantmarke wit
biz an daz gebirgc g'ät,
1040. daz dintschin lant gesclieiden bat
gen osten und wälscliiu lant
und windische mark fuot erkant.
des selben gebirg'es strich
beginnent gen Marsilic sich
1045. mit dem anvanc heben an
und streckent verre sich hin dan
neben diutschen landen zeiner sit,
biz daz diu erd ein ende git
und daz mer. mit im diu lant
1050. tuont nach ir underseheit erkant.
dar inne ligent wit da bi
montes Apenninei.
ein gebirg ist also genant,
daz scheidet windischiu lant
1055. von diutschen landen gar hin dan,
die an Ungern hebent an.
in der undern marke wit
vil land und künicriche lit
und maniger liande liutc diet,
1000. den ir besundriu sprach geriet,
und sich dar in liänt gemezzen.
da bi die Ungern sint gesezzen.
inwendig irer kliisen tor 25 A 1.
und in ir lantmare da vor
1065. lit windisclier lande vil,
innerlialp irer kliisen zil
Küzler unde Küzel sint.
und manic frömdez muoterkint
in besundern sprächen.
1070. die Falben und die Flächen
1037. diser marcli. 1042. vnz fuot. 1046. strecket. 1047. 7,e einer. 1048.
dieerd | erd. 1040. die. 1030. tuot. 1061. die der. 1062. nppeminei. 1054. dez
selb. 1057. march. 1059. hant. 1060. sprach dar inn. 1062. den. 1064. irr.
1067. und. 1069. in frömden besundern.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
407
iensft des Sneberges hänt
groziu laut, der sie sieh begänt.
inwendic Ungern sint genant
in dem selben lant
1075. und innerbalp der kltisen tor.
üzerhalp lit ouch da vor
Sttr und Osternehe.
diu stözent geliche
an Ungern, mit den beiden
1080. marken ist gescheiden
diulschez lant und windisch lant.
die meisten, die al die erd erkant,
die hänt uns sus mit wärheit
der lant gelegenheit geseit
1085. sunder zwivellichen wän.
Be'heim und Polän
und daz lant ze Riuzen
und Meffenlant und Prinzen
in der windischen marke lit.
1090. sunder lit ouch zeiner sit
Kernden. disiu windisehe lant
in latine sint genant
diu obere Panonid.
dem underscheit der lande da
1095. ist dirre nam gegeben also,
als ez geschriben stät aldd.
über appennische marc ouch lit
an der windischen marc zeiner sit
A
Italia, daz mit dem mer
1100. und mit den bergen ist ze wer
beslozzen vesticliche.
dar in daz roemisch riebe
1081. dfiutsehew land | landen. 1082. die all die erd wol chanden 1083. haben
vnz sust. 1083. an sunder. 1086. Peham. 1090. besunder | da ze einer. 1091. Kiirn-
den. 1092. latein. 1093. die ober. 1094. diser. 1098. ze einer. 1099. daz lant
Ytalia. 1101. vestikleich. 1102. reich.
408
Z i n g e r 1 e
(len urhap sines mimen hat,
ich meine Rom, da der stuol stät,
11 OS. da man der cristenheit sol geben
ler und cristenliehez leben,
die man nach gotes geböte wol
geistlichen da vinden sol.
in llalid ligent richiu laut,
1110. diu mit naraeu sint genant,
Sicilje und diu laut vil gar,
diu mit namen geboerent dar,
als ich ir narn gelesen hän :
Lamparten und Tuscdn
111S. Romaine und Maritima
Ankun und Spolit sint aldä.
mit gelegenheit sint nachgebür
Calabri, Piill und Terralbür
und Cdpis und Principät.
1120. disit der houptstat ein berc stät
von Rom, dem wir sin underlan. 2S A 2.
an Rom stozet dan Tuscdn.
daz selbe laut ein ende bat,
da daz Porten gebirg ang'ät.
112S. durch daz lant Romanze gät
der Pliat, als er den fluz hat
verrer hin unz in daz mer.
an ricbeit und mit grözer wer
hat dirre lantmarke zil
1130. veste, guotes und liute vil.
in der marc lit für und wider
daz ober Lamparten und daz nider.
und swaz ich hie liän genant
der gegende und lant erkant,
1104. roain Ron do [ inn stat. 1105. inn sol. 1109. auch reichew. 1110. die
auch. 1111. die. 1112. die. 1115. Romonie. 1116. Anthun | sind auch. 1117. sint
dar nach. 1118. Calabrie | Terralabur. 1120. diseit alz der haubtstat perg. 1121.
sein. 1123. selb j end dann. 1124. als daz | gat. 1125. Romonie. 1127. durch
verrer hin in. 1129. diser. 1131. mareh [ lit fehlt 1134. gegent.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
409
1135. mit einem uam sint disiu lant
vil gar Italiä genant,
aber diu andern welschen rieh,
diu nent man alliu gelich
mit einem namen Gallid.
1140. swie sieh disiu hie und da
teilent wit in alliu lant,
ir lantmarke tuot erkant
der teil und nam Gailiä.
die teilent sieh in dri namen da.
1145. der teile einez und der lant
ist Gallia Beilid genant,
daz lieht sich an Montjoffen an
und get von den bergen dan
norden ze tal, als sie der Bin
1150. scheidet mit dem fluzze sin
und rilltet der lantmarke strich,
der an Britanje scheidet sich,
in disem teile sint gelegen
diu lant, der name ist gewegen
1155. ßurgunden und Lutringen
und daz lant ze Kärlingen,
und al die gegend und diu lant,
der nam da enzwischen ist erkant
mit sundern namen in beiden vil.
1160. des andern teiles marke zil
daz ist Lugdunensis genant,
daz appenisch gebirg erkant
den urliap uns so gemezzen hat,
daz sie von den gebirgen gilt
1165. ze tal den Boden gen Lugdim.
den dritten teil hat Narobim
zil und der urhap underscheit
nach sinem namen angeleit.
1135. die selben. 1137. die. 1138. die nent. 1139. nam. 1140. die.
1143. lantmnrcl). 1143. tail nam vnd. 1144. nam. 1145. tail. 1140. sint
1150. lantmarch. 1153. ist. 1154. nam dar ein. 1157. die. 1159. bsundern |
panden, 1160. Ludurnensis Gallia. 11G2. die appenischen.
410
Z i n g- e r 1 e
den dritten teil nent man nü da
1170. Nabonensis Gallia.
der teil Ijiz Equitanjd gät.
da selb diu lantmarc ende hat.
in siner marke zil hin dan
da get dan Ispanje an.
1175. in Ispanje lig-ent siben laut,
diu wit sint und gröz erkant.
diu nennet uns diu Schrift also:
Trachonjd und Lusitanid,
Tigitanid und Bethia, 25 A 3.
1180. Galacie und Korhd.
wie disiu rieh und disiu lant
in diutsclier zunge sint erkant,
duz kan ich wol herihten niht.
ich nenne sie, als diu sclirift gibt.
1185. da enzwischen und Frankriche,
da lit gelegenliche
Navern und Wgscüm
und daz lant Santhüm,
Castel unde Portigal.
1190. disiu lant hat über al
diu sclirift Ispanul genant,
wan Spanjd was daz erste lant,
daz nach der ersten üzvart
erbouwen von den küngen wart
1195. üz Japliedes künne, als ich las,
daz in Kriechen wonent was.
daz selbe sich zerteilte sider
in diu lant für unde wider,
an Spange stözet gelegenlich
1200. vil grözer künicrich
1171. biz an. 1172. die | end. 1173. march. 117fi. die. 1177. die nent |
die. 1182. zung. 1184. nenn ( die. 1183. Frankreich. 118G. gelegenleich
1190. habent. 1191. die. 1192. Yspania | erst. 1194. erbaweu. 1193. die von
.lapbedes geslacbt warn als ich e las. 1197. von dann sider. 1198. die j und.
1199. Yspanie stozzent.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
41 t
in lant sunder marc erkant.
daz ist Britanje und Engelant.
Cornewal und Wdleis,
Normanie und Norgdleis
1203. und Hibernid ouch da lit
und Orchades, diu insei wit,
diu dri und drizic insei hat,
da mit fl uz daz mer umb gat.
ouch 1 ig-ent in dem selben sd
1210. Thonatos und Chile,
die insein gröz und wit erkant.
dar an stdzt der Schotten lant.
ein teil ouch in den insein ist
naht an allen sunderlist
1215. sehs manot, daz halbe jar.
daz ander teil ist tac für war
über alliu dise lant.
als uns diu schrift tuot erkant,
so ist norden von des frostes kraft
1220. alliu die erde unberliaft,
wan nieman dar in kan genesen,
noch vor grozem froste wesen,
des muoz da sin der bü verkorn.
von frost ist ouch daz mer gefrorn.
1225. da von heizt ez daz gefroren mer,
des diu geschrift ist min wer.
wan daz lant ist also kalt
von grözer kelten manicvalt,
daz diu erde ze aller frist
1230. muoz sin und ouch unberliaft ist.
also ist diu gelegenheit
gewesen und diu underscheit
1203. Cornual j ßaleis. 1204. Nonnenie j Nagileis. 1203. daz auch. 1206. an
dem gemerk ist ] die. 1207. die. 1208. mit besunderm. 1214. all vnderlist.
1217. ze end über. 1218. die. 1220. erd. 1223. erchorn. 1226. die schrift.
1231. die. 1232. die.
Silib. d. jibil.-hist. CI. L. i!d. IV. Hft.
27
412
Z i n g e r 1 e
des andern dritteils der erde hie,
da sich Japhedes könne nider lie.
1235. wan sie durch hu körten dar in,
in Europa her unde hin
zerteilten sich diu liute so. 25 B 1
sie von erst sich liezen nider,
ir kint und ir näelikomen sider
1240. manten und buten disiu laut,
als ich sie hie hän genant
in dem teil Europa.
nu wil ich sagen von Affrika,
da sich in nider lie der stam
1245. und daz gesiebte von Cham,
des undermarke zil nu stät
oster, als der Indus gut,
biz wester, nach der buoche sag,
durch den strich ze mittem tag,
1250. da diu sunne ze aller zit
die heizesten hitze git.
dar inne lit vil lande wit.
zem ersten in der lantmarc lit
ein gröz lant, heizt Libid.
1255. dar an lit Tironaicd
und Pentapolis, ein michel lant.
daz ist gröz und wit erkant,
den besten landen ist ez gelieh.
ez hat fünf houbetstete rieh
1133. drittals j erd. 1234. in dem sich von Japhet daz geslacht. 1235. Europa
dein tail. 1237. laut sust vnd so. 1239. irew chind. 1240. pawten. 1243. darauf
folgen die Zeilen:
dem dritten tail alhie
da sich von Cham inn nider lie
daz chiiun in dem dritten tail
daz merket hie an sunder mail.
Von Alfrica dem land
wil ich ew tuon bechand
1247. von oster. 1250. sunn ir hitz ze. 1251. hitz. 1252. inn. 1253. ze
dem. ' 1254. Labia. 1258. ez da.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
4ia
1260. diu erste ist Perinte,
Atsyone und Tyrone,
daz Vierde ist Polomaidd
und diu funft Appolonia.
der ieglichiu liiez nach dein man,
1263. der sie von erst stiften began.
Trippei ist gelegen oucli da hl,
daz hat oucli houbetstete drl,
die ez sere zierent da:
Peretli und Ocasid
1270. und Leptis, eine veste gröz,
an groeze ir aller übergendz.
dar an lit oucli Pisate',
ein lant, in dem lit Arotne'.
dar an lit Pisamicium.
1273. da diz lant hat eiules drum,
lit oucli Censia, daz lant,
daz man also hat genant,
dar inne lit Kartago,
die stifte diu frou Thydd.
1280. da ist Marroch diu houbelst.at,
da ist ein sidel in gesät
dem hoehsten houbetkünige da, 23 b 2
dem alliu lant in Afjrikd
- sint, als ich vernomen han,
1283. gar eigenliehe undertän.
bi Marroch lit Getulid
und Joppen und Nummidid
1260. die erst. 1164. liiez do. 1266. ouch fehlt. 1268. ser. 1269. da/, ain
ist Bereth daz ander Ocasio. 1270. die dritt ist Leptis | vest. 1274. leit dann.
1276. daran leit. 1278. inn leit dann die stat.
1279. die di fraw Thydo
stift nach den Zeiten da
noch über manik jar dar na.
1280. die baubtstat. 1282. den höchsten haubtchunigen da.
1286. aigenleich. dann folgt:
die mit grozzer reichait
gestift wart vnd gelait. 1286. Petulia.
27 *
414
Z i n g e r 1 e
und Müritanid daz laut,
daz ist von swerze also genant,
1290. wan dar in muoter unde kint
von hitze swarzer varwe sint
vii nach in eines mören wis.
an diu laut stözet Stiphesis,
Tingwitanid und Cesarid,
1295. Etiopia, dar nach Saba,
daz westerhalp ze einer sit
in der mören lande lit.
zwislien den landen beiden,
da diu lant sint gescheiden,
1300. da sitzet der Amüter her.
da ist ein brunne bi dem mer,
der ist alsus kalt den tac,
daz in nieman getrinken mae,
die nabt man in so beiz dan siht,
1305. daz sin nieman mac geniezen niht.
an der lande östensit
da sitzent die Trogadit.
den ist mit snellicbeit bereit
so gar gröziu snellicheit,
1310. daz in kein tier entwichen kan,
daz sie mit jagen koment an.
über dirre marke zil
ist grözer winsterr lande vil,
ouch ist diu erde unbühaft
1315. von grözer bitze Überkraft,
iemer müezen sie alsus sin;
wan da git bitze berndcn scbin
der sunnen glast, daz äne wer
ze allen ziten da daz mer
1288. Maritima. 1290. inn vater muoter vnd. 1291. in swartzer varb.
1292. nachen. 1294. vnd Tiugwitania. 1299. Etpiopia. 1300. Amauter.
1301. daselb. 1302. als. 1304. in dann so. 1312. der march endes zil. 1313.
wintter. 1314. erd wüst vnd. 1316. ze allen Zeiten muzze | also. 1317. geit die
bitz. 1318. vnd der | an. 1319. da selb daz.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert. 4- 1
1320. siudet unde wallet
von hitze, din i'n vallet,
reht als ein wallender liaven tnot.
da von ist daz also beliuot,
daz nieman kan beliben da.
1325. ze uzerst lit in Affrikd
Gaudes, ein kreftic fruhtigez lant.
nach dem ist daz mer genant
mare Gauditanium.
daz gröze mer Atlantieum
1330. ist da gelegen und Atlas,
da Atlas Astronomie las.
Nu hän ich iw gesagct hie, 25 B 3.
als verre mich min tumpheit lie,
von den drin teilen, dar in al lant
1335. hie üf der erde sint bekant.
nü wil ich iu bescheiden hie
mit wärhaften maeren, wie
und in welher hande wegen
diu lant der insein sint gelegen.
1340. dar inne oueh diu erde birt
vil richeit, diu dar inne wirt,
die man in den drin teilen niht
gelegen noch dar inne siht.
wan die insei haut andriu lant,
1345. diu niht sind in den teilen benant,
mit den al diu erde endriu
geteilet ist. diz sag ich iu.
von erst an dem mittein mer lit,
als uns diu schrift urkunt git,
1350. Ziper, ein rieh, besunderz lant,
in siiezer richeit guot erkant
an lenge und ouch an wite.
dar nach lit dann Crite
1320. vnd. 1321. dar ein. 1325. auzzrest leit auch. 1329. Aiantium-
1330. Athlas. 1331. davon erst in Athlas. 1332. hie geseit. 1333. mich lie mein.
1334. allew. 1339. die. 1340. die erd. 1341. die | inn. 1343. inn. 1344. hahent
mit chraft. 134S. hoch mer. 1351. vnd in. 1352. weit. 1353. Creit.
416
Z i n g- e r 1 e
mit hundert riehen vesten guot,
1333. wol bewart und wol behuot,
mit kreften und an richer wer.
ein insei stözet an daz in er,
die man Libtd nant,
als si noch hiute ist erkant.
1360. Abnudes, eine insei wil,
da bi in Elospandid lit
einsit dort in Europa.
so lit Edos in Affrilcd.
dar an stözet dann Cyclides,
1363. als uns diu warheit bewiset des.
vier und vierzic insein gröz, 26 A 1
die des meres fluz umbflöz,
als er noch tuot ir underbint,
gen Asiä gelegen sint.
1370. der ist diu erste Rodos.
gen osten so ist Thonodos
in den besundern teil gesät,
diu heizet nach Acharie der stat.
vor Ciderd dem berge da
1373. lit Porferis Citerid.
gen Egipten lit Capados.
so lit diu insei Thilos
in der Ciddden laut,
die ich hie vor e genant.
1380. da lit ouch Orthigiä,
diu insei in Yrcanid,
nach der daz mer ist da genant,
an die insein und an diu lant
stözet einsit Marion,
1383, Stocd, Melos und Paron,
da der wizest marmel ist,
den iender vindet manncs list.
1354. vestesten. 13S7. auch an. 1359. hewt. 1366. inscl. 1368. als
si | vnderwint. 1370. die erst. 1378. Ciclauder. 1383. in | in die fant. 1385. ynd
stoca vnd. 1387. indert.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
417
in der selben insei oucli wirt
ein edelstein, den sie gebirt.
1390. der stein ist Sardius genant,
an Paron lit Cydon daz lant.
oucli seit diu schritt, ez werde
an der selben erde
mastix. wie man daz nieze sol
1393. daz wizzent die wisen ärzte wol,
den phisicä ist erkant.
an Cydon lit Samos daz lant,
ein insei gröz. von der was
geboren Pitagoras
1400. und ein Sibille, der bereit
was kiinste vil mit wisheit,
als uns von sage ist erkant.
Sicilid, daz riebe lant,
hat oucli diu schritt mit wärheit
1403. in der insein zal geleit.
daz liiez da vor Trinacria.
ein brinnender bere, heizt Ethna,
in dem selben land oucli lit.
den silit man brinnen zaller zit.
1410. oucli stözt an die italischen lant,
diu ich hie vor liän genant,
ein insei vil veste,
diu riehest und diu beste
an richeit und an guote,
1413. an wer und hohem muote,
diu ie so kleine wart gesehen,
als ich muoz von wärheit iehen.
die ist gewaerliche
Venedie diu riclie
1420. ez ist daz enget lierzogtuom,
daz ie gew an höhen ruom
1392. die. 1395. artzt. 1397. Somos. 1401. chunst. 1402. ist von.
1403. reich. 1404. die. 1409. ze aller. 1410. israhelischen. 1412. vest.
1413. pest. 1414. g-uot. 1415. vnd an. 141G. die. 1418. die selb insei ist.
1419. die reich. 1421. ist auch.
418
Z i n g e r 1 e
und in als enger herschaft
hat ez als krefticliche kraft
als uns diu wärheit tuot gewis. 26 A 2.
1425. an Sieilie lit Karibdis
und Cilla und Ebee
und darzuo Wvlcante,
die insein wit, da /.aller frist
vil wilder tiure brinnent ist
1430. üz der erd in manigen wegen,
niun insein sinl da bi gelegen,
die heizent Stckancs, der strich
gen Marsilie strecket sich,
dar inne ist gelegen ein lant,
1435. daz ist Pardanid genant.
des strich an Numidiern gat.
daz vole gröze slangen hat.
ouch ist ein wurm dar inne
geschallen als ein spinne.
1440. der ist genant zolifuga.
>il liute erbizt der wurm da.
ein liut oucli in dem lande wirt,
daz sin frulit also gebirt,
swer sin selbes vergizzt also,
1445. der selben genist keinez do,
wan ez ze tdd erlachet sich,
diz ist ein dinc vil gämelich,
daz ez in dem gelachter stirbet sa.
vil lieizer brunnen ist oueh da,
1450. in den die siechen zaller stunt
nach dem baden werdent gesunt.
da von geschiht da manigem liep.
kumt abr durch baden dar ein diep,
ze haut, als er des bades enphindet,
1455. vil gähes er dar in erblindet.
1423. chreftilleichew. U24. die. 1426. Cilla die insei. 1428. insei | da ze.
1431 insei. 14.17. daz selb. 1438. inn. 1439. spinn. 1447. gamlich. 1449 prunn
sind.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
419
Cursicd und Ebosus
zwo insein sint genant alsus.
die Iigent gen Yspanjä hin.
da kein slang kumt nimmer in,
1460. wan nieman siht deheine da.
da bi lit ouch Calabria,
die man vol gewürmes silit.
da Iigent, als die warheit gibt,
die insei Parchares
1465. und ouch daz lant Gorgordes.
da bi lit grözer insein me,
die sint genant Espüle.
bi den ein so grdz insei lac,
daz sie wilent e fürwac
1470. mit wit dem lande Asid
und dem lande Europa,
e si an des meres grünt ersann
und mit liut und guot ertranc.
daz seit und hat geschribcn also
1475. der buochmeister P/dtö,
des kirnst noch witen ist erkant.
einsit an der Moren lant
ist noch gelegen me
ein insei wit da in dem se,
1480. da fliuzet der gröz Nylus.
da ist ein bolz heizt Ebanus,
dem man der art mit warheit giht,
daz ez müg verbrinnen niht.
daz bolz gebirt daz selbe laut.
1485. ein slat ist Stiele genant,
diu in dem selben lande lit,
da sider über manige zft
gemachet wart ein brunnc,
daz einer zit diu sunne
1457 insei. 1460. niemant | ehainew. 1462. die selben insei. —
als. 1466. leit auch | insei. 1468. grozzew. 1470. land in. 1472. e daz.
stet. 1480. da noch. 1487. manigen.
26 A 3.
1463. auch
1474. vnd
420
Z i n g- e r I e
1490. in dem järe schinet dar in
biz an den grünt die slihte hin.
der briinn ist sehzic klafter tief,
daz mäz als eben dar in lief,
daz der schin nibt ab noch an
1495. fiirbaz wenket dar noch dan,
wan rihticliclien biz üf den grunt
tnot sich der scln'n mit rillte knnt.
ein insei heizet Perticd,
diu ist so guot, daz andcrswa
1500. an guot, an sehoene nindert laut
ist schoener noch baz erkant
an daz wirdige paradis.
daz ist noch schoener nach gotes wis.
diu insei Perticd erkant,
1505 diu ist in latfn genant
diu verloren insei. wan daz ist war,
daz ze einer zit in dem jär
daz lant alda verswindet,
daz ez nieman vindet.
1510. da von daz laut ist allen gar
verborgen vor. wan nieman dar
kumt, ez gescheh dan ' on geschiht.
anders vindet nieman nilit,
wä diu insei si gelegen.
1515. iedocli der wunderlich gotes degen,
der abbet sant Branddn,
der kam dar, als ich gelesen hän,
und als sin buocli da von seit,
waz in Pertica Schönheit
1520. ist unde genuhtsam.
anders ich nilit vernomen han
von der seihen insei hie.
nu lioeret, wie ez nü ergie.
Nü sint hie gar genant
1525. alle insei und alliu lant.
1492. tief erchant. 1493. dar ein pant. 1493. dar ab. 1498. haist auch. 1301. bez-
zer noch schöner. 1304. die. 1307 wan ze. 1308. aldo. 1309. niemant. 1310. allen lauten
1311. niemant. 1313. vint niemant. 1314. wo die. 1317. dar ein. 1323. auf der erd all.
I
Eine Geographie ans dem dreizehnten Jahrhundert.
421
ANMERKUNGEN.
V. 7. Zum sing. vgl. 2 und Gr. IV, 197.
V. 9. 72 Sprachen wurden meist angenommen. Die Vorauer Hand
schrift erzählt: Do Noe uure wart, do huh sich michel hohuart.
zvene unde sibenzeh uursten. si waren uile geturstic. si wol-
den wurchen einen turn, daz waz deme schefphare zorn. —-
Do is got nilit mere wolte. do zeuurte er ez mit sineme ge-
walte. eines nahtes gescah. daz ir neheiner ne wesse waz der
andere sprah. si gingen von deme turne, mit micheleme zorne.
zyo unde sibenzec Zungen gab er in do. inoh stat dev werlt so.
Du bestunt dev ebreishe zunge. aineme vil gütmeme manne,
der was geheizen Eber 15, 10. Die Milst. Hs. sagt:
Ez wolden haben giganf gemouret eine steinwant
zir grozzem unheile: ir spräche wart geteilet
in zwo und subinzich zunge, geschendet wurden si darumbe
[32, 10.
Spätere Zeugnisse sind:
sit zwiio und sibenzec spräche sint,
ez dunket mich der witze ein kint,
swer nilit der zungen lät ir lant,
da von die spräche sint bekant. W. Willebalm 73, 7.
zwuo und sibenzec spräche,
der man al der diete giht,
die enmöhten gar volsprechen niht
miniu fliistebaeren ser. Ebendort 101, 22.
da zwo und sibenzic zungen
mit vremden wandelungen
von erste wurden vunden. Rudolfs Alexander 16, 180.
zwo und sibenzic spräche diu werlt hät. König Tirol MS II.
daz zwo und sibenzic zunge [I 6 1 ’.
hüllen in dem bistuome. Servatius 370.
und zwo und sibenzic zungen. Hürn. Sigfrid 54, 2.
Johann Rothe erwähnt die 72 Sprachen beim babylonischen
Tliurme „darum so batte cristus zwen und sibenzig jüngeren,
die her zu predigen uz saute in die zwei und sibenzic lant.“ Der
Zahl der Sprachen entspricht somit die Zahl der Länder.
422
Zingerle
zwei und sibenzic laut wären im kirnt. Oswald E. 198.
zwei und sibenzic laut sint mir wol kunt. Oswald E. 224.
heisst es vom weisen Pilgrim Wärmund, wie es auch das
Tragemundslied sagt:
nu sage mir, meister Trougemunt,
zwei und siibenzig laut die sint dir kunt. Uliland, Volksl. I, 3.
Auch im Orendel240G kommt dieselbe Länderzahl vor: wann
min herre ist niergent gelangen in zwein und sübenzig landen.
Dieser Annahme entspricht, wenn im Pantheon, in dem die
Götter aller Länder aufgestellt waren, 72 Bildsäulen stunden,
wie Hermann von Fritslar angibt: du verstärkte der bähest die
apgote, der wären zwene unde sibenzic (cod. pal. 114,
Bl. 149“). Nach Enenkel entspricht dieser Länderzahl auch die
Zahl der Senatoren:
die Römaer vunden einen site
da sie ir ere behielden mite :
zwen und sibenzic werde man
wären ze den ztten ufgestän
die ze Rome rätgeben wären. Kaiserchr. M. III. 421.
swelch lant man niht wolte lefzen,
daz muose gisel setzen
den zwen und sibenzic Römaern. Ebendort.
sie iahen , ez waere ein wlser sin:
zwen und sibenzic nämens uz in,
die ir rätes pflägen
dar näch bi ir tagen. Ebendort 403.
und die Zahl der Sprachen in Lateran :
diu wart geheizen Laterän.
dar inne so saz manic man
und zwd und sibenzic Zungen gar
die säzen drinne offenbär. Kaiserch. M. III. 689.
Wenn Enenkel von Nero erzählt:
dar näch santer drät
in daz lant und in die stat
näch meistern und näch arzät.
der körnen zwen und sibenzic drät. Ebendort 684.
und
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
423
er gebot allen künegen dar,
der kint da gisel waren,
die muosten zuo im varen.
sie waren nahen oder wit,
sie muosten zuo der höchzit.
ienhalp der Tiver uf daz velt
sluogen sie schone fr gezelt.
zwen und sihenzic oder mer
körnen der künige her. Ebendort 687.
so stehen diese Zahlen mit der angenommenen Länderzahl in
Beziehung.
Die Zahl 72 kehrt noch oft wieder. Ich gebe hiefür die mir
bekannten Belege :
zwai unde siben zeliec mangge wurden da gestalt. Diemer
Vor. HS. 210, 10.
bi ainer stund
hebent sich zwen und sibenzig wind. Haupt Zt. I, 123.
zwen und sibenzec straeme an den liimeln sint mit sternen
breit. Wartburgkriegs. 154, 13.
dar in worent gesessen
zwen und sübenzig künige wol vermessen. Orendel 2538.
zwen und sübenzig künige. Orendel 3256.
mit zweien und sübenzig aptgot. Ebendort 3322.
zwei und sibenzig houbet für die soldan giengen. J. Titurel
820, 1.
zwen und sibenzig ist unser schar. IIGA. 11, S. 514.
im dient uf Garte tagelich zwen und sibenzic dienstman.
Ortnit 5, 4.
du hast üf diser bürge zwen und sibenzic man. Ebendort 30, 2.
dir gebeut üf diser bürge zwen und sibenzic man ieglich hun
dert ritter. Ebendort 33, 3.
zwen und sibenzic este nam er an der linden war. Wolf
dietrich 568, 1.
gefrumt in zw'ei und sibenzec fache. Laurin 470.
daz rat, daz an der mülen gät,
zwo unt sibenzec kamben ez hat. König Tirol MSH. I, 6*.
man schribet, daz kunic Davit.
424
Z i q g er 1e
hette wol zwei und sibenzic wip. Altd. Wälder III- 166.
zwene unde sibenzich kuninge. Roliier 7.
Auch dem Priester Johannes waren 72 Könige unterthan:
Inde sunt, quorum princeps est presbyter Joannes de Indiis,
hujus potestas et numerus exeedit omues christianos. Nam ha
bet sub se Septuaginta duos reges (Mirab. Romae 1513). Aut'
die Annahme von 72 als Völkerzahl mochte dieselbe Zahl der
Jünger Christi von Einfluss gewesen sein. Da aber diese Zahl
auch sonst so oft im Mittelalter wiederkehrt, wie 6, 12, 30,
so wurzelt sie im deutschen Duodecimalsystem (Germ. I, 217).
Über das anderweitige Vorkommen dieser Zahl, s. Kaiser
chronik M. III, 403.
V. 16. Du bestirnt den ebreishe zunge. aineme vil guteme manne, der
was geheizen Eber. Vor. IIS. 15, 24.
V. 45. Vrgl.: diu weit in drin geteilet ist
und aller .künicriche laut,
ein teil Eurdpe wirt genant
und daz ander Asiä,
geheizen ist Aflricä
daz dritte, als ich gelas. Troj. Kr. 23962.
V. 86. in des Wunsches paradis. Rarlaam 52, 8.
V. 97. Genesis II, 13, 14.
wir gewunnen Geön
ze helfe unde Fison,
Eufrätes unde Tigris,
diu vier wazzer üzem pardis,
so nähn hin zuo ir süezer smae,
dennoch nilit sin verroclien mac,
ob kein wurz dinne quaeme,
diu unser trüren naenie. Parz 481, 18.
Ein wazzer heizet Tigeris,
daz vliuzet üz dem paradis HGA. I, 73.
V. 109. si müsten mit den tieren
unde mit den wurmen
in den wege sturmen. L. Alex. 6863.
V. 121. Caucasus indicus, jetzt Hindu Husch.
V. 123. Hier wohl das erythraeische Meer.
Eine Geographie aus dein dreizehnten Jahrhundert. 4w5
V. 135. Taprobane, jetzt Ceylon. Vgl. darüber Alex. v. Humboldt
krit. Untersuchungen I, 77.
V. 144. Wold Argire, am äussersten Ostende der den Alten und
Arabern bekannten Welt. S. Humboldt krit. Unters. I, 44.
V. 157. Nonien uni Phison; ipse est, qui circumuit omnem terram
Herilath, ubi nascitur aurum et aurum terrae illius Optimum
est, ibi invenitur bdellium, et lapis onychinus. Genesis II,
11. 12. Vgl. Kaiserchronik III, 147 b . 153 lb .
V. 168. Vergl. mit golde er gebildet was,
daz zer muntäne an Kaukasas
ab einem velse zarten
grifen ldä, diez da bewarten
und ez noch bilde alda bewarent. Parz. 71, 17.
Rabanus spricht, daz die greifen golt auzgraben und sich gar
ser fräuen, wenn si daz golt ansehen. Megenberg 190, 16.
V. 174. Die Berge jenseits (nordöstlich) des kaspischen Meeres.
V. 177. Darüber berichtet unsere Chronik späler (189 A 3).
„herre, als ich ez selber sach,
ein gröz gebirg umbget daz lant.
Caspasis ist daz genant,
daz hat Volkes vil verslozzen.“
do sprach der unverdrozzen:
„ist ir geverte dir bekant?“
„ia niht, wan der Juden sprach si haut.
hie vor vor manigem jär
dd vie si Salmanasar,
der kiinic in Iudeä
und sazt sie inz gebirg alda,
da nü ist ir beliben.
ir zit miiezen si da vertriben.
niender kunnen sie uz körnen,
wan an einer stat, hän ich vernomen,
da gar ein enger wec ilzgct,
den daz volc mit huot bestet.
zweier lei liut sint sie erkant,
Gog und Magog sint sie genant,
der werlte tuont sie Schadens vil.
so nu kumt daz jüngste zil
426
Z i n g e r 1 e
und daz bi der selben frist
sol komen der Antercrist,
so tnont sie in der werlte schaden,
daz sie von in wirt überladen
mit wetuom und mit herzeleit.“
dö nü dirre also seit,
dö sprach der edel künic klar:
„ei werder heit, nu wis mich dar“
„daz tuon ich willicliche“
sprach Caudalus der riebe.
dö nü diz geredet wart,
dö huop sich üf die vart
gen dem berg Alexander.
allez daz van der,
daz im Caudalus sagte.
under allem her er fragte
und bat im sagen maere,
wer daz volc waere.
dö wart er berihtet reht,
daz sie waern der zwelf gesiebt
und iren schepfer verlurn,
unde ir e verkurn,
als in die gap der siieze got,
und betten an die abgot.
vil unreinicheit
wart im dö von in geseit,
und daz sie slangen unde kroten
aezen und die töten.
nü lioeret, wie der werde fuor:
ir beliben er alda swuor,
er wolt vermachen in die kluns.
nü ist also gesaget uns:
dö er nü kam an die stat,
got er dö vil tiuwer bat.
der edel fürst gehöret
sin gebet gen got er köret
und sprach: „du aller höchster got,
din gewalt und din gebot,
Eine Geog'raphie aus dein dreizehnten Jahrhundert.
427
du aller ding ein fundamint,
la die tiufelisclien kint
mit kreften hie besliezen,
lä dich des nilit verdriezen,
daz din vole üf der erde
von in iht geirret werde.“
der süeze got durch sin gehet
Yor allem vole ein wunder tet.
wand im an der selben stunt
von himel tet ein stimme kirnt,
daz sin betelichiu wort
unser herre hiet erhört,
daz vole solt sin gevangen da.
die herg- hegunden sieh sa
vaste ze hüfen drucken
und also ze samen smueken,
daz dar in die unsiiezen
öf die zit hiten müezen,
hiz daz die argen boesen
der Antercrist sol loesen,
bl dem sie üf der erden
gar gewaltic werden.
V. 197. Carrnani, deren Plinius öfters erwähnt. — Bei Megenberg
ist wohl dasselbe Volk gemeint, wenn er sagt: aiu prunn
ist pei den Garamanten. 483, 22.
Wohl die Oretes. In Indiae gente Oretum. Plin. hist,
nat. 2, 73.
An den Namen Orestas erinnert das Oraste Gentesin des
Wolfram: starc rorine seliefte drin
von Oraste Gentesin
uz einem heidenselien muor. Parz 335, 21.
dö ierte Meljanzen pln
von Oraste Gentesin. Parz 385, 5.
von Orastegentesin der kiinec Thöaris. Parz 770, 15.
ze Oraste Gentesin
truoc er kröne W. Willehalm 22, 20.
die von Oraste Gentesin. Ebendort. 341, 16.
Sizb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft. 28
428
Zid ge r I e
der künic Nöupatris
von Oraste Gentesin. Ebd. 362, 20.
V. 199. Ein Dacna nennt Ptolemeus in Hinter-Indien.
V. 210. Schon Plinius erwähnt der Pymäen in Indien: Indus statim
a Prasiorum gente, quorum in montanis Pygmaei traduntur.
VI, 22. Derselbe Schriftsteller erwähnt öfters dieser Zwerge:
Gerania, ubi Pygmaeorum gens fuisse traditur IV, 18. Qui
dam et Pygmaeorum gentem prodiderunt inter paludes, ex
quihus Nijus oriretur. VI, 33. Quidam ihi (Caria) Pygmaeos
habitasse tradunt. V, 29.
V. 212. Über ihre Grösse schreibt Plinius: „ternas spithamas longi-
tudine, hoc est, ternos dodrantes non exeedentes. VII, 2. —
Megenherg gibt als ihre Grösse auch zwei Daumellen an:
Es sint auch klaineu läutel, die wonent auf ainem herg in
Iudia, die haizent pigmei. diu sint zwaier daumellen lanch
und streitent mit den kränichen. diu läutel kindeint in dem
dritten jär und altent in dem ahten. 490, 33. Auch im Her
zog Ernst begegnen sie uns:
dem herzogen saget man
daz ein volg were san,
die betten sunderlich ein lant
und weren Picmei genant,
der vogel eier wer ir nar. 4033
daz volg er durch wunder besacli,
als der kerre sint verjach,
daz er den ntrgent funde hie,
der im ginge an sine knie. 4071.
Vgl. Hagen d. Ged. d. MA. I, XIV. Anmk. 38. Gesta Rom. e. 173.
V. 213. Den Kampf mit Kranichen berichtet schon Plinius VII, 2.
X, 30. Auch Megenherg berührt ihn nochmals 192, 2. ln
Herzog Ernst werden nur Vögel genannt. 4033 und 4075.
V. 222. Hae, priusquam dehiseant, decerptae, tostaeque sole faciunt
quod vocatur piper longum: paulatim vero dehiscentes matu-
ritate, ostendunt candidum piper: quod deinde tostum solibus,
colore rugisque mutatiir. Plinius XII, 14. Rabanus spricht: der
pfefferpaum hat weizew körnel, aber si werdent swarz mit
der prunst an der stat, wenn man die slangen scheuht.
Megenherg 373, 2.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
429
V. 236. Plinius nennt Macrobii in Äthiopien VI, 35. VII, 2. Vgl.
Hagen, d. Ged. d. MA. I, XIV. Anmk. 39.
V. 279. Ander laut sint, die ezzent roch viscli und trinkent daz
gesalzen merwazzer. Megenberg 489, 34.
V. 290. Super alios autem anthrophagos Scythas, in quadam con-
valle magna Imai montis, regio est, quae vocatur Abarinon,
in qua silvestres vivunt homincs, aversis post crura plantis,
eximiae velocitatis, passim cum feris vagantes. Plinius VII,
2. In monte, cui nomen est Nulo, homines esse aversis
plantis, octonos digitos in singulis habentes, auctor est
Megasthenes. Plin. VII, 2. Ez sint auch laut, die habent die
versen an den füezen her für geleert. Megenberg 490, 3.
V. 293. Plin VII, 2. — Auch sint laut, diu liinder sieb gekert bend
habent und an jedem fuoz aht zehen. Megenberg 490, 1.
V. 299. In multis autem montibus genus hominum capitibus caninis,
ferarum pellibus vellari, pro voce latratum edere, unguibus
armatum venatu et aucipio vesei. Plin. VII, 2. Jeronimus
der hailig lerer sagt von läuten, die haizt er Cynocephalos,
die habent hundeshaupt und scharpf krumm negel an den
lidern und sint rauch an dem leib und redent niht, si pellent
sam die liund. Megenberg 490, 3. Vgl. Gesta Rom. c. 173.
V. 309. In quadam gente Indiae, i'eminas semel in vita parere,
genitosque confestim senescere. Plin. VII, 2. Ez sint auch
weip, diu geperent ains mäls gra l'riiht, und wenn die trübt
lang lebent, so wirt ir har swarz in dem alter. Megenberg
489, 29.
V. 317. In Calingis, ejusdem Indiae gente, quinquennes concipere
feminas, octavum vitae annum non excedere. Plinius VII, 2.
Auch sint frawen, die neur fünfstunt geperent und dar nach
miigent si niht lenger geleben denn aht jär. Megenberg
489, 32.
V. 328. Sed et juxta eos, qui sunt ad septentrionem versi, band
procul ab ipso Aquilonis exortu, speeuque ejus dicto, quem
locuna Geseliton appellant, produntur Arimaspi, quos diximus,
uno oculo in fronte media insignes. Plin. VII, 2, Auch VI,
19 von Plinius genannt. Ez sint auch da selben ainäug laut,
die haizent arimaspi und cyclopedes, und habent ain aug ze
mittelst an der stirn. Megenberg 490, 15.
28
430
Z i n g- e r I e
sie quamen an dem dritten tage
in ein gar richez lant.
Arismaspy ist ez genant,
freuwen sie sieh des hegenden,
wol erbuwet sie ez funden.
daz volg' ist wunderlich getan:
nicht mer, wenn ein oug' si han
hoch uf gegen dem hirne
oben an der stirne.
Cycropides sint sie genant,
glich gestirnet allensampt,
ez si man oder wip,
sie haben alle starken lip. Herzog Ernst 3006.
Vergl. Hagen d. Ged. d. MA. I, XIV, Anmk. SS. M. Kai-
serchronik III, 493.
V. 330. Item hominum genus, qui Monocoli vocarentur, singulis
cruribus, mirae pernicitatis ad saltum: eosdemque Sciapodas
vocari, quod in majori aestu humi jacentes resupini, umbra
se pedum protegant. Plin. VII, 2. Laut sint, die habent neur
ainen fuoz und laufen! gar snell, und der fuoz ist so prait,
daz er ainen grözen schalen gibt gegen der sunnen, mul
ruoent si under irm fuoz reht sam under aim obdacli.
Megenberg 490, 20.
dem konige was nahen gesezzen
ein volg, mit strit vormezzen
ungestalt und unsüze,
die hiezen Blatefüze;
die Helfen uff bruch und nff mos,
dar komen mochte man noch ros.
wenn ez wil unweter werden,
so recken die unwerden
die filze uf. daz ist ir sete
und schirmten in vor dem weter da mete. Herzog Ernst 382S.
Vergl. überdies Gesta Rom. c. 1 TS. König Rother 1871,
Hagen d. Ged. d. MA. I, XV. Anmk. SO. M. Kaiserclironik III,
492 und 493.
V. 352. Rursusque ab bis occidentem versus, quosdam sine cervice
oculos in humeris babentes. Plin. VII, 2. Megasthenes gen-
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
431
tem inter Nomatlas Indos narium loco foramina tantum haben-
tem, anguium modo loripedem, yocari Scyritas. Plin. VII, 2.
Auch sint laut an liaupt, die liabent ir äugen an den
absein und liabent für munt und für nasen zwai löclier an
der prust und sint über al rauch mit liertem bar, sam diu
wilden tier. Megenberg 490, 22.
V. 360. Ad extremos ßnes Indiae ab Oriente circa fontem Gangis,
Astomorum gentem sine ore, corpore toto hirtam yestiri
frondium lanugine, balitu tantum viyentem et odore quem
naribus trabant. Nullum illis cibum, nullumque potum: tan
tum radicum florumque varios odores et silvestrium malorum,
quae secum portant lougiore itinere, ne desit olfactus: gra
viore paulo odore baud difficulter exanimari. Plin. VII, 2.
Ez sint auch laut, die anders nihts liabent des si leben dan
daz si an aim apfel smeckent, und wenn si verr wellent gen,
so tragen! si den apfel mit in, anders si stürben, wenn si
ainen poesen smack smeckten. Megenberg 490, 26. Vergl.
Gesta Rom. c. 173.
V. 375. Megasthenes scribit, in India serpentes in tantam magnitu-
dinem adolescere, ut solidos hauriant cervos taurosque.
Plinius VIII, 13. Plinius spricht von dem tier, das ez so
gröz sei, daz ez liirz und rinder verslind. Megenberg 265, 19
V. 386. Cyrogrates ist ain tier, daz menscbleich stimm lernt. Megen
berg 132, 19.
V. 474. Vergl. Massmann d. Ged. I , 313. L. Alex. W. 5428. Parz,
482, 24. Troj. Kr. 9566. Renner 19296. MSII. I, 202% II.
311% Frauenlob KL. 10. Gold. Schm. 257. Megenberg
161, 19. Wartburgkrieg S. 175. — E puossi assimigliare
la intemperanza al liocorno, ch’e una bestia ehe ba tanta
dilettazione di stare con alcuna donzella vergine, ehe, com'
egli ne vede alcuna, incontanente va da lei, e addormentasi
nelle sue braccia; poi yengono gli cacciatori, e si lo pren-
dono; ehe altrimenti non lo potrebbono pigliare, se non per
la sua intemperanza. Fiore di virtu cap. 30. —
V. 509. Vergl. Ren. Wörterbuch II, 463. Pf. Germania VIII, 58.
Megenberg 156, 33.
V. 520. Albertus spricht, daz in dem wazzer, daz Ganges beizt, ael
gen, die sein dreizic elnpogen lang. Megenberg 245, 4.
I
432 Zin geile
V. 542. Vergl. Herzog Ernst 3180 ff. Vaterunser 1223. Wartburg
krieg S. 163, 166, 169. Letzterer Stelle zufolge liegt der
Agetstein „zwelf rasten“ von Palaker's entfernt. Megenberg
451, 22. Hagen d. Ged. d. MA. I, XII. Anmerk. 49.
V. 551. Der (Magues) zeucht daz eisen an sieb, wenn der adamas
nicht gegenwärtieh ist. Megenberg 451, 23.
V. 552. ein ritter bete bockes bluot
genomen in ein langez glas:
daz sluoger üf den adamas:
dö wart er weicher danne ein swamp. Parz. 105, 18,
Sieb lat doch brechen der herte adamas,
swenne er vor begozzen wirt mit bockes bluote. Büwenburc
, MSH. II, 262\
der adamas ist gar liert, also daz man in weder mit eisen
noch mit feur zerpreeben mag, aber man zerpricht in mit
vrischem pockspluot, daz allererst vergozzen ist und noch
warm ist. Megenberg 433, 4.
V. 565. Vergl. die Arethusii in Syrien. Plinius V, 19.
V. 676. Nnbathaei südöstlich von Palästina.
V. 736. Kairo. Auch in Parz. ist wahrscheinlich unter Babylon Kairo
zu verstehen.
V. 745. Vergl. L. Alex. 6320. Herbort 14490 0’. Megenberg 22. 12.
492, 31. Unsere Chronik berichtet über den Ursprung der
Amazonen
Ouch huop sich bl den ziten an 60 B 2
diu zit, daz erst wahsen began
ein liut, daz mit menschlicher kraft
so stark wart und so manhaft,
5. daz nieman mit in gestrften
mobte sit in manigen ziten.
als werlich was ir 11p.
die selben liute warn niur wlp
und wären Amazönes genant.
10. nü wil ich in tuon bekant,
wie ir nam, ir kraft, ir wer
sich anliuop und daz ir her
des sites dö begunden,
daz sic striten künden.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
15.
20.
25.
30.
40.
45.
50.
daz selbe e gescliach da vor:
ein künic was genant Yesor,
der truog in Egipten lant
die kröne mit werlieher hant.
der reit dd bi den ziten
mit herschaft üf die Citen,
ein liut, daz man also nant.
in Cytia dem lant
was diu selbe diet geborn.
sie waren oueh da für erkorn,
daz in mit werlichen siten
selten iht wart ab gestriten.
so werhaft waren sie erkant.
den reit mit here in ir lant
von Egipto kiinic Yesor,
den ich nante e hie vor,
und lae mit grözem bere da.
die Cyten samten sich oucli sä
und sazten sich gen Yesor ze wer
mit so werlichem her,
daz sie mit im begunden striten.
bi den selben ziten
muost künic Vesor underligen,
den Cyten moht er niht an gesigen,
wan si in mit gewalt an riten
und ouch den sig an im erslriten.
dar zuo mit gewaltes hant
gewunnen sie im an sin lant
und twungen in mit siegen,
daz er muost sin lant geben
und flühtiklich von in entran,
als ich diz gelesen bän.
Nu sazen die Cyten sft
nach dem selben strit
vil gewaltikliche
da in Vesores riebe
in Egipto und twungen da
vil liul in Asiä,
(
434
Z i ii ff e r 1 e
daz sie gewinnen landes vil.
dar nach in kurzem zil,
5S. dö sie in der kraft heliben,
dö wurden von Cytia doch vertrihen
zwen junge hei werhaft.
die beten vil inanliehe kraft,
der selben liiez einer Plynius
60. und der ander Scolopeius,
und dö die beide ellenthaft
daz laut beten gerumet mit ir kraft,
dö twungen sie her wider sä
Pontum und Capadociä
6S. und liezen sich dar inne nider.
sie betwungen uf dem lande wider
daz bi gelegen lant, gar,
daz mit urliug gen in war.
sie zugen die aldä
70. uz dem lant Capadociä
in andriu lant mit grözer wer.
iedoch wurden sie und ir her
zc jungst von Überkraft erslagen.
die von in e beten getragen
7S. kumber und manige nöt,
von den lägen sie nü tot
und vil manic gröziu schar,
die sie mit in brähten dar.
Dö nu der wert Plynius
80. und ouch Scolopeius
gelägen also mit ir wer
und mit in allez ir her
gelägen tot mit irem lip,
dö begunden diu wip
83. in zwivel mit vorhten wesen,
wie sie solten genesen
60 B 3
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
*
43!»
die man vertribent uns nü hie.
da von ir dinc sich also an vie,
sie gedähten in, daz in bezzer waer ze wer
dann daz sie der vinle her
95. gar betwunge mit kraft
ze dienstlicher eigenschaft
oder swie sie diuhte gnot.
da von wart in allen ze muot,
daz sie mit wer erstürben,
100. e daz si also verdürben.
nieman wolt schonen irr wipheit.
da von wurden sie ze wer bereit
und üf strlt als die mail,
mannes wäpen legten si an
105. und lerten ser da mite 61 A 1
striten nach manlichem site,
also daz sie in kurzen stunden
schier wol striten künden,
mit dem bogen schuzzen si wol.
1 10. sehoeniu pfärt und schoeniu vol
riten diu selben wip.
in was vil starc und stolz der lip.
ir gewant in oueh gie
nilit verrer, danne üf diu knie.
115. do nü diu werden wip her
gclerten also mit wer,
daz nieman in den ziten
molit mit in gestriten
und do sie des wurden gewar,
120. do huoben sie sich dar
an die man, und do sic daz vernomen,
daz diu wip wären körnen,
do huoben sie sich gen in
üf daz vclt hin
125. und vahten mit in an der zit.
die man verluren do den strit
und wurden von in do erslagen,
als ich die Schrift hoere sagen,
436
Z i n g- e r I e
und liezen ir einen niht genesen.
130. sie wolten fri sin gewesen
vor mannes meisterschaft.
und do sie erfunden an in die kraft,
dö liezen sie sieh zeliant
nider in ein witez laut,
133. daz mit dem mer beslozzen was
und mit gebirge, als ich las
an Alexanders buoeh,
sie liaeten vil kleinen ruoch
uf man. aber nach dirre zit
140. über etelichiu jär sit,
dö begunden sie vorlite bau,
ob sie beliben äne man,
so müesten si alle gar zergan.
da von namen sie sieb an,
145. daz sie von andern landen
der man zuo in besanden
so vil, daz ein ieglicli wip
lief dö gewizzen mannes lfp,
den sie gern haben wolle
150. und bi im kint tragen solte.
noch sage ich von in me,
daz sie nach der e
die man namen ze man.
die nmosten verre sin bin dan
155. in einem andern laut von in,
daz sie niht kaemen zuo in hin,
dan zeinem male in dem iar
61 A 2
dö santen diu wip dar
nach in in daz selbe laut,
160. da in underscheit was erkant
und opfräten da iren goten,
als in von orden was geboten
und legten sich zeinander da.
welbiu dann wart swanger sä,
165. als der man beim körnen was,
]j
und so sie dann des kindes genas,
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
437
was ez ein sun, so sant si ez dem vater sin.
was aber ez ein meidelin,
so behielt sie ez bi ir da
170. und licz im abe sniden sä
die zeswe brüst, daz ist ungelogen,
diu sie irret zuo dem bogen
und zuo dem schirme und dem slag,
swenn ez kaeme an die tag,
daz ez sich dann möht gewern
und mit sehiezen sich ernern.
da von liiezen sie Amazönes.
fiir war bin ich bewlset des,
in der selben spräche dan
nennt man wibes brust Masön,
der dann da für setzt ein ä
so spricht ez eine brust sä.
Konrad gibt eine ganz ähnliche Erklärung des Namens. Troj. Kr.
42235 ff.
V. 755. Mazzegetes. Plinius VI, 19.
Seres. Plinius VI, 20. — Seres öfters bei Wolfram: Parz,
G29, 18. Willi. 20, 25. 341, 25. 303, 10.
V. 761. Hier ist wohl Partia gemeint.
V. 773. Wol Scythia.
V. 774. Hunnia in den Gegenden nordwärts vom kaspischen Meere.
V. 778. Wold Hyperborei. Diese Stelle ist vermuthlich veranlasst
durch Plinius, der im Capitel Seres sagt: sinus, et gens
hominum Attacorum, apricis ab omni noxio adflatu seclusa
collibus, eadem, qua Hyperborei degunt, temperie. VI, 20.
V. 780. Albania am östlichen Kaukasus gegen das kaspische Meer,
südwestlich an Armenien stossend.
V. 784. Vergl. üf den bergen Ararat. Anno 311.
V. 791. Wol Iberia nördlich von Armenien am Südabhange des
Kaukasus.
V. 817. Herica ist vielleicht Hcraclea im östlichen Theile von
Bithinien.
V. 819. Nick dürfte die Stadt Nicaea sein.
V. 829. Vermuthlich Galatia.
438
Z i n g- e r I e
V. 837. Lycaonia.
V. 844. Isauria.
V. 848. Amanus das üslliclie, Taurus das nördliche Grenzgebirge
von Cilicien.
V. 872. Rhypaeen, ein Gebirgszug am äussersten Norden Europas
gedacht.
V. 873. Tanais (Don.) —
V. 919. In der Strassburger HS (Diutisca J, 47 ff.) folgen nach
stehende Verse:
Diu erste ist Costenz genant,
die der edel degcn guot,
unverzagt und höchgemuof,
ein roemiseher kunic riebe
stifte werdecliche.
er hiez Conslantinus.
nach im nante er si sus
und tet ir namen so erkant,
daz si ist Costenz genant,
dar nach bi des Rines vluot
lit ein vest unmäzen guot
Basel, diu vil werde,
daz ninder üf der erde
endarf bezzer veste sin.
si hat körn und guoten win,
vollicliche gröze gnuht.
ouch hat si den besten luft,
der in landen möhte wesen,
daz sprech ich, wan ieh'z han gelesen,
darzuo ist sie gevestet')
geweliet und gegestet
mit manger hure vil schone,
die si rehte als ein kröne
zierent mit werlicher kraft,
in Basel sint ouch ellenthaft
mit huse gesezzen
ze aller zit vermezzen
fünfzic ritter oder mer,
die man niemer widerkör
*) g-eweslit.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
439
sihet tuon ze kinden
ze frouwen noch ze sinden
e, e daz sie gesiget hänt.
ouch tuon ich in noch mer erkant.
du ist guot alles guotes,
da ist des heiligen bluotes,
daz von gotes herzen flöz,
daz er durch uns alle göz
an dem fronen criuze hör,
daran er liienc verwundet ser
da ze Calvariä.
des selben criuces ist ouch da
ze Basel in der houbetstat.
da von si sö vil lobes hat,
daz si nieman vollohen kan.
V. 923. Die Strnssb. HS. hat dann folgende Verse (Diutisca I, 63)
Darnach bi dem Rine hin
so lit, als ich bewiset bin,
ein sclioeniu, wunnecliche stat.
Strazburc si den namen hat.
si ist gezieret schöne,
si ist des landes kröne.
bi der stat vil nahen bi
über kleiner raste dri
ligent silberberge rieh.
gröz, hoch und wunneclich.
daz silber, daz da wirt gegraben,
so ez wirt gebrant, sö wirt ez erhaben
und wirt gefüeret in die stat
ze Strazburc. da von si vil sat
ist von silber linde her.
da von nach der buoche ler
Strazburc in lingua latinä
heizet Argeutinä,
in tiutsclie ein silberstat genant
durch daz. wan elliu diutschen laut
beidiu hie, da unde dort
den vil keiserlichen hört
440
Z i n g- e r 1 0
antwurtent dar und sie waer baz
ze Rome, da der keiser saz.
uns kündet ouch diu rehte za],
daz bi dem Rine hin ze tal
lit Spirc wol gevestent 1 );
da menige kunige restent
und da wartende sint,
wanne lcorn der megede kint
geleitende den strengen sent,
dem si danne red ergent
und vil gar ze rehte stänt,
wie sie sin liut gerihtet haut.
ouch sult ir wol wizzen daz,
da zwischen Strazburc, als ich las,
und Spire lit drilic berc,
als uns seit der wärheit werc,
da von er Drivels ist genant
in allen landen wol erkant,
wan da sint üll'e schöne
des riches sper und kröne,
die da mit höher wirde sint.
ez ist diu kröne, die daz kint,
der megede kint, got Jesus Crist,
der aller dinge schepher ist,
der alliu dinc in sinen gewalt
besliuzet. junc unde alt,
himel, erde, wazzer, stein
und der helle kruft gemein
berichtet er mit silier kraft.
sin gewalt hat elliu behaft,
der dise selbe kröne truoc.
der wärheit weiz man vil und gnuoc.
nach Spire bi dem Rine da
lit ein stat Wormatiä.
diu selbe stat, diu ist vil guot.
dar nach bi des Rfnes vluot
*) givestit.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
441
lit Megenze vil vermezzen.
ein erzbischof ist da gesezzen.
uns seit diu historiä,
daz nach dem Möun Mogunciä
si diu selbe stat genant.
sie ist vil witen ei'kant.
dar nach bi des Rines flöz
lit Colne ein stat. diu ist vil gröz
und in hoher scliouwe gar.
diu maere sagent uns vür war,
diu stat si saeldenriche,
wan da staeteclfche
restent grözer heiligen vil,
der ich ein teil hie neninen wil.
V. 978. Vielleicht Mösia.
V. 983. Wohl der Dniepr.
V. 1006. Cornia wohl Acarnania oder Coronea.
V. 1008. Acliä ist vermuthlich Attika.
V. 1013. Salueck, das in der deutschen Heldensage öfters genannt
wird (Grimm HS. 230, 236, 212), ist Saloniclii. — Ema-
thiä ein Theil des alten Macedonien.
V. 1022. Sicionie, Landschaft des Peloponnes.
V. 1032. Apenninei hier auch aut’ die südlichen Alpen ausgedehnt.
V. 1070. Falben, Cumanen. Flachen, Wlachen.
V. 1118. Terra di lavoro, Landschaft des Königreiches Neapel.
Vergl: sin laut heizt Terre de Läbür. Parz 636, 14.
V. 1119. Vergl. Caps was sin houbetstat. Parz. 636, 19.
V. 1120. Wohl der „Mendelberc“ der Kaiserchronik 10396, 14391.
Vergl. Grimm d. Mythologie 134 Anmerk.
V. 1124. Unsere Apenninen.
V. 1146. Bellica Gallia. Kaiserchr. M. 399.
V. 1147. Mons Jovis, der grosse St. Bernhart. S. Grimm deutsche
Mythologie 134.
V. 1166. Gallia Narbonensis.
V. 1178. Gallia Tarraconensis.
V. 1180. Korhä vermuthl. Cordova.
V. 1187. Navern, Navarra. — Wascum, Vasconia (Gascogne).
442
Z i n g e r 1 e
V. 1188. Santhum, Saintonge.
V. 1189. Castel, Castilien.
V. 1204. Norgäleis. (Nord-Valois?) Norgäls bei Wolfram: si truog
ouch krön ze Norgäls. Parz. 103, 9. Wäleis und Norgäls.
Parz. 128, 7. 494, 23. 803, 3. Du bist oeh kiinec ze Nor-
gäls. Parz. 140, 29. uz Norgäls gein Späne. W. Tit. 82, 1.
daz ist Engellant und Wäleis,
Scliotenlant vnd Norgäleis. Rudolf v. Ems (Kaiser-
chronik III, 493).
V. 1233. Cyrenaica. —
Y. 1260. Perinte, Berenice.
V. 1261. Asyone, Arsinoe. — Tyrone, Cyrene.
V. 1262. Ptolemais.
Y. 1266. Tripolis, die drei Städte, von denen es den Namen hat, sind
Oeca, Sabrata, Leptis.
V. 1272. Pisate, Byzacium.
V. 1273. Arome, Hadrumet.
V. 1276. Dem Zusammenhänge nach ist Censiä die Landschaft
Zeugitana.
V. 1293. Mauritania war eingetheilt in Sitifensis, Caesariensis und
Tingitana.
V. 1301. Yergl.: Ain prunn istpei den Garamanten, der ist des tages
so kalt, daz in niemant getrinken mag, und des nachts so
warm und liaiz, daz in aber niemant getrinken mac.
Megenberg 483, 21.
Y. 1317. Die Trogodytae bei Plinius (XXXI, 13) ?— Wahrschein
licher sind hier die Troglodyten am Westen des arabischen
Meerbusens gemeint. (Plinius Y, VIII.)
Y. 1326. Wohl Gades, fälschlich nach Afrika versetzt.
Y. 1331. Vergl.: der Astronomie scliar
was meistcr Albumasar,
Ptolomeus vaner was
und vorveliter Atlas. Wälsch. Gast. 8933.
Y. 1360. Abnudes wohl Abydus.
Y. 1361. Yermuthlich Hellespont.
V. 1364. Cyclides, die Cycladen.
V. 1371. Wohl Tenedos.
Eine Geographie aus (lern dreizehnten Jahrhundert.
443
V. 1372. Schon bei Homer die lnindertslädtige genannt: di Kpfjrr/v
sxaTcparoAiv ap.yevEp.ovro. II. II, 649.
V. 1374. Cythera.
V. 1373. Cytliera cum oppido, antea Porphyris appellata. Plinius
IV, 19. -
V. 1376. Carpathos zwischen Rhodos und Kreta.
V. 1381. Icaria westlich von Samos.
V. 1383. Paros.
V. 1391. Cythos nordwestlich von Paros.
V. 1427. Die Vuleanischen oder Aeolischen Inseln.
V. 1432. Wohl die Inseln Stoechades an der gallischen Küste, öst
lich von Marsilia.
V. 1433. Vermuthlich das Barpana hei Plinius III, 12. —
V. 1449. Vergl.: Ez sint etleich warmprunnen, die hailent die kranken
äugen, aber si strafent die dieb, wan welcher diep für ain
diepstal swert, ist er mainaid, so erplindet er von den
wazzern, ist aber des niht, so gesiht er paz dann vor.
Megenberg 483, 3. —
V. 1436. Ebusus, das heutige Ivica an der Ostküste Spaniens.
V. 1463. Vermuthlich die Gorgades des Plinius. VI, 30.
V. 1467. Espide ist die Insel Atlantis. Über diese sieb A. v. Humboldt
krit. Untersuchungen I, 153 ff.
V. 1516. Über St. Brandan s. Simrock's Wartburgkrieg S. 342.
Keller, altfranzösische Sagen II, 1 und Dr. 0. F. Pescheis
Aufsatz : „Ursprung und Verbreitung einiger geographi
schen Mythen im Mittelalter“. (Deutsche Vierteljahrsschrift
1854, 2, 244.)
V. 1481. Vergl.: ein boum der heizet ebanus;
des kraft sol man sus
mit dem urkunde erkennen,
daz fiur mac sin niht gebrennen. [321, 6.
da von ist er erkant. Flore 2071 und Megenberg
V. 1498. Die sogenannte St. Brandans-Insel, mitten im atlantischen
Ocean gedacht.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Uft.
29
444
Z i n g e r 1 e
Namcnverzcicliiiiss.
Abnudes1360.
Ächä 1008. 1014.
Achaiä 1021.
Acharje 1373.
Adam 24.
Affrika 49, 33,1243, 1283, 1323, 1363.
Agrotim 248.
Agyrä 144.
Agyre 144.
Albaniä 780.
Aleman 908.
Alexander 177, 731.
Alexandrte 729.
Almania 889, 907.
Amazones 743.
Ammoniä 848.
Amoniten 606.
Amüter 1300.
Ankun 1116.
Antiochiä 619.
Aonje 1011.
Apenninei 1032, 1162.
Appolloniä 1263.
Arabiä 396.
Aretusa 563.
Argentinä Anm. 923.
Arimaspi 328.
Arkadiä 1022.
Armenie 783.
Arome 1273.
Arrarat 784.
Asiä 47, 51, 70, 815, 859, 1369, 1470.
Asm minor 807.
Assiria 569.
Assur 570.
Asyone 1261.
Athene 1010.
Atlas 1330, 1331.
Atlanticum mare 1329.
Babel 30.
ßabilönm 737.
Babilonje 32, 394, 736.
Basel Anm. 919.
Beheim 1086.
Beierlant 934.
Bereth 1269.
Bethiä 1179.
Bitiniä 816, 823.
Bodemse 908.
Brabant 942.
Brandän 1516.
Britanje 1152, 1202.
Bulgarie 977.
Burgunden 1155.
Dalmacia 1003.
Damas 619.
Dän 636, 639.
Danaus 873.
Dardaniä 832.
Dessäliä 1012.
Domia 890.
Drivels Anm. 923.
Duringen 946.
Ebee 1426.
Ebosus 1456.
Edos 1363.
Eine Geographie aus dem dreizehnten Jahrhundert.
445
ßgipten 693, 1376.
Egipto 703, 711.
Egiptus 700.
Ejulät 157.
Elainiten 608.
Elbe 950.
Elboidü 1007.
Elospandiä 1361.
Emathia 1013.
Engelant 1202.
Ephesus 809.
Epirus 1003.
Equitänjä 1171.
Espide 1467.
Ethnä 1407.
Etiopiä 1295.
Eufrätes 98, 586, 614.
Europa 48, 52, 861, 1236, 1242, 1362,
1471.
Galaciä 1180.
Galilea 657.
Galliä 1139, 1143, 1146.
Ganges 520.
Garmanen 197.
Gaudes 1326.
Gaudiianiuni mare 1328.
Geon 98.
Germania 897, 900, 952.
Gog 179.
Golzen 754.
Gomorre 665.
Gorgordes 1465.
Gothia 890.
Hericä 817.
Hiberniä 1205.
Hollant 942.
Hunniä 774.
Ibernia 791.
Idumei 606.
India 115, 193, 233, 507, 550.
Indus 557, 560, 1247.
Ircaniä 726, 1381.
Isariä 844.
Ismahel 677.
Ismaheliten 673.
Ispanie 1174, 1175, 1191, 1458.
Italiä 1099, 1109, 1136.
Iapbet 52, 626, 863, 982, 1195,1234,
Jebuseus 647.
Jerusalem 645.
Johannes 811.
Joporei 778.
Joppen 1287.
Jor 637, 638.
Jordan 635, 640, 641.
Juden 643.
Calabri 1118.
Calabria 1461.
Kaldea 595, 738.
Calpiä 741.
Calvaria Anin. 919.
Calycia 829.
Campus 699.
Cananea 643.
Canopitii 697.
Capadocia 792.
Capados 1376.
Capis 1119.
Cariä 837.
Karibdis 1425.
Kiirlingen 1156.
Kartago 1278.
Kaspi, montes 174.
Castel 1189.
Caucasas 21, 741.
Cenopedes 330.
Censiä 1276.
Kernden 1091.
Cesariä 1294.
Cetim 994.
Cham 53, 629, 1245.
Cbamagena 622.
Chananeus 648, 653.
Chile 1210.
Cidero 1374.
Cicladen 1378.
Cilicia 846.
Cilla 1426.
Clycopes 329.
Colne Anm. 923.
29
446
Z i ii g e r 1 e
Constantinopel 987.
Constantinus 988, Anm. 919.
Korhä 1180.
Korintus 1021.
Cornewal 1203.
Corniä 10i*6.
Costenz Anm. 919.
Közel 1067.
Közler 1067.
Kriechen 991, 992, 996, 997, 1002,
1196.
Crite 1352.
Cursicä 1486.
Cydon 1391, 1397.
Cyclides 1364.
Cytiä 773.
Lamparten 1114, 1132.
Leptis 1270.
Libanus 632.
Libtä 708, 1284, 1388.
Lieiä 852.
Lugdim 1168.
Lugdunensis (Gallia) 1161.
Lusitaniä 1178.
Lulringen 1155.
Lydia 838.
Lycunia 837.
Madiäniten 707.
Magog 180.
Mäcedonje 1012.
Macrobi 236.
Marion 1384.
Maritima 1115.
Marrocli 1280, 1286.
Marsilie 1044, 1433.
Mazzegetes 755.
Mediä 576.
Megenze Anm. 923.
Melos 1385.
Meolides paludes 877.
Mesopotamiä 590.
Mesraim 694, 695.
Mesiä 968,
Meffen 1088,
Migdonie 818.
Moabiten 605.
Mogunciä Anm. 923.
Molosiä 1006.
Montjoffen 1147.
Mdritaniä 1288.
Möun Anm. 923.
Mytkä 819.
Nabaiot 676.
Nabonensis (Gallia) 1170.
Naper 985.
Narobim 1166.
Navern 1187.
Nazaret 661.
Nick. 819.
Nilus 719, 1480.
Ninnive 591. ;
Noe 684, 786, 788.
Norgäleis 1204.
Normanie 1204.
Nortmer 915.
Norwegen 960.
Numidiä 1287, 1430.
Ocasiä 1269.
Olympus 1015.
Oreb 603.
Orestas 197.
Orchades 1206.
Orthigiä 1380.
Ostermer 927.
Osterrich 1077.
Osterfranken 936, 945.
Palech 16.
Palestinä 642, 654.
Pamphiliä 853.
Panoniä 971, 975, 1030, 1093.
Parehares 1464.
Pardaniä 1435.
Paron 1385, 1391.
Parthiä 562.
Parze 248.
Patriä 761.
Pelopones 1011.
Pentapolis 664, 1256.
Perinte 1260.
Persiä 576.
Eine Geographie aus dein dreizehnten Jahrhundert.
447
Persidia 853.
Perticä 1498, 1504.
Petuliä 1286.
Phät 1126.
Physön 97, 359.
Pigmei 210.
Pisamicium 1274.
Pisale 1272.
Pilagoras 1399.
Plälo 1475.
Pölan 1086
Polomaida 1262.
Ponticum, mare 857, 925.
Pon' ns 834.
Porten 1124.
Portigal 1189.
Porferis 1375.
Prineipat 1119.
Prinzen 1088.
Probane 135.
Püll 1118.
Raplii, montcs 872.
Rin 902, 911, 916, 937, 940, 1149,
Anm. 919 u. 923.
Rinfranken 938.
Riuzen 985, 1087.
Roden 1165.
llodos 1370.
Rom 1104, 1121, 1122, Anm. 923.
Romanie 978, 1115, 1125.
Rötez mer 123. —
Saba 596, 597, 1295.
Sahsen 948.
Salem 646.
Salneek 1013.
Samariä 656.
Samarites 652.
Samos 1397.
Santhum 1188.
Sarmaten 754.
Schotten 1212.
Selant, 943.
Sem 50, 69, 646.
Sepio 631.
Seres 755.
Sethim 995.
Sibille 1400.
Sicilia 1111. 1403. 1425.
Sicionie 1022.
Smirnia 826.
Sneberc 1071.
Sudle 1485.
Södoma 665.
Spanja 1192, 1199.
Spire Anm. 923.
Spolit 1116.
Stekanes 1432.
Sliphesis 1293.
Stil- 1077.
Sloca 1385.
SlriUburc Anm. 923.
Swaben 906, 909, 934.
Swäbenlant 923.
Sweden 959.
Sydön 628.
Sydonje 628.
Synäi 603.
Syria 618.
Takas 198.
Tenemark 954.
Terralbür 1118.
Thabor 660.
Tharus 848.
Thebaidä 728.
Thelos 1377.
Thonatos 1210, 1371.
Tims 599.
Thydö 1279.
Tigitaniä 1179.
Tingwitania 1294.
Tiionaica 1255.
Toackas 198.
Traeiä 980.
Trachoniä 1178.
Trinaeria 1406.
Trippei 1266.
Trogadit 1307.
Troy 833.
Tiionomve 887, 893, 924.
Tuscan 1114, 1122.
448
Z i n g e r I e
Tygris 97, 560, 585.
Tyraniea 840.
Tyras 625, 626, 981.
Tyrone 1261.
Tyrus 625.
Unger 1056, 1062, 1073, 1078.
Falben 1070.
Yenedie 1419.
Fenix 622.
Flächen 1070.
Frankrich 1185.
Frigfiä 824, 828, 831.
Wäleis 1203.
Wascum 1187.
Wiudisch laut 1081, 1091, 1098.
Worrnaliä Anm. 923.
Wulcanie 1427.
Ziper 1350.
Zu Pleier’s Gurel.
449
Zu Pleiers Garei.
Die Bruchstücke der Meraner Handschrift.
Herausgegeben von Dr. Ignaz V Zingerle.
Beda Weber schreibt, dass man in Tirol „ausgedehnte Samm
lungen von Minneliedern in der köstlichsten Reinschrift auf aller
feinstem Pergament in so grosser Fülle fand, dass man schon im
XV. Jahrhundert die Gerichtsverhöre damit einzubinden anfing, wie
das namentlich im Meraner Archive noch zu sehen ist.“ *) Dadurch
neugierig gemacht, durchforschte ich schon im Sommer 1831 das
Stadtarchiv von Meran, fand mich aber in meinen Hoffnungen
ganz getäuscht. Ich erfuhr dann später, dass sehr viele Acten an das
dortige Gerichtsarchiv abgeliefert worden, doch auf nähere Erkundi
gungen hin ward mir gesagt, dass auch in diesem Archive nichts zu
linden sei, denn die Acten reichten nicht weit zurück. Später berich
tete mir ein Beamter, dass es im Gerichtsgebäude noch ein altes
Archiv gebe, welches beinahe ganz unbekannt sei. Dort Hesse sich
vielleicht noch etwas finden, und dieses habe vermuthlich B. Weber
gemeint, als er die vorstehenden Zeilen schrieb. Da veröffentlichte
Alois Goldbacher 1863 einige Bruchstücke aus Garei, die er zu
Meran gefunden hatte (Pfeiffers Germania VIII, 89—97). Es war
nicht schwer, den Fundort dieser Fragmente zu vermuthen, und
als ich im letzten Februar einige Tage in Meran verweilte und
mir der Zutritt ins alte Archiv gestattet war, fand ich bald als Ein-
') Land Tirol, I, 172.
450
Z i n g e r I e
bände von Gerichtsprotokollen und Verfachbüchern aus den Jahren
1617—1641 sieben Bogen, die zur nämlichen Pergament-Hand
schrift des Garei gehören. Die Blätter sind Folio, mit drei Colum-
nen auf einer Seite. Die Schrift ist sehr rein und deutlich und
gehört nach dem Urtheile eines gewiegten Kenners dem Ende des
13. oder dem Anfänge des 14. Jahrhunderts an. Da Pleier eher
nach als vor 1260 gedichtet hat 1 ) und Garei von seinen Gedichten
vermuthlich das späteste ist, da es noch das beste scheint 3 ), so
reicht diese Handschrift, die jedenfalls besser und älter als dieLinzer
Handschrift ist, nahe an die Lebenszeit des Dichters zurück und ist
um so beachtenswerther, als sie neben der genannten Linzer Hand
schrift die einzige ist, welche wir von diesem Gedichte noch besitzen.
Was die Schreibweise betrifft, kann Folgendes bemerkt werden:
Der Schreiber gebraucht durchweg langes s 3 ), für ü meist ou 4 ) (ouf
I, 24, 41, 163, 170, 247. II, 7, 14, 63, 85 ff. ouz I, 51, 227. II,
118. V, 93 ouzen III, 136 house II, 62, 115. VI, 64. hous II, 72.
V, 182. oulfe III, 32, 62 trourens III, 192 choume IV, 39 lout V,
50. VIII, 66 soumten V, 55 tousent V, 77 louten V, 83 klouse VI,
6, 26, 63). Das l ist häufig im ei aufgelöst. Anstatt des ei steht in
der Begel ai, und statt öu meist aeu (fraeuden I, 153 fraeude I,
263). Au statt ü begegnet selten: lauhte 1,16 klause 11,61. InBezug
derConsonantenfinden wir: ch statt c (minnichlich I, 21, 25 manichl,
25, 26 gesellichlich I, 23 trucli I, 52 klvch I, 53 lach I, 92 mach
I, 113 twanch I, 134, 171 etc.) statt k: trinchen II, 17 chinden II,
43 starchiv III, 2 gedanche IV, 227, w für b (lobewaer II, 199.
VI, 72. VIII, 33. IX, 143. XII, 218 geherwerget V, 194 herwerge
VII, 221. XIV, 57 herwergen IX, 185. X, 116. XIII, 229), b statt w
(rfibe II, 94 geruobet XIV, 7). z ist nach langen Vocalen meist
verdoppelt: grozzen II, 167 erlazzen III, 267 verwazzen IV, 44
sazzen V, 29 etc. Ebenso ist in „ors“ das s stets verdoppelt VI, 139,
145, 194. Andere nur vereinzelnte Abweichungen zeigen sich in
folgenden Fällen: schuf (schoup) 1, 29 lieft II, 120 liefen XI, 267
l ) Meie ranz, herausgegeben von K. Bartsch 366, Germania II, 300.
Ebendort. 363.
3 ) Nur einmal begegnet: valschez laz XIII, 254.
4 J Vergleiche: Grimui Gram. I, 3, 202.
Zu Pleier’s Garei. 41)1
abentivre I, 121 gebriset I, 212 höbsch (liöfsch) I, 31, 272
bezer III, 182.
Ganz geläufig ist unserm Schreiber iu statt iuch: I, 110, 166,
244. II, 109, 110, 120, 165. IV, 63, 182. VII, 226. XI, 71. XII,
115, 276. XIII, 140. Ebenso gebraucht er div statt die im acc. sing,
lern.: IV, 157, 162. V, 2. VI, 2, 65. IX, 136. XI, 53, 274. XII,
214. XIII, 5, 267. Statt den begegnet die Nebenform dien: XIII,
170, und so ist auch statt dein V, 29 zu lesen. Einmal finden wir
dere statt der V, 87. Minnechliv (I, 80) ist wohl nur ein Versehen
des Schreibers.
Ist unsere Handschrift im Ganzen gut und sorgfältig gefertigt,
so fehlt es dennoch nicht an manchen Verstössen. Ich verweise auf
folgende: zins statt zin II, 224. iemen statt niemen II, 110. mir
statt minerll, 184. von statt wan II, 190. defstatt denll, 193. gewerch
statt getwerch III, 67. einen statt feinen IV, 18. chvnege statt ehüne
(kiiene) IV, 23. XIV, 64 freilichen statt freislichenlV, 27. slager statt
slagenlV, 94. geschit statt geschiht IV, 103. wart für geschotet statt
was fürgestapfet V, 37. solden statt soldeV, 76. swem statt swen VI,
171. chvnegen statt chvnen (küenen) VI, 208. XIII, 88. wolten
helfe statt wolten ze helfe VI, 212. daz statt der VII, 249. der lüte
so vil so vil statt der lüte viel so vil VIII, 75. daz statt da VIII, 172.
taet statt reit X, 52. der statt den X, 57. ein ein statt an ein X,
147. daz statt haz X, 224. Nasseran statt von Nasseran X, 234.
der statt den X, 258. sinen statt sine XI, 126. zit statt sit XII, 16.
hei statt frei XII, 35. vnd mit statt vnd der mit XII, 66. si ist zu tilgen
XIII, 31. in statt die in XIII, 57. sehehen statt sehen XIII, 72. zwelf
statt bet zwelf XIII, 160. der der statt der XIV, 25.
Gehen wir zum Gedichte seihst über, so bemerkte schon Bartsch,
dass Garei unter den drei Gedichten des Verfassers das beste sein
möge. Da ich den Tandarias nicht kenne, so kann ich nur dies
bestätigen, dass Garei bedeutend besser ist als Meieranz. Zeigt der
Dichter auch in jenem wenig Erfindungsgabe, so erzählt er darin
doch meist mit Geschick und Lebendigkeit. Die Darstellung ist
viel gewandter, als in Meieranz, und glückt an besseren Stellen der
gestalt, dass sich Garei mit ähnlichen Artusromanen zweiten Ranges
wohl messen kann. Dieser Fortschritt zeigt sich auch in Handhabung
des Reimes. Die Bindung a : ä begegnet ausser vor r und n nur
höchst selten: vor t (houptstat: lat XII, 117), vor cli (nach: sach X, 59
452
Z ingerle
geschach: nach Germ. VIII, 91 b). n statt m im Reime: man: zam
V, 178. In der Bindung: want: allesamt V, 25 ist alle sant zu lesen 1 ).
Die Bindung i : ie fiel mir zweimal auf (nilit: lieht V, 56. lieht: niht
Germ.III, 30). o:o begegnet einmal: (porte: horte IV, 268). Von den
Bindungen u oder u : uo und ö : uo, die in Meieranz oft Vorkommen 2 ),
bemerkte ich nur die Fälle: zuo:döVI,21 hurte: ruorte Germ. VIII, 275.
— Beachtenswerth ist der Reim geleit: wit (Germ. III, 38), der uns
zeigt, dass dem Dichter auch ei statt des gewöhnlichen mild, l zu
komme. Einmal nur begegnet, dass ein vocalisch auslautendes Wort
mit auslautendem n gereimt wird (XI, 96), was sich auch Stricker
einigemal erlaubt (Strickers Karl ed. Bartsch S. LIV). — Vergleicht
man diese geringe Anzahl unechter Reime mit der viel bedeutende
ren in Meieranz s ), so ergibt sich ein unläugharer Fortschritt des
Dichters in dieser Beziehung.
Besass Fleier auch kein hervorragendes poetisches Talent, so
zeigt er sich dagegen als einen der belesensten Dichter jener Zeit
und gibt uns ein neues Zeugniss für die Bildung, die damals in
Österreich herrschte. Er war, wie er selbst sagt (als ich an der
äventiure las L. HS. Bl. 53 Meieranz 11420) des Lesens kundig.
Er kennt, wie er gleich am Beginne des Garei zeigt, Hartmann’ s
Iwein:
No lioeret ein frerndez maere.
Hartman der Ouwaere
hat uns e wol geseit
für eine rehte wärheit
an einem buoclie, deist wol bekant,
deist der riter mit dem lewen genant,
daz Artus was sin wlp genomen
und wie ez dar zuo was komen. L. HS, Bl. i b.
Dass Pleier im Verlaufe des Gedichtes an Iwein öfters anklingt,
habe ich schon früher nachgewiesen (Germ. III, 26). — Die von mir
ebendort mitgetheilte Stelle über Tristan und das hundelm PetJtcriü
1 ) Verg. Helbling 8, 1161.
2 ) Meieranz S. 367.
3 ) Ebendort S. 366 und 367.
Zu Pleier’s Garei.
453
beweist, dass unser Dichter auch Gottfrieds Tristan kannte J ). Auf
die Bekanntschaft Pleier’s mit Wolfram’s Parzival hat K. Bartsch
schon hingewiesen (Meieranz S. 381). Ich füge noch die Stellen bei:
ein richer pfelle von Triant I, SO (der tiure pfellel von Triant W-
Willehalm 444, 13) und
von pfelle, den ein kunstic man
worbt in der stat ze Tasme XIII, 2S1.
Man vergleiche damit Parz. 629, 736, 808.
Dass Pleier auch den uns verlorenen Umhang Bligger's von
Steinach gekannt habe, machte K. Bartsch wahrscheinlich 2 ). Dass
er manchmal an Wigalois zu mahnen scheint, halse ich schon
früher vermuthet. (Germ. III, 27). Ich gehe einige Stellen, die dafür
sprechen:
als mir diu äventiure gibt. L. HS. l d , 2% 4t a , 63 d , 67 b , 88 1 ’,
92 d , 106“
als uns die äventiure gibt. Wig. 178, 37. 232, 5.
als uns die äventiure seit. Garei L. HS. 73 d , 102 b , 113“,
159 d , Wigal. 24, 2. 203, 13. 266, 15.
näch der äventiure sage. Garei L. HS. I5 d , 1 4 1 d , 1l5 b , 165“,
166“, Meieranz 327. 1324. 1604. 4957. 12522. Wig. 250, 14.
innen des, do er az Garei L. HS. l b
vnd innen des, do er az. Wig. 48, 15
er sprach: „daz ist der tiurest man,
der ritters namen ie gewan. Meieranz 11101
ez ist ein der tiurste man,
der rfters namen ie gewan. Wig. 103, 17.
aller fraeuden si verpflac G. IV, 229. Wig. 228, 15.
Walganus erinnert an den Wurm Pfetän in Wigalois (130,
20 ff.). Ein paar Verse mahnen an Mai und Beaflor:
der süezen, valsches frlen. G. IV, 180
die siieze, valsches frie. Mai 12, 40
sit ez so sorelichen stät. G. IV, 175
min dinc mir soreliehen stät. Mai 32, 25.
1 ) Man vergleiche damit Tristan II. 15704-16-07.
a ) Meieranz S. 365.
454
Z i n g e r 1 e
Die Verse:
wan mit klage nieman kan
sin not überwinden G. XII, 2
klingen an folgende an:
die wisen hoere ich alle iehen,
daz trüren harte wenic tüge
und nieman überwinden müge
mit clage sinen smerzen. Trj. Kr. 23484.
Diese Stelle wäre für die Zeit der Abfassung des Garei bedeu
tungsvoll, wenn nicht beide Dichter ein älteres bekanntes Sprich
wort im Auge gehabt hätten. Allein nicht nur mit höfischen Dichtern
scheint Pleier vertraut gewesen zu sein, sondern auch mit der deut
schen Heldensage. Die Namen Albewin, Helferich, Fidegarte (ähn
lich der Vodelgarte im Eckenlicde), Ammilöt haben echt deutschen
Klang und mahnen an Gestalten der Heldensage. Die Stellen von der
Tarnkappe und ihrem Besitzer, von den waffenschmiedenden Zwer
gen und den von Riesen bedrängten wilden Fräulein gehören der
deutschen Sage an. Dies eben scheint mir ein Verdienst unsers
Dichters zu sein, dass er nicht einseitig dem fremden Vorhilde folgt,
sondern volksthümliche, einheimische Stoffe auch herbeizieht und
in das Gedicht verwebt. Derartige Züge behandelt er gewandter und
mit grösserem Behagen, denn er scheint sich hier freier, ohne den
Zwang der äventiure, bewegen zu können. Die so oftmalige, beinahe
ängstliche Berufung auf seine Quelle maskirt wohl manchmal nur
das freiere Sichgehenlassen. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass
Pleier, wenn auch kein poetisches Talent, doch einer jener Dichter
war, der die damalige Literatur in umfassender Weise kannte, kurz
ein Mann, der mit der damaligen Literatur Schritt hielt. Dass seine
Gedichte einst mehr Anerkennung und Verbreitung fanden, zeigt
uns, dass die Landesfürstinn von Tirol ihre Becher-Inschrift, die wohl
ihr Wahlspruch sein mochte:
„Langer liebes mangel
isl meines herzen angel“
Zu Pleier’s Garei.
455
einer Stelle des Meieranz entlehnte i), und dass am Ende des
14. Jahrhunderts das Schloss Runkelstein bei Bozen mit Fresken zu
„Garei“ geschmückt wurde. Es ist bezeichnend, dass der kunstsin
nige Nikolaus Vintler neben Tristan Garei wählte, als ob das
letztere Gedicht eine Perle der höfischen Dichtung sei und desshalb
eine Verherrlichung durch die Malerkunst wohl verdiene. Püterich
von Reicherzhausen, der Garei nach Wigalois nennt a), bestätigt
uns, dass unser Gedicht noch um die Mitte des 15. Jahrhunderts in
Ansehen stand.
Es mag durch das Gesagte eine Veröffentlichung der gefunde
nen Fragmente um so mehr gerechtfertigt sein, als das Gedicht noch
nie vollständig erschienen ist. Eine Inhaltsangabe desselben habe
ich bereits in den „Fresken des Schlosses Runkelstein“ (Innsbruck,
1856) gegeben. Ich tlieile hier mit Verweisung auf dieselbe die
Bruchstücke diplomatisch genau mit und lasse zum Schlüsse ein
kleines Verzeichniss jener Wörter folgen, die im mhd. Wörterbuche
nur sparsam belegt sind.
1 ) Mannes langer Mangel
daz ist des herzen angel 089.
3 ) Zeitschrift für das Alterthum VI, JiO.
486
Z i n g e r 1 e.
I. (R. F. 7 e .)
von pfelle, d’ g-ab Iiehten schein,
Reichiv kleider leit er an.
do gie der hoch gelopte man,
Da er sine geste vant.
5 die lieten beide alzehant
Den harnasch ram von in getan
vn lieten richiv kleider an.
Sie Sprüngen dar. daz was im leit.
der wde stolze wirt gemeit,
10 Do er den werden Garei sach,
in sine' lierzen er des jach,
Er gesaelie nie so schone' man,
der also saelichlich getan
An allen dingen mohte sin.
13 sines antlutzes sehin
Laulite fvr den maien.
sin art von der veien
Mohte man an sine' leibe sehen,
swer in sach, der mvst iehen,
20 Sin leip war saeldenreich.
der wirt in minnichlich
Bei siner klarn hende vie,
gesellichlich er mit im gie
Ouf den schönen palas,
23 da manicli w'der ritter was
Vnd manich frowe minnechlich.
der wirt was gantz’ zullte rieh.
Do si cliom' hintz der tür,
mit der hende scliof er für
30 Garelen vn Gylan.
der wirt als ein liöbsch' man
Wolte si des nilit erlan,
Zu Pleier’s Garei.
457
si niiisten vor im gau
Ouf den schönen palas wit.
33 her vn dar in aller sit
Lagen semftiv plvmeit
vn manich schön gulter wit,
Da die ritter solten sitzen,
mit zvhtichlichen witzen
40 Was des wirtes swester cliom,
ouf de~ palas, svs han ich vnom,
Mit fünfzich ivnchfrowe',
die man gern moht schowen.
Si warn ze sehen minnechlich,
43 ir aller kleider warn reich.
Dar vnder saz div schön magt, (h.)
von der ich er han gesagt.
Div het reichiv kleider an,
als ich daz vernomen han.
30 Ein reicher pf'elle vo~ Triant
vre ouz der heidenschaft gesät
Ir rok vn mantel trüch.
si was hübsch vn~ klucli,
Mit gantzer zullte reiche.
53 Div maget minnechlich
Hiez vrov flordiane.
ir leip was valschez ane.
Der wirt zv siner swester gie,
bi der hende er si gevie
60 vn sprach: „vil liebiv swest~ min,
la dine tugende werden sohin,
Erbivt ez minen gesten wol“
si sprach : „swaz ich tvn sol
Durch dine willen, brüder min,
65 des solt du vil gewis sin,
Daz tvn ich willichliehe gar.“
Da hat er div magt klar
Chvssen dise zwene man.
div magt spcli: „daz si getan“
70 Mit zvhte’ si hin naher gie,
458
Z i n «• e r 1 e
die ritter si mit chvss enptie,
Als ir brvder gebot,
ir mvt waz so rosenrot,
Daz Garei vn Gylan,
75 die zwen hoch gelopte ma~,
In ir h~czen mvsten iehen,
sine hete~ da vor nie gesehen
So minnechlicli antlutzes schin,
noch ein so rotez mündelin,
80 Noch ein so minnechlichiv magt.
mit zvlite’, so wart mir gesagt,
Nigen al div ivnchfrsewelin.
der wirt bevalch der swest’ sin
Hern Garein hi der liant.
85 do fvrte si de~ weigant
Mit zvhtichlichen witzen,
da si solden sitzzen
Almiten vnder der frowe~ schar.
Div ivnchfrowe lieht gevar
90 Sazte in an ir seiten.
wes mohte nv langer biten? (c)
Der wirt wolt ouch nicht lang,
Gylam de~ fürsten vvrt er dan
Ze ende an des sales want,
95 da er ein gesidel vant.
Da gesazen si zv anander.
Floris vnt Alexander
Empfiengen wol ir öhaim wert,
der het ouch lange des gegerl,
100 Daz er sin neven solte sehen,
im cliunde lieber niht geschehen,
Vn daz si warn wol gesvnt.
mit zvhten an der selben stvnt
Stvnt er von dem gesidel san,
105 sinen neven bat er zv im gan.
Mit vrloube daz geschach.
er chvste sine neven vnt sprach:
«Mich hat div saelde wol gewert
Zu Pleier’s Garei.
489
an iv reht, als min vville gert,
110 Daz ich iv lebende han gesehen,
mir chvnde lieber niht geschehen.
Wan iwer leit mir nahen lach,
mit warheit ich wol spreche’ mach:
«Iwer chintlichiv chraft,
1 IS Div ist ze herter ritterschaft
Noch ze chranch vn iwer lip.
sagt an, gebivten iv daz wip,
Daz ir dem wirte hie stritet mit.
daz was an iv ein tvmber sit,
120 Daz ir in streites wertet
vn der abentivre gertet.
Wan er hat sin blvm~ so gewert,
daz manigem von im ist beschert
Daz laster vn~ im hoher pris.»
125 Do sprach der ivnge Ftoreis:
«Herre, ich wil iv der warheit ielien.
swaz mir laides ist geschehen,
Da sint div wip vnschiildicli *) an.
mir geriet min cliintliclier wan,
130 Daz ich hie streites gerte,
des mich vil wol gewerte
Eskylabon. der weigant
mit sin’ ellenthaften hant
Twancli mich vmb Sicherheit.
135 durch mine~ brvder ich hie streit.
Den het er e gevange'. (d)
ich want, ich müht erlangen
Den pris dirre aventivr hie.
der wan ouch mir niht wol ergie.
140 Ich wart gevangen als ouch er.
min brvder der chom vo~ mir her,
Ich waen, durch aventivr geriten.
swaz wir hie ern haben erstrite ,
Des wil ich vngerumet sin.
D t28 „niht" über vnschuldig geschrieben.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft.
30
400
Z i n g e r 1 e
14S wan ez ist noch liivt schin
An vns div schvmpfentivr.»
Eskylahon der gehivre
Die zwen ritter an der stat
zv ir öliaim sitzen bat.
ISO Jetwederr do des niht enliez,
er tet, als in der wirt liiez,
Vnt sazen zv im beide
mit fraeuden snnder leide.
Si warn ze sehen an ander vro.
ISS Alexander fragte do
Sinen öhaim der maer,
wie er dar chomen waer
In des edeln fürsten lant.
do sprach der dcge~ wert erchant:
160 «Mir chom ze Galys maer,
wie ez iv ergangen waer
Hie in disem lande,
min trivwe mich des mande,
Daz ich durch aventivr her
16S reit vnt oucli ouf Streites ger,
Vnd wolt iv hie erledeget lian.
do wider reit mir der w~de ma~,
Der hie den pris hat beiagt.
manlich vnt vnverzagt
170 Bestuont er mich ouf der heide preit
vn twanch mich vmb Sicherheit.
Als er min Sicherheit enpfie,
der heit do des niht enlie,
Er fragte mich der maer,
17S wannen min raise waer.
Do sagt ich im vil rehte gar
von disen lielite~ blvm~ chlar,
Wie die warn behvt.
ich sagt im rehte minen mvt,
180 Daz ich wolde streites pflegen
durch iv. des het ich mich bewegen.
Do lie mich der heit gemeit (e)
Zu Pleier’s Garei.
4(5i
ledich miner Sicherheit
Vnt lopte mir gesellichaft.
185 Div hat mit staete~ t'wen chraft
Minhalp al die weil ich lebe,
got im saelde vn ere gebe
Imm~, swar er chere!
an im leit tugent vn ere
190 Vnt rehter manlicher mvt.
dar nach bat mich der heit gvt,
Daz ich in furte mit mir her.
daz was ouch mines hrzen ger,
Daz er hie wolte Streites pflege'".
195 alsus prallt ich den werde' degen
durch aventivr in ditz lant.
nv hat sin ellenthaftiv hant
Yil hohe werdicheit heiagt.
reht, als ich dir han gesagt,
200 Si wir beide chomen her
durch der aventivr ger.
Garei ist der heit genant,
d' mit ellenthafter hant
Die aventivr hat er erstrite'
205 mit vnverzagtlichen siten.
Als ir alle wol habt gesehen,
mvz im gvter dinge iehen.
Er ist vnwandelbaere.»
elliv disiv maer,
210 Die sagt er oflenlicli.
do wart der lobes reich
Garei gebriset sere.
man gab im lobes mer,
Dann ich iv gesagen chan.
215 beidiv wip vn man,
Die sprachen alle geleich,
sin Ieip waer ern reich.
Der wirt zv Gylame' spell:
„ich waiz wol, daz ich nie gesach
220 Deheinen heit so lobelich.
30
462
Z i n g e r 1 e
sin leip ist chlar vn minnechlich,
Dar zv hat er zvhte vil.
nv wizzet, daz ich imm' wil
Im des liöhste' prises iehen
223 fiir alle, die ich han gesehen.
Div saelde hat zv im gesworn.
zv sine' eilen ouz erchorn
Wil ich niht geliehen, (f)
sit er so l’itterlichen
230 Min aventivr erstrite~ hat,
sin lop vil dester hoher stat
Vn ist min lop v~ swnden.
mine~ meister han ich funde'
An im, der mir hat an gesigt.
233 sin pris fiir all prise wigt.»
Der wirt spch: „des wil ich iehen,
swaz mir ist von im geschehe',
Des wil ich dehein last' han,
sit er iv hat gesiget an.
240 Herre min, her Gylam,
min' tschvmtivr ich mich niht schäm,
Sit iv vo~ im misse lanch
vn iv vmb Sicherheit betwnch,
Wan ich erchenne iv lange wol.
243 swaz ei~ ritter tun sol
Ze ritterlicher manheit,
dar ouf ist iwer lip bereit.
Daz hat man offte an iv geselle',
vn wil ich iv der warheit iehe~,
230 De ir d' peste' einer seit,
der indert lepte bi dirr zit,
Als ich von iv vor vernom han.
hie svle wir dise rede lan.“
Garei, der dege' valsehez laz,
233 mit zvhte' bi d' frowe' saz.
Die chvrzten im die stvnde.
der wirt im des wol gvnde,
Swaz im ze ern wart getan.
Zu Pleier’s Garei. 463
des wirtes swest' Flordian,
2G0 Der plich gap vil liebte' schin.
si vn ir iunchfrsewelin.
Die heten si : zen gelimpf,
si machte' im fr® ade vn schi'pf,
Daz im diy weile waer
265 clivrtz vii ane swaer.
D~ rede si nv hie genüch.
vf de' palas man trüch
Beidiv tischlach' vn' brot.
d~ wirt mit zvhte' gebot,
270 Man rillt die tische vber al
alvmb ouf de' weite' sal.
Der wirt als ei~ hübsch ma~
spch zv de' fvrsten Gylan. —
II. (R. F. 7 f .)
Daz in niht mühten zwelf man
von der stat getragen hau.
Ouch was der stain vor der tür
sieht viul preit her fvr
5 Ynt so hoch von der erde,
daz Garei der werde
Dar ouf niht cliom' mohte.
wan niem~ daz tollte,
Der die tur hiet ouf getan,
10 wan daz vbel wip oder ir ma~.
Der was so lanch vn so groz,
daz er de' rigel danne' sehoz,
swenn er wolte mit ein' hant.
der cliinde ouf der stain want
15 Pflacli man ofte niht ze wol,
als man frowen pflegen sol.
Mit trinchen vnt mit ezzen
ir wart oft’le vergezzen.
Man sach in zv vil trage.
20 ir vater vnt ir mag',
464
Z i n g- e r I e
Den warn si ze verre chome .
daz wip liet in den lip benom ,
Wan daz man si da mit mvs nern,
der vater mvst de Risen swcrn,
25 Daz er im dar sande
von seinem freien lande
Sinen zins elliv iar,
daz er den iunchfrawen chlar
Iht benaeme daz leben.
30 sns den cbinden was gegeben
Ein leben harte sorksam.
nicrn' sieb daz an nam,
Der in cliome ze tröste
vnt si von der not erlöste.
35 Wan der Rise was also manhaft
vn bet also groze chraft,
Daz in nieme~ getorste bestan.
sines weibes sit was so geta~,
Swer von dem Risen waer genese',
40 der mäste von ir des todes wese'.
Da von getorste niem cliome'
zv in. sns han ich vernome'.
Den chinden was vil ofte we.
swie wol in was gewese e
45 Da liaim bi ir magen,
die ir vil schone pflagen,
Daz was in allez tivre hie.
ouz de' gadem man si niht enlie (b)
Chom~ durch dehein ir not.
50 si wnschten ofte, daz si der tot
Schiede von der swaer.
Garei der degen maer
Stvnt vor dem staine vn speh
wider sich selben, do er sah
55 Die tvr versperret sere:
“mich wildert imm' mer,
War vmb man ditze gadem hat
so vaste verslozzen, daz hie stat
Zu Pleier’s Garei.
Ouf der herten stainwant.“
60 vil manlich der weigant
Gie suchen in der klause,
ob er in dem house
Inder liite funde.
nv chom er an der stunde
65 Ouf des Risen palas,
der hoch vnt weit was.
Da durch so gie daz purgetor,
Da er sluch den Risen vor.
Da vant er niem~ inne.
70 er gedaht in sinem sinne:
„Mich wildert, waz daz meine,
daz ditz lious aleine
Ist so gar an liite
oder waz daz bedaeute,
75 Daz icli hie niem~ rinden cha~,
weder wip noch man.
Daz ist ein saeltsaenez dinch.“
nv gedahte der ivngelinch:
„Wa mvge~ dise liite sin“ ?
80 nv sach er ein vensterlin
Ze ende an des sales want.
da gegen gie der weiga t.
Daz venster was verslozze'.
Garei, der vnverdrozzen,
85 Brach ez ouf sazehant.
da durch sa der weiga't
Sitzen einen iunge' man.
eine’ swaern boyen het er an
Vn zwai eisen an de~ arm'.
90 daz begvnde de~ heit erbarm'.
Im lach von eisen ein swaerez ba~t
vmb den hals, in die want
Was er versmidet sere.
silier ruhe was nilit mer,
95 Wan daz er leinte an der want. (c)
in de' gemache er in vant,
466
Z i n g e r I e
Des niem~ gvter wnschen sol.
ich gan getriwen liiten wol,
Daz si got von de' gemache bewar.
100 bain vnt arme warn im bar.
Er saz in swacher waete.
Garei, der degen staete,
Fragte in durch daz vensterlin,
wa yon er so verslozen miist sin,
105 Daz er in der prisvne lach,
von der frage sere ersrach,
Do er di en ritter sach.
vil getrivlich er sprach:
„Owe, herre, waz praht iv her?
110 hat iv iemen gesehen mer,“
Wan ich alein, des bin ich vro.“
Garei sprach zv im do :
„Frivnt, des wil ich dir veriehen:
mich hat niemen gesehen
.1 15 In disem liouse mer.“
»weit ir denn lip vnt ere
Behalte', herre, so volget mir.
ich rat iv ouf min t~we, daz ir
Von hinnen galiet balde
120 vnt lieft iv ouz dem wähle,
E man iwer werde gewar.
herre, ich rede ez ane var,
Vnt wirt man iwer innen,
so cliomt ir mvlich hinnen
125 Vor dem, der dirre straze pfligt.
sin hant hat hie an gesigt
Vil manige~ ritter lobelich.
siner vngvte ist niht gelich.
Swem er vber windet,
130 dehein tugent d’ an im vindet,
Dem benimt er de’ leip.
er hat ein vngehivr wip.
Div ist noch wirser, denn d~ man.
si habent mordes vil getan
Zu Pleier’s Garei.
133 Hie an manigem ritter gvt,
de~ vil hohe stvnt sin mvt.
Herre, weit ir genesen,
so svlt ir hie niht lang~ wesen.“
Do spr ch Garei, der heit gemeit:
140 „si tvnt nv niem~ m~ ehei' leit.
Ich han si bediv samt erslagen,
. . du solt mir fiirbaz sagen (d)
vh geben mir di 1er, ist hie iem~ mer,
Vf den ich sol angest han?
14S Daz solt du mich wizzen lau.“
Do sprach der gevangen man:
„waer ez iv so saelichlieh ergan,
Daz ir si beidiv hiet erslagen,
für war ich iv daz wolte sagen,
ISO So betet ir hohen pris beiagt.
ey edel ritter vnverzagt,
Sagt mir div maer an triegen.“
er sprach: „ich clian niht liegen.
Ir hochvart solte niht lenger wese~,
ISS ir ist einez niht genesen,
Vnt wellent si wider ouf stan,
so miizen si ane houbet gan.
Daz sluch ich ab mit min~ haut.“
do disiv maer reht ervant
160 Der gevangen man, do wart er vro.
(Zv) hern Garei sp~ch er do :
„Ey uz erwelter degen balt,
waz ir ern habt bczalt,
Sit hie gesigt hat iwer hant!
16S got hat iv her ze froste gesant
Mir vnd oucli vil ma~ge~ man,
den grozzen schaden hat geta
Der Rise vn ouch sin vbel wip.
des wirt gepriset iwer leip
170 Von maniger klaren frowen.
lat mich iwer helfe schowen,
Vnt helfet ouz den banden mir,
467
468
Z i n g- e r I e
dar inne ich lige. so liapt ir
Vil saeliclilich an mir getan.“
173 also sprach der gevangen man.
,Ieh helfe dir gern. nv sag mir,
wa chvm ich in daz Gade zv dir?“
Do sprach der gevangen man:
„herre, ir siilt für de palas gan
180 Vnt get her vmb bi der want,
da vindet ir die tvr zehant,
Vnt beseht, herre, ob ir
her ein chome~ mvgt zv mir
Vnt helfen mir von min not.
183 ich waer sicherlichen tot
Vil schier in disen banden,
wol ivren lieben banden,
Die mich von sterben habest erlöst.
Ir seit min herre vn min trost. (e)
190 Von sol ich dirre not genesen,
daz mvz an ivre~ genade~ wese~. “
Garei des niht enlie,
für des palas er gie
Vn süht die tür, vntz er si vant.
193 do enmohte der weigant
Dar in niht chom~ datz der tür.
da was ein groz~ rigel für
Geschozen. der was swaer.
Garei, der lobewaer,
200 Moht in ninder erwegen.
nv gedalite der degen
Mit allen sinen sinnen,
wie er molite gewinne
Den swaern rigel her dan.
203 ze ivngist er sieh des v san,
Daz er nach de swerte gie,
daz er bi de~ Risen lie.
Daz liet er dannoch vmb sich.
Garei gedahl: „ich wil dich
2 10 Versuche', ob du wil sneiden
Zu Pleier’s Garei.
469
de rigel vn niht vermeiden,
Da mit der man beslozzen ist.
waz ob du leilite so gut bist,
Daz du niht sparst daz eisen,
115 so wil ich din güte prlsen.“
Er zocli ez vz vn trüg ez dan
für daz gadem, da der gevange' man
Inne saz gebunden.
Garei an den stunden
220 Daz swert ze beiden hande~ nam.
ez slüch der degen lobesam
Ouf den Rigel. der was eisenei'.
daz swert mit de~ eke~ sin
Sneit daz eisen als ei zins.
225 sus haw er den rigel hin,
Vntz er die tür ouf gewan.
nv zeigt im der gevange~ ma
In eine’ venster an der want,
da er inne ligen vant
230 Die slü/.el von den banden,
er lost im von den hande~
Arm eisen vnt daz haispant,
da er in inne ligende vant.
Garei mit de~ swert sin
235 die nagel von de~ vingerli
Sneit er, als si waern bli. (f)
er machte in von de' bande' fri.
Als er wart ledich vo' der not,
Garein er sieh ze fuze~ bot,
240 Vn ergab sich in sin gebot,
er genadet im vnt got,
Daz er im chom ze tröste
vn in von der not erlöst.
Garei hiez in ouf stan.
245 nv was der chindische man
Verdorben in den banden,
Daz im sere wart enblande',
Do er von stete solde gan.
470
Z i n g e r 1 e
Garei fort in mit im dan
250 Ouz ze der kemenaten tür,
in de' palas her für,
Vn’ saze' in ei venster an d’want.
Garei fragte in zehant,
Wie er dar chome~ waer.
255 do sagt er im ze maer,
Wie im der Rise het erslage~
sine' vat~ vn in dan getrage'
Gewaltichlichen da her.
„in sinen banden hat er
260 Mich gehabt wol zehen iar.
daz geloubet, h’re, wa~d~ ist war,
De er mich vz dise' gadem nie
noch vz sine' banden v~lie,
Vn mvst doch elliv iar mi' lebe'
26S lösen, man mvst im her gebe~
Den zins vo' mines vater lant.
anders het mich sin hant
Von de' leibe genomen.
nv seit ir mir ze tröste komen.
270 H’re, da von ist min relit,
daz ich iwer eigen kneht
Immer mer heizen sol.
daz habt ir verdien't wol.
Wan ich waer in den bande' tot,
275 vn het ir mich niht vo~ d' not
Gescheide', lieber herre.
min lant daz ist niht verre,
Man rite wol eines tages dar.
min vat' der hiez Elimar,
280 der herzoge von Arigentin.
min mvter hiez Chlarein,
Claris bin ich genant.
Zu Pleier’s Garei.
471
III. (R. F. 8 b c .)
Daz liaet vor güten frit.
er müste haben starchiv lit,
Der de rigel dannen trüg,
er ist so vngefüge.“
3 Daz getwerch im do sagt:
„da leit gevange ein magt
Mit zvvelf meiden inne.
Fidegart, div Yalantinne,
Nam si gewaltichlich
10 irem vater reich.
Des sint vvol siben iar oder m',
daz man si prallt gevange~ her.
Seit hat si fraevde gar vermite'
vnd liabent groze not erbten
13 Ouf der beiden stain want.“
daz erbarmet de' vveigant
Garele, der ie triwen pflach.
er sprach: „dest war, ob ich mach,
Ich sol in helfen von der not.“
20 wan im sin tilgende daz gebot,
Daz im der frowen vngemach
tet we. zv de' gewge er spcli:
„Her vn lieber frivnt min,
hat iwer tilgende werde' schei'
23 An mir vn helfet mir dar zv,
wie ich dar vmb getü,
Daz die frowen werden erlöst,
ich han zv iwerre helfe trosf,
Daz ich von iiirem sinne
30 ab de' staine gewinne
Disiv eilenden chint,
div dar oufl'e mit groze' iam'si't.“
Daz getwerch speh: „lieb' her' mi~,
swaz ir gebietet, de sol sin,
i
472
Z i n g e r I e
35 Wan ich si wol gewinen clian.“
do gebot der wenige man
Den getwerge , daz si balde
eilten von dem walde
Vnt daz ein laiter wir'e bereit,
40 vn den frowen reichiv kleit.
Daz was schiere geschehen.
daz getwerch spcli: „ich wil besehen,
Ob ich iht behalten han,
daz vns nv mvg ze state' gesta'.“
45 Zeine' getwerge spch er :
„var enwech vn brineh bald’ her
Min vingerlin vn min swert.
des ist wol dirre dege~ wert.
Daz ist daz beste, herre min,
50 daz ieman getrüch. de sol sin (b)
Iwer, vn allez, daz ich han,
daz sol iv wesen vndertan.“
Garei sp*ch: „din triwe ist gilt,
ich han de' willen vn de' mvt,
55 Daz ich din triwe verdiene' sol.
ich gan dir aller eren wol.“
Daz getwerch spcli svnderspot:
„herre, daz vergelt iv got!“
Der bote für vil balde dan.
60 Garei vn der clileine man
Giengen zv dem staine,
dar oufle die meide reine
Warn gevangen.
wie ez da was ergangen,
65 Daz was in dennoch vil vnchv't.
dar nach in vil churtzer stunt,
Do prallten div gewereh zchant
die laiter zv der stainwanl.
Div wart geleinet dar an.
70 ouch kom de wenige' man
Siniu kleinöde, da er saute nach,
div gab er Garein vn sprach:
Zu Pleier’s Garei.
47
„Disiv gäbe habt von mir
vn wizzet, brr, daz ir
75 Si mvgt gerne behalten,
ir mvzet saelden walten
Von disem edelen steine,
des tugent ist so reine,
Daz iu muz wol gelinge'
80 an allen ivren dingen.
Er git iv zwelf manne chraft.
ir mvzet wde~ sigehaft
An swem ir weit, des sit gewis.
bei de' wazzer Eufratis
85 Wart genom' dirre stein,
ich het einen öhein,
Der chunde liste wunder,
er het ouch besunder
Von nigramancie gelernet vil
90 mit listen zonberlichiv zil.
Der chunde er mer denn genuch.
swaz erde oder wazz~ truch,
Des gewan er, swaz er wolte.
den stain er verre holte.
95 Dar zv behaltet ditz swert.
diz ist vil manig~ mar eh' w't.
Daz worlit er mit sin selbes hant.
nv wizzet, chvner weigant,
Daz vor de' swert nicht gestat.
100 swaz (d)er man an im hat, (c)
Daz chan im nilit gehelfen vil,
ob man im gern schade' wil.“
Des g(nade)t im der weigant.
d' swert nam er in die hant
105 Vn mach (te ez) der scheide bar.
ez was (lauter) Spiegel var,
Div (valtze eben v)nt sieht,
ze beide(n ecken) was ez gereht.
Garei n(ie bezzer) swert gesach,
110 er stiez (ez in die scheide vnt) sprach:
474
Z i n g e r I e
„Dise gäbe (ich di)ene~ sol,
mir geviel (nie eine) also wol.«
Daz vingerl (stallt er) an die haut,
ouf den stain gie der weigant,
115 Den rigel nam er von d~ tvr dan.
de' enmohten zwclf man
Von der stat niht erwegen.
vil rinchlich in der degen
Warf Yon der stain want,
120 die tür tet ouf der weigant.
Div chint erschrachen sere.
Garei, der gar vnhere,
.Niht in die kemenaden gie.
vmb anders niht er daz lie,
125 Er vorlit ez waer de~ frowe~ leit,
ob er ersaehe ir dür(kel) kleit,
Daz si des immer schamte~ (sich),
ez tvt vil we, des dunchet (mich).
Sw~ grozer ern ist ge(won),
130 daz man in schaidet da von
Vn in dar nach swache hat,
ich waen, de' schäm vil nah' gat.
Daz bedalite der wolgezogen man
an disen fröwen wol getan.
135 In daz gadem er nicht ensach,
er stvnt hie ouze' vn sprach:
„Ir fröwen, niht enfürhtet mich
vnt wizzet sicherlich, daz ich
Bin durch gvt her zv iv chom~.
140 gehabt iv wol, iv wirt benom'
Elliv iwer swaer.“
von disem liebe' maer
Wurde' si do alle vro.
div ivnchfrowe div hiez do
145 Eine magt ouf stan.
daz peste, daz si mohte han,
Von gewande, daz gaben si ir an
vn sanden si zv de' ritter dan,
Zu Pleier’s Garei.
475
Daz si div maer erfure baz.
ISO nv tet div ivnfrowe daz,
Jdoeli si dar mit schäme gie. (d)
den heit si ziihtielilich (vmb) fie
Von ir frowen, als si ir (ge)bot.
swie si doch iamer (vnd) not
ISS Heten allertaegelich,
doch was div (maget) mineklich,
Daz si disen wer(den m)an
vil sere erha(rmen be)gan,
Do er ir scliö(ne) ersacli.
160 div maget (zv dem rit)ter sprach:
„Herre, mi(n frowe d)iv hat mich
her zv (iv cliomen), daz ich
Iveh sol (genaden) von ir.
li’re, nv entbietet mir
16S Durch iwer tugent div maer.
min fröwe selbe waer
Vil gern her zv iv gegan.
si (hat) ez durch hochvart niht la~.
daz si, hrr, an dirre frist
170 niht her zv iv gegange~ ist,
Daz machet groz armvt,
div vns diche we tut.
Wir haben grozen vnrat
an de~ leibe vnt an der wat.
17S Wir haben ein chvmberlichcz lebe',
vns wart noch nie deliei' trost gebe'
Wol iiier siben iarn,
vnd seit wir da haime war'.
Wann vnser leit haet ende!
180 in disem eilende
Hab wir erbten groze not.
bezer waer vns der tot,
Dann daz leben, daz wir han.
vns wirt gemaches niht geta~.
18S Wir sin aller fraeude' eine
ouf disem dürren steine.“
Sitzb. d. phil.-liist. CI. L. Bd. IV. Hft.
31
Der ritter zv der meide spch:
„frowe, iwer vngemach
Ist mir innechlichen leit.
190 nv get hin wider vn seit
Den fro'wen, daz si fraeuden pflege'
vn alles troure’s si bewegen.
Ein ende hat iwer not. (ej
si sint benam' beidiv tot,
195 Die iv leides habent vil geta',
daz vbel wip vnt ir man.
Dar zv sult ir die frowe' bite~,
de si mit zvhtige' siten
hiiie belibe' vntz de ehom gewa't.
200 de bringet man iv alle' samt“.
Des genadet si de' ritter do.
div magt gie wider vn was vro.
Fvr ir frowe' si do kniete
vn bat ir geben miete
205 Vn bat ir geben bote~ brot.
„ei~ ende bat vnser not:
Purdan vn sin vbel wip
habent v'Ioren ir lip.
Si sint baidiv erslage'“
210 div frowe sprach: „du solt mir sage',
W~ ist, d~ de bat geta'?“
si sprach: de ist der schönste ma~,
De' ich mit ouge' han geselle',
des wil ich im mit warheit ielie'.
215 Sin leip ist zvhte reich,
er hiez vns zvhtichlich
In de' gademe beiten,
er wil vns wohl bereite'
Mit g Kem ge wände
220 vn wil vns haim ze la'de
Mit gvte~ ern bringen,
got laz im wol gelinge'!“
Garei von de' steine gie.
die frowe' er dar vf lie
Zu Pleier’s Garei.
225 Al die nrht vntz an de~ tacli.
wie wol man ir des nalites pflacli
Mit gut' betewaete
vn mit anderm geraete!
Man gab in Wirtschaft vollicklich.
230 Gareis, des degen elle~s rieh.
Mit speis wart wol gepflege'.
dar zv lach samft d' dege'.
Des morge's, do der tacli vf gie,
do chonf von d'e~ wald’ hie
233 Der getwerg ei~ michel schar, ff)
si prallte' all ir frowe~ dar
Mit der chvneginne.
wol hundert getwergine
chom~ herlich geriten.
240 mit vil zühtichliche' site~
Si de~ lielt enpfienge'.
ouf den stai~ si gienge',
Da die ivnchfrowe' lage~
vn noch gemaches pflage~.
243 Si warn da vor lang gewesen,
de in so wol niht was gewese~.
Do dise kleine frowen
die meide begunde schowe~
Vn ir not befunden,
230 vor iamer si begunden
Warnen durch ir wipheit.
nv wrde~ die fröwe~ gekleit
In vil reihlich gewant.
ab de~ steine si zehant
235 Giengen alle geleiehe.
de' degen ellens reiche
Wart vil lobes da gegebe'.
vn gepreiset sin w'dez lebe'.
Die erlöste' frowen giengen,
260 da si den heit enpfienge .
Nach de' selben gruzze,
do bot sieh im ze füzze
478
Z i n g e r 1 e
Fron Diizabel, div schone magt.
Garei, der ritter vnverzagt,
265 Hup si ouf vil schone
er spch: „frowe, de iv got Ion!
Das sült ir erlazzen mich
vii wizzet sicherlich, daz ich
Iv immer gern diene' wil.
270 der ern waer mir ze ul.
Iwers füz valle's ich ger' enbir.
daz sült ir gelouben mir:
Ich han d~ ern gern rat,
div mir niht ze lohe stat.“
275 Div magt sprach: „lieb' h~''e m ; ',
iwer tuge't ist word~ sclii'
An mir vil eilender magt.“
IV. (R. F. 8 f ).
Fürwar ich iv daz sag,
waer er im niht vz de' slag-
Entwichen, ez het in erslage'.
div getwerch begvndc' klage',
5 Div sahen disen streit an,
do si de' vil werden man
Mohte' niht ze state cliomen,
als ich daz maer han v’nom'
Daz merwund' was ergremt.
10 swie ez der ritter het erlernt,
Mit der eine' hant ez vaht
mit so chreftichlicher mäht,
Als oh ez ninder waer wnt.
der ritt' an der seihe' stu't,
15 Slüeli im aber einen slaeh,
da von ez lir-te sere erschrak,
In den arm, daz im d' cholb enpfiel.
do tet ez ouf eine' giel
Ynt schrai ein streb stimme
20 pitter vn so grimme,
Zu Pleier’s Garei.
Daz (1er Iuft vn daz m~ erdoz.
sin chraft was ane maze groz.
Nv wante der chvnege man,
er solte nv gesiget han,
25 Do er ez ane hende sach.
de' ritter was ei' tail ze gaeii.
Er lief ez freiliclien an.
ez warf sich vmb vn sluch de' ma
Mit den hinder' fiizen nider.
30 des erholt er sich wider.
Er spranch ouf vn lief ez an.
e ez von de' ritter dan
Entwiche, do sluch er im ab
die haehsen, daz des tievels knab
35 Von der stat niht moht chorn'.
Sus wart im der lip benom~.
Daz honbet er im ab sluch.
daz was so groz, daz ez getruk
Vil choume zwe~ ma vo' d~ stat.
40 „du bist gelege~, swie ez ergat,“
Spch der ritter vnverzeit,
„du tust nv niem~ mer chein leit
Du hast din vbel lazen.
dein lip der si verwazzen!
45 Du het mich prallt in groze not.
so wol mich des, daz du bist tot,
Des mvze got imm~ geeret sin!
du bete mir nach daz lebe' min
Benom',“ spch der weigant.
50 nv chom' div getwerch zehant
Zv de' beide gegangen,
si heten im gevangen
Sin örs . daz prallte' si im gezogen
Garei, der ellens vnbetrogen,
55 Sach den chvnech Albewin
vil gern vn die geverten sin.
Er grutzte si minnechlicli.
Albewin, der chvnech rieh,
480
Zingerle
Sprach: „irre, mich hat got gew'rt
60 reht, als min Jiertz an iv gert,
Sit ir hie genesen seit,
ir habt gestriten eine' sreit,
Daz mich imm~ wunder hat,
wie ez iwer leip erstät.
63 Wol mich, daz ich iv han gesunt
funde' hie an dirre stunt,
Da mir liebe an geschehen.
des wil ich mir der warheit ielie'.“
Garei spch: „lieb' frivnt min,
70 wir mvzen vngeschaiden sin,
Die wil vn ich min leben han.
du hast mir eren vil getan.
Ich chvnde hie nimm' sin genese',
vn waer din triwe nilit gewese'.
73 Du hast an mir so wol geta~,
daz ich dar vmb sorge han,
Wie ich verdiene die triwe din.“
do spch der chvnech Albewin:
„Herre, ir siilt die rede lan.
80 swaz ich iv gedienet han,
Daz habt ir verdienet wol.
ich dien iv gern, swaz ich sol.“
Garei spch: „nY sagt mir,
vil lieber frivnt, wa habt ir
83 Getan daz houbet fraissam ?
de' bin ich hivt vn~ imm~ gra~.
Von welhem tivfel ist iz chom'?
daz het ich gerne vernome'.
von . . tivfel liett prallt (c)
90 daz . . es was im gedaht
Da . . der werde man
wo . . weit ertötet han
Alle . . dirre tivfel vnreine
der . . er slagen
93 Der . . . Yiide gesagen
daz w . . spch der dege'
Zu Pleier’s Garei.
4SI
daz sin (der tievel m)vze pflege'
Ich gevorht . . . ere
in streite . .
100 Des leibes . . . .in.
do sprach der (chvnich Al)bewin:
„Herre, ich chan wizzen niht,
von we'her wunder geseliit
Im daz houbet zv si chom~.
105 ein dinch han icli vor vernom',
Daz dirre tivfel . .t alsus
der vbel wlganus,
Der da hie crslagen leit.
herre min, ez ist an der zit,
110 Wir svln benam' Iiie niht sin.“
Garei spch zv Albewin:
„Mich wilder imm' waz er an
hat getrage', den ich han
Erslagen, daz in min swert v’meit,
115 daz ez sin anderswa niht sneit,
Wan in die arme vn in div bai~,
ez ist noch herter denn ei~ stei~,
Daz er hat an de' leibe sin.“
Garei vnt Albewin
120 Vnd div getwercli gienge' dar
vn nam~ dirre hvte war.
Nv was div hüt weitin
so herte, daz mit de' sw'te sin
Garei moht versneiden niht,
125 als mir div aventivr gibt.
An der hvt daz har gab schin
in so liehter varwe weitein,
Lazure daz ist niht so pla.
oueh sach man hie vn da
130 Dar abe lühten liehtiv mal
an der hüte vber al,
Gelich alsam die sterne.
Garei sach ez gerne, (d)
Do sprach der chvnich Albewin:
482
Z i n g e r 1 e
135 „herre tliv hvt sol . . in
(liv wil ich von iv . . an
do spch der tuge(nt reiche ma)n
Daz vvolte got li . . .
daz si so gut . . ,
140 Daz si vergul . . .
daz ir si de . . hant
Geruchtet . . . ich vro
daz ge . . . also
Got Io . . after man
145 (div hvt sol hie) niht bestan.
div (ist harte) veste,
(ein) chvrsit daz peste
Wil ich dar ouz machen
mit listechlichen Sachen
150 Ynd einen (he)lm vn eine~ schilt
daz (wizzet) w~der dege~ milt,
Daz nienT (m)ach versneide'
vnt elliv wallen mvze meide'
(Di)v hüt, div ie wurde gesmit.
155 daz erzivge ich wol da mit,
Daz ir daz swert niht ensneit.
nv wizzet für div warheit:
Ez ist das peste, daz ie man
ze Streites nöten ie gewan.
160 De menvunder war entwape't gar
von der livte waitvar.
Div namen div getwergelin.
do sprach der chunech Alhewin:
„Herre, seit ez so ist cliome',
165 daz ir den sich habt genom~,
So nemt daz in ivren mvt,
war man daz vbel houbt tut,
Daz iem da von chom in not.
swer ez gesiht, der ist tot.“
170 Garei sprach : „daz rate mir, —
ich getrivwe niem baz den dir, —
Wie ich die lüte bewar.
Zu Pleier’s Garei.
483
daz ich rehte gevar
Da mit, des stich ich (di)ne' rat,
175 sit ez so sorklichen stat
Vmh d~ houpt, als ich hart v~nom'.
von welhe~ tivfel ist iz eliom'?“
Do sprach der chvnech Alhewin:
„nv reitet zv der chvnegin,
180 Der schönen laudamien
der svzen, valsches frien. (e\)
Div silit iv gern, daz waiz ich wol.
ir herze ist reiner tilgende vol.
Der svlt ir div maere sagen.
185 hintz naht vvil ich nach dir dar trage'
Daz honhet fiir das pvrgetor.
da wil ichz vber ge' vor.
So soltu dann suchen rat
datz den, den ez geschadet hat
190 An frivnden vnt an magen,
des lat iv niht betragen!
Wie man mit de' houbt tu.
da bedürfet ir wol rates zv.
Ich chvm iv schier, nv siilt ir,
195 herre, vrlotip gehen mir.“
Garcl sprach: „frivnt min,
sagt mir, wa weit ir lieint si'?“
Alhewin, der chvnech rieh,
sp’ch: „ich sag iv waerlich,
200 Ich wil noch lieint mine~ gewi'
bringe', da ich herre bin.
Ez ist vmh mich also gewant,
swar ich wil varn in div la't,
Daz ist schier getan,
205 so ich min tarn kappe han.
Ich chvm morge', herre min,
des svlt ir vil gewis sin.“
Do bevaleh in got der weiga't.
onf sin örs saz er zehant.
210 Alhewin, der kleine man,
484
Z i n g e r 1 e
der leite sin tarnkappe' nn.
Do sach sin Garei niht mer.
in einer weil prallt er
Ynt siniv getwercb
21 5 hin haim ditze spaehe w cli
Ynd bevalcli ez de' luten sin.
do für der chiinech Albewi'
Mit sine' geselle' wider dan,
da er den ritter hete lan.
220 Garel der reit gen Muntragi'.
nv was div gvte chünegin
In ein venster gesezzen
vnt bet vil gar vergezze ,
Swaz ir ze liebe ie gesebach.
225 si klagte des ritters vngemach.
Si wante, daz er waer tot.
des fügten ir gedanche not.
Wan er ir an dem h rze lach,
aller fraeuden si verpflach. (f)
230 Vnt waer der beit erstorben,
ir haet sin tot erworben
Jam' vn hertzen not,
si waere vor leide nach i tot.
Der tach was an ei ende kom ,
235 do ei~ ende het genomen
der streit vf der heide preit.
der rilter gen der burck reit.
Als in div chünegin ersacb,
zv ir ivchnfrowe si spcb:
240 „Dort sihe icli reite' gen vns her
an schilt vnt an sper
Eine' ritter vber die heide preit.
der hivte morge von vns reit,
Dem' reitet er geleich gar.“
245 die frowe' eilt'n alle dar
Vnt warte', ob erz möht sin.
frowe Laudamie div kiinegin
Nam der zimierde war.
Zu Pleier’s Garei.
485
sin wappenroch was lieht gevar
250 Von weizzen seiden chostlich.
von swarzze~ zobel zwai pantel rieh
Warn dar in gesniten.
do er so nahen cho~ geriten,
Daz in div chvnegi~ reht ersach,
255 do wart si vro vnt spch:
„Swie ez halt si ergan,
ez ist benam der man,
Der hivte morge" von vns reit.“
div chvnegin het ir leit
260 Mit liebe vber wunden,
do si in sach gesvnden.
Div chunegi~ vz de~ venst~ trat,
div brugge si nider Iaze~ bat
Vnd liiez in balde lazen in.
266 si wolde oucli selb da bi sin,
Da im daz tor wart vf geta~.
beidiv wip vn man
Eilte gen der porte,
da man den ritter horte.
270 Daz tor wart balde vf getan
vnt div pruke nider lan.
Garei, der stolze heit gemeit,
in die burch vf de hof reit
Vn erbeizte ouf de palas,
276 da der linde' scliate was.
Daz gesinde al geleiche
V. (R. F. 9 b .)
bevaleh er zvhtiklich
div chvnegine reiche,
Daz si ir pflaegen mit t'wen wol.
„daz dien ich immer, als ich sol,
6 Vmb iv all,“ spch der chvnech reich,
do lopten si alle geleich,
Si laisten gern sin gebot.
486
Zingerle
da mit bevaleh er si got.
Mit vrloube er von ir schiet.
10 der chiinegi~ ir triwe riet,
Daz si den heit vmb vie
vn in frivntlichen lie
Mit ir chnsse von ir varn.
si speh: „got mvze wol bewar
15 Ivvver ere vn~ ivren Ieip!“
daz vii minnechliche wip
Yil sere wainen began.
von dem palas gie er dan
Ouf den hof, da er sin örss vant.
20 dar onf saz er zehant
Vnt reit hin nider onf den plan,
da er vant manige~ w de man.
Div chvnegine reich
saz vil senliche
25 In ein venst' an der vvant
vn~ ir frowen allesamt.
Vnt der chvnech Albewein,
Melivn vn div getwaergeli~
Sazzen bi dein frowen.
30 si wolten gern schovwen,
So die fürsten mit ir scharn
alda von d~ stete wolte~ var~.
Dannoch was ez harte fru,
sneHichlich si griffen zv.
35 Div gezelt wurde elliv nider gelan.
Eskylabon, der w de man,
Wart fvr gesehafet mit sin schar,
in des vanen swebt ein ar.
Der vane was weiz alsam ei~ sne,
40 ein roter sameit von Ninive,
Dar ouz was in de vane~ gesnite~
ein are mit chostechlichen site~.
Der vane was lanch vii preit.
der erzeigte groze reicheit.
45 Dem warte wol zehen tousent ma".
Zu Pleier’s Garei.
manich zimierde wol getan
Moht man wol schowen. (b)
von der bvrch die frSwen
Sahen sich daz her ouf machen.
SO man horte vil lout erclirachen
Vil manige bvsinen.
Heskylabon mit den sinen
Warn alle nv bereit,
vier livndert Ritter vnverzeit
SS Die soumte' sich an prise niht
vnter einer panier, div was lieht.
Die chom verre vor der schar,
die flirten all ein waffen gar
Ouf schilt vii ouf wappe~ kleit:
60 gvldin poyen, so man seit.
Div selbe werde Ritterschaft
liet mit manlicher cliraft
Yil manige' hohen pris beiagt.
si warn beide unverzagt.
65 Von Belamvnt Eskylahon
bet sich durch prisliche' Ion
Mit den sinen für genomen.
die von Merkanie saeh ma chom .
Die zogten nach ouf sin sla.
70 der vanen was weiz vn pla.
Ouz de plaben taile gap liebte sclii'
ein liebarte weiz haermin,
In de weizen teile ein liehart pla.
der vane der was anderswa
7S Geplümet mit rotem gokle,
dem vanen warten solden
Zehen tousent man vil werlich.
manich zimierde reich
Brahtens ouf die beide breit.
80 manich schar mit chrache reit.
Der herzoge von Pgalt.
hei waz pvsoune' wart erschalt
Vor im! die gaben loute~ doz.
488
Zingerle
den edeln Ritter niht verdroz.
SS Beidiv er selb vii al sin her
warn Ritterlich ze wer.
Dere vane was ein sameit
gesnite' lanch vnt weit.
Der was relit sne weiz.
90 dar an lach köstlicher fleiz.
In de~ vanen was gesniten,
de' was reichiv chost niht v mite ,
Ouz (einem swartzen sameit reich) (c)
ein ainlivrne (maisterlich)
9S Relit in der ge(bare),
alsam ez lem(tich waere).
Nv warn der s
fvr die hurch
Sach man
100 die furt . . e
Des hertz . . w
der het ou
Daz was Gy(lan der clivne).
der vane was (relite grvne),
10S Dar inne (ein leb von golde),
relit als er lebe(n solde).
Vor dem vanen
pvsoune' daz de'
Ir zimier warn
110 ich waen ir vo
Wurde prallt vil
zelient tousent
Furte der werde
vnder sine va(nen)
11S Nach dem für (cliomen)
der lantgrave
Von Turtuse Am(urat)
div aveture v
Er furte man
120 gen den veinde
Des vane was s(wartz, alsam ein chol)
Zu Pleier’s Garei.
489
dar ouz sacli ma(n verren wol)
Einen sne weizzen swanen.
zelient tousent man (dem vanen)
125 Warten l’itterliche,
nach dem für mi
Der heit von Riv(elantz Gerhart),
des leip vor seh(ande was bewart)
Vnt ouch vor aller
130 Gerhart der stoltz
Furte wol zehen tou(sent man)
vnder sine vanen (an).
Der vane der was (reiche)
geteilt gar geleich(c)
135 En vieriv rot vn~ w(eiz).
Gerhart legt alle' (vleiz)
An manheit vh an (milte),
der clioste in niht (bevilte)
Die Spalte (dj ist theils fortgeschuitten, tlieiis so abgenützt, dass nur wenige Worte
gelesen werden können.
. . . was . . . (el
140 Vor im gab mit chraclie doz
vil pvsoune~ . dar zv was vil groz
Floytieren vn tampoure schal.
Der gal wider ein ander hal,
Daz al daz velt erchrachte,
145 do sich von stete machte
Der ellens reiche Garei.
gezimiert manich ritt' snel
Vnter sine vane' reit,
als vns div aventivre seit.
150 Der vane der was sne weiz,
dar an lach chostpaerr Heiz.
Von swarze sameit reich
was vil meisterlich
Ein pantel in de vane' gesnite'
155 mit unverzagtliehen siten.
Mit Garei mit im
490
Zingerle
manigen vnverzagten man,
Der wol getorste Streites pflege',
vil manich ellens reicher (liegen)
IGO In sin helfe w(as) geriten.
mit unverzagtlichen siten
Furt er manigen weigant
ze Chanadich in daz laut.
Des enweiz ich niht, wie lang er für.
165 die Aventivre mir des swur,
Daz er choeme in daz laut,
div chvniginne wert erchant,
Div suzze Laudameie,
vor valsclie div freie,
170 Vil sere troure' began
vmh ir liertzen lieben ma ,
Daz er ir was gevarn.
si bat, in r(ruo)clie got be(warn),
Daz er behalte sinen leip.
175 daz vil triwen reiche wip
Was in grozen (sorgen)
den abent vnt den morgen
vmb ir liertzen lieben man.
si tet, als ir triwen zam.
180 Div chvnegin an triwen reich
belcip vil zvclitichliche
Ouf dem haus ze mvntrogin.
melivn vnt Albewin
Namen ir mit triwe' war.
185 nv svlt ir höre', wie si var.
Die Spalte (f) ist derart abgerieben, dass ich nur folgendes lesen konnte
chom
ze helf de' chvnige
ze chanadich an
Da mit
190 div was (des landes) sloz
dar was
Zu Pleier’s Garei.
491
Ouf ein sieht
193 leit sieh daz her
Für einen wunnenclichen walt
Garei der stolze degen (halt).
Do nv geherwerget (was)
für den walt (als ich las)
200 Zv eine wazzer
•<le w~de degen niht v
An all der fürsten ring
der edel ritter ge
Bat si alle geleieh
203 die edel rit
Mit vil
daz si
Vnt sich des liezon
er wolt . . .da
210 Ir rat er liete wol ver(nomen)
daz er so nahen nv
Zv der veinde
die . . v . ste was
. . all . . .
213 Garei der stoltze
Het aldo der
als in
Wan im was gesagt,
daz der rise
220 Von in
. . er waer
. . Chanadich
er sprach . nv rat
Wie ge
223 wir in an ge
Die klouse da
Daz lant vn
Da mein
als ich daz
230 Div klouse
lant von Chan
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft.
32
492 Zingerle
Bechant wie
mühte cliom
oder waz v.
VI. (R. F. 9 d .)
Garei spch: „daz mach wol sin.
ich gib dir des div triwe min,
Als er sich ir vnder windet,
daz er den vindet
S Sicherlichen von mir streit,
oh er mir nicht die klouse geit,
Vnt lobe des vnsern herren Christ,
daz er niht eine c . . en ist
. . . . mei. nn ich
10 mich
sin,
Des warte ouf die triwe min.“
Galvan, der ellens riche,
cliom vermezzenliche
IS Geriten zv de' risen.
vor der klouse ouf den siebte' wisen
Bei den habte her Garei.
Galvan, der degen sncl,
Voderot daz ouf sin liant.
20 Malseron, der weigant,
Sprach: „nv sehet iv der zv. “
Galvan vnder want sich do
Der klouse. als daz geschacht
Malseron, der degen, sprach:
2S ich liinne' varn,
ir sult die klouse wol bewarn.“
Dise vier starche man
(hie)lten für die klouse dan.
Si wolten da niht langer sin.
30 do sprach der Rise Charabin:
„Hie mach wol werde' ein hert streit
ouf de' grüne' anger weit
Zu Pleier’s Garei.
493
Von dem Graven Galvan
vn von de' hochgelopte' man,
3S Den wir da bei im liezen.
wolt iv des niht verdriezzen,
50 solt ir hier daz gern sehen,
(waz) in beiden sol geschehen,
wir “
40 Si cherten wider (dr)ate,
51 wolten schowen disen streit
ouf de~ grvnen anger weit.
Er g . . . von den helden snel.
Galvan vnt Garei
43 Die hielten noch hie beide
gen an ander ouf der beide
Vnder ir paniern lieht.
(Galvan der) vrage soumte niht,
Er fragte Garein maere,
SO waz er wolle oder wer er (waere), (bj
Von wanne' er cliöme in daz Iant.
„tvt mir iwer vart hechant“
Spell der Grave Galvan
zv Garein, de~ werden man.
SS Garei lachte vn~ sprach:
„ich fvrht, iz werde iv vngemach,
Oh ich iv sagte maere,
war ich wil oder wer ich waer.
Doch wil ich iv niht verdagen,
GO ich wil iv min geverte sagen,“
Sprach der edel weigant,
„ich hin dvreh aventivre gesant
Her zv dirre klouse,
Da die Risen warn mit house.
GS Div wil ich behalten
vnt wil der klouse walte',
Vntz mir chomt min herre
der chvnech von Anferre.“
So sprach der degen vnverzeit.
70 „swem daz ist liep oder leit,
32*
Daz ist mir gar vnmaere,“
sprach der heit lobewaere.
Er geparte dem geleiche
Garei, der ellens reiche,
75 Als ob er waer des chvneges ma .
do sprach der Grave Galvan:
„Hie sol nimer fride sin!
iwer lierre vnt der min
Sint an ander veint genvcli.“
80 Galvan der degen kluch
Galite zv den sinen dan.
er sprach: „ir lierre , gedenchet daran,
Daz vns min herre hat gesant,
daz wir sin ere rat daz lant
85 Svln wern vnt behalten,
ob wir triwen walten,
So svle wir daz niht gern sehen,
swa mine~ herren sol geschehe
Laster vnt schände
90 hie haime in sinem lande.
Ir beide, ich wil iv des veriehen:
die wir dort gen vns balde sehe
Bei der kluse ouf dem plan,
daz sint die veinde sunder wa .
95 Die hat her in ditze lant
der chvnech von Anferre gesant,
Daz si vns die kluse nemen.
ir beide, nv lat iv des g-ezeme ,
Daz wir wern vnser ere
100 wir (c)
Vernaeme wir die schände,
daz si vns in dem lande
Svchent gewaltichlicli.
ir beide ellensreich,
105 Gedenchet an iwer werdicheit
vn rechet laster vnt leit
An den veinde', die vns haben vor.
e si chom~ vor daz klusen tor,
Zu Pleier’s Garei.
Si mvzen yns ze pfände geben
110 beidiv leip vnt leben.“
Si beten sich gesvndert.
Garei liet zwai hvndert
Wol gewapent siner man.
do liet der Grave Gahvan
115 Der sinen ouz gesvndert
wol gewapent vier hvndert.
Die iahen alle geleiche,
si wolten sieb erliche
Daz laster nimer vber sehen,
120 daz in waere geschehen,
Daz in so nahen waern (ge)riten
die veinde . mit zornliclien (siten)
Stapfens vber den anger h(er).
Gal van mit ouf geworfem (sper)
125 Vermezenlich vor den (sinen reit).
Gare], der degen vnverzeit,
Mante die sinen sere.
„gedenchet an iwer ere,“
Sprach der degen weis,
130 „wir svln ere vnt pris
Noch hivte hie erwerben,
ein man mach gern(er sterben)
Mit ern, denn mit laster leben,
ich wil iv des min triwe geben,
135 Daz wir hie vil wol gesigen.
si mvzen sigelos geligen
Von vns.“ sprach der chvne man.
do nam der Grave Galvan
Sin örss zen seiten mit de~ spor~.
140 Garei, der degen hoch geborn,
Chom hvrtichlich gen im gevar~.
die sine' chunden sich niht spar~,
Si volgten schon ir herre' nach,
Garei den Graven Galvan stach
143 Hinderz örss wol speres laneh.
ob im hvb sich groz gedranch
Von den (künden) vn' von de' gestern
da mvsten lielme preste~
Von den scharpfen swerten.
150 die Heide streites gerten. (dj
Ob dem Graven Galvan
wart ein solicb streit getan,
Da von ich wunder möht sage',
der sine wart ob im erslagen.
155 Mer denn funfzich man.
idoeli Imlfen si im von dan,
Daz er chom ouf ein kastelan.
do der Grave Galvan
Den schaden an den sinen sach,
160 daz wort er zornlichen sprach:
„Owe des schaden, des ich han
genomen an minen werde' man.
Der ist mir al ze vil erslagen.
ich mvz die iamer bvrde trage'
165 Nach rnine' helden“, spcli der chvne ma~,
„ich gereehe daz mir ist getan.“
Garei, der ouz erwelte degen,
brach mit veintlichcn siegen
Mit den sine' durch die schar.
170 des wurden lielme blut var.
Swem er erreichte, der was tot.
„owe dirre grozen not,“
Sprach der Grave Galvan,
„sqI vns dirre eine man
175 Hivt allen an gesigen?
ich mvz tot von im geligen,
Oder ich riclie daz mir ist geta~.“
Gareln’ rant er wider an
Vermezzenlichen als ein degen.
180 man sach von ir beider siegen
Daz fiwer ouz helme stieben,
sich mvsten schilte klieben,
Do dise zwene chvne man
ander stvnt an ander an
Zu Pleier’s Garei.
185 Ranten zorneklichen.
Garein, den ellens reichen,
Wolte der Grave Galvan
da vil gern erslagen han.
Des wert er sicli mit beides hant.
190 Garei, der chvne weigant,
Valit so degenliehe,
manigen ritten ellens reiche
Valte al da sin werdiv hant
hinderz örss onf daz lant.
195 Da wart sere gedrungen,
div swert vil loute erclilunge~
Beidenthalp von ir man. (e)
der starche Grave Galvan
Sluch so chreftichliche
200 onf Garein, den ellens reichen,
Relit, als ez waer ein doners slak.
er sprach: „dest war, ob ich mach,
Ich geriche an dir mine man,
die ich von dir verlorn han.“
205 Sine siege warn chreftichlich.
Garei, der degen ellens reich,
Warf vmb daz swert in der hant,
Galvan, de' chvnegen weigant,
Chlaup er daz houpt vn~ de' heim
210 vn~ warf in toten onf de' melm.
Do daz die sine sahen,
si wolten helfe gaben.
Ir helfe mohte im niht gefrum ,
si warn im ze spate chomen.
215 Do der Grave Galvan
was tot gevallen onf de' plan,
Des erschrachen alle die sine ,
doch liezen si wol scheinen,
Daz si warn vnverzagt.
220 si werten, so man sagt,
Sich als chvne weigande.
Garei die sine mande,
498
Z i n g e r 1 e
Daz si gedachten an ir ere.
do wart gestriten sere.
225 Do der Grave wart erslagen,
man sach noch werliehe' trage'
Die sine panier.
Garei sluch vil schiere
Den ritter, der die panier trvch.
230 des schaden des wajr gar genvch
An de' Graven Galvan gewesen,
der tot lie einen niht genesen,
Er nam die sinen zv im gar.
des graven Galvanes schar
233 Was nv worden sigelos.
swer da fluht fvr sterbe” kos,
Dem was daz nv daz peste.
von Anferre die geste
Behabtcn ritterlich daz wal.
240 von floht hup sich grozer schal.
Swaz der Grave Galvan
ritter prallte ouf den plan,
Die warn erslage' vntz an zwelf man.
Garei ouch schade do gewan. ff)
245 Der verlos wol vier vii zwazik man.
die zweite flulien balde dan
Vnt sagten ir herre maer,
wie ez ergangen waere,
Daz d' Grave Galvan waer erslage'.
250 de hört man de' chvneeh klagen
Harte klaegeliche.
Ekvnaver der reiche,
Der edel chvneeh wol geborn,
fragte, ob div kluse waer vlorn.
253 Ein des Graven ritter sprach:
„ia hre, ich sage iv, w r an ichz sach,
Daz von Anferre des kvneges man
vns die kluse erstriten an,
Vnt daz min herre lach da tot
200 vnt al die sine, daz ist ein not,
499
Zu Pleier’s Garei.
Wan ich eine cliom mit nöte' dan
vn ainlef mines herren man.
Die andern sint gar crslagen.“
daz horte man den kvnecli klage'
2C5 Harte klaegeleiciien.
armen vnt reichen
Hiez er disiv maere
klagen ynt sine swaere.
Si iahen alle geleiche,
270 si raechen willichliche
Sinen chvmber vn' siniv leit.
den fürsten allen wart geseit,
Daz si ze liofe solten chomen.
do si daz heten vernomen,
275 Si chomen willichliche
fvr den chvnech reiche.
Der klagte in sinen vngemach,
zv den fvrsten er do sprach:
„Frivnt vn lanthern min,
280 lat iv min leit geklaget sin!
Mir sint erslagen mine man
vnt der Grave Galvan,
Der mir vil gedient hat.
nv such ich helf vn~ rat
285 An iv, wan ich getrvwe iv wol,
wan ich daz imm~ dienen sol,
Daz ir rechet mine' vngemach.“
der chvnech von Riyelanz sp'ch:
„Her chvncli, ich wil iv rate' daz,
290 sw' hezzers waiz, d' rate baz.“
VII. (R. F. 9 e .)
ouf daz gras
Saz (Garei, der) chvnech reich,
vil ge(zo)genlich
Ouf einer wol geblvmte wise~.
5 vor im (sa)zen die risen.
i
Z i n g* e r 1 e
Die waren chom~ alle dar.
Garei, der vier degen chlar,
Hiez si willechomen sin
Malseron vn Oh'arabin.
10 Zirdos vn~ Zirigon.
durch riches prises Ion
Empfieng er die fürsten in daz lant.
(do) in (sin) grvz wart beeliant,
Do nigen im zvhtichliehe
15 die edeln fvrsten reiche.
Alle geliche iahen,
daz si nie gesahen
Vier man so michel Yn so groz,
ez lept ninder ir genoz
20 An sterche vnt an manheit,
noch an lenge, so man seit.
Si wurden geschowet genfich.
Garei, der stoltze degen chluch,
Bat die fvrsten sitzen
25 mit zühtichlichen witzen
Zv im nider ouf daz gras.
vn~ sin~ rotte meist' was
Die wile dar besant.
si saz(en nide)r an daz lant
30 Fvr den (chvne)ch ern reich,
der sprach gezogenlich:
„Ich ha(n) dar nach iv gesant,
wir m(iizen in) der veinde lant.
Ny werbet (mit) rate vmb vnser vart.
35 div wirt niht langer vf gespart.
Wir svln gen den Yeinden varn
vn~ oucli svl wir daz her bewar~,
Daz wir von schaden sicher sin.
ich nim daz ouf die triwe min,
40 Daz ich iv gern vor schade bewar
vn gern nach ivre rate var.
Ich getrivwe iv allen wol,
wan ich ez gern dienen sol,
Zu Pleier’s Garei.
SOI
Daz ir mich iwerre helfe wert.
4h' swes iwer wille an mich gert,
Daz ist allez getan,
swa ich mach oder chan.
Des han ich vil gut reht zv. (b)
got helf mir, daz ich noch getv
hO Iv den dienst, als ieh ger.
des bin ich gern iwer wer
Mit triwen willichlich. “
so sprach der chvnecli rieh.
Der herzoge von Pergalt
hh sprach: „ez ist so manichvalt
Iwer ere vnt iwer pris,
daz wir gern in aller wis
Iwer ere svln werben
vnt des niht lan verderben.
GO Ich wil iv sagen waz man tv:
als vns chom der morgen fru,
So sei bereit ein ieslich man.
ich vnt min swager Gylan
Vnt von Riviers Gerhart der degen,
6h der getar wol ritterschefte pflege''.
Wir drei svln heint daz her bewarn.
so sol Eskilabon varn
Morgen fvr mit siner schar,
der getar wol veinde nenf war,
70 Vnt TyofFabir der freie,
der heit von Merkaneye.
Nach de Yar der Margrave reich
von Turtüse, der vil löblich
Hat vil manige' hohen pris beiagt,
7h vn~ Chlaris, der degen vnverzagt,
Von Argente der reich,
so svlt ir sicherlich
Dar nach rite mit ivre~ zwai~ schar,
so svl ich vn' Gylam bewarn
80 Vnt der degen Gerhart
daz her hin nach ouf der vart,
502
Zingerle
Ynt besetzet iwer ldoiise.
wir haben zv disem house
Gvten trost vn wizzet daz,
83 wir gevarn all dester baz,
Ob wir dise veste
behalten . wir sin geste.
Daz ist vns gvt“, spell der wise ma
„ir svlt hie iwerr lvte lan,
90 Die iv daz lious behalten,
wir svln sinne walten.
Mvge wir nilit gestreiten,
so svle wir hie beiten
Hie ze dirre ldous,
93 (vntz daz der chvnech Artus) (cj
chvmt mit her in ditze laut,
daz rat ich“, sprach der weigant
Der rat geviel in allen wol.
„nvratet, wen ich hie lazen sol.“
100 Do spcli der fvrste Gylan:
„lat hie vier vnt zwainzicli man.
Die belialtent wol mit leihter wer
das hous vor aller chvnege her.“
Garei sprach: „daz si getan.“
103 vier vnt zwainzicli siner man
Hiez der chvnech für sich chomen,
als ich daz maer han vernomen.
Die swurn im des eide,
daz sich dvreh liep noch leide
110 Niem~ gaebe die ldous,
wan im oder Artus.
Do speh der cvnech lobelich:
„Malseron, der ellens reich,
Zirdos, Zirion vn Charabin
113 ir vier svlt ouch hie sin.
Ir helfet niein' in disem streit,
ist, daz mir got gelüke geit,
Ich wil iv immer reichen,
daz wizzet sicherllchen.
Zu Pleier’s Garei.
503
120 Gesigt aber mir der chvnech an,
so svlt ir dennoch niht gestan
Ouf Artus den ge tri wen.
des chvmber solte rivwe~
Alle, die sieb so versinnent,
125 daz si triwe minnent.“
Daz lopten do die yier man.
die fürsten mit vrloube dan
Riten zv ir ringen weit. ,
nv was oucli des vil gvt zeit,
130 Daz man solt ezzen gen der naht,
mit vil fürstenlicher mäht
Manicli fürst an sine' ringe saz.
do nv der chvne hete gaz,
Gylam, der werde degen,
133 der des heres solde pflegen,
Vnt der herzoge von Pgalt
vnt Gerhart, der degen halt,
Die warn schone bereit
vif chomen in iriv wapen klcit
140 Wol mit dreizich tousent man.
mit den zogten si dan
Ze velde mit grozem schalle, (d)
die andern heten alle
ßeidiv ru vnt gemach.
143 dise hüten so, daz man des iacli,
Des heres waere wol gepflogen,
die naht si heten sich bewegen,
Daz si in vifer enden vmb daz her
hvten mit vil grozer wer.
130 Des morge's, do der taeh ouf brach,
daz man vor de~ tage such
Den morge' stern ouf sleichen,
(do) wurden gemeinlichen
(mit r)ate des die fürsten her,
135 (da)z si da niht langer mer
Wolten wesen, daz wart wol schin.
Eskilabon vnt alle die sin
S04
Z i n g e r 1 e
Warn schier bereit
vn Tyoffebir, der vnverzeit.
IGO (Verno)men wart do groz~ sclial,
(Ma)n begvnde sich vber al
Onf machen, dise zogten für
mit also ritterlicher chvr,
Daz die Risen mvste' iehen,
16S si hete~ da vor nie gesehen
Jiin her so wunneclilicli.
Eskylabon der reich
Het sich mit den sine' fvr genom'.
si warn so ze velde chomen
170 Ze wvnsche vnt schone genvch
Tyoffabir, der degen kluch,
Er vnt al die sine,
von ir zimierde scheine
Wart gezieret wol daz velt.
175 Ouch gap de~ glaste wider gelt
Eskilabon mit siner schar,
manicli zimierde klar
Brahtens ouf den grvnen plan,
mit zwainzicli tousent manne~ dan
180 Zogtcn dise beide
ritterlich vber die beide.
Si wolden gen den veinden dan.
Amorat, der werde man,
Von Turtuse der lantgrave reich,
185 was ze velde chomen ritterlich,
Vnt der herzoge von Argentin.
Chlaris vnt alle die sin
Soumten sich an prise niht. ('ej
manige zimierde lieht
190 Sach man vnder ir beider her.
si warn ritterlich ze wer.
Die zog'ten ouf Eskylabons sla.
vil bvsounen hört man da
Vor ir her chrachcn.
195 man sach ze velde sich mach«'
Zu Pleier’s Garei.
505
Von Anferre des cliV'neges man.
die zogten Ritterlichen dan.
Si warn schone bereit,
ir schilt vn~ iriv wapen chleit
200 Gaben gen dem morgen schein,
dri ehrone guldin
Glesten ouz einem vanen weit
von eine' plaben sameit.
Die ehrone warn gezieret
205 mit chost, dar in verwieret
Vil der edeln steine
groze vnt cldeinc.
Die gaben werde' liebten schein,
nv was mit al den rittern sin
210 Garei ouch ze velde chomen.
da wart vrloup genomen
Von den Risen vn~ von sinen man,
die bei der klouse solte' bestan.
Sin schar was yvo! gezieret
215 ynt so gezimieret,
Daz man in grozer choste iach.
Malseron ze de~ chvnege spcli:
„H’re, vart nach rate!
ir sylt heizzen drate,
220 Daz vorder her gaben
vnt herwerge valien
An daz wazzer, daz hie dvrli d. lant
rinnet, mir ist niht bechant,
Daz inder fvrt, wan einer,
225 dar yber ge deheiner.
An den fvrt svlt ir iv legen,“
also sp'ch Malseron der degen,
„So seit ir sicher bei der naht,
ob des den veinde~ waer gedaht,
230 Daz si iv schaden wolten,
als si von rehte solten,
Ist denn der fvrt wol bewart,
So mvz ir zorn sin gespart.
806
Z i n g e r 1 e
Enmite in de~ fürte stet ein lewe, ff)
233 der gint weite mit siner chewe.
Dem stechet ze aller stvnde
ein panier in dem mvnde,
Vnt ist ouz ere gegozzen dar
mit listen, des svlt ir neme war.
240 Swem des gelvstet vn gezimt,
daz er die panier nimt
Dem lewen ouz de~ mvnde,
so clivmt im an der stvnde
Ouz dem halse ein s(oli)ch doz,
243 der ist so michel vn~ (so) groz,
Daz man in liort wol raste preit.
herre, daz si iv geseit:
Swer da bei ist nahen,
daz mvz vil balde gaben
230 Da von oder er hat den leip v~lorn
von dem doze. degen ouzerchorn,
Da von hehvtet iwer her,
daz ir iht sterbet ane wer.“
Garei spch: „vil werder degen,
233 Got mvze diner ern pflegen!
Dv bist getriv vnt m(an)lich“
einen boten sant der chvnech reich
Eskilahon, dem degen chlar,
daz er naeme des lewen war,
260 Vnt enbot im div m(aere),
wie ez gewant (waere)
Vmb den lewen (vnt vmb) die panier,
der bot chom vil (schier)
Mit sporn gahes g(erant),
263 da er den werde' (ritter) vant.
Dem sagt er div maere,
wie ez gewant waere
Vmb den lewe vn vmb die panier,
do spch der werde degen vier
270 Zv dem bote~ alzehant,
der ouz erwelte weigant:
Zu Pleier’s Garei.
507
„Ich sol vor schaden vns he warn,
ich wil aine des endes varn
Gen dem fvrte, da d~ lewe stat.
21 o waz oh man angest g'en vns hat,
Daz der fvrt ist behvt,“
als ns sprach der degen gvt,
„Die entsitzent mich vil kleine,
so si mich sehent al eine.“
VIII. (R. P. 9 e .)
• • . . er mit dem vanen
Chom gedrunge' durch die schar,
des wurden lielme plutvar
Von stichen vnd von starche' siegen.
5 da wart manich Werder degen
Vil sere v~schrote~.
d. velt begvnde rote~
Mit plut von dem streit.
Nv chom ouch an der zeit
10 von Rivelantze Ardan.
sinem vanen volgte dan
Manich ritter vnverzeit.
nv was der stolze heit gemeit
Garei Streites noch erlan.
IS von Rivelantze Ardan
Brahte manige~ ritter snel.
er ehertc, da daz pantel
Gleste ouz liern Gareis vanen.
er getorste wol die sine mane~,
20 Er was ein degen svnder wan.
der edel chvnech Ardan
Gezimiert vor den sinen reit,
vnder sinem vanen preit
Für vil manich werder degen.
2S si beten Streites sich bewegen.
Nv chom ouch her Garei,
der ellens reiche degen snel,
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Ilft.
33
508
Z i n g* e r 1 e
Mit wol geilorierten seliarn
ritterlich her gevarn.
30 Vil pusinen vor im erhal,
floytiern vn tampoure' schal,
Als ez der doner waer.
Garei, der lobewaere,
Manlich vor den sinen reit.
3h sin schilt vnt siniv wapenkleit
Warn tivre vnt lieht gevar.
Ardan cherte von siner schar
Gegen Garei, de' degen ouz erchorn.
div ürss si nam~ mit den sporn.
40 Ein reichiv tivste da gescliach.
ietwederr sin sper verstach
Ze stuclien gar hintz an die haut,
ietwederr in der scheide vant
Ein gvt swert, daz sere sneit.
4S Garei, der degen vnverzeit,
Slucli de' chvnege eine' slach
durch den heim, daz er sere erschrak.
Vn daz in des bedouhte,
wie im vor den ougen loulite
50 Ein fiwer grozer, denn ein schoup.
vnversvne' vnt toup (!))
Lag er vher dem satelhogen.
Garei, der ellens vnbetrogen,
Valt in von dem orsse wunt.
55 do chom ze helfe im and' stv't
Die sinen lohclich.
Ardan, dem chvnech reich,
Wart geholfen von der not.
in liiet der heit erslagc' tot,
60 Waern im die sine niht schier kom~.
da wart manich louter chrach v'nom'
Von spern, do ir beider her
mit vil manlicher wer
Mit hurte zesamen chom' gevar'.
65 man horte von ir beider schar'
Zu Pleier's Garei.
509
Manicli hurt vil lout erklinge'
vnt fiwer dar ouz helme spri'ge'
Von vil neitleichen siegen,
da wart vil mailich werd~ dege~
70 Toter ouf daz wal gevalt.
„Nantes“, loute wart erschalt,
Artuses des chvneges chreie.
Garei, der valsches vreie,
Hiwe ein luken dvrch daz wal.
75 der liite so vil so vil ze tal
Von im tot vnt wunt,
daz er in vil chvrtzer stvnt
Daz her durch brach mit starke' siege',
swar der ellens reiche degen
80 In dem streite cherte,
daz volcli er nider rerte,
Alsam den hanif tvt der schower.
der streit was bedentlialbe~ sow
Den sinen vnt der ritterschaft
85 von Riveläntze, die mit chraft
Beiagten manige' hohen pris.
die werte' sich in manige' wis,
Als gvte riter solten.
den sich si gern wolten
90 Bciagen, des mohte nilit ergan.
Garei vnt sine man,
Swa die hin cherten,
der veinde schaden si merten
In dem herten streit
95 nv chom oueli ander zeit
Der hertzoge Ammilot,
der die liebten rosen rot
In sinem vanen flirte,
gen dem streit er rurte
100 Wol mit wa (c)
die vo . . n sine
Gen dem streite d
die rosen rot als
33*
510
Zingerle
Sacli man verre
105 Ammilot mit d
Cherte durch pri
da der wilde
Vnt Tyofabir mit
wol vaht gen d
110 Mit vnverzag
was der beide
Mit hurte an alle
man sach man
Die den poyen tr
115 waz die der her
In dem streite ritt
wol vaht der lo
Eskilabon vnt Ty
da wart manich
120 Tot gevellet ouf d
ir herzeichen lo
Si begvnden rufen
der beiden ander
Was wol div driv
125 tot si beten sich
Des siges man sa
nv cliom in ritt
Der liertzoge A
den vanen mit d
130 Sach man hurticli
da wart manich
Von hurte an der
do der vane cli
Ammilot vnt sin
135 svvaz den leides
Daz wolten si n
mit slahen vnt
An Eskilabon vnt
die vant man
140 Da w . . r lieht«
Tyofabir der w
Zu Pleier’s Garei.
511
Al
Wol vaht vnt ouch
Eskilabon mit he
Hiw vmb sich
14S laza naher rnk
Was scharpfer sw
da wart storie
In dem herten str
Die folgende Spalte (dj ist zur Hälfte weggeschnitten und das Beigelassene so abge
schliffen, dass wir dieselbe übergehen.
Sich alrest mvste wern, (e),
150 ob er sich selbe wolte nern
Vor schaden vnt vor Iaster groz.
man horte da manige' doz
Von hurte vnt ouch vor swertes siegen,
da verlos vil mailich werder dege~
155 In de' streit sinen leip,
den da haime weinte' w'div wip,
Do Ekunaver mit Iiers chraft
sich stachte in div lieidenschaft.
Da wart sere gedrungen,
160 da wart vil lout erklungen
Div swert, ouch heim vn harnasch.
vil liehter zimierde erlasch
Von plute. die e warn chlar,
die wurden almeistich rot gevar.
165 Nv hört ouch, wie Garei,
der ellensriclie degen snel,
Die sinen tröste in dem streit,
vil lout: „Nantes“ wart geschreit.
Daz wart durch choverunge getan.
170 Ekunaver, der werde man,
Chom mit so grozer hers chraft,
daz hern Gareis ritterschaft
Mit den von Rivelantze strite'.
mit vnverzagtlichen siten
175 Chom Ekunaver ander zeit
mit sine' vanen in den streit.
512
Z i n g e r 1 e
Er want beiagen da den sich,
al die sinen „Chanadich“
Ti eg vii den rufen an der stunt.
180 Garei wart da chvmber chvnt.
Er vnt sine w~de man
wurden hinder sich getan.
Von Rivelantze der werde heit,
Ardan, der degen ouz erwelt,
185 Der liet e grozen schade' genom.
waer im niht ze helfe chomen
Ekunaver der rieh,
er het sicherlich
Alle sin ere verlorn.
190 Ardan, der chvnech wolgeborn,
Wart manlich errettet,
den orssen wart gepettet
Mit manige~ edeln toten,
die sere wurden verschroten,
195 Der lach so vil auf dem plan,
swa div mvden kastelan
In de streit ruhe wolte~ pllege
(b)
Da wart ir lutzel niht.
200 swelich üfss von den wunde ,
Daz wolt vf de~ edeln tote ligen,
so si in de streit nider sigen.
Garei vnt die sinen,
die liezzen daz wol scheinen,
205 Daz si warn vnverzagt.
si w r erten sich, so man sagt,
Mit vil manlichen streit,
doch wurde's hinder sich geleit
Mit hurte, daz ir all' schar
210 chom zv anander gar.
Ekunaver der reiche
chom so chreftichliche
Mit vollen povndiers hvrte,
daz er frivnde vn v ein de
Zu Pleier’s Garei.
513
213 Mit hurfe ze same~ prallte,
so snellich er gahte
Mit siner grozen lieres chraft.
da von ir beider rittersehaft
Gar zesame warn cliomen.
220 von sinem povnder
Mohte wol aldaz velt.
Nv hört von de streit sa,
Wie da wart gevohten,
in einander geflöhten
223 Die veinde in der frivnde schar,
die sach man bi an ander gar
Mit grozen noten ringen,
hurten vnt dringen,
Slalien vnt stechen.
230 Ekunaver wolte reellen,
Daz man in gesuchet bet
Da haime. der streit all
Einen plflm varben plan,
da wart vil mailich w'der man
233 Von de orsse tot gevalt.
si waern ivnch oder alt,
Die rungen da mit noten groz.
daz plut de grüne eie (begoz),
daz von luten vn von örssen ran.
240 Garei vnt sine man,
Die leideten sich so sere
in de' streite, daz ir ere
In niern' mohte gewinnen an.
ouz Galis der fürste Gylan
243 Vnt der hertzoge yo Pergalt.
IX. (R. F. 9ef.)
Dvrcli chovervnge Belamvnt.
nv chom ze helfe in an der stvnt
Amvrat mit heldes chraft.
Ammilotes rittersehaft
I
i
514
Z i n g e r 1 e
5 Enpfiengen schaden da genvch.
der Animilotes vanen trücli
In dem stvrme degenlich,
den slüch der Margrave rieh
Amvrat mit siner hant,
10 daz der chvne wcigant
Verhowen viel ouf den kle.
von wunden wart vil manige we.
Ouch wart gevalt vil maniger tot.
do der vane mit der rosen rot
13 In dem streite wart gevalt,
Eskylabon, der degen halt,
Mit vnverzagte' streit,
von Clialde der vane prcit
Dannoch hohe swehte.
20 Eskylabon dar strebte
Mit vil ungefvgen siegen.
Oygeones, der werde degen,
Der die panier mit de~ poye~ fort,
wacherlichen rurte
23 Die hende vnt sin geselleschaft.
die howen mit gewaltes chraft
Ein luken vnder der beide' vane~.
Eskylabon begvnde manen
Di sinen vn clierten dan,
30 d(a Sal)atrias, der werde man,
(va)ht gen der Christenheit.
Eskylabon mit livrte reit
Gen dem chvnege reich
von Chalde, der vil ritterlich
Het vil manige pris beiagt.
3ä manlich vnt vnverzagt
Ranten si an ander an,
die zwen mutes reiche man.
Von Belamvnt Eskylabon,
der manige~ prislichen Ion
40 Het beiagt mit siner hant,
der ouz erwelte weigant,
Zu Pleier’s Garei.
515
Slueh den ehünech Salatrias,
Daz er viel nider ouf daz gras.
Do daz die sinen sahen,
45 si begunden dar gaben
Vnt wolte im geholfen han. (h)
do wart vil manich werder ma'
Ob de chönege Salatrias
tot gevellet ouf daz gras.
50 Der edel chvnech von Chalde,
des tot tet manige' herze we.
An im lach manheit vn ivgent,
triwe vnt rehte tugent,
Chaeusche, zvht vnd milte.
55 sin hertze nie bevilte
Ritterlicher werdicheit.
sin hant vil manige' pris erstreit.
Sin leip was wo] geklagen.
ich het iv vil ze sagen,
60 Waz der wol gelopte man
holier ern gewan,
Wan daz ich vor vnmze mach,
do der werde chvnech gelach
Von Eskylabon de” beide tot,
65 Da von sich iamer vnt not
Hvp da liaim in sine" lande,
die clivnen weigande
Vahten hie an zageheit.
Oygeones, der vnverzeit,
70 Benemyas vn Alexander,
Flores vnt Lyander
Vnt ander ir geselleschaft
cliom mit manlicher chraft
Vnder der beide' vanen gedrv'ge~,
75 Da swert ouf si erchlvngen.
Alrest gie der streit entwer.
ir werder got Jvpiter,
Der in der beiden vanen lach,
ein ritter, der des vane pflach,
516
Z i n g e r 1 e
80 Den slucli der degen Benemyas,
Daz er viel toter ouf daz gras.
Do der vane wart gevalt,
ir herzeichen wart erschalt.
Si hegvnden rufen: „Belamvt“.
85 Do mvst entweichen an der stvnt
Der hertzogc Ammilot.
heidiv wunt vnt tot
Was im der sinen worden vil.
ditze herte neitspil
90 Was noch vnverendet gar.
Des chvnegcs Ekvnavers schar
...... (c)
mit Garei, de degen ellens rieh.
Ekunaver, der degen her,
95 mante die sinen ser.
Er sprach: „ir hehle vnverzeit,
ir rechet laster vnt leit
Mit vil willichlicher haut
an den, die vns in disem lant,
100 Grozez laster haut getan,
miner mag vnt miner man,
Der ist mir vil gelegen tot.
nv helfet mir die selbe not
An de~ veinden rechen
105 mit slahen vnt mit stechen.“
Alsus sp’ch der chvnech rieh.
Ekunaver, der ritterlich,
Mit siegen durch die poynd pr'ach.
vil grozzer schade von im gesehach,
110 Wan er mit silier werden hant
manigen clivnen weigant
In dem streite valte.
sus rait er mit gewalte,
Daz im niem vollen streit
115 mohte gegeben bi der zeit.
Nv het ouch her Garei,
der ellens reiche degen snel,
Zu Pleier’s Garei.
517
Ze beiden seiten gevalt
vmb sich des volcbes vngezalt
120 Mit de gvten swerte sin,
daz im der cbvnech Albewin
Gap. swa er daz hin sluch,
swaz der man an im truch,
Daz frvmt im barte klein.
123 born, stal, eisen, pein
Sneit daz swert al geleich,
daz der degen ellens reich,
Garei, der edel reche, truch.
hei, waz er tiefer wunden sluch
130 Mit dem gvten swerte!
swar er daz cke cherte,
Da mohte nibt vor gestan.
Ekunaver den clivnech Ardan
Het in dem streite funden
133 mit einer tiefen wunden,
Div im min her Garei sluch.
er het schaden ouch genvch
(getan) sinen werden man (dj
(Ekuna)ver den cbvnech Ardan
140 Wolte rechen an der stvnt.
do er in sack so sere wvnt,
Daz was im harte swaere.
Ekunaver, der lobewaere,
Sprach hintz im: „du solt mir sage,
143 w'er dir die wunde habe geslage'.
Daz wil ich reellen sicherlich“
also sprach der chvnech rieh.
Do Ardan Ekunavern sach
ze de chvnige er do sprach:
ISO „Der mir den schaden hat getan,
der ist für war der chvnste ma~,
Den ich noch ie han gesehen,
des wil ich im mit warheit ielien.
Ich prüfte wol sin wapenklcit,
133 do ich ze der tyost gen im reit.
Zingerle
518
Sin zimierde, div ist reiche,
sin heim ist meisterlich
Geziert mit einer chrone.
nach werdechliclien lone
160 Chan der heit wol werben,
solt ich von im sterben,
Ich wolt im doch der warheit ielien:
so chvner heit wart nie geselle'.
Er ist, der mir die wunde slueh.
165 sin schilt ist pla, den er truch,
Dar ouf ein weizez pantel.
daz wapen treit der degen snel.
Sin heim, sin chursit ist al pla,
von fiwer roter varbe alda
170 Ze ruhtet dar ouz stern.
man molit in sehen gern,
Da man niht angest solde han
ouf den selben werden man.
Vnt weit ir niht erwinden,
175 ir weit den degen vinde ,
So wartet eines vanen weit,
daz ist ein plancher sameit,
Dar inne von zobel ein pantel.
da vindet ir den degen snel.“
180 Der clivnech Ekunaver spch:
„swaz mir leides ie geschach,
(Daz) chvmt von de' schulde sin.
ez ist Garei der veint (min).“
Den wunten chvnech Ardan (e)
185 hiez er zen herwergen gan,
An sinen gemach reiten,
man hört an allen seiten
Div swert vil lout erklingen
vnd fiwer vz lielme' springen
190 Von vil vngefügen siegen.
Ekunaver, der w de degen,
Suchende in dem streit' reit,
war er den werde' heit gemeit,
Zu Pleier’s Garei.
519
Garei (len degen, vvnde.
195 in vil clivrtzer stvnde
Sach er den vanen gen im cliom ,
als ich daz maere han vernome ,
Mit dem reichen pantel.
der ellens reiche Garei
200 Verre vor den sinen streit,
swaz im der veinde wid'reit,
Die valter nider ouf daz lant
mit siner ellenthaften haut.
Als in Ekunaver ersach,
205 er rant in an vnt sprach:
„Ir arnet al min hertzen leit.
vil manige ritter vnverzeit
Hat mir erslagen iwer liant.
dai'vmb mvzt ir mir ze pfant
210 Gehen, daz iv riwen mach,
oder ich wil für disen tacli
Nimmer mer werden wert.“
mit eilen hvp er ouf daz swcrt
Vnt sluch mit chreften vf de" heit.
215 Garei der (legen ouz erwelt
Zu dem werde' chvnecli sprach :
„swaz iv von miner liant geschach,
Daz ist allez ein niht
da wider, daz iv noch geschiht,
220 E ich von hinnen chere.
ir mvzet Artovs sin ere
Lazen, mag ich ivchs erpiten.“
mit vnverzagtlichen siten
Jetwederr ouf den ander drank.
225 da von was groz swertes klanch,
Do die zwene houpt man
mit streite chom an ander an.
Ekunavern den reichen
sach man ritterlichen
230 Ouf Garein slalien manige' slach, (j')
den er doch harte ringe wach.
S20
Zingerle
Er molite sin nilit versneiden.
elliv wapen mvsten meiden
Den heim, den schilt, das churseit.
235 Garei ein wunden weit
Dem chvnege Ekunavere slucli
durch den Iielm, den er trüch,
Daz in daz plüt gar hegoz.
Gareis chraft was so groz,
240 Der liet wol zwelf manne chraft.
des wart er diche sigehaft.
Des (half) im daz vingerlin,
daz im gap Albewin.
Dar zv half im wol daz swert,
243 des ekke warn also wert.
Da vor inoht nilit bestan.
dar zv het der degen
Ein harnasch, daz nie swert v sneit.
ouch was der degen vnverzeit
230 Ein Ritter gvt in Streites not.
des lach von sinen handen tot
Yil mancher chvner weigant.
do des grozen schade enpfant
Ekunaver, daz er was wunt,
253 do wart der degen an der stvnt
Vor zorn grimeklich gemv~.
ouf Garein slucli der heit gvt
So manige slach so chreflichlich,
vn waer Garei, der ellens rieh,
260 So wol gewapent nilit gewesen,
er molit vnsamfte sin genesen
Von des werde' chuneges liant.
do Ekunaver, der weigant,
Wart inne~, daz sin gvt swert nilit sneit
265 liern Gareis wapenkleit,
Daz wart im harte swaere.
nv gedahte der degen maere :
„Ich wil versuchen, ob ich elian,
ob ich disen cliunen man
Zu Fleier'» Garei.
70 \ on de orsse molite bringen,
icli wil mit ringen
An in min heil versuchen baz.
ich lian wol erfunden, daz
In min (swert) niht (gewinnen) kan.
73 mit (hvrte) rant (er an den man).
X. (R. P. 10 a ).
Waere, daz er an im truch,
daz in des schaden dankt genfich,
Den er da liet gewunen.
molit er im sin entrunnen,
3 Daz hct gerne getan.
Garei, der vil chvne man,
Den chiinech mit zwai' wunden vienk.
nv höret, wie ez do ergiench.
Helpherich vnt Rubert,
10 vnt Ammilot, der degen wert,
Die mvsten im entweichen,
vnt doch vnlasterlichen
Si chcrten diclie werlich.
von Nasseran Helpherich,
13 Des lop vor schände' was bewart,
den ergahte von Riviers Gerhart
Ouf der vlvht. ander stunt
was, daz der edel ehvneeh was wnt.
So het er sich des wol erwert,
20 daz im der pris waer iht beschert,
Daz er in viench mit gewalt.
nv het der maere degen halt
Sich erplutet vnt erstriten,
idocli mit manlichen siten
23 Sluch er daz swert vil vngcspart
dem werde' degen Gerhart
Durch den heim an de' stunden,
daz im von der wunden
Zlug-erle
Ein pach floz vnt daz der heit
30 Gerhart, der degen ouz er weit,
vil sere zvrnen began.
Helpherich von Nasseran,
Den viench Gerhart ander stunt.
si warn beide sere wunt.
33 Do Helpherich, der chvne man,
von den sinen wart gefuret dan,
Sie waern im gern ze helfe chom .
des wart vil manige~ da benom
Daz leben vil in chvrtzer zeit.
40 mit schaden endete sich der streit.
Eskiiah on vnt Gylan
vnt Tyofabir, der werde man,
Vnt der hertzoge von Pergalt,
die cherten vmb mit gewalt.
43 Hubert, der clivnech von Gandin,
er vnt alle die sin
Mvsten fliehen, des twanch si not. (bj
den hertzogen Ammilot
Charis, der fiirst onz Argentin,
50 vmb clierte vnt alle die sin.
Da wart div schvmpfentivr preit.
den veinde aller naehst taet
Der ouz ervvelte Garei.
den vanen mit dem pantel
55 Sach man iagen schone
den vanen mit der clirone.
Der fürsten von Anferren,
den sach man bei ir lierren
Aller naehst den veinden nach.
00 Eskylabones vanen man sach
Die Yeinde snellechlich iagen.
vil vngeleich einem zagen
Jagte der fürste Gylan
vnt von Pergalt der w~de ma~
65 Vnt der lantgrave reich
von Turtuse. der manlich
Zu Pleier’s Garei.
523
Chlaris iagt oucli der vert
vnt von Riviers Gerhart
Vnt der degen Tyofabir.
70 ir sült daz geloaben mir,
Da waer pfandes vil bestan.
waern iriv cbastelan
Niht so mvde gewesen,
so waer da pfandes vz gelesen
75 Vil, wan daz div ors niht mer
mochte“, do der chvncli her,
Garei, den sich het erstriten
vn in die veinde warn entrite“,
Die da entrinnen mohten,
80 Vnt die niht mer entoliten
Div örs von der arheit,
als vns div aventivr seit,
Garei der degen ander stat
die vanen wider ehern hat.
85 Da wart niht v“rer nach geiagt.
si zogten wider, so ma~ sagt.
Eskilabon, der hoch gehorn,
der plies sigelich sin horn,
Also daz ez vher al daz her erlial.
90 vher daz wazzer onf daz wal
Cliertens alle gemeine,
etliches vroude was chleine,
Der sin frivnde het verlorn, (cj
so het ouch maniger fraeude erkor“,
95 Dem da was wol gelungen,
mit iamer was betwungen
Vil nach daz her vber al.
si riten suchen ouf daz wal.
So vant der sinen brvder da,
100 der sinen vater anderswa.
Der Yant sinen sun da bei,
des liertze wart vor fraeude“ frei.
So vant der man sinen herren,
de“ mvst ouch fraeude verren.
Sitzb d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Ilft.
34
S24
Z i n g e r 1 e
10 3 So vant der lierre sine' man,
der nioht ouch iamer niht v'lan.
Snehtens alle geleiche
arme vn reiche
Ir man, ir mag, ir clivnne,
110 da was swacliiv wunne
In dem her vber al.
ir frivnde trugens vber (d'w)al,
Die si beten verlorn.
vil manich ritter ouzerchorn,
115 Die in dem streite warn. erslage ,
die Iiiez der werde chunech trage
Zv an ander mit gebot dar zv,
daz man si des morge's fru
Schone solte begraben.
120 die edeln wurde' ouf gehabe ,
Die si wolten fiirn dan.
der chvnech vnt alle sine ma
Wurden des ze rate,
wan ez was nu so spate,
125 Daz si niht mohten furbaz chom'.
da wart herberge genomen
Ouf das plütvarbe wal.
da lach mit chraneher fraeude schal
Daz her die naht vntz an de' taeh.
130 vil manige' reichen beiach
Nam' die daz solten nemen.
die neme's wolte gezemen,
Die funden groze reicheit.
do sich daz her nider geleit,
13S Die naht si schufen ir gemach.
des morge's, do der tach vf brach,
Garei, der pris ercliande,
nach al den fürsten sande , (d)
Die da mit chreften lagen
140 vnt der rote pflagen.
Die chom' fur den weigaiit.
mit den beriet er da zeliant,
Zu 1*1 ei er s Garei.
525
Daz er herwaergte anderswar.
daz reit was mit tote' gar
14S Bestraeut vfi ouch von plute naz.
si mvsten lierwaerge' für baz
Von dem wal ein ein' schöne stat.
Garei im gewinnen bat
Einen boten, den er sande dan
ISO hintz der klouse, da er hett lau
Malseron vnt Cliarabin
vnt Zirdios vn den vettern sin.
Den (bot er) sinen dienst dar,
daz (in tri)we in war
ISS Au in dient er immer mer.
im (waer) manich (degen her)
Wunt (worden) in dem streit.
churtzer zeit
(ze) cliomen liiez er si biten
160 (mit) zvhlichlichen siten
vnt (in) triwe' an im gedaehte',
die salbe mit in praehten.
Im waer irre genaden not,
im waer wunt vnt tot
16S (in) d'streite manich w' der man.
de' (boten) er balde gaben bat.
Der botestraich danne'. do dazgescliach»
daz her balde ouf brach
vnt fürn an ein schone stat.
170 Garei die wunde' fürn bat.
Die toten hiez er barn,
die des wert warn,
Daz siz ze lande fürn wolte .
waz si iamers mit in dolten
17S Von klaegelichem leide!
vber die preite beide
Zogten mvzichlichen dan
Garei vnt sine man.
Si mvsten samfte reiten.
180 ez wart bei nieme's Zeiten
34
526
Z i n g* e r 1 e
Kein streit gestriten so herte mer.
si furten manigen degen her,
Der (vil) was verschroten,
(vnt vil man)igen toten.
185 Si mvsten dester samfter varn. (e)
Garei bat daz her bewarn
Den hertzogen von Argentin,
daz er vnt alle die sin
Sicher waern ouf den wegen.
190 Chlaris, der vil werde degen,
Pflacli der nachhvte vn sine man',
onf einem plüme~ varhen plan
Was nv herwaei'ge genomen.
do si warn ze gemache chomen
19 ö Vnt sich daz her gelegte nider,
Garei hiez im bringen sider
Die fürsten alle geleiche,
die chomen zvhticlilich,
Da si den chvnech funden.
200 der pat si an den standen
Zv im sitzen,
er spch mit witze~:
„Ich lian durch daz nach iv gesant:
wir habe' erstriten daz laut
205 Vnt den chvnech gevangen.
daz ist also ergangen,
Daz vns hat got geeret
vn vnsern pris gemeret.
Ir solt mir geben ivw rat,
210 seit ez so dar vmb stat,
Wie ich nv werbe oder var.
daz stet an ivre~ rate gar.
Mir chvnde div ere niht sin geschehe ,
wan von iwer helf. des mvz ich iehe .
215 Ir habt so wol an mir getan,
daz ich vil gvten willen lian,
Daz ich immer diene' sol.
ich getrawe iv noch genade wol,
Zu Pleier’s ßarel.
527
Daz ir mir ratet min er.
220 iwers rates vn iwer lere
Volgte ich gern sicherlich,
von Pergalt der fürste reich
Spell: „h're, ich wil iv rate' daz —
swer bezzers waiz, d~ rate iv daz, —
22S Ir habt dvreh Artuse not erbten
vnt disen streit dvreh in gestrite'.
Dem antwvrt' in sin gewalt
Ekvnaver, den degen halt,
des clivneges Sicherheit
230 vnt lazet in swern eine' eit,
(daz er) niht iv dannen var,
vn fürt ouch mit iv dar Cf)
Von Rivelantze den chvneh Ardan
vn Helpherich, de' chvneeh Nasseran.
23S den viench von Riviers Berhart
ouf der flüchtiehliehe' vart
Enhalp des wazers, da vil werlich
hielt der werde chunech reich.
Bitet Gerharte', dz er iv den man
240 Antworte, daz ist gvt getan.
Vnt pitet die fürsten reiche
alle gemeinliche,
Daz si mit iv varn da hin.
daz wirt an pris iwer gewi'. “
245 Der rat geviel dem chvneg wol.
er speh: „vil gern ich diene' sol
Iwern getrivlichen rat.“
Eskilabon, den heit, er bat
Vnt Gylam, den weigant,
230 daz si in triwe waeren gemant,
Vn mit im gen Pritanie rite',
vnt im die fürsten hülfen pite~,
Daz si mit im für' dar.
do lopten im die werde' ga~,
255 Si furn, swar er wolde varn,
mit ir streit mvden scharn.
Z i n g e r 1 e
Des fraevte sich her Garei.
Ekunaver, der degen snel,
Hiez er bringen ze haut
260 vn von Rivelantz de~ weigant,
Ardan, den chvnech reich,
von Nasseran Heepherich.
Gerhart der degen halt
in hern Gareis gewalt
263 Antworte durch sin bet.
Garei, der ie daz peste tet,
Hiez die chvnege bringe' dar.
Ekunaver, der degen chlar,
Wart für den chvnech prallt.
270 si pat der chvnech wol geslaht
Zv im sitzen . daz gesehach.
min her Garei do sprach:
„Ekvnaver, chvnech reich,
ir hapt gelept so w~ dichlich
273 Mit ern her iwer zeit.
des iv div warheit volge git,
Iwer Iop vil hohe cham
XI. (R. F. 10 a ).
„ist vrei vor lästerlicher schäm.
Iwer pris vil weiten ist bechntit.
nv bin ich her in iwer laut
Mit minen frivnden geriten,
3 vnt han hie mit iv gestrite .
Daz ist also ergangen,
daz ir hie seit gevangen
Vnt den sich hapt verlorn,
vil edel ritter ovz erchorn.
10 Nv wil ich iv des niht erlan,
ir müzet Artuse ze pvze slan.
Daz ir im so vraeuellich,
wider bvtet. in sinem rieh.
Zu Pleier's Garei.
529
Daz ravte (len chvnech vil ser.
IS im geschach so laide nie mer,
So daz ir in ziget valscheit,
ez was ouch mer von hertze' leit,
Wan Artus gantze t’we hat.
er geriet nie deheine' valsehe' rat,
20 Als er von iv wart gezigen.
liet ir die seihen rede v~swige~,
Daz waer iv nv ze state' chom'.
von ivrem hote wart v'nora'
Der botsehaft al ze fraevellieh.
25 des mvzet ir den chvnech rieh
Da haime gesehen vn mvzet sin
sin gevange' ouf die triwe mi .
Des wil ich von iv niht enber .“
der chvnech speh: „ich mvz gewer
30 Jv, swes ir gebietet mir.
doch getrawe ich iv wol, daz ir
An mir höhet ivren pris.“
also spch der (legen weis.
„Daz ich tvn gern, swaz ir mich
35 liaizet tvn, des mvz ich
Iv volgen an minen dancli.
ich bin an hohem mvte kranch
Worde vn an fraeude gar.
swaz ich noch leben miniv iar
40 Sol, sv mvz ich traure's pflege .
mir ist so manich w'der dege
Im de streite gelegen tot,
den ir triwe daz gebot,
Daz si mir dienten willichlich.
45 nie deheiti chvnech wart so rieh,
Het er so manige werde man
verlorn, als ich verlorn han, (b)
Er mvse freude sich bewege'
vn immer h'rtzen chumbers pflege •
50 Dar zv ist min maistiv not,
ich fnrhte, daz vor leide si tot
530
Z i n g e r 1 e
Glaudite div chvniginue,
div ich von hertzen minne
Fnr elliv wip, die weil ich lebe.
S5 got mir daz geluche gebe,
Daz si vor laide iht sterbe
oder daz ir iht erwerbe
Div klage, daz si Verliese de sin.
ez waer mir an fraeude ei gewin,
GO Der ir seite, daz ich noch waer gesunt.
daz tvt ir laider niem~ chvnt.
Da von fürht ich, daz reine wip
Verliesen, zwiv sol mir der lip?
Owe daz geschit, nv enwelle got!
6S ich han doch laster vn spot
Vn hertze' chumbers genuch.“
Garei, der stoltze degen klüch,
Der spch zv dem ehvneg rieh: >
„her chvnech, weit ir getrivlich
70 Mir geben iwer Sicherheit,
so wil ich iv ouf ivren eit
Lazen reiten, daz ir nach ir vart,
vn iwer zvlit dar an bewart
In daz Artnses lant.“
75 dar vmh hot er sine liant,
Beidiv sin triwe vn sine eit,
daz er der verte waer bereit.
Er wolte mit im reiten
vnt wolt niht langer beite',
80 Swenn er gesaehe div ehvnegin.
daz lopt er bei de' triwe' sin.
Ardan vnt Helphereich,
die gaben beide willichlich
Ir ritterlich Sicherheit,
85 daz si der verte waern bereit.
So si ir her gesanden
liaim zv ir landen,
So chömen in chvrtzcn stvndc ,
so si rcht erfunden,
Zu Pleier’s Garei.
531
90 Waz si lüte heten verlorn.
Garei, der degen hoch gehört),
Nam des ir triwe. do daz geschach,
für daz gezelt man chomen sacli (c)
Malseron vn Charabin,
95 zirdos vn den vetern sin.
De~ clivnege sagt man maere,
daz da cliom waere~
Die Risen. do er daz vernam,
do gie der degen lobesam
100 Gen in vn enpfieneh vil minnechlich
die vier Risen. der chvnech reich
Tet in sinen chvmber chvnt.
er spell: „mir ist hie worde~ wnnt
Miner manne vn min frivnde vil.
105 gern ich vmb iv dienen vvil,
Daz ir mir die machet gesift.“
Malseron speh an der stvnt
Zv Garei, dem ellens reich :
„wir tvn vil willichlich,
110 Swaz ir gebietet vn weit. “
des danchte im der werde heit
Mit Worten fleizichlich.
Garei, der ellens reich,
Sagte den risen an der stvnt,
115 waz im der fürsten was da wu~t.
Gylam, der degen wert erchant,
wft gebvnde sa ze haut
Vil schone vnt wol bewart,
vn von Riviers Gerhart.
120 Die wurden schier gesvnt
von der salben chraft in churtz~ stv t.
Garei zv den Risen sprach:
„ez hat von wunden vngemach
Ekunaver, der chvnech rieh.“
125 er bat si zvhtichlich,
Daz si im sinen wunden
durch sinen willen blinden,
532
Z i n g‘ e r 1 e
Vnt zwain andern clii'nege rieh.
Ardan vnt Helpherich,
130 Die waern beide sere wunt.
die Risen fragten an der stvnl:
„Ist ez also ergangen,
ist Ekunaver geva gen
Vnt Helpherich von Naseran
133 vnt der chvnech Ardan,
So liapt ir liohiv pfant beiagt,
iv ist der saelden tacli betagt.
Iwer degenheit ist worden schin.»
„lat mich den lieben herre~ min (ä)
140 Heiln“, so spch Malseron,
„durch iwerir werdicheite Ion.“
Garei sprach: „mir ist niht leit
durch sine hohe werdicheit,
Ob er schier wirt gesunt.“
143 Ekunaver wart an der stvnt
Gebunden schon von Helpherich
vnt Ardan, der chvnech reich
Von Rivelantze der milte,
den tilgende nie bevilte.
ISO Man bant si schone, do daz gesehach,
Zirdos zv Ekunaver sprach:
„Nv wizzet, herre, mir ist leit
iwer vanknvsse durch iwer w dicheit
Vn durch iwer tilgende manichvalt. “
133 Charibin, der degen halt,
Vn Malseran, der starche lielt,
vn Zirigon, der dege ouz erwelt,
klagten des chvneges vngemach.
Ekunaver, der chvnech, sprach:
160 „Got Ion iv, daz iv min vngemach
ist leit. oh iv von mir gesehach,
daz beswarte ivren mvt,
ich pit, iv, maeren beide gvt,
Die weil ir bei mir gervchet sin,
1 63 Daz sült ir durch den wille” min
Zu Pleier's Garei.
333
Vnt durch hver zuht v'gezze' gar,
luterlich an allen var.“
Die Risen danchten im gen'eh.
Ekunaver, der degen chlücli,
170 Von hern Garei vrloup nam.
Helpherich tet alsam
Vnt der ehvneeh Ardan.
si wolten ir mage vn ir man
Suchen ouf der vval stat.
173 Garei Ekunavern hat,
Daz er die werden toten,
die sere waeren verschroten,
Hieze begraben alle geleich.
Daz lopte im der ehvneeh rieh.
180 Vrloup wart al da genomen.
er bat si schier her wider chom".
Daz Iopten im die werde' man.
alsus riten si von dan
Vnt cherte~ relite gen de" wal.
183 chranch was ir fraeuden schal. (e)
Da der streit was geschehen,
da mohte si ir frivnde sehen
Vil manige sere verschroten,
si suchten vnder den toten,
100 Oh si iht der werde" he(ten) vlorn.
Ekunaver, der hoch geborn,
Sach vor im ligen einen schilt,
der tilgende reiche degen milf
Erchande wol div wapen dran.
193 er speh: „owe, daz ich ie gewan
Den lip! wa ist der werde dege ,
der des schiltes solte pflegen?
Dises schilt truch der ehvneeh her
von Chalde. sin got Jupiter,
200 Der ist hie reichlichen an.“
nv sahen si dort ligen de' man.
Dem was daz houpt abe geslage .
alrest begvnden si klagen
334
Zingerle
Von hei'tzen klaegelich.
203 Ekunaver, der triwen reich,
Hup in ouz dem plute
mit vil traurigem mvte.
Er spell: „owe, Salatrias!
waz tilgende an dine leibe was,
210 Div ist mit dir erstorbe gar.
betest du genonT des taufes war,
So waer din tot vil klaegelich.
din leip was gantzer tugende rieb.
Din tot geit mir hertzen leit,
213 dv wacr ein degen vnverzeit,
Getriv vn milte.
din lftze nie bevilte
Ritterlicher werdicheit.
da von ist mir din sterbe' leit.“
220 sus trugen si den werde' man
vo' dem wal ouf den grüne' pla ,
Den werden degen milte,
vn dachten in mit dem schilte,
Den tivren degen here.
223 si riten suchen mer.
Helpherich der weigant
den clivneeh von Iserterre vant
Ligen in de' plute erslagen.
ob dem hup sich grozez klage'.
230 Ekunavers fraeude was verzert.
er spell: „mich hat der tot verliert
Aller miner fraeuden gar. (hj
ey, ouz erwelter degen klar,
Vil werder chvnich (Angen)is !
233 wer so nv dinen hohen pris
Er den seit, dv bist erslagen.
ich mach dich wol von schulden klage'.
Du waer von hob' art mi' mach,
owe, daz ich nilit tot gelach
240 Für dich! daz si got geehleit!
din pris, din hohiv werdeclieit
Zu Pleier’s Garei.
535
Was so hoch, so lanch, so weit,
ich waen nilit hi dirre zeit
In allen chunechreichen
245 dir iem~ mohte geleichen
An milte vn an manheit.
din tot hat mir mat geseit
An fraeuden immer mer.
getriwer degen here,
250 Zv wem svl ich nv habe' trost?
ich bin immer vnerlost
Von klagelichem sere.
ich vberwinde nimmer mer
Dinen tot sicherlich. “
255 do spch der chvnech Helplierich:
„Her chvnch, ir svlt ze rnaze' klage',
wir wölte' gern mit iv trage'
Iwer chvmberlichiv swaer,
ob daz also waer,
260 Daz ez in iht möht from'.
nv mach in nilit ze state' chom ,
Swaz wir ob im waine's pflege',
wir svln disen w den degen
Trage' ouf de' gruene' plan
265 zV Salatrias, de' werde' man,
Vnt gaben hin sa ze liant
vnt liefen disen weigant
Ouz de' plute“, spcli der degen,
,,vn' lazen got der sele pflege'.
270 Vart liaim, gebt ivre' liite trost.
die sint traures vnerlost,
Die waene't, de ir verdorbe seit,
vn tröstet ouch, dest ander zit,
Div ehunegin triwe reich.
275 ich waiz wol, daz div h tzenlich
klage vmh iv. div gvte,
nemt si von vmmvte.“
536
Z i n g e r 1 e
XII. (R. F. 10 a ),
„Daz haiz ich weislich getan,
wan mit klage niemen clian
Sin not vberwinden.
Allrest sol man vinden
S An iv, ob ir seit ein man.
lat iwer klage, dest gut geta .
Wir mvgen mit klage nilit wid kom
der flust, die wir haben genom .
Ir sult genendichlichen
10 die armen vnt die reichen
Trösten nach ir leide,
die iaemerlichen ougen weide
An ir frivnden mvzen sehen,
ich wil des mit der warheit iehen,
IS Daz hie gestriten ist ein streit,
daz her zit Adames zeit,
So lierter streit nie geschacli.
wir haben leit viul vngemach
Beidenthalp enpfangen.
20 nv ist ez so ergangen,
Daz wir niht rnvge~ wid~chom~
der flust, der wir habe genom'.
Da von ist daz als gvt,
daz ir hapt gvten mvt.“
2S Ekunaver do spell:
„min gvt mvt, mi~ fraevd', mi' gemach
Hat vil gar ein ende genom'.
wan ich mach nimm wid' cliom'
Der grozen flust. daz ist war.
30 da von mvz ich miniv iar
Immer mer traurich sin.
ez ist wol an mir worden schin,
Daz min got niht geruche wil.
mines leides ist so vil,
33 Daz ich bin aller fraeuden bei,
wan mir wont h'tzen cliumb' bi
Zu Pleier's Gar«].
537
Vnt ist mir fraeucle verre.
Angenis von Yserterre
Hat min fraeude mit im hin.
40 nach im ich immer tranrich hi'.
Dar zv ich verlorn han
hohe mage vn werde man,
Die ich niht wol verklage" mach,
wan al min fraeude an in lach.
4S Mit wem sol ich nv fraeude pflege",
seit ich so manige werde degen
An dem streite han verlorn, (b)
die ich mir ze fraeuden het erkorn ? —
Da von sol niem" gvter mir
SO wizen, oh ich fraevden enbir,
Wan al min fraeude ist mit in tot.
daz ich si klage, des get, mir not.“
Von Rivelantze Ardan
spch: „man sol den piderbe" man
SS Da bei erchennen, ob er sin leit
reht vn redelichen treit.
Da von wirt er gepriset.
swer ivch rehte weiset,
Her chvnech, de svlt ir volgen nach.
00 lat iv mit klage niht sin ze gaeh.
Wir haben doch hertzen leides vil.
für war ich iv daz sagen wil:
Swer iv silit so sere klagen,
da von mvz manicli man v~zagen,
6S Den ouch chumber twinget
vn mit nöten ringet.
Den mage vnt frivnde hie sint tot,
den sult ir klaegeliche not
Beneme" vnt ir vngehabe,
70 vnt tvt ivch selber klage abe.
Ob ir wislieh tvt,
so tröstet die lute, daz ist gvt“
Ekunaver sprach do:
„seit mir min dinch ist cliom" so,
538
Z i n g e r 1 e
75 Daz ich schaden vnt leit
han gewnne' vnt mir ist preit
Immer werndiv riwe,
so mvz ich dvrch min triwe
Mich durch die liite gehabe~ wol,
80 doch mvz ich iamerklichiv dol
An mine hertzen leiden,
wie mölit ich daz vermeiden,
Swenne ich gedenelie, daz ich han v lor
so manige~ ritter hoch geborn.
85 Doch svl wir hie nilit lang wese ,
wir svln, die da sint genesen,
Trösten nach ir leide.“
von dem wal ouf die beide
Den chünech von Yserterre
90 si danne~ trugen verre.
Mit iamer an daz grvne gras
zu dem chvnege Salatrias
Da legten si den chvnech milt, (c)
vii dachten vber in sinen schilt.
95 Sus liezen si die toten da.
nach der plut varben sla
Riten si do balde dan
gen dem furte, die drei man.
Ekunaver, der weigant,
100 bei dem furte an dem stade vant
Sines volches vngezalt erslage .
daz hört man den chvnech klage'
Yil harte klaegelich.
der dege~ ellens rieh
105 Vber den fort cherte,
da sieh iamer merte.
Da vant er ouf dem grünen plan
silier mage vnt siner man
So vil erslagen, daz d grüne gras
110 mit toten gar bestrout was.
Die klagte der chvnech wol gehör
er speh: „ich han . . . verlorn
Zu Pleier’s Garei.
539
Ein flust, div mir nahen Ieit
an dem hertzen zaller zeit.
115 Ich mVz iv klagen immer mer. “
der getriwe degen nilit ze her
Cherte gen Bortelamvnt der h ouptstat.
div aventivr uns wizzen lat:
Rubert, der chvnig von Gaiulin,
120 vn div gvte chvnegin
Vnt Ammilot, der werde dege~,
die heten sieh des niht erwogen,
Daz si niht wolten hiten,
si wolten suchen reiten
123 Den chvnech, war er waere cliom .
die chvnegin het des niht v nom ,
Wie ez vmb in waere ergangen,
ob er waere gevangen
Oder ob er waer gelegen tot.
130 ir iamer vnt ir hertzen not
Was groz vnt iaemerlich.'
sus was div chvnegin reich
Vnt dise zwene werde man
geriten von der bürge dan
133 Mer denn einer meile preit.
ouf dem velde in wider reit
Ekunaver, der chunich rieh,
Ardan vnt Helplierich.
Do si dort gen in sahen
140 dort vber velt gahen (d)
Div chvnegin vn die zwen man,
do sprach der chvnech Ardan
Zu Ekunaver: „ir niYgt wol iehe ,
die wir dort gen vns reiten sehen,
143 Daz ez die chvncgine sei.
ich waen, ir hertz iht iamers frei
Sei vou grozer swaere.
si wil div rehten maere
Selbe wize~, wie ez si vmb iv kom .
130 ich wae, sin haht vernom
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft. 3a
540
Z i n g e r l e
Ob ir seit lebende oder tot.
der hertzoge Ammilof.
Der ist mit ir ouf der vart,
der sich streite nie gespart.
155 Rubert, den chvnech von Gandin,
den sich ich bei der chvnegin
Dort gen vns her gaben,
ich waen, in nie so nahen
Lait an hertzen nie gelaeh.“
160 „swaz ich sorgen ie gepflach,
Der ist vergezzen an dirre stunt,
sit ich die chvnegin gesunt
Mit minen han gesehen,
mir chvnde lieber niht geschehen,“
165 Spch Ekunaver, der chvnech wert,
von Gandein der chvnech Rubert
Bechande wol die dri man.
der edel ritter do began
Den sinen trösten iren miit.
170 er spch: „Ekunaver, der ie was behvt
Vor schänden sicherlich,
vnt von Nasseran Helpherieh
Ynt von Rivelantz Ardan,
die drei hoch gelopte man,
175 Sihe ich dort gen vns kom .“
do daz div frowe het v nom~,
So reht liebe ir nie geschach.
mit hertzen si des iaeh,
Got het genade an ir getan,
180 daz er ir vil lieben man
Het ernert. des fraeute sich ir mvt.
vor liebe wart div frowe gvt
Beidiv bleich vnt rot.
ir wiplich triwe ir daz gebot,
185 Daz si alles des verpflach,
swaz leides ir an dem herzen lach.
Des was vergezzen anderstunt, (a)
dos ir herre~ sach gesunt,
Za Pleier’s Garei.
541
50 reht liep ir nie geschach.
190 ein ende het ir vngemach.
Div lieb si so sere begreif,
daz si vnversunne' sleif
Von dem pfaerde ouf daz gras.
Ekunaver chomen was.
195 Der erpeizte vn die geselle' sin.
die getriwe kvnegin
Hup er ouf vn truchts an si brust,
lieplich er si ehust
Vnt bat si, gutes mvtes pflege .
200 si sp*ch: „vil ellens reicher dege ,
Wis mir vnt got willichomen.
din chunft hat mir gar benom'
Minen grozen vngemach.
swaz mir ze leide ie geschach,
205 Des han ich gar vergezzen.
min hertze was besezzen
mit senlicher swaere.
geloubet mir ein maer,
Waert ir niht her wid chom~,
210 ich het den tot nach iv genom'.
Ich lob ez vnsern lierren Christ,
daz iz also ergangen ist,
Daz ir behalten hapt daz lebe .
div genade hat mir got gegebe',
215 Dem ich immer dienen sol.
ich getruwe des siner gute wol,
er ergetz vns vnserre swaer.“
div frowe lobewaere
Helpherich mit chusse enpfie.
220 Ardane' si niht erlie,
51 chust in wainende vn spch:
„iwer flust vnt iwer vngemach
Mich riwet alle die weil ich lebe,
got vns daz gelüke gebe,
225 Daz wir der flust wider chorn'
vn” des schaden, des wir habe genom' . .“
33*
542
Zing-erle
Div chvnegin fragte maer,
wie ez ergangen waer.
Do sagten si d frowen gvt,
230 daz si der degen hoch gemvt
Garei liet gerangen
vnt wie ez was ergangen
(vnt wie si hieten) Sicherheit
gehen, daz waz der frowen leit. (f)
233 Do div frowe wolgetan
vernam, daz ir lieber man
Gen Pritanie solte Tarn
vn die vart icht lenger sparn,
Daz was ir hertze~ vngemaeli.
240 vil haizze wainende si sprach:
„Nv si got allez vnser leit
ouf sin genade gekleit!
Der mag ms ergetze wol.
owe des chvmhers, de ich dol
243 Vmb dine reise, herre min!
la mich din geverte sin
In pritanischiv riche.
Daz wil ich sicherliche
Immer dienen vmb dich.
230 ich getrivwe Artuse, de er mich
Laze genieze' der groze not,
die ich lait ymb min swest tot,
Der Elinotes tot erwarp,
daz si vor laide nach im starp.
233 Daz was Artuses werder sun.
herre, du mailt cz gern tvn,
Daz du mich lazest varn mit dir.
. . dv mvst daz wol gelouben mir,
Sol ich hinder dir bestan,
260 ez mvz mir an daz leben gan
Vor laide vmb dinen leip.“
also speh daz getriwe wip.
2o8 „mvst“ ist von späterer Hand darüber geschrieben.
Zu Pleier’s Garei.
543
Ekunaver do sprach:
„ich füi'hte, daz ir vngemacli
2GS Gewinnet ouf der verte,
div raise ist al ze herte
Frowe , vn ouch ze verre.“
si spch : „vil lieber herre,
Ez wirt mir ei ringe vart.
270 min raise div ist vngespart.
Mag ez an iuren hulde~ sin,
h tzen lieber herre min,
Lat mich nilit hind~ iv bestan.
gelonbef, tugenthaft~ man,
27S Daz ich mvz nach dir sterbe".“
„ich laze iv nilit verderben“
Spch Ekunaver. „frowe min,
ir sult der bete gewert sin.“
Des fraeute sich div gvte.
280 si was in ir mvte,
XIII. (R. F. 10 a .)
Daz si sokle dan
varn mit ir lieben man.
Des fraeute sich div chvnegin.
Rubert, der clivnech von Gandin,
S Hup div chvnegine wert
svnder schände' ouf ir pfaert.
Si riten mit an ander dan.
Eckunaver do began
Ruberten sagen maer,
1 0 daz erslagen waer
Salatrias vnt Angenis,
die werde' chvnege, die manige' pris
Eriagten bei ir zeitcii
in manige herten streiten.
IS Daz klagte hertzenlich
div chvnegin triwen reich
Vnd der clivnech Rubert.
44
Z i n g e r 1 e
div clivnegin vn der ritt er wert
CIiom' in vil chvrtzer stvnt
20 in die stat ze borteramvnt.
Da was div klage manikvalt,
daz si so manige' degen halt
In dem streite heten verlorn
vn vmb den chvnech hoch gebor ,
2S Daz si niht weste~, war d~ was kom .
vil schier heten si vernomen,
Daz der edel chvnech reich
vn~ von Nasseran Helpherich,
Von Rivelantze Ardan
30 warn chom . der dreier man
Gewimen si da von fraeiulen vil.
für war ich iv daz sagen wil,
Si wurden wol enpfangen.
do daz was ergangen,
35 Helpherich vnt Ardan,
ietwederr für, da sine man
(l)agen iaemerliche.
die wurden fraeuden riebe,
Do si ir herren sahen.
40 man sach si gen in gaben
Vn enpfiengen ir lierre alle
mit chrancher fraeude schalle,
sus furten sis an ir gemach,
da man in flust vil verlach.
45 An frevele was so vil gelege .
(der) toten mvsten sich bewegen
Die werden chvnege rieh, (b)
do wart vil klaegelich
Ir mage vn ouch ir man geklagt.
50 vil manige' ritter vnv zagt
Hetens in dem streit verlorn.
die edeln chvnege hoch geborn
Chlagten sere ir frivnde tot.
Ekunaver der chvnech gebot
55 Den liiten von dem lande,
Zu Pleier’s Garei.
die kvnen weigande,
In de streite waern erslagen,
daz man die solte zesam trage .
Er gebot, daz man vber al
(iO die werden sollte oof de~ wal.
Die des wert warn,
die hiez er schone barn.
Die hohen wurde ouf erhabe',
die andern schone begraben.
OS Swaz ir da erslagen was
A'genis vnd Salatrias,
Die edeln chvnege wert erchant,
die wurden tote haime gesant
Vnt mit in manieh fürste reich,
70 die man klagte klaegelich.
Da was ein schaedelich streit geschehe',
man molit da groze~ iam' sehehe~,
Da man die toten prahte.
Eknnaver des gedahte,
73 Daz er der fürsten wunden
in vil chvrtzen stunden
Hiez balsem'. do daz wart getan,
dar nach sant er mit iam dan
Die toten haim vil werdichlich.
80 do daz geschach, der chvnech rieh
Bereite sich zv silier vart.
div wart niht langer vf gespart.
Ilelpherieh vnt Ardan,
die baten ir mag vii ir man
83 Von in haim ze lande varn
vn ir ere wol bewarn
Da haime in ir lande,
die chvnegen weigande
Vrloup von ir magen do
90 namen. ir hertze was vnvro,
Daz si von in mvsten varn
vn bäte' got, ir leip bewarn,
Daz er sie praehte wider gesvnt. CO
346
Z i n g c r 1 e
jetwederr der cliuste an den mvnt
95 Ir mage Tn ir werden man.
sus musten si mit iamer dan
Von ir he~rn haim ze lande varn.
mit vil trurigen scliarn
Für ir volch von in dan.
100' si heten hinder in vertan
Ir mage vnt ir frivnde vil.
der rede ich nv gesweige' wil.
Ekonaver, der clivneeh rieh,
lie vil minnechlich
105 Rubert, den clivneeh von (Gan)dein,
in vnt al die sin,
Von im haim ze lande.
er hat, si got vil wol (be)war'
Vnt dancht in vmh ir arbeit.
110 im was irtzenlichen leit
Ir Hast vnt ir liertzen (ser).
da wart niht gehiten (mer),
Vrloup nam die fürsten
zer chunegine vn~ . .
115 Sus furn dan die geste.
der clivneeh sine v(este)
Vn~ oueh Chanadich (daz laut)
antworte in die liant
Ammilotes, daz er der .. pflegen.
120 do lopte im der werde degen
Ammilot, der triwe reich,
daz er vil willichlicli
Im diente nach dem willen sin.
er speh: „vil lieber veter min,
125 Ich bevillie dir lüte vn lant
onf din trivVe in dine liant.
Din leip chan triwen walte',
du solt mir schone behalten
Daz lant durch die triwe din,
130 vnt la dir wol bevollien sin
Min lüte vnt all min (er).
Zu Pleier’s Gare].
547
ich lian niht sorgen mer
Her wider haim vmb daz lant.“
Ammilot, der weigant,
13S Spell: „got laz iv wol gevarn!
ich sol hie haime vil wol bewarn
Alle iwer ere sicherlich.
Dest war, daz ist pillich,
Wo ich iv triwe laisten sol. (clj
140 got laz iv wider chome~ wol
Nach ivrem willen, dest min bet.“
vrlonp nam er ander stet,
Do div chvnegin wert erchant
was cliom' in ir reisgewant
14S Mit vier vn zwainzieh ivnchfrowe',
die man gern mohte schowen.
Die solten mit der frowen varn.
Ekunaver chvnde wol bewarn,
Daz div chvnegin reine
ISO div vart für niht alein
Oucli furt der hoch gelopt man
vier vnt zwainzieh knape~ mit im da'
vnt zwelf ivncherrelin.
die gaben von art liebten schin.
ISS Helpherich vn Ardan
ietwederr zwelf knapen dan
Mit im furte ouf die vart
vn sehs eliint von hoher art,
Ekvnaver der maere,
160 Zwelf starke saumaer.
Die warn geladen al bereit,
die trugen groze reicheit
Silber, golt, gesteines vil.
ich waen lind oucli gelouben wil,
16S Sameit vnt pfclle preit,
sin harnasch vn reichiv kleit,
Daz flirte man mit im dan.
Helpherich vnt Ardan,
Die zwene chvnege valsches frf,
548
Z i n g e r 1 e
170 dien giengen zwelf saumer bei.
Die trugen in Artuses lant
silber, golt vnt reich gewant,
Ir harnasch vn~ ir wapen kleit.
sus beten si sich ouz bereit.
175 Si enmohten da nilit lang' sin.
der chvnech Tn div künegi,
Helpherich vnt Ardan
die furn mit ir gezoge dan.
Ammilot, der heit gemeit,
180 mit den edeln chvnegen reit
Hintz der klouse, da man vant
Garein, den chvnen weigant,
Mit sinem her ouf dem plan,
sine frivnt vn sine w~de man,
185 Die in de~ streite wurde wunt,
die warn alle wol gesunt (ej
Von der gute salben chraft
vnt von der Risen meistersehaft.
Ez wart nie man so sere wunt,
190 so man div salben dreistvnt
Dar an straich, er waere heil
vn von der salbe chrefte geil.
Sus beten die Risen manige~ ma
mit der salben ouf den plan
195 Gescheiden von vil grozzer not,
der von den wunde' waer tot,
Wan daz si willichlichen bant
Malseron, der weigant,
Zirdos vnt Chambin
200 Vnt Zirigon, der bruder sin.
Die Risen all vier
die machte da vil schier
Manige ritter sere wunt
wol varnt vn w r ol gesunt.
205 Daz her lach schon ouf de plan.
Ekunaver, der w'erde man,
Vnt sin wip div chvnegin
Zu Pleier’s Garei.
vn ouch die gesellen sin
chom geriten an der stvnt.
210 daz tet. man hern Garei chvnt.
Dem beide chomen maer~,
daz dar chomen waer~
Ekunaver der rieh
vn div vil minneklich,
213 Sin wip, div chvnegine,
div valschliche sinne
Bei ir Zeiten nie gewan.
div vvolte mit ir lie'm man
In daz Artuses lant,
220 vn zwen chvnege wert erchan',
Von Rivelantz Ardan
vn Helpherich von Nasseran,
Die warn beide in chomen.
als er daz maer het vernome~,
223 Des wart er vro. zehant er hat
im zeigen herwaerges stat
Svnder ouf den grvnen plan,
durch ir gemach wart daz geta~,
Daz er si sunder herwaerge liiez.
230 Garei do des niht enliez.
Er liiez an der seihen stvnt
den fürsten allen mache chunt (f)
disiv niwen maere,
daz chom waer
233 Ekunaver vn daz wip sin,
Kloudit, div edel chvnegin,
Vn von Rivelantz Ardan
vn Helpherich von Nasseran
Vn~ Ammilot der wilde
240 von den plume ouz der wilde.
Er hiez si all svnder biten,
daz si mit im da hin riten,
Ob si div chvnegin wolde sehen,
des wart im volge veriehen.
243 Die fvrsten warn schier bereit.
3
550 Zingerle
Die heten sicli in reichiv kleit
Gekleidet wunnechlich.
Garei, der ellens reich,
Het ouch reichiv kleider an
250 von pfelle, den ein chvnstich man
Worht in der stat ze Tasme.
ich han gehört selten e,
Daz ie man wurde gekleidet haz.
Garei, der dege~ valschez laz,
253 Mit vier gesellen was bereit,
die trugen all richiv kleit.
Die fürsten riten über velt
in hern Gareis gezelt.
Die div chvnegin wolte sehen,
260 des wil ich mit der warheit ielie ,
Die trügen all richiv kleit.
Garei, der stoltze heit gemeit,
Enbot Ekunaver, de~ chvnege rieh,
vil gezogenlich,
265 Waer ez im niht swaer,
ob ez sin wille waer,
Er wolt div chvnegf geselle ,
müht ez mit vrloube geschehe .
Der hote zü de~ chvnege sprach :
270 „liaet min frowe für vngemach,
Ob si minen h ren silit,
so chvmt min hrr für si niht“
Ekunaver der reich
sprach gezogenlich :
275 „Ich bin des ivrers h rn wer“
wil er gern zv vns her,
Daz in min frowe ger siht,
vns zorn waer gen im wiht.
<
i
Zu Pleier’s Garei.
551
i
XIV. (R. F. 10 a .)
. . . tes rufaer anderstvnt
. . . her taten chvnt
. . nte~ sich dar zv
. . . wolt des morgens frü
5 . . lande reiten.
. . . moht er langer beiten
. an er het morgens geruhet da.
des andern morgens sach ma~ sa
gezelt nider lazen.
10 Ez zogte ouf der strazen
Gen Artuses lande.
Garei het an alle schände
Den pris da errungen
vnt oucli den elivnech betwunge ,
IS Daz er . . . . muse varn.
si zogten dan mit manige~ scharn
. . . die klouse durch den walt.
Garei der . . . r . . degen halt
. . . Ekunaver sande
20 ... er von dem lande
wolde dan
werde man
Chom geriten alzehant,
da er Garein vant.
2S Ais in der der werde Garei sach,
zv im er zvhtentikliehe' spch:
„Ekunaver, degen halt,
nemt hin wider in iw~ gwalt
Ivres landes kluse.
30 zieht iv zv ivrem house,“
Spch der werde degen,
„ich wil der kluse niht leng~ pflege'.“
Ekunaver, der wert erchant,
antwurte sa zehant
3S Daz hous, daz daz laut besloz,
Z i n g e r 1 e
552
Ammiloten, den nie v'droz,
Er taet ie gern daz peste.
der zoch sich zv der yeste
Vn hiez daz lious vil wol bewar .
40 Ekunaver der myste varn
Mit Garei in Artuses lant.
do si nv dan warn gewant
Von Ekunavers lande
(die degen ane) schände,
45 Die chvnen beiden vnverzagt (b)
lieten ern vil beiagt.
Ich enwaiz, wie lange si fürn da ,
Garei vnt sine man
Vnt sine helfaere,
50 e daz die beide maere
Cliome' in Artuses lant.
div zal ist mir vnbechan',
Wie verre da enzwische' waer.
Garei, der lobewaere,
55 Die fürsten vn ir w de man
chomen ouf eine' werde pla .
Da wart herwaerge genom .
do si ze gemache warn kom
Vn daz her vil schone lach,
60 Garei, der ie manheit pflaeh,
Der was mit fraeuden vber lade .
het er genom deheine schade
In de' streite, der was nach v klagt,
der chvnege dege' vnverzagt
65 Was von rehte' schulden vro,
daz im sin dinch was chom so
rehte saeliklich.
Garei, d elle's rieh
Beriet sich mit de' fürste' da,
70 daz er einen boten sa
Haim gen sinem lande
der chvnegn sande,
Daz er ir sagte maer,
Zu Pleier’a Garei.
553
wie ez ergangen waer,
73 Daz man ir daz taete chvnt,
vn swer in de' streite wunt
Waer worde', daz d’ouch dar rite
vn da mit gute' gemache pit
Bei der chvnegin vntz an di stu't,
80 daz er wurde wol gesunt.
Daz was wol der fürsten rat.
Garei eine' Grafen bat,
Der was Olvier genant,
des lop vil weite was ercha't
83 Vnt sin grozziv manheit,
daz der degen vnverzeit
Sin bote waer. der lopte daz.
er spch: „herre, an allen haz
Wirp ich mit triwen willichlicb
90 iwer botscbaft, chvnech rieb, (cj
Nv enbietet bi mir, swaz ir weit.“
Garei sprach: „vil werder heit,
Des Ion ich dir vil willichlicb.
var haim, der chvnegine reich,
93 Der svzen Laudameyen,
vor valscheit der freien,
Der soltu rnine' dienst sagen
vn, daz ich in vil chvrtze' tage'
Selbe welle si gesehen.
100 du solt ouch rehte des veriehen,
Daz du mich lieze wol gesunt.
du solt ir rehte machen chvnt,
Wie mir min dinch ergange' ist.
nY soume dich niht lange' frist.
103 Sag Jmilot, dem getriwen man,
daz ich im aller eren gan.
Sihst du den chvnech Albewin,
de' sag ouch de' dienst (min)
Mit triwen ane wan . . ,
HO vn ouch al den frow
Soltu mine dienst sagen,
554
Z i n g e r 1 e
daz si sich fraevn vnt niht klage'
Vmb vns. wir leben mit freude~ gar.
füre miner fraWe' mit dir dar
11S Disen prief vn daz vingerlin.
so waiz wol div frowe min,
50 si daz vingerlin an siht,
daz mir laides wirret niht.
51 geloubet wol dem vingerlin.
120 daz gap mir div frowe min,
Do ich hingest von ir reit,
si waiz wol für die warheit,
So si daz vingerlin an siht,
daz si der bote trivget niht.
123 Swer in de~ stieite si worde~ wu~t,
die haiz mit dir an dirre stvut
Gen Anferre reiten
vnt daz si min da beiten,
Vntz ich chom nach in dar.
130 haiz ir schone nemen war,
So daz si haben gvt gemach.“
der Grave zv dem chvnege spch:
„Herre, ich wirbe iwer potschaft.
vnser herre (sol) mit siner chraft (d)
13S Ze iv leip vnt ere bewarn.
gepietet mir vn lat mich varn.“
Garei sprach: „vil werder degen,
got mvze diner ern pflegen!“
Von danne schiet der weigant.
140 swaz man wunter ritter vant,
Die an den selben zeiten
niht wol mohte geriten
Deliein liove reise, die sant man
gen Anferre mit de' werde' man.
143 Der wart da harte wol gepflege .
do nv Olivier, der werde degen,
Chom ze Anferre in daz lant,
da er die chvnegine vant
Ouf ir hons ze Muntrogin,
Zu Pleier’s Garei.
55S
ISO nv wart der gvten chvnegin
Gesagt disiv maer, d. chom waer
Olivier, der grave, an der stvnt,
vnt mit im manich ritter wnt.
Do erschrach div minnechlich. ^
1S5 div ehvnegifie reiche
(Hie)z balde nach im springen
vnt in ze hove bringen,
Daz er in sagte maer,
wie ez ergangen waer,
160 Wan si in grozen sorge' was.
ouf der chvnegin palas
chom Olivier gegange'.
der wart wol empfangen
Von der gvten chvnegin
16S vnt von dem chvnege Albewi', —
Den vant er bei d. frowe~ chlar, —
vn onch von ander frowe~ schar,
Vnt d~ fürst Imilot.
swaz Garei her enbot,
170 Daz seit er zvhtichlich
der chvnegine riche.
Er sprach: „vil liebiv frowe min,
ir svlt des gar an angest sin,
Min herre ist fraeuden reich,
17S daz wizet sicherliche.
Frowe, ditz vingerlin
sol ein gezivch der warheit sin,
Daz ir geloubet dester baz,
daz ich iv sag, vnt wizet daz,
180 Daz ich iv die werheit (e)
sage, div chvnegin gemeit
Daz vingerlin erchande wol.
ir hertze, daz wart fraeude vol,
Do ir roter mvnt gelas,
18S daz an de~ prief geschriben was,
Den ir der chvnich het gesant.
si enpfie in ir weizziv hant
Silzb. der phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft.
3«
556
Z i n g e r I e.
Den prief vn onch daz vingerli .
si spcn: „wol mich, der h~re min,
190 Der ist vro vn wol gestirnt.
daz tvt mir dirre prief chvnt.“
Den prach si ouf. do si gelas,
daz dar an geschriben was,
Do wart div minnechlich
191) gantzer fraeuden reich.
An de~ priefe stvnt mineklich gruz.
div schrift spell: „frowe mf, ich mvz
Mit triwen ane wenken
diner werdicheit gedenchen
200 Vn an dine~ mineklichen leip.
dv bist mir liep für elliv wip.
Swa ich in der werlde bin
beidiu min hertz vn al mi~ sin
Hat din minne mir benomen.
205 min gedanche~ mach von dir niht (chorn ).
Min hertze, daz geloube mir,
ich getrawe niem baz dann dir,
Der mir behalte daz hertze min.
iz wil bei niem anders sin.
210 Frowe min, geloube daz.
nv gan mich ich des niem baz,
Div mines hertzen frowe si.
vor gedanche werd ich nim fri
Beidiv tacli vn naht.
215 mich hat din wer div mine pcht
Dar zu, daz ich gedenche müz
an dine~ minnechlichen gruz
Vii an dinen w den leip.
saelicli frowe, saelich wip,
220 Du bist vor allen frowe mir
liep. wan ich getrawe dir,
Dv seist mir holt für all man.
swaz ich dir gediene chan,
Daz tvn ich willichliche' gar.
225 swar ich in der werlde var,
Zu Pleier’s Garei.
557
Belage ich da pris ff)
^ frowe, daz si dir ge(wis),
daz chvmt von din . .
wan ich nach dine . .
230 Immer diene
beidiv mit ernst vn . .
An de' . . si niht mer.
daz vingerlin so reich
Mit fraende . .- . .
235 div chvnegin ....
Wie sich die fürsten reich
gehabten alle geleieh . .
Ob si waeren vvol gesimt.
der Grave der sprach ze stv t:
240 „Frowe, geloubet, daz si war,
si lebent al mit fraeuden gar,
Wan Ekunaver der ist erslagen.
^ de' hört (ich) die fri(vnde cla)gen
sin tot was . . . . “
245 div edel
Zv de' w'de grav . . .
h . . . v var an . . .
. . wil dir
250 . . . tousent
. . dir niht versmahen,
die heiz von mir enpfahen
Deinen k(ameraer).
du hast mir richiv maer
255 Braht von de' lieben h~re~ min.
du solt des vil gewis sin,
* Daz ich dich drvmbe reich.
daz wizze sicherlich.“
Der grave wart vo' schulde vro.
200 „genade, frowe“, spch er do,
„Iwer gäbe ist so reich,
daz ich sicherliche
36
jj £)8 Zingerl e, Zu Pleior’s Garei.
Iv vn dem lieben herren min
imm~ sol bereit sin
265 Mit dienste, swa ich imm chan.“
mit vrlonbe schiet er dan
Von de'ehvnegi, d w de dege ,
vn schuf, daz vil wol gepflege
Wart de' vvu te ritter do.
die edel cbvnegin was vro.
Verzeichnis« einiger seltener Wörter.
arne swv. IX, 206.
enblande stv. II, 247.
erbluote swv. X, 23.
genendiclichen adv. XII, 9.
gezoc stn. XIII, 178.
hanif. stm. VIII, 82.
harnaschräm. stm. I, 6.
kindisch adj. II, 243.
koverunge stf. VIII, 169. IX, 1.
kunstic adj. XIII, 230.
mache swv. sich ouf m. V, 49. VII, 162. sich von stete m. V, 143.
ze velde sich m. VII, 193.
nitlich adj. VIII, 68.
nitspil stn. IX, 89.
reisegewant stn. XIII, 144.
rinclich adj. III, 118.
sigelich adj. X, 88.
sorcsam adj. II, 31.
stritmüede. X, 236.
vnher adj. III, 122.
verphlige stv. IV, 229.
wackerlichen adv. IX, 24.
wer swm. XIII, 275.
wönic adj. III, 36, 70.
l)r. E. R. Roesler, Die griech. u. türk. Bestaudtheile iro Romanischen. 559
Die griechischen und türkischen Bestaudtheile im Romanischen
von Dr. E. Robert Roesler.
Allgemeines.
Die romanische oder walachische Sprache, die östlichste des
grossen Familienkreises der romanischen Sprachen, der den schönsten
Theil Europa’s erfüllt, hat sich entsprechend ihrer isolirten Lage
sehr abweichend von ihren anderen Schwestern entwickelt. Originell
wie sie sich zeigt, steht sie ihnen an Reiz nach und erreicht sie
lange nicht in Cultur und Geltung in der Welt.
Bis in die neueste Zeit sind Forscher selten an sie heran
getreten, sie blieb ein Stiefkind der gelehrten Thätigkeit. Aber man
erinnerte sich des Versäumten. Nachdem man die Lautverhältnisse
des Romänischen und seine Stellung zum Latein festgestellt hatte,
ging man an die dornige Untersuchung seiner vielfältigen Bestand
teile, welche diese Sprache für den ersten Blick so seltsam erschei
nen lassen und ihr ein so charakteristisches Gepräge leihen. Hierbei
ist Anlass zu einigen allgemeinen Beobachtungen.
Während alle romanischen Sprachen in höherem oder niederem
Grade altgermanische Elemente in sich aufgenommen und zu ihrem
Eigenthum umgeformt haben, entbehrt allein die romänische in über
raschender Weise jene Denkmäler aus der Periode germanischer
Völkerwanderung, denn die deutschen Worte, die ihr gegenwärtig
angehören, sind durchaus moderne Entlehnungen, und wie sie zum
Theil aus den sächsischen Dialekten Siebenbürgens sich ahleiten,
bleiben sie auch auf einzelne Dialektgehiete beschränkt').
*) Diese wichtige Thatsache vermuthete zuerst F. Diez (Romanische Grammat. I,
65,93), bestimmter wurde sie ausgesprochen von Fr. Mi kl o sich (Die slavischen
Elemente im Rumunisclien, p. 11) und wir sind nur in der Lage, diese Beobachtung
zu bestätigen. Im geraden Gegensätze zu diesem hat K. Schüller die unhaltbare
560
Dr. E. Robert Roesler
Mit der spanischen Sprache, jenem westlichen Aste des grossen
romanischen Völkerbaumes hat die romanische Sprache gemeinsam
manche treuere Erhaltung des lateinischen Consonantismus und die <?
Vorliebe für dunklere Lautfarhen des Vocalismus, aber sie theilt auch
mit ihr die Erscheinung, dass fremde Bestandtheile noch lange Zeit
in sie eindrangen, als die Einwirkung des Fremden auf die übrigen
romanischen Sprachen ihr Ende erreicht hatte.
Das Romanische unterscheidet sich von allen romanischen
Sprachzweigen durch die massenhafte Reception slavischer Wort
schätze; das Lateinische hat dadurch starke Einbusse erfahren, ja
die romanische Volkssprache, an welcher der moderne Purificirungs-
drang, der jetzt die Literatur beherrscht, noch machtlos gehlieben
ist, zeigt in den unzerstörbar festen Linien der romanischen Gram- ,
matik eine völlige Herrschaft des Slavischen. Die walachische Sprache
mahnt so an die englische, in der auf den Grundlagen des germani
schen Sprachbaues reiche Klangmassen des Romanischen sich erhe
ben. Eine Linie von den Marken Hochschottlands bis zur Prutmündung
bezeichnet überhaupt die äusserste Grenze der Herrschaft romani- 0
scher und romanisirender Sprachen gegen den germanisch-slavischen
Nordosten Europa's.
Ein Idiom, dessen Sprecher von hundert wilden Wogen der
stürmenden Völkerwanderungen unsanft geschüttelt wurden, trägt die
walachische Sprache, wie zu erwarten, viele Spuren dieser fremden, ,
oft unwohlthätigenBerührungen; ihr Wörterbuch mit seinem bunten,
so schwer vertilgbaren Inhalt spricht beredter als die dürftigen leicht
zerstörbaren Berichte der Geschichte. An der unteren Donau und in
der südwärts fortziehenden Halbinsel war die Völkerbewegung dauern
der, vielfacher und wechselvoller als irgendwo in Europa. Die Loire
und die Tiber, ja die Themse und der Tajo waren schon lange
beruhigt, als die untere Donau und der Hebrus noch immer den Lärm
neuer Stämme vernahmen. So wurde die romänische Sprache die
Ansicht geäussert (Entwickelung der wichtigsten Grundsätze für die Erforschung
der rumunischen oder walachischen Sprache. Siebenbürg. Vereins-Archiv, 1843),
dass ein bedeutendes Bruchtheil germanischen, speciell gothischen Eigens im
Romanischen sich finde, eine Ansicht, die vergeblich auch von Cipariu (de La-
tinitate linguae valachicae) gestützt wird. Verzeichnisse solcher Germanismen
sehe man bei Diez Rom. Gr. I, 34 und Arthur und Albert Schott Walachische
Märchen, Stuttgart 1843, S. 23.
Die griechischen und türkischen Bestandtheile im Romanischen.
561
gemischteste aller romanisehen, sie allein enthält eine weitaus grössere
Zahl fremder Worte, als alle romanischen zusammen. In dieser Be
schaffenheit spiegelt sie a^f das treueste die unruhigen Verhältnisse
der Hämushalbinsel wieder, deren Kind sie ist. In ihren slavischen,
albanesischen, griechischen, türkischen, magyarischen und andern
Elementen bietet sie ein treues Abbild der Ruhelosigkeit der mittel-
altrigen Geschichte in den Bezirken ihrer Entstehung und Entfaltung.
Ein ausgezeichneter Gelehrter bat es unternommen, die slavi
schen Bestandtheile des Romänischen aus dem bunten Museum her
auszulieben , zu siebten und zu ordnen. Vor seiner Leistung ver
schwinden frühere mehr minder unmethodisclie Versuche; es bleibt
durch sie eine feste Grundlage für künftige Arbeiten gewonnen O. Im
Nachfolgenden wird der Versuch gemacht, die griechischen und tür
kischen Bestandtheile in derselben Art auszuscheiden und denSprach-
kreisen, deren Sprösslinge sie sind, zuzuweisen. Beide kommen darin
überein, dass sie nur kleinere Bruchtheile der Wortmasse bilden und
als blosse Bereicherungen des Lexikologischen, ohne Einfluss auf die
Grammatik bleiben. Dennoch wird ihre Ermittelung künftige Studien
auf diesem reichen Gebiete einigermassen zu fördern vermögen.
Die griechischen Bestandtheile.
Das Volk der Walachen bekennt sich zur griechischen Kirche,
von Byzanz aus ist es dem Christenthum zugewendet worden. Man wird
darum einen Vorrath kirchlicher Bezeichnungen aus der griechischen
Sprache hier eben so erwarten, als bei den Völkern, welche lateini
schem Ritus anhängen, für kirchliche Gegenstände und Begriffe rö
mische Ausdrücke zahlreich sind. Aber die griechische Kirche ver
hielt sich zu aller Zeit gegen die Nationalsprachen ihrer Bekenner
nicht so abwehrend als die römische, und so war auch hei den Wa
lachen neben dem griechischen Ritus die Kirchensprache niemals
griechisch, aber bis in das 16. Jahrhundert auch nicht romanisch,
sondern slavisch. Aus diesem Grunde ist so mancher kirchliche Aus
druck nicht griechischen, sondern slavischen Herkommens.
Die lange Herrschaft von Hospodaren griechischen Blutes in den
Donaufürstenthümern und das Zuströmen von fanariotischen Griechen,
') Fr. Miklosich in: Die slavisehen Elemente im Rumunischen. Wien 1861.
562
Dr. E. Robert R o e s 1 e r
welche daselbst bald zur Creme der Nation gebürten, trug viel dazu
bei, Gräcismen in die romanische Sprache einzubiirgern. Noch gegen
wärtig ist ja die Conversationssprache so mancherBojarencirkel eben so
häufig griechisch als französisch und das Romäniscbe dort eben sowenig
salonmächtig, als es in Deutschland im 17. Jahrhundert das Deutsche war.
Ob aber nicht viele griechische Worte aus anderen Quellen
fliessen? Es ist dies bestimmt zu vermuthen für die siebenbürgischen
Gegenden, die unter der Herrschaft jener Hospodareu nicht standen:
hier ist älterer Bestand anzunehmen. Doch ist schwer zu sagen, oh
er sich blos in das Mittelalter, oder sogar schon in die römische
Zeit hinaufleitet. Älterer Ursprung ist auch nicht zu bezweifeln hei
dem reicheren hellenischen Wortschätze der macedoromänischen
Sprache. Dieser stammt aus dem jahrhundertelangen Verkehre
mit den Griechen Thessaliens und Macedoniens, von welchen jenes
kleine isolirte Völkchen der sogenannten Zinzaren oder Kutzowlachen
ganz umschlossen wohnt.
Wir führen im folgenden alle jene griechischen Bestandtheile,
die im Macedowlachischen allein nachzuweisen waren, getrennt von ^
denjenigen auf, welche in der dacoromänischen oder der Norddonau
sprache eingebürgert erscheinen. Nur ist anzunehmen, dass die Menge
solcher Graecismen im Macedoromänischen viel bedeutender sei, als
sie unsere dürftigen Hilfsmittel bisher zeigen. Künftige Dialektfor
schungen auf dem romänischen Sprachgebiete werden diesen Umstand
wie andere ausser Zweifel zu setzen vermögen. Selbst für das Daco-
romänische sind wir nicht im Stande an Vollständigkeit der Samm
lung zu denken. Die Lexikographie blieb bis jetzt allzu sehr hinter
wissenschaftlichen Ansprüchen zurück.
Die Lautverhältnisse der aus dem Griechischen herstammenden
Elemente des Romänischen stehen auf der Stufe des Mittel- und Neu
griechischen, wie auch die Terminologie wesentlich dem Neugrie
chischen sich anschliesst. Erscheinungen, die dieser Wahrnehmung
widerstreben und altgriechischen Lauten und Bedeutungen sich an-
schliessen, dürften aus der Zeit römischer Ansiedelung in Dacien
stammen, als das Griechische, wie die gefundenen Wachstafeln
beweisen, im Lande lebendig war.
Begreiflich sind Ausdrücke der Wissenschaft und Culturwörter,
die einen europäischen Ours erlangt haben, aus diesem Verzeichniss
nie griechischen und türkischen Bestmidtheile iin Romanischen.
363
ausgeschlossen worden, da sie sowohl jüngeren Datums sind, als
auch die walachische Sprache eben so wenig charakterisiren, als
eine andere der europäischen Sprachen. Die Unterscheidung war
selten schwierig, weil die griechischen Culturworte Europa’s sämmt-
licli der lateinischen Aussprache folgen, während hei den älteren, alt
einheimischen, wie schon erwähnt, der Itacismus massgebend auftritt.
Griechische Suffixe haben im Romanischen nur sehr geringen
Boden gewonnen, die lateinischen und slavischen überwuchern alles.
Das griechische-t^co erscheint als si, -isi in: afurisi, dtpopitlw; laga-
risi, Aayapt^oj; periorisi, TTsptopt^co; sfeterisi, ofszspUlo) u. s. w.
Es findet das Suffix isi auch Verwendung, wo griechisch nicht
auftritt und verbindet sich auch wohl mit dem Stamme eines abge
leiteten nomen verbale, z. B. gongisi von yoyyvaig, inf. 7077y£w;
litrosi von Aürpoxj!?, inf. Xurptovw; lipsi von Asi'jng, inf. Aeinreo;
katafronisi, xaraypovw; katatreclisi, ■/.ara.rpiyta; katigorisi, zscnj-
7opw; merturisi, ptapTuptö; prokopsi, npQMnrw u. s. w.
Bei dem Umstande, als die Trauscription des Romänischen bei
den Walachen selbst sehr im Argen liegt und durch die willkürliche
Mischung phonetischer und etymologischer Principien eine unabseh-
liehe Verwirrung herrscht, ist es mir ungemein angenehm, von anderer
Seite her wissenschaftliche Grundlinien der Umschreibung benützen
zu können. Das Transcriptionssystem in L e p s i u s’ ausgezeichnetem
Standard-Alphabet entspricht auch für das Romänische allen An
sprüchen, und wir haben uns hier wie im Türkischen demselben
bereitwillig angescblossen Doch wird man die originalen Lettern
in der jüngeren Form dabei nicht vermissen.
A. Die griechischen Elemente im Dacoromiinischcn.
Anic, abis, Abgrund, aßuaffo?, lat. abyssus, it. abisso, sp. abismo,
fr. abime id.; vgl. Diez WB. I, 3.
araiwie, agamie, Geschlechtlosigkeit, äyapda, Cälibat.
ariacMi,, agiasme, aiasme, Weihwasser, dyixaga id.
aronT,, agone, Angst, Noth, Kampf, dywv, dycbi/iapa id., agonisi,
erwerben, dyuvi£op.cu, kämpfen, sich anstrengen.
0 Standard Alphabet für reducing unwritten languages and foreign graphic Systems t o
a uniform ortograpliy in European letters by C. B. Lepsius. Second Edition,
564
I)r. E. Robert R o es 1 er
arpinm'e, agripnie, Schlaflosigkeit, Wachsamkeit, dypvmia id.
aziivi, azim, ungesäuert, dzime, ungesäuertes Brot, ä&pog adj. id.,
fr. azyme, it. azzimo, sp. dzimo.
amut, ahne, Gipfel, dv.px, id.
anvM, akum, jetzt, nun, gleich, dxop,, duopcc, noch.
aJinacTpv, albastru, blau, dldßaazpov, Alabaster; nacli der Farbe
des Gesteins; so im ngr. yaldtjog, nach der Milch benannt.
a.ii*i>ie, alifie, Salbe, «Aotyfj id., dAsiyw, salben.
aji-aaBiTa, alfavita f. Alphabet, dl^dß-nzov n. id.
aMBOH, amvon, Kanzel, Bühne, ägßoiv id.
aMiH, amin, Amen, d/.G;v id.
aHano^a, anapoda (Fabian Bob), umgekehrt, verkehrt, dvdnoda id.
aHacoH, anason, Anis, dvriSov id., daraus das ar. t. anisun.
aHau>opa, anafora, Bericht, Meldung, avoapopd id.
anau-op'n, anafore, nafure, geweihtes Brot, cbdyopa, in der griech.
Kirche das heilige Brot zu Ostern; mrom. nafura, alb. nafore,
bulg. nafora.
aH/jpe, andre, indre-le, December, Lex. B u d. Nach dem Festtag des
heiligen Andreas benannt, der auf den 30. November fällt.
apraT, argat, Knecht, dpqdzr/g, ipqdzrjg, agricola.
apini, aripe, Flügel, agr. pinrt id.
apo.ui, aromi, einschläfern, gr. dptnpa, Geruch. Daraus entwickelte
sich wohl erst die Bedeutung: betäuben.
apToc, artos, Weihbrot, («710?) dp zog id.
apxiepex, arideren, Erzpriester.
apxiviaH^piT, arhimandrit, Abt, dp-^iixavdpiz-ng id., p.dvdpa, Heerde,
ar. JUij arkimendrit.
apxoHTo.ionrie, arliontolojie, Adeisbuch, Adelsverzeicbniss, dp-
yövro\oqiü id.
apxOHTipie, arhonterie, Speisesaal, mgr. dpyovzsg, magnates et pro-
ceres aulce Constannnopolitanae, ngr. dpyovzug, Edelmann,
dpypvzxpsXov, aedes quae Palatii locum prcestat, vel ipsum Pa-
latium, dpyovzwn zd^ig, buronagium.
aciii.vB, aspide, Schild, danig id.
aTev, aten, gottlos, dSsog id.
au>iepo.\ieH, afieromen. geweiht, gewidmet. Kog. 23b, d®t=p«p.svo?
id., d<piepö)vo), weihen.
Die griechischen und türkischen Bestandtheile im Romanischen. 56!)
a<i>jia, afla, finden, rsetorom. affiar id.; nicht vom gr. dltpin, äl<pahu),
ähpadiu, wie Schüller meint, sondern vom lat. afflare, an
wehen. Die Vermittelung der beiden Bedeutungen sehe man hei
Diez, WB. II, 81.
atvpici, afurisi, verfluchen, excommuniciren, afurisanie, afurisire,
Verfluchung, Excommunication, äipopifa, vb. id., äipopiGpog,
äfdpinp.cx. subst. excommunicatio. Eben so daraus t. 1 nf'oros.
EajiTt f., See, Teich, mgr. ßalry f., ngr. ßdlrog m. Sumpf, ßal-
rwd-/7e, sumpfig. Mild. p. 15 stellt es zu slav. bläto, Koth. Viel
leicht findet nur zufällige Berührung statt.
na.iävp, balaur, Drache. Schüller leitet es vom agr. nslibpiov,
her (?), Lex. Bud. vom lat. bellua. Das Wort ist dunkel.
nincT, vinet vinet, blau, grau; abgel. vineceale, Bläue, vinecel, bläu
lich; ßsviToc, venetus color, caeruleus.
nicepini., biserike, Kirche, aus dem spätlat. basilica, vom griecli.
ßa.ailm, rätorom. baselgia, baseilgia. Wie die anlautende
Labialmedia zeigt, ist das Wort unmittelbar aus dem Latein
aufgenommen worden, während dem Griechischen selbst seine
jüngere Bedeutung fremd blieb. Basilica in der Bedeutung-
Kirche finden wir schon bei Isidorus II., 1. 15, c. 4, sect. 11:
Basilicae prius vocabantur Regum liabitacula, unda et nornen
liabent . . . Nunc autern ideo divina templa Basilicae nomi-
natur, quia ibi Regi omnium Deo cultus et sacrificia offeruntur
Dagegen ist der Taufname Wasilie (Basilius) aus dem Grie
chischen entlehnt worden.
BJiecTeM, biestern, Fluch, Verwünschung, blestemare id.; biesternd,
vb. fluchen, blestemecie, Nichtswürdigkeit, v. ß'/,äopr,ij.ov, adj.,
ßlcLGipYipslv vb., verleumden, schmähen, ßlaoY r t\üa., sbst. Vgl.
über dieses in den romanischen Sprachen reich vertretene Wort
Diez WB. I, 65.
nocKOHi, bosttoni, zaubern, Lex. Bud., ßaGxaivo) id., ßtxoxuvia, fasci-
natio.
Baim,, vame, Mauth, vemui, Zoll erheben, vemuiale, vemuire, Zoll
einhebung; ßdp.pia, Zoll, mag. vdm id.
BaTpu,, vatre, Herd, nicht von ßäSpov, Basis (Diez WB. 746) oder
atrium(Stier A. M. Comminiatis); es ist alb. ßdrps von gl. Bed.
BecTiapiy. vestiariu, Finanzminister (alt). Kog. 228; entnommen aus
der byzantinischen Ämterhierarchie; vgl. Du C■ 1,193 :B&onäpiog.
566 Dr. E. Robert R o e s I e r
ni<i>.iai\i, viflaim, Krippe zu Weihnachten (YV. Schmidt, Österr.
Revue, 1865) v. Br?.3vUip.
e.ibCTap, vlestar, lestar, Sprosse, Schössling, ßlf.ardpocy.i id., ßla-
arexvco, keimen, sprossen.
Bbucea, vepsea, Farbe, vepsi, färben, ß&itrta id.; abgel. vvepsire, epsi-
ture, Färbung, vepitor, Färber. Dagegen sind die Ableitungen aus
ßxTiTito), taufen: batet, Taufe, a boteza vb.,botezetor: baptista,
erst in magyarischer Umlautung in das Romanische eingedrungen.
/J,a, da, ja, dd, in der That, sicherlich.
gaciib.i, dastiel, Lehrer, von didday.akog id. mit Abfall des unbetonten •
Anlautes.
gau*iH, ddfin, Lorbeerbaum, dafing Lorbeere, ddyvr„ Lorbeer, dd-
yvnvog adj., t. aIsj defne laurns, jDaIsj defnelik, Lorbeerholz,
geaparb dearme, Haut, dippa. id.
ßiagox, diadoch, Thronfolger, diddoyog id.
giaTB, diate, Testament, von oia^vjxv?, di.dra id.
giuic, dikis, das Nöthige, Zugehör, Ordnung; abgel. dikisi vb., mit
dem Notlügen versehen, dilcisire, Versorgung. dUouog zeigt nur
die Bedeutung: gerecht, billig, aber dixcaa, iura quce quis habet
in rem aliquam, posscssiones, prcedia, facidtates. Du C. Hat
sich der Sinn des romanischen Wortes daraus abgeleitet?
gicK, disk, Teller, diaxog, Becken.
gicKo.iie, diskolie, Schwierigkeit, agr. dbrnolog , mürrisch, ngr.
schwer, it. sp. disco/o id.; duay.o/da., Schwierigkeit.
gixOHie, dihonie, Zwist, Zwiespalt, di-yßvoia. id.
Apvai, drum, Weg, dpipog id., drumar, Reisender,
gviib, duke, Herzog, aus dem lat. dux durch das byzant. dowag ver
mittelt, nach Diez WB. I, 160.
gtub, deke, Zorn, nach Diez Gr. I, 02 v. dtzv, (?).
Ennanic, evlaoie, Andacht, evlavios, fromm, andächtig, zbldßzw.,
Andacht, zdlaßhg adj. *
erXMen, egumen, igumen, Abt, r/yobgivog id. egumenie, Abtei, r,yw-
giviTov id.
eucopie, eksorie, esorie, Exil, Landesverweisung, i£opia, relegatio,
eZwpivS-dg, it-opiardg, relegatus, extorris.
e.ieaiocinb, elemosine, Almosen, iXsYipoavvri id., it. limdsina, sp.
limosna, fr. aumone, cech. almuzua.
e.ieiurev, elestcu, Teich, v. ngr. zkog (?), Sumpf.
Oie griechischen und türkischen Bestandtheile im Romanische», 56 t
e.tin, elin, Grieche, elinescu, griechisch, elineste adv., elinie, grie
chische Sprache, eä/zv, iXkriviy.bg, ikXovi^o).
eMBaTiu, embatik, Erbpacht; i^ßarUbv diy.aiov, seit ins, ctpad VI-
pianum in l- 3, §. 3. D. de Reb. eor. qui sub tut. idem esse
quod ip'6VTBvnMv : cui ibidem subiungitur, existimat Salma
rms de Modo Usurar, p, 575. Du C.
enapxie, eparchie, Kirchensprengel, eparchik adj„ zum Kirchen-
sprengel gehörig, inapyj.a, dioecesis, in<xpy_og, dioecesanus.
eriicnaT, epistat, Aufseher, intoTaros id.
enixpon, epitrop, Vormund, inirponog id., epitrdapp, Vormünderinn,
imrpbTtiaaa id., epitropie, Vormundschaft, imrponr) id., cpitro-
picesk, vormundschaftlich.
epeiuv, eremu, ermu, m. Einöde, i'pr,p.og f. Uber dieses in den roma
nischen und germanischen Sprachen weit verbreitete Wort
vgl. Diez WB. I, 164, Gr. 58.
epecv, eresu, m. Ketzerei, uipsaig f. id.
eTepie, eterie, Gesellschaft, iraipia.
exxapicxie, euliaristie, h. Abendmahl, tv-^apiazia id., eucharistia.
Zapzip, zarter, Aprikosenbaum, zarzere, die Frucht, tupraiov.
Z.a.p^a.kov id., durch Wechsel der liquida aus letzterem; dieses
aber aus p. zerd-älü, pruna flava.
zeaivrB, zeame, Saft, Brühe, zemos, saftig, zemosescu, saftig werden,
agr. ngr. tipt«, Absud, jus neben Brühe, ngr. ttgariCu),
sieden, t^sozog, wann, tliov, aqua calida.
ze.i, zel, Eifer, Trieb, Fleiss, zelös, adj. unmittelbar vom spätlat.
zelus aus gr. Vökog. Daher nicht zil, wie sonst erwartet werden
müsste, it. sp. pg. zelo, fr. zUe, Eifer; aber das adj. it. sp. ze-
loso, it. geloso, fr. jaloux bedeutet zumeist eifersüchtig, eine
Bedeutung, die dem Romanischen fremd ist und wofür zule sbst.,
zuliar adj. erscheint,
aoßie, zödie, Sternbild, fwotov id.
zvrpaß, zugrav, Maler, tloy/payog id. , malen, twypu-
'f.g-og, malerisch; zugrevie, zugreveale, Malerei, zugrqvi, malen.
Ia^, iad, Hölle, slav. adü von ädrig gl. Bed.
iremoHiKOH, igemonikon, Ton, Anständigkeit, Herrlichkeit, ytp.oviy.bg
adj. de bonne mine, de belle apparence. Vent.
irpacie, igrasie, Feuchtigkeit, igrasios, feucht, vypog id., bypbrng,
rä vypä, Feuchtigkeit.
568
Dr. E. Robert Roesler
i^io r, icliot, blödsinnig, ioal>zr,g id., fr. idiot, dasselbe.
iepapx, ierarch, Erzpriester, Prälat, Upäpyrjg id., frei ierarsii, Drei
königsfest.
ici'TiH, ieftin, mrom. evtin, wohlfeil, von e-Jtevö?, vilis. Diez Gr. I,
92 leitet es von euzeX'og her. Ableitungen ieftini, den Preis
herablassen, ieftinetate, Billigkeit, ieftinesug id., ieftior, ziem
lich wohlfeil.
iitOHOM, ikonom, haushälterisch, ikonomie, Haushaltung, oixovopog,
otxovogia id.; die andern romanischen Zweige entnahmen das
Wort dem Lat., daher it. sp. ecönomo, econömico, pg. econo-
mico, fr. econome.
iiioam,, ikoane, Bild, agr. dztiiv, ngr. eixövcc id., Ikonostas, Bilder
gestell, sUovogtuziov, Reliquiarium, Bilderrahmen.
inocap, ikosar, Zwanziger (Münze), itxotn, zwanzig, sixoatxpi, nn
vingt.
inoniMCH, ipokimen, sing., Person, vnoxsipeva plur. id.
inoncie, ipopsie, Verdacht, ipopt, verdächtig, vnoipia, Verdacht,
vTtorcTYis, verdächtig, argwöhnisch.
irioTecic, ipotesis, a o face — viel Wesen von etwas machen. Pol.
önoSsaig, Sache, Gegenstand, wegen der häufigen Anwendung
dieses Wortes; ipotesiar, Processluhrer. Diese Bedeutung er
scheint im Griechischen nicht.
incowB, ipsome, Weihbrot, inpojpa, Emporhebung, Segnung, ttycooig
toO azavpov, Kreuzerhöhung.
iucoc, ipsos, mrom. ips, Gips, yvipog id. Abfall des anlautenden Con-
sonanten, wie sonst häufig in diesem Sprachgebiete, z. B. im
(fimusj, in (linuni).
ipox, irou, eroa, Held, (r.«; id.; it. eroe, pg. heroe, fr. lieros, sp.
he'roe, sämmtlich lat. Voealisation folgend.
Icvc, Iicvc, Isus, Iisus, Jesus, 'booög.
Iiai; , i,<i>pi]; r b, kakefrike, Memme, Feigling, von xaxog (oder cacare?)
und tppl.GGOj, schaudern, fpic’x, Schauder.
iia.ianoß, kalapod, Stiefelleiste, xalanooi id.
KaurBTt, kamete, Zins, xdp.azog, Arbeit, mgr. xdparov, manvprc-
tium, xapazepig, arbeitsam.
KaM«t>op, kamfor, Kampher, xtxptpopcc id., it. sp. canfora, fr. camphre
vom arab. pers. f kafur; vgl. Diez WB.; mit slav. Suffix
kamfornik, Kaffee-, Theemaschine.
Die griechischen und türkischen Bestandtheile im Romanischen. 569
KaHOH, kanon, Kirchenbusse, Strafe, zsvwv id.
KaHanea, Icanapea, kanapeu, Ruhebett, fr. sp. canape, it. ccinope,
nach Diez WB. I, 109 von zaivco^stov, conopeum, Mückennetz,
ein mit einem solchen Netz versehenes Ruhebett.
KapoH<ni^i, karonfil, Nelke, agr. x«puöyuMov, ngr. xtxpvoipvh id.,.it.
garöfano, sp. girofle, girofre, fr. girofle, t. J.^a^.9 qaranfil.
Vgl. über dieses interessante Wort Roediger’s und Pott’s
Kurdische Studien: in Zeitschrift für Kunde des Morgenlandes,
VII, 92.
Kap'rfc, karte, Buch, ydpn, X«pvctxi id., kartofor, Kartenspieler,
kartoforie, Kartenspiel, yjzproyopot;, Kartenspieler.
Kap<t>iipB, karflce, Stecknadel, xcipfi, Nagel, xapplzta, Stecknadel,
xapycüv«, nageln.
nacKOTt, kaskote, Gähnen, kaske-gure und gure-kaske, Maulaffe,
yä'jYM, den Mund aufthun, gähnen, ydaxoiv m. celui qui lan-
terne. Vent. Vgl. fr. begueule, Zierpuppe, gueule bee, offene
Mündung; beer, gaffen, gueule auch sprach!, gleich rom. gure.
ua'farpaiide, katagrafie, Verzeichniss, xazaypcifr, id.
naTapr, katarg, Mast (malus), mgr. xazdpriov, ngr. xazdpzi id.
KaTacTim, katastif, Handlungsbuch, xar doziyov, Register rationale Du C.
naTaTpeXMOc, katatrechmos, Verfolgung, xaTazpsypog id., ha tri-
treehsi, xazcizpeyu id.
itaTa<i>poHici, katafronisi, verachten, katafronisire, katafroniseale,
Verachtung, katafronisitor, verachtend, xecxaippovcZ vb. id.
xarcrfpövsGig sbst. id., xaraippovor-og adj. id.
nariropie, kcttigorie, katigorire, Verleumdung, katigorisi, verleum
den, xarYiyopta, Anklage, Verleumdung, xarvryopw, anklagen,
verleumden.
naTimea, katifea, Sammt, kalifeluce, Sammtfaden, xazr,<pig id. a. t.
i9 qatife, plur. < «Lis und iJo ILä vetis externa incisis fimbriis
instructa. Freitag lex. arab.
negpv, kedru, Cederbaum, xibpog, ccclrus neben cedru.
neH, ken, Saum, Borte, mrom. kintisi, sticken, xsvzui id., xivropcx,
Stickerei, xworbg, Sticker.
ninoT, kivot, Kasten, Schrein, xißonog id.
nijiie, kille, Zelle, xelstov id., xeAAt, kilUoare, dem.
Ki.io.ioiiwaH, kiloloiman, Lärm, xot/ladoj, zwitschern, xoädihap.a.,
Gezwitscher.
570
Dr. E. Robert R o esler
KiMioH. kimion, kimin, kirnen, Kümmel, agr. xOpuvov, ngr. xöpuvoj,
lat. cuminum, fr. cuminj kimioniü, kümmelfarben. Die rom.
Form scheint durch das t. kimion vermittelt worden zu sein.
KiHOBap, kinovar, Zinnober, ;uvdßctpi id. davon lat. cinnaburis, it.
cinabro, sp. pg. cinabrio, fr. cinabre; p. jtls qinbar.
iiiHOBiv, kinoviü, kinov, neben cinoviü, Kloster, v. xotvdßiov, lat.
coenobium, it. sp. cenobio-
KiHorpeueiuTe, kinogreceste, gemeingriecbiscb, xoivög, gemein,
gemeinsam, vox hybrida.
liinapoc, kiparos, Cypresse, xvicapiaoi, lat. cupressus, it. cipresso.
Kip, kir, Herr, xOpio?, xvp id.
KiT, kit, Wallfiscb, xf/zog id., lat. cetus, it. sp. ceto.
K.ia^ept, kladere, Haufen, x'Kabid, ramures, dmondes. Vent.
K.iicvp’B, klisure, Enge, Stromenge, Einschnürung (z. ß. der Donau
am eisernen Thor), xlsiaoüpa id. xldoi, schliessen,einschliessen.
KjipoHOM, klironom, Erbe, Nachfolger, xkopovöy.01; id., klironomie,
xkripovoyi« id. klironomisi vb. erben, xlr/povojxü id.
Koa.it, koale, Bogen (Papier), xöXka., Leim, als etwas geleimtes,
ähnlich wie KptnroxotJov, das „vorgeleimte Blatt“.
ko.lim,, kolibe, mrom. kolibe, Hütte, gr. xalOßri, xotlvßi. Das griecli.
Wort ist in alle Sprachen der Balkanhalbinsel übergegangen:
nsl. koliba, goliba, bulg. kolibe, serb. KOJiHisa, alb. koljvbe,
y.a/.Op.ßc, t. aAs qaliba. Auch im magy. kalyiba, cech. chalupa.
Der o-Laut des dacorom. Wortes verräth slavische Einwirkung.
Mi kl os. p. 25.
Ko.iino, kolibo, frumentum coctmn, xoXvßov id., kolibe f., puls
granea. Miklos.
KOMic, komis, Stallmeister. Marele Comisu, le grand Ecuyer, in-
spectant les dcuries de la cour et accompngnuit toujonrs ä
chevnl le prince. Kog. 229. Aus den byzant. Hofämtern ent
lehnt: xoyog tov ardvlov. Du C. II, 107.
KOH^eiv, kondeiu, Feder, xovSvh id., alb. x&vrC/X
uocirop, kocitor, Zinn, aus gr. xaacizEpog id., vom skr. kastira abgl.,
kostori, verzinnen. Das Wort zeigt in dem o-Laut einen Einfluss
des Slavischen an. Miklos. Selbst u begegnet; kustorit.
KpiH, krin, Lilie, xptvov n. id.
Die griechischen uml türkischen Beslandiheile im Romanischen. 571
KpitiTTi, kripte, Gruft, xpvjirbg adj., verborgen, 1. crypta, Keller.
altit. grupta; vgl. Diez WB. t. 227.
irripe, Jelire, Bau, Gründung, y.ri'Oe. bauen; ktitor, Stifter, Gründer,
xrr)zo>p id., ktiricesk adj.
KYioruae, kukuvae f., Nachteule, xovxovßayia id., xonxovßtxxl^cn, weh
klagen, vgl. t. beäqus von gl. Bed.
kvuyVy. kitkuiu, Beule, Auswuchs. kiiknia, anschwellen, kukuiat,
beulenvoll, xovxoum, pustula.
irspma, kurma, abbrechen, endigen, kurmevu, Ahschnitt, kurmeture,
Unterbrechung v. zoup«£w, ermüden, matt werden (?).
Kvreza, kuteza, wagen, sich erdreisten, kntezare, Kühnheit, kute-
zetor, dreist, xorcö, die Kühnheit haben.
liTj-nitp, keluger, Mönch, xaloyopog id. Nach Diez (Gramm.1,1)2)
aus xcdög yipinv entstanden; alb. calojer.
irBMiu, kemil, Tau, agr. xc/.p.ilog id.
KtMi.rB, kemile, Kameel, xocynh, xap-alci id. Die anderen romanischen
Sprachen halten den lateinischen Yocal fest.it. camelö, sp. camello.
n’tp'hiui^'L, keremide, Ziegel, agr. xipctpog, ngr. xspexptöi id., t.
keremit, ar.
irBYTa, keuta, suchen, trachten, xoiräto) id., it. guatare, nach Diez
AVB. I, 233 von abd. wallten, Wache halten; abgl. keutare,
kentelare, Nachforschung.
.larapici, klären, läutern, lagarisire, lagariseale, Läuterung, Xaya-
pt'Cto yIi. id., ia’ja.pi'jp.a sbst. id. Accyapiarrj?, Raffinator.
.learnu, leagen, Wiege, legem, wiegen, ligean, Becken, Isxävr/,
Kufe, Bassin, Iccyivtz, Krug, Kanne.
•icxYci, leliuse, Wöehnerinn, Xsyovact id.: mrom. likoane von /e-
yßrjc/. id.
Jiiua^'B, livade, pl. He ade. Wiese, von h ßäm, alb. Ijuvddlii, bulg.
livade, serb. .mna^a.
•liuiea, f., Fleck, Xsyj.eg. n.. Fleck. Makel.
-liin.i, likei, lecken, likeu, Schmarotzer, Xüyziv vb. id. Diez 1, 247.
.miau, lim an, Hafen, agr. Aipr/v, ngr. XipMccg. Das I. O Ul liman
scheint darauf nicht ohne Einfluss gehliehen zu sein.
•lin, /in, Kelter, Xrjvög id.
.tiiicb, lipse, Mangel, lipsi, bedürfen, Xetyig, ilXsrptg, Mangel, Be
dürfnis.«, ÄstiTüj. mangeln.
Silzh. d. phil.-hist CI. L, Bd, IV. Hft.
37
572
Dr. E. Robert R o e s 1 e r
jiixie, litte, Procession, hr'n id.
.mpoci, litrosi, lösen, erlösen. Aurpcbvw id., litrosire, Aörpcoeng, Er
lösung.
jioro^i, logoili, verloben, logodire, logodne, Verlobung, logodit, ver
loben, loyog, iusiurandum. Du C. oiooj Aöyov, versprechen.
jioro(i>i>T, logofet, Schreiber, Kanzler, mgr. loyoSimg id., Rationum
descriptor, Du C. 821, Mar eie logofet, Vel logofet, Gross
kanzler, I. «JUsj«! logofet.
jiykco, lufcso adj., schief, Ao£ö? id., lolcsie, Kreuzschnabel, lo&c/.g id.
.i'BMvpi, lemuri vb. klären, läutern, abgl. lemurire; lemurit, deut
lich, klar, loignpög, kapnpvvu.
Mai'v.vi, mctgule f., Backe, p.dyoulov, Wange, payovldy.i dem. p.a-
ymldg, grosswangig.
Mauapa, makara f., Flaschenzug, Rolle, paxap&g id.
Ma.ianie, malakie, masturbatio, palaxia id., p.uKc/.yl'Cto vb.
Masioc, mamos m., Geburtshelfer, pdpr^ Hebamme, papsvw, assister
wie accoucheuse.
Manra.i, mangal, m. Kohlenbecken, pay/.czAi id., t. Jbüo manqdl.
Maprioji, margiol adj., scherzhaft; schlau, subst. Spassvogel, mar-
giolie, Scherz, Schlauheit, papytolog, verschlagen, papyiolia,
Schlauheit.
Maprie, Martie, März, pdpnog. An der unveränderten dentalen
Tenuis im Gegensatz zu den anderen romanischen Sprachen
(it. sp. marzo, pg. marco, fr. mars) und den Lautgesetzen des
Romänischen selbst ist der griechische Einfluss unverkennbar.
MapTvp, martur, Zeuge, agr. pdprvg, ngr. pdprvptxg id., merturie,
Zeugniss, paprupia, merturisi, papnipeev. Es ist in der Bedeu
tung Glaubensheld (Blutzeuge), in der es die Sprachen Europa's
kennen, nicht gebräuchlich. Vgl. Diez WB. I, 207.
MeTOK, metok, mitok. Absteigequartier (eines Bischofs), mgr. psri-
ytov, ngr. ptroyj, cella moncistica a majori monasterio depeti-
dens; vicus, Du C.
Min, mik adj., klein, kurz, pixpos id.
Mip, mir, Salböl, geweihtes Ocl, pvpov id., dyiov pvpov, Chrisam,
mirui, firmen, fuipwvw id., mirurie, pvpcopa,
Salbe.
mipar, mirag, Theil, Antheil, pipog.
mrom. miru.
Die griechischen und Liirkisclien Besfandtheiie ira Romanischen. 5T3
Mipoc, miros, amiros, mirazme, Geruch, Wohlgeruch, mirosi, riechen,
[J.vp'i£co id., /j.upwoid, Geruch.
mokcb, mokse, f. Rotz, p.0£«, f. id. lat. mucus m. sp. vioco, it. abgel.
mucositä, mucilaggine.
moho<j>ra.iM, manoftalm, einäugig, povopScäpog id.
mvk, muk, Docht, Lichtscjmuppe, p.Oy.og id., vgl. Diez WB. II, 40.
siypr, murg m., Dämmerung, adj. schwarzgrau, v. gipixog, dunkel,
düster. Synkope des c durch die Macht des Accentes. Aehnlich
bildete sich sp. pardo, grau, aus lat. pallidus. Schüller denkt
hiebei an engl. merk.
Mvpv, muru, Brombeerstrauch, mure, Brombeere, lat. morus, Maul
beerbaum, ngr. [xovpiä.
di'bp, mer, Apfel, p.nkov id.; i wurde zu e unter Einwirkung der fol
genden Liquida, it. melo, Apfelbaum: nach Diez von maliis.
[Yi'bTace, metase, matase, Seide, p.s-rd.£i, p.zrd^a id., alb. medafse, it.
matassa, sp. madejn, Strähne, Flechte von Wolle, Seide u. s.w.
MMuivK’B, meciuke, Keule, panJoOza, altpg. massucn, fr. massue;
abgel. aus lat. matea, it. mazzn nach Diez WB. II, 270.
M^nie, minie, Arger, Zorn, /jiavt'a, id., abgel. minien, erzürnen,
miniare, Erztirnung.
Ni, ui, intj. weg! r,vi id., magyar. ni, sicil. ani. Diez Gr. 11.437.
hvh, nun m., Trauungszeuge, nunc f., vouv«, Pathin, vouvig, Pathe.
Op<i»an, orfan adj. sbst., verwaist, Waise, cpfavög, lat. orphnnus,
it. orfano, fr. orphelin, mrom. oarfen, arm.
OHea, onea, Esel, ivog id.
ocTeiii, osteni vb., ermüden, anstrengen, ostenit, müde, aaSevog adj.
krank, müde, schwach, äoSsvöj. schwach sein.
Ila.rriir. paltin, Ahorn: Umstellung aus nka.~a.vog, platanus.
nanaid/pR, pannkide, Schreibtafel, nivaxtdcc, nivay.Uh, Abecedarium,
nivay.ag, Index, Register.
naiiapoan'b, paparoane, Kornblume, nanapoiiva, Mohn,
nanapt, papctre, Brei, Brotsuppe, nc/.na. id.
nam p'B, papure, Schill', (Pumnul) ndnvpog, Papierstaude, Binse,
naparpaoie, paragrafie, Verjährung, napagoapp.a., Falsificat, na.pd-
7patpov, Paragraph. Der Zusammenhang ist dunkel,
napaiuic, paraklis, Gebet, Bethaus, napa.y.y.kriGi sbst. Bethaus, na.pd-
•/.XrjGig, öffenlliche Gebete, abg. paraklisier, Küster,
riapaeuina, Pnruskiva, Venus: napaoxzvri, Freitag, dies Veneris,
37*
574
Dr. E. Robert R o e s I e r
vom. Vinere. Metonymische Übertragung vom Namen des Tages
aut' das Gestirn.
napiMie, parimie, Sprichwort, napoiij.i.a. id.
uapin, parip, Handpferd, agr. ndpixnog id., ngr. nccpixi, equus pu-
blici cursus, serb. pdrip.
nacR'B, pctske, Osterhrot, nuayct., Ostern, darüber s. Diez WB. I:
paskalie, Kalender, Kaayjxkia, Ostertag, Jahresanfang der
älteren Zeit, na.ayjx.'kiov, u. cycLus pasclialis■ In paschalibus
istis cyclis non modo paschatis diem, sed et annos vel mundi
vel Diocletiani aliaqne festa praecipua et ieiunia describe-
bant. Du C. I, 1127.
naTpaxip, patrahir n., Stola der Priester, ixirpayßhov id.
negearic'6, pedeapse, Strafe, pedepsi vb., strafen, züchtigen, mrom.
pidipsi, xatdebm id., tzc'.i.dsv'jtg, xcdds^ig, Strafe, Züchtigung,
ne.iin, pelin, suhst. Wermuth, vin pelin, Bitterwein, rcnllvog
subst., mit Kräutern gewürzter Wein.
11eHtikoctap, pentikostar, Kirchenbuch, jrevrvjxoarö?. m. fünfzigste,
nsvrr/xoorcipiov, Uber ecclesiasticus Graecorum continens Offi
cium ab ipso Paschatis die usque ad Octavam Pentecostes.
Du C. I, 1147.
nepiopici, periorisi vb., beschränken, -spiopltto) id.
iiipou, piron, Nagel, pironi, anlieften, nspövi, Schnalle, Spange, xs~
pouvi, Gabel, it. sp. perno, Haspe, sp. pernio, eisernes Band au
Thüren und Fenstern. Diez WB. I, 314.
iiicMi., pisme, pismuire, Neid, Groll, xdoya, Arger, Verdruss, pis-
mos, pismas, neidisch, pismui vb., beneiden.
niriKV, pitiku, Zwerg, xiSrr/.og, y.ovroni3~0Mg, Knirps, Zwerg.
ii.iaciwB, plasme, Geschöpf, Gebilde, xkaapa id.; plastograf, Ur-
kundenfälscher, xlxazig, erfunden, falsch; abgl. plesmui,
bilden, erfinden, xldzzro id., plesmuire, Schöpfung, Gestaltung,
nojiii.an^pv, polikandru, Luster, xolvy.dvordov, Candelaber.
njiiKcic, pliksis, Langweile, xkö&g id., xlhzzu vb.; abgl. pliktikos,
gelangweilt, nlrr/.ziy.og id. pliktisi vb., langweilen,
npicoc, prisos, presos, m. presosince, Fülle, Überfluss, presosi vb.,
abundo, nzpiozög, adj. reichlich. Vgl. Cipariu de lat. ling. val. ">■
upoKOuci, prokopsi, Fortschritte machen, xpoy.äxzo), gewinnen, fort
schreiten, xpoy.onri, Fortschritt.
npoHic, pronie, Vorsehung, npovoia id.
i)ie griechischen: und türkischen ßestaiidtheile ira Romanischen.
upocKOMe/tie, proskomedie, Opfergesang, npoax.op.iSr), Offertorium,
npoaxopriatg, adoratio.
npoTraicic, protimisis, pratimisire, Vorzug, protimisi vb., vorziehen,
nporip.r<aig, Vorzug, nporipM vb.
npoTonont, protopope, Erzpriester, npatronandg id., pope, Priester,
nanäg, sl.pope. Vgl. Miklos. 38.
nca.tT, psalt, Kirchensänger, ipdürvg, Sänger; psallikie, Kirchen-
gesang, ipalruri, Musikhuch in der Kirche,
iivur'jj, punge, Beutel, Tasche, nouygi id.; pungui, stehlen, rauben,
ven. pongci, Kropf der Vögel, gotli. puqqs, Beutel: derUrsprung
ist dunkel. Vgl. Diez WB. II. S3.
nvp'b, pure, Wuth, nvpd, Hitze, nupä£u>, perlurbare, Du C.
iiT,jii,Mapiv, pelemariu, Seil, Tau, nalapd.pi id., t. palamar id.
PeBeur, revent n., Rhabarber, psßivn id., p. ravend it. rabar-
buro, sp. pg. ruibarbo, fr. rhubarbe aus rha barbarum. Diez
WB. 338. Roediger und Pott V, 68.
pe«i>eHea, refenea, Beitrag, Antheil, psfsvig, Zeche, t. Ai U^c jarfane.
piri>, rige neben rege vom mgr. priyag, aus-lat. rex.
po^iv, rodiu, Granatapfel, poiSt id., rödodafin, Rosenlorbeer, pooo-
däfVYi, Oleander, rodozdhar, poootdy_a.pi, Rosencoufect.
pirnam, revas, Briefchen, Billet, paßdat id.
ciHopi, sinorirh., Grenzen setzen, beschränken, Gwopito) id.,sinorias,
Grenzbewohner, avvopirrig, Nachbar, t. sinor, Grenze
(avvopa).
cua<M,, slcafp, Wagschale, Trinkgeschirr, slcaf, Schiffsgerippe, ov.dpr,,
Wanne, it. scafa, Boot.
ciiiivrB, slcime, Geberde, ayrjpa, Figur, Geste, skimonosi, entstellen,
oyrp.aTiOj), formen, Gestalt geben.
cninTpv, slciptru, Scepter, aus gr. anönrpov, lat. sceptrum, von dem
die andern Sprachen sich ableiten, fr. sceptre, it. scettro etc.
cnon, sbop, m. Absicht, axbnog id.; abg. slcoposi, beabsichtigen.
CKY.iT,, sJcule, Kleinod, Kostbarkeit, ozovXapi/.i, Ohrgehänge.
CK'Biii.Ta, shepcta, untersinken, untergeben; vgl. axamri^co, fliehen,
aus rom. scappare, worüber nachzusehen Diez WB. I, 3G7.
cuev, smeu, Himbeerstrauch, smeure, Himbeere, smiuriü, himbeer
farben, apiovpov, Himbeere.
cnerivrB, spegme, Bindfaden, anägog id., it. spago. Diez WB. II, 66.
57 b Or. I'., Hubert II o es I er
cubhukv, spenak, Spinat, it. spinace, sp. espinaca, Ir. epinard, ngr.
anoivdau; das romän. Wort scheint unmittelbar von dem griecli.
herzukommen, welches selbst in dem lat. spinaceus, spitzig,
gezackt, sein etymon hat. Diez WB. 1,392, p. t.
cirbTap, spetar, Feldherr, Kog. 228, aitocoa, grosser, zweischneidiger
Degen, lat. spata, it. spada, sp. espncla, fr. dpde ; axciodp-og,
spatarius, Reichsfeldherr am byzantinischen Hofe. Das ein
fache spate ist ausser im unverlässlichen Lex. Bud. nicht
nachgewiesen, aber erkenntlich in der Ableitung spetenze,
Schwertlilie.
CTa<i>i#B, stafide, strafide, Rosine, arccfioa id., vh. stcißda, ab trock
nen, 'irafidtdllop se sicher comme du raisin sec■ Vent.
cTesit, steme, Wappen, aripjxa, Krone, Kranz,
crirwi,. stigme, Narbe, arr/p.a id.
crix, stich, Vers, Gedicht, aziyog id.; abg. stihurjiu, Dichter, sti-
hurjie, Verskunst, Versification.
cxixap, stihar, Priesterkleid, auydpi, Alba des Priesters,
cxixie, stihie, Element, aroeyeXov id.
cto.», stol, Schwarm, Flotte, ngr. arilog, Feldzug, Flotte, it. stuolo,
altsp. estol, Mannschaft, Begleitung, Gefolge. Siehe darüber
Diez WB. I, 402.
cj pigio, stridie, Auster, oazpiot id., t- k jjistridia, lat. ostrett,
sp. ostra, it. ostrica.
ctvu>, stuf, Schilf, stufos, adj. schilfreich, ngr. rüfv, eine Pflanze,
die zum Ausstoplen von Polstern diente. Unorganischer s-Anlaut
findet sich auch sonst, wie in stürz: turdus; stiniperemint:
temperamenttim; er deutet auf slavischen Einfluss.
cv.Ütb, sulite, Spiess, aovßlci, aoüßAt, eovßÄdxi id., aovßli^cn,
spiessen, sule, Ahle.
eu.ep'b. sfere, Kugel, ayaipa. id., sfere de geografie, Globus.
c<i>eTepici, sfeterisi, entwenden, sfeterisire sbst. Entwendung, ave-
ripiapx, atpsrspiagög id., atpsrspUiü), sich zueignen.
C'toap'B, sfoare, Bindfaden, a<p6px id.
cirnap, segnar, Saumpferd, samar, Saumsattel, von adyp.a, spätlat.
sagma, woraus unter Übergang von g in L it. sp. sahna, fr.
somme, Last, wurde; ahd. säum.
cBpiUT», serme, Faden, Draht, nach Diez WB. 11, von syrma, n0pp.a,
Schleppe. Alb. sinne, Seide.
Die griechischen uinl türkischen Bestundtheile im Romanischen. 577
Team, Teake, Scheide, Srwj, boite, dtui.
reaMt, teame, Sorge, Furcht, nicht von Qüp.ot. Vgl. it. tema.
reTpai'OH, tetragon, Viereck, rsrpd'ycnvog adj., viereckig.
TeTpaenani.ic.i, tetraevanjel, die vier Evangelien, rerpccvd'yye'Xov,
livre qui contient les quatre dvangelistes.
■reTpaiviecTpy, tetramestru, vier Monate, nach Analogie von semestru
gebildet mit ztrpa.
TDh.i'h, tifle, Blindheit, zvtpld. id.
TOitclK, toksi/c, Gilt, agr. ro^txöv id.
ronviii, topus, Keule, besonders des Hospodars; roirouti, Keule,
Commandostab, t. jtopuz, Keule.
Tpaiigaudp, trandafir, mrom. trandafil, Rose, zpavzatpullov, zpiotv-
zä'pv'XXov id., alb. zpsvSacpvh, rosa centifolia, agr. pooa. k/.a-
zovzdtpv'XXa.
Tpvade, trufie, Hoclimuth. D iez Gr. I, 92 vergleicht dazu rpv(pr h doch
dessen Bedeutung Vergnügen, Wollust passt wenig zu dem
romänischen Worte. Eher stellte sich zpvy'ia, Hefe, lie hiezu,
wenn wir es metaphorisch nehmen (it. tronfio aufgeblasen, hoch-
müthig). Vgl. Diez WB. II, 72.
f r LM„fJe, temiie, mrom. timiame, Weihrauch, 5-vp.iap.a id.
Teaieiy, tejileiu, temelie, mrom. temelliu, Grundlage, Szp.ihov id.
ririin, tipik, Vorschrift, ziutuöv subst., rituel.
TCTpauo,^, tefrapod, vierfüssiges Gerüste für die Kirchensänger,
zszpdctcoSov, subst. Chorpult.
Tporioc, tropos, Art und Weise, ku tropos, höflich, zpönog, manicre,
fuQon.
'JVfvMn.vB, timple, Scheidewand zwischen Altar und Kirche (in der
griechischen Kirche), zitixlov id.
Spanier, uranist, Traghimmel, ovpavig, Himmel.
\pyie, urjie, Grimm, Wuth, urßsi, verwünschen, urjisire, Verwün
schung, Verabscheuung, opyh, Zorn, opqi'Ctn, in Zorn setzen.
vpiWB, arme f„ Spur, Fussspur, von 6ap.r t , Geruch, Witterung, Diez
Gr. I, 58, WB. I, 297. ulma, urmeka, wittern, spüren, gr. öap.d-
tjSa.'. id.
veie, usie, Wesen, Kraft, oOaia id.
«Da.ion, Falon, Messgewand, ycXwvtov id.
«aepMen, fermek, Zauber, fermeka, behexen, fermeketor, Zauberer,
farmeke. Zaubermittel, ngr. fäpp.axov, ftzpp.äy.i, Gift. Das rom.
578
Dr. E. Robert R o e s I er
Wort bedeutet nie „Gift“. So scheint dieses Wort eines von
denen zu sein, welche aus der altern griechischen Sprachperiode
ihren Ursprung herleiten.
<i*inij>, finik, Palme, ipoivUi, Dattel, yotvtxt«, Dattelpalme.
<i*ic.eTpv, fisetru, isetra, Pottfisch, Stör, altgr. tpvirorrip id., ngr. ?
m.iavnpn, flamure f. Fahne, ipldpKovpov, n. Banner.
«a.ievp’B ,fleure, Plaudertasche, agr. und ngr. ipXöcipog, adj. und sbst.
geschwätzig, Fasler, ipXuaptoi, Geschwätz.
■tMiKbiaiiApY, flckeiandru, Jüngling, ipi\ox.txhdvHpag, qui aime la
beante.
<i>okt>, foke, Robbe, <pä»ua. id.
ino.ioc, fblos, folosire, Nutzen, folosi, nützen, öysAo?, dxpfkua,
Nutzen, dpshSi vb.
<i>oto<i>ob, fotofob, lichtscheu, 'poiroyoßog id.
mpiin,, frike, Angst, Furcht, iufrikosa, erschrecken, infrikosare,
Angstigung, agr. ippuri, Schauder, Fieberfrost, yp iatm,
schaudern.
<i>yct'l, fiiste, Unterrock, ipovordv. id. , it. fustagno, sp. fustan,
fr. futaine, Baumwollstoff, Barchent, der nach dem Fabrications-
orte Font nt benannt wurde (Diez WB. i. 194). Die Bezeichnung
des Kleidungsstückes nach dem Stoffe ist nicht selten. Das p. t.
jjwä fistan, jupon, könnte auch auf eine andere Vermuthung
[eiten.
fefeluge, possierliche Figur, ipapiazdg, babillard.
•wi.ii, fpii, prahlen, stolz sein, felire, sbst .falte, Stolz, Prahlerei,
©eXoj, valoir.
■o.^pii-ajiB, firfale, Possenreisser, ipapepapdg, hableur, vantard.
‘i>.(c r i.i, fisei, pfeifen, fiseire, Sausen, pvoaop yuaeö, blasen.
Xap, Har, Geschenk, yd-p’-g id.; hrrezi, mrom. herzi vh., schenken,
yalp'Zsa^a.1 id.
xa.ii>y, luilcu, Netz (?). Nach Diez I, 92 von dlniisiv, fischen, ngr.
ist dt'xrua, Netz, ipapäg, Fischer.
xapait, liarak, Lineal, ngr. yxpa/.r, hara/cosi, liniren, yp.pd.'Cm,
yapeucbvio, ritzen, liniren, haraksi, scarificiren, ritzen, yd-
payp.a, Einschnitt, t. a. JpU- qui foul.
xptni, chrepi, entreissen, chrepisire, Entreissung, Raub, dpnd^ rapio.
xvmi, Imme, Thon, Lehm, y&p«, Erde, I. humus.
xopi. höre, Reiheiitanz, Tanzlied, yopog, Tanz.
Die griechischen und türkischen Bestandteile im Romanischen. 579
xipOTOHie, hirotonie, Priesterweihe, yjipozoviu id.
xipoHOMie, hironomie, Handbewegung, yetpovop'.u id.
xpicoß, clirisov, Urkunde, ypva6ßi))iXov, aurea bulla.
I^e.iiirB, teline, f. Eppich, ailwov n., id. vgl. fr. celeri, it. sedano.
l Iea<i*-B, ceafe, Nacken, Genick. Nach Diez Gr. I, 92, von xetpalrj.
'lioü'BpjiaH, ciolcerlan, Lerche, vgl. gr. z^ouzi^onhuvög id. Doch wo
her ist das Wort im Griechischen?
uipini, ciripi, zirpen, zwitschern, agr. zspezitu id.; ciripit sbst.
Gezwitscher.
-fvHApeciii, indresni, wagen, sich erkühnen, indresneale, indres
nire, Unerschrockenheit, indresuec adj., kühn, keck, Spu-
avg, kühn, SpuaOz-ng, Kühnheit, mrom. teresesku, hoffen, tarnt,
Vertrauen, Srappü vh., vertrauen, Säppog, Suppevp.cz, Muth,
Zuversicht, ahd. turran, mhd. turren, den Muth haben.
IJLiMBep, jimber, Ingwer, neben cinciveru. Erstere Form weist auf
■/.uip-Kpi.v, letztere auf zZ,iz'Cuzep, welche neben zahlreichen
anderen im mgr. und ngr. begegnen. Sämmtlicli gehen sie, wie
in anderen Sprachen (fr. gingembre, sp. j inj iure, it. zenzero,
zenzevero, engl, ginger) auf p. zenfibil zurück, dem
sanskr. gringavera zum Grunde liegt, benannt nach der horn
artigen Beschaffenheit der Wurzeln. Roediger und Poti.
Kurd. Stud. VII, 127.
i,i ivp, jiur, Kreis, imprezur praep., um, herum, imprezura, umge
ben, imprczurarc, Umstand, v. yvpog, Kreis. Diez Gr. II, 440.
B. Die griechischen Elemente im Macedoromiinisthen.
m
Der karge Vorrath, aus dem wir schöpfen konnten, beschränkte
sich im Wesentlichen auf drei unzureichende Werke: Thnnmann,
Untersuchungen über die Völker des östlichen Europa, Leipzig 1774,
p. 180 — 240; Bojadschi, Romanische oder macedonowlachische
Sprachlehre, Wien 1813; William Martin Leake, Researches in
Greece, London 1814. Pentagloss Exercices, p. 382—402.
Adele, vacatio, licentia, ädecu ').
agoge, habitationis merces, uyovp.
*) Die Worte ohne beigeselzte Quellenangabe sind aus Thu nniann J. 181 — 238, der
auch der Gewährsmann für die Richtigkeit der Bedeutungen ist.
580
Di\ E. Robert R o e s 1 e r
agoride, acinus, d.yvjpida.
agru, f'erus, «7piog.
aksiu, dignus, ££105.
alitclie, veritas, ixkhäeitx..
alekseaJcu, Testes muto, tBXdaau).
amdlome, Gold, pdlapa aus pdXayp.a von iraXavaco, mollio; was at
first used for gold whicli had beeil wrought in the fire, in Oppo
sition to änvpov or virgin gold, and was aftenvards applied to
gold in general. Leake.
amartie, peccatum, dgapria, amertipsi, pecco.
aiiauke, necessitas, dvdyv:o.
anurzi, riechen, pupi^oj. Leake.
apukrisi, antworten, «aroxptvw.
arada, linea, series, dpdoa, vgl. sp. raya, fr. raie.
aresesku, placo, äpiaxu.
nrkisme, prineipium, (dpyj.ap.oi) dp yd.
arnisesku, nego, dpvoüpai.
asimu, argentum, daipi von äpyOpiov aaijpov, ungcprägtes Silber, im
im Gegensätze zu a. briargj.ov, dem geprägten, daher das p. t.
^ sim, Silber.
asitzc, so, ix'Crj. Leake.
aticliu, gracilis, druyog, mager.
acalu, turpis, luridus durch Umstellung aus äaxcdog incultus.
bagu stilime, wette, ß«£w arryipa id.
brehescsku, raucesco, ßpayyidt^w.
chrisozmp, aurum, ypuaög, vb. ypuachvoi.
dideksesku, concionor, (Mdyvw.
dokimie, experientia, Sonpd.
dokse, gloria, o6£a.
echlrevsesku, odi, i-ySpsvopai.
eirine, pax, dpdvr/.
eksafne, plötzlich, i^aitpvyjg.
elevteru adj., liber, DJvJdspog.
epiiideiu, aptus, emrdonog.
etimu, paratus, Iroigog.
ainere, laterna, <pavd.pi, it. (anale, fr. fanal.
fise, natura, wooig.
fonilco, homicidium, pbvog in., povuöv 11.
Oie griechischen und türkischen ßestandtheile im Romanischen.
SSi
fruninni, prudens, tppovtpog.
fute, sudarium, tersorium, tpovrag.
gereichte, accipiter, yspaxt.
gongisesku, murmuro, yopyGCo>.
Il(tsku, 11 iSCO, yd.Gy.tx>.
lielice, caementum, yakixi, I. calx.
lierisesku, Iaetor, ya.ipop.ai.
hoare, pagus, oppidum, yw? a i ytnpiov.
honte, urceus, yo>vi.
honoate, foetor, yyorog.
lwrgia, seorsim, yßtpyta.
ieortie, dies festes, ioprh, iurtusi, ioprd.Cs.tv, to feast. Leake.
imern, mansuetus, vgspog.
kateens unus quisque, xuSivag.
katihisi, unterrichten, xarrjysiv.
katöge, inferior pars domus, xuröjys.
kuvitru, cancer, xäßoupag.
kemaku, tridens, xagdxi.
kennte, amphora, xa.vu.ra.
kenisku, honorarium, xaviaxt.
kesiile, pomgo, xaooioa.
keteknie, caligo, nebulo, xarayß.a.
kivüre, tumba, xrjßovpt.
kilici, Tapeten, xCkixia.
klinisi neben kl hm, Neigung haben, und abgeleitet könnte gegenüber
lat. inlclina auf die Vermuthung führen, dass gr. xlivo> hier Ein
fluss nahm, da dem Latein ein einfaches clinare nicht angehört.
Dennoch ist dem nicht so. Griechische Ableitung würde klisi-
eskn zeigen. Es ist Abfall der praep. in.
kliros, drom. fcleros, leier, Clerus, x/ppog.
kloce, calcitratus, xlorC'ia.
kontaru, basta, verutum, xovrdpt.
kopie, grex, xondöt.
kopele, ancilla, xonska.
koposu, Lahor, xinog.
kopree, stercus, xonpia.
ksenv, peregrinus, givog.
ksudisi, ausgeben, ilgoosütn.
582
Dr. E. Robert R o e s 1 e r
kukuvias, noctua, xovxovßdyia, vgl. kukuvae drom.
kucuru, truncus, xovr&g.
kumerke, commercium, xoupspxt.
kumpure, pharetra, xovpnovpi.
kupp, crater, xovna, lat. cupa, s. Diez WB. I, 139.
kurcluvane, corduanius, xovpooußdvi.
luspe, coenum, \danr„
latusu, aberratio, Id.aog.
lekoane, puerpera, leyC.iva.
leventu, lieros, Izßivzrig.
magipsi, bezaubern, st. magievsi v. piccyisuw.
mantalu, pessulum, pdvralag.
mantu, vates, p.dvng.
ma-toru, opifex, pdaropag.
melane, atramentum, psXdvi.
meralliu, foeniculum, p.dpaSpov.
mestrepe, supellex pretiosa, paar pan dg, drom. mastrapaslik, Ver-
schacberung, Verkauf.
mistrie, panis excavatus, pvarpi.
molibe, plumbum, poXOßt.
monochu, eunuchus, pouvovyog.
miliare, mula, p.ouldpi.
namisa, Mitte, dvapeaa. Leake. Abfall des unbetonten An
lautes.
ne, ja, vat. Boj.
nipkiu, infans, vnmov.
nikisire, victoria, vexvj.
nomu, lex, väpog.
nöstimu, iucundus, voazipog.
notie, bumor, voria.
orniu, similis, Spoiog.
oreksesku, appeto, dpiyop.ai.
palakdrsia, herbeirufen, nupaxalü. Kopitar.
pappu, avus, ndrcnog.
paraoulia, Gleichniss, napaßolri.
pedevsesku, punio, noubidoi.
pelekrasi, beten, napaxalü. Leake.
penigiru, nundinae, celebritas, navr/yüpi.
Die griechischen und türkischen Bestandteile im Romanischen. *>83
penagie, tlie bread blessed for any particular person and not for llie
congregation in general, v. xmdyiog, sanctissimus.
perdosesku, implico, ixaspocdvoj.
pestosesku, sale condio, naariövit).
petale, solea equi, nizakov.
piknosu, densus, ttjxvoc.
pise, pix, Ttiaaa.
piste, fides, niarig.
pite, placenta, rdra.
planu, error, r.ldvri.
plea, sclion, nkiov. Boj.
plesecu, creo, nldaoo).
pletesku, flecto, nlat. plecto; vgl. Miklos. 38.
plitare, later, nhSdpi.
prassiu, porrum, npdaov.
prepsiaste, decet, itpinei.
proicie, dos, npobia..
protu, proate, primus, npürog.
psulisesku, psallo, ipc&Aco.
psusesku, pereo, ipotpü.
rozu, nodus arboris, 66£og.
seliane, apium, aikvov, drom, teline.
sfentuke, arca, asvdovM.
spie, cuneus, nyr,vc/..
skapiri, blitzen, darpanroi.
skele, passus, gradus, mih.
sklavu, servus, mkdßog, it. scbiavo, fr. esclave.
skliro, durus, ay.kooög.
skolie, scbola, oyo'küov.
skorpisesku, dissipo, axopnitio.
skotide, tcnebrae, crepusculum, <r/.ordoi, axortdi.
spärgamt, fascia, cndp-yavov.
spnstre, mundities, GTzdorpa.
spilee, spelunca, onrikcuov.
spline, lien, anlriva.
spudie, Studium, gt-ovSo.
stimme, urna, Grau.vr,-
stereositu, solidus, firmus, arspeög.
584
Dr. E. Robert Roesler
stihime, sponsio cum pignore, crlyr^.a.
stipse, alumen, au<p‘J, alb. stips.
stipsesJcu, delinquo, pecco?
stolide, ornamentum, arollm.
sturu, columna, azvlog.
sufrenciaoa, Augenbraue, (.ou^pojvw, runzeln, agr. avvo/ppbu), öypiig,
f., Augenbraue.
sunchusesku, turba, myyjj'Ctj). — myyvGig, conlusio.
tnrru, confidentia, Säpfiog.
taxide, expeditio bellica, navigatio, ra^ioi.
legisesku, cibo, zay'üIto, rat£w.
teksesku, promitto, räa-crco.
ticke, fortuna, rOyri.
tigdne, sartago, rvj'yavt.
tinnie, bonor, Ttprj.
tora, nunc, rwpa.
tuliputa, etwas, Habe, aus rd r'nxon, wie Kopitarwill. Wiener
Jahrbücher d. Lit. 1829, Bd. 46.
tuvle, later coctilis, roüßlav.
zige, iugum, Cuyi, Cvyäv.
zillia, inyidia, Crdog.
zizane, Zwist, ^c^dviov. Boj.
zun/, fatuu.s, öjpiog.
0. Die türkischen Bestandtheilc.
Eine zum Theile jüngere Beimischung als die griechische
gab dem Romänischen das Türkische. Die politische Abhängigkeit
der romänischen Donauländer von der hoben Pforte bereitete
ihm den Eingang in dieselben. Ihr Beginn fällt in das Ende des
15. Jahrhunderts. Da aber niemals türkische Colonien in den Donau-
fürstenthiimern errichtet wurden, und diese eine grosse Selbst
ständigkeit in allen inneren Angelegenheiten bewahren durften, so
beschränkte sich der Einfluss der türkischen Sprache auf den Hof
der Fürsten, und den Handelsverkehr in den grösseren Orten,
namentlich den regen Austausch in den bulgarischen Donaustädten.
Darum wurde das neue Element niemals so mächtig, dass es in der
Physiognomie der romänischen Sprache bedeutend hervortreten
konnte. Die romanische Sprache bat — und dies entspricht völlig
Die griechischen und türkischen Bestandteile im Romanischen
S8S
den politischen Verhältnissen — weniger Türkisches in sich ein-
dringen lassen als die neugriechische, und ungleich weniger als die
serbische, deren türkisches Contingent man auf ein Fünftel des ganzen
Wörteryorraths geschätzt hat. Durchaus keinen Einfluss nahmen auf
das Romanische jene älteren ausgestorbenen türkischen Sprachen,
deren Herrschaft in den Donauländern lange genug währte, das Oha
sarische und Komanische. Namentlich in Beziehung auf letzteres lässt
sich an der Hand jenes Wörterbuches, das eine seltene Gunst des
Zufalls uns erhalten hat, diese Behauptung auf das überzeugendste
erweisen. 1 )
Wie aber in der türkischen oder besser osmanischen Sprache
die heterogenen Sprachkreise des Semitischen, Arischen und Altai-
scheu zu einer seltsamen Mischung zusammengeflossen sind, deren
Bestandtheile Arabisch, Persisch und Türkisch ein interessantes
Abbild politischer, religiöser und literarischer Bewegungen bieten,
so ist auch der türkische Beisatz im Rumänischen aus den drei
Factoren des Osmanischen gebildet. Auch im Romänischen, dem
östlichsten romanischen Idiom, erscheinen die Klänge Arabiens wie
in dem westlichen Sprachzweige, im Spanischen. So deuten auch
die Sprachen wieder auf jene grosse südliche Curve hin, mit
welcher der arabische Islam Europas Glieder umspännte. Nur isl
im Spanischen die Aufnahme des Arabischen eine reichere gewe
sen und sie geschah dort unmittelbar; im Romänischen vollzieht
sie sich nur durch das Medium des türkischen Mundes, also gemäss
türkischer Aussprache und mannigfacher Umprägung der Bedeutung.
Wenn wir aber auf die Quantität arabischer Lehnworle Bedacht
nehmen, so stellt sich das Romänische zwischen das Spanische mit
dem reichsten und das italienische mit dem geringsten Antheil
unter den romanischen Sprachen.
Bei diesem Übergänge türkischer Wortformen auf das roma
nische Sprachgebiet sind keine durchgreifenden Lautumwandlungen
wahrnehmbar; nur jene leichten Abänderungen, die man das Mund
gerechtmächen nennt, und die in dem gegenseitigen Austausch frem
der Sprachen immer mitspielen, treten hie und da auf. So behandelt
das Romänische die s-Laute des Arabischen noch nachlässiger als das
Türkische; schon dem Türken vcrfliesscn die Unterschiede von
0 Vocabulaire Latin, persan ct roman de la biblioihequc de Francesco Petrarca in
Kläproth. Mcmoires relatifs « l'Asie 111, 113—234.
«86
Dr. E. Robert R o es 1 er
^S, s, s zu einem s, und die von ■>, j, u o, JA o, z, z, ö zu
dem einen z. Der Romane vermischt nun auch noch s und z; z. B. in
zaraf für sarraf, zambile für sambile, zarzavat für sebzevat
u. s. w.
Eine Sprache, wie die romanische, welche mit den romanischen
Sprachen überhaupt die Abneigung gegen eh (h) theilt und dies nur
vorConsonanten noch erhalten hat, vorVocalen zu h ahschwächt, kann
natürlich mit den Hauchlauten des Türkischen (^., . 4) nicht gen. )u
verfahren. So wird yefif zu aff, j?-Io- Kagi zu agi, ,^«5-] alimaq
zu nkmak, X°9 a zu °!J L ’ a -
Der romänischcn Grammatik ist das Türkische so fern geblie
ben, als das Griechische, nur in das Wörterbuch hat es seinen
Einzug gehalten. Romanische Bildungssylben treten darum zahlreich
an türkische Stämme, wie sie an griechische treten; aber die
romanische Sprache geht in der Derivationslehre in Aneignung des
Türkischen noch einen Schritt weiter als angesichts der griechischen
Sprache. Sie belässt nicht nur zahlreich türkische Ahleitungssylben
in türkischen Wörtern, sondern sie wendet solche auch auf Stämme
an, die sie in der türkischen Sprache nicht besitzen, ja sie adoptirt
dieselben sogar für Worte eigenen Besitzes, die durchaus nicht tür
kischer Abkunft sind.
Die bequemen türkischen Suffixe ji (nomen nctoris, ent
sprechend dem romänischcn or, oriüj J«, lik, liq (nomen
abstracti et actionis, entsprechend dem rumänischen -ire) und wie
wohl seltener Ji, ^ lu, li (nomen possessoris) sind es, die eine
ziemliche Verbreitung auf romänischem Sprachboden gewonnen haben.
Beispiele solcher romanischer Worte mit türkischen Suffixen
Huden sich:
n) mit j- ji:
biliardjiü, Billardspieler.
bragajiü, Hirsetrankbrauer, von brage, Hirsetrank.
zaverjiü, zavragiü, Empörer, sl. zavere, Aufstand.
kilipirjiü, der etwas um einen Spottpreis haben will.
krepaciü, sarcinator, krepa, pannus. Miklos. 27.
kirjiü, Käufer.
lampajiü, Lampenmacher, lampe, lat. gr. lampas, lap.-dg.
laptajiü, Milchverkäufer, lapte, Milch.
Die griechischen und türkischen Bestandtheile im Romanischen. 58?
lafajiü, Erzähler, Possenreisser, rom. talaf, Geschwätz, alb.
hzf-i, Gespräch, Xccföor, ich spreche mit einem Aaya£cb-
Schwätzer.
palabrajiü, Aufschneider, von palabra, Lüge, vgl. span, pa
labra, port. palavra, Wort. palavra fanfaronade;
palavraji fanfaron.
potkapiciu, Mützenverkäufer.
surekciu, Hornviehhändler.
stupaßu, Feuerwerker, rom. stupe, Werg, vom lat. stnpa,
stuppa, agr. orük-o, ngr, azoimi; ital. stoppa, fr. etouppc,
ahgl. (istupa, stopfen, verstopfen, verschliessen, astupus,
Pfropf; vgl. gr. orinpoi, pressen.
b) mit lik, jAi, J.! ;
berbantlik, Schwelgerei, Liederlichkeit, it. birbante, Schelm.
zapcilik, Kreisunteramtmannschaft, von zapciü.
injinerlik, Wegehaukunst.
krailik, Schelmerei, Schwelgerei.
e) mit Uü J,
cearkliü, gerändert, ceark, Kreis, circus.
Abanos, Ebenholz, Ebenbaum, t. p. abanos, aus gr. ißevoj,
ital. ebano, lranz. ebene, aus ägypt. '' V "" A h a p an , hehr,
jin lieben.
anae, avae, mrom. Luft, t. p. alb. ya.ßa..
ara, aga, Herr, Anfülirer; Polizeivorstand in der Walachei, t. 1*1 aga id.
auapui, akarce, obgleich, gleichwohl. Bobb t. p. egerce id.
amiait, akmak, unerfahren, t. a. ahnaq, sbst.stupide, ignorant.
a.iaiir, alaiu, Geleit, Gefolge, Zug, t. HI alajid., ngr. äAäi'id.,mrom.
mit Abfall des unbetonten Anlautes lae, Schaar, Heerde.
a.iiuiBepim, alisveris, Geschäft, Verkauf und Einkauf
alis veris id.
a-viancT, amanet, Pfand, Unterpfand, amaneta, verpfänden, amane-
tare, Verpfändung, t. a. lo1 emanet, suretd, depdt.
aiviuap, ambar, Speicher, Kornmagazin, t. a. jC 1 ambar, ember id.
apana, araba, Wagen, t. tuS- ’ärabu id., ’arabq/iü, Fuhrmann, ara-
baßlik sahst.
Silzij. d. phil.-hist. CI. L. Cd. IV. Ilft.
3Ö
588
Di*. E. Hubert R o e s 1 e r
apa.upis, aralik, Raum, Zwischenraum, t. Ijl, lWJ\ ara, araluq id.
ac.iaHv, mrom., Löwe, t. arslan, vulg. aslan id., magy. oroszldn.
acMtuviv, acMinivK, asmecuiu, asmeciuk, Kerbel, t. 4*^1
asmaciqlari, sarment,^>\ asma, pendu, treille.
a<t'Cpt'M, aferem, interj. brav, vortrefflich, t. p. j> 1 aferin, vulg.
ciferim, bravo!
ajiü, Pilger, Wallfahrer, t. a. Jiaji id.; ania.i.pu, aßalik,
Wallfahrt, t. a. W KaJ id.
afif, arm., t. a- ZJ'fif leger, qui nejouit d'aucune consideration.
afion, Opium, t.a.p. Oy>\afiün, ngr. dyiwvi, altgr. ökiov, sanskr.ope«.
axxiar, achtiat, lechzend, entbehrend, a fi achtiat, entbehren, t. a.
ihtiaj besohl, indigence.
axi,ii, achji, mrom. Koch, t. p. asji id.
lia/.ap, bazar, Markt, bazarlik, Handel, t. p. jljb bazar, Markt, t.
bazarluk, Handel, bazargidean, Kaufmann, Käufer,
t. p. 0^Sjjb bazirgian id., alb. ß;£spj<xv.
uaiuaua, baklava, Blätterkuchen, t. baqlava, Sorte de nougat
tres-commun en Turquie, ngr. paci-Accßö:?.
naipa.M, bairam, Fest, t. bairam id., ngr. paai'pdpt.
«aKOiiiii, baksis, Trinkgeld, t. p. ba/sis id., ngr. pnc/.yj^iai.
najiTait, baltak, Axt , t. aUIj balta id., ngr. paaAräf.
uaH, bau, mrom., Leben, banezi, leben, vb., aus t. p. b>bj zeban, durch
Abfall der unbetonten Anlautsilbe.
nacMa, basma, Tuch, mrom. basmanßü, Schnupftuchfabrikant,
basmaji imprimeur d'etoffcs, d’indiennes. serb. nacaia, linteum
pictum.
napiM, barirn, doch, wenigstens, t. p. <_£jb bari id.
naTa.iaMa, batalama, Schein, t. a. Jlla> battal, vain, saus realite,
vide. — batalisi, vernachlässigen, verlassen, t. AliLl Jlb>j batal
etmek supprimer, abolir. Diez Gr. I, 92 leitet beteleu, Weich
ling , vom agr. ßdrxloi; ab; doch dies bedeutet eigentlich einen
Menschen, der zur Unzucht sich brauchen lässt,
nain, bas, Erz-, Haupt-, Archi-, von t. ^ b bas, Kopf, Haupt, so auch
im serb. angewendet. Baciü, bac, Meister, Haupt.
589
wgmsmfmaemssKasmd
Die griechischen und türkischen Bestandteile im Romänischen.
ne/jecTCH, Gebäude, t. p. bezestan und bezesten aus
bezz azistan, grand mar che, halle, bazar, couvert, ngr. gnzts.-
azivi id.
neiv, beiu, Fürst, Prinz, t. jL bej id.; beizade, t. a Sohn des
Fürsten (Hospodars), Kog. S. 22S, ngr. 6 pniv? zrig BAcr/jag,
le Prince de Valachie.
nei.iiu, beilik, Frohndienst, t. jAKT bejlik, tresor public, fisc.
BCKiep, beider, ledig, ehelos, t. j'SÜ bikiar id., ngr. [i.nv/.iaprig.
ueiipiy, bekriu, verdorben, schwelgerisch, t. bekri, ivrogne et
gourmand, bekrilik, Schwelgerei, t. uAl^l bekrilik, ivrognerie,
ngr. g.Ksy.prig, \XKEy.piMy.i id.
ue.iae, belae und belea, Ungemach, Unannehmlichkeit, t. a. Al bela
malheur, peine, difficulte. Das Lex. Bud. leitet es vom gr.
ßilog Geschoss ah!
iiepcueT, bereitet, Fülle, Fruchtbarkeit, t. a. dSy bereket id., ngr.
gnspytzi.
nepjiiK, Ass n., t. jMy birlik, unite.
Bcin.ii, besli, Leibwache, cavaliers d'eilte, vgl. Kog. 242; von t. p.
pes toupet (?). Die Besli waren Tataren, bestimmt die tür
kischen Truppen der Fürstenthümer im Zaume zu halten, welche
gegen eine Unterordnung unter Christen Widerstand leisteten.
Besli-agasi, Befehlshaber der B.
ni.ini.i.iiv, bilbilliu, mrom., Nachtigall, t. P- JJu bulbul; alh.
ßfAjßtAj.
uimaKTea, bisaktea, Schatulle, t. pistachta, pupitre, bureau,
papeterie.
«iHa, bina, Gebäude, t. a. bina id.
noaz, boaz, Pass, Engpass, t. ß^y buguz, Schlund, Enge, Pass.
ßoiaji't, bojale, mrom. boje, Farbe, boi, mrom. boisi, färben, t. Iy
boja, Farbe, Jyy bojmaq, färben, mrom. bojajc, färben, t.
bojaji id., ngr. pitoyiä, couleur, p.Koyictzßig, feinturier,
p.Tioyuzzitij), teindre.
BOKuea, bokcea, Tuch, Bündel, bokceaßü, Hausirer, bokceluce dim.,
t. AsFy bogcia piece de Hinge; paquet Hasse.
38*
£) f) Q Ui-, E. Uöfiei't U o (i s 1 e r
BO.iEO.i, bolbol, im Überfluss, überall; t. p. y pur, plein, rempli,
verdoppeltyy purpur (?)■
BopuHi,iiK, boranßlc, rohe Seide, t. ßd-y birinjik, f/aze, crepe,
eloffe claire.
BoeraH, bostan, Kürbis (Pumnul) bostune, Melonengarten, bostangiü,
Melonengärtner, t. p. jL'-jy bostan, jardin, potager, j~-\l^y
bostavji,jardinier. In Aneignung derselben Metonymie auch awa-
risclipastan, Melone (S e hi e f n e r, Versuch über das Awarische).
Evr-ivK, bugltik, Dünger, Mist (Schott), t. j;lsy boqliq tas de
fiente, d'excrdments, Jy, boq, cxcrdment.
bvkjiv, buklu, Locke, bukluk, Verwickelung, buklukciü adj. ver
wickelnd, t. Xfy bgklum, Knoten, yfy bgklu, qui a des plis.
BvjiYHBami, bulukbasi, Anführer der Leibwache, wMy bgluk.
agasi, comnuindant de la cavalerie.
byjtkk, bululc, Fülle, Reichlichkeit, t. JfUy bolliq, abondance.
BYiiBaii, bumbak, Baumwolle, bumbekar, Baumwollarbeiter, Baum-
wollhändler, bumbekos, baumwollartig, bumbelierie, Baumwoll-
handlung, t. pembuq, alb. napnoux, magy. pamut.
buze, Lippe, buzat, starklippig, t. p. jy buz, bouche, lewes,
alb. buze id.; vgl. Miklos. S. 9.
BvpcvK. barsuk, Fischotter, t. J\y*j>y borsuq, blaireau, taisson.
Bvc^vran, busdugan, Streitaxt, t. olsojy, ü>IaL>jy buzdigan,
masse d’armes ä angles et noeuds; magy. buzogdny, Keule.
Bvuuiii.i’B, bufnice, Eule, t. p. oy huf id., vgl. lat. bubo, gr. ßOa$.
irbKaH, bekan Specereihändler, behenie, Specereihandlung, t. a. Jliü
baqqal epicier, alb. serb. bakal id. ngr. pizaxäXvjg, pnaxa.li-
xöv, epicerie.
upe, bre, Ausrufung der Verwunderung und des Anrufes, he,
hola, I. ay bre, interj. employee par celui qui cst en colere ou
pour appeler un domestique.
B'bcKa, beska, baska, besonders getrennt. Diez leitet es vom alb.
baske ab, dessen Bedeutung bei, mit, ist. Es ist das t. ddLh
basqa, separement, apart. Vgl. Miklos. IG.
Bei;in, vekil, Bevollmächtigter, Stellvertreter, t. a. vekil id., ve-
kilet, Vollmacht, t. a. jJül, vekilet, fonction de procurateur,
ngr. ßsx/Jvs, facteur, agent.
Die griechischen und türkischen Bestandteile im Romanischen. 591
Bimiii, insin, Weichsclbaum, visine Weichsel, visiniü weichselroth;
t. visne itl. aus dem Slavischen, vgl. Miklos. 17.
Fepreo», g er gef, Stickrahmen, t. gergef, outil de tisserand.
Aanauiv, Ankläger, davacilik, Anklage,t. a. jJy; .i davagi, plaideur,
plaignant, le demandeur en justice.
AaMGJia, dambla, Schlagfluss, damblalm, apoplektisch, aÜj>, aUL>
damla, apoplexie.
^aH^aHa, dandana, Aufsehen, Lärm, t. a. O, _xJ j dandanet: bruit,
fracas, renommee.
Ae.iiv, ,vmü, Leibwache, Art Husaren, vgl. Kog. 242, t. deli,
brave jusqu ä la temerUe Jrl 3 dcliler, corps detroapcsldgcres.
diitan, divan, Staatsrath, höchster Gerichtshof, t. a. p. id„ divan
efendi, der türkische Secretär des Fürsten.
^orarns, doganc, Laden, Magazin, t. a. L>\& duhldan, boutique. Das
ii. dngatia, fr. douane, sp. pg. adtiana, Zollhaus,Mauth, leitetman
vom a. p. divan her. Vgl. Diez WH. 1,158. Serb. p)nm',\,fabernn.
fljfl., dud, Maulbeerbaum, dude, Maulbeere, t. p. Oj J, Oy tut id.
/tv.ian, dtdab, Schrank, t. p. >—»^ du!ab, armoire mobile dans V e-
paisseur du mur, ngr. oouldra., alb. ooldr..
^v.iavrB, duiäme, Oberkleid, t. a. veste de drap que les ja-
nissaires portaient quand ils n’allaient pas ä la güerre, ngr.
dovlapötg id., magy. dolmäny.
AYJirep, dulger, Zimmermann, t. j dulger itl. dulgerlik, dul-
gerie, Zimmermannsarbeit, t. a dulgerlik id.
^vitiae, duniae, mrom. Menge, t. p. Li A dunja, Welt, vgl. fr. monde
im seihen Sinne.
Aviniuait, dusman, Feind, Gegner, t. p. l yO->; dusmenie, Feindselig
keit, Anfeindung, t. p. a dusmeni, id. Nicht vom griech.
SvgpsvYig wie auch Diez Gr. I, 92 annimmt. Mil diesem berührt
es sich nur äusserlich durch die analoge Art der W ortbildung.
a dusmen ist persisch, gebildet mit a das = gr. bbg,
miss-, ähnlich wie jlysA^A, dus-char, dus-var, schwie
rig, dus-nam, Verläumdung.
.yi.p'LnanT, derebant, dorobant, Trabant, t. p. jlo- 5 derban portier,
Concierge, in mehrere europäische Sprachen übergegangen, so
ins Deutsche, Französische (trab an) 11. s. w.
592
Dr. E. Robert R o e s 1 e r
JlivMeT, zürnet, Menge, 1. a. jcml, jem’iet, foule,
multitude.
K.i'iiv, elciü, Gesandte, t. I, elci id.
einik.iik. emiklik, Hation, t. iemek, repas, nourriture.
Za, za, Ring, Kettenring, t. p. aj zeli, Corde d’arc, fränge, et
autre ornement en or.
ZaaHa, za.ixana, Zaana, zalhana, Schlachthaus, t. a. oebli mac-
tatio, AjIc» yane, Haus.
Zaapa, zaara und zaherea, Vorrath, Proyiant, mrom. zaere, Nöthiges,
t. a. a/e>ö oacnire id., ngr. ta.yj.pa, alb. zähe.
zai<i>, zaif, kränklich, zaiflek, Kränklichkeit, t. a. zaMffaible,
infirme, A aMfliq, faiblesse, mal adle.
zaMuiji, zambil, Tragkorb, t. p. J-aij zembil, panier, corbeille, aJ~uj
zembile, e'tui.
zaniriapa, zampara, zamparajiü, Schwelge)’, Lüstling, t. p. a_;Lj
zempare, id. jÜa^Lij vulg. zamparalik, vie de debauche.
zapao*, zaraf, Wechsler, Bankier, zaraflik (zerefie), Weclisler-
geschätt, t. sarraf, \j~e sarrafliq id.
zapzanaT, zarzavat, Gemüse, zarzavajiü, Gärtner, Gemüsehändler,
t. aj_^o savza, t. p. sebzevat, Gemüse, sebze-
vatgi, marchand d'herbes potagbres, vom p.^>y> sebz grün.
zapi<i>, fein, zierlich, t.a. < «.«__,!=> darif\A.; zariflik, Kleinigkeit, Modesache,
Schmuck, dariflik elegance, beaute, ngr. fapiyog, joliet,
delicat.
zap<i>, zarf, Napf, Kelch, t. a. ^darf, vase, e'tui, plateau-
zapi>pe, zarere, mrom. Schaden, t. a. zarar id.
zeMaHe, zemane,mvom. Zeit, t. p. il>Lj zeman id.
zenaTe, zenate, mrom. Kunst, t. a. vulg. san’aat id.
ziateT, ziafet, Ball, Fest, t. siafet, repas, festin.
zy.ivi*. ziduf, Locke, t. p. Jj zulf, vulg. zuluf id. ngr. rCou/loöcft.
z'LiiYH, zebun, Kittel, kurzes Leinenkleid, t. öyj zibun, vetement de
dessous, gilet ä manches courtes.
zaMEUt, zambile, sambile, Hyacinthe, p. t. sumbul, id. Kurd.
simbel, gr. <7cup.j3o6Ä, aovpnoiil.
Iaua, ialca, Kragen, 1. \H iaqa, collct, pan de robe.
t)ie griechischen uhd türkischen tiestandlheilc im Uomünisehen. J)9l>
iacOMit, iasomie neben iasmin, Jasmin, gr. Ixapyi, ixopivov, p. t.
OL ids,iäsim, iasewin und iasmin,
iasmim. Der vocalische Trennungslaut zwischen s und m findet
sich auch im neuprov. jaussemin und it. gclsomino.
laTan, iatak, Schlafzimmer, t. Jjlil ialaq, lit, lieu oü Von couclie
Jifb vh., etre couclie.
iaTaran, iatagan, eteganu, Jagdmesser, Hirschfänger, alb. jxTaydv.
iavpT, iaurt, Sauermilch, iaurtgiü, Sauermilchsieder, t.
iognrt, lait caiUe J^y-y iogurlamaq, faire cailler le lait.
inpiii, ibrik, Kanne, Giesskanne, ibricel, Kännchen, t. a. p. yy\
ibriq, aiguiere, ngr. ignp'ua, coquemar, cafetiere.
ir.piiiiin, ibrisin, Seide, ibrisinar, Seidenfahrikant, ibrisineric,
Seidenfahrik, t. p. ibrisim, Seide, ngr. pnptaripi, Gold
faden.
ie.i, iel, ein böser Geist, vom t. ,Jj iel, vent. (?)
ieni'tiiiMa, jenicikma, puella deflorata, ieni, nouveau, ^
nouvelle, dcniere mode-
iepMy.m;, iermuluk, irmuluk, imurluk, Regenmantel, t.
iagmurluk id., t. iagmur, Regen.
iMaiwea, imamea, imomea, mamea, Pfeifenmundstück, t. a.
imamet id.
iHar, inat, ianat, Groll, Halsstarrigkeit, t. a. Mnad id., inakjiu,
halsstarrig, t. ^oUc- Mnadgi id., ngr. ivari, obstination,
iva~ö?,g, obstinee.
in.pui.tea, ipinjea, Regenmantel, Regenkappe, t. iaponja id.
• . ' »"
tvpvnr, iurus, Sturmlauf, t. jUjjj iurumek, marclier, aller, yjy
iuris marclie, attaque, assaut.
inuiu, islik, ßojarenmütze, t. islu brode en or.
ixTiza, ichtiza, mrom. Bedürfnis, t. a. Uü! iqtiza, necessitd, exi-
gence, alb. ichtiza (Leake 384).
Kanazji^K, kabazlik, Streich, Possen, t. a. doL>. yabaid, choses
vilaines, turpitudes (?).
itanv.i, kabul, Neigung, Geneigtheit, kabulipsi, geneigt sein, sich
erniedrigen, kabulipsire, Erniedrigung, t. a. Jy qabul, action
de recever, d’agrder, acceptation.
!>94 Dr. E. Robert Roesler
i;ana<i>, kavnf, Schuhmacher, t. a. jU>. qavvaf, chaffaf, qui
vend des pantoufles.
Hawaii, Icazan, Kessel, t. j[;ls qazan id., alb. xa.U.v.
i;aii>, Kahn, Barke, t. JfAs qaiq id., kaikjiu, Schaffer, Bootsknecht,
li> qaiqji id., ngr. xatxc, xcuxzCvg, bateau, batelier.
uaiMai», kaimak, Rahm, t. qaimaq id., ngr. xoipcixi, alb. xoupdix.
naiManan, kaimak an, Stellvertreter eines Fürsten, Wesirs, kaime-
Icemie, die Würde eines Kaimakan, t. a. qaimaqam ans
qaimi maqam, Lieutenant, remplagant, JiLUrls qai-
maqamliq, Charge.
iiaic, kais, Aprikosenbaum, kaise, Aprikose, kaisiü, aprikosenfarb,
t. ^«jIs qa'isi, abricot, j>*lcl abricotier, ngr. xcc'cai.
nanoM, kakom, Hermelin, Hermelinfell, t. a. p. qaqum, hermine,
ngr. xaxoüpi.
im.iana.ufu;, Gepäck, Gedränge, t. jIIaAc galebelik, vulg. gala-
vahik id., aus aAp galebe, multitude, foule, ngr. xoCkc/.gäoXnx.'..
na.imaT, kalfat, Kalfaterwerk, kalafataib., Verpichen u. s. w., fr.
calfat, it. calafato, ngr. xakayarag, xoCka.vya.zi.il,co, t. XAs qalfat
id., jVd JUaIs qalfat etmck, ^l-Ab qalfatlamaq vb.
i;a.i,i, r j,p„pM, kalderhn, Steinpflaster, t. _xb qalderim id., qaldcvi-
mar, Pflasterer.
na.ni, kalp, falsch, unecht, a pune kalipul, betrügen, kalipeiü, Be
trüger, kalpuzan adj. betrügerisch, kalpuzanie, Betrügerei,
Falschmünzerei, t. a. i~Ai qalb, fausse monnaie, tont objet faux,
falsifie, adj., J^As qalbliqfausscte.fahification, qalpnzan.
faux monnayeur, ngr. xaXnixög, unecht, falsch, xalnov^ä-
vr,g, Falschmünzer.
Ka.uiau, kalpak, Mütze, kalpajiü, Mützenfabrikant, t. JjlAs qalpaq,
bannet particulier, dont le bord cst garni de fourrure,
jp-Llä qalpaqji marcliandoufabricant de bonnets; magy. kalpak.
na.imn, kalfe, Geselle, t. aaA qalfa, aus arah. aaA©- yalife, sotis
maitre; premier compagnon d une boutique, ngr. xalyag,
gargon de boutique.
KaHaT, kanat, Flügel, t. .Ws qanad id., ngr. y.avdzux z-7jg SOpag,
ThürfKigel, alb. xo.vd.zs..
Die griechischen und türkischen Bestnndtheile im Romanischen.
59!)
Kan/i.e.i'B, handele, Lampe vor einem Heiligenbild, t. n. J. Xs lampe, sur
tont celle qtion ullume dann les eglises, ngr. xav&Wa, xavof/M id.
Da dieses Wort in den übrigen romaniseben Sprachen (vgl.
fr. chandelle, it. sp. candela, Kerze, pg. candeia, Lampe) in
der angegebenen specielleu Bedeutung nicht auftritt, so scheint
es trotz seinem romanischen Ursprünge dennoch den Weg aus
dem Arabischen ins Türkische und von da in das Romanische
genommen zu haben, es könnte aber auch direct aus dem Grie
chischen zu den Romanen übergegangen sein.
nanai;, leapak, Deckel, Decke, t. qapaq id., ngr. xaKnäy.i id..
Icapama, Art Eingemachtes, t. ULs qapama, dtuvee de viandc,
v. JJolö fermer, bouclier; Kanaan», kapange. Fesseln, t.
qapanje, irappe.
Kapav.ii., karaule, Wache, t. qa.raul id.
i»apnacapa, karvasara, Zollhaus, IVIauth, . ^O^fk ervanserai,
Heu oii les caravanes foul halte, d. Karavanserai.
Kaipan, Theer, t. a. qatran, poix liquide, p. ketran id.
Ka<i>a.iT..pi;, Icafaltik, Frühstück, t. ^11 t>yp qahmlti id., kafejiu,
Kaffeesieder, t. qahveji.
Kai’.pp, katir, Maulesel, t. qatir id-
Kavii, kauk, Art Kopfbedeckung, t. Jjjlä qaitq, könnet de drap rond
aplati pur le haut, kaukeiü, kaukarii, Kaukenmacher.
uaTai<i>, kataif, kadaif, Nudeln, türk. Gericht, t. p. i_LUaii qataif,
espiicc de pätisserie composec de fleur de farine de miel et
d’huile de sesamc.
i;a<i>Tan, kaftan, Ehrenkleid, kaftanliü, mit einem solchen beehrt;
kaftanji, derjenige Hofbeamte, der dem Fürsten und anderen
den Kaftan reicht, t. ötaw qaftan, vetement de dessas, vetement
d’lionneur. In die europäischen Sprachen übergegangen, ngr.
xayravt, fr. caftan, it. cajfettano.
KcpnaH, kervan, Karawane, Reisegesellschaft, t. p. kervdn id.,
kervanjiü, Karawanenführer, mrom. Icerven, Landstrasse, ngr.
xccpßäviov, alb. karvane.
KepecTea, kerestea, Bauholz, kerestariu, Bauholzhändler, I.
kirim, petite poutre, AüjTkiriste, decombres, de'bris.
396
Dr. E. Robert ft oesler
nepeM, kerem, Wille, Laune, t. a. ^J kerem, gendrositd, faveur, grdee.
KM', kef, Stimmung, Laune, Humor, t. a. keif, vulg. kief id.,
ngr. x£<pi.
liiupiT, kibrit, cibrit, Schwefelfaden, Zündhölzchen, t. a. kibrit
soufre, allumettes.
ni.iiivT, kilim, Teppich, t. p. kilim, tapis ras.
Kijiinip, kilipir, Spottpreis, wohlfeile Sache, kilipirßü, der etwas
umsonst haben will, t. p. j> keile pez, qui fait cuire et vend
les teles, las pieds ou les intestins des animaux-
Ki.n,, kile, Malter = 20 walach. Scheffel, t. a. tS£ kile, mesurc de
ble de 18 u 22 oeqaes, aus dem ngr. xodöv.
KiMip, kimir, Gurt, Bauchgurt, t. p. keiner id.
niH, hin, Pein, Marter, Plage, kinui, peinigen, foltern, kinuire shst.,
t. P . of, 4 kin, kine, haine, vengeance, Cxf kin almaq,
tirer vengeance.
Kiop, kior, einäugig, blind, kiori, einäugig machen, kiorie, Blindheit
eines Auges, kioris, schielend, t. p. jjTkior, blind.
itipie, kirie, Miethe, kirias, Miether, inkiriea, vermiethen t. a. «d)
loyer d’une maison ou cliambre, kirijiu, Fuhrmann, t., ki-
raj'i, qui travaille pour le salaire.
Kicea, kisea, Gelass, t. p. kise, sac, bourse, suchet; kisea de
tutun, Tabaksbeutel, t. tutun kiscsi id.
Ko^ai, kolai, mrom. leicht, t. qolai, alb. xolai id., ngr. svxolog.
uo.i'ieaK, kolceak, Muff, t. qolcaq, bracelet, gantetet.
KOMam, komas, Stoff, Kleid, t. a. ^ La qamas, lilojfes de differentes
especes.
KOHan, konak, Station, Rastplatz, koneci, beherbergen, Halt machen,
konecire, Absteigen subst., konecitor, Gast, Reisender; t. Jfiy
qonaq, hötel, auberge, y qonakei, auberaiste, ngr. xovebu,
logement, auberge.
Kpim, KpiniaH, kris, krisan, gross, grossmächtig, t. p. jl-LijTkirisek
komme valeureux (?J.
Kvpaiwa, kurama, Beitrag, Gabe, t. a. ^ keram, genereux,
keramet, generositd, liberalitv, ygl. kerem, ngr. y.oupapäg, ecot.
Die griechischen und türkischen Bestandteile im Romanischen.
597
itvpKaH, kurkan, Truthahn, hirkc, Truthenne, t. p. O \sj> qarqan
colombe de Bagdad qui porte les lettres, ngr. xovpxag, xovp-
xävog coqd’Inde. Pott (IV, 26) denkt an cech. krokati crocire.
Kypuvnev. hurkubeu und kukurbea, Regenbogen; p. kulkum id.
nvpMa, kurma, kurmale; mrom. kurmae, t. p. Up- yurma, kurmal,
Dattelbaum, ngr. xovppaik, xo-jpgaoia.
nvcyp, kusur, Fehler, Mange], t. a. qussur id., ngr. xovccoOpi,
le reste, le re'sidu.
Kvcypiv, mrom., Verwandte, t. a. yusur, beuu-perc,
belle-m'ere-
n,p.i,|v'i>, kilif, Futteral, t. i_#ls qilif, etui, enveloppe.
n^pM^z, kirmiz, Kermes, Cochenille, kirmiziü, seharlachroth, t.
a. p. j*j> qirmiz, Kermes, fr. cramoisi, sp. quermes; »j>
qirmizi, ecarlate, cramoisi, ngr. xippify, xpepi^i.
•'lai'YM, lagum, Canal, t. lagum, mine, canal Souterrain,
ngr. layougi, mine.
•iae, lac, mrom., schwarz, t. p. baue noire.
-la.iea, lalea, Tulpe, t. p. Ai ^ late id.
Jiacj>, laf, Plauderei, Geschwätz, t. p. o'i paroles vaines, joutance,
jiij«_s^ laf soilemek, conter des cornettes, ngr. xöfr-iv lafia
id.; lafajiü, Erzähler, Possenreisser, palaf, talaf, Geschwätz,
alb. lap-i, das Gespräch, laf 6gr, ich spreche mit einem,
lafatdv-i, der Schwätzer, ngr. laf poloyw, parier legerement,
lafpolöyog, qui parle en air, von Idfi, Idfpa, cerf (?).
jiejie, leie, Frau, leila, nom propre arabe de femme.
.ilüiea, likiea, Fleck, t. aÖ Icke, leide, tacke, souillure.
.liucep, likser, Elixir, it. elisire; unter Abfall des unbetonten Anlau
tes vom t. 1 el-iksir, panacee, pierre philosophale.
ju’jiiai;, liliak, spanischer Flieder, Syringe, it. sp. Mac, fr. Mas,
t. lilaq. Ist das Wort aus dem Türkischen in das Ro-
mänische gekommen, oder war es auf demselben Wege, wie in
den anderen Sprachen schon früher darin heimisch geworden?
Abgl. liliakciü, lilablau, ngr. lovldxiov.
jibb-b, lube, Kürbis, lubenice, Wassermelone; vgl. gr. lovßiov, pha-
seolus, p. Uj) lubia, lubie, Bohne, kurd. lupek.
£)»)$ Dr. E. Robert Roesler
.lYKMa, luhna, Summe, grosser Betrag, luqmnjiü, Gewinner, t. a. a*»!
luqma, bouchee, piece, ngr. Aovxapiä?, metaph. morceau.
.lY.iea, lulea, Tabakspfeife, t. p. aI^I lule, iuynu, pipe, siplion ; lule-
luse dem., all). Ao-jAs.
.1 ’bM„|Je, Iqmiie, Citrone, t. p. OyJ limun, gr. laipöviov, 7,sp.6vr,;
mit Ausfall inlautender Liquida, wie häufig z. B. vie: vinca.
Mapca, meiden, Grund, Ursache, t. a. äjU madde, matiere, sujet.
wazi.i, mazil, entlassen, abgesetzt, vgl. Kog. 230 „dienstlose Ab
kömmlinge der Bojaren“, Sulz er III, 131, t. a. Jj«» ma’zÜ,
Heil d' öloignement, retraite, ngr. pavt,'iko<;, depose, pav^tlia subst.
Maztpe, mazere, Erbse, t. p. mas, eine Hülsenfrucht, Wicken,
skr. mdsa a sort of kidney-bean.
Mainau, maidan, Platz, freier Platz, t. p. meid an id.
MaiMapnama, maimarbasa, Baumeister, meimqrie, Bauamt, t.
miimarbasi, Intendant gendral des bdtiments, ngr. pai-
pdprji;, architecte.
Main,iea.i^K, manjenlik, Hebel, t. a. menjeniq, vulg.
manjaliq, machine de ejuerre destinde a Innrer der pierres.
viapau>eT, marafet, Kunstgriff, Taschenspielerei, t. a. mah’ifet,
connaissance, Science.
uaea.ia, masala, Fackel, t. aILI*,, a. J aLA*, mesiale lampe,
masalajiü, Fackelträger.
MacKapayiv, Macxa.iai.iiY, maskalajiu, Pfeifer, maskaralik, Spott,
Streich, meskeric, Possenreisser, t. boiiffon, farceur.
masyaralik, bonffoncrie, plaisanterie. Maske, maska,
maskare, Maske, Vermummung, it. maschera (dessen Ableitung
man bei Diez WB. I, 269 sehe) berührt sich nur äusserlich mit
vorliegendem Worte a. p. t. Ajs£-~* rad. irrisit, scurra. Im
Romanischen stehen chen beide Worte, das abendländische, das
Mummerei bedeutet, und das morgenländische, das einen Narren,
Possenreisser ausdrückt, neben einander. Das albanesische mas
kare, Possenreisser, stammt aber eben darum wohl aus dem Tür
kischen und nicht aus dem Italienischen, wie Diez anzunehmen
geneigt ist: ngr. paoy.apäg, boiiffon, [j.cf.ay.apa\frM, fanfreluches-
MaTO<i>i, matofi, vergehen, welken, matofirc subst., t. a. OL mnte.il
est morf, rnmän. p, pro, sein, werden.
Die griechischen und türkischen Bestandteile im Rumänischen. 599
maxajia, mahala, Stadtviertel, Vorstadt, t. a. malialc id.; ma-
halajiü, Vorstadtbewohner, ngr. puyaläg rue, pcc^ahcoTrjg voisiti.
MaxMv^ea, machmudea, Mahmude, türkische Münze, t. maK-
mudi, monnaie d'urgent qui raut ln moitie d’un abasi ^.otp.
Mai,ihm, maßum, Latwerge, t. a. OjsS* ma’jun, electuaire, opiat,
loikmajiun, Aphrodisiacum.
weze, mezelik, Vortisch, Delicatessen, t. p. iß meze, fruits secsfle
gouter des musulmansj, ngr. psCeg, Vortisch.
MCKTvri, mektup, Brief, t. a. mektub id.
jiizi.i, mizil, Postkarte, Post, t. a. menzil, auberge, Station,
poste, ngr. [le&h, estaffette.
MiimivHea, miksunea, Veilchen, miksuniu, violett. Ist das Wort con-
trahirt aus miniksune, wie lare: lavare, alune: avellana u. a.?
Dann stellte es sich zu t. menefse nehen p. <Ca1> benefse,
Veilchen, kurd. benefsa; mgr. pavsfcc, alb. [j.ivsy.äs.
viiHgip, mindir, Matratze, t. minder id., mindirijiü, Matratzen-
machcr.
M0cau»ip, mosußr, Gast, mosafirlik, Besuch, t. a. iL* musafir, Bei
sender, Gast, ngr. iJ.ovGa.flpr,g, etranger.
MOm.ixc, moflus, niofluz, mufluz, bankerott, t. a. muflis, vulg.
mufhis, pauvre; qui a fait banqueroute, mufluzenie, mufluzlik,
Falliment, mufluzire, falliren.
vivnana, Pappendeckel, vom t. aL li« muqabele, portefeuille (?).
Mvua.iiT, spasshaft, scherzhaft, mukalitlik subst., Schwank, corrum-
pirt aus maqalet, discours.
m vpgap, schmutzig,unrein,murdaliksbst., t. p-J\ßmurdarid., vgl. lat.
merda, ngr. povpddprig, sale, povpäapitx,salete, povpdapeOw, salir.
Mv^rayiv, muftajiü, Geizige, t. a. mulituj, qui a besohl de
quelque chose, qui exige.
Mvxaiap, muliaiar, unbestimmt, t. a. muyjijcr, indifferent.
Mvui^ea, musdea, muzdea, Nachricht, Neuigkeit, t. |i. iiß muzde
nouvelle bonne, agreable.
MjtiMYHi, meimune mgimunee, moiine, mrom. meimunu, Affe, t. L>ß*
meimun, alb. ebenso, magy. majoni, ngr. pcdpoO, alb. pbtipobv,
it. mumme ne (Diez WB. 11, 43).
000 Dr. E. Robert Roesler
M'f>nap, mekar, wenn nun, wenn auch, wenigstens, gr. paxdpi, plut
u Dien, all), makar, serb. mahar, venet. macari, magari (uti-
nam), cliurw. magari; schwerlich vom gr. gay.dpto;, glücklich
(nach Diez WB. II, 41), sondern vom meger, si cenest.
Aus dem Türkischen, wohin das persische Wort Eingang fand,
nahm das Wort den Weg zu den westlichen Völkern. Auch
altsp. maguar, magaer, wenn auch.
iVaz, Ziererei, Umschweife, t. p. j li naz.facons, simagree, minasiderie.
nazap, nazar, Gunst, Gewogenheit, t. a. Jbj nezer id.
Hai?, naiu, Papagenopfeife, t. p. ^$0 naj, roseau, flute, particuliere-
ment celle des derviches mevlevites.
iiaxy naclul, haar, Baarschaft, t. jJö iiaqd id.
nicuma, nisfea, türkische Goldmünze, nisfie, demi-sequin.
mpi, nuri, Reize, nuricc id. t. a. jy nur,hindere, clartd,fleur,nurliü,
reizend, t. jy nurlu, lumineux, resplendissant, ngr, vobpt, mine.
irn.inaii, nelban, Hufschmid, t. a. J.äj neil, fer ä cheval, ne\l-
bend, marechal ferrard, ngr. vralKdvng.
unpaHnn, neranje, neramze, Pomeranze, ven. naranza, sp. naranja,
ngr. vepdvzfy, mit Wechsel des Anlauts pg. baranja, mit Abfall
fr. orange, aus p. i? 0 narbig id.; vgl. Diez WB. I, 28.
0,1, au au, odagac, Alose, Alse (Giftkraut), t. Ojl ot, Gift, agac,
Baum, ngr. oü<3ayar£t, bois d'aloes.
o,i,ae, odae, Zimmer, odeice dem., t. Ijjl, id., odajiü, odeias,
Gerichtsdiener, t.^i I iJijl odabasi, capitaine de troupes;
odaliske, Favoritin, t. j) iOjl odaliq, daraus das fr. Oda-
lisque; arzodasi, Audienzzimmer, von \arz, Vortrag, Audienz,
oaa, oka, Gewicht von 2</ 4 Pfund, t, Wjl oqa, ocque, poids usite en
Turquie, contenant 400 drachmes.
uaaii, olak, Eilpost, t. olaq, courrier.
opTan, ortak, Geselle, Bruder, t. ortaq associe.
opea, ojea, hojea, türkischer Priester, t. p. yoja, savant
docteur, pricepteur.
oi.iear, ojeag, Ofenhesen, t. »Jaq, foyer, cheminee.
Ilazap, pazar, inrom. pezare, t. jljL pazar, alh. naiidp, Markt.
Die griechischen mul tiiikischen ßestandtheile im Romanischen.
DO i
liaii;, paik, Läuter, Page, t. p. jL peile, messager u pied,valet de pied.
x\SL\idLfl\v,papadie, Löwenzahn, t. aoIL camomille.
•• v v
nanvK , pap ule , Pantoffel, t. p. l papus, papaj.
napa, para, Münze, Gehl, t. p. ij\> para id., paraliu, reich; pa-
ralik, Menge Para.
napiuaK, parmak, Pfahl, t. parmaq, grillage, rayon d’une roue
parmaklik, Geländer, J^Äoy parmaqliq, barreau, balu-
strade, ngr. nappdy.i, pieu.
riacxpaMapi?, pastramajiu, Pökelfleischhändler, t. pasturma,
Pökelfleisch, von Ktxarög, gesalzen, aaarwvw, sale condio.
uamaji^H, pasalik, t. jAHili dignite de pascha.
nepnazi, pervaz, Rahmen, Gesims, t. p. j\^y cor nicke, chdssis.
nc[i,|a<i', perdäf, das Anspritzen, t. p. i_*ty pertaf, für
pertab, portee, eclat, saut, bond.
nep^ea, perdea, Vorhang, t. p. ä ly perde id., ngr. pitepdig.
neuntem, pesltes, Geschenk, t. p. piskes, vulg. peskes id.
tiemuip,peskir,Handtuch, t.p. ySdJj pisgir, vulg. pesgir, Serviette,
nex.tinan, pechliban, irn.iir.au, peliban, Seiltänzer, Gaukler, t. p.
ö l>pehluvan, athlete, lutteur, pechlibgnie, Gauklerei, ngr.
nsyXißdvrig, joueur des gobelets.
iiccmct, pesmet, Zwieback, t. peksimet id., ngr. na&pdrh.
iiijia<Mjiy, Pilawkoch, t. p. pilav, ein Hauptgericht im Orient.
Pauiy, rakiu, mrom. rekle, Branntwein, rakier, Branntweinhändler,
t. a. raqi und ’araq id., ngr. pav'n; paytmoOXv;, celui
qui veiul l'euu de tne, alb. pari.
pa<i>TT., rafte, Antheil, 1. a. J-ij refd, action de donner; secours.
paxaT, rahat, Ruhe, Gemächlichkeit, t. a. id., rahatlokum
eine süsse Gallerte, t. pksi.1 rnliat ul-Kulqum, vulg.
rahatluqum, nom d une päte tres-reclierchee en Turquie.
pvuiea, rubica, eine Münze, t. p. rupie id.
Cai;a, saka, Wasserwagen, sakajiu, Wasserträger, sakajoaike fern.,
t. a. Iju. saqqa, porteur d’eau.
ca.ui^M, salkim, Akazie, t. salqirn gruppe, wohl wegen der
Ähnlichkeit der Traubenform der Blüthe.
Oüü Dr. E. Robert Roes lei'
ca.uaniv, samanid, lichtgelb, t. saman, Stroh, $<unani,
strohfarben.
ca.wcap, snmsar, Mäkler, Unterhändler, it. sensale, fr. censal. Das
romänisclie Wort stammt vom ar. simsar, welches auch
das Türkische kennt. Für das it. fr. pg. zieht Diez die Herlei
tung aus lat. censualis, Einnehmer vor.
canivp, samur, Zobel, Zobelfell, t. j, jsammur, martre par-
ticulierement zibelline.
caiiuaiiap, sanjakar, Fahnenträger, t. jl-XsUi"" sanjaqtar id.,
sanjaq, Fahne, Banner.
ca*i*Tca, safiea, erster Verkauf, erstes Geschäft, t. aIa-i, La-j safte,
siftaJi, aus arabischem istiftali, prämiere ventc dans la
journee, premiere recette dun marchand.
caxaH, sah an, Schüssel, t. a. sahn vulg. saKan, plats de cuime
acec leurs couvercles de meine metal, dans lesquels on sert les
mets, ngr. aoe/ßvi.
eejs,i,a, sevda, Vorliebe, Lust, sevdäliü, Freund, t. a. sec da
passion, desir, cupidite.
ceiz, seiz, Stallknecht, t. a. suis, vulg. seis, palefrenier.
ci^cm, sidef, Perlmutter, t. a. jJo sedef id.
ci.iaMOT, silamet, Sicherheit, t. a. selamet id.
ciruii.iiv, simijiu, Brezelbäcker, t. p. J-c" simid, pain blaue.
einer, sinet,Document, t. a. sened, actenotarid,piece authentique.
cini.ian, sinjap, Pelzwerk, t. p. sinjab, petit-gris, ccureil de
couleur grise, et fourrure de petit-gris.
ene.rB, stiele, Hafen, Stapelplatz, t. aIO, ist;eie, jetee en pierres ou
en planelies sur pilotis, pour faciliter l'abord des butiments,
port; vom ital. scala.
coapn'b, soarbe, ciurbe, Suppe ,t. Ajjy>-, l>j, Ajjji corba, sorbaid.
coii'B, sobe, Ofen, im Banat auch Zimmer, t. Aj^ soba, Ofen.
eo*i>pa, sofra, mrom. sufra, Tisch, sofrajerie, Speisesaal, sofrajiu,
Tafeldiener, t. a. vulg. sofra, lapis etendu pur terre pour
y mettre les plats, alb. snfre; ngr. päg, table ä mang er.
cv.iiuau, suliman, snlimeneale, Schminke, t. p. sulmen id., ngr.
aouMpccg, sulimeni, vb. schminken.
Die griechischen und türkischen Bestandteile im Komänischen. 603
cvprivH, surgiun, Exil, abgel. surgiunie, sargiunire id., surgiuni vb.
verbannen, t. surgun adj. verbannt,
surgun etmelc vb. surgunlik j Verbannung.
evpvi.üY, surujiü, surujias, Postillon, surufieste adv., t. a. sur
trompette.
cvcaH, susan, Anis, t. susam sdsame.
ctaxe, seate, mrom. Stunde, t. a. saJiat, alb. sahat.
eip^ap, serdar (Serdar), Hofmarschall, t. p. jb^ serdar, Anfüh
rer, Generalissimus, serderease, Frau des Hofmarschalls, Her
der ic, Hofmarschallswürde.
TanaH, tavan, Plafond, t. üljb id., ngr. raßävi; teveni, die Decke
verschalen, tevenire subst.
xazex, tazeu, mrom., neu, t. p. ajU taze id.
TaiH, tain, Ration, t. a. ta’iin designation; somme d'argent
ou de provisions journalibres que la Porte etait dans l’usage
d’assigner aux ambassadeurs ou untres etrangers de dis-
tinction, pendant leur sejour ä Constantinople, ngr. raiin,
zui.vi, portion de vivres, raiOn, nourrir.
Taiwfoi, tukim, Geriithe, Geschirre, t. taqim id., ngr. raPipi,
alb. r«xspi, Hausratb, Anzug, Sattelzeug,
xa.iaz, talaz, Welle, t. talas id.
'rajiicMaH, talisman, Zauberbild, Talisman, t. a. tilisem id., in
die europäischen Sprachen übergegangen,
xa.ixiiu, talliis, Vortrag (des Grossvezirs an den Sultan), t. a.
telyis ; talhisji, Referendarius, t. telyisji.
Ta.i^M, talim, Ceremonie, Ziererei, vgl. t. a. talij Constellation,
Horoskop (?).
'raMaH, taman, genau, gerade, ganz, t. a. j>lir temam, ganz, fertig,
xanax, tapacli, Unruhe, t. p. Alb' tepak, inquidtude, ennui-
xapanana, tarapana, Münzhaus, t. a. p. sarbyane id.
xapa <t>,taraf\ Partei, Abtheilung, t. a.<-»Jetaraf cdtdd'une chose,partie.
xenHe<i>ec, teknefes, Engbrüstigkeit, t. p. tengnefes id.
xejiaji, telal, Ausrufer, Marktschreier, t. a. J'i-* dellal, vulg.
telal, crieur des marchundises, marchand colporteur.
’rewirs^^tenzuf,Riechkügelchen,t. p. temny, pastilles du serail.
Sit/.b. d. phil.-liist. CI. L. Bd. IV. Hfl. 3U
604
Dr. E. Robert R o e s 1 e r
■repiaii, teriuk, tiriak, Theriak, Gegengift, tirukiü, betäubt ; übel-
gelaunt, t. a. Jjby tiriaq, contre-poison, untidote, panacee,
t. j tiriaqi, Opiumesser, ngr. S-npicMrj.
TecJiiM, teslim, Übergabe, Einhändigung, teslima, übergeben, über
liefern, teslimare subst., t. a. action de lim er, de re-
meftre quelque chose ä quelqu’un.
’i’iz, Hz, gleichnamig I. 3 duz, uni, egal.
TniiKea, tiniken, Weissblecb, t. Ali teneke id-, ngr. rsverdg: Abi. ti-
nikeluce dem.,tinikerie, Blechhandlung, tinikcriü, Blechschmied.
Tirrri.i, tiptil, Incognito, t. a. J.«j tebdil id., tebdilen adv.
■ripizie, tirizie, Wage, t. p. jj,\J terazu id.
Tic'riMeJi, tistimel, Kopftuch, Kopfbinde, tistimelar, tistimelgiü, Kopf
tuchfabrikant, mrom. destemel, alb. os.aTsp.ekl, Handtuch, t. p.
JUwj destmal, serviette, essuie-main, mouchoir, p.
dest, Hand, öjJU mäliden, reiben.
Ton, top, Ries, Grosse, t. top tout ce qui est de form ronde,
ballen, balle.
TV.int, tulbe, Köcher, v. t. p. J_j J dul id., alb. dvkbi
TY.miBT», tulumbe, Pumpe, Spritze, t. p. tulumba id., ngr. rou-
loi>p.KU.
TYTea, lutea, Zinkoxyd, t. Uly tutia, zinc, spode, o.vyde de zinc.
tytyh, tutun, Tabak, tutunari, Tabaksarten, tutunerit, Tabaks
steuer, tutunjiü, Tabakhändler, tutunjerie, Tabakladen,
t. pj>y Cs‘3^ tutun, tutun, Tabak, tutunji, marcliandde
tabac, ngr. ravroOvi, magy. dohdny.
TY4>eKyiv, tufekciü, Büchsenmacher, tufeke mrom., Büchse, t. p.
tufeng, vulg. tufek, ngr. rou<piy.i, tufengji, armurier.
TecTea, testen, Bund, Bündel, testen de hirtie, Buch Papier, t. p.
iCaO deste paquet, faisceau ; main (de pnpier).
Spxrxz, urmuz, falsche Perle, v. j^, liormuz, Ormus, Name
der Stadt, von woher Perlen in den Handel kamen.
vpcxz, nrsuz, barsch, unfreundlich, vgl. t. urselemek, mal
trätier, tourmenter, tracasser.
vcKa. uskci, trocknen, mrom. usknre, Abtrocknung, uskat, trocken, v. t. p.
yusk, trocken, oder vom lat. siccus durch Umstellung.
Die griechischen und türkischen ßestandtheile im Romanischen. 605
YCMeT i usmet, Geschäftigkeit, t. a. chidmet, vulg. hizmet,
Service, Commission, yidmetji, serviteur, officieux.
«iJa.iaHri, falange, felange, Strafstock, t. a. jls felaq, sorte de pilori
o'u l'on place les condamnes.
•i>ap<napa, farfara, fanfaron, Prahler, Aufschneider, t. p. ijsy fnr-
fara, bavard, p. j id., die Grundbedeutung des persischen
Wortes ist: schnell, rasch. So bedeutet auch das pers. suhst.
ferfer: Schnelligkeit, und Kreisel, und das arabische fer-
feret, schnelle Bewegung. Wir sehen darin den Stamm des in
den romanischen Sprachen erscheinenden Wortes: altspan, fanfa,
Prahlerei, it. fanfaro, sp. fanfarron, fr. fanfaron, welche Diez
(WB. I, 173) für Naturausdriicke zu halten geneigt ist.
■aaptYpie, farfurie, Porzellan, Schale, Teller aus solchem; poln.
farfury, t. feyfur cinisi, chinesisches Porzellan.
<i>i.i, fl, mrom., Elephant, fildes, drom. Elfenbein, t. a. J~9 Elephant,
J.,5 fildis, Elfenbein.
ud.iiyeair, filijean, Schale, t. p. O /lnJan, vulg. filjan id.
«nipnipiir, firfiriü, leicht, yirfiriu, schwächlich, suhst. Leichtfuss,
t. a. ferferet, Leichtsinn.
•nicTiK, fistik, Pistazie , fistikiü, grün, hlassgriin, t. a. fistiq,
pistaclie, fistiqi, vert, ngr. mardy.i.
<i>i'ri.i, fitil, mrom., fitile, Docht, Zunder, t. a. Jdi fetil, vulg. fitil,
meche d’une chandelle, ngr. (poinh, früh, <piTvh.
'i>imeK, fisch, Patrone, a da un fisek, eine Bakete werfen, t.
fisch, cartouche, ji-s fisek atmaq,- jeter des fusees.
>i‘pamje.n, franjelg, Weisshrod, t. franjelaid. franzelar, Bäcker.
«DvgY.i, fudnl, stolz, fudulie, fudulire, Hochmuth, Stolz, t.
fudul, a. fuzul id.
‘DYpTYH'Jb, für tune, Sturm, Ungewitter, t. AiJ&y* furtuna id., aus dem
it. fortuna, ngr. tpouprouva.
Xanap, habar, Kunde, Sorge, t. p. j^>- /eher id., serb. anep.
xaBaflim, havadis, Neuigkeit, t. a. liavudiS, evhie-
ments, bulletin.
xaßaH, havan, mrom. Mörser, t. a. OjU, havan, heven,
havun id., alb. chavan, serb. änaii.
39*
606
Dr. E. Robert Roesler
xauaeT, havaet, avaet, Steuer, Zins, t. a. Ravalet, Commission
donne'e ä quelqu’un d’exiger le payement d’une dette (?).
xanpi), liavre, Synagoge, t. ajjlo- yavra kl.
xaBXz, havuz, Teich, t. a. Ravz, vulg. Ravuz, bassin
d'eau, rdservoir.
xaT,hai,komme, t. a. Kaie venez ici, hai id. Auch demdef’ect
aide, aideci, gehen wir, brechen wir auf (gr. dsvpo, osiitz),
serb. djde, djdate, entspricht ein t. 4J.-U haide, allez-vous-en,
en avant, avance; jHa±>\&haidelemek, chasser, faireavancer;
vgl. Diez WB. I, 26.
xaiMaHa, haimana, Müssiggänger, ar. .«>.*> action de roder, de courir
qci et Id commo un fou, pris d’amour. amore mutieris
captus fuit; vagatus, palatus fuit, prw amore aliave causa,
furibundi instar. Freitag IV, 426.
xaiH, hain, abtrünnig, eigensinnig, t. a. yain, perfide, traitre.
xarnjep, hanjer, Dolch, t. a. p. yanjer id., ngr. y_anTtld.pi,
alb. yavoädp, coutelas, deutsch Handschar.
xaH, han, Gasthaus, hanjiü, Gastwirth, t. p. /an caravan sdrail,
yanji hötelier.
xän, hap, Pille, t. a. &,=>- Rubbe id., ngr. ydm.
xarica,, Rapse, Kerker, mrom., t. a. Habs id., ngr. ydrjji, serb. anc.
xapaM,haram, interj. es geheschlecht! t. a. non-rdussitequifait
quon perd tout espoir d’atteindre le bat, serb. aparn, male vor tat.
xapau, harac, Auflage, Steuer, liarace, mrom. jährlicher Tribut’
t. a. id., ngr. y_a.pd.Ttli.
xapiivz, harbuz, Wassermelone, t. jyy, jqarpuz, yerbuz,
nicht aus griech. xapnos, Frucht, abzuleiten, wie häufig ge
schieht. Es entspricht lat. cucurbita, woraus ahd. churbiz,
nhd. Kürbis wurde. Vgl. Vullers Lex. pers. lat. I, 668,
Grimm, D. Gr. III, 562.
xapeM, harem, Weiberzimmer, Frauenwohnung, t. a. Rarem, id.;
haram basa Bobb, Erzdieb, t. a. ^1^=- Rarami, voleur, brigand,
Haupt, serb. apaMnama, Räuberhauptmann,
xapeu, liarec, arec, zuerkannt, t. a. ^y\.=>- quisort; dtranger,
insolite. Die Vermittlung der beiden Bedeutungen ist schwierig.
Die griechischen und türkischen ßestandtheile in» Romanischen.
607
xaean, hasak, Fleischer, mrom., t. a. Las qassab bouclier, all».
xaadn, ngr. yaodnrig.
xacHa, hasna, Schatz, mrom. hezne, t. p. Al>j>- yezine, ngr. yaCvig.
xaivpp, hatir, Gunst, t. a. Jo\>- yatir, esprit, coeur, disposition
d’esprit.
xaijiv, hajiü, ajiu, Wallfahrer, t. a. haß pdlerin de la Mecque
ou Jerusalem, ngr. yartf;?; xayie, Wallfahrt, t. a. id.
xeprejiie, hergelie, ergelie, Stuterei, ergelegiü, Stutereiinhaber, t. p.
a1^>- y ergele, haras.
xiuT, liier, nein, gar nicht, t. p. hie id.
xvzMeniap, huzmekjar, mrom. Diener, t. p. jlCL yidmetkar vulg.
yizmetkiar id., t. p. a. dL*» J.&. yidmet, Dienst, alb. yvapsxjdp.
xvzxp, huzur, Bequemlichkeit, t. a. hazur, vie agrdable.
x’B.in'b.ivn'B, he/keluce, Ringelchen; dem. v. t. a. aäIp- Helge, anneau,
serb. a-cna, Ring, Fessel.
ueaiv, eeaiu, Tbee, ceaiu pomisor, Theestrauch, ceainik, Thee-
kanne, t. p. cai id., cai agagi, arbrisseau
du thd.
ueaKinipi, ceaksiri, (rotbe) Beinkleider, t. jß,»\o- caksir, culottes,
calegon.
Meanait, ceanak, Schüssel, Napf, t. JjU>- canaq id., alb. räccvax.
•man, ceap, Kniff, List, t. a. ±j\e-jab, action de tirer des profits- *
ucap^aK, ceardak, Zelt, t. jlUjW-, cardaq, pavillon.
•ceapHea«t>, ceareeaf, Tuch, Leintuch, alb. raapzadipi ich, t. j-iW-
radir seb, contrahirt carseb, vulg. oüjU- carsef,
carsaf, linceid, Men. II, 1542.
’icaviu, ceaas, Korporal, Rottenmeister, t. raus huissier, ap-
pariteur, sergent d’infanterie.
'lepejiim, cerevis, cirivis, Talg, Fett, t. j>- ciris, colle.
Mcpoenea, cercevea, Rahmen, Einfassung, t. cerceve, Holz
rahmen.
ui Brr, civil, Indigo, t. -Xjj>~ civid id.
uiKMiijcea, eikmijea, Geldcasse, Lade, t. p. cekmeje id.
Mi.iinix, cilibiü, adelig, zart, niedlich, t. c-l=- eelebi, poli, bien elevd,
dlegant, ji-Lio. celebilik, civilitd., politesse.
C08
Dr. E. Robert R o e sl e r
ui.iin, cilik, Stahl, cilikuri, Stahlperlen, t. cilik, acier, ngr.
r tsliy.i.
«mimap, cimsar, uiiwmip, cimsir, sincre, Buchsbaum,^ cimsir id.
uiure.i. cingel, Haken, t. p. cengel, croc, crochet, un supplice
pratique en Barbarie.
uion, ciob, Scherbe, cioparte, Bruchstück, t. p. cub, bois, mor-
ceau de bois sec ou vert, fehl.
'iionan, cioban, Hirt, Schäfer, t. p. ob$=»- cuban ich, ciobanke fern.
ciobenesk adj., hirtenmässig, ciobeneste adv., alb. zoobciv.
uioninTi, ciovike, ciovine, Fischadler, t. p. copine, pivert,
aigle.
yioKan, ciokan, mrom. cok, Hammer, t. cekian, -
cogien, bdton, baguette, ciokeni, hämmern, ciokeniloare, Grün
specht (vom Klopfen), bulg. cjukan, malleus, alb. rtsxäv
magy. csdkdny, vgl. Miklos. 52.
nioniHt, ciohine, Sattelknopt, vgl. ciqin, huvresac-
uioiioiv, ciokoiü, Diener, ciokoaike, Dienerinn, ciolcoiesk, knechtisch,
ciokoism subst., cohadar, Lakaie, t. coqadar laquais
valet, t. p. j>-agenouillemcntpoiirtemoignerungrandrespect.
uion^p.iaH, nioKip-iie, Lerche, t. p. l£=- cekia,alouette,J^h^ciqliq,
mesangc. Siehe oben S. 579.
■lio.iau, ciolak, lahm, steif, t. iolaq,manchot, ladre, mesquin,
mutile, all), r'aoldy..
uioiviau, ciomac, Stock, Knüttel, ciomegas, Schläger, Streiter, t. p.
comaq, massuede boisoude fer, ciomejjire suhst.
uiopau, ciorap, Strumpf, ciorepar, Strumpfwirker, cioreperie,
Strumpfwaaren, t. p. i_nj\j>- comb, bas tricotes.
'liopnayiy, ciorbajiü, Meister, Herr, t. corbaji, comman-
dant d'un regiment dam le corps des janissaires.
uipan, cirak, Geselle, t. ciraq lucerna, metaph. cliens,
creatura Men. cirakladisi, aufziehen, ausbilden.
uipea/yB, cireade, Heerde, Hornviehheerde, ciurdgid., t. a. ce
rende quipait, animal quipait snr un pre; cirezar, Viehhändler.
Die griechischen und türkischen ßestnndtheile im Romanischen. (509
uiciuap, cismar, Schuster, cismerease, Schusterin, cismeri, schustern,
cismerire subst., cismerie, Schuhladen, t. jy>- cizme, botte,
raagy. csizmn, cizmeji, bottier.
uiTYpt, citure, Eimer, t. cuture, rase de bois portatif dont
on se sert pour le rin ou l’ean de vie eil voyage, magy. csutora.
uivBYK, ciubuk, Tabakspfeife, cmbukene, Tabakspfeifenfabrik, ciu-
bukciü, Pfeifendrechsler, t. Jjj-^ tuyau de pipe, pipe.
uiY^aT, ciudat, sonderlich, sonderbar, eigentümlich, t. p. 1 ja-Juda
adj., separe, isole, ciudecie, Sonderlichkeit, Eigenthümlichkeit.
uiYpeKi, ciureki, subst. pl., Kuchen, t. corek id.
•liiuHea, cismea, Quelle, Brunnen, t. p. cesme id., cismijiü,
Brunnenmacher.
'limiT, eint, Auswahl, Vorrath, Waarenlager, t. p. a_k~2s>- ceside qui
a ete goute.
Ilia.inapi, kalvari, weite Hosen, t. kelvar, cnlegons, pantalons
tres-larges; kalvarajiü, Tuchhändler.
mapT, sert, Ordnung, Vorkehrung, t. a. h>^ sart, condition, Con
vention, accord, alb. öäpr.
luarp'b, satre, seatre, Bude, Zelt, t. p. cadir, sanskr. cliatra
nmbraculum, ngr. tgocvtipi, magy. sdtor, sächs. Schatter. Ist
nicht nach Diez Gr. I, 92 von einem gr. itiidpa ahzuleiten,
sondern aus dem arischen Sprachkreise durch das Türkische und
Magyarische eingeführt. Marele setraru, inspecteur des tentes
de Varmee Kog. 230; setraru id., setrerie, Amt eines Setrar.
niepucr, serbet, Sorbet, kerbejiu, Sorhetmischer, serbeßrie, Sorbet
schenke, t. a. serbet, sc'jdj sorbetji, fabricant ou mar-
chand de sorbets, vom arabischen korb, Ti'ank. Vgl. Diez
WB. I, 387.
mipcT, siret, schlau, durchtrieben, t. a. kirret subst., mal,
mechancete; kiretlik, Betrug.
mipex, siret, Band, kiretenie, Faden, t. sirit,
ruban, kiritji, passementier, kiridlu garni de
rubans.
m
610
J)r. E. Robert H o e s l e r
iu'bp'bMri'BY, serempeu, Wassergraben, t. sarampo, Palissade,
magy. soromp, sorompö, Schranke, Schlagbaum.
yeaiH, Jeam, Fensterscheibe, Glasfenster, jeamlik, Fenster pl.,
t. a. p. l=>- Jam, verre,vitre, ngr. r£äp.t, alb. röap.
peaMa.m, Journale, Ungeheuer, Riese, t. p. Jyl JJemali levk,
nom d'un fameux brigand (?).
ijeaMaHTaH, jeamantan, Felleisen, t. a. Juman, ceinture de
cuir enrichie de pierreries; Jeante, Reisetasche, t. a. aIJVc>_
i'anta, besace, petit sec de voyage-
yeaMBaiu, Jeambas, Pferdehändler, Jeambesie, Pferdebandei, t.. p.
jldle» Jambaz, marchand de chevaux.
yeanue, Jeamie, Moschee, t. a. Jami’ gründe mosqude.
i.ieaivinapa, jeampara, Trommel, t. p. ä^LHo-, cal-
pare, carpare, custagnettes, calanji, mu sieten,
calgu, Instrument de musique.
yenxaHea, Jeplianea, Pulverwagen, t. p. Ailo- Jebe /nne, arse
nul militaire, convoi de munitions-
i.iixnea, Jiubea, Oberkleid, Mantel, Jiubeliu, Tschubaträger, t. a.
jubbet, pelisse courte ou märe vetement sans manches oh it
manches courtes que l'on porte sous In gründe pelisse ou sous
le manteau, it. giubhn, fr. jupe, jupon, sp.jupon, Jacke,
Wamms. Vgl. Diez WR. I, 216.
ijhrBaep, Jiuvaer, Juwel, giuvaerika, Geschmeide, Schmuck, Jin-
vaerjiü, Juwelier, JiuvaetJie, Juwelenhandlung, t. a. ^ !>=r
Jevahir, bijou, joyau, jecahir/i. bijoutim’.
i.iiy.ii,uv, jiuljiu, Leichentuch, feine Leinwand, t. cid, haillons
vetement use', julay_, espece d etojfe grossiere de laine ä
Vusage des pauvres et des meines.
iRymbyui, jiumbus, Unterhaltung, Scbmauss, Jiumbusliü, lustig,
t. Jambus, divertissement, train.
Die griechischen und türkischen ßestandtheile im Romanischen. 611
Quellen und
A, ar.: arabisch,
agr.: altgriechisch,
alb.: albanesisch.
Archivs romanesca de M. Cogalni-
ceanu, Jassi 1860.
Barcianu Sabb. P., Grammatik der
romanischen Sprache, 1858.
ßerggren Gnide franpais-arabe vul-
garie. Upsale 1844.
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Bobb: Dictionariu romanesc, latinesc
si ungnresc. In Clus. 1822—1825.
2 Bde.
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macedowalachische Sprachlehre,
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bulg.: bulgarisch,
cech.: cechisch.
Cipariu de latinitate linguae valachi-
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dem.: deminutivum.
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Sprachen, 2. Aufl., Bonn 1856 bis
1860.
Diez, Wb.: F. Diez, Etymologisches
Wörterbuch der roman. Sprachen,
2. Aufl., Bonn 1861—1862.
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ptores mediae et infimae Graecitatis,
Fol., 2 Bde.
f.: femininum.
Freytagii G. W.: Lexicon arabico-
latinum. 4 tom. Hallis 1830.
Hahn: Hahn, Albanesische Studien,
Wien 1853.
Kog.: Michel de Kogalnitchan,Histoirc
de la Dacic, des Valaques Trans
danubiens et de la Valachie, Berlin
1854.
Kopitar, kleinere Schriften, herausge
geben von Fr. Miklosich, Wien, I,
1857.
Leake: Marlin-Leake, Researches in
Greeee, London 1814, 4°.
Lex. Bud.: Lexicon valachico-lalino-
hungarico - germanicum , Budae
1825 (herausg. von Peter Maior).
magy.: magyarisch.
P. Major: IcTopia nen'rpx .jnueuSTS.i
Pom.jni.iop .jn Aaitia, Ofen 1812.
m.: masculinum.
Men.: Meninski Lexicon Arabico-Per-
sico-Turcicum. Viennae 1750.
mgr.: mittelgriechisch.
mlat.: mittellaleiniscb.
612 Dr.E. R.H...I eis Die griech. u.
mrom. maeedoromänisch.
n.: neutrum.
ngr.: neugriechisch.
p.: persisch.
pg.: portugiesisch.
Po!.: Ilo.mjj F, BoKans.iap poni.fno-
repman, Bpamon 1857.
prov.: provenfalisch.
Pumn.: Pumnul Arune, Lepturariu
rumincsc, 4 tom., Vieanna i864.
Roediger, E. und A.F.Pott, Kurdische
Studien in der Zeitschrift für Kunde
des Morgenlandes, III, 63; IV, 1,
280; V, 57; VII, 91.
russ.: russisch.
Schull.: Schüller J. K., Entwicklung
der wichtigsten Grundsätze für
die Erforschung der romanischen
türk. Bestandteile im Romanischen.
Sprache, im Archive des Vereins
für siebenbürg. Landeskunde, I,
1, 67—109.
serb.: serbisch,
sp.: spanisch.
Sulzer, F. J.: Geschichte des trans
alpinischen Daciens. 3Bde.,Wien
1782.
t.: türkisch,
ven.: venezianisch.
Vent.: Bevrowj; r stbp-yios, As^ixov
t7paixtx^j, 7aXXuöj? ts xai
7Xwjcty)?, 3 Bde. 8. Ev
Beveu'a.
Vuk Stcfanovic, Wörterbuch der ser
bischen Sprache, Wien 1818.
Vull.: Vullers,Lexicon persico-latinum
2 tom., Bonn 1855-1862.
Kvicala, Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles. 613
SITZUNG VOM 19. JULI 1863.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
Von Johann Kvicala,
a. o. Professor der classischeo Philologie an der Prager Universität.
DRITTE ABTHEILUNG.
Ant. V. 580 ff.
6'poiov axjrs novziaig dXög
oidpx ouijKvöoig Szctv
QpytjaytjLv s'psßog vtpalov smdpdpri nvvcüg,
y.uXtvdst ßuoaöSsv y.eXcaväv
.3tva y.al duaavspov,
arov'n ßpipoutv. d' dvztTiXri^Eg dy.zai.
So lautet die Überlieferung des Laurentianus, die im ersten
Vers auf verschiedene Weise geändert worden ist. Zu den von Ande
ren gemachten Versuchen könnte noch die folgende Vermulhung
hinzugefügt werden, die von der Überlieferung des Laurentianus nur
durch Auslassung des einzigen Schriftzeichens o in cüig sich unter
scheidet: Spoiov ügze novziäg (zu lesen: nouzjdg; vergl. den Anhang
zum 2. Hefte meiner sojili. Beiträge) dXg, dopet, y.z'A. „ähnlich wie das
Meer (7rovrta? aAg eine Umschreibung für 7rövzog, wie novzidg älpx bei
Pind. Nem. 4, 30, nsXa^tx dlg bei Aescb. Pers. 402), wenn der
Wogenschwall in Folge stürmischer thrakischer Winde in das unter
seeische Dunkel stürzt, aus der Tiefe schwarzen Sand emporwälzt“.
Laur. hat allerdings novz'ixig, aber „i ante a a m. antiqua illato“
(Dind.), so dass also auch novziag durch Laur. bestätigt ist;
novzixg aber wäre unrichtig betont für nrovzidg. Sobald man Tiovzidg
für novziag nahm, war die natürliche Folge dessen die Änderung von
dXg in dXig.
614
K v i c a I a
Obzwar sich nun aber, wie ich glaube, gegen die Möglichkeit
dieser Änderung kein begründetes Bedenken erheben lässtt), so gebe
ich doch selbst der Ansicht Elmsley’s (zu Herakl. 730) und Martin's
den Vorzug, die xXög streichen und novriocig lesen; denn für nov-
r'Lcug spricht die Autorität der Scholien, vor der subjective Ver
muthungen weichen müssen. Die Einwendung Schneidewin’s „allein
dann würden die nvocd mit Epithetis überladen“ ist nicht gewichtig
genug, um ihretwegen das durch die Scholien beglaubigte novrlaig
aufgeben zu können; denn solche „Überladungen“ mit Epithetis sind
in den Chorliedern der Tragiker nicht eben selten: vgl. Trach.
953 f. soS’ ävepoeaad zig ysvotT’ snovpog iaziüz'.g avptx. Aesch.
Agam. 179 ff. m/oai ö’ and Hzpvpövog poXoOaac x<xx6g%oXgt, v-f/uzideg,
dvrjoppoi ßpozüv «Aat, vsojv ts v.w. izsiapdzojv dipv.fteTg.
In kühner und unwahrscheinlicher Weise hat neulich (Zeitschr.
für d. österr. Gymn. XV r J, S. 6) M. Schmidt die Überlieferung ge
ändert, indem er vorschlägt öpoiov nouzicg, dvanvooig orav
Ttvocüg (r)pyooauv.v ipsßog ixpalov imopdpf , adlog zuAtvöet
ßvcoöSev xelouvdv d-ivx. Ich erwähne diese Vermuthung, weil es
zweckmässig erscheint die Voraussetzung dieses Gelehrten, dass
otö/J.cc hier ungehörig sei, zu berichtigen. „Da ßucaoSev xeXcuvav
Sivu. nicht den schwarzen Sand der Tiefe’ bedeutet, sondern 'aus der
Tiefe den schwarzen Sand', oiopa aber das Meer mit seinen Wogen
kämmen, die aufschwellende Woge, Wogenschwall heisst, so ist
olopa hier ein ungehöriges Wort, wo von dem Heraufwühlen des
schwarzen Schlicks aus der Meerestiefe die Rede ist“. Aber die Vor
stellung, die der Dichter hier ausspricht, ist offenbar die, dass die
selbe Woge, die sich zu einem Wogenberg aufthiirmt, im nächsten
Augenblicke in die Tiefe hinabfährt und aus dieser Tiefe den Sand
aufwühlt.
Für sicher halte ich es ferner, dass speßog vpaXov imopapy
nicht die Erstreckung oder Verbreitung durch das unterseeische
Dunkel bedeutet, wie es gewöhnlich aufgefasst wird (Hermann „sub-
marinamcaliginem percurrit“, Wunder „tenebrasmarinaspercurrerit“,
Schn. — N. „intzpiyjiv von dem, was über eine Oberfläche sich ver-
*) Dass nach dieser Änderung vom Meere (rrovnäj aXc) seihst, gesagt wird xuXi'vSsi
J?va (das Meer wälzt seinen Sand aus der Tiefe auf), ist sicher 11 icht unstatthaft;
auch die Stellung offy.« d’j'TKV'joi; orav lässt sich durch Analogien rechtfertigen.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
615
breitet, wie bei Hom. nach dem Untergang der Sonne xaxvj imde-
dpoyev dylvg“), sondern vielmehr das Hinabstürzen in das unter
seeische Dunkel (Wex richtig „invadit, subit“), so dass epeßog
örpalov Accusativ des Zieles ist, der ja bei Soph. ziemlich oft ohne
Präposition steht; vgl. El. 893 inei ydp rjlS'ov narpog dpyaXov
rdfov. Ai. 137. 0. R. 798 u. s.
Im Folgenden ist dvadveyov auf Siva. zu beziehen. Irrig ist
Ellendt's Vorschlag /.cd dvad.vey.cv (in adverb. Geltung mit ßpe-
yovai zu verbinden) arövto ßpeyovaiv dvnnlfiyeg äxrat, Jacobs" xai
dvaa.viy.rj) arövcy ßpeyovaiv dvr. cixr., Linwood's xat dvadveyoi ar.
ßpeyovaiv dvr d-/r. Denn abgesehen davon, dass Ellendt’s Aulfassung
und die Änderungen dvaaveyiy und dvadveya noch die Änderung ßpe-
yovaiv erheischen, muss zuversichtlich <) behauptet werden, dass die
Anknüpfung des Satzes dvadvey.ov (oder dvaaveyu), dvadveyoC) ardviy
ßpeyovaiv dvr. äxrat durch xat ganz unstatthaft ist; es ist nicht zu
bezweifeln, dass Sopli. das in solchen Fällen legitime de hier gesetzt
hat, wie es die Überlieferung aufweist.
Die Verbindung Siva dvadveyov, die vielen Kritikern unmög
lich erschien und Änderungen veranlasste, ist durch Eur. Dan. 10
sdr/veyov kövtov yevyct vollkommen gerechtfertigt. So wie diese
Worte „die von gutem Winde bewegte Meeresflulh“ bezeichnen, so
ist 3ig dvaaveyog „der von widrigen Winden aufgerührte Sand“.
Der Scholiast erklärt also richtig „rr/v vnd aveyov rapaySeiaav“.
Überhaupt verbinden ja die griechischen Dichter Adjectiva (nament
lich Composita) oft in einer uns sehr kühn erscheinenden Weise mit
Substantiven, zu denen sie eigentlich nicht zu passen scheinen. So
unterliegt es zum Beispiel keinem Zweifel, dass yeiydppovg zufolge
seiner eigentlichen Bedeutung nur mit Tzorccyög (wie II. v, 138),
vdojp (wie Eur. Tr. 431) und ähnlichen Wörtern verbunden werden
sollte; aber Eurip. sagtauch oid de ye i yd p p ov vdirr/g dyyüv t’
enridoiv (Bakch. 1082 f.). Offenbar ist yeiydppovg vdnr t eine Thal
sehlucht, die von einem yei.ydppovg notayog durchströmt wird und
somit bietet auch diese Verbindung eine passende Analogie für dvad-
veyog Stg.
<) Zu wenig entschieden sagt Dindorf „qiturn illa arivü) ßpiy.ovm ävrtTrXri'/E;
äxrat aptius per particularn di quam xat adiungi videantur“.
616
K v 1 c a I a
Fragen wir nach dem Grunde, aus welchem die Verbindung $ig
d-joa.vs[j.og möglich war, so müssen wir wohl annehmen, dass hiebei
dem Adj. dvadvs[j.og die passive Bedeutung „widrig durchweht“,
y.cc/.o:c oic/:r,[).ivog (ich wende diese Form nach Analogie des hom.
dr,p.Bvog zur Erklärung an) beigelegt werden muss, wie z. B. £var,g
yüpog (hei. Hes. Op. 599) „ein gut durchwehter Ort“ ist oder
£’jäv£p.ot ßäoocu (Soph. Ai. 196) „wohl durchwehte Waldschluchten“;
gerade so ist auch £Öf/vsp.ov növrov ysOp-ci zu erklären.
V. 594. f.
dpyaXa rd. Aaßficuioäv otzwv 6ptZ[xat
nrifj-ara y>3i[xivwv ini nrip.a.Gi ninrovr'
Eine sonderbare und ungebührlich skeptische Bemerkung macht
Nauck zu dieser Stelle: „Der Gedanke scheint zu sein: 'ich sehe,
dass in dem Hause der Labdakiden in ununterbrochener Kette Leiden
auf Leiden sich häufen', wie etwa Aescli. Sept. 740 7rövoi <Jöp.cov viot
nalaioXm a\jp.p.iyüg v.ay.oiq. Indess ist es unmöglich (!) aus den
jetzigen Worten einen erträglichen Sinn zu gewinnen. Man könnte
nur (!) folgende Übersetzung gehen: 'ich sehe, dass alt sind die
Leiden des Lahdakidenhauses, welche auf die Leiden der Dahin
geschiedenen fallen’. Eine solche Ausdrucksweise wäre unge
schickt“. Aber dpyaXa ist mit ninrovra prädicativ zu verbinden
und im Sinne eines entsprechenden Adverbium oder adverbial-
artigen Ausdruckes zu nehmen, „ich sehe, dass die Leiden des Lahda
kidenhauses seit alter Zeit ununterbrochen auf einander folgen“, wie
im Griechischen unzählige temporale Adjectiva gebraucht werden,
während man in neueren Sprachen Adverbia oder adverbialische Aus
drücke gebraucht. So hat schon Wunder die Construction aufgefasst:
„Vel sponte apparet nomen dpyaXa non tarn adieetivi quam adverbii
vice hic fungi, sic ut idem sit atque i'Z dpyrig.“ Das Einzige, was
einigermassen auffalt, aber durchaus nicht in dem Grade, dass man
sich daran stossen dürfte, ist der Umstand, dass auf nr,p.ara nicht
etwa dlla in dlloig ninrovra oder ein anderer ähnlicher Ausdruck
folgt, sondern <p3ip.ivo>v inl nr,p.aoi ninrovra, welcher Ausdruck sich
aber auch vollkommen rechtfertigen und mit den vorausgehenden
Worten in Übereinstimmung bringen lässt, wie aus folgender Peri
phrase erhellt: „Ich sehe, dass die Leiden, die das Labdakidenhaus
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
617
treffen, seit alten Zeiten niemals isolirt, d. i. ohne unmittelbare Vor
gänger, dastehen, sondern dass sie immer unmittelbar an schon vor
handene frühere Leiden sich anschliessen“. Wäre einmal eine Unter
brechung eingetreten, d. h. wäre eine Generation von Leiden ver
schont geblieben und erst die folgende Generation wieder von Leiden
betroffen worden, dann würde von den Leiden dieser Generation
nicht gesagt werden können nr<iJ.a.za y-Sipivwv (oder was etwa statt
fSi/xivuv zu lesen ist) ixi nr^a.rji kIkzovzk, weil eben die Leiden
dieser Generation keine unmittelbaren Vorgänger hätten.
V. S99. ff.
vüv ydp in-ydzug vnsp [L vKepj
pitag zizazo <pdog iv 0iö'iKov Sop-C/ig,
y.dz’ au w.v tpoivitx SstZv züv
vspzspcov ä[j.ä y.ovig
Aöyou z’ dvoia y.cri tppsvdiv ipiviig.
Ich halte für unzweifelhaft richtig die von Hermann aufgestellte
Vermuthung önsp (für vn&p), wobei dann allerdings izizuzo geschrie
ben werden muss. Letztere Änderung bedarf keiner langen Apologie;
denn eine Änderung muss ohnehin mit der unmetrischen Über
lieferung pi&g zizcczo _ vorgenommen werden. Wie sich Dindorf
für die Änderung pi^ag 6 rsraro auf das Scholion als Quelle (er sagt
„o ex schob additum) berufen kann, ist unbegreiflich; zeigt ja doch
die Fassung des Scholion (Idnzi üpSpov zo 6) ganz klar, dass der
Scholiast 6 nicht vorfand, sondern vermisste. Dagegen lässt sich aus
den folgenden Worten des Scholion (rö oi Xsy6y.ev6v iazi zoioOzo 1 vOv
ydp c'nsp ezezoczo <püg y.cä ocozypioc r t v zoig o’Uoig zov Oioinooog
SGy^dzr/g i/Ksp fii^rig, dvzi zoO 6k £p eßXaazsv ävco zrig pt'£v;g, Sdva.-
zog y.azaXa/j.ßdvsi ’vOv ydp, tpyaiv, ÖK£p 'hv Id^avciv ysvsä?, roüro
xaXvKzsiv ri xövcg) schliessen, dass dem alten Erklärer, den der
Scholiast excerpirte, onep noch vorlag. Denn warum hätte der ältere
Erklärer, in dessen Commentar der Scholiast 6nzp vorfand, gerade
diese Form, und nicht lieber die einfache Form 6, so hartnäckig
wiederholt, wenn er sie nicht in seinem Texte vorgefunden hätte?
Der alte Erklärer fand nicht 6 vor, weil er sonst o sicher beibehalten
hätte; anderseits ist auch klar, dass in dem Texte, der ihm vorlag,
618
K v i c a 1 a
das Relativpronomen nicht fehlte; denn hätte es gefehlt und hätte er
es seihst in der Periphrase hinzugefügt, so würde er eben auch nicht
oTzep angewendet haben und dazu nocli so constant, sondern 5. Auch
die Annahme, dass der Scholiast bei dem alten Erklärer o fand und
es selbst in oKEp verwandelte, ist unstatthaft, da man ebenfalls nicht
einsieht, was den Scholiasten dazu bewogen haben könnte. Der Um
stand, dass in dem Scholion auch iaydrvig vnkp pi^rig sich findet,
macht die Annahme, dass dem alten Erklärer onep vorlag, nicht un
möglich. Es ist natürlich anzunehmen, dass der alte Erklärer iay_d-
rag p'Zag für sich als localen Genetiv (vgl. El. 900 iaydvng 7tvpdg)
nahm und die Präposition zur Erklärung hinzufügte. Auch ist es
möglich, dass dies vnip nicht in dem Commentar des alten Erklärers
stand, sondern vom Scholiasten herrührt. Die Corruptel vnep (aus
omp) rührt von jenen her, die ia-/drag (JZag nicht mit fdog verban
den und dann aus den Worten keinen Sinn gewinnen zu können
glaubten. Oder es drang vnip auf folgende Weise in den Text:
Ein alter Erklärer fasste sa-ydzag .pit,a.g für sich als localen Genetiv
auf und fügte zur Erklärung an den Rand vnip hinzu, wodurch dann
später das echte onsp aus dem Texte verdrängt ward. War so das
Relativum durch unip verdrängt, so war es natürlich, dass man
darauf verfiel, im V. 601 xar’ in zaz' zu verändern, wie auch der
Scholiast bemerkt: iav cm'fcop.su zdz' «u viv, ovoiv ’ks'iTzei z&
’Eo-ydzxg pi'Qczg <pdog ist aber ein an und für sich sehr bezeichnen
der und dem Context sehr entsprechender Ausdruck. Der Genetiv
kann entweder als Gen. des Ursprungs (Rettungslicht, das von der
letzten Wurzel ausgeht) oder nach Analogie von <jzs(pdvuip.a rcOpywv
(wobei <pdog und £.oydzr,'‘p'Za. identisch wäre, „die letzte Wurzel, die
zugleich Rettungslicht ist“ oder „das durch die letzte Wurzel gebil
dete Rettungslicbt“) aufgefasst werden.
Beitrage zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
619
V. 658. ff.
äAAä xtevcü ■ npög tccvt’ EyuptvEtrtn Ata
&vaiplov • ei yäp ort t<x y’ iyyevij fvaei
axoapia Spitpoj, xäpra roug ££co yivoug. 660.
lv ro Tg y <xp oixeioictiv Sang iar' dvrip
y_pr]ar6g, yavEiTac xciv rröXet dixcaog üv.
oartg 6’ V7t£pßäg rj vop.ovg ßia^Erai 663.
17 T0Ü7rträaa£iv rcig xparoüotv ivvoEt,
oöx £<jr' E7ratvou roOrov ^ptoö tv^eiv. 665.
ctÄX’ ov noAis arrjasts, toüoe -/po xÄoeiv
xai ap,ixpä xai oixccia xai rccvavn'a.
xai roürov av rov avefpa 3apaoir,v iyü>
xaAcö? [xiv äp^siv, eu d’ av apyjaSou 3-eAeiv,
dopög r av ^v ^Etptwvt rrpoarEraypiE'vov 670.
ptsvEtv dixaiov xäyaSdv 7rapaararr;v.
ä'jx.p-/j<xg di jxsi^ov oöx sartv xaxöv.
So lautet die handschriftlich überlieferte Versfolge. Seidler
wollte die Bedenken, die, wie er glaubte, die handschriftliche Vers
folge darbietet, durch Umstellung der Verse 663—667 nach 671,
also durch die Versfolge 662, 668—671, 663 — 667, 672, behoben
wissen. Diese Umstellung fand und findet grossen Anklang. Erfurdt,
Schäfer, Gaisford, Hartung, Nauck u. a. pflichten bei; auch Her
mann billigte sie anfangs, nahm aber diese Billigung später, und zwar
durch Matthiä’s Verteidigung der handschriftlichen Überlieferung
bewogen, zurück und stellte in der 3. Ausgabe die handschriftliche
Versfolge wieder her.
Gegen die handschriftliche Überlieferung führt man als Grund
an, dass dieselbe keinen befriedigenden Gedankenzusammenhang
gewähre; denn der mit 663 beginnende Satz könne sich nicht an
661, 662 anschliessen >), und 668 xai roörov av röv ävftpa lasse
*) Hermann hatte in der zweiten Ausgabe diesen Grund so foruiulirt: „Nam quuui
Creon, nt iure ah se oecidi Antigonam ostendat, hoc utatur argumento, quod is
demum honus civis sit, qui se in suos severum praeheat, quomodo potest huic
iUiim opponere, qui leges contemnat, nec pareat itnperium tenentibus ! u
40
Silzb. d. phil.-hist, CI. L. ßd. IV. Hft.
K v ! { a 1 a
020
sich bei der überlieferten Versfolge nicht begreifen. Ich bolTe durch
die folgende Erörterung, die theils selbstständig ist, theils auf werth
vollen, von Böckh und namentlich von Jacob gegebenen Winken
beruht, die Richtigkeit der Überlieferung beweisen zu können.
V. 659 f. ei ydp otj ra 7’ iyyevrj yvan ä/.oaSpi<poj,
xapza zoiig e£oj 7ivovg ist allerdings zunächst mit Bezug auf Anti-
gone’s Ungehorsam und auf die NothWendigkeit, Antigone zu bestra
fen, gesagt. Aber vielleicht sollte nach Kreon's Absicht sich auch
Haimon, der ja auch zu t« iyyevij gehört und nicht s£oj 7ivovg ist,
aus diesen Worten eine Lehre nehmen und keine Widersetzlichkeit
(äxoogta) gegen Kreon’s Verfahren sich beikommen lassen. Diese
Beziehung auf Haimon ist schon desshalb gestattet, da eben 659 f.
eine allgemeine Fassung hat; sie ist um so eher gestattet, weil
Kreon bereis 641 f. (7ovccg y.azz/xöcivg) seinem Sohne Gehorsam an’s
Herz legte. Kreon kehrt zu dem Thema, Haimon solle ihm unbedingt
gehorchen, jetzt zurück, da er seine Forderung von einem anderen
Standpunct begründen will, als es 641 ff. geschehen ist. (Doch vgl.
das am Schlüsse dieser Erörterung hervorgebobene Bedenken.)
661. f. sv rot? ydp oUeioiaiv oazig eaz' dvr t p ypziozig, yavilzai
y.dv nölei Sixouog <nv kann durchaus nicht den Sinn haben: „Qui enim
in suos severus esl, is erga totam civitatein iustus habebitur“. Viel
mehr muss ypr,azog hier offenbar einen Menschen bezeichnen, der
dem dxoap.zg (vgl. 660 äxozij.a) entgegengesetzt ist. Dass y_pr,azög
nicht den „severus in suos“ bezeichnen kann, gebt auch daraus her
vor, weil durch diese Auffassung der Gedankenzusammenhang gestört
wird, mag man die überlieferte Versfolge beibehalten oder Seidler’s
Umstellung annehmen.
u) Bei der überlieferten Folge der Verse würde im Gegensatz
zu dem „severus in suos“ jener gestellt, Sozi? 0 v7Z£pßctg r, vöpiou?
ßiätezai xzl., was absurd ist. Denn sollte im V. 661 f. von dem
Manne die Rede sein, der gegen die Mitglieder seiner Familie streng
ist und sie in der gehörigen Ordnung zu erhalten weiss (im vorlie
genden Falle wäre dies also Kreon), so müsste V. 663 ff diesem
ein solcher Mann entgegengesetzt werden, der in seiner Familie
Zuchtlosigkeit einreissen lässt.
b) Nimmt man Seidler’s Umstellung an und fasst man y_p-nazdg
in der Bedeutung „severus“ auf, so müsste sieh xai zavzov «v röv
dvdpct. (was auf 662 folgen würde,) auf eben diesen Mann beziehen,
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokes.
ß21
dei 1 im voi'ausgelienden Verse yjy^azog (severus) genannt wird. Da
nun aber unter ypr t azag Kreon sich selbst, verstehen würde, so wären
die Worte so d' ocv dpysaScti 3£jUtv durchaus unpassend, da sie
auf Kreon keine Anwendung erleiden. Auch wäre, wenn zoOzov zov
ävdpct auf den ypr,azög (severus), also auf Kreon, bezogen würde,
der Gegensatz zwischen 667 (nach Seidler) Sang o vnspßäg r,
v6p.oug ßidtlezca xz~X. und 661 f. iv zeig ydp oixdocaiv Sang dar' dv-'na
yp-narog unmöglich, weil jene Worte (667 Seidl.) nur auf den dp-yS-
psvog, diese (661 f.) nur auf Kreon, also auf den dpywv, sich be
ziehen könnten; folglich würde der Gedankenzusammenhang ganz
gestört sein.
Es muss also iv rot? aixdataiv ypriazög von dem wackeren
Betragen zu Hause verstanden werden, das sich im Gehorsam
gegen das Familienoberhaupt zeigt, und man muss diese Worte als
unmittelbaren Gegensatz von rd •/’ iyysvö dxciap.cc (womit der Unge
horsam im Schosse der Familie bezeichnet wird) auffassen. Natürlich
ist dann ev roig oixdoiaiv als Neutrum aufzufassen, wie oft zu oixeia
im Gegensatz zu rd rr,g no'Aecog gestellt werden. Dass die Symmetrie
nicht streng gewahrt ist, indem nicht iv zeig köksoj? oder Iv zoXg
KohztxoXg, sondern Iv r.okn folgt, wird niemand anstössig linden. Es
bezieht sich natürlich 661. 662 ausschliesslich auf Hainion 1 ), der
ja Thronfolger ist. Kreon gibt seinem Sohne, der nach ihm die Herr
schaft erben soll, die Lehre, dass er zu Hause sich wacker, (d. h. mit
Anwendung auf den vorliegenden speciellen Fall gehorsam gegen den
Vater) zeigen muss, wofern er dereinst ein tüchtiger und würdiger
Herrscher werden will. Aixuiog ist nicht in der engen Bedeutung
„Gerechtigkeit übend“ zu nehmen, sondern als ein mit y_pr,az6g (oder
Auf Antigone können diese Verse nicht eine Anwendung erleiden, und zwar wegen
av-^p und xav 7roXst. Da sich diese Verse auf Haimon beziehen müssen, so folgt
natürlich daraus, dass es gestattet sein muss, auch 659. 660 mit auf Haimon zu
beziehen und dass man diese Verse nicht auf Antigone beschränken darf; denn
sonst würde der Dichter von 659. 660 zu 661. 662 nicht übergehen, sondern
überspringen. Dass 661 f. auf Kreon nicht bezogen werden kann, habe ich oben
nachgewiesen; die von mir angeführten Gründe lassen sich nämlich gegen die
Beziehung von 661 f. auf Kreon auch dann anwenden, wenn man sv volg oixeioitjiv
nicht in der Bedeutung „gegen die Seinigen streng“, sondern in der
Bedeutung „zu Hause tüchtig“ nähme.
40
622
KricaU
dyaSig) synonymer Ausdruck aufzufassen, wofür Beispiele anzui'ühren
überflüssig wäre, da diese Bedeutung von ötxaios, wie die ent
sprechende entgegengesetzte Bedeutung von ädixog bekannt ist. Vgl.
z. B. Plat. Symp. 193 A vuvi ör, dt« rr t v dor/.l.av ötwxicrSrjfxsv.
V. 603 — 663 schliessen sich nun gewiss passend an 661 t‘., näm
lich als Gegensatz, an. Hat Kreon 661 f. Gehorsam seinem Sohne em
pfohlen und tlie gute Folge desselben (y«v£ir«t xctv rzilei dtxaiog ojv)
vor Augen gestellt, so wendet er siel» jetzt zur Betrachtung des Unge
horsams und stellt al.s Folge dessen ovx lax' iiratvou tqötov st sjzoü
■cuyssXv hin, welche Folge natürlich auch den Haimon treffen würde,
wenn er eben Widersetzlichkeit zeigen sollte. Werden die Worte
ovx lax inaiv'j'j toütov l£ i/xov xoyjXv als eine dem Haimon geltende
Warnung aufgefasst, so ist die milde Ausdrucksweise vollkommen
erklärlich. Mit Bezug auf Antigone wären diese Worte wegen ihrer
Milde geradezu unbegreiflich, man müsste denn in ihnen eine Litotes
finden; diese aber wäre so ungeschickt als möglich, da Kreon von
der Antigone nur mit Bitterkeit und Holm (wie 638 npdg r«ör’ ifvjx-
vsiroj Ata £juv«<p.<,v oder 633 f. pJSsg rrjv tcc/.t.o iv 'Aujou rvjvos vufj.-
«sös!v Ttvt), nicht aber mit einer humoristischen Litotes sprechen kann.
Allerdings könnte man einwenden, dass, wenn im V. 661 f. von
dem Gehorsam zu Hause (mit Bezug auf Haimon) gesprochen wird,
im V. 663—663 von dem Ungehorsam in der Familie gesprochen
werden sollte, weil nur dann ein passender Gegensatz stattfände.
Aber es ist zu bedenken, dass Kreon zu Haimon nicht blos in dem
Verhältnis des Vaters zum Sohne, sondern auch in dem des Herr
schers zum Unterthan steht. Wenn Haimon sich so benimmt, wie
Kreon ihm an's Herz legt, so beweist er damit zu gleicher Zeit Ge
horsam gegen den Vater (er ist iv rot? oUsiHtatv und
Gehorsam gegen den Herrscher, so wie im entgegengesetzten Falle,
den Kreon trotz seiner Hoffnung doch befürchtet, Ungehorsam gegen
den Vater und ungesetzliches Auflehnen gegen des Herrschers Gebot
zusammenfallen würde. Weil also diese zwei Momente untrennbar
sind, so konnte Kreon dem Gehorsam, den Haimon als Familienglied
dem Familienhaupte leisten soll, den Ungehorsam gegen das Herrscher
gebot gegenüberstellen, ohne dass man ihm den Vorwurf einer
'^■uor,g ävxiSiais machen könnte.
Dass Kreon mit V. 663—663 dem Haimon eine zu beherzigende
Warnung ertheilt, die ihn von einem etwaigen Versuche, Antigone
Beitrüge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
(523
in Schutz zu nehmen, abhalten soll, geht, wie icli glaube, auch aus
(len Worten r, roüniTxaaetv rot? y.pxzoüoiv evvoel hervor, welche auf
Antigone's Thal; zu beziehen mir unstatthaft erscheint. Bei Nauck
liest man allerdings die Bemerkung: „Die Wendung ist so gewählt,
dass das widersinnige Umkehren der natürlichen Ordnung scharf
hervortritt. Antigone hat indirect dem Kreon Befehle ertheilt, sofern
sie ihren Willen über die Gebote des Herrschers zu setzen gesucht“:
aber ich kann mich von der Zulässigkeit dieser Auffassung nicht
überzeugen. Ganz natürlich dagegen erscheinen diese Worte, wenn
man in ihnen die Hinweisung auf einen Vertheidigungsversuch, den
Haimon machen könnte, erblickt. Wenn nämlich ITaimon die Thal
der Antigone in Schutz nähme und den Vater aufforderte, von der
Bestrafung abzulassen, so wäre dies allerdings nach Kreon’s Auf
lassung ein kwov.v iKizxaav.y zolg y.pxzoüaiv.
Der Zusammenhang der folgenden zwei Verse (666 f.) mit den
vorausgebenden liegt klar zu Tage. Es sind diese Verse hervorgerufen
durch die Worte r, zo'jmzxaoEiv rote y.pxzovai.v evvoe?, und sie lehnen
sich an dieselben an.
Eben so passend ist auch der Zusammenhang von 668—671 mit
der vorausgehenden Darstellung. Mit zoüzov zäv xvSpx wird im All
gemeinen ein unbedingt gehorchender Mann (welcher dem Herr
scher folgt y.ai ap.iy.pif. y.xi oi.y.xix y.xi zxvavzix), speciell Haimon
gemeint. Auf wen könnte Kreon's zuversichtliche Erwartung (Sapoatr,v
av), dass ein solcher Mann, wie. er gut äpysaSxi versteht, so auch schön
cipyeiv verstehen werde, täglicher bezogen werden, als eben auf den
künftigen Erben der Herrschaft? Beweist Haimon, dass er xpytaSxi
wolle, so kann ihm Kreon mit Beruhigung dereinst die Herrschaft
hinterlassen, da er au ch schön äpyjiv verstehen wird. An deinHysteron-
proteron, statt dessen man vom modernen Standpuncte aus erwarten
würde su piv äv xpyjaSco. Sl\eiv, y.x\ü>g o xpyv.v oder üanep av su
xpyjaSai Si'/.irj. ourw y.xi y.xf.d>g xpyztv (da Haimon jetzt xpytaSx'-
^eXsivsoII.uiii derei nst y.xlüg xpysiv) darf man nicht Anstoss nehmen.
Den Grundirrthum der Erklärer finde ich also, wie man siebt,
darin, dass sie die Beziehung auf Haimon nicht erkannt haben, eine
Beziehung, die so natürlich, als nur möglich, ist und in einzelnen
Ausdrücken (wie V. 662 oder 669) ganz bestimmt hervortritt.
Nur ein Punct ist, wie ich nicht verkenne, geeignet Bedenken
zu erregen, nämlich der Übergang von V. 669 f. zu V. 661 I. Soll
624
K v r c a I a
nämlich 661 f. in der oben angegebenen Weise auf Haimon sieb be
ziehen, so muss, wenn der Text uns vollständig überliefert ist, auch
schon in V. 669 f. eine Beziehung auf Haimon (neben der Beziehung
auf Antigone) gefunden werden; denn sonst würde zwischen 659 f.
und 661 f. eine unausgefüllte Kluft sein. Die Möglichkeit dieser
Beziehung habe ich oben darzustellen gesucht; ich verhehle mir aber
nicht, dass die Annahme dieser Nebenbeziehung in V. 659 f. nicht
Anspruch auf Wahrscheinlichkeit machen kann, weil das yäp im
V. 661 befremdlich wäre. Und dies führt mich, da ich die Ansicht
von der Beziehung der folgenden Verse auf Haimon nicht aufgehen
kann, consequent zu der Vermuthung, dass nach V. 660 etwas aus
gefallen sein dürfte, nämlich eine an Haimon gerichtete Mahnung, er
solle gehorsam dem Willen des Vaters sich fügen. Wenn der Ausfall
dieses oder eines ähnlichen Gedankens nach V. 660 angenommen
wird, so ist es nicht mehr nöthig, in V. 659 f. eine Neben
beziehung auf Haimon zu erblicken, sondern man kann diese Verse
auf Antigone beschränken. Ein anderes Auskunftsmittel wäre die
Annahme, dass die Worte iv zeig yäp oixsiocaiv zrA. im Zusammen
hang mit 663 f. stehen, so dass 665—660 als eine an 653 f. sich
anlehnende Einschaltung anzusehen wäre. An den Gedanken
„verschmähe das Mädchen, versuche nicht sie zu deinem Weibe zu
zu machen“, würde sich passend anschliessen: „denn wer in häus
lichen Verhältnissen sich wacker zeigt, wird auch bei der Führung
der Staatsangelegenheiten sich als tüchtig zeigen“.
V. 664.
77 zovmzdo^eiv zoig xpazoöoiv hvosl.
L hat von erster Hand zoig xpazOvovoiv voei. Man könnte nun
sagen, dass diese Leseart den Vorzug verdiene, weil xpxzvvziv ein
seltenes Wort für xpxzsTv ist und weil sich oft die Erscheinung dar
bietet, dass seltenere Ausdrücke geändert und durch geläufigere ver
drängt wurden. Aber liier wird man wohl diesen allerdings sonst
berechtigten kritischen Grundsatz nicht zur Anwendung bringen dür
fen, weil niemals vom Herrscherd xpxzövoov, oi xpxzvvovzsg, wohl
aber 6 xpazcZv, oi xpxzovvzeg gebraucht wird. Vgl. 0. B. 530.
Ant. 738. El. 340, 396 und Markland zu Eur. Suppl. 18. Es bestä-
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
68S
ligt sich also auch liier, was ich im ersten Hefte der sophokleischen
Beiträge über die Wichtigkeit der von zweiter Hand dargebotenen
Überlieferung („rot? xparoücnv evvoei non ah S, sed, ut videtur, a m.
aliquanto recentiore“ Dind.) behauptet habe.
V. 718.
dll' ehe Sup£> x«t perdffrcojtv dtöov.
■ Für vollkommen richtig halte ich Hermann's Bemerkung, dass
in ehe eine absichtliche Rückbeziehung auf das in den beiden vor
ausgehenden Gleichnissen angewandte vneUeiv (V. 713, 716) ent
halten ist. Wollte man diese Beziehung läugnen, so müsste mau
ehe nach dem früher schon zweimal gesetzten ünehei. ungeschickt
und lästig finden, wie jede Wiederholung desselben Ausdruckes
lästig ist, wenn sie ihren Grund in der Nachlässigkeit oder stilisti
schen Armuth des Schriftstellers hat; befriedigend und zweckmässig
sind nur solche Wiederholungen, durch welche die Kraft der Dar
stellung erhöht wird. Bei solchen absichtlichen und zweckmässigen
Wiederholungen ist es eine natürliche Erscheinung, dass der wieder
holte Ausdruck in der Aussprache nachdrücklich durch die Betonung
hervorgehoben wird. Ist. an unserer Stelle die Rückbeziehung von
ehe auf üneh.ei sicher, ist also auch, was damit zusammenhängt,
ehe nachdrücklich zu betonen, damit eben durch diese nachdrück
liche Betonung die Absichtlichkeit der Wiederholung hervortreten
könnte: so kann es als eben so sicher angesehen werden, dass ehe
in derselben Weise und Bedeutung gebraucht ist, wie ünehet,
worauf es sich zurückbezieht; jede bedeutendere Modification ■)
würde die Kraft und Zweckmässigkeit der Wiederholung beeinträch
tigen. Es ist somit zu folgern, dass ehe gerade so absolut in der
Bedeutung „nachgeben“ gebraucht ist, wie das vorausgehende
imeheiv. Von diesem Gesichtspuncte aus sind die Conjecturen txkX
ehe Sv[xoü (in einigen Codd.), dkl' ehe (Martin), dXX' ehe
ori pot (Schneidewin), dkk' ehe -3-’ v^ptv zu verwerfen, die letzten zwei
Conjecturen ausserdem auch desshalh, weil es unwahrscheinlich ist,
') Die Variation des einfachen und zusammengesetzten Verbums ist keine bedeutende,
die Kraft der Darstellung' beeinträchtigende Modification.
K v t c a 1 a
«26
dass Sophokles den Haimon hier seine eigene Persönlichkeit hätte
hervorkehren und die Aufforderung „gib mir nach“ aussprechen
lassen, welche zu der bisherigen bescheidenen Zurückhaltung Hai-
mon's schlecht stimmen würde.
Es bleibt somit nur noch die zweite Gruppe von Änderungen
und Erklärungen übrig, bei denen äXX" elxs für sich genommen wird.
Hermann: „aXX 1 sfxs, Svp.& xai iJ.iraGTa.mv didovs, sed cede, irae
e.tiam intermissionem faciens.“ Gaisford „a/X dxe, Svp.Ci xai p.erä-
gtoglv didou“, wobei er, wie ich aus Hermann's Bemerkung ersehe,
die Stelle in derselben Weise, namentlich auch was xai betrifft, auf
fasste; Hermann gab dieser Fassung der Stelle vor seiner eigenen
Vermuthung den Vorzug und nahm sie auf. Ellendt: „ä)X eixs Svpai
xai peraGraGiv difov. Kai vnspßaroig positum ut Svp.ii dioov p.era-
oraoiv coniungantur. “ Dindorf: „äXX’stxe xai Svpii ixiräoraar.v SiSov“.
Boissonade: „«XV Xxe, Svp.ov xal p.zräGraaiv diSov“. Ich entscheide
mich für Hermann's Änderung didovg, weiche aber von seiner Er
klärung darin ab, dass ich Svp.6? nicht in der Bedeutung „ira“ auf
fasse, sondern Wunder beistimme, der treffend bemerkt: „Quum ex
toto hoc loco, tum imprimis ex antecedentibus apparet nomen Svp.6v
non iram, ut vulgo explicatur, sed animum sive voluntatem
significare“. Kreon’s Sinn war bisher starr und fest auf die Bestra
fung der Antigone gerichtet; jetzt soll Kreon nach Haimon's Auf
forderung seinen Sinn /xsSiarävai oder, wie Sophokles sich ausdrückt,
dem Sinne auch psräazaarj gewähren. Das x.al erklärt sich aus dem
Gegensätze zwischen der von Haimon empfohlenen psraaraau; und
der bisherigen starren Stimmung Kreon's. Übrigens dürfte es wohl
(im Hinblick auf ähnliche Verbindungen, in denen oioövat oder Ivoi-
dovai vorkommt, wie Eur. Iph. T. 709 f. «XX - sgtiv soriv h Xtav
ovGKpa&a Xtav didovGa psraßolag, örav rvyr, Hel. 509 r,v o
ivdidii rt paiSaxw. Her. VII, 52 oi ai dixaioGvvfiv xai TV.orbrvra
ividoixav, äy_apt dt ovdiv. III, 5 1 paXaxdv svdidövai ßov).6pevo^ ovdiv')
angemessener sein, den Dativ Svp.ii hier nicht als gewöhnlichen, son
dern als localen Dativ (= im Sinne) zu nehmen. Diese Auffassung
lässt sich durch analoge Dative als zulässig erweisen, so dass man
nicht nöthig hat mit Boissonade Svpov xai per. oid. zu schreiben.
Vgl. ausser der homerischen Sprache (in welcher oft neben xard
Svpöv oder iv Svp.ü auch Svpii vorkommt, wie II. p. 404 D.ksto
Svpii, neben ivi tpptGtv, pzrä ypeoiv auch fpeoiv, wie II. tp, 176
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
«27
xaxcc $i tppsGi. /xr/dsTO epya) Soph. Ai. Ö2i> i'yjiv a' &v ofxrov, w?
zst^w, tppsvi Seloi[x «v. 58S ri kots öpcrGsisig tppsvi. ;
Ohne die Conjectur didoi/g kann man sich,, wenn man in der
Stelle den angegebenen Sinn finden will, wohl nicht behelfen; denn
bei der Leseart alV she. 3-jp.fi) xai [xsTcr.GTcr.tnv Sidou scheint das
Asyndeton hart und unnatürlich. Wie SiöoOg in dedov corrumpirt wer
den konnte, ist leichtersichtlich; es rührt die Corruptel von jenen
her, die xai nicht für „auch“, sondern irrig für „und“ nahmen und
ein zweites verbum finitum vermissten.
V. 728 IT.
AI. [xrjrjev tö [xo dixatov • si o t/6) viog,
ov röv yjpbvov ypy [xällov 5? Tcrpya gxotcsTv.
KP. spyov yer.p sgti TGvg dxoGp.ovvTag aißsiv;
AI. oiid' d.v xs).Euacu[x' sÜGeßsTv sig rovg x.crxovg.
Richtig wird von den meisten Erklären! TÖtpya. auf die von Hai-
mon vertheidigte Sache (nämlich weise Nachgiebigkeit, die Haimon
empfahl) bezogen. Mit epyov greift Kreon, wie fast allgemein 1 )
anerkannt wird, das von Haimon gebrauchte Tcrpycr bitter auf.
Aber über den Sinn der Worte Kreon's sind die Bemerkungen der
Erklärer theils unrichtig, theils nicht hinlänglich klar und erschöpfend.
”Epyov bezeichnet hier, wie in den Verbindungen ip.bv, obv spyov
sgti ti. r.oi.sXv eine „zu vollführende That“. Steht bei spyov nicht
iixbv, göv oder ein Genetiv, durch welchen die Person bezeichnet
wird, von welcher eine That ausgeführt werden soll, so bat natür
lich spyov sgti eine all gern ei ne a ) Geltung. Sowie abv spyov egt i
TOVTO TtOlElV — GO>. TOVTO KG’.^TEGV, SO ist Sp'JOV EG Ti TOVTG KO'.SXv —
tovtg ncir,Tsov egti (navTi). Kreon fragt also: „Ist denn das ein zu
übendes Werk, Ungehorsame zu ehren? “ was beiläufig eben so
viel bedeutet als „thut es denn Noth, Ungehorsame zu ehren ? “
! ) Nur Ellendt sagt (Lex. Soph. s, v. sp'/ov): „acerbam irrisionem, ut Erfurdtius,
non reperio“.
2 ) Gerade so wie bei ep'/ov *yap ian die Person nicht genannt ist und somit diese
Worte einen allgemeinen Charakter haben, so sagt auch Haimon unbestimmt und
allgemein av nicht ovo’ av «75 xeXsuffaif/i.
628
K v i c fi I a
Im folgenden Verse wird von den Herausgebern, die das über
lieferte ovS' m festhalten, der Sinn unrichtig angegeben. Wex:
„Tantum abest, ut id quidem ego committam, ut ne auctor quidem cui-
quam futurus sim, tale quid committere“. Wunder : „Ne auctor qui
dem sim, ut malos colas, i. e. non modo ipse id non facio, sed etiam
alios (te) id committere nolo“. Schneidewin — Nauck: „Nicht einmal
dazu auffordern würde ich, geschweige dass ich seihst dergleichen
tliue“. Wenn diese Auffassung richtig sein sollte, müsste im voraus
gehenden Verse Kreon dem Sohne den directen Vorwurf gemacht
haben, dass er rovg cb'.osp.oüvrag aißn. Nun hat ja aber der voraus
gehende Vers nicht den Sinn „du übst das dxoap.oiivzag aißetv
aus“, sondern „ist es denn ein zu übendes Werk, die Ungehor
samen zu ehren?“ oder „soll man denn die Ungehorsamen
ehren?“ Da dies nun so viel ist als „meinst du denn, dass
man die Ungehorsamen ehren solle ?“, so ergibt sich daraus,
dass im folgenden Verse oüö’ nicht die Bedeutung „nicht einmal“
haben kann; denn der Schluss a minore ad maius, der sich
hiebei ergeben würde „ich möchte dich nicht einmal dazu auffordern,
geschweige dass man die Ungehorsamen ehren sollte“ oder „ge
schweige, dass ich meinen sollte, man habe die Ungehorsamen zu
ehren“ ist unlogisch. Sollte also im V. 731 keine andere Auffassung
möglich sein, so müsste man die Nolhwendigkeit einer Änderung zu
gehen und entweder nach dem Vorschlag Schneidewin's cü zäv oder
nach dem Dindorfs ovx. äv schreiben.
Aber ovo' lässt ohne Zweifel noch eine andere Auffassung zu.
Mit Recht bemerkt Ellendt: „In responso aliquando negatio cum
verbo intelligenda ex prioribus. Gum Creon dixisset epyov ydp ian
rovg dyoap-oOvrag aißsiv, Haemon respondet ovo av xil. xr\. Subaudi-
endum ovx ian: minime aptum enim sententiae ne iusserim qui
dem malos colere. IUn«] igitur Haemoni responsuro in mente fuisse
oportet, ut concederet Creonti“. Bekanntlich findet im Griechischen
oft wie überhaupt zwischen der Rede und Gegenrede, so insbeson
dere zwischen der Frage und Antwort die innigste Beziehung statt.
Hieher gehört denn auch die Erscheinung, dass oft der Antwortende
auf eine an ihn gestellte Frage nicht die bejahende oder verneinende«
Antwort direct mit vcd oder ovx oder in anderer Weise hinstellt, um
erst sodann seinerseits eine neue Behauptung anzuknüpfen, sondern
dass er mit Übergehung einer förmlichen bejahenden oder ver-
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
629
neinenden Antwort sofort seinerseits die neue Behauptung hinstellt;
der Antwortende acceptirt in einem solchen Falle stillschweigend die
von dem Fragenden in der Frage angedeutete Ansicht als Grundlage,
als erstes Gliedseiner eigenen Äusserung, so dass diese seine Äusserung
als unmittelbare Fortsetzung der Frage erscheint. Ist die von dem
Fragenden ausgesprochene Frage eine solche, dass der Fragende auf
sie eine bejahende Antwort erwartet, so wird von dem Antwortenden
diese Erwartung stillschweigend als richtig anerkannt und sofort
mit xxt eine mit der selbstverständlichen bejahenden Antwort im Ein
klang und Zusammenhang stehende Äusserung hingestellt. So antwortet
auf die Frage der Antigone Oed. Col. 1431 oörtof xp\ u> n«t, raör«
cot deö'oypivx; Polyneikes y.xi p.rj p’ kmeyris y’ = ourojj txütx poi
dedo-)p.ivx y.xi pr, p’ iniv/jig y. Dieselbe Erscheinung treffen wir,
freilich viel seltener im Vergleiche zu diesem ungemein häufigen
Gebrauch, auch dann, wenn der Charakter der Frage ein solcher ist,
dass eine negative Antwort erwartet wird; dann gibt der Antwortende
mit Unterdrückung der förmlichen negativen Antwort die Fortsetzung
mit ovde (auch nicht); die Unterdrückung der negativen Antwort
kann stattfinden, weil der Antwortende stillschweigend die von dem
Fragenden bereits angedeutete Erwartung einer negativen Antwort
als richtig anerkennt. So schliesst sich an die Frage der Antigone
Oed. Col. 1427 f. ri<; de roApr/OS! xlvwv rer. rovd' eneaj-xi rxvdpög,
oV iSeamaev; die Äusserung des Polyneikes oüd’ äyyeloOp.ev fAxvp'
an = oddeig ToXpAasi (oder roApr/ffai äv) erceaSai, ovd’ dyyeXoüixev
(plxvpa (allerdings würde niemand es wagen zu folgen; aber wirwerden
auch nicht das schlechte melden). Die Frage der Antigone ist keine
wirkliche Frage, sondern eine rhetorische, durch welche Antigone ihre
Ansicht oiide'a; zoAp-r/tjei zXüojv an den Tag legt; diese negative An
sicht macht Polyneikes stillschweigend zu der seinigen und knüpft an
die Frage sofort seine Äusserung mit ovoi an. Ganz irrig ist die Be
merkung hei Schneidewin-Nauck: „odcT äyy., auch werde ich diese
Nachricht nicht mittheilen: eine Fortsetzung von 1426 (!)“; es
bedarf nur eines oberflächlichen Blickes, um zu sehen, dass die Worte
des Polyneikes offenbar auf die Äusserung der Antigone Rücksicht
nehmen, also mit dieser (d. i. mit 1427 f.) im Zusammenhang
stehen müssen und nicht mit 1426.
Gibt man nun die Richtigkeit dieser Auffassung hier zu, so muss
man auch in dem fraglichen Vers unserer Tragödie die Erklärung
630
K v i c a 1 h
o-jx 'ipyov ssrt zotig d.xo7p.oOvra.g aißsiv, odo’ (= auch nicht) «v
xsAivaiap.' svasßeiv dg zotig y.axotig (oder otix. ovS’ clv y.rA.) zulässig
finden. Die Frage Kreons epyov yv.p iazi ist eben auch eine rhetori
sche Frage, auf die Kreon auch von Haimon die negative Antwort otix
spyov iazi. oder otiftiv epyov iazi (es ist kein zu übendes Werk =
man soll nicht) erwartet. Haimon macht diese negative Ansicht still
schweigend zu der seinigen und darum konnte er otid’ ocv xeletiaatp.'
erwiedern.
V. 734 ff.
KP. k6hg "jap YipZv äp.i ypYi zäaaeiv ipet;
Al. Gpäg zöo öig eipYixxg ojg zyav veog:
KP. akhxt yäp r) i[J.oi ypr, ys zf,ao äpyjiv ySovög;
Al. nöhg ycip otiy. eaS' rjztg dvdpog ia3' ivög.
KP. od roü xpa.zotivzog y> tc6hg vo[v.^szca;
Al. y.ahjig kpr,\xrig y' äv ati yng äpyoig \xovog.
Im V. 736 nehmen die neueren Herausgeber Dobree's Änderung
ypr, p.s auf. Nauek: „Soll ich etwa für einen andern als für mich
über dies Land herrschen? Wenn Kreon sich von andern sagen Hesse
was er anordnen sollte, so würde er für einen andern, nicht für sich
das Scepter führen und somit unselbstständig sein“. Hier ist nun
zuvörderst zu erinnern, dass jene Gelehrten, welche die Zulässigkeit
der Construetion von ypr, mit dem Dativ der verpflichteten Person
läugnen, desshalb noch nicht nöthig haben die handschriftliche Über
lieferung ypr, yi zu verdammen, ausser wenn sie zugleich auch die
Partikel yi an unserer Stelle unzulässig finden. Auch bei der hand
schriftlichen Überlieferung könnten nämlich, wenn dies nur sonst
zulässig wäre, äXXw und i\xoi als Dative des Vortheils aufgefasst
werden, da ja hier bei ypr, die verpflichtete Person nicht unumgänglich
durch \xi bezeichnet werden muss, weil sich von selbst versteht, dass
Kreon nur sich meinen kann. Vgl. 720 oti röv ypövov ypr, (nänil. ae)
(xäD.ov r, räpya axoneXv. El. 16 ri ypY) (näml. V/ptä?) öpäv iv zdyv.
ßov).evr£ov, und so unzähligemal.
Aber die Auffassung der Dative äW.w und iixoi in dem Sinne
„zum Besten eines anderen“ und „zu meinem Besten“ ist schlechter
dings unmöglich, weil der Gedanke, den Kreon in diesem Falle V. 736
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
631
ausspräche, durch den Zusammenhang, in welchem doch 736 mit
den vorausgehenden Versen stehen muss, unbedingt ausgeschlossen
wird. Ich brauche hier nur auf die diesen Punct betreifende unwider
legliche Auseinandersetzung Bonitz's (S. U5) zu verweisen. Es ist
aber auch dann, wenn wir von dem Gedankenzusammenhange ab-
sehen, undenkbar, dass Sophokles dem Kreon die entsetzlich egoi
stische Äusserung „soll ich denn etwa für einen andern als für mich
über dies Land herrschen?“ d. i. „soll ich bei meinem Herrschen für
einen anderen als für mich sorgen?“ in den Mund hätte legen sollen.
Dieser Kreon, der den Staat als seine Melkkuh betrachten würde, ist
eine Caricatur des sophokleischen Kreon. Der sophokleische Kreon
ist ein Herrscher, der keines anderen Menschen Meinung hören will,
weil er die unerschütterliche Überzeugung hat, dass er selbst es am
besten verstehen müsse, wie er seine Herrschaft ausüben solle; zu
gleich glaubt er aber, dass die Weise, in welcher er herrschen zu
sollen glaubt, die für das Gemeinwohl erspriessliehste ist; er will nach
eigenem Gutdünken, aber nicht lediglich zu seinem Vorthei), ohne
sich um den Vortheil der Bürger zu kümmern, herrschen, ’Eyoj ydo
(sagt er 184 ff), tarw 'Ltug 6 nduä' opöiv ad, out' äv ai.o)7iriaai.ixi
tvjv octz/V opöjv ardyouaav daToXg äuri Tf,g aojTr,piag, out' av (pl.’Xoo
KOT duopa duapuvr) ySovdg 3dixr,v i[xauTÜ), tovto yiyvtöoxoov öti rjrY
ioriv •// aojCouaa, nai Taurog im nAiovTsg öpSrjg Toug (piloug tzoiou-
ij.säa. Vgl. 209 f. Diesen Kreon konnte Sophokles auch in der Hitze
des Wortwechsels nicht jene Äusserung des schmutzigsten Egoismus
tlnin lassen.
Dass die strenge und ausschliessliche Auffassung der Dative
a/J.tp und ip.oi als Dative des Vortheils misslich ist, haben die Heraus
geber auch gefühlt und desshalb bei der Paraphrase unter Zugrunde
legung des Begriffes „zum Vortheil“ einen ganz anderen Begriff ein-
sehieben zu sollen und einschieben zu können gemeint. So paraphra-
sirt Hartung den Vers: „er will regieren für sich, nach seinem
Gutdünken und zu seinem Vortheil: car tel esl nötre plaisir“.
Indem er also die Aulfassung „für sich, zu seinem Vortheil“ zu
Grunde legt, schiebt er plötzlich den Begriff „nach seinem Gutdünken“
ein; und dass er auf diesen hauptsächlich Gewicht gelegt wissen
wollte, geht aus der Hinzufügung der Worte „car tel est notre plai
sir“ hervor. Es bedarf keines Beweises, dass diese Unterschiebung
unberechtigt ist. Dieselbe Unterschiebung erlaubt sich Nauck, wenn
632
K v 1 c a 1 a
er von der Erklärung „so würde er für einen andern, nicht für sich
das Scepter führen“ zu der Wendung „und somit unselbstständig
sein“ übergeht. Dass nämlich Nauek „für“ in der Bedeutung „zum
Vortheil“ aufgefasst wissen wollte und somit dieselbe Slipposition
beging, geht aus der Bemerkung zu V. 737 „gewiss musst du auch
für andere sorgen“ hervor.
Ich bin der Ansicht, dass die Dative öX/m und d/xoi allerdings in
der Bedeutung „nach dem Gutdünken eines anderen“ und „nach
meinem Gutdünken“ aufgefasst werden können und dass sie, wenn
man es für unzulässig hält, sie als von ypr, abhängige Dative der ver
pflichteten Person aufzufassen, auch so aufgefasst werden müssen.
Diese letztere Behauptung stelle ich mit Beziehung auf Schneide-
win’s Erklärung ') und im Gegensätze zu ihr hin. Aber in diesem
Falle muss man auf die Auffassung „zum Vortheil“ verzichten, man
darf sie nicht der anderen zu Grunde legen wollen, da die Vertau
schung der einen mit der anderen unberechtigt isl. Es kann jemand
nach seinem Gutdünken herrschen, ohne desshalb zu seinem eigenen
(wahren) Vortheil zu herrschen, ohne dadurch für sieb gut zu sorgen;
gerade diese Tragödie bietet ja in ihrem Ausgang ein Beispiel, wie
die ausschliesslich nach eigenem Gutdünken geführte Herrschaft
nicht zum Vortheil des Herrschers gereicht. Eben so kann man um
gekehrt sagen, dass der Herrscher, der zu seinem Vortheil herrschen
will, nicht ausschliesslich nach seinem Gutdünken herrschen muss.
Desshalb kann man nicht aus dem einen Begriffe den anderen dedu-
eiren und eine Vertauschung bei der Erklärung vornehmen.
Der Dativ bezeichnet auch die Person, in deren Dienste man
etwas thut. Das, was man im Dienste eines Menschen thut, kann freilich
auch als in seinem Interesse und zu seinem Vortheil geschehend auf-
gefasst werden, und hierin zeigt sich eben die Möglichkeit des Über
ganges zum Dativus commodi. Aber es muss nicht immer dieser
Begriff, nämlich des Vortheils, hervortreten. Weil das, was man im
Dienste eines Menschen thut, auch als nach seinen Weisungen oder
nach seinem Willen geschehend aufgefasst werden kann, so kann in
dem Dativ, wenn der Context danach angethan ist, auch dieser Be-
*) „Für einen anderen nämlich als für mich soll ich über dies Land herrschen?
Gewiss musst du auch für andere sorgen, da von keiner Gemeinde die Rede sein
kann, wo der Herrscher nur an sich denkt“.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
633
griff, nämlich der der Abhängigkeit, von einem fremden Willen,
hervortreten. Und dies ist hier der Fall. Vgl. als passende Analogie
Xen. Mem. 3, 1, 3 äzdtp, eyr h ha xat, iäv v^pöiv ng zaEiapyr, •?,
koyfx-ff, 301, im.3zr / tj.oxiozspoi Toto noksptxwv oopsv, zsfcw 7$ptv, nto-Ssv
vjp^arö ff£ oiodoxuo tz,v azpazr,yiav, was Kühner richtig „tibi vel
imperio tuo subiectus“ erklärt. Es entspricht diese Function des Da
tivs dem Genetiv, der das Abhängigkeitsverhältnis bezeichnet; einen
solchen Genetiv bietet der unmittelber folgende Vers dar; und es steht
dieser Genetiv im Einklang mit dem Dativ des vorhergehenden Verses.
Wir könnten den im V. 73(5 liegenden Gedanken auch so ausdrücken:
zXAov (dieser Genetiv müsste natürlich nicht als Genetiv der be
herrschten Person, sondern als possessiver Genetiv aufgefasst werden,
der hier speciell die Person, zu der man im Abhängigkeitsverhältnis
steht, bezeichnen würde) yzp ypr t p.e äpyovza stvat, vj avzoxpdzopx.
In der Verbindung des die Abhängigkeit bezeichnenden Dativs mit
dem Verbum apytiv, das gerade den entgegengesetzten Begriff enthält,
liegt ein beabsichtigter Gegensatz, durch welchen Kreon be
zeichnen will, dass sich diese zwei Dinge mit einander nicht vertragen.
Ein äp-yeiv, das sich nach dem Volkswillen richten sollte, hält er gar
nicht für ein äpyzi.v.
Was die von Bonitz vertheidigte Verbindung der Dative äXXw
und spot mit yjr, betrifft, so ist dieselbe meiner Ansicht nach zulässig.
Ich benutze diese Gelegenheit, um einige Worte zur Verteidigung
dieser Constructiou vorzubringen, weil ihre Zulässigkeit von vielen
Gelehrten geläugnet wird und weil ich (Beitr. zur Kr. u. Ex. d. taur.
lph. S. 70) unter Voraussetzung der Zulässigkeit dieser Constructiou
bei Eur. lph. T. 1190 ypr, ooi für das sinnlose ypvoö) vorgeschlagen
habe. Es finden sieb Stellen, an denen diese Constructiou unzweifel
haft vorliegt. Eur. Ion 1313 II. ösivov ys, Svr/zolg zovg vop-oog wg ov
y.aAöig sSyjxsv 6 Szög ovo' ano yvu>p.r,g ooyr/g ■ zovg piv ydp äSixovg
ßcopiv ovy_ i£ctv iypijv, ccAX iZsluvvsiv ovoi ydp tpaOeiv xaAov Szöiv
novripäv yslpa." zolsi d’ivdixotg izpd xa3t££tv, Sazig r,oixzlz,
r/.p'Öv xat prj ’ni zavzö zovz' iövz' zyziv ’iaov zom z' ioSlbv oxza röv
rs 3söjv napa. Mit Unrecht bemerkt Nauck (Anhang zur Ant.
S. 136): „Anders Bonitz Beitr. II, S. 34 ff., der für ypr, mit dem
Dativ sich nicht auf Eur. Ion 1317 berufen durfte, wo zolai §' ivSixoig
als Dativus commodi zu xaSitziv gehört“. Sollen wir annebmen, dass
Bonitz und vor ihm Hermann, Krüger (Di. § 48, 7. A. 6) und alle
634
K v i c a 1 a
Gelehrten, welche an dieser Stelle rotut ivdUoig mit iyprjv verbanden,
sich geirrt hätten? Mit nichten! Es ist, wenn man die ganze Stelle,
die ich desshalb im Zusammenhang citirt habe, erwägt, einleuchtend,
dass toloi d’ ivolxotg zu iypriv gehört. Ion raisonnirt darüber, dass
die Gottheit unter andern schlechten Gebräuchen auch diesen unter
den Menschen eingeführt habe, dass alle Menschen, ungerechte eben
so gut wie gerechte, an den Altären der Götter Schutz suchen dürfen.
Durch Nauck’s Auflassung wird der Zusammenhang gestört und eine
unglückliche Antithese „die Ungerechten sollten nicht am Altar sitzen;
für die Gerechten sollte man Heiligtlnimer errichten“ zu Tage geför
dert. Ich sage eine unglückliche Antithese, weil Ion von
einem von der Gottheit (ö Bzog V. 1316) eingesetzten schlechten
Brauche spricht, das Upä xocSiliuv in der von Nauck angenommenen
Bedeutung aber nur ein Menschen werk sein könnte. Und wie be
fremdlich wäre an und für sich der Gedanke rein d' ivolxciig Upä
xa3t£s!v, cang 'ödtxstr', iypf,v nach Nauck’s Auffassung! Und lässt
sich Upä ■x.a.SiZv.v für Upä. idpüziv mit Beispielen belegen? Oder hätte
er unter Upä etwa „heilige Gebräuche“ verstanden wissen wollen?
Dies ist nicht anzunehmen. Ferner ist zu beachten, wie symmetrisch
die von Euripides angewandte Antithese angelegt ist. Dem ßoopöv
entspricht Upä, dem ovy ttziv xa-3-ii^iv, iypf,v findet sich in beiden
Sätzen; natürlich entspricht auch roten o ivdixoig vollkommen den
Worten rovg piv ädixovg, d. h. wie roO? ädixovg von i/prjv ahhängt,
so hängt rolai ivdixoig von dem zweiten iypfiv ab, wobei dann auch
der Construction ßojpöv itziv die Verbindung Upä y.uSitzcj entspricht.
Zum Überflüsse zeigt noch r,dixsTro klar, dass Nauck’s Auffassung
unrichtig ist : denn wenn von einer Errichtung von Heiligthümern zum
künftigen ausschliesslichen Gebrauche der svdixoi ädixov[xzvoi die
Bede wäre, so müsste dang ddiy.v-,J5"r,aoiro oder oang äv ädtxoTro
stehen. Auch die folgenden Worte xai irr, 'ui radrä roür’ iövr zeigen
dass Upä y.aS’Zziv = ßojpov Zeiv ist und somit toToi ivdixoig mit
iypr,v verbunden werden muss. — Eine zweite Stelle findet sich hei
Aesch. Eum. 700 opSovaScu di ypr, xai ipfjtpov aipsiv xai diayvcövai
dtxvjv, a(’ocupevot g töv dpxov. So lautet die Überlieferung, die man
freilich mit Ganter in aidovp.ivovg verwandelt, weil man jenen Sprach
gebrauch nicht zugeben will. — Eine dritte Stelle ist bei Luc. Her-
motim. 38. Nun sprechen aber auch Analogien für die Zulässigkeit
der Construction des ypr, mit dem Dativ, Bei dsT findet sich der Dativ
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
635
mit dem Infinitiv nicht selten. Umgekehrt findet sich bei anderen
synonymen Ausdrücken, bei denen gewöhnlich die verpflichtete Person
im Dativ steht, doch auch zuweilen der Accusätiv; so bei npsnsiv,
bei den Verbaladjectiven auf riov. Wenn diese letztere gewiss sehr
auffallende Construction, offenbar nach Analogie von dsi und ipv mit
dem Accusätiv, auftauchen konnte, so ist es sehr erklärlich, dass
durch die Einwirkung der gewöhnlichen Construction bei den Verbal
adjectiven auf rsov und bei npoarjusiv die Verba dsi und zu
weilen die Construction mit dem Dativ der verpflichteten Person
annahmen.
In grammatischer Hinsicht wäre also die Verbindung der Dative
mit xpr-/ ohne Zweifel zulässig. Wenn ich sie dennoch nicht billige,
sondern äAAtn und ipoi in der oben angegebenen Weise auffasse, so
liegt der Grund darin, dass mir der bei dieser Auffassung resultirende
Gedanke bezeichnender und dem Zusammenhänge angemessener er
scheint; doch bin ich weit davon entfernt, jene Auffassung als unstatt
haft zu verwerfen.
An der Partikel yi hat man mit Unrecht Anstoss genonmmen.
An die Behauptung Elmsley’s (zu Med. 1334), dass 7i in Fragen
nicht gebraucht werde, glauben wohl heut zu Tage nicht mehr Viele. Es
ist dies eine jener willkürlichen Normen, dergleichen namentlich die
englischen Philologen viele zu Tage gefordert haben, die auf dem
seltsamen Grundsatz beruhen: „Etwas, was sich selten findet, muss
ganz und gar vertilgt werden, weil es wahrscheinlich ist, dass die
Schrifsteller immer die gewöhnliche und regelmässige Ausdrucksweise
gebraucht haben“. Heut zu Tage sind viele dieser canones Dawesiani,
Elmsleiani, Porsoniani, Brunckiani etc., nachdem sie lange genug in
unverdientem Ansehen gestanden haben, endlich glücklich beseitigt,
viele haben wenigstens bei jenen Kritikern, denen handschriftliche
Autorität und rationelle Auffassung mehr gilt als Uniformirungs-
sucht und das Streben, alles seltenere zu verdrängen, allen Credit
verloren. Was speeiell die Anwendung der Partikel 7s in Fragen
anlangt, so bemerkt Bonitz treffend: „Wenn 71 in dem der Frage
entsprechenden Aussagesatze seine angemessene Stelle hat, so ist
gar nicht abzusehen, warum es dieselbe nicht im Fragesatze haben
sollte, und das Factum lässt sich gar nicht leugnen, wenn man
nicht einer Hypothese zu Liebe eine ziemliche Anzahl von Stellen
zurecht schneiden will“. Vgl. Hermann zu Phil. 439 und Const.
Sitzb. tl. phil.-hist. CI. I.. ßd. IV. Hft. 41
■
636
R v i c a 1 a
Mattliiä (lexicon Euripideum S. 623), der sehr besonnen urtheilt
und bitter, aber mit Recht, Elmsley’s Willkür rügt.
Aber vielleicht gibt yi an unserer Stelle an und für sich keinen
angemessenen Sinn, so dass auch jene, die Elmsley’s Canon nicht
anerkennen, doch ein Recht hätten, es für corrupt zu halten. Und in
der That könnte man aus dem Umstand, dass die Erklärer über die
Geltung des ys an unserer Stelle uneinig sind, ein Argument gegen
die Echtheit desselben zu entnehmen sich versucht fühlen. Erfurdt:
„yi post ypr, est nostrum gar: soll denn gar ein anderer als ich
dieses Land beherrschen?“ Hermann (zu Vig. S. 827) mit Bezug
auf Erfurdt's Erklärung: „Debebat ita: es gehört sich wohl gar, dass
ein anderer, als ich, über dieses Land herrsche?“ Ellendt (lex. Soph.
I, S. 349) bezieht yi auf i^ot. Wex: „Ex nostra sententia vim lxuius
particulae h. 1. ita demum intelliges, si enuntiationem illam interroga-
tivam per negativam expresseris: ovosvi yj/n ys aAAco üp-ysiv rj ’p.ot.
Kein anderer j a als ich hat zu beföhlen, ich allein j a habe zu be
fehlen“. Resser hätte Wex übersetzt: „kein andrer als ich hat ja zu
befehlen, ich allein habe ja zu befehlen“; denn es kann als sicher
angenommen werden, dass yi auf yj/r, bezogen werden muss.
Ich gehe bei der Erklärung des yi an unserer Stelle von dem
bekannten Gebrauche aus, dass diese Partikel den Begriff des Wortes,
an welches sie sich anlehnt, nachdrücklich hervorhebt und dadurch
natürlich zugleich den Leser veranlasst, an einen Gegensatz zu
denken, wie überhaupt alle Sprachen gern zur Bezeichnung und Her
vorhebung des Gegensatzes sieb solcher Partikeln bedienen, die
eigentlich ihrer Natur nach bekräftigend sind. Fragt man nun, was
der Gegensatz von yj/o ist, an den zu denken die Partikel yi uns
veranlasst, so liegt die Antwort nahe. Die Art und Weise, in welcher
nach Kreon’s Ansicht Haimon die Regierung von ihm geführt wissen
will, wird im Gegensätze zu der Art und Weise gedacht, in welcher
Kreon factisch die Herrschaft führt und fortan führen will. Die Geltung
der Partikel tritt klar und scharf hervor, wenn wir aus dem Fragesatze
den Aussagesatz bilden, mit welchem Haimon, wie Kreon glaubt, seine
Ansicht aussprechen würde. Kreon stellt sich vor, als spräche Haimon
zu ihm: «AAo> r ; aoi ypr/ ys r fiad’ äpysiv y-dovög = nach eines anderen
Gutdünken als nach deinem eigenen sollst du wenigstens, wenn du es
auch nicht timst, im Gegensätze zu deinem jetzigen Verfahren über
dies Land herrschen. Vgl. Ant. 90 si y.cd ftvvr/oei y\ wo uns yi zwingt,
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
637
das ovvaoäai uns im Gegensätze zu der Absicht der Antigone
äpsaneiv, olg ccrjsLV ypr, zu denken. El. 319 tpriaiv ys. tpäaxuv d' ovdiv
cov ’Myet noiü. Ts hebt den Gegensatz zwischen dem ytzvca und dem
factischen Verfahren des Orestes (dem ov frotstr) hervor. Unumgänglich
nothwendig ist yi liier ebenso wenig als Ant. 736, da der Gegensatz
von (prjovj in den folgenden Worten ausdrücklich hingestellt wird.
Vgl. auch meine Bemerkung zu El. 1367 (1. Heft, S. SO).
Den folgenden Vers erklärt Bonitz: „Ein Staat hört auf Staat
zu sein, wenn er von eines Einzigen Willen abhängt“. Nauck: „Ge
wiss musst du auch fiir andere sorgen, da von einem Staate nicht die
Bede sein kann, wo alles einem einzigen gehört“. Offenbar ist Bonitz
im Beeilte, wenn er in den Worten dvopög sa.3’ ivdg den Begriff der
Abhängigkeit und nicht den des Besitzes findet. Der sogenannte
possessive Genetiv bezeichnet ja nicht immer und ausschliesslich den
Besitzer, sondern auch jenen, der über etwas verfügen kann, von dem
etwas abhängt. Diese beiden Begriffe hängen freilich zusammen; denn
was man besitzt, darüber kann man verfügen; aber oft tritt eben dieser
zweite Begriff entschieden hervor und der andere in den Hintergrund;
vgl. den Ausdruck savroD dvou. Dass es auch hier der Fall ist, lehrt
der Zusammenhang.
Nicht überflüssig dürfte die Bemerkung sein, die ich zu V. 734
zu machen habe. Wenn man bedenkt, wie sehr es Sophokles liebt
bei einem Wortwechsel eine Person Ausdrücke, welche die andere
Person gebraucht hat, aufgreifen zu lassen ] ), so wird man es gewiss
wahrscheinlich finden, dass auch hier Kreon’s ipsl eine Anspielung
auf Haimon’s tp-rioi ist, wie Kreon mit nöhg auf 6[j.67trohg lstl>g zu
rückweist. Nimmt man dies an, so muss man auch annehmen, dass
der im V. 734 ausgesprochene Gedanke in inniger Beziehung zu
Haimon’s Worten im V. 733 steht, eine Annahme, die auch an und
für sich schon ganz natürlich ist. Daraus folgt aber, dass raaosiv
durchaus nicht die Bedeutung von inirdGasiv haben kann, wie Nauck
annimmt (vgl. auch Nauck's Bemerkung zu 736 „wenn Kreon sich
von andern sagen Hesse was er anordnen sollte“). Es ist dies ein
Irrthum, in den schon der Sclioliast verfiel: & pi yp'rt TrpoazdaGeiv
rft toAe;, Ixetvri poi sysi. xeAeöe'.v. Natürlich sah sich der Sclioliast
1 ) Vgl. die Bemerkung Jncoh’s zu Ant. 74f».
41*
638
K v i c a 1 a
bei dieser Auffassung veranlasst « pe (was auch L hat), nicht dpi,
zu lesen. Aber der mit ä eingeleitete Satz ist ein Relativsatz, kein
Fragesatz; den vom Scholiasten angenommenen Sinn würde äaa<x ps
y_prj rdaoeiv oder ort (ri) ps y_pi) TtxaasLv geben. Daraus, so wie aus
der Beachtung des Zusammenhanges, der zwischen 734 und 733
stattfinden muss, ergibt sich, dass der Sinn von V. 734 ist: „Die
Stadt soll mir das sagen“ oder „von der Stadt soll ich mir sagen
lassen“ oder „von der Stadt soll ich Belehrung erhalten über Dinge,
über welche mir (natürlich ist dpi zu lesen, während nach des
Scholiasten Auffassung ä pe zu lesen wäre) das Urtheil zusteht“?
Haimon hat seinem Vater vorgehalten, dass Theben’s Einwohner nicht
die Ansicht haben, dass Antigone rotqid’ sns'driJiTai vöau> (d. i. xaxta);
darauf erwiedert Kreon, er habe darüber zu urtheilen, wann sich je
mand der xaxta schuldig macht, und die Stadt habe nicht darein zu
reden. Dieser Zusammenhang erscheint mir nothwendig. Es fragt sich
nur, wie sich die Bedeutung von raonsiv mit dieser Auffassung in
Übereinstimmung bringen lässt. Die hier für raaaeiv geforderte Be
deutung ergibt sich aus der Bedeutung „ordnen, Personen oder Dingen
die jeder einzelnen Person und jedem einzelnen Dinge zukommende
Stelle anweisen“. Kreon theilt seine Unterthanen in zwei Classen ein,
in xaxoi und xp^arot und er nimmt für sich ausschliesslich das Recht
in Anspruch, zu bestimmen, wer in die eine und wer in die andere
Classe gehöre. Nehmen wir Rücksicht auf vöay und das Neutrum
ä, so können wir sagen: Kreon beansprucht ausschliesslich das Recht
zu bestimmen, welche Handlung rotdde vöoog d. i. xaxt'a sei und
welche nicht. Wir müssen also rdoosiv erklären mit ftiardoasiv
(nicht sTurdoaeiv) oder Sioapsiv oder dtopitsiv (wie Dem. 18, 274
r« ötwptapsva xai töta^pevu verbindet). Über den Unterschied von
og und oong vgl. meine Bemerkung zu Eur. Iph. T. V. 755 f., so wie
Klotz's Erklärung dieser Stelle und meine hierauf bezügliche Bemer
kung (Ztschft. f. d. öst. Gymn. 1864. S. 666).
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
639
V. 741 ff.
AI. tfnep yvvr) dir aoü yap ovv Kpox.YiSop.ia.
KP. c3 K<xyxdx'.OT£, §iä Sixrig iöjv narpij
AI. ov yäp dixcaa a' i^apapTuvovS’ 6pQ.
Ohne Zweifel hat Hermann mit Recht V. 742 das Fragezeichen
gesetzt. At« ob.-gg Uvea gebraucht Kreon in der Bedeutung „rechten,
streiten“, so dass Stxri = Rechtsstreit, Streit. Haimon greift dies
Wort auf, nimmt es aber in dem Sinne „Recht, Gerechtigkeit“, so
dass für ihn Sia Sixrig Idrv bedeutet „den Weg des Rechtes wandeln“
(wie Plat. Prot. 323 A dt ot Sixcaooüvris isvat), und so erwiedert er:
„Allerdings wandle ich den Weg des Rechtes und zeige dir ihn
hiemit auch, weil ich dich auf den Weg des Unrechts abirren sehe“.
V. 746.
KP. (L piocpdv fjSog xod yvvcaxog uarEpov.
AI. oii xäv eXotg fidtreo ys rcöv txiay^ptöv 6ps.
Die Überlieferung des L ovx av hat Doederlein emendirt. Diese
Emendation ist schon äusserlich wahrscheinlicher als Porson's
Änderung ov räv und sie gibt einen viel angemesseneren und nach
drücklicheren Sinn, weil durch sie V. 747 in engen Zusammenhang
mit 746 gebracht wird. Wollte man einwenden, dass Haimon den
Vorwurf, er sei yweuxög vanpog, nicht einmal ohne Erwiederung
lassen dürfe, geschweige denn, dass er die Zulässigkeit dieses Vor
wurfs noch durch xat bestätigen sollte: so muss man dagegen
erinnern, dass Haimon von seinem Standpuncte aus ywcaxdg vare.-
pov nicht als Schimpf anerkannte. Kreon wirft mit den Worten
ywuixög üdripov dem Haimon vor, dass er Antigone und ihre That
vertheidige, um sich seine zukünftige Gattinn zu erhalten. Haimon
gibt dies zu und er kann es zugeben. Bisher hat er freilich die Anti
gone objectiv vertheidigt, indem er Kreon zu überzeugen suchte, dass
Antigone’s That eine gerechte sei, wobei er auch darauf hinwies,
dass Kreon in seinem eigenen Interesse handeln würde, wenn er von
dem Entschlüsse, sie zu strafen, abginge. Dass Antigone seine Braut
sei und Kreon desshalb Rücksicht nehmen sollte, darauf hinzuweisen
640
K v 1 c a 1 a
hat Haimon bisher sorgfältig vermieden, damit Kreon die Vertheidi-
gung Antigone’s nicht für egoistisch hielte. V. 747 enthält die erste
Andeutung, dass Liehe zur Antigone und die' Sehnsucht, sie zu besi
tzen, auch mit ein Motiv zu seinem Verfahren sei 1 )- Während aber
Haimon dies mit Bezug auf Kreon’s yjvouxog ösrspov zugibt, behaup
tet er zugleich, dass dies Motiv mit Rechtlichkeit der Gesinnung ver
einbar ist, dass er, wenn auch yvvaixog vazEpog, doch damit nicht
zugleich rjaucüv rüv cdoypöiv sei. Irrthümlich bestimmt Jacob den
Zusammenhang in folgender Weise : „Du wirst mich niemals unter-
tlian oder ergehen etwas Schlechtem finden. Bin ich daher auch
Antigone, meiner Braut, ergeben: so vertheidige ich sie doch jetzt
nicht desshalb, weil sie meine Braut ist, sondern, weil sie recht ge
handelt hat“ etc.
In Betreff der Partikel yi kann ich nicht der Bemerkung bei
Schneidewin-Nauck beistimmen: „Die Partikel ye ist, wie oft nsp, hei
dem engen Wörtercomplexe dem Begriffe rcöv aioypöjv, wozu sie
gehört, vorangestellt, vgl. El. 1188 y.ixl ptrjv op&5 ys xaOpa züv ipSjv
y.cc/.öiv“. Vielmehr dient yi dazu, den Gegensatz zwischen ywcaxdg
vanpov und rjantii tojv aiay.püv scharf hervorzuheben. Es gehört also
yi zu dem ganzen Complex Yiontjj twv aioyjjüv und ist passend dem
■ntjc7co nachgestellt. Hätte Sophokles den Gegensatz zwischen yvvca-
y.ög und rtöv aWyjpüw markiren wollen, dann würde er yi nach tcöv
«iaypüv gesetzt haben. Auch in der angeführten Stelle El. 1188
darf nicht yi auf xavpa bezogen und eine unregelmässige Stellung
angenommen werden; vielmehr setzt Elektra dem von Orestes ge
brauchten dpojv nachdrücklich ipäg entgegen und diese nachdrück
liche Entgegensetzung wird durch yi bezeichnet.
D Mall wird die Zulässigkeit dieser Auffassung nicht Iiiugnen, wenn man erwägt, dass
auch in V. 749 mit xajzoö dasselbe Moment angedeutet wird, welches dann mit
den Worten vjö’ ovv ^avctrat xal SavoO'T 5 oXet riva mit Entschiedenheit hervor-
gehoben wird.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
641
v. tss fr.
AI. el p.r/ Karrip ria$\ ginov äv a' ovx sü (ppovdv.
KP. •y-jvatxö? ibv §oülsv[xoi, ixr) xcortAAc p,£.
AI. ßovXsi Asysiv rt xai Xs'ywv [xr/oiv xAüstv ;
Vier verschiedene Auflassungen hat xwtiAAe erfahren, unter
denen die Wahl nicht schwer fällt.
Manche fassen xwriAAav in der Bedeutung, die es gewöhnlich
hat, auf. So Nauck: 'Du, ein Weiberknecht, verschone mich mit
Schmeichelreden’, indem Kreon der Hinweisung auf die dem Vater
gebührende Ehrfurcht eine schlechte Absicht unterschiebt.“ Die Un
möglichkeit dieser Erklärung lässt sich aus der Entgegnung Haimon’s
beweisen. Haimon's Worte (757) beziehen sich offenbar nicht blos
auf den Schimpf 7vvaixdg wv öoüAsup.a, sondern auch auf die Worte
lj.r, xdirtAAe p.s; der Zusammenhang zwischen ßoöAst p.r,oiv xAöstv und
p.r; xwtiAAs /jls ist unverkennbar. Es müsste also hei der Annahme
jener Bedeutung dieser unpassende Sinn in Haimon’s Worten sein:
„Willst du etwas sagen d. i. willst du nur allein reden und selbst
nichts (d. i. keine Schmeichelreden!) hören?“ Freilich fasst Nauck
nach Schneidewin’sVorgang V. 757 anders auf: „Haemon erinnert an
die Gnome: wer sagt was er will, muss auch hören was er nicht will, zu
Ai. 1085. Plaut. Pseud. 1173 contumeliam si dices, audies“. Und
diese Auffassung von V. 757 ist allerdings richtig; aber wer xom'AAeiv
in der Bedeutung „schmeichelnd reden“ nimmt, ist zu dieser Auf
fassung von V. 757 nicht berechtigt, weil keine Berechtigung vorliegt
anzunehmen, dass Haimon hei seiner Erwiederung Kreon’s Verbot p.r ;
xwriAAs p.s ignorirt hätte. Nauck hat dies freilich angenommen und
Haimon’s Erwiederung blos auf den schimpflichen Ausdruck 7vvcaxd?
&v doulzvixx bezogen, wie man, obzwar keine ausdrückliche Äusserung
von ihm darüber vorliegt, annehmen muss. Aber dabei hat er eben
ßoüAsi p-,div xAüetv übersehen, das offenbar auf das von Kreon in
den Worten p.r/ xojtiAAe /j.s geäusserte ßoblzaSai sich bezieht. Seine
Auffassung wäre nur dann zulässig, wenn Haimon erwiedert hätte
Al'j-iq rt, xai AI7&JV 01 £ t taojf ovoiv äxoOosaSca; oder ohi i^eivai
ocii A^etv rt xai (ot£t) Ae7ojv ovosv axoiiveoSai; oder etwas ähnliches
642
K v { c a I a
Dieselbe Bedeutung wird dem xum'AAeiv in Böckh’s Bemerkung
(Wex’sSylloge p. 199) beigelegt; trotzdem ist die Auffassung Böckh’s,
welcher Schneidewin folgte, der erstgenannten in Bezug auf den
Sinn geradezu entgegengesetzt, weil awrtXXetv ironisch aufgefasst
wird. „Ne aduleris. Lass bei mir das Schmeicheln, du ein Wei
berknecht. Kreon nennt die ihm eben zugefügte, aber im Ausdruck
gemilderte Beleidigung bitter eine Schmeichelei, und will zugleich
sagen, bei Weibern wäre Schmeichelei angebracht, nicht bei ihm“.
Diese offenbar ganz unwahrscheinliche Auffassung bedarf nicht der
Widerlegung.
Andere fassen xumAXetv in der entgegengesetzten Bedeutung
auf. Musgrave: „Forsan xumXXetv, quod est adulari, duas eontrarias
fere notiones habeat, plane ut dvetot^u)“. Wunder: „E sensu nexu-
que totius loci apparet valere vßpi&iv, sive, quo verbo v. 733. Creon
usus est, devvä&iv. Contumeliosa enim verba Haemonis putavit: si
—ypovetv“. Dindorf: „xutMsiv dicitur vel intransitive garriendi,
vel transitive blandiendi verbis decipiendive significatione: unde per
xolcoleveiv et i^anazäv interpretantur grammatici. Sophocli vero de
eo dicere placuit (!) qui verbis increpat, ut mox dewätstv“. Was
man doch alles dem Sophokles zutraut! Es ist gegen diese Auffassung
einzuwenden, dass diese Bedeutung nicht nur nicht sich mit Parallel
stellen belegen lässt, sondern dass sie nicht einmal denkbar ist; denn
wie sollte sie sich mit dem sonstigen Gebrauch des Verbums vereinigen
lassen?
Die jüngeren Scholien bieten die Erklärung [xv dnura. p.s, Xsytov
inzip avrijg ip.oi duay^spaiveiv rvjv rcoXiv. Einigermassen lehnt sich
auch Nauck’s Erklärung an diese Auffassung an, wie die Worte
„indem Kreon der Hinweisung auf die dem Vater gebührende Ehrfurcht
eine schlechte Absicht unterschiebt“ und die Anführung von Theogn.
363 eu xwtiAAs tqv ey_Sp6v zeigt. Die Bedeutung änaröcv ist allerdings
nachweisbar, aber die Erläuterung des änazäv durch X^wv ünsp
ocÜTrig Ep-ol du'j-^Epaiveiv und somit die Aufhebung des unmittelbaren
Zusammenhanges zwischen 736 und 733 ist unwahrscheinlich. Die
Auffassung aber „suche mich nicht durch glatte Worte, schmeichelnd
(s! p.T) narrip ZaS"), zu berücken“ ist ebenfalls nicht zulässig; die
Äusserung Haimon's ist nur scheinbar mild, in Wirklichkeit sehr
bitter; Kreon konnte in seiner Gereiztheit gewiss in derselben keine
Schmeichelei, kein Streben ihn mit glatten Worten zu berücken finden.
■
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
643
Die einzig zulässige und dem Zusammenhang trefflich entspre
chende Auffassung von x&m'XXsiv ist die von Erfurdt gegebene,
welcher Wex, Ellendt, Jacob beistimmen. „Hic nihil aliud esse
potest, quam garriendo molestum esse“. Gewöhnlich wird
ävtäv oder Xunstv von dem gebraucht, der einem durch sein Reden
lästig fällt; hier ist in demselben Sinne xwrt'XXetv gebraucht, was ein
noch bezeichnenderes Wort in sofern ist, als darin der Begriff des
Schwatzens deutlich hervortritt i). Für diese Auffassung spricht
deutlich Haimon’s Erwiederung. Kreon hat in einem Athem den
Haimon beschimpft (yvvauäg £>v douXsupta) und zugleich gefordert,
er solle ihn nicht weiter mit seinem unverständigen (vgl. cLv tppevüv
aiirog xsvög) Geschwätz belästigen. Auf beide Puncte nimmt Hai
mon in seiner Erwiederung Rücksicht; Xi^ctv rt bezieht sich auf
die Beschimpfung und ßoOlei x\üsiv auf Kreon’s Verbot
xcimXXs p.s. Er gibt zu verstehen, dass Kreon, wenn er Schmähungen
ausstösst, sich auch seinerseits ähnliches von ihm gefallen lassen
müsse; er weist Kreon's Forderung pwj zwrtXXi /xe ab. So fasst auch
Kreon Haimon’s Worte auf; er findet in ihnen die Drohung, dass
Haimon ihm Gleiches mit Gleichem, Schmähungen mit Schmähungen,
vergelten wolle und glaubt, wie aus seinen Worten (758 f.) erhellt,
dass er diese Drohung wahr machen werde. — Freilich könnte man
gegen Erfurdt’s Auffassung einwenden, dass x&ortXXstv absolut in der
Bedeutung „schwatzen“ gebraucht werde und dass es an der ein
zigen Stelle, wo es mit dem Accusativ der Person verbunden
*) Kaxrt'XXco (xcortXjw) ist von xarnXoc abgeleitet. KomXoc wird wohl mit liecht
mit xo7r-r-w in Zusammenhang gebracht. Curtius (gr. Etym. !, 122) stellt es
passend mit xomg (Schwätzer) zusammen und vergleicht bezüglich des Suffixes
vau-riXo-g; es hätte also demnach xco-rtXo-s das n der Wurzel eingebüsst.
Bezüglich des w gegenüber dem o der Wurzel vgl. xco<p-o-$, das ja unzweifelhaft
von Vxon stammt. Ist diese Etymologie richtig, so wäre xcortXoc eig. „ermüdend“
(vgl. x07roc), speciell „durch Geschwätzigkeit ermüdend“. Wenn man annähme,
dass diese Bedeutung in xcortXo? und xojuXXco gefühlt ward, so würde die Con-
struction xcortXXetv rtva d. i. „einen durch Geschwätzigkeit ermüden“ eine leicht
erklärliche sein. Doch auch, wenn wir von der Bedeutung „geschwätzig“ und
„schwatzen“ ausgehen, lässt sich, wie im Text bemerkt ist, jene Construction
erklärlich finden. Die Bedeutung „adulari“ ist eigentlich nicht nachweisbar; denn
dieser BegrifF liegt ja in dem Accusativ «^xuXa, p.aX^axa, vjdea u. s. w. der
hinzugefügt wird.
P>44
K v i c a 1 a
erscheint, nämlich Theogn. 363, die Bedeutung änaräv (beschwa
tzen) habe. Aber diese Einwendung kann gegenüber der Thatsache,
dass nur die Bedeutung „einem vorschwatzen, einen mit Schwatzen
belästigen“ dem Zusammenhänge entspricht, nicht als stichhaltig
angesehen werden. Dass Sophokles xurttleiv rivd in der Bedeutung
„einem vorschwatzen“ gebraucht hat, kann nicht sehr befremden,
wenn man bedenkt, dass Dichter öfter Verba des Redens mit dem
Accusativ der Person, zu der geredet wird, verbinden; so z. B. II. p
237 xai tot' dp' Ala.; ein:e ßorjv äyciSiv MeveXaov. Soph. Ai. 764
o p.ev ydp avTÖv ivvenei u. s.
Was die Worte liyeiv n betrifft, so ist zu bemerken, dass sie
sehr gut von der Beschimpfung gebraucht werden konnten, da ja ri
öfter in dem Sinne „etwas ühles“ gebraucht wird; vgl. namentlich
öpdv ti „etwas übles zufügen“ und die deutschen vulgären Ausdrücke
„hat er dir etwas gemacht? hat er dir etwas gethan? hat er dir
etwas gesagt?“ = hat er dir etwas zu Leide gethan? hat er dir eine
Beleidigung gesagt?
V. 738 f.
alr,Sei;- dlX ov rövö’ ”0),op.7rov, iaS’ du,
yaipuv imi lpöyoiai devvdaei; ifxe.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass exi ■•pöyotoi nicht mit yai-
pwv verbunden werden kann. So haben es denn fast alle Erklärer
richtig mit devvdaei; verbunden, aber in verschiedener Weise auf
gefasst. Matt und unpassend ist Hermann’s „reprehendendi eaussa“;
denn ipeyeiv und öevvdtei-v sind synonyme Ausdrücke, die sich nur
dadurch unterscheiden, dass devv&^eiv stärker ist als ipeyetv. Wie
könnte somit als Absicht von devvd^eiv, wodurch ja ipiyeiv überhoten
wird, eben dies tpdyeiv hingestellt werden? wie könnte man sagen:
„du wirst mich beschimpfen, um mich zu tadeln“?
Ausser dieser Auffassung gibt es noch zwei andere. „Quidni
eni ipöyoiai explicemus praeter vituperium? non impune vituperio
addes cavillationem“ (Wex). Die von den meisten Erklärern ange
nommene Auffassung aber ist die, nach welcher im ipöyoiut im Sinne
von ipeyojv (als Bezeichnung der Art und Weise oder der Begleitung)
genommen wird. Die Anmerkung von Nauek schwankt zwischen die-
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
645
seu beiden Auffassungen, indem zuvörderst Stellen angeführt werden,
in denen sich Analogien für die letztere Erklärung finden sollen,
während es am Schlüsse heisst: „Haemon hat erst den Vater getadelt
und ist dann gereizt zu Spöttereien übergegangen“. Ich kann der am
meisten verbreiteten Auffassung nicht beistimmen, und zwar aus
einem ähnlichen Grunde, wie ich ihn gegen Hermann s Erklärung
hervorgehoben habe. Wenn devvd&iv — loictopeTv (Schimpfwörter
ausstossen) ist und den Ausdruck ipsyeiv fiberbietet, so kann zu
diesem Verbum nicht im tyoyoiai in dem Sinne' von ipiyw>v hinzu
treten; es wäre dies eben so sonderbar, wie wenn man „convicior
vituperans“ sagen wollte. Es bleibt somit nur übrig im ipöyoiai devvd-
tsiv in dem Sinne „dem (früher ausgesprochenen) Tadel noch
Schmähungen hinzufügen“ zu nehmen, welche Erklärung sprachlich
zulässig ist und einen sehr passenden Gedanken gibt. Kreon’s Ver
fahren mit Antigone ward ja von Haimon gemissbilligt und in mehreren
Äusserungen als ungehörig und für Kreon unvorteilhaft getadelt.
Schon diese missbilligenden Äusserungen haben Kreon mit Unwillen
erfüllt; jetzt aber, wo Haimon sogar zum devvdtetv Lust zu haben
scheint, wird er auf’s äusserste aufgebracht.
Aewdaei? ist keinesfalls auf Äusserungen, die Haimon schon ge
macht hätte, zu beziehen. Irrig ist die Bemerkung: „Haimon . . . ist
dann gereizt zu Spöttereien (diese Bedeutung hat übrigens devvd&iv
nicht!) übergegangen;“ es bezieht sich vielmehr devvdujsig auf die
Schmähungen, die, wie Kreon glaubte, sein Sohn jetzt der in den
Worten ßoOÄei Xsyeiv ri xai leyuv prridev xXiieiv liegenden Ankündigung
derselben folgen zu lassen im Begriffe stand. Dies kann man mit
voller Sicherheit behaupten, wenn man das Verhältnis zwischen
758 f. u. 757 scharf ins Auge fasst. Es sind nämlich nur zwei Fälle
denkbar. Entweder hat das itwa^iv schon stattgefunden; dann
müsste es in den Worten ßovlst — xlüsiv gesucht werden: oder es
hat noch nicht stattgefunden. Die erste Annahme wäre unrichtig, da
die erwähnten Worte kein devvdteiv enthalten; folglich bleibt nur der
zweite Fall übrig. Dass devvd&iv wirklich „Schimpfworte ausstossen“
bedeutet, zeigt der Gebrauch des Wortes klar. Ai 243 xaxd devvd&v
Wichtig ist für die Feststellung der Bedeutung von Sivvd&iv
Her. t), 107, wo sich das dem Verbum zu Gründe liegende Substantiv
ösvvos findet: Ma.ni'jrr,<; ö Aapsiov .... röv nrparriyöv ’Aprstövrrjv
\eye nnWd re xai xaxa, a\la re xai y uv ec t xö$ xaxi w fdg
646
K v i c a 1 a
aftzdv Et'vai rotaüra gzpazriyrjoavza . . . napd §£ zoiai IlipayGt yvvai-
y.dg xaxio) dx.oüaou ft £ wog piyiozog iozi.
V. 762 ff.
oft ftfiz' ipoi 7s, roöro p.rj ftölgrig Trore,
ovS' rjft' öXsizca n^rjoia, oft r’ oftftapd
zoftpöv npooöipet y.päz' £v oipSalpoig opüv,
oo? rot? Szkovai rtjjv yt'Acov fxacvf; auvcov.
Irrig ist die Erklärung des Scholiasten: w? paivr,, tprjoi, napd
r oig tpilocg zoig S£\ovaiv vn opeiv tu rrjv or)v paviav. Manche
Herausgeber begehen denselben Fehler; so sagt Nauck: „damit du
vor andern deiner Freunde tobest, vor andern, die deine pavia
zu tragen Lust haben“. Aber was berechtigt uns, wenn wir die
zu rot? Silouoi nothwendige Ergänzung in paivy suchen, die Worte
vnopeivai zyiv arjv paviav zu ergänzen? Wenn in paivy die Ergänzung
zu suchen wäre, so müsste man rot? Sfkouai von paivri (= sig zovg
3-ilovzag') abhängig machen und erklären rot? .S-sAoufft oe iavzoig
paiveaSai, was offenbar unstatthaft ist. Man muss vielmehr rot? Silovai
mit auvtöv verbinden und die Ergänzung mit Rücksicht auf dies awüv
vornehmen, also erklären avviov rot? Si'kovai as iavzoig cruvetvat, was
natürlich auf dasselbe hinauskommt wie ovvftjv zolg Stkovai aoi
ovveivat; denn ovveozi poi zig schliesst auch ovveipi rtvt in sich.
V. 817 ff
oftxovv xlsivrj xai snaivov iyjvo'
s? zoft' dnipyji xtvSog vexvow
ovzs fSivdmv nlr^iZaa vöaoig
ovzs ^iipiojv ini.yj.ipa \ayova',
d\X aftzovopog, £cüaa p6vr t ftr,
Svazüv 'Aiftav xazußrjaei.
„817 und 818 erklärt Heiland theils des Inhalts, theils der anti
strophischen Responsion wegen für unecht“. Nauck. Ich glaube,
dass nur der zweite dieser Verse zu tilgen ist, der in sprachlicher
Hinsicht ein gegründetes Bedenken erregt. Die Erklärer halten
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
647
xsvSog vexutuv für einen mit nerpü)Srjg xartüpuf (774), Epp.a rupi-
ßoy_o)GTOv (848), xarripeyris rv/xßog (885 f.), ^avovrwv xaratTxayai
(920), u. a. synonymen Ausdruck und verstehen darunter einen
Sriaavpog, welcher dem Labdakidengeschlechte als Begräbnissort
diente. Aber was soll das Pronomen röiJ’?Der Chor befindet sich
nicht in der Nähe der Gruft, so dass man nicht sagen kann, es werde
töS' von einer entsprechenden Handbewegung begleitet. Eben so
wenig geht in den Worten der Antigone (orp. a), auf die sich doch
die Äusserung des Chors als eine Modification bezieht, etwas voraus,
worauf durch röd' (in der Geltung, die gewöhnlich ovrog hat) zu
rückgewiesen werden könnte. Eben so unerklärlich wäre z6§\ wenn
man unter xsuSog vexücuv den Hades (vgl. Eur. Hec. 1 vexp&v xeüS-
[xüiva) verstehen wollte. Tilgt man V. 818, so wird eine genaue
Entsprechung zwischen ovxovv—xazaßr<oEi. und 834—838 hergestellt.
Ich glaube nämlich, dass die von Hermann vorgenommene Reduction
dieser 5 Verse auf den Umfang von 4 Versen (ctAXd dsög toi xai
$Eoyevvrig- rjp.EXg Se ßporoi xai SvyzoyEvsXg. xaczot <p3ip.svci) zolg
iooSiotg syxlripa \ay_EXv pi-y’ äxoüoai) in hohem Grade unwahr
scheinlich ist und dass in V. 836—838 wohl eine bedeutende Ent
stellung der Überlieferung (V. 836 ist etwas ausgefallen, V. 838 ist
sicher corrupt, V. 837 sehr verdächtig <), aber keine Interpolation,
die zu entfernen wäre, anzunehmen ist.
Tilgt man V. 818, so könnte man zu ooxoöv xleivii xai inaivov
Eyovv' aus den Worten der Antigone ä)X 'Ayjpovn. vupysötjtu das
entsprechende Prädikat ’A-/_epovzi wixtpsOiEtg ergänzen und nach
Ey_ouo’ somit das Fragezeichen setzen. Viel wahrscheinlicher aber ist
es ovxoOv—e^ovg’ mit xazaßr,aEi zu verbinden und das Fragezeichen
erst nach xazaßr,oei, nach Eyova' ein Komma zu setzen.
V. 842 f.
tu nohg, tu KolEutg
nol\)xrrjfj.ovEg ävopsg.
') Vgl. Nauek’s Bemerkung und das Scholion zu 838: ox/' 'Vöiv oxt
3 s o i c t ar, v p i \iyexe.
648
K. t i e a I a
Ohne Zweifel ist das ehrende Epitheton Koluyrr/povsg hier nicht
in seiner eigentlichen Bedeutung zu nehmen, sondern von dem Ansehen
und der bevorzugten Stellung zu verstehen. Dass Kolvxrr,puv in der
Bedeutung „angesehen“ gebraucht werden konnte, ist an und für sich
sehr begreiflich, da ja Reichthum und Ansehen Hand in Hand gehen;
und analoge Erscheinungen bestätigen es. So verweist Schneidewin
auf 0. R. 1070 ravrrjv o’ särs kIovoim yaipsiv yevsi (vgl. auch seine
treffende Bemerkung zu dieser Stelle); man kann ferner anführen,
dass nlovoiog bei Xenophon öfter die Bedeutung „vornehm“ hat und
dass sich sonst viele ähnliche Beispiele der Verwischung der ursprüng
lichen Bedeutung finden. So wurde die Bezeichnung oi KccyeXg zunächst
zufolge eines natürlichen Überganges von begüterten Menschen
gebraucht, und weiter auch wiederum zufolge eines eben so natürlichen
Überganges in der Bedeutung „principes“; vgl. Her. V, 30 s* Nä£ou
sfvyov ävdpsg rojv naysuv vko rov ö-op.ov, ebenso VI, 91 oi
Kuyeeg. Die Vornehmen werden oi äyaSoi genannt, ohne dass man
an die eigentliche Bedeutung dachte; und so Hessen sich zahllose
Analogien beibringen. Es liegt desshalb gar ein Grund vor, nolwr'r,-
povsg zu verdächtigen. Dennoch sagt Nauck: „Angemessener dürfte
sein Kolvy.rrjp.ovog, womit zu vgl. äylaäg 9r,ßag 0. R. 182, äfvsiöv
re KöpivSov II. 2, 370 u. a. (4. Aufl.), und in der neuesten (5.)
Auflage nimmt er sogar Kolv/.rr,p.ovog als „Verbesserung“ in den Text
auf. Gesetzt nun, dass Kolv/.rr,p.ovog „angemessener“ wäre, so würde
daraus noch keine Berechtigung hergeleitet werden können, Kolvv.rr,-
povsg zu verwerfen, so lange nicht der Beweis geführt ist, dass das
überlieferte Kolvxrr/povsg unangemessen ist. Und dies kann
niemand behaupten, da 1. Kolvy.rrip.ovsg nicht in der eigentlichen
Bedeutung genommen werden muss, sondern als ehrendes Epitheton
= „vornehm“ ist und da 2. der Chor wirklich aus angesehenen
Thebanern besteht; vgl. 1(54 ff. und 988 &rjßrjg ävay.rsg (s. 0. R.
911 und Nauck’s Bemerkung zu dieser Stelle).
Man muss aber, glaube ich, Nauck's Änderung gegenüber noch
weiter gehen und behaupten, dass sie unpassend ist und dass man,
auch wenn die Überlieferung Kolvv.rr,povog darböte, sehr berechtigt
wäre, es für corrupt zu halten. Wir haben hier zwei Exclamationen,
die einen Antiklimax bilden, da an den Begriff von weiterem Umfange
Kokig ein Begriff von engerem Umfange (ein Tlieil des Ganzen) Koleug
üvrjpsg sich anschliesst. Beiden Gliedern ist das Wort Kohg gemein-
Beiträge zur Kritik und Erklärung' des Sophokles.
649
schaitlich. Wenn man nun in einer solchen Weise., mit Wiederholung
des im ersten Gliede gesetzten Wortes, vom allgemeinen zum be
sonderen herabsteigt, darf das beiden Gliedern gemeinschaftliche
Wort im zweiten Gliede kein Epitheton erhalten. Es wird gewiss
einem jeden sein eigenes Gefühl sagen, dass eine solche Ausdrucks
weise, wie „o Stadt, o ihr, der reichen Stadt Männer!“ das Ohr
unangenehm berührt, gerade so wie wenn man z. B. sagen wollte:
„0 Stadt, o der herrlichen Stadt Tempel!“ Dies gilt übrigens nicht
blos von Exclamationen; eben so unangenehm würde das Ohr z. B.
durch folgende Ausdrucksweise berührt werden: „Ich bewundere die
Stadt und besonders der herrlichen Stadt Tempel“ oder „er hat mir
den Krieg und des verderblichen Krieges Drangsale geschildert“.
Man erwartet vielmehr bei einem solchen Anschlüsse „ich bewundere
die Stadt und besonders der Stadt Tempel“ u. s. f.
Y. 853 ff.
npoßäa’ in’ scr^arov Spaaövg
ig Aua.g ßaSpov
nponinsGsg, to rixvov, nolO.
narp&ov cT iy.ri.vsig uv’ uSlov.
L und Lb no'AOv, die übrigen Handschriften nolO.
Irrig ist die allgemein verbreitete Ansicht, dass der Chor hier
der Antigone eine Rüge ertheile und ihr zu Gemiithe führe, sie habe
die Dike schwer verletzt. Am entschiedensten wird diese An
sicht in Schneidewin’s Ausgabe entwickelt. „Der Chor ist ungehalten,
dass Ant. die Quelle ihres Missgeschicks verschweigt. Daher führt er
ihr in den stärksten Ausdrücken zu Gernüth, dass sie die Dike schwer
verletzt habe, d. h. die Göttinn, welche darüber wacht, dass durch
Gehorsam gegen die Obrigkeit Recht und Ordnung im Staate bestehe.“
Und weiter: „Vorgeschritten auf den Gipfel des Trotzes
hast du dich auf den Thron der Dike gestürzt, ein Aus
druck, den der Chor desshalb wählt, weil Ant. 451 feierlich sich auf
Seite der Dike gestellt hatte.“
Ist es, fragen wir, denkbar, dass der Chor hier Antigone rügt,
sie habe die Dike schwer verletzt durch ihren Ungehorsam gegen
die Obrigkeit, da doch dieser Ungehorsam gegen die Obrig-
750
K v 1 c » 1 a
keit identisch war mit dem Gehorsam gegen die Satzungen
der Götter? Keine einzige Äusserung des freilich ängstlichen
Chors berechtigt zu der Annahme, dass er in der Übertretung von
Kreon’s Gebot eine Verletzung der Dike gefunden hätte, sondern
er war gewiss vollkommen mit Antigone's Worten ov yäp ri y.ot Zeug
r/v ö xripi/^ag Tafte oftft' v tyvouog rcöv xctrco Seibv Aivxi roiovaft' iv
avSpünoicnv tipiaev v6p.ovg u. s. w., was den von ihr ausgesprochenen
Gedanken betrifft, einverstanden. Dass nicht Antigone, sondern Kreon
gegen die Satzungen der Götter, also auch der Dike, verstösst, das
war die Ansicht des Dichters, und diese lässt er auch den Chor aus
sprechen. Vgl. das zweite Strophenpaar des zweiten Stasimon, ins
besondere 604 f., 616— 7, 620 ff. und die treffende Auseinander
setzung in Sclmeidewin’s Einleitung S. 16 (4. Auf].). Man vergleiche
ferner die Äusserungen des Chors 1091 ff. 1097, 1101 f. 1103 f.
1107, in denen er seine Herzensmeinung zu äussern sich beeilt,
sobald ihm nur die Worte des Teiresias Mutli eingeflösst haben und
er den Eindruck, den sie auf Kreon machten, gemerkt hat. Nur
Furcht und nichts als Furcht war es, was ihn hinderte, offen und
entschieden Antigone's That zu billigen und Kreon’s Verbot so wie
seinen Beschluss gegen Antigone zu tadeln, und Antigone sagte die
reinste Wahrheit, wenn sie behauptete rouroig toüto näaiv ävftäveiv
leyoir' äv, ei p.r, yÄöüacjav iyAr,oi (poßog (604 f.). Wie könnte also
der Chor, muss man verwundert fragen, jetzt, wo Kreon abwe
send ist, er sich also nicht zu verstellen brauchte, der Antigone
vorwerfen, sie hätte durch ihre That die Dike verletzt? Vgl. auch
noch die nächste Äusserung des Chors oeßeiv [xiv evaeßeia ng.
Man müsste, wenn man die gewöhnliche Ansicht festhalten
wollte, annehmen, dass der Vorwurf des Chors, Antigone habe die
Dike verletzt, sich auf die Starrheit und Heftigkeit bezieht, die
Antigone im Gespräche mit Kreon bewies, und nicht auf ihre That,
nicht auf ihre Übertretung des Herrschergebots. Aber wer möchte
ein solches Auskunftsmittel anwenden wollen?
Auch die folgenden Worte der Antigone zeigen, dass der Chor
nicht jene Rüge ausgesprochen hat, oder wenigstens, dass Antigone
jene Rüge in ihnen nicht fand. Sie wird durch den letzten Vers
des Chors veranlasst, im Anschlüsse an diese Worte das erbliche
Unglück des Labdakidenhauses zu bejammern. Hätte der Chor ihr
jenen Vorwurf gemacht, so würde Antigone denselben sicher nicht
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
651
ruhig hingenommen haben, und statt an V. 856 anzuknüpfen, würde
sie ihre That vertheidigt haben; denn das hasst sich doch nicht
annehmen, dass Antigone jetzt erkenne, sie habe gefehlt, und dass
sie desshalb stillschweigend dem Chore Recht gehe; vgl. 904,
921—928, 943.
Wie soll also V. 853—855 aufgefasst werden ? Zwei Puncte
lassen sich wohl mit Sicherheit feststellen. Die Worte öi|mA6v ig
At'xrj? ßäS-pGv sind nicht mit npoaineasg zu verbinden »), sondern
als eine zu jvpoßäa gehörige, mit in iayjxrov Späaovg parallele Be
stimmung aufzufassen. Ferner lässt sich, was den hier erforderlichen
Gedanken im Allgemeinen betrifft, behaupten, dass der Chor sagt:
„Vorgeschritten auf den Gipfel der Kühnheit, auf der Dike hohe
Stufe, hist du in’s Unglück gestürzt“, d. i. „während du der Dike
Gebot kühn erfülltest, stürztest du in’s Unglück“. Und als Erklärungs
grund dafür, dass Antigone bei der Ausübung eines der Dike gefäl
ligen Werkes in’s Unglück stürzte, wird hinzugefügt narpüov 4’
ixrivsig riv’ aälov.
Was aber die Constituirung des Textes betrifft, lassen sich
zwar viele Vermuthungen aufstellen, aber mit Entschiedenheit kann
man nichts behaupten. Die handschriftliche Überlieferung npoai-
neosg i co zexvov, nolv (ttoÄOv) ist schwerlich haltbar. Würde npoa-
7T!7rr£tv, wie zuweilen ränrsiv (vgl. 474, El. 429), absolut in der
Bedeutung „stürzen“ d. i. metaphorisch „in Unglück gerathen“ ge
nommen werden können, dann brauchte man allerdings nichts zu
ändern; denn nolv wäre sprachlich vollkommen zulässig 2) und
durchaus nicht „sinnlos“; es wäre Tcpooninrnv noXü = schwer
1 ) Diese Verbindung’ und Ausdrucksweise wäre auch, wenn wir von den beiden oben
angeführten Gründen absehen, anstössig. Denn gesetzt einmal, dass der Chor die
That der Antigone rügen wollte, hätte er sich dieses übertrieben starken Aus
drucks „du hast dich gestürzt auf den Thron der Dike“ bedienen können ?
2 ) Allerdings wird 7toXu in adverbialer Geltung gewöhnlich mit dem Comparativ
oder Superlativ oder mit Verben, denen ein comparativischer Begriff innewohnt
(wie (pSaveiv, Kpoj3ai'vetv, dictcpipsiv u. a.), verbunden, aber es findet sich doch
auch zuweilen bei anderen Verben in der Bedeutung pAXcc. Vgl. Soph. Ai. 1382
xal [m’ e'ipEvaag iXnidoc, noXv. II. 19, 113 noXXdv Fiat. Symp. 223 B.
xara&Xfj^sTv rcavu noXv. Bahr. 124, 6 cjjp.w£e noXXov. Auch sprechen Stellen, wie
Aesch. Prom. 41 ov zovzo dEip.aivEig ir X i o v ; Soph. 0. II. 612 ßiozov, ov
7rXec(7rov <ptXet für die Zulässigkeit von noXv in solchen Fällen.
Silzb. d. phit.-hisl. CI. L. Bd. IV. Hft. 42
652
K v i c a 1 a
stürzen. Aber jene Bedeutung lässt sieh für npoonlnniv nicht
annehmen.
Vielleicht ist npö d' ineaeg (hin stürztest du) für npoaineoeg zu
schreiben. Der Metapher npoßäa' urprjAöv ig \tiag ßdSpov, durch
welche Aniigone's That als ein Emporsteigen bezeichnet wird, würde
der Gegensalz npö d' sneoeg (praeceps cecidisii) gut entsprechen.
Bezüglich der Tmesis vgl. Krüger Di. §. 68, 48, bezüglich des di,
du-ch welches auf den schon durch das Participium npoßdo' he-
zeichneten Begrilf zurückgewiesen wird (s. meine Abhandlung über
di in der Ztschft f. d. öst. Gymn. 1864, S. 314 ff.), vergleiche z. B.
Plat. Symp. 220 B övrog na’yov oiou dsi.vordtgv xai ndvrojv ?/ cvx
ifyövtcjjv .... ovrog d' ev rovroig i£r,a s^cov Ipariov xrX., wo mit di
(= da) auf den durch die absoluten Genetive bezeichneten Zeitpunct
recapitulirend zurückgewiesen wird, und Buttmann’s 12. Excurs
zur Rede gegen Meidias.
Es sind aber auch viele andere Vermuthungen möglich. Es kann
sein, dass npovineosg echt ist und die Corruptel blos in ko\(j liegt,
das ja nicht einmal die Autorität des Laur. für sich hat. Das natür
lichste wäre dann, anzunehmen, dass ein von npooineoeg abhängiger
Dativ durch nolvv verdrängt worden ist. Hartung vermuthet rayw,
wofür das Scholion zu sprechen scheint ineasg ydp eig r6 xsvo-
rdtpiov, Bonitz pöpip; man könnte auch 7töt|jlw und noch viele
ähnliche Vermuthungen aufstellen. — Bezüglich der Cons<•■uction
von npoGn'azTEiv mit dem Dativ im Sinne von ninrretv iY.g rt vgl. Eur.
Tro. 290 dvoTuysozdrui npoainevov aArjpco.
V. 897 ff.
Was Göthe in Bezug auf V. 903 ff lebhaft wünschte'), hatte,
bevor dieser Wunsch ausgesprochen war, Jacob geleistet (Sophocleae
quaestiones vom Jahre 1821), der später (1849) seine Ansicht aus
führlicher entwickelte und begründete in der Einleitung zu seiner
Ausgabe S. 17—23. In der That sind die Verse 903—913, die Jacob
Eckermann’s Gespräche mit Göthe Hf, 128: „So kommt in der Antigone eine Stelle
vor, die mir immer als ein Flecken erscheint und worum ich vieles gehen möchte,
wenn ein tüchtiger Philologe uns bewiese, sie wäre eingeschoben und unecht.“
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
653
für unecht erklärt hat, wenigstens gewiss 905—912, nicht zu retten,
und es ist verlorene Mühe, wenn Scharfsinn und Gelehrsamkeit auf
Vertheidigung derselben verwandt worden sind. Es dürfte nicht un
zweckmässig sein, die stichhaltigen Gründe, die von Jacob und
anderen Gelehrten zu Tage gefördert worden sind, hervorzuheben und
zusammenzustellen; denn es lässt sich nicht läugnen, dass aus über
mässigem Eifer manche Gründe gegen die Echtheit vorgebracht
worden sind, auf welche von den Vertheidigern der Überlieferung
leicht geantwortet werden konnte und geantwortet worden ist. Zu
diesen nicht stichhaltigen Gründen rechne ich z. B. das, was Jacob
S. 20 sagt: „Indess jene Verse passen auch sonst nicht in unsere
Tragödie. Denn abgesehen von ihrer Unwürdigkeit für Antigone und
von dem Widerspruch, in welchem sie mit ihrer ganzen Natur stehen:
so bedurfte doch gewiss Antigone für sich selbst keiner Rechtfertigung
ihrer Handlung, deren Beschluss im Augenblick aus ihrer Seele, fest
und nicht berührt von irgend einem Zweifel, hervorgegangen war
(31 ff.). Vor Kreon aber, der überdies hier nicht zugegen ist und der
überall von ihr so geringschätzig behandelt wird, sich nochmals
und zumal so kläglich zu rechtfertigen, hätte sie für die bitterste
Schmach und Erniedrigung ihrer selbst halten müssen“ u. s. w.
Eben so leicht ist es nachzuweisen, dass es kein haltbarer Grund ist,
wenn man sagt: „Und wie kann Ant. sagen, lebten ihre Eltern noch,
so könnte ihr wohl noch ein Bruder beschert werden, nachdem sie
862 ff. die Aiy.Tpwv ärai, aus denen sie selbst entsprossen, bejammert
hat“ (Schneidewin). Vollends schwach ist der sprachliche Grund:
srr/xsro seltsam, da er. nur heissen kann tabesceret,
hinsiechte, nicht aber = iTivSero, wie der Leichnam des Polynei-
kes“ (ebend.). Es hat neulich ein Gelehrter dies Bedenken durch die
Conjectur iar,nero beheben wollen, ganz ohne Noth; denn es unter
liegt keinem Zweifel, dass r'r,v.za5ou, bei welchem Verbum sich aus
der ursprünglichen Bedeutung „zerschmelzen, zerfliessen“ die Be
deutung „schwinden“ entwickelt hat, eben zufolge dieser Bedeutung
auch von der Verwesung gebraucht werden konnte.
Die stichhaltigen Gründe, die gegen die Echtheit der betreffenden
Verse geltend gemacht worden sind, sind folgende:
1. „Offenbar hätte Antigone einmal unwahr sein müssen, ent
weder in ihrer letzten Äusserung, dass sie allerdings in gewissen
43*
684
K v 1 c ii I a
Fällen Kreon würde gehorcht haben, oder in ihren sämmtliehen
früheren. In diesen sagt sie zu Ismene, Kreon habe nicht das Recht,
sie von der Erfüllung einer Pflicht gegen die Ihrigen abzuhalten i);
zu den Ihrigen aber hätten nicht weniger ihr Kind und ihr Gatte
gehört, als ihr Bruder. Dann erklärt sie Kreon, sie achte nicht sein
Verbot, sondern nur das Göttergesetz. Dieses aber befahl nicht hlos,
die Brüder, sondern gleichmässig alle die nächsten Verwandten zu
bestatten und weder ihr Gatte noch ihre Kinder wären Sclaven gewesen
(517).“ Jacob. Diesem Argument gegenüber nützt nichts Böckh’s
Verteidigung (S. 2(55): „Endlich kann man die ganze Stelle als
unmenschlich, mindestens als unzart im Munde einer Jungfrau be
trachten. Dies ist aber kein Grund, sie dem grossen Dichter abzu
sprechen. Das Alterthum kennt keine Empfindsamkeit; und Antigone
als Jungfrau kennt die Mutterliebe noch nicht so, dass sie die
schwesterliche ihr nachsetzen könnte; das Verhältnis zu dem Gatten
aber ist allerdings im Alterthum so lose und auflösbar gewesen, dass
dem Bruder der Gatte unstreitig nachstand. So hat der Gedanke,
obgleich als Entschuldigungsgrund sophistisch, dennoch für sie nicht
nur eine bedingte Wahrheit, sondern auch Menschlichkeit“. Lassen
wir die Frage nach Menschlichkeit oderUnmenschlichkeit ganz hei Seite
und halten wir uns lediglich daran, dass Antigone in grellem Wider
spruch mit sich seihst gerathen würde. Man könnte es sich gefallen
lassen, wenn Antigone hier einen, sei es auch noch so sophistischen,
Grund für ihre That vorbrächte, neben welchem der von ihr früher
immer hervorgehobene Grund, nämlich Gehorsam gegen göttliche
Satzungen, bestehen könnte; aber die Äusserung, dass sie das,
was sie für ihren Bruder that, für Kind und Gatten nicht gethan
haben würde, schliesst die Möglichkeit des von ihr früher immer
angewandten Grundes vollständig und unbedingt aus; denn war es
ihr mit der Behauptung Ernst, dass sie aus Gehorsam gegen das
Göttergebot Kreon’s Gebot nicht achten konnte, so wäre ihre jetzige
Äusserung, dass sie für Kind und Gatten nicht dasselbe gethan haben
würde, entweder eine Lüge oder eine Albernheit, eine Lüge in dem
Falle, wenn sie sich dessen bewusst gewesen wäre, dass dasselbe
Göttergebot eben so gut die Bestattung ihrer Kinder und ihres Gatten
*) Ich fasse allerdings den Vers, auf welchen hier Jacob anspielt, anders auf; diese
Differenz ist aber für das betreffende Argument von keinem Belang.
Beitrage zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
655
gefordert haben würde, eine Albernheit, wenn sie an diesen Umstand
nicht gedacht hätte. War aber ihre jetzige Äusserung ernst gemeint,
dann waren ihre früheren Behauptungen Lügen. Man hat auch Hegel's
Autorität zu Hüte geruten, um zu beweisen, dass Antigone so raison-
niren konnte. „Der Bruder aber ist der Schwester das ruhige gleiche
Wesen überhaupt, ihre Anerkennung in ihm rein und unvermischt
mit natürlicher Beziehung; die Gleichgültigkeit der Einzelheit und
die sittliche Zufälligkeit ist daher in diesem Verhältnisse nicht vor
handen; sondern das Moment des anerkennenden und anerkannten
einzelnen Selbsts darf hier sein Recht behaupten, weil es mit dem
Gleichgewichte des Blutes und begierdeloser Beziehung verknüpft ist.
Der Verlust des Bruders ist daher der Schwester unersetzlich u n d
ihre Pflicht gegen ihn die höchste.“ (Phänomenol. d. G. S.
341 »). Während also Böekh durch Hinweisung darauf, dass Antigone
die Mutterliebe nicht kannte und dass nach antiker Anschauung der
Gatte dem Bruder nachstand, Antigone’s Äusserung rechtfertigen will,
soll durch Berufung auf Hegel die Berechtigung jener Äusserung
philosophisch dargethan werden. Man braucht sich auf die Erörterung,
ob diese Behauptungen richtig sind oder nicht, gar nicht einzulassen.
Dass der Verfasser der fraglichen Verse weder im Hinblick auf das
von Böekh hervorgehobene Moment, noch etwa in dunkler Ahnung
des von Hegel ausgesprochenen Gedankens der Antigone jene Äus
serung in den Mund legte, geht unstreitig aus den folgenden Versen
hervor, durchweiche er selbst Antigone ihre Äusserung begründen
lässt: „Gatte und Kind könnten mir ersetzt werden, der Bruder ist
unersetzlich, da Vater und Mutter todt sind“. Wenn also die Eltern
noch am Leben gewesen wären, so hätte sie, wie aus dem ihr in den
Mund gelegten Raisonnement. folgerichtig sich ergibt, sich nicht für
verpflichtet angesehen oder wenigstens sich nicht für verpflichtet
ansehen müssen, ihrem Bruder jenen Dienst zu leisten. Was nützt
■) Dagegen Bemerkt Hermann (praef. p. 31): „Secundum, quod attulit Jacobus, ab
ingenio naturaque mulierum abhorrere, ut fratres magis quam maritos et liberos
ament, id Wexius ut refutaret, Hegelium eiusque cohortem ndvocavit. Frustra :
nam et Antigonae illa et Intnphernis uxoris disputalio quid aliud, quam etiain
veteribus id mirum ac paene inauditum Visum esse ostendit, si mutier marito iiliis-
que potiorem haheret frafrem. Dissentiant igitur, si iis ptacet, a caeteris hominibus
6
R v i c a 1 a
angesichts dieser widerlichen Begründung die Rechtfertigung, die
Böckh oder jene, die sich auf Hegel berufen, versuchen, wenn der
Verfasser nicht so gerechtfertigt werden will ?
Doch vielleicht kann man, verzichtend auf die R e c h t f e r t i g u n g
der Stelle, behaupten, dass sie sich wenigstens entschuldigen
lasse? Dieser Ansicht war Hermann. „Mea quidem sententia excusari
Sophocles, non liberari a reprehensione potest, quae est iustissima“
und weiter „facit id illa propter pietatem erga fratrem, ut ex tota
fabula apparet, non propter praecipuum quemdam amorem. Quare si
isto loco, de quo disputamus, ita loquitur, ut et quam aliis eamdem
debet pietatem, et naturalis mulierum in maritos et liberos propensi-
onis oblivisci videatur, non dubium est, quin id neque cum ipsius
ingenio, neque omnino cum feminarum moribus congruat. Itaque
defendi quidem non potest. At hinc non sequitur, excusari non posse.
Fecit enim Sophocles, quod saepe fecerunt tragici Graeci, ut etiam
minus apto loco quod populo argutis disceptationibus delectari solito
acceptum fore intelligeret, eius offerendi arriperet opportunitatem.
Qur-e quum Persicae illius mulieris dictum celebratum esse sciret,
utendum eo putavit, idque lmud sane inscite fecit (?). Nam ubi ad
ciudelissimam mortem abducitur Anligona, conquerentem facit hoc
modo: quid tandemdeliqui? amavi fratrem: quo quid mihi
potest carius esse?“ (Praef. p. 35 und 36). Diese Entschul
digung könnte nur dann für zulässig erachtet werden, wenn man
wirklich berechtigt wäre zu sagen: „Der Sinn der Stelle, kurz zu
sammengefasst, ist: amavi fratrem; quo quid mihi potest carius
esse?“ Aber man muss wahrlich in eine weite Entfernung von der
Stelle seihst treten und das, was in ihr wirklich enthalten ist, in
hohem Masse ignoriren, um zu dem Resultate zu gelangen, dass der
langen Rede kurzer Sinn kein anderer als dieser sei. Es wird durch
diese ungenaue Inhaltsangabe gerade das, was die Stelle Grelles und
Ungereimtes darbietet, verwischt. Und mag die Äusserung der per
sischen Frau so bekannt und berühmt «als möglich hei den Athenern
gewesen sein, so folgt daraus noch durchaus nicht, dass der Dichter,
um nur einen bekannten und bei den Athenern beliebten Ton anzu
schlagen, von ihr hätte auch einen solchen Gebrauch machen dürfen,
durch welchen Antigone zur Lügnerinn oder zu einer albernen Person
gemacht wird. Also auch diese Position der blossen Entschuldigung
ist unhaltha 1 ' und es bliebe den Vertheidigern der Überlieferung nur
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
657
die ultima ratio übrig, mit Bedauern zuzugeben, dass Sophokles, der
unvergleichliche Meister der tragischen Kunst, auch so grobe Fehler
begehen konnte.
2. Ein sehr wichtiges Argument, das Jacob nicht benutzt hat,
ist das von Dindor 1 ' hervorgehobene, das sich auf die V. 909—912
enthaltene Begründung bezieht. „Mirum tarnen est non sensisse
Valckenarium, acerrimi judicii virum, quae Intaphernis uxor de fratre
superstite dixerat perabsurde ab Antigona cadaveri adhiberi
fratris occisi, quasi is violando ab Antigona edicto Creonl’s,
qui corpus Polynicis insepultum projici jusserat, in vitam revocari
possit“. Dindorf. Auch hier kann man nicht an die Möglichkeit
einer Entschuldigung, geschweige denn an die einer Rechtfertigung
denken. Es ist doch die einfachste Regel von der Welt, von deren
Befolgung man keinen Dichter, keinen Prosaiker, überhaupt keinen
Menschen, der sprechen oder schreiben will, dispensiren kann, dass,
wenn man einen Satz A begründen will, der zur Begründung angewandte
Satz B zu dem zu begründenden Satze A passen muss und dass er
nicht ein solcher Satz sein darf, der wohl zu einem Satze C als Be
gründung passen würde, aber zu dem Satze A, um den es sich han
delt, durchaus nicht passt. Was Antigone anführt, in der Absicht,
einen Grund auszuführen, wäre als Grund nur dann brauchbar
gewesen, wenn sie dem (einzigen) Bruder gegen Kreon's Verbot das
Leben gerettet hätte; aber zwischen ihrer That (Bestattung des
Leichnams) und dem Satze, der als Begründung figurirt, gibt es
keine Brücke. Diese beispiellose Verwirrung kann man, wenn man
sich bezüglich derselben keiner Illusion hingibt, sondern sich dieselbe
in ihrer abschreckenden Gestalt lebhaft vorstellt, unmöglich dem
Sophokles zumuthen; sie kann nur von einem Interpolator herrübven,
der in seiner geistigen Trägheit die Absurdität der Verse, die er ein-
schob, nicht merkte.
3. „Darauf heisst es . . . „den Bürgern trotzend“ ganz
offenbar gegen Antigone’s Meinung. Denn nirgends erkennt sie den
Willen der Bürger in dem Verbot Kreon s; sondern sie behauptet
beständig, nur von ihm sei es ausgegangen und werde von den
Bürgern gemissbilligt (7 f. 21 ff. 48. 304 ff. 349. 847. 914. 942.).“
Jacob, „ßiq nohrüv aus 79 ungeschickt entlehnt, da Antigone die
Maassregel Kreon’s nicht als Gesammtwillen der Stadt gelten lassen
kann.“ Schneidew’ i. Gewiss ist ßia TroXrnüv im MundeAntigone s im
658
K v i c a 1 a
höchsten Grade auffallend. Warum nicht ßia. Kpeovroq? Man muss
notlrwendig, wenn man es zu rechtfertigen versucht, zu der Annahme
greifen, Sophokles habe absichtlich Antigone so sprechen und
damit anerkennen lassen, dass sie gefehlt und gegen den Gesammf-
willen sich vergangen hätte. Und daran denken wirklich Wex und
Böckh. Aber dagegen gibt uns der Dichter selbst eine Waffe in die
Hand; denn der Schluss ihrer Rede, namentlich V. 927 f., ist durch
aus nicht darnach angethan, diese Ansicht zu begünstigen.
4. „Dann ist das einfache zar^avdvro? in dem Gegensatz man
gelhaft, da man dazu roü rrpcorou noaipq ergänzen soll“. Jacob. Ich
finde auch diesen Tadel begründet. Beheben könnte man dies sprach
liche Bedenken durch die Conjectur nörnoq, weil dann zu äXkoq die
Ergänzung noaiq ganz natürlich wäre. Aber hat man ein Recht, die
Interpolation durch Conjecturen hie und da erträglicher machen zu
wollen?
5. Den schärfsten Tadel verdient die verkehrte Ausdrucksweise
des folgenden Verses zai 7raig <zk äXXov ywrö?, ei roüd' rj/zfrAazov.
Fragt man, wen der Verfasser unter roüde verstanden wissen wollte,
so ist die zunächst liegende Beziehung natürlich die auf Trat?. Ist
nämlich die Ansicht, dass der Verfasser dieser Verse Herodot's be
kannte Erzählung (III, 119) vor Augen hatte, richtig 1 ), so müssen
1 ) Und ohne Zweifel ist diese Ansicht die allein richtige. Die umgekehrte Annahme
ist vollständig unzulässig. Auch die von Böckh angewandte Modification dieser
umgekehrten Annahme („dagegen kann man füglich annehmen, Sophokles habe
dieselbe Sage gekannt, die Herodot erzählt, und Herodot habe hei der Darstellung
seiner Erzählung eine freundliche Rücksicht auf Sophokles Ausdruck genommen;
was weit entfernt ist von armseliger Nachahmung“) ist nicht zulässig. Wenn die
beiden Stellen nicht von einander unabhängig sind, so kann nur die Stelle der
Antigone entlehnt sein aus Herodot. Denn während hei Herodot alles, Gedanken
wie Ausdrücke, bis ins Einzelnste trefflich passt, kann dies von der Stelle der Anti-
goue durchaus nicht behauptet werden; hier muss man vielmehr von den Gedanken
sowohl (vgl. Nro. 1 und 2) als auch von den Ausdrücken, behaupten, dass sie so
unpassend als möglich angebracht sind. Angesichts dieser Erscheinung kann man
keinen Augenblick zweifelhaft sein, dass Herodot’s Darstellung die Quelle , die
Stelle in der Antigone dagegen eine Nachbildung ist. So muss ja eine metho
dische Kritik immer und überall verfahren. Wenn z. B. hei Homer derselbe Vers
sich wiederholt und an der einen Stelle sehr gut passt, während er an der anderen
unpassend ist, so ist natürlich anzunehmen, dass er aus jener Stelle in diese unge
höriger Weise herübergenommen worden sei.
Die Ansicht Ilermann’s, dass beide Darstellungen von einander unabhängig seien
und dass Sophokles seine Kenntnis von der Äusserung der Frau des Intaphernes
Beitrüge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
6U9
natürlich die Worte ei Toüd’ ■n\s.nho.v.ov als Nachbildung von Herodot's
Worten ei raörcc äKoßdAot/xc angesehen werden, woraus eben die
Beziehung von roöö’ auf -aig sich ergibt. Ein anderer Grund für
diese Beziehung ist der, dass doch auch der Verlust des Kindes er
wähnt werden muss, wie der Verlust des Gatten im vorhergehenden
Verse ausdrücklich bezeichnet ward.
Wenn nun unter roüo’ das (frühere) Kind zu verstehen ist, so
muss man mit Verwunderung fragen und man hat wirklich so gefragt:
„Warum dn all ov epcoröj? warum nicht von demselben Manne?“
ßöckh nahm auch an dieser Seltsamkeit keinen Anstoss, sondern er
hielt gerade diese Voraussetzung, dass das Kind vom ersten Gatten
nach dem Verlust des ersten Gatten stirbt, für recht zweckmässig,
weil dadurch die Behauptung „geschärft“ werde. „Der Einwurf . . .
Gur non ab eodem? hebt sich nach Antigone’s Rede von selbst,
weil sie den Gatten schon als todt voraussetzt, von dessen Tode mit
Absicht zuerst gesprochen war, um die Behauptung dahin zu schärfen,
dass sie selbst nach dem Verluste des Gatten von einem andern einen
Sohn bekommen könnte“. Also die in den Worten nioig [j.ev dv p.oi
y.aräavövrog äXhog r,v gemachte Voraussetzung soll im folgenden
Verse stillschweigend als Vorbedingung angenommen werden! Wie
ungeschickt dies ist, lässt sich leicht beweisen. Der Verfasser hat im
V. 90S und 906 eine Alternative hingestellt mit ovre—güte. Mit
V. 909 beginnt die Begründung. Die Worte noaig — dllog ov beziehen
sich auf das zweite Glied der Alternative (Chiasmus); folgerichtig—
soweit überhaupt bei der Abgeschmacktheit dieser ganzen Partie von
einem andern Gewährsmanne, als dem Ilerodot, verdanke, ist an und für sich und
auch wegeu des unverkennbaren Zusammenstimmens der Form unwahrscheinlich.
Nimmt man dagegen an, dass die Stelle in der Antigone Nachbildung von Herodot’s
Erzählung ist, dann erklärt sich ihre Ungeschicklichkeit und Widersinnigkeit ziemlich
leicht. Der Interpolator fand zwischen der Gattinn des Intaphernes und Antigone
eine Ähnlichkeit (Bruderliebe), und da ihm die hei Herodot sich findende Moti-
virung interessant schien und ausnehmend gefiel, so wandte er sie auch an, über
sah aber in seinem blinden Eifer, das sophokleische Drama um ein pikantes Moment
zu bereichern, dass zwischen beiden Situationen doch ein wesentlicher Unterschied
stattfindet, der das Herübernehmen von Herodot’s Motivirung nicht gestattet. Die
Gattinn des Intaphernes bethätigt ihre Liebe zu einem lebenden Bruder, der
gerettet werden konnte, mit Hintansetzung ihres Gatten und ihrer Kinder, aus dein
Grunde, weil sie keinen anderen Bruder bekommen konnte, falls dieser stürbe.
660
K v i c a 1 a
Folgerichtigkeit die Rede sein kann—sollte man im V. 910 blos die
Äusserung erwarten: „Auch wenn ein Kind mir stürbe, könnte ich
ein anderes bekommen“; von wem, das hätte dem Verfasser hier
vollkommen gleichgiltig sein sollen. Statt dessen hat er das, was er
früher in der Alternative gesondert hat, hier vereinigt, welche Verei
nigung man füglich nur eine Confusion nennen kann. Darüber, was
den Verfasser dazu verleitet hat, kann man nicht im unklaren sein.
Offenbar liegt der Grund davon in der blinden Nachahmung von
Herodot’s Erzählung und in der Verkennung des wesentlichen Unter
schiedes zwischen der Situation der Antigone und der Gattinn des
Intaphernes. Die Situation dieser Frau war allerdings eine solche,
dass sie, wenn sie den Bruder retten wollte, Kinder und Gatten zu
gleich verlieren sollte; die riv.va. äXXa bei Herodot sind also
allerdings „andere Kinder von einem anderen Gatten“; aber der Interpo
lator, der Herodot’s «XXa mit an’ «XXou furdg wiedergab, hätte bedenken
sollen, dass, was bei Herodot vollkommen angemessen und natürlich
ist, in seiner Nachbildung seltsam und abgeschmackt sich ausnimmt.
Auch ToOd’ verdient den schärfsten Tadel. Bei Herodot ist ei
raür« dnoßaKoi[j.i sehr natürlich; ravra sind „die Kinder, die ich
habe“. Der Interpolator hat in blinder Nachahmung das sprachlich
unmögliche rovS’ gesetzt, was an und für sich nur bedeuten könnte
„dieses meines Sohnes, den ich habe“. Die früheren Verse bieten
nichts dar, worauf sich roö8’ beziehen könnte; V. 905 heisst es ei
re'xvwv p.r,Tr;p gtpvv.
Dieser Umstand, dass roöd’, wenn man darunter einen Trais
versteht, sprachlich falsch ist, hat Hermann zu der Behauptung be
wogen, dass unter rovo’ der frühere Gatte verstanden werden müsse
„maritum, si mortuus esset, alium invenirem, et fi'ium ab alio viro, si
hoc viro essem privata“ (Ed. UI. praef. p. XXXII). Wenn durch
diese Auffassung von toOH' alles in Ordnung gebracht würde, so würde
man geneigt sein können sie gelten zu lassen, obzwar sie, da diese
Verse gewiss eine Nachbildung von Herodot’s Darstellung sind, un
wahrscheinlich ist. Aber Hermann setzt offenbar eine Unmöglichkeit
an die Stelle der anderen. Zunächst ist zu bemerken, dass auch der
frühere Gatte nicht mit roöS' bezeichnet werden konnte, sondern etwa
mit tov nporspou hätte bezeichnet werden müssen. Sodann wäre es,
wenn ei rovö' r)p.7rXaxov von dem Verlust des Gatten verstanden
werden soll, unmöglich im V. 910 die von Hermann geforderte Er-
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles. 661
gänzung xai naioög xarSavovrog naig an' äXXou <po>rög vorzu
nehmen. „Nihil ille, nisi liberius conformata oratione utitur: atque
ut modo dixerat,
ov yap nor' ovr’ av eI tsxvoov (JLrjrrjp E<pvv,
out’ el nÖGig p.01 x.arSavthv irrjXEro,
in quibus apertum est xarSavchv irhxsro etiam ad liberos referendum
esse, sic idem facit etiam quum dicit,
nöoig piv äv poi, xarSavövrog, ä)J,og f/v,
xcd natg an’ aklov (pwro?, ei toüS' fip-nlaxov.
Fingit se et maritum et filium habere: itaque hi, inquit, si mihi
eriperentur, et mantum invenire possem alium, et ab eo filium“.
(Praef. p. XXXIII sq.) — Was V. 905 betrifft, so gebe ich, abwei
chend von Jacob und Schneidewin i), gern zu, dass die in diesem
Vers nothwendige Ergänzung nicht unstatthaft ist, sondern ziemlich
leicht vorgenommen werden kann, weil zu dieser Ergänzung
ein hinlänglicher Anlass und Anhaitspunet vorhanden
ist, und zwar im V. 907 ßiq nohrüiv Tövd’ av ^pöprjv növov. Die
Worte tövSe növov in der Apodosis veranlassen oder zwingen uns
vielmehr, die Protasis el texvojv p.r;TV/p e<puv für unvollständig zu
halten und sofort auch richtig zu vei vollständigen. Muss nun aber im
V. 905 die Ergänzung ai s rövos növov in der Apodosis und nicht,
wie Hermann meinte, aus den Worten xarSavüv sttixeto in der paral
lelen Protasis gemacht werden, so entfällt die Analogie, durch welche
Hermann seine Auffassung stützen wollte, und man muss behaupten,
dass der Verlust des Knaben ausdrücklich erwähnt werden musste
und dass er wirklich mit den Worten el roöcf rip-nkaxov erwähnt wird.
6. Zu tadeln ist endlich auch V. 908 ri.vog vöpou dr) ruvra
npög öiyoi; Herodot gebraucht das ganz richtige Wort yvöijxr,
(Anschauung, Ansicht, die Bestimmungsgrund für die Handlungs-
1 ) Jacob: „Wenn es heisst 'Denn nimmer wohl, wenn ich von Kindern Mutter war’:
so kam es hier nicht darauf an, dass sie Mutter war, d. h. dass sie Kinder hatte,
sondern darauf, dass sie Kinder oder vielmehr, dass sie ein Kind verloren
hatte, und dasselbe nicht bestatten sollte. Dies also, nicht jenes musste gesagt
werden“ (S. 21). Schneidewin: „Aus dem Zusammenhänge soll ergänzt werden:
und m i r e i n K i n d gestorben wäre, dessen Bestattung mir verwehrt
würde — gerade, die Hauptsache.“
66^
K v 1 c a I n
weise ist) sowohl in der Frage des Königs rtva iyovaa yvco|j.v/v als
auch in der Erwiederung der Gattinn des Intaphernes ravrri rf, yvoipti
■/'Peo[xivY) £/£ca ravra. Natürlich wollte auch der Interpolator Antigone
sagen lassen: „Aus welchem Grunde sage ich dies?“ oder „auf
welchen Grund stützt sich diese meine Äusserung?“, da ja die fol
genden Verse eine Begründung enthalten. Und so bemerkt denn
Musgrave, vop-og bedeute hier ratio, und Böckli übersetzt „um
welcher Ursach willen sag' ich dieses wohl?“ Aber was hat den Ver
fasserberechtigt, vöp.o? in dieser Bedeutung zu gebrauchen? Nie be
deutet vö/xog schlechthin „Grund“; höchstens könnte man im Anschlüsse
an die Bedeutung „Sitte, Brauch“ sagen, dass vdp.o? zur Bezeichnung
einer „allgemein gütigen, verbreiteten Ansicht (vop.i^o[xsvri
yv&[xri, rö vopu£6p.£vov), die als Bestimmungsgrund auf das Handeln
des Menschen einwirken kann“, gebraucht werden konnte. Aber diese
Bedeutung passt hier nicht; denn mit Recht behauptet Hermann „nam
etAntigonae illa et Intaphernis uxoris disputatio quid aliud, quam etiam
veteribus id mirum ac paene inauditum visum esse ostendit, si mulier
marito filiisque potiorem haberet fratrem“. Die Bedeutung „Gesetz,
Regel“ ist ebenfalls nicht anwendbar. Ich halte es für sicher, dass
der Interpolator das Wort vop-og aus V. fl 14 roi&ds vopiw entnahm, um
zwischen rivog vöp.ov frh ravra npdg ^äptv ~k£yco und rcnüris . . .
vdp.w eine Beziehung zu Stande zu bringen und zwar eine ähnliche
Beziehung, wie sie bei Herodot zwischen der Frage des Königs rtva
zyjjvaci yvojp.7;v und der entsprechenden Erwiederung ravrri rrj yvei)[xy
Xpeoixsvw besteht, ohne zu bedenken, ob vöjxog zufolge seiner Bedeutung
sich dazu eignet.
Auch gegen npog ya-ptv könnte man Bedenken erheben. Eigent
lich sollte dies doch bedeuten rivt vöp/n -^api(opii-'vr) oder rtva vop-ov
ßzßatovv ßouXopivv} Xsyw ravraj Nun ist ja aber das in den voraus
gehenden Versen Gesagte nicht zu Gunsten dessen, was in den
folgenden Versen gesagt wird, hingestellt worden; V. 909 — 912
sollen nicht eine Bestätigung erhalten durch 905 — 907, sondern
umgekehrt V. 909—912 sind ein Grund, durch den die Richtigkeit
der früheren Äusserung erwiesen werden soll. Man sollte also did
rtva vöjxov (oder vielmehr yvcüp.r ; v, atriav) oder rl.vt vöp.tn (oder viel
mehr yvcöp.p) ■/.pojp.ivn oder eine ähnliche Ausdrucksweise erwarten.
Doch will ich hierauf kein Gewicht legen; denn wie im Gebrauche
von Svexa und ota oder gratia und propter die Gränze nicht immer
*
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles. 663
scharf gezogen, der Unterschied nicht streng beobachtet wird, so
könnte auch bei x<xpiv oder npbg y_äpiv die ursprüngliche Bedeutung
verwischt worden sein.
II.
Während die Mehrzahl der Gelehrten gegenwärtig gewiss in der
Athetese der von Jacob als unecht erkannten Verse ühereinstimmt,
herrschen bezüglich einer befriedigenden Heilung der Stelle grosse
Differenzen; die Frage, in welcher Gestalt die Rede der Antigone
aus Sophokles’ Hand hervorgegangen sei, wird von verschiedenen
Gelehrten sehr verschieden beantwortet. Hier muss nun zuvörderst
bemerkt werden, dass, wenn es auch niemals gelingen sollte auf diese
Frage eine überzeugende Antwort zu gehen, dennoch Niemand das
Recht hätte, diesen Übelstand als Argument zur Rettung der von
Jacob beseitigten Verse (wenigstens der Verse DOS—912) hervor
zukehren. Mit Unrecht haben Wex, Hermann, Böckh, Göttling <)
gegen Jacob geltend zu machen gesucht, dass er die sutura nicht
angeben könne. Nicht immer ist die Kritik in der glücklichen Lage
das Sprichwort 6 rptxtaag xat iäaerac zur Verwirklichung zu bringen.
Es beruht jenes gegen Jacob hervorgehobene Argument auf der
Annahme, dass der Interpolator zwischen die Verse des Sophokles,
o h n e dass ei n ei nziger s op h okl ei s c h er Vers a usfi el o der
irgend eine Änderung erfuhr, eine Anzahl von selbstgeschmie
deten Versen hätte einfügen müssen. Aber kann denn nicht ein oder
der andere echte Vers verdrängt worden sein? kann der Interpolator
nicht, um eine Verbindung seines Products mit den sophokleischen
Versen zu bewirken, einen oder den anderen echten Vers seinem
Zwecke gemäss umgestaltet haben? Nur dann, wenn bewiesen würde,
dass diese Möglichkeiten ausgeschlossen sind, wäre man berechtigt
zu argumentiren: Jacob konnte die sutura nicht angehen, andere
Gelehrte vermögen es auch nicht mit Evidenz zu tliun; also muss
1 ) Göttling sagt z. B. : „Ipse Jaeobus non potuit indicare, quo loco, si interpolati sint
versus, sutura latent et quomodo, ut recte Wexius djcit, omisso illo dicto orafi-
onis membra apte eonciliari possint“.
664
K v i c a 1 a
alles, was die Überlieferung bietet, für echt und unantastbar gehalten
werden i)-
Schneidewin stimmte Jacob vollständig bei und wollte nach
Tilgung von 903—913 die Verbindung zwischen 904 und 914 da
durch hergestellt wissen, dass er im V. 914 Kpsovri pivroi
xrA. oder p.6vw Kpsovri ravr’ xt'a. vorschlug. — Nauck (4. Aull.)
vermuthete, dass satt 901—916 zu schreiben sein dürfte:
IXoUff« xd.x6ap.riGa. xdniTVp.ß'irjVt;
y^oäg sdcoxa. ravr’ sdo£’ dpapravsiv
xat rjetvä roAp.äv, cL xaaiyvr/rov xdpa.
xcd vvv dysi ps d r) K psojv gCtoj Aaßwv xrÄ.
In der 3. Auflage folgt Nauck der von Lehrs ausgesprochenen
Ansicht, nach welcher V. 904—920 für unecht zu halten wären.
Dass durch diese Athetese ein vollkommen zweckmässiger Anschluss
und Zusammenhang bewirkt würde, ist nicht zu läugnen; nichts
destoweniger ist sie ein unwahrscheinlicher Versuch, weil gegen die
anderen Verse, die in Mitleidenschau gezogen werden sollen, kein
gegründetes Bedenken vorliegt. Am weitesten geht in der Reduc-
tion der handschriftlich überlieferten Verse Dindorf, indem er die
ganze Partie 900—928 für interpolirt erklärt „Quamobrem non dubi-
tandum quin longa baec declamatio V. 900—928 paucioribus quibusdam
quos Sophocles posuerat versibus ab vetere interpolatore substituta
sit, sive is Iophon, Sophoclis filius, fuit, sive, quod multo verisimilius
mihi videtur, unus ex eo genere poetarum, quos Aristophanes in Ranis
v. 90. descripsit“.-Dass Dindorf über Gebühr unbarmherzig gegen
die Überlieferung verfahren ist und sie unberechtigter Weise ver
stümmelt hat, will ich hier nicht ex professo beweisen, es wird aber
aus der folgenden Darstellung sich von selbst zur Genüge ergeben.
Meiner Ansicht nach sind nur acht Verse, nämlich 903—912
unecht und zwischen V. 904 xai.Tot a' syth ’rip.riaa. roXg ypovoüaiv
sv und V. 913 f. Toi&ds [xsvroi a’ 'sxnpOTifx-naaG' iyd> vöpiw Kpivvri
raür’ sdof’ äp.apräv£tv ist ein entsprechender Zusammenhang. Bevor
ich diesen nachweise, scheint es nothwendig, V. 904 einer Be
sprechung zu unterziehen. Man wendet gegen die Überlieferung dieses
Übrigens halte ich es für möglich (s. die unten unter c folgende Bemerkung),
dass Sophokles an V. 904, wie er überliefert ist, V. 913 angeschlossen hat.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
665
Verses ein, dass gerade die Bezeichnung des wesentlichen Moments,
dass das unbestreitbare ri[xrj<jou mit Fug und Recht geschehen
war, vermisst wird. Dies Bedenken sucht man theils auf exegetischem,
theils auf kritischem Wege zu beheben.
aj Manche verbinden su mit £npja«. Gefällig ist die Ausdrucks
weise dann allerdings nicht, aber ihre Möglichkeit will ich durch
aus nicht läugnen. Denn da ypovsXv an und für sich „Verstand haben“
bedeuten kann, so waren, könnte man sagen, die Zuhörer gezwungen
eu auf sri-ixrjna zu beziehen, weil der Gedanke sonst (bei der Ver
bindung von eu mit roXg fpovovalv) unpassend gewesen wäre. Beispiele
für eine solche ungewöhnliche Stellung von su (und von Adverbien
überhaupt) finden sich ja auch sonst. Obendrein könnte man einen
ganz plausibeln Grund angeben, der den Dichter hier zu dieser
ungewöhnlichen Wortstellung veranlasste. Antigone wollte, so könnte
man sagen, eigentlich die Äusserung tun nairci a’ syw sripiacc eu ;
da sie sich aber besinnt, dass nicht alle Menschen so über ihre That
urtheilen, so wird, bevor das entscheidende su gesetzt wird, roXg
(ppovovaiv als Res ’iction der Behauptung vorausgeschickt. Allerdings
wäre da bezeichnender und passender roXg ypovovai y' su, aber un
umgänglich nothwendig wäre ys nicht.
b) Arndt schlug vor xacroi as y’ su ’zl.p-r/aa zoXg (ppovovaiv su
und führte Beispiele für die Wiederholung von su in einem und dem
selben Satze an. Nauck bemerkt gegen diese Conjectur: „Mit Arndt’s
Emendation wird ein Ubelstand gehoben, dafür aber eine frostige
Pointe und ein unpassendes ys hervorgerufen“. Warum diese Pointe
frostig sein so'lte, begreife ich nicht; auch das zweite Bedenken
scheint mir nicht gegründet. Arndt’s Verteidigung dieser Partikel
„habes denique, quod in vulgata non expressum est, exprimi autem
paene est necessarium, Opposition per ys particulam coniugi et liberis
frairem. Hoc enim dicit Antigone: te quidem fratrem recte honorari,
liberos autem aut coniugem si eodem prosecuta essem honore, minus
recte fecissem“ ist allerdings misslungen, da sie auf der Voraussetzung
der Echtheit der folgenden Verse fusst. Aber Arndt hätte auch von
Jacob’s richtigem Standpuncte ys verteidigen können, wenn er ge
sagt hätte, die Partikel ys veranlasse den Leser hei as y' an einen
Gegensatz zu denken, der nicht ausdrücklich angegeben zu werden
braucht, sondern hinzugedacht werden kann: „Dich wahrlich habe
ich mit Recht geehrt; wenn ich einen anderen gegen das Verbot
666
K v i c a 1 a
des Herrschers eben so geehrt hätte, dann könnte man allerdings
zweifeln, ob ich mit Recht so gehandelt hätte“. Natürlich dürfte man
dabei nicht an Gatten oder Kinder denken, sondern an Personen,
deren Bestattung für Antigone nicht eine durch göttliche Satzung
auferlegte Pflicht gewesen wäre.
c) Es kann aber auch, wenn man die Überlieferung beibehält
und sv mit -rofj (ppovovoiv verbindet, dennoch ein passender Sinn
erzielt werden. Der Dativ würde dann nicht die Personen bezeichnen,
die ein Urtheil fällen über die geschehene Thatsache irt/xvocc, sondern
die Personen, deren Urtheil Antigone ihre That (das rtp.äv) anheim
stellte, von denen sie ihre That beurtheilt wissen wollte und auch
gerechte Beurtheilung erwartete. Es steht diese Modification des
Dativs sehr nahe dem Dativus commodi oder allgemeiner gesagt dem
Dativ der Dienstleitung (d. i. dem Dativ, der die Person bezeichnet,
für welche, zu deren Vortheil oder an deren Statt etwas geleistet
wird); denn was man für einen tliut, darüber steht dem, für den man es
thut, ein Urtheil zu. Vgl. die Bemerkung zu V. 736. Es wäre also der
Sinn unserer Stelle nach dieser Auffassung des Dativs: „Und doch
habe ich, als ich dich ehrte, auf das Urtheil der Verständigen reflec-
tirt und von ihnen Billigung erwartet“. In derselben Weise scheint
Hermann die Stelle aufgefasst zu haben. „Quum dicere velit opSüg
os irip-r/aa, ita hoc exprimit, ut dicat: et tarnen te ego, ut sapien-
tibus probarer, honoravi. Id quod idem est ac si dicat, sapienti
consilio“.
d) Es ist aber auch möglich, dass nach 904 etwas ausgefallen ist
und dass Sophokles etwa schrieb
■/.airoi a' iyi) \i[iriOC/. toTj tppmovoiv sv
spyov doy.oiio' av tovto näoiv devöavstv
oder etwas ähnliches.
Mag man nun welches immer von diesen vier Mitteln für das
richtige halten, der Sinn ist immer der, dass Antigone an das Urtheil
der Verständigen appellirt, mit dem Unterschiede, dass in den zwei
ersten Fällen Antigone sich jetzt auf das zustimmende Urtheil der
Verständigen berufen würde, während in den zwei letzten Fällen aus
gesprochen würde, dass sie schon damals, als sie die That unternahm,
auf das Urtheil der Verständigen und nur auf dieses reflectirte und sich
nicht darum kümmerte, wie andere über ihre That urtheilen würden.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
(567
Daran kann sich nun ohne Zweifel roiwöe p.ivrot n' ixnporip.r,-
aaa' syw vaixto Kpiovri tccOt ZooQ äiiaprccvsiv sehr gut anschliessen;
denn einen vipnog d. i. „Grundsatz, Norm“ hat Antigone allerdings im
V. 904 implicite hingestellt, nämlich den, dass man bei seinen Thaten
auf das Urtheil der Verständigen zu reflectiren habe, wie sie eben
verfahren ist. „Während ich dich mit Befolgung eines solchen Grund
satzes, dass man nämlich bei der Ausführung einer That vor Angen
haben müsse, wie die Verständigen über sie urtlieilen werden, geehrt
habe, schien ich dem Kreon darin zu fehlen“. Dadurch wird Kreon in
Gegensatz zu den Verständigen gestellt, auf deren Urtheil Antigone
sich beruft.
V. 913 f. möchte ich eben wegen der Worte rottöoe vd/zto auf
keinen Fall für unecht halten und eben so wenig eine Änderung in
diesen Versen für berechtigt gelten lassen, weil ich es für sicher
halte, dass gerade die Worte totüös vöpwp dem Interpolator Anlass
gaben, den ungeschickten Vers 908 ti'voj v6y.ov ob ravra npdg
X«ptv Xiyco zu schmieden, wie schon oben bemerkt worden ist.
Ein Bedenken könnte nur der Ausdruck exnp OTip.rjoa.0 erregen.
Man könnte nämlich meinen, dass durch die Präpositionen npd und ix
dem Verbum ripiäv ein Begriff ertheilt werde, der in offenbarer Be
ziehung zu den interpolirten Versen stehe (dass durch ixnpo-
rt[j.äv die Bevorzugung vor dem Gatten und den Kindern
bezeichnet werde) und dass somit der betreffende Vers eben wegen
e-/.7ipoTip.r / acca' auch unecht sein müsse. Dies Bedenken muss behoben
werden und lässt sich meiner Meinung nach leicht beheben. lipo zeigt
an, dass Antigone den Bruder und dessen Bestattung höher anschlug
als Kreon und Befolgung seines Gebotes, und ix verstärkt blos
die Bedeutung von 7rpOTip.äv, wie z. ß. in ixrt/xav, ixnpoSvp.eTcjSca.
Sehen wir nun die anderen Bedenken an, durch welche bewiesen
werden soll,' dass die Interpolation über V. 912 hinausreiche. Nur
das von Nauck gegen 922 f. erhobene Bedenken scheint begründet
zu sein.
Nauck: „aiä yepüv Xaßüv lässt sich hier schwerlich rechtfer
tigen; den Sinn des Ausdrucks lehrt ausser anderen Stellen 0. C.
470 öi' ooi'jiv y^sipüjv Biyd»/“. (S. Aufl.) Ich verstehe dies Bedenken
nicht. Der Ausdruck öiä yzpötv eig. „zwischen den Händen“ ist eben
so gut zulässig wie etwa yepoi, ja er ist viel schöner, weil plastischer.
Was gibt es also hier, das sich schwerlich rechtfertigen Hesse? Nahm
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft. 43
K v { c a 1 a
668
Nauck daran Anstoss, dass oiä. yjpüv Xxßüv direct dem Kreon bei
gelegt wird, da er dies doch durch seine Schergen thun Hess? 1 ) Es
ist nicht im geringsten auffallend, dass der Ausdruck yepüv Xaßeiv.
der eigentlich für die Schergen passt, auch von dem Urheber dieser
That gebraucht wird.
Dindorf gegen 917. 918: „Haec ex verbis Antigonae v. 8(57.
87(5 composita sunl ab interpolatore (eine schwache und lächerliche
Vermuthung! weil 867 Antigone von sich äyajxog und 876 mvp.ivco.og
sagt, sollen diese zwei Verse Nachbildung sein!), parum decore
adjecto oijzs jvsciödou zpotprig i. e. ovn ~oüax Sptpctoav, ut explicat
scholiasta“. Sonderbar, wahrhaft sonderbar ist es, dass Dindorf diese
Worte nicht anders aufzufassen im Stande war als in dem Sinne „es
ward mir nicht zu Theil ein Kind zu säugen“; denn in diesem Sinne
hat er doch wohl ncuSüov zpotpfig genommen, wie die Worte „parum
decore adjecto“ zeigen. Kein billiger und vorurtheilsfreier Beurtheiler
dieser Stelle, kein Kritiker, der nicht um jeden Preis eine erkleckliche
Anzahl von Verdammungsgründen zusammenbringen will, wird diese
Worte anders auffassen als in dem Sinne „es ward mir nicht zu Theil
ein Kind auf zu ziehen und Mutterfreuden zu haben“. Was zwingt
uns denn gerade an das Säugen zu denken?
Dindorf gegen 917 ovrz rou yap.ov p.epog Xa.yovoa.v: „Incertum
est utrum hic scriptor TOT pronomen (rtvo?) an articulum (roü) esse
voluerit. Sophocles neutrum additurus erat“. Es kann nicht zweifel
haft sein, dass Sophokles das Pronomen gesetzt hat; und dies ist hier
um nichts aullallender als 81b oör 1 ijuvvp.<pidiog nü pe zig vp.vog
0/j.vYjoev oder Ai. 863 avv zocyti ziyL
Nauck gegen 922. 923: „Diese beiden Verse stören (?) den
Zusammenhang und sind, wie es scheint, ebenfalls eine spätere Zu-
that. Antigone ist überzeugt, dass die Götter ihre That billigen und
dass Kreon seinen Frevel biissen wird. Darum erscheint die Frage rt
yp'O p.s ig Ssoög ßXineiv hier als unpassend. Das schiefe riv' cxvväv
%jp.p.a.yoiv wollten einige durch die Änderung gvp.p.ayilv erträglicher
machen; immer aber wäre der Ausdruck unklar“. Dindorf gegen rtv'
avoav £’j[j.ij.äyo)v: „Hoc parum apte finxit intcrpolator. Nullos enim
socios expetit Antigona, sed praecipuam landein in eo ponit fjuod sola
i) In dop 4. Aufl. hatte Nauck hier noch kein Bedenken; er bemerkte einfach: “#ty,
X-i zu 0. C. 470.“
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
669
Creontis edicto sese opposuit mortemque sola subiit. De quo videnda
quae ipsa dixit v. 69.—77.“ Vielleicht stehen die Worte t'l ypr, ^
r'ov oOarvjvov ig Ssovg in ßlimiv mit V. 921 vermittelst eines zu
ergänzenden Zwischengedankens im Zusammenhänge und die Worte
rtv’ avdäv £v[x[xäyjj}v mit V. 919. Doch gestehe ich, dass auch ich
hier an eine Interpolation glaube.
Dindorf gegen /gvyyvoT[j.sv: „gvyyvotjxsv metri caussa pro yvoi/zev
positum“. Wenn Dindorf glaubt, ^uyyvoip.ev sei hier sprachlich nicht
zulässig und blos aus leidiger metrischer Rücksicht für yvotixev ge
setzt, so beweist er damit nur, dass er den Gebrauch von avyyiyvw-
(jxscv nicht gehörig beachtet hat. Gewiss ist yiyvüaxuv nicht zwecklos
mit a6v verbunden. Antigone bezeichnet mit £u yy voipisv, dass sie,
falls wirklich rao ioriv iv dsoXg x.cää, erst durch ihre Leiden zu
einer mit diesem Urtheil der Götter übereinstimmenden Ansicht
werde gelangen können. Wir dürfen mit vollem Rechte zu £uyyvotpi£v
aus dem vorangehenden Verse aiiroXg (iisoXg) zur Ergänzung hinzu
denken. Gerade so steht z. R. bei Herodot I, 89 xcd ixsivoi avyyvovng
noiisiv gs dixaici ixövrsg nponffouat das Compositum GvyyvovTsg nicht
nutzlos für yvivreg, sondern es bezeichnet, dass eine Übereinstimmung
in den Ansichten der persichen Krieger und des Kyros erfolgen wird.
Und so Hessen sich noch viele Reispiele, in welchen nicht der Dativ
der miterkennenden Person ausdrücklich gesetzt ist, für diese Bedeu-
tung beibringen.
Auch gegen nÄstw xaxä. tzolScasv werden Bedenken erhoben.
Manche Gelehrte glauben durch Conjectur helfen zu sollen; Dindorf
erblickt auch hier eine Stütze für seine Ansicht, dass die Interpolation
bis zum Schlüsse von Antigone's Rede reiche. Nauck im Commentar:
„Gewöhnlich wünschen Gekränkte ihren Widersachern ein Gleiches,
wie Phil. 794 f. 1114 f. Ai. 839 f. Diesen Sinn würde man auch hier
bekommen, wenn man schriebe p.r, [xsloj xaxoc iza.3oisv. Für diese
Änderung scheint sowohl der Charakter der Antigone als die zunächst
folgende Äusserung des Chores zu sprechen“. Dindort äussert sich
noch entschiedener: „/zvj jriUtco xaxd perinepte (!) dictum ubi p.rj
[j.scuj aut Xgo. xocxk potius dicendum erat“. M. Schmidt meint, «p.apr«-
V0U!7!, \J:r, TrXsteo xaxd sei vielleicht aus d[xapTavovGiv, «Aytw xaxd
entstanden (Ztschft. f. d. öst. Gymn. XVI, S. 13). Die genannten
Kritiker haben die Geltung der überlieferten Lesart nicht richtig auf-
gefassl, wenn sie in den Worten der Antigone eine ernstlich
43“
670
K v i' c a I a
gemeinte Milde finden. Indem Antigone dem Kreon wünscht pm
kIvm mxu xdSoisv, wünscht sie durchaus nicht, er möge pst'w y.av.d
erdulden, sondern eben auch iaa; die Milde der Ausdrucksweise ist
eine sarkastische, keine aufrichtige; sie wünscht ihm p.rj n-Astw y.ay.ä
näSoi, weil sie weiss, dass er auch schon an den xcczä, die er über
sie verhängte, genug und übergenug zu tragen haben würde, wesshalb
sie eine Steigerung derselben nicht zu wünschen braucht. Dass /xri
TT/Uiw = laa sein kann, sollte doch Niemand bezweifeln. Es kann ja
i’aa auf doppelte Weise negativ ausgedrückt werden, entweder durch
o-j p.£tw oder durch ov rtlüw, wie sowohl non minus-quam als
auch non magis-quam dasselbe Resultat, nämlich den Sinn aeque
ac bietet. Die Schriftsteller wählen bald die eine, bald die andere
Wendung, je nachdem die eine oder andere dem Context angemes
sener erscheint. Übrigens kann man, um die Grundlosigkeit der
Verdächtigung von jzIzIm evident zu constatiren, als Parallele z. B.
Trach. 819 f. anführen, wo Hyllos seiner Mutter wünscht rr/v dz
repipiv r,v To’jjj.ü oidojai nurpi, rrjvd’ avrv/ Aaßai, eine Stelle, die trotz
ihrer Unähnlichkeit dennoch unserer Stelle in sofern ähnlich ist, als
die Anwendung des Ausdruckes rdpipig auf demselben Princip (Ironie)
beruht, wie hier /xri itXsioj y.ay.d.
Man sieht also, wie nichtig die Argumente sind, die man an
führt, um zu beweisen, dass die Interpolation über V. 912 hinausreiche.
Die Annahme einer bis 920 oder gar bis 928 reichenden Interpolation
stellt sich auch als ganz unwahrscheinlich dar, wenn man Folgendes
hedenkt. ln den acht Versen 90o—912 hat der Interpolator Absurdes
undUnzulässiges in wahrhaft kolossaler Weise aufgehäuft. Und derselbe
Interpolator (denn man würde doch wohl nicht zwei oder noch mehr
Interpolatoren annehmen wollen, die ihr Scherflein hätten beitragen
sollen) sollte sechzehn Verse haben schmieden können, gegen
die sich kein gegründetes Bedenken Vorbringen lässt, die im Gegen-
theil gar manches Schöne und Treffende enthalten?
Doch wenden wir uns jetzt zur Betrachtung der Verse, welche
diesseits des Verses 90ö, mit dem erst unserer festen Überzeugung
zufolge die Interpolation beginnt, liegen. Über V. 904 ist bereits oben
gesprochen worden. Welches Argument wird angeführt, um die Un
echtheit von 900— : 903 zu beweisen? „Nauckius post verba yoäg
edwza V. 902. pergi voluit raör’ £Ög£’ ä/xapTävsiv (V. 914.), rectius
facturus si versus quattuor 900.—904. totos sustulisset. Nam, quod
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
671
Nauckius quoque sensit, verba tpOxi Si «rot, xam'yvvjrov y.d.p<y. v. 899.
ita sunt dicta ut in toto theatro ne unum quidem hominem fuisse pu-
tem quin de Polynice dicta acciperet, de quo Antigona similiter dixerat
v. 73. tpilrj fisr’ tzöroO y.si<5op.ou filov plra. et quem per totam hanc
fabulamitaunice curat utEteoclis nullam usquam mentioirem faciat nisi
duobus in locis ubi necessario de eo dicendum erat .... Interpolator
vero additis versibus 900.—903. effecit ut ex tertio demum post
verba y.aaiyvnrov y.dpa versu, ubi Polynices compellatur, priora illa
de Eteocle dicta esse intelligatur.“ Dindorf.
Dass y.aai-/vr,Tov y.d/.oa. wenn die Überlieferung bis V. 903 für
echt gehalten wird, aufEteokles bezogen werden muss, ist klar. Nun
hatte Nauck, von der Voraussetzung ausgehend, dass die Bestattung
des Eteokles mit Beginn des Dramas als noch nicht stattgefunden
gedacht wird, auch diese Stelle so gestalten wollen, dass sie nicht im
Widerspruche zu seiner Voraussetzung stünde *). Aber diese Voraus
setzung hat Ullrich (Über die relig. u. sittl. Bed. d. Ant. u. s. w.
S. 31 ff.) gründlich widerlegt 2 ). Nauck hatte durch seine Gestaltung
des Textes eine neue Schwierigkeit geschaffen. Wenn nämlich y.aai-
yvrjrov Y.apa. auf Polyneikes zu beziehen ist, so ist die Behauptung
Sav6vT<xg cojToyjip öp.äg (alsoauch Polyneikes) iyelj s 1 ouaa ydy.oa-
[j.ri ga y.dxirvp.ßiGvg yodg iftwxa unwahr; Antigone konnte mit
Bezug auf Polyneikes nichts weiter sagen, als dass sie seinen Leichnam
mit einer Stanbschichte bedeckte und yo&s (aber nicht i7iiTvp.ßiavg
yoäc) ioor/.ij vom Xoüstv und xoap.slv konnte keine Rede sein.
Dindorf nun wollte ein radicales Heilmittel anweilden, indem er
die Interpolation schon mit V. 900 beginnen liess. Warum? Weil
kein Mensch xasiyw/rov y.dpcc auf Eteokles hätte beziehen können,
auf den es doch bezogen werden muss, und weil man erst im V. 902
durch die Anrede floMvstxe? erfahre, dass früher von Eteokles die
') Desslialb hatte er vermuthet, es sei nach ’/'jäc edoixa gleich Txvr' kp.ct.p-
reevsiv zu schreiben und im V. 916 zu ändern xaivöv a r /et [J.e övj Kpecov ourw
Xaßuv, wobei dann allerdings xaffr/vvjrov xapa auf Polyneikes bezogen werden
kann. In der 6. Auflage bat er diese Ansicht, indem er Lehrs* Ansicht beipflichtet,
aufgegeben.
2 ) Man kann ausser den von Ullrich angeführten Gründen auch auf V. 614 und 616
verweisen, wo oflenbar auf die von Seiten der Ant. statt.gefundene Betheiligung an
der Bestattung des Eteokles angenplelt wird.
K v { c a 1 a
672
Rede gewesen sein müsse. Aber liegt nicht schon in sXovgcc y.zl. eine
directe Nöthigung an Eteokles zu denken? Und man kann noch mehr
behaupten, nämlich dass auch schon unmittelbar bei den Worten
xäp« jeder an Eteokles denken musste; denn dass Antigone
als dem Polyneikes ytXvj in die Unterwelt kommen würde, darüber
konnte sie selbst und Niemand den geringsten Zweifel liegen; hat sie
doch um des Polyneikes Willen den Tod gewählt. Mit Bezug auf Poly
neikes brauchte sie sicherlich nicht zu sagen y.dpz’ iv iAmaiv zpitfu,
was zwar eine zuversichtliche Hoffnung, aber doch nur immer eine
Hoffnung bezeichnet, während sic von der Liehe des Polyneikes
die festeste Überzeugung haben musste. Somit wusste jeder im
athenischen Theater eben wegen der Worte iv ilnlaiv zpiyo), es sei
y.aziyvnzov y.dpcx auf Eteokles zu beziehen, und darin wurde er durch
die folgenden Worte slnvaa vz'L und vollends durch vvv <5e, Ilo/üvei-
yeg bestärkt. Dass auch Eteokles erwähnt wird, ist gewiss etwas dem
Gefühl eines jeden sehr wohlthuendes. Umgekehrt würde es unan
genehm wirken, wenn Antigone Eteokles, der ja auch ihr Bruder war,
dem sie also auch die letzte Ehre zu erweisen verpflichtet war, über
gangen hätte.
So weit ist also bei der handschriftlichen Überlieferung alles in
Ordnung. Nur eines fällt auf, was besprochen werden muss, um
einem etwaigen Einwurf vorzubeugen. Wie kann Antigone auch mit
Bezug auf Eteokles sagen ccjzöyjip . . . ilovaa y.dy.öap.r/da y.dmzuiJ.-
ßiovg yfjdg soorva., da sic doch V. 23 ( : Er soy./Jcc pur, oj g Aiyovai,
ffüv oiy.r, . . . iy.pvps) von der Bestattung des Eteokles so spricht, als
wüsste sie von derselben nur vom Hörensagen, als hätte also dieselbe
ohne Betheiligung von ihrer Seite stattgefunden? Ullrich suchte (a. a.
0. S. 52) dem V. 23 durch eine von der gewöhnlichen verschiedene
Interpunction einen anderen Sinn zu geben; und wennUllrich’s Ansicht
richtig wäre, würde zwischen den beiden Stellen kein Widerspruch
bestehen. Er setzt nämlich das Komma nicht nach Xryou!>(, sondern
nach dU-(i und bezieht die Parenthese üg Aiyovai ovv otxp auf yy r r
cSsig öiy.uia dtarj y.cci vöpup, nicht auf i'y.putpev: „Eteoclem (juidem justo,
ut recte dicunt, jure usus et lege condidit“. Aber diese Interpunction
und Auffassung ist sicher unstatthaft und bedarf keiner Widerlegung.
Dennoch bin ich der Ansicht, dass aus jenem Widerspruche durchaus
kein Argument gegen die Echtheit von 900 ff. entnommen werden
kann. Es bleibt freilich nur die Alternative übrig: Entweder hat
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
673
Sophokles durch einen lapsus memoriae sieh in einen Widerspruch
verwickelt (was mir ganz unwahrscheinlich ist) oder es isl V. 23
eorrupt, wie ja V. 24 ganz entschieden corrupt ist. Dass V. 23 nicht
ganz richtig überliefert ist, geht wohl auch aus V. 314. 316 hervor.
Kreon spricht ja doch wohl hier von einer von Seiten der Antigone
stattgefundenen Betheiligung an der Bestattung des Eteokles; folglich
konnte Antigone V. 23 nicht sagen, was die Überlieferung sie sagen
lässt.
Dass die Interpolation erst mit V. 903 beginnt, dafür kann man
als ein nicht unerhebliches Moment auch den Umstand anführen, dass
erst hier sich eine offenbare Störung des Zusammenhanges darbietet.
An V. 904 ist nämlich das Folgende unpassend durch yap angefügt,
wie Andere schon bemerkt haben.
Es erübrigt nur noch, mit einigen Worten Göttling’s Vermuthung
(de loco Antigonae vv. 866—879 [d. i. 902 — 913] commentatio,
Jena 1833) zu berühren. Göttling wollte von der Überlieferung so
viel als möglich retten und glaubte blos durch Tilgung der Verse
908. 909. 910. und durch folgende Änderung des Verses 912: oöx
egt' doshp 6 v oGzig du ädnroi kote alle Bedenken behoben zu
haben. Den Sinn der Stelle erläutert er in folgender Weise: „Mulicri
sane täte quid omniuo non audendum fuit contra leges civitatis,
nisi leges pietatis et familiae id iussissent, quae omnibus aliis legibus
anteponendae sunt. Et certe non l'acile ausa fuissem, si mater fuissem
tiiiumque amisissem (poteram enim hoc pietatis officium marito relin-
quere, ad eum enim, nt virum et fortioris sexus hominem, proprie ex
lege äyX'LGTEi.ag hoc officium pertinuit) neque facile ita lecissem
marito orbata (poteram enim hoc pietatis officium vel filiis relinquere
vel parentibus vel omniuo agnatis mariti ad quos proxime id officium
pertinebat). Nunc autem quum, mortuis parentibus (ad quos hoc
pietatis officium proprie pertinuisset), sola relicta sim, mihi quanquam
mulieri necessario sepeliendus fuit frater, quod praeter me nemo est,
qui eum sepultura coudat“. Gegen diese Vermuthung und Auffassung
sprechen so viele und gewichtige Gründe, dass sie als eine durchaus
unwahrscheinliche und auch unmögliche bezeichnet werden muss.
Ein Hauptgrund ist der, dass die Ergänzungen, die Göttling verlangt
und die notlnvendig vorgenommen werden müssten, wenn sich über
haupt ein Sin“ ergeben sollte, unmöglich sind; Göttling gab sich
einer Illusion hin, wenn er behaupten zu können glaubte: „Quae ego
674
K v { c a 1 ji
in hac argumentatione pareutheseos signis sedusi a ccteris, iaeile el
quasi necessario a nobis suppleutur e versa 87(5 (912) recte scripta,
in quo totius argumentationis vis contiuetur, lacilius etiam ab ipsis
Atheniensibus poterant suppleri (vel potius sponte ab eis iutellige-
bantur), apud quos antiquissimum et sanctissimum officium mortuos
bumandi ad proximos geuere pertinebat“. Ferner muss behauptet
werden, dass die Anschauung, welche Göttiing der Antigone leibt,
zwar nicht so widerwärtig, wie die aus der Überlieferung sieb erge
bende, aber dennoch dem Charakter der Antigone unangemessen ist.
Auch lässt sich Sang av Sdrcroi nicht rechtfertigen 1 )» so wie auch
nori entschieden der Änderung Sang av SaKrai widerstreitet. Ganz
unmöglich ist endlich, um noch einen Punct hervorzuheben, Gött-
ling's Ansicht, dass auch dem Aristoteles (Rliet. III, 1(5 av o 1 äm-
arov f, rörs rr t v airiav inOJyziv, üaKEp SöyoxXvj? noisi napdosiyp.a
rd ix rf,g 'Avnyavvg, Sri ixdllov rov doslfoO ixrjftero, ?, dvopdg r,
rsxvowrd piv 7 dp dv "/EviaSai dnol6p.sva. Mvjrpö? d' iv adoo xcä
Kccrpög ßsßrjxörojv ovx ear' dos),ip6g Sang dv ßldaroi nori.') die
Stelle in jener angeblich echten Fassung vorlag. „Etiam Aristoteles
jegisse in Sophocle id videtur, quod scripsisse poetam arbitrati
sumus, modo ipsa verba, quibus antea usus est pbilosopbus, recte
interpretemur. Nam rd piv 7dp dv 7eveaSa'. drcol6p.Eva non signifi-
cant: eos enim nec postea sibi defuturos, si forte
perierint, sed eos enim sane sepultura (ab aliis) cou-
t) Göttling versucht die Einwendung, dass Sophokles oudeic vjv oöTt? av e$ct tp z
rov a&sXipöv hätte schreiben sollen, zu widerlegen : „ipsa sepultura Polynicis non
perfecta est, id quod tain ex altera custodis narratione quam ex capto Creontis,
post discessum Tiresiae, consilio elucet. Id ipsum Antigona signifieavit antea,
praesenti TrspLGriWovGct, non aoristo TzepiGzeiXotGCt, usa. Desideratur igitur ah
Antigona etiam tune commoda mortui sepultura“ cet. Aber gesetzt av e3atpe würde
aus dem von Göttling angegebenen Grunde nicht passen, so wird dadurch doch das
ebenfalls unpassende av ot durchaus nicht gerechtfertigt. Warum hat Sophokles,
wenn sScc’^e unpassend ist, nicht Offne av vjSiXrjGi Szkzetv oder einen ähnlichen
Ausdruck in dem Sinne „welcher den Bruder zu bestatten sich entschlossen hätte“
gesetzt? Übrigens wäre av eSccxpe durchaus nicht unpassend. Heisst es doch auch
246 rov vexpov ng aprtcog SaiJ/ag ßißrjxe und 634 xai ab rovdz rov za.(pov
or)G£ic p.sraGyzXv. Wenn auch das, was Antigone gethan hat, von der gewöhn
lichen Bestattung sich unterschied, so war es dennoch eine Bestattung und ward
als genügend angesehen. Eine förmliche und regelrechte Bestattung war ja auch
der Antigone gar nicht möglich.
Beiträge aur Kritik und Erklärung’ des Sophokles.
675
ditum iri, si perierint, vel potius non defuturos esse, qui
eos sepeliant .... Ad yevioSou igitur, quum non additum sit
ccvSig, ex antecedentibus supplendum est xr 1 Q£viij.iva, ut idem videatur
esse ae si scripsisset rä piv yäp ö.v wdsvaeoS'ca (sic!) Savovra. (denn
die würden es schon werden (bestattet), wenn sie dieselben ver
löre).“ Abgesehen von anderen Gründen (wie z. 15. warum d7roÄöpsva
und nicht Sccvövza. gesetzt ist) muss man sich darüber sehr wundern,
wie aus sxrjösro soll xrjusudpsva ergänzt werden.
V. 1000.
iv f/v jj.01 navTÖg oioivoO h[J.rjv.
Büekli: „Vs. 934 (1000) will doch Xip.r,v blos schlechthin als
receptaculum gefasst nicht befriedigen; und es ist auffallend (?),
dass ßorjg Aipr ; v Oed. T. 420, wie hier, gerade von Teiresias ge
sprochen wird. Dies führt mich auf die Vermuthung, Aifrfcv sei ein
technischer Ausdruck der Vogelschaukunst, etwas Ähnliches wie bei
den Römern nach etruskischer Lehre templum“. Schneidewin und
Nauck pflichten bei, mildern aber die Vermuthung durch ein „viel
leicht“. Was Bückh auffallend nennt, ist durchaus nicht auffallend,
da ja Atpr/v auch sonst ziemlich häufig in doppelter Geltung t) meta
phorisch gebraucht wird; auch bei Sophokles findet sich noch
ausser diesen zwei Stellen, an denen zufällig dem Teiresias diese
Metapher in den Mund gelegt wird, Aut. 1284 ovoxaSapmg "Aioou
h[xr;v. O. R. 1208. Ai. 683. Übrigens ist nicht zu ersehen, wie der
Umstand, dass Teiresias auch ßorjg Aipyjv sagt, die Vermuthung,
h[j.Y;v sei an unserer Stelle ein technischer Ausdruck, stützen soll, da
ja die Anwendung derselben Vermuthung auf ßorjg X(p/,v schlechter
dings unmöglich ist. Böckh's Vermuthung ist überflüssig, da unsere
Stelle auch ohne jene Annahme vollkommen befriedigend
erklärt werden kann. Ohne Zweifel kann von einem Platze, den Vögel
gern aufsuchen, wo sie sich zu versammeln pflegen, sehr passend
die Metapher nuvrög oiojvov Atprjv gebraucht werden, gerade so wie
"Aioov Aipu/V, KoXug nloOrou (Aesch. Pers. 249), j’J-eyag nloi>-
Entweder *S aninielplatz“ oder „Zufluchtsort“.
ß76
K v i c a 1 a
roy Aipefev (Eur. Or. 1077) gesagt worden ist. Es konnte um so eher
ein Sammelplatz der Vögel ein /Upjv der Vögel genannt werden, da
ja auch die derselben Sphäre angehörige Metapher Ipiacsiv vom Vögel
flug beliebt war; vgl. Aesch. Ag. K2 ffrspyywv ip£Tp.olaiv spsaaop-svot
(cdyvKioi). Eur. Ion. 161 oos ~pog .S-ypiAö'S äAAoj spiaosL xvxvog.
Übrigens hätte nicht übersehen werden sollen, dass auch die Fassung
unserer Stelle der Annahme, Atp.r;v sei ein ähnlicher technischer
Ausdruck wietemplum, nicht günstig ist. Sophokles sagt ja nicht
sig y<zp araAatöv Mp-iva (oiwvwv)’ t£cov. sondern er bezeichnet den
Vogelschauplatz mit Säxov öpviSooxoKov, und gebraucht dann erst
in dem zur näheren Erläuterung hinzugefugten Relativsatze das Wort
At/jwjv.
V. 1010 f.
xcd xccrappusig
p.Yjpoi y.cc'AvTvrrjg klgixeivzo Kip.sXr/g.
Der Sinn dieser Worte ist ohne Zweifel der, dass die Hüftbeine
dadurch, dass das um sie gewickelte Fett zerschmolz und herabfloss,
blossgelegt wurden. Falsch ist Musgrave’s Erklärung „ossa femorum
defluentia (vel ex cumulo sc. vel in humum lortasse ex ara) extra
adipis tegumentum iacebant“. Demnach hätte xarappviig, sollte man
meinen, als Epitheton der mp-z/A heigelegt werden sollen, da die
Ki.p.i/Sn y.arsppvri und nicht /x/ipoi xa.TsppOriascv. Daraus darf aber nicht
sofort gefolgert werden, dass man zu schreiben habe xarxppuovg,
sondern bevor man zu einer Conjectur greift, muss man erst Zusehen,
oh die Exegese keine befriedigende Erklärung zu bieten vermag.
Die Erklärung Röckh's nun, welche Schneidewin-Nauek anneh
men, kann allerdings nicht eine befriedigende, ja nicht einmal eine
zulässige genannt werden. Böekh sagt: „Dasjenige, wovon oder woran
oder woraus etwas fliesst, wird nach antikem Sprachgebrauch selber
fliessend genannt: Wie culter manat eruore; plenus rimarum
sum, hac et illac perfluo (Ter. Eun. 1, 2, 25, nach der richtigen
Lesart); eben dahin gehören auch die Ausdrücke vom Regnen, coena-
culum perpluit, tigna perpluunt; ferner npöoomov iopum ps6p.zvov u.
dergl.“ Schneidewin fügt diesen Beispielen noch das homerische pesv
aipa-i yaJ.u hinzu. Diese Erklärung kann man durchaus nicht gelten
lassen. Zuvörderst ist zu bemerken, dass in Bezug auf den von ßöckh
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
677
erwähnten Sprachgebrauch kein wesentlicher Unterschied zwi
schen den antiken und neueren Sprachen besteht. Audi die neueren
Sprachen kennen diesen Sprachgebrauch und wenden ihn oft an, und
es besteht nur der geringfügige Unterschied, dass die antiken und die
neueren Sprachen sich in dieser Hinsicht nicht überall ganz genau
decken, d. h. dass nicht allen griechischen oder lateinischen Phrasen,
in denen der besagte Sprachgebrauch erscheint, adäquate deutsche,
slavische u. s. w. Phrasen entsprechen; aber das Princip, auf welchem
die griechischen und lateinischen Wendungen beruhen, kommt auch
in neueren Sprachen zur Anwendung. So sagt man auch im Deutschen:
das Papier fliesst (während man, da fl iessen eigentlich das den
Flüssigkeiten zukommende Verbum ist, erwarten sollte: die Tinte
fliesst, zerfliesst auf dem Papier); das Fass rinnt, fliesst, lauft; die
Erde fliesst von Blut; vgl. auch den Gebrauch von triefen.
Beantworten wir nun demnächst die Frage, welches Princip es
ist, auf dem sowohl der antike als auch der neuere Sprachgebrauch
beruht. Aus der Beantwortung dieser Frage wird sich sofort ergeben,
dass Böckh sehr mit Unrecht zur Erklärung der yarappviXg p.rjpoi
sich auf diesen Sprachgebrauch berufen hat. Wir können diese Frage
mit Böckh's Worten beantworten, dass dasjenige, wovon oder woran
oder woraus etwas fliesst, selbst fl i es send genannt wird. Nur fügen
wir der genaueren wissenschaftlichen Erklärung halber hinzu, dass
Wendungen wie pisv atpart 'jede/., culter manat cruore u. a. zunächst
sicher nach Analogie der Ausdrücke Korc/pog psX ööan noX/.üt, rriryo
ödart hapS) fest (II. y 149) u. a. gebildet worden sind; diese Aus
drücke bilden die Brücke zwischen ööwp, afp.se psX und den in Rede
stehenden Wendungen. Es ward eben von der Sprache der Gegen
stand, an dem oder aus dem etwas fliesst (z. B. yala, culter), als
r.r t yri piovau, als reorap-ög pstav metaphorisch aufgefasst. Interessant
und zugleich lehrreich ist in dieser Beziehung Arist. Equ. B24 ff.,
wo sich der Dichter den Kratinos, ög noXkCo psvaxg ttot’ incävtp oiä
rfiöv äye?,wv ttiomv eppet (die Construction ist genau dieselbe wie in
7rorap.ös pst no/Xüt voan), unter dem Bilde eines mächtigen Stromes
vorstellt, wie sowohl öiä rOiv ärasXwv nsoiojv als auch das folgende
(rr,g arc/'js.oig itapaaupM iföpsi rag dpvg . . . y.cd roiig t/Spoi/g npo*
SsXvp.vavg) klar beweist. Wenden wir nun das Gesagte auf unsere
Stelle an, so könnten die p.r,poi offenbar nur zu der Zeit y.arc/ppuslg
heissen, als und so lange als das Fett an ihnen herabfloss und somit
678
K v 1 c a 1 a
sie noch befloss. Wir müssen ja aber an unserer Stelle an eine andere
Zeit denken, nämlich an die, in welcher das Fett bereits herabgeflossen
war und nicht mehr herabfloss; dazu zwingt uns ££«csivto, während
es sonst etwa iyup.voOvTO heissen müsste. Und wer wollte nun be
haupten, dass dasjenige, wovon oder woran oder woraus etwas bereits
geflossen ist und wovon, woran, woraus es nicht mehr fliesst,
t'liessend genannt werden könnte? Dies ist in den antiken Sprachen
eben so unmöglich, wie in den neueren. l )
Es bietet sich nun aber eine andere Erklärung dar, gegen die
kein begründetes Bedenken erhoben werden kann. KarappvsTg ist
nicht activ, sondern passiv aufzufassen „Hüftbeine, von denen das
Fett herabgeflossen war und sie somit verlassen hatte“. Die passive
Construction p;pot y.azappsovrai kann eine doppelte Bedeutung haben,
entweder „die Hüftbeine werden beflossen“ (wie Plut. Galb. 27
\6'jyr,v ■/.azappso[j.svr l v oup.azi) oder „die Hüftbeine werden von der
herabfliessenden Flüssigkeit verlassen (=-pivjpwv xazappsl rt), die
Hüftbeine werden abgeflossen“ (wenn ich mir diesen nicht gebräuch
lichen Ausdruck zur Verdeutlichung erlauben darf). Dass trotz xazap-
peiv zivog dennoch gesagt werden kann pwjpot xazappsovzai in dem
angegebenen Sinne, ist bekannt; vgl. ßaeäsvsoSca, äpysaSai,
emßovAsvsaScu. u. s. w. Mvjpoi xazappvslg nun sind — p-^poi v.azap-
pvivzsg = wv y.azsppvr, mp.sArj. Vgl. Ai. 907 'iyypg rcspinezig — syyog,
4> rcspininzuMsv Mag.
V. I960 ff.
TE. oposig [J.s zdxiwza did fpev&tv fpuacu.
KP. xivet, fxivov os jxr, 'ni -/Jpdsoiv liyuv.
TE. ourto yd.p Y>dv xai doxw zo oäv [J-ipog.
KP. dig p.ri ’/jmoXvjffcnv iaSi rr,v epw;v tppsva.
Kreon fordert im V. 1061 den Seher höhnisch auf, er möge nur
die angedrohten Enthüllungen machen, jedoch solle er nicht um
Gewinnes willen reden. Mit xivsi, worin eine verächtliche Zurück-
l) Dasselbe scheint Wex (Sylloge) anzudeuten mit den Worten: „Saue quidem dici-
mus: eulter manat cruore, at nemo dicet: culter non manat cruore.“
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
670
Weisung auf räxivvjr« liegt, gibt er zu verstehen, dass ihm die Ent
hüllungen sehr gleichgiltig sein und keinen Einfluss auf seinen fest
stehenden Entschluss ausüben werden; dabei ertheilt er ihm zugleich
mit Bitterkeit den guten Rath, er möge doch bei diesen Enthüllungen
seine Gewinnsucht bei Seite lassen. Bitter ist dieser Rath, weil damit
Teiresias als ein Mensch gekennzeichnet wird, der gar nicht den
Mund öffnen kann, ohne an xipov zu denken. Kreon glaubt, dass
auch diese furchtbaren Enthüllungen, die Teiresias anscheinend
ungern und nur, weil er von Kreon beschimpft und gereizt worden
ist (durch die Worte räoixsTv yiiltöv), vorzubringen sich anschickt
(man beachte opcug p.s und räxtvrjTa), als letzter Trumpf nur dess-
halb vorgebracht werden sollen, damit sich Teiresias den Lohn
sichere, den ihm jene, welche ihn gedungen, versprochen hätten.
Und so liegt denn in den Worten Kreon's, die ich einen „guten
Rath“ genannt habe, gewiss auch die Andeutung, dass er diese Ent
hüllungen für Lügen halten werde, und dass er nicht gesonnen sei,
sich durch dieselben täuschen und umstimmen zu lassen und dadurch
selbst seinerseits dem Teiresias zurErlangungderxepdrj behilflich zu sein.
Teiresias nun acceptirt ironisch die Worte Kreon's; ironisch,
sage ich, denn während Kreon unter ini xipdsaiv natürlich ini aolg
xipösaiv versteht, lautet die Erwiederung des Teiresias so, als ob er
unter Kreon's Worten ini xipöeaiv verstanden hätte en sp.olg xip-
döaiv, als hätte also Kreon den Seher aufgefordert, er solle sich nicht
Mühe geben, ihm nützen zu wollen. Und weil nun die blossen
Worte outoj -yap vov xai öoxü> diese Ironie der Bestätigung, welche
Teiresias den Worten Kreon's zu Theil werden lässt, nicht klar hervor
treten lassen würden, so wird rö <jöv [xipog als Correction der Worte
Kreon’s hinzugefügt. Teiresias erkennt Kreon’s ixv 'ni xipöioiv als
richtig an, mit dem Vorbehalt jedoch, dass diese Worte auf Kreon
bezogen würden. Seine Erwiederung hat also den Sinn : r/ov xai
vop.i'£w oörw, ovjXovöri oöx ini xipoeai, rö pisvroi uöv p.ipog,
roör’ ian, ovx ini oolg xipönoi. Teiresias sagt dies, weil er jetzt
schon die Überzeugung gewonnen hat, dass Kreon bei seiner Hals
starrigkeit und Verblendung aus den Enthüllungen des Teiresias nicht
xsprjY) schöpfen werde, während er früher hoffte, Kreon könne von
dem Beharren auf seinen verderblichen Massregeln ab- und auf den
heilsamen Weg hingeleitet werden. Dieser Gegensatz zwischen der
jetzigen Ansicht und der früheren Hoffnung wird durch nov bezeichnet.
680
K v i c a 1 n
Eben so natürlich erklärt sich hei dieser Auflassung der Stelle die
Partikel zat (auch), welche andere Erklärer ausser Acht gelassen zu
haben scheinen. Kai bezeichnet die Übereinstimmung zwischen
der Ansicht des Teiresias und der (ironisch verstandenen) Forderung
Kreon's. Du verlangst, ich solle nicht bxi xeposaiv sprechen, und ich
glaube auch, dass das, was ich sprechen werde, nicht ini xipdemv
(nämlich gesprochen werden wird.
So fasse ich diese Stelle auf, und ich glaube, dass diese Auf
fassung Billigung bei den Forschern finden wird, weil meiner Ansicht
nach alle Momente, sowohl in Bezug auf die sprachliche Darstellung
als auch auf den Gedankenzusammenhang, für dieselbe, keines
gegen dieselbe spricht. Zweifeln könnte man nur, oh ooxü = puto
oder = videor ist, und wie oörw aufgefasst werden muss. Was
dies letztere Wort betrifft, so könnte man es entweder nur auf pf/ 'ni
xipdscnv beziehen (wobei dann Xs£sty zu ergänzen wäre: oörw yäp
[nämlich Xifetv] r?ovj zat oozw) oder auf den ganzen vorausgehenden
Vers; dann wäre nichts zu ergänzen, sondern gutgj als zurückweisen-
der Stellvertreter des ganzen vorausgehenden Verses zu nehmen: ouroj
(d. i. ztvrj<7£iv p.yj 'ni zepdeotv Xiywv) vffiri zai ogzw. Oöfw d'ozoj wäre
also in diesem Falle so viel als tgötg ö’gzw oder aÖTvj iaziv r, k/j.rj oi£cc.
Ich ziehe die erstere Auffassung, die gewiss näher liegt und auch kräf
tiger ist, hei weitem vor. Ehen so scheint mir ogzü bei der Auffassung
„puto“ wegen des oben hervorgehobenen Gegensatzes kräftiger.—Die
Forderung der Ergänzung von liqsiv zu götgj ogzoj ist vollkommen
begründet. Zwar geht nur das Partieipium At/oiv voraus; aber dieses
Particip steht in Verbindung mit einem Imperativ (ztvst), und
wollte man V. 1061 in zwei selbstständige Sätze auflösen, so würde
man sagen ztvsi, p.övov os \xrt 'ni v.irjoz'j’.'j Der Imperativ steht
aber in syntaktischer Hinsicht seiner Natur nach dem Futurum nahe,
da er auf die Verwirklichung in der Zukunft gerichtet ist. Es würde
also die Ergänzung von Xifsiv aus Xsyoiv keiner Schwierigkeit unter
liegen; diese Ergänzung wird aber noch erleichtert und nahe gelegt
durch za!, da ja dies zai die Übereinstimmung mit der Forderung
Kreon’s bezeichnet, diese Forderung aber, wie jede Forderung über
haupt, auf die Zukunft gerichtet ist.
Prüfen wir nun die anderen Erklärungen dieser Stelle; es lässt
sich von allen beweisen, dass sie entweder gezwungen, oder dem
Zusammenhang nicht entsprechend oder sprachlich unzulässig sind.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
681
Der Scholiast hat V. 10(52 als Fragesatz gelesen und erklärt
aurw vap.öVt OTt xipriem /iyw • Er hat sich also die Erklärung
leicht gemacht, indem er rö am pispog einfacli in der Geltung von
am und öoxw = videor nahm; denn vop.iCeig — öoxtü am. Diese
Auffassung ist so abgeschmackt, als man sich nur denken kann. Es
soll nach ihr Teiresias, derselbe Teiresias, der schon dreimal vor
V. 1061 (nämlich 1037, 1035, 1039) den Vorwurf der Bestechlich
keit und Gewinnsucht zu hören bekam, jetzt (etwa mit Verwunderung
oder mit schmerzlicher Entrüstung?) fragen oörw r jap ö ör, xai
vopileig. oti eni xiposai l Hätte der Scholiast nicht aus Willkür
oder Nachlässigkeit vjöVj ignorirt, so hätte er auf diese Erklärung
nicht verfallen können.
Doch vielleicht thun wir dem Scholiasten, den Dindorf wegen
seiner Erklärung belobt, Unrecht? vielleicht bietet seine Bemerkung
die Auffassung dar, welche Dindorf für die richtige hält: „Significat
bis verbis Tiresias ea se esse dicturum quae nihil lucri ab Creonte ei
allatura sint“. Dass die Bemerkung des Scholiasten nicht diesen Sinn
haben kann, geht aus Äsycn hervor; er hätte ja sonst lißm sagen
müssen. Ausserdem würde er sicher rö am p.ipog nicht ignorirt,
sondern in seiner Paraphrase wiedergegeben haben. Offenbar geht bei
dem Scholiasten rö aöv pipog in vop.i£eig auf. — Die Auffassung Din
dorf s ist nicht so abgeschmackt, wie die des Scholiasten; sie ist auch
sprachlich zulässig [oöroj = ini xepveaiv, dazu )j£e’.v zu ergänzen,
r/o-rj xai — bereits sogar, öcxcö = vi d eo r, rö am [lipog — änö
aaü (eni xipbeaiv dnrö aoü = xipdv ßo’jlopeyog XaßeTv dnö aov) |
aber doch in hohem Grade matt und unpassend. Der Sinn wäre näm
lich: „Scheint es denn (dir) bereits sogar, dass ich sprechen werde,
um von deiner Seite Gewinn zu erlangen“ oder, falls Dindorf oöreo
nicht in dieser Weise, sondern als Ausdruck der Indignation aufge-
iasst hat: „So scheint es denn (dir) bereits sogar“ u. s. w. Man
braucht nur diese treue Übersetzung anzusehen, um sofort das Un
passende wahrzunehmen. Was läge denn in den Worten Kreon’s
„heraus damit, nur hoffe nicht von mir Gewinn“ (so müsste nach
Dindorf eni xipdeaiv aufgefasst werden), was einen so besonders
hohen Grad der Verwunderung oder des Unwillens (r,öv; xai) her-
voiTufen sollte? Gesetzt dass Teiresias gewinnsüchtig gewesen wäre,
hätte es dann ein grösseres Vergehen sein sollen, wenn er von dem
Herrscher Kreon, als wenn er von Anderen hätte profitiren wollen?
682
K v i c a I a
Schwerlich! Wozu also rioV, zat, worin nach Dindorf Steigerung, also
entweder ein Ausdruck der Verwunderung oder des Unwillens, liegen
müsste? Doch Dindorf hat dies wohl nicht bedacht, sondern beim
Niederschreiben seiner Bemerkung von dem Wortlaute des Textes
abstrahirt.
Dindorfs Erklärung ist übrigens nicht neu, sondern mit der von
Böckh aufgestellten übereinstimmend. Die Begründung, welche
Böckh gibt, ist eine der schwächsten Partien des trefflichen Cnmmen-
tars dieses Gelehrten, durch den Kritik und Exegese der Antigone in
so hohem Grade gefördert worden ist. Böckh’s Begründung ist, man
kann nicht anders sagen, höchst unzulänglich und sonderbar und
trägt Widersprüche in sich. „Der Sinn ist: Scheine ich dir denn
bereits um des Gewinnes willen zu sprechen? Hierbei
bleibt jedoch ro adv pipog noch unklar. Da aber Teiresias schon
längst weiss, und nicht erst durch den vorhergehenden Vers erfährt,
dass er dem Kreon scheint Gewinn zu suchen, so kann rd adv [xipog
nicht auf ndr, ögzgj bezogen werden, sondern nur auf y.ipdeatv, und
hierauf bezogen kann es keinen andern Sinn haben als den: „Was
dich anlangt, suche ich doch gewiss keinen Vortheil, das ist, von dir
suche ich gewiss keinen Vortheil; denn du wirst alsbald erkennen,
dass ich unbekümmert um deine Gunst dir Böses verkünden werde“.
Tö adv p-ipag ist also nur zugesetzt, damit des Teiresias Rede schnei
dender und schnöder werde“. Böckh. Was gegen Dindorf bemerkt
worden ist, muss auch hier wiederholt werden. Ausserdem muss man
fragen, wie Böckh von der an die Spitze gestellten Übersetzung der
Worte coroj "yäp vjö?; zcci oay.äi plötzlich, indem er tö adv p-ipog
einbezieht (welches doch nach seiner Auffassung nur den Sinn and
aov d. i. sni xipdsoiv and aav iaop.ivaig hat) zu der Erklärung „von
dir suche ich gewiss keinen Vortheil“ gelangen kann. Wo ist da die
Vermittlung? Angenommen, dass die Frage des Teiresias eine so
genannte rhetorische wäre und somit einem negativen Aussagosatze
gleichgestellt werden könnte, so dürfte doch bei dieser Gleichstellung
doy.tL nicht ignorirt werden. Böckh hatV. 1062 so interpretirt, als hätte
Teiresias gefragt ourcn ydp vor, zai liyu rd adv p.spog; Und wie soll
es möglich sein in die Worte des Teiresias die Andeutung „denn du
wirst alsbald erkennen“ u. s. w. hineinzulegen oder auch nur die
Worte des Teiresias als Vorläufer dieser Andeutung zu betrachten?
Wenn dies möglich sein sollte, hätte Teiresias etwa so sich ausdrücken
Beitrüge zur Kritik und Erklärung' des Sophokles.
683
müssen: oürw yäp xat vvv (auch jetzt, wo ich doch im Begriffe
stelle, dir alsbald Böses zu verkünden) ooxöi ; wozu HEeiv (nicht /.iysiv)
ergänzt werden müsste, während doch Böckh in der Übersetzung
liyi’.v ergänzt. Ausserdem musste Böckh Kreon's ini xlpdzaiv in dem
Sinne „um von mir Gewinn zu erlangen“ nehmen; aber das nach
trägliche gewichtige t6 am p.ipog zeigt gewiss an, dass Teiresias
Kreon’s Worten ini xipftsaiv einen andern Sinn leiht.
Gegen Hermann's Auffassung „ita sane me iam puto tacere, nt
lucri eaussa illa dicam, non tarnen mei, sed tui. Id est zö am p.ipo$“
Hessen sich mehrere Gründe zur Widerlegung Vorbringen. Es genügt,
was Böckh bemerkt: „Tilgt man das Fragezeichen, so bedeutet oürw
so viel als ovx ini xipftsoiv, und es kann folglich nicht übersetzt
werden“ (folgt Hermann's Übersetzung). Ich füge nur hinzu, warum,
wenn man den Vers als Aussagesatz befrachtet (wie er wirklich als
solcher zu betrachten ist), outco nicht — ini xspdsaiv, sondern = ovx
ini xipStaiv aufgefasst werden muss. Dazu zwingt uns nämlich vjoY;
x a i. Denn da xat die Übereinstimmung zwischen Kreon’s Forderung
und Teiresias" Äusserung bezeichnet, eine Übereinstimmung aber
nur stattfindet, wenn outw der Forderung Kreon’s p.ii ’~i xipfeaiv
X&ymv entspricht d. i. wenn oötoj — oüx ini xipoeaiv ist: so muss ourw
in diesem Sinne aufgefasst werden. Hermann hat offenbar die Geltung
des xai übersehen. Er hat aber auch v/dv? nicht gehörig beachtet.
Denn wenn Teiresias sagen würde „lucri tui causa loquor“, was soll
man mit vjfoj beginnen? Hat denn Teiresias nicht bereits früher, hat
er nicht von seinem Auftreten an „lucri Creontis causa“ gesprochen?
Folglich musste er auch schon früher doxitv, dass er „lucri Creontis
causa“ spreche; und somit ist YjSri unzulässig.
Wex hat auf Grundlage von Hermann’s Erklärung eine Deutung
versucht, die eben desshalb, weil sie auf Hermann’s Erklärung sich
stützt, nicht zulässig ist, aber auch ausserdem an Unwahrscheinlichkeit
ihres Gleichen sucht. „Hoc dicit: vereris tu, ne lucri eaussa loquar;
atque sane ipse mihi videor lucri eaussa loqui, at — hierum istud erit
tuum. Lucrum enim dicit vaticinium calamitatum, tcöv cixivv;rcov,
änopprizwv, quae aperire ante minitatus erat, et nunc infausto
omine et terrifico ore vaticinari parat.“ Eine Widerlegung dieser
Ansicht ist nicht nöthig.
Hartung sagt: „Wenn Kreon den Seher warnt, dass er nicht
gewinnsüchtig reden solle, so scheint er vorauszusetzen, dass er ihm
Sitzb. d. pliil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft. 44
684
K v { c a I a
etwas Erfreuliches prophezeien werde, das einer Belohnung werlli
sei'). Danim erwiedert Teiresias mit bitterem Hohne : So meinst du
wirklich, dass ich das jetzt tliun werde in Bezug auf dich? ! Er
deutet damit an, dass er sich einen schlechten Dank verdienen werde
mit demjenigen, was er zu offenbaren im Begriff ist. Der Scholiast
hatte die Worte richtig verstanden“. Hartung’s Auffassung des Verses
1061 ist ganz unmöglich. Sonst stimmt seine Bemerkung mit Böckh's
Erklärung überein, ist also bereits widerlegt.
Von den angeführten Erklärungen unterscheidet sieh vortheil-
haft die von Jacob aufgestellte. Jacob fasst zunächst ganz richtig
Kreon’s Worte auf: „Kreon sagt, Tiresias solle reden, nur nicht um
Gewinn, nämlich von den Bürgern, die ihn sollten bestochen haben“;
richtig nimmt er des Teiresias Erwiederung als Aussagesatz, erklärt
eben so richtig outw „so wie du es verlangst, oux sxi xipdeatv ),sycov,
nicht um Gewinn redend“. Trotzdem ist es ihm nicht gelungen, die
Stelle vollständig richtig zu erklären, indem er fortfährt: „Wie
aber Kreon Gewinn von den Bürgern gemeint hat, so fügt Tiresias
bitter zu seiner Beistimmung hinzu: rö oöv (xioog: nicht um Gewinn,
den du mir etwa zahlen möchtest, weil meine Verkündigungen für
dich erfreulich wären“. Nach Jacob übersetzt auch Sehneidewin
„kommt es mir doch auch bereits so vor, als werde ich, was dich
anlangt, nicht zum Gewinn sprechen“ und erklärt „meine weiteren
Eröffnungen werden allerdings nicht mehr, wenn ich dich in’s Auge
fasse, ixi y.iposaiv gesprochen werden, da ich nicht hoffen darf, hei
dir durchzudringen und von dir Dank für meine schlimmen Verkündi
gungen zu erndten“. Nauck hat Schneidewin’s Bemerkung nur inso
fern geändert, dass er die Worte „hei dir durchzudringen und“
wegliess.
Diese Erklärung Jacob’s und Schneidewin’s kann, obzwar sie
sich, wie gesagt, von den Erklärungen der genannten Gelehrten vor-
theilhaft unterscheidet, doch nicht ganz befriedigen. Waren denn die
l) Hartung begeht hier einen unbegreiflichen Fehler. Wie kann inan annehmen, dass
Kreon diese Voraussetzung hätte machen können, da doch in Teiresias’ Worten
opGZig p.e raxtvvjra (ppciccu eine Drohung liegt, die auch Kreon zu erkennen gar
nicht umhin konnte; erkennen musste er sie, weil er soeben den Seher
beschimpfte (raotxsiv ^tXwv). Da sich opaeig unmittelbar auf diese Beschimpfung
bezieht, so hätte Sophokles den Kreon als einen unglaublich einfältigen Menschen
hingestellt, wenn er die Worte des Sehers so verstanden hätte, wie Hartung meint
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
685
früheren Äusserungen des Teiresias nicht auch derart, dass er von
Kreon, dessen Zorn er gereizt hatte, xipfrn nicht hoffen durfte?
Musste es also dem Teiresias nicht bereits auch früher Vorkommen,
dass er von Kreon keine xipdri zu hoffen habe ? Kann er also wohl
sagen-/? uv-/ doy.o3? Ferner meine ich, dass di es Wortspiel mit ini
xipösaiv, welches Jacob und Selmeidewin dem Teiresias beilegen, nicht
glücklich gewählt wäre. Würde nach dieser Auffassung Teiresias nicht
doch implicite zugehen oder wenigstens zuzugehen scheinen, dass
er für sich xipov? hoffe, freilich von Anderen? Hätte nicht Kreon diese
Blösse benutzen und des Teiresias unvorsichtige Äusserung aufgreifend
versetzen können: „Da haben wir’s ! Durch deine nachdrückliche
Beschränkung (tö adv (xipog) gibst du ja zu, dass du reden wirst, um
von Anderen Gewinn zu erlangen“. Und so liesse sich noch manches
anführen, was nicht zu Gunsten dieser Auffassung spricht.
II.
Ich habe Y. 10(12 erklärt: „Kommt es mir doch auch bereits
so vor, dass ich nicht zum Nutzen sprechen werde, nämlich zu deinem
Nutzen, weil ich glaube, dass du in deiner Halsstarrigkeit und Ver
blendung auch die furchtbaren Enthüllungen, die ich machen werde,
nicht beachten und somit sie dir nicht zu Nutze machen wirst“. Wer
diese Auffassung erwägt, wird wahrscheinlich sofort und mit Recht
sagen, es liege in derselben dieAndeulung oder es sei wenigstens die
Möglichkeit vorhanden die Andeutung hineinzulegen, dass Kreon auch
nach der Kundmachung des ihn bedrohenden Unglücks noch
immer Zeit gehabt haben würde, dies Unglück abzuwenden, falls
er nämlich von seinem Starrsinn sich hätte abbringen lassen. Wir
müssen nun Zusehen, ob diese Folgerung, die in unserer Erklärung
involvirt liegt, zu der sonstigen Darstellung stimmt. Wäre dies
nicht der Fall, dann würde dies ein Bedenken gegen jene Erklärung
bilden.
Es scheint, dass die Prophezeiung des Teiresias derart ist, dass
das vorausgesagte Unglück, sobald es eben kundgemacht war,
unwiderruflich eintreten musste, damit nicht die Prophezeiung Lügen
gestraft würde, dass somit, auch wenn Kreon sich hätte ein
schüchtern und zur Umkehr bringen lassen, cs zu spät gewesen
wäre, nachdem einmal Teiresias rdxivvjra ausgesprochen hatte. Aber
44*
686
K v l c a 1 a
notliwendig ist; diese Annahme nicht. Teiresias spricht t'reilieii von
V. 1064 an nicht hypothetisch, sondern apodiktisch; er sagt nicht:
„wisse, dass dich dies Unglück trifft, wofern du nicht schleunigst
umkehrst“. Das schliesst aber wohl noch nicht die Möglichkeit aus,
dass wenn Kreon sofort nach V. 1086, bevor Teiresias wegging, den
beleidigten Seher versöhnt und ihm gehorchen zu wollen erklärt
hätte, das Unglück sich noch hätte abwenden lassen «). Kreon aber
versäumt den rechten Augenblick. Als Teiresias sich entfernt, ist er
zwar erschüttert (V. 1 OOS), aber noch nicht von seinem Starrsinn
abgebracht. Es bedarf dazu erst noch eines wiederholten Zuredens
von Seiten des Chors (1098. 1100 f. 1103 f.), und er sagt 1108
ausdrücklich po^t? pev, xccpdiag d’ söffrapat ro Späv.
Ich glaube ferner, dass Teiresias, wenn ihn Kreon nicht unver
söhnt hätte fortgeben lassen, ihm gerathen haben würde, zuerst
schleunigst zur Antigone zu eilen und erst n a c h i h r e r Be fr e i u n g
Polyneikes zu bestatten. So hätte er wohl noch Antigone lebend an
getroffen und Haimon’s Selbstmord verhütet 2 ). Dafür scheinen mir
zwei Stellen zu sprechen, deren Übereinstimmung unter einander und
Differenz im Vergleiche zu einem dritten Puncte beachtungswerth
ist. Es ist gewiss nichts Zufälliges oder Bedeutungsloses, dass Teiresias
zuerst Kreon’s Verfahren gegen Antigone (1068 f.) und dann erst
(1070 ff.) sein Verbot Polyneikes zu bestatten anführt 3 ). Und doch
wäre gewiss die umgekehrte Reihenfolge natürlicher gewesen, und
zwar schon desshalb, weil sie dem Zeitverhältniss entspräche, und
dann, weil für Teiresias der gegen Polyneikes verübte Frevel die
Hauptsache war. Nur diesen hat er ja in seiner früheren Rede her
vorgehoben, nur diesen hat er als Ursache des Götterzornes und des
*) Teiresias hatte einen doppelten Grund, jene Clausel „wenn du nicht schleunigst
umkehrst“ zu unterdrücken. Erstens holFte er davon nichts, und zweitens, was
noch wichtiger ist, war er auf’s Äusserste gereizt. In seinem Zorne nun konnte er
gar nicht jenen Zusatz aussprechen, weil derselbe der Ausdruck einer wohlmei
nenden Fürsorge und seine Rede dann eine Warnung gewesen wäre, nicht aber
das, wofür er sie 1084 f. ausgibt.
3 ) Jacob sagt (zu V. 1064), Antigone tödte sich, während Teiresias noch spricht.
Beweisen lässt sich dies durch nichts, es ist auch nicht einmal wahrscheinlich.
8 ) Schon Jacob hat auf diesen Punct aufmerksam gemacht: „Beachtungswerth ist,
dass Teiresias hier von Kreon’s Frevel gegen Antigone zuerst spricht“.
Beitrage zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
687
Misslingens der Opfer hingestellt. Auch der Chor beobachtet in seiner
Aufforderung (1100 f.) dieselbe Reihenfolge, und wenn Kreon au
diese Aufforderung pünctlich sich gehalten hätte, so würde er zuerst
Antigone befreit und dann den Polyneikes bestattet haben. Freilich
hat der Chor diese Reihenfolge angewandt, ohne zu wissen, dass
gerade so und nur so das Unglück sich abwenden Hesse. Aber trotzdem
ist es ja sehr wohl möglich, dass der Dichter diese Reihenfolge ab
sichtlich den Chor anwenden Hess, ohne dass dieser ahnte, wie richtig
und wichtig sie wäre.
Hätte Kreon geahnt, dass Antigone sich das Lehen nehmen
wolle, so hätte er natürlich sich beeilt, erst sie zu befreien; und diese
Mittheilung würde ihm, glaube ich, Teiresias gemacht haben, wenn
er ihn nicht unversöhnt hätte fortgehen lassen. So aber verlloss eine
geraume Zeit, bevor Kreon, der zuerst die Bestattung des Polyneikes
vornahm, zu Antigone's Grabgemach sich begab (vgl. die Schilderung
des Boten 1192 ff.).
Ich mache noch auf zwei Stellen aufmerksam, welche meine
Ansicht bestätigen oder wenigstens ihre Wahrscheinlichkeit hervor
treten zu lassen geeignet sind. Die erste ist V. 1111 1'. iyöj d’ instar,'
ddfoc rfm iTtsorpäyri, avrog r’ edr,atx y.od rtapöjv ixliiaop.au. Mag man
diese Worte in eigentlichem Sinne nehmen (was ich für das Richtige
halte) und blos auf die Befreiung der Antigone beziehen oder mag
man sie metaphorisch auffassen und glauben, Kreon spreche hier aus,
dass er an Polyneikes sowohl als an Antigone sein Unrecht durch
persönliches Zugreifen wieder gut machen wolle: jedenfalls versperrt
er sich durch den in nctpöjv iy.lOaop.ai ausgesprochenen Entschluss
unwissentlich die Möglichkeit, den Selbstmord der Antigone zu ver
hüten. Hätte er nämlich nicht den Entschluss gefasst, die Antigone
persönlich zu befreien, so hätte er, wenn er schon die Bestattung des
Polyneikes früher vorzunehmen gesonnen war, doch Diener entsenden
können, um Antigone sofort in Freiheit zu setzen; diese Diener wären
noch zu rechter Zeit gekommen. Dass der Dichter, indem er diese
Worte Kreon in den Mund legte, bezeichnen wollte, dass Kreon sich
seihst jede Möglichkeit Antigone's Selbstmord zu verhüten, abschnitf,
glaube ich um so eher annehmen zu dürfen, als die Worte avro{ r’
sor,aa x.ai nap&v iy.10aop.at an und für sich etwas sonderbar sind,
und zwar desshalb sonderbar, weil die für den Entschluss rcapöjv
ix.luaou.oti gegebene Begründung avrdg edr,aa nicht vollkommen
688
K v ! c a l a
befriedigt. Hatte der Dichter nun jene Absicht, indem er V 1112
Kreon in den Mund legte, so könnte man es, wenn auch nicht tadellos,
doch begreiflich finden, wie er, indem er jene Absicht verfolgte, das
Unpassende oder Unzulängliche im V. 1112 übersah. Übrigens kann
man auch annehmen — und dies halte ich für das Wahrscheinlichere —
dass der Dichter das Unzulängliche der Begründung nicht übersah,
sondern dass er absichtlich Kreon so sprechen liess. Näheres
darüber unten zu V. 1108 ff.
Die zweite Stelle ist 1103 f. Saov 7’, ava£, Ta.yj.aza.. airjziy-
vavoi yäp Se&v nooör/.ug zovg y.ay.6<ppovag ßXäßca. Der Dichter wollte
gewiss, dass die Zuhörer hei diesen Worten an die Befreiung der
Antigone denken sollten. Wenn man den Ausgang in 's Auge fasst, so
sieht man, wie wahr der Chor, ohne es selbst zu wissen, gesprochen
hat. Schnell ist das Strafgericht über Kreon hereingebrochen. Er
betrieb wohl d'acv zayiaza den einen Tlieil seiner Aufgabe, leider
den zweiten, und so kam er zu dem ersten zu spät. Hätte er äaov
zayiaza den ersten Tlieil der Aufgabe (Befreiung der Antigone) zu
lösen gesucht, so hätte der Selbstmord der Antigone und damit das
Unglück Kreon’s abgewandt werden können. Aber es sollte eben dem
Kreon seine reuige Umkehr nichts nützen, da er zu den beiden ersten
Freveln auch noch den dritten, Verhöhnung des gottgeliebten Sehers,
hinzugefügt hatte.
Habe ich die Intention des Dichters, für welche ich Indicien in
den angeführten Stellen zu finden glaube, richtig aufgefasst, so lässt
sich gegen die oben aufgestellte Auffassung des Verses 1062 kein
Bedenken erheben. Sollte aber jene Deduction doch nicht stichhaltig
sein, sollte nach Sophokles’ Anschauung in dem Augenblicke, als
Teiresias das Unglück verkündete, es schon zu spät gewesen sein,
dasselbe abzuwenden, auch wenn Kreon sich mit dem Seher ausge
söhnt hätte: dann würde eine Modification in meiner Auffassung des
Verses 1062 nothwendig werden. Während ich nämlich oben r,or,
erklärt habe „jetzt, wo ich bereits die Überzeugung erlangt habe,
dass du dich von deiner Verblendung nicht abbringen lässest und
dass du also auch meine Enthüllungen dir nicht zu Nutze machen
wirst“: müsste r ; öY ; in diesem Falle erklärt werden „jetzt, wo es
bereits zu spät ist und wo du, wenn du auch durch meine Enthüllungen
erschüttert umkehren wolltest, die Enthüllungen doch nicht mehr dir
zu Nutze machen und das Strafgericht nicht mehr abwenden könntest“.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
689
V. 1013.
tpSivovr’ darj[Xüiv opyicov [xuvr£Ö[xaru.
Nauck hat in dem testen Glauben, äarjgwv sei unpassend, ipSi-
vovra ffsfxvöiv vermuthet und sogar in den Text aufgenommen; ausser
dem meint er, dass vielleicht p.avr£üp.ara in [xuys'j[xuru zu verwan
deln sein dürfte. Neulich hat auch M. Schmidt (Zeitschr. f. d. öst.
Gymn. 1865, S- 2)-die Überlieferung äfff/gcov zweifelnd, die Über
lieferung [xuvr£u[xuru mit Entschiedenheit verworfen. „Hier ist y£t-
vovra ae[j.v(jiv von Nauck statt y-Slvovr’ ccctv3/u.c/jv eingesetzt, oh mit
Recht, macht Hesych. d ffrjpienv ■ ätpavüv dyvd>aru>v einigermassen
zweifelhaft; doch erscheint dar^Mv allerdings nicht passend. Noch
unpassender aber ist MANTETMATA, wofür nicht sowohl mit Nauck
p.^EÖ/xara, sondern AATPETMATA herzustellen sein dürfte. So
novuv lurpEv[xct.ru Trach. 357. In der Sphäre des Tempeldienstes
Ko\(jy_puau larpsvjxara. Iph. T. 1275“. Und der „Sicherheit“ dieser
seiner Conjectur glaubt Schmidt „ziemlich gewiss“ zu sein. Es ist
nicht schwer, die tadel- und makellose Überlieferung hier zu ver-
theidigen; gern möchte ich aber den Grund oder die Gründe kennen
lernen, durch welche diese beiden Kritiker berechtigt zu sein glaub
ten, dar,[x<j)v und [xaitre{j[xaru als unpassend zu verdächtigen. Jeden
falls kann es nicht gebilligt werden, dass sie diese Gründe (denn
Gründe müssen sie doch wohl haben) durch ihr Schweigen der
Beurtheilung Anderer entzogen haben. Würde es sich um eine Stelle
handeln, gegen welche schon früher Bedenken und Gründe vorge
bracht worden wären, dann würde man dies Schweigen erklärlich
finden und annehmen, dass sie mit den von Anderen vorgebrachten
Gründen einverstanden seien ; so aber haben alle die zahlreichen
Gelehrten, die sich mit der Kritik der Antigone befasst haben, bis
auf Nauck und Schmidt, die Überlieferung für passend gehalten ; es
müssen somit wohl die Gründe, die gegen die Überlieferung sprechen,
ziemlich tief verborgen sein, und da kann man es eben nur auffallend
finden, dass Nauck und Schmidt diese Gründe nicht zu Tage gefördert
haben. Wir wollen die Überlieferung vertheidigen oder, besser
gesagt, erläutern, natürlich auf die Gefahr hin, dass durch unsere
Bemerkungen die unbekannten Gründe Nauek’s und Schmidt’s gar
nicht getroffen, also auch nicht entkräftet werden.
690
K v i c a 1 a
"Affv)[).ov ist eigentlich „Mas kein Zeichen hat, was kein Zeichen
darbietet“ oder, da Gfip.x das Erkennungsmittel ist, „Mas sich nicht
erkennen, nicht deuten lässt“. Hält jemand an dieser Bedeutung zäh
fest, so könnte er freilich x.Gr,p.x Spyix hier sonderbar finden; denn
dies Opfer bot ja doch ein G-np.x dar, nämlich ein schlechtes. Aber
worin bestand denn dieses schlechte Zeichen? Darin eben, dass die
Götter das gewohnte und gewünschte Zeichen versagten. Das gute
Zeichen (günstiger Brand), das der Opfernde wünscht, ist das Zei
chen y.xt' i£oy/jv : und somit kann daiip.og sehr gut als Gegensatz von
eö(j7jp.os gedacht werden. ”Aarifix opyia ist also ein Opfer, welches
das Zeichen (d. i. das gewünschte, das günstige Zeichen) nicht
darbietet >).
Die Verbindung ij.avTsup.xrx öpyi.ojv ist nicht auffallend, sondern
gar sehr berechtigt. Das Opfer (op7ta) ist ja dasjenige, was als
Mittel zur Erforschung des Götterwillens, zur Weissagung (p.äv-
revp.a') gebraucht wird. Also p.xvrsOp.xra öpyioiv sind Weissagungen,
die aus dem Opfer geschöpft werden. Was nun den Ausdruck (p3i-
vovra p.xvrsOpxrx betrifft, so konnte dieser mit demselben Rechte
gebraucht werden, nie «fff/gwv cpyioiv; (pSivovr a p.avrsOp.arx
steht und fällt mit xG-np.u>v öpyion. Da das Opfer xorpj.x. Mar, d. i.
nicht das gewünschte Zeichen, aus welchem die Huld der Götter
hätte ersehen werden können, darbot, da ferner das ar,p.a (günstiger
Brand) die Grundlage des p.dvrsvp.x bildet, so kann natürlich sehr
gut von fSivovra p.avrsOp.arx gesprochen werden. Natürlich ist
auch dieser Ausdruck in entsprechendem Sinne und von demselben
Standpuncte aus aufzufassen, wie dar l p.< J )v öpyjwv. Teiresias wollte
erfahren (spavTsOsro), ob die Götter gnädig gewogen seien. Dies
lj.dvrsup.x, dass die Götter der Stadt gewogen seien, hätte dann
stattgefunden, wenn die Götter das Opfer angenommen hätten, wenn
also, M as damit zusammenhängt, als Zeichen ihrer Huld ein günstiges
*) In ähnlicher Weise sind ja überhaupt alle jene mit a priv. zusammengesetzten
Adjectiva zu erklären, in denen, wie man sagt, das a priv. = dug ist. Auf welche
Weise sind Adjectiva, wie aTTorfzog, ä[j.[j.opQc, a[J.oipog (Plat. Legg. IX, 878 B)
zu der Bedeutung „unglücklich“ gelangt, während sie eig. „ohne Loos“ bedeuten,
also voces mediae sind? Nur dadurch, dass man dabei das Loos xar’ das
gute Loos, im Sinne hatte. ”A-ot[xq<z ist also „wer des (guten) Looses nicht
theilhaftig ist“.
Beiträge zur Kritik und Erklärung 1 des Sophokles.
691
Verbrennen des Opfers stattgefunden hätte. Da aber das Gegentheil
eintraf, ersah Teiresias daraus, dass die Götter zürnen [und das
Opfer nicht annehmen wollen (od osy^ovTca SuoTädag hrdg sti Ssoi
-<y.p’ lipitöv); das p.c£vr£up.a, welches Teiresias wünschte, fand nicht
Statt, ward vereitelt, weil die Götter das gewünschte G-np.a versagten.
Diese Auffassung der Stelle ist keine neue; wir haben da nur
etwas ausführlicher dieselbe Ansicht entwickelt, welche bereits Wex
und Hermann ausgesprochen haben. Wex : pJh'vovra, evanescebant,
irrita erant sacrificia, i. e. nulla poterant ex iis omina capi. Id ipsum
autem erat indicium et portentum irae Deorum, quippe qui respuerent
sacra. conf. v. 1001 (1010) oi) oiyovTOj. Kit dg sti“. Die Ansicht
Wex's, dass «ffyjp.wv „per prolepsin“ gesagt sei, ist freilich nicht zu
billigen, da äar;p.wv opylow den Grund von tpSivavr« p.«VT£6p.ara
bezeichnet. Besser als Wex sagt Hermann : „Nihil aliud dicit, quam
irrita fuisse sacra, ut nihil eorum, quae optasset, portenderent“.
V. 1016 f.
ßwp.oi ydp r,p.Xv iayäpca ts navTslsig
KKrtpv.g xjk oicovcSv ts -/.cd xvvojv ßopäg y.T?>.
Ob der Dichter einen strengen Unterschied zwischen ßup.oi
und soy&pca hier machen wollte, lasse ich dahingestellt sein; für
wahrscheinlich halte ich es aber nicht. Jedenfalls bezieht sich das
Epitheton xccvTsAsig auf beide Substantiva. Dies xavTsÄsig aber ist
ein schwieriges Wort, das bereits zahlreiche Erklärungsversuche
hervorgerufen hat. Die Ansicht, dass es hier nichts weiter als „alle“
bedeute, welche Brunek aufgestellt hat, fand hei den meisten
Gelehrten Anklang ; Erfurdt, Hermann, Wex, Eilend!:, Jacob, Din-
dorf 1 ) billigen sie. Aber navrskrig könnte wobl olog bedeuten, da-
1 ) Bei dieser Übereinstimmung finden sich doch wieder Differenzen darüber, wie
KavreXelg zu dieser schlichten Bedeutung gelangt sei. Ellendt meint, dass die
Bedeutung des zweiten Bestandteiles verwischt sei; erdachte also wohl an solche
Beispiele, wie dinrvyjjg, das nicht selten einfach = ch<7<70? ist. Dindorf dagegen
sagt: „Recte Brunckius vertit omnes. Nam sunt ca 7raffat, sv atc ispcc
rsXetrat“. Die Vermischung dieser zwei Begriffe in TsCMXeXzig finden zu wollen
ist eine unerhörte Willkür.
692
K v i c a 1 a
gegen ist die Bedeutung näg unwahrscheinlich Audi spricht die
Erzählung des Teiresias nicht zu Gunsten dieser Auffassung, sondern
offenbar gegen dieselbe. Teiresias berichtet das Ereigniss, das sich
bei einem Altar zugetragen hat. Wollte man nun sagen, dass der
Selier wusste, er würde hei den anderen Altären dieselbe Erfahrung
gemacht haben oder dass er von ähnlichen Vorgängen hei anderen
Altären geradezu gehört haben konnte, so ist dies allerdings zuzu
gehen , zugleich aber muss man behaupten, dass er dies bereits
früher angedeutet haben würde. So aber, wie Teiresias’ Worte lau
ten, wäre diese plötzliche Ausdehnung der bezüglich eines Altars
gewonnenen Überzeugung von der Verunreinigung desselben auf
alle Altäre in hohem Grade auffallend.
Die neueste, von Nauck aufgestellte, Erklärung „Kxvzslsig
zrAr,pstg — ßco/xoi n&vzzg zs^iwg rcl'hpeig“ leidet an einem ähnlichen
Fehler, wie Dindorfs Auffassung. Es ist unmöglich, diese zwei Be
deutungen in dem Worte nmrsAsig zu vereinigen und zu der Erklä
rung „alle Altäre sind voll vom Frass der Hunde, und jeder von die
sen Altären ist ganz und gar voll“ zu gelangen. — Dagegen wäre
die Erklärung des Schob r, okcu sprachlich allerdings möglich. Nichts
destoweniger ist sie nicht wahrscheinlich, einmal schon wegen der
unstatthaften Hyperbel und zweitens, weil bei dieser Auffassung die
Verbindung navzslsig nl-hpstg widerwärtig wäre; denn da in diesem
Falle navrslsTg eng und innig mit rclr,psig Zusammenhängen würde,
so würde die Kakophonie in dem Gleichklang der Endungen recht
fühlbar werden; die Kakophonie wird dagegen sehr gemildert und
erträglich gemacht, wenn nxvzdXstg zum Subjecte gehört und mit
dem Prädicate nüpeig nichts unmittelbar zu schaffen hat.
Diesen Ansichten gegenüber stehen die folgenden, welche tlieils
die richtige Auffassung, tlieils wenigstens eine Annäherung an die
richtige Auffassung enthalten. Schob cci zä zslax rüv kpduv otyo-
[xvvar . . . ri oi’ cov Trebra zsluoüzof.. Triklinios: ?/ npög zö nav-
4 ) Mau dürfte sich nicht darauf berufen, dass die Bedeutungen „all“ und „ganz“ auch
in Trac, im lat. omnis neben einander Vorkommen, dass somit neben der nach
weisbaren Bedeutung „ganz“ bei 7ravTeX^? auch die Bedeutung „all“ angenommen
werden könne. Von der Bedeutung „all“ zu „ganz“ bildet ein leichter und nach
weisbarer Übergang Statt, nicht so umgekehrt!
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
693
zsAsXg ükouzuzeov our«, y.ui ui iuyjupui ui KUVzslEXg, vjrot ev uig rtäaui
ui Suaiui zeXoüvzui. Musgrave: KuvzslsXg an sanctissimi? quo
fortasse sensu Jupiter nuzrip nuvzelrjg Aeschylo audit Sept. Theb.
120 (das Beispiel passt freilich nicht). Hartung übersetzt „alle Weili-
altäre und Erfüllungsheerd’“, wobei Wahres mit Falschem vermischt
wird.
Ich glaube, dass rcuvzshlg die Bestimmung der Altäre zu gottes
dienstlichen Handlungen, somit die Heiligkeit derselben bezeichne.
Man erinnere sich nur, wie oft züog, ze'AeXv und andere ähnliche
Wörter als Cultusausdrüeke gebraucht werden. TsAvj sind heilige
Weihen, Mysterien (z. B. 0. C. lOhO), dann überhaupt religiöse
Ceremonien; zelsXv einweihen, zslszr/ Weihe, zeXezu’i Feste; vgl.
noch ccrsiG/j, zsxeazixog. Somit wären nuvzsAeXg ßco/jiot Altäre, die
ganz zu zilri (gottesdienstlichen Handlungen) bestimmt sind. Indessen
ist es möglich, dass in nuvzsltXg diese ursprüngliche Bedeutung
nicht zu urgiren ist, sondern dass sich aus derselben die Bedeu
tung „heilig“ entwickelt hat. Vgl. das ähnliche navSuzog, das
bei Sophokles (Aias 712) die Bedeutung „summa religione cultus,
sanctissimus“ hat.
V. 1031 f.
eü aot tppovriGug sü Xs'yw zö p.av$dvEiv o
fjoiazov eu liyovzog, ei xepdog liyoi.
Heutzutage wird wohl niemand mehr die Richtigkeit von Xlyoi
bezweifeln. Wenn Hartung sagt: „Warum Hermann und Andere
nach ihm den Optativ gesetzt haben, ist mir unbekannt“, so hat er
übersehen, dass L diesen Optativ bietet; nach einem bekannten
kritischen Grundsatz muss liyoi für echt und Xiyei für eine willkür
liche Änderung derer gehalten werden, die eine geläufigere Construc-
tion zu Wege bringen wollten.
Der Unterschied zwischen su liysiv und xipöog Xsysiv ist von
den Erklären! richtig festgestellt worden. Ich hebe nur noch die
Übereinstimmung dieses allgemeinen Satzes mit den vorausgehenden
speciellen hervor; natürlich entspricht y.ipoog Asyoi dem voraus-
694
Kvjcala
gehenden sv goi fpovr,Gag <); denn wer sv fpovsX rivt, der ),syst
y.spöog ccjtw.
V. 1033 ff.
c5 Tipi',-ßv : KUVTSg WC7TS ro^ozai GX.OKCV
roSsvsr dvopdg rovae, xovfri p.avrufjg
ci.Kpay.rog vp.iv sip.i • rdiv o’ yivovg
igr l p.Kokr,u.ai y.dy.K£<poprt.Gp.ai nalcu.
Unstatthaft ist Seyflert's Behauptung (Jalirh. f. Phil. 18G3,
S. 500): „Dass an unserer Stelle V. 1003 unter Kdvrsg nur die
Seher verstanden werden können, zeigt ja ganz unzweideutig die in
p.vtv V. 1035 fortgesetzte und nur auf die Seher zu deutende Be-
*) Ich bemerke dies desslialb, weil Nauck eu (ßpovr)GOL<z erklärt „nach reiflicher Er
wägung dessen was ich spreche“, und diese Erklärung könnte man desslialb für
die richtige zu halten sich versucht fühlen, weil Teiresias den Aorist anwendet;
denn in der Tliat wäre für „wohlmeinend“ oder „in guter Absicht“ sv <ppov&v
der natürliche und erwartete Ausdruck. Aber während die Grammatik für Nauck
zu sprechen scheint, spricht der Gedankenzusammenhang offenbar für die andere
Auffassung, der Jacob, Ellendt, Hartung* u. A. folgen. Denn s0 Xe < yecv hat sicher
in beiden Sätzen eine und dieselbe Bedeutung, woraus man zufolge der Beziehung,
in welcher beide Sätze zu einander stehen, consequent folgern muss, dass auch
sv gol (ppoVYjGG.c dem xspdog Xs*yoi entspricht. Ausserdem unterstützt auch die
Stellung von (7oi 9 das man weder mit Xe*yoj verbinden noch als ethischen Dativ
nehmen kann, diese Erklärung. Aber wie soll man bei dieser Auffassung SV (701
(ppO'JYjG(X.g sprachlich rechtfertigen? Verbindet man sv (ppovrjGCtg eng und nimmt
man sv (ppovslv in der Bedeutung „Wohlwollen“, so zeigt sich, scheint mir, keine
befriedigende Erklärung; denn „weil ich Wohlwollen gegen dich fasste“
(opp. sv (ppovwv, weil ich Wohlwollen hege) passt nicht. Bedenkt man aber, dass
cppovslv auch als Ausdruck der Gesinnung öfter die andere Bedeutung des Denkens,
Erwägens erkennen lässt und dass es zuweilen gar nicht möglich ist, beide Bedeu
tungen streng zu scheiden: so wird man wohl nichts einwenden, wenn ich sage,
dass auch hier cppovv]G<xg die vorangegangene Erkenntniss oder Erwägung be
zeichnet, welche durch sv gol als eine dem Kreon erspriessliche hingestellt wird.
Also sv gol = otya^ov goi (ppovvjGctg, in welchem Ausdrucke die hier
für (ßpovsiv angenommene Bedeutung klarer hervorträte. (Die Conjectur sv gol,
tppovrjGov, sv Xeqfw, wobei das zweite sv eine nachdrückliche Wiederholung des
ersten wäre, ist überflüssig; sie fiel mir ein, bevor ich zu jener Erklärung, die
ich für richtig halte, gelangt war.)
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
695
ziehung, die ja auch V. 1037 mit xspSaiver' sixnoläze wieder auf
genommen wird“. Welche Berechtigung und was für einen Sinn
sollte es haben, wenn Kreon, der mit einem Seher zu thun hat,
von dem ganzen Stand der Seher sprechen wollte? Beziehen wir hei
Seyffert’s Auffassung to£susts auf den einen vorliegenden Fall —
und das müssen wir jedenfalls thun — so ist Kreon’s Äusserung eine
unwahre und eine ungeschickte obendrein. Zu der Auffassung aber,
dass to&Octs — ihr pfleget zu schiessen wäre und auf mehrere
ähnliche uns unbekannte Versuche, welche andere Seher mit Kreon
gemacht hatten, Bezug hätte, berechtigt uns gar nichts.
Ohne Zweifel sind unter ncivzsg alle die Personen zu verstehen,
welche in dieser Tragödie zu Gunsten des Polyneikes gesprochen
haben und von denen Kreon glaubt, dass sie sich unter einander
verschworen hätten, um eine Aufhebung des Verbotes zu erwirken
und dadurch, wie Kreon glaubt, sein Ansehen zu erschüttern. Diese
Personen, welche Kpsovro? izö^svaav, um ihren Plan durchzusetzen,
sind 1. die Chorpersonen, die ihrer Sympathie für Polyneikes einen,
freilich schüchternen, Ausdruck V. 278 f. gegeben haben. 2. Anti
gone, die schroff ihre That vertheidigt. 3. Haimon, der freilich
hauptsächlich für Antigone als Verteidiger auftritt, aber doch auch
seine Ansicht, dass Kreon’s Verbot gegen göttliche Satzungen ver-
stosse, zu erkennen gibt; vgl. V. 743 otl yäo aißag, zifLag ys rag
nxTüv. 4. Teiresias.
Dieselben Personen, an welche man bei nd'jzsg zu denken hat,
sind auch unter ö/xiv im folgenden Salze zu verstehen. Dass diese
mit der piavTtxr; in Verbindung gebracht werden, darf natürlich
nicht im geringsten als Indicium dafür angesehen werden, dass dieser
Satz hlos auf die Seher zu beziehen sei. Die anderen erwähnten Per
sonen haben nach Kreon’s Meinung Teiresias, welcher die (zavrocö
zur Anwendung bringt, bestochen; somit sind sie die mittelbaren
Urheber dieser Anwendung der /zavrixr;; somit konnte Kreon auch
mit Bezug auf sie sagen, dass er von ihnen nicht jmvzurig änpa-
xzog sei.
Auch die folgenden Plurale v.toöaijs.-' itj.rz'Aäzz führt Seyffert
mit Unrecht als Stütze für seine Ansicht an. Diese Plurale beziehen
sich freilich auf Teiresias und Menschen seines Schlages. Nun brau
chen dies aber nicht einmal andere Seher zu sein; es könnte ja
Kreon auch andere Menschen meinen. Konnte er denn nicht glauben,
696
K v { C a 1 a
dass ausser Teiresias auch noch andere Leute (nicht gerade andere
Selier) von seinen Feinden gedungen worden seien? Konnte er nicht
den Verdacht haben, dass auch unter den Chorpersonen manche
wären, die sich von den mit Kreon’s Herrschaft Missvergnügten hätten
bestechen lassen ? Und wenn wir auch annehmen — was allerdings
auch ich für richtig halte — dass xepdcrfvsr' ipTzo^äze auf Teiresias
sammt seinem ganzen yivog (Zunft) zu beziehen sei, so folgt daraus
durchaus nicht, dass auch kavzsg und vp.lv. in derselben Weise auf
gefasst werden müsste, sondern es folgt daraus nur so viel, dass
Kreon in dem unmittelbar vorangehenden Satze von den Sehern als
von jenen Personen sprach, von denen er i^yipn6}.rizou xdx~z^opzi-
Gzca nälai.
Dass die Überlieferung äizpaxros nicht mit der unsinnigen Con-
jectur änpazog, die Hartung freilich für eine „Besserung“ erklärt
und als solche aufnimmt, vertauscht werden darf, versteht sich von
seihst. Hartung käme wohl in Verlegenheit, wenn er den eigentlichen
und genauen Sinn von p.avzixfig änpazog angeben sollte; denn daraus
dass Hartung übersetzt: „selbst die Seherkunst bleibt nicht ver
schont“, geht noch nicht hervor, dass er berechtigt war so zu über
setzen. Der Grund, den Hartung gegen änpcr/.rog anführt („denn
üizpaxzog heisst nicht inten tatus, sondern unverrichtet“), ist sehr
seicht, und hätte Hartung ein wenig über diesen Punct nachgedacht,
er würde ohne Zweifel bei seinem anerkannten Scharfsinne die
Überzeugung von der Zulässigkeit der Bedeutung „intentatus“ ge
wonnen haben. Sehr richtig gebraucht Schneidewin den Ausdruck
„unbearbeitet“, und sehr richtig bemerkt er „Kreon seihst npuaazzca
vno p«vr.“ In der That muss man, wenn man sich mit der oberfläch
lichen Angabe, otidi pavuxrjg ä.npa.xzog vp.lv eipu stehe zufolge einer
Umkehrung für ovvi p.avzv/.ri änpcuzig lazi xaz' ip.ov nicht begnügt,
sondern eine wirkliche Erklärung gehen will, für änpaxzog an
unserer Stelle npuGGuv in der Bedeutung „bearbeiten, behandeln“
(nicht „arbeiten, handeln“) voraussetzen. Und diese Voraussetzung
ist vollkommen berechtigt. Liegt nicht der Phrase sv npdoGitv zivd
(die freilich viel seltener als sv tzoisiv ziva, so opäv ziva. vorkommt)
die Bedeutung „behandeln“ zu Grunde? <) Muss nicht aus der Be-
1 ) Ich weiss allerdings, dass manche Grammatiker anderer Ansicht sind, aber mit Un
recht. Die Verba Trpä'Jdctv, rroiclv, fyav, £p*ya£ca£ae haben, wenn sie mit dem
; '—-Ab-
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
deutung „bearbeiten“ die Bedeutung „tödten, den Garaus machen“
erklärt werden? 1 ) Bietet nicht «.rzkziir-ozog (Soph. 0. B. 33ß) für
die an unserer Stelle erforderliche Bedeutung von zTtpaxzog eine
sehr passende Analogie dar, so passend, als man nur wünschen kann?
’AtsXsüttjtos hat an der erwähnten Stelle Sophokles in der Bedeutung
„mit dem man nicht fertig wird“ gebraucht: diese Bedeutung kommt
dem Worte nur unter Voraussetzung der eigentlichen Bedeutung
„den man nicht bis zu (dem gewünschten) Ende, bis zur Erzielung
des gewünschten Erfolges bearbeiten kann“ zu. Gerade so hätte So
phokles auch änpaxzog in der Bedeutung „der sich nicht bearbeiten
lässt, mit dem nichts auszurichten ist“ gebrauchen können: aber es
hat ihm an unserer Stelle beliebt, das Wort in einer etwas modifi-
cirten Bedeutung „nicht bearbeitet“ (/r/j nsTtpayixivog') zu gebrauchen,
wie ja manche Verbaladjectiva auf zog die Geltung eines passiven
Participium perfecti haben.
Bezüglich der Überlieferung im V. 1030 bemerkt Dindorf:
„xäpLzr£ffiöprtarp.«i, x ab S, vel m. antiquioro“. Ohne Zweifel ist xäx-
nstpopriaixou vorzuziehen, schon wegen der Übereinstimmung mit
i^Yip.!ro),ri[xai, wie Hermann mit Recht bemerkt. Was die Feststellung
der Bedeutung von ixKiipöpziop-ca betrifft, so hängt diese Frage da
von ab, welche Bedeutung man dem i^nixnokr,[xa.i beilegt, da es in
hohem Grade wahrscheinlich ist, dass nicht hlos beide Verba mit der
selben Präposition zusammengesetzt sind, sondern auch dass die Prä
position in beiden Fällen dieselbe Geltung hat, weil dadurch die Rede
Kraft und Nachdruck gewinnt. 'EEspnoläv nun kann entweder bedeuten
„ausverkaufen, zuEnde verkaufen“,oder hlos „verkaufen“. Da nämlich
das dem ip.no'käv zu Grunde liegende ip.nolr, die Waare oder den
Handel bezeichnet, so hat ip.no\ä.v eigentlich die Bedeutung „Handel
treiben, handeln“. Das „Handeln“ äussert sich nach zwei Seiten hin.
entweder als „Einhandeln“ (Kauf) oder „Verhandeln“ (Verkauf). So
Accusativ der Person verbunden werden, sicher die Bedeutung „afficere“ ange
nommen.
0 So Aesch. Ch. 435. Vgl. den ähnlichen Gebrauch von avvetv, s^avji'.v, r^iep'/a^e-
<73at, xarep*ya^e<7^at, i&p*/(Eur. Hipp. 566. £ 1 £eip*yaö , p.e3a), reXetv
Die Bedeutung „vernichten, tödten“ ergab sich bei Tcpwjvzw aus der Bedeutung
„bearbeiten“ so, wie bei diesen Verben und wie beim lat. con Heere,
698
K v 1 c a 1 a
konnte denn ip.no'käv in diesen beiden Bedeutungen gebraucht wer
den. Um aber genauer das ip.nckä.v als „Verhandeln“ zu bezeichnen,
konnte natürlich die Präposition hinzutreten, welche in diesem
Falle den Begriff der Veräusserung sehr anschaulich darstellt;
also zigzp.nolü.v eig. = Handel treibend einer Waare sich
entäussern. Vgl. dnooioooSai, wo dno eine ähnliche Function
hat, wie hier ix. — Nehmen wir nun für i^Yip.no'XYip.ai die erste
Bedeutung an, so müsste man mit Schneidewin. der als Analogien
zxdpxy.ovroOoSat, ixh^ovod'ou, ixßapßapoüo^ca anführt, zy.nzipop-
Tiap.ai erklären „ich hin ganz zum tpöprog gemacht“. Nimmt man
dagegen zigrip.r.o);r l pai in der zweiten Bedeutung, so ist für zy.xzfop-
uap.au in Übereinstimmung damit die Bedeutung „ich bin als Waare
veräussert“ anzunehmen. Dieser zweiten Auffassung gebe ich bei wei
tem den Vorzug. Keinesfalls darf man aber mit Nauck zy.nz<p6puap.ai
auffassen „ich bin als Ballast hinausgestossen“.
Das schwierigste Problem dieser Stelle sind aber die Worte
züv o önul yzvovg. Doch kann, scheint mir, ein Punct, und zwar ein
wichtiger, hier mit ziemlicher Sicherheit festgestellt werden, nämlich
dass Kreon in diesem Satze von den Sehern spricht. Zwar stellt Nauck
es als sicher hin, dass hier von den nächsten Angehörigen!) die
Rede ist. „Nach dem folgenden iy.nzf6pTiap.oa“, sagt er, „kann es kaum
zweifelhaft sein, dass Kreon von seinen nächsten Angehörigen redet:
diese, meint er, betrachten ihn als eine Last, deren sie sich entledi
gen möchten“. Aber diese Ansicht beruht auf einer irrigen Auffassung
von ixusfopuaixca, das nichts anderes als ein Synonymon von z&p-
nokrip.a.1 ist, wie etwa im Deutschen „verhandeln“ und „verschachern“
Synonyma sind. Dass Kreon hier nicht von seinen Angehörigen
spricht, lässt sich durch folgende Erwägung beweisen.
Was für Angehörige könnte Kreon meinen ? Doch wohl nur
Antigone, Ismene, Jlaimon, wie auch Nauck ausdrücklich sagt. Von
diesen nun hätte Kreon allerdings sagen können „ich hin von ihnen
verhandelt und verkauft“, wenn nicht —- und das ist der Punct, auf
den das grösste Gewicht 'gelegt werden muss — darauf folgte xzp-
oa.lv zr zp.nokct.rz. Diese Worte stehen doch sicher im engsten
Zusammenhänge mit dem vorausgehenden Satze, wie schon die Wahl
!) Ich hnbe selbst einmal an die Richtigkeit dieser Ansicht geglaubt und £t[V' sVSjv
Ö 1 vermuthet. Jetzt bin ich von diesem Irrthum gründlich geheilt.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
699
von Ausdrücken aus derselben Sphäre p.7t tiXr/ p.ar, ixnstpopn-
g'j.cu — xspuai'vsrs, ip.no Xäre) deutlich zeigt. Es müssen also sicher
in beiden Sätzen dieselben Personen gemeint sein; offenbar ruft
Kreon jenen Personen, von denen er i^rip.n61r,rai xdxTtstpoprujTca,
zu: xeprJaiver’, ip.no),ärs. Möget ihr, ruft er, für eueren Verrath
an mir (metaphorisch wird dieser Verrath als i^epnoX&v, als ein
Verhandeln Kreon's bezeichnet) den reichsten Lohn (dieser wird
mit einer vollkommen entsprechenden, derselben Sphäre angehörigen
Metapher als ein Einhandeln von sardischem Elektros und indischem
Golde hingestellt) euch erwerben: es wird euch doch nicht gelingen,
Polyneikes' Bestattung zu erwirken. Konnte nun Kreon auch in der
höchsten Leidenschaft von Antigone und Ismene und Haimon sagen
oder auch nur glauben, dass sie ihn i^np.no)r l xa.ai und dass sie dafür
xEpdaivoum und ip'.noküai ? Undenkbar ! Warum hat er denn früher,
wo sein Zorn in der Unterredung mit Antigone und Haimon den
höchsten Grad erreicht bat, in dieser Beziehung auch nicht den
leisesten Verdacht laut werden lassen? Was hat sich denn seither zu
getragen, was ihn auf die Idee hätte bringen können, dass seine An
gehörigen bestochen seien, dass z. B. Antigone gedungen war? Man
sieht, wohin diese Ansicht führt.
Es bleibt nichts anderes übrig als anzuerkennen, dass Kreon
sage, er sei von den Sehern verkauft. Die Mantik hat einen grossen
Einfluss auf die Handlungen der Menschen. Darum haben Kreon’s
alte Feinde (vgl. 289 äXkot raOra xai nä)cu noltug divopsg p6)ig
yipovTt? ippoSow ip.oi) 1 ) längst (na)ca) die Seher, vor allen Tei-
resias, bestochen, damit sie bei jeder sich darbietenden Gelegenheit
Kreon's Macht zu untergraben nicht versäumen sollten, weil sie
glaubten, Kreon werde sieb nach den Aussprüchen der Seher rich
ten. Die Seher glauben zufolge ihres mächtigen mantischen Ein
flusses Kreon in ihrer Hand zu haben, und indem sie zu Gunsten von
Kreon's Feinden die Mantik missbrauchen, ihn wie eineWaare denen,
die sie bestochen haben, verkaufen zu können. So, und nur so,
stimmt alles trefflich. Die Metapher ist vollständig durchgeführt:
Kreon ist die Waare in den Händen der Seher, die Seher sind die
1 ) Auf diese Stelle hat Seyffert (a. a. 0.) aufmerksam gemacht und mit Recht die
Übereinstimmung zwischen 7raXca an unserer Stelle und xai 7raXa£ V. 289
(wenigstens durch den Druck) hervorgehoben.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft. 45
700
K v 1 c a 1 a
Verkäufer, die Feinde Kreon’s die Käufer, der Verkaufspreis ist der
Lohn, um den die Seher gedungen sind.
In Betreff der Textesfassung unserer Stelle habe ich dieselbe
Ansicht, wie Böckh und Bonitz, nur mit dem Unterschiede, dass ich
an der handschriftlichen Überlieferung festhalte, und die Partikel ö’
nicht aufgehe, und zwar desshalb, weil mir die Anreihung dieses
Satzes mittelst di viel passender, als das Asyndeton, erscheint. Eine
nothwendige Folge des Asyndeton wäre nämlich die, dass rwv stark
betont werden müsste, wozu sich dies schwache Demonstrativ
pronomen nicht eignet. Auch ist zu bedenken, dass (abgesehen von
den Fällen, wo ein Casus des als Demonstrativpronomen gebrauchten
Artikels mit einer Präposition verbunden ist) bei den Tragikern fast
durchweg, bei Sophokles immer (mit Ausnahme von 0. R. 200) die
Formen desArtikels in der ursprünglichen Geltung eines Demonstrativ
pronomens nur da erscheinen, wo sich eine Partikel, wie piv, os,
yäp an dieselben anschliesst.
Nichts Erhebliches Hesse sich meiner Meinung nach auch gegen
die Schreibung rwviJ’ 6zrai ysvovg einwenden. Man könnte sich hiebei
mit der Thatsache beruhigen, dass 6§e auch (und nicht eben gar so
selten) zurückweisende Kraft hat, und dass es auch da angewandt
wird, wo oxiTog allerdings das regelmässige Pronomen wäre. Man
könnte aber auch sagen, rtSvä’ sei absichtlich von Kreon gebraucht,
weil er ja, wenn er auch von den Sehern überhaupt spricht, doch
einen Seher vor sich hat, auf den er hinweisen kann. Indess lässt
sich schwerlich entscheiden, ob rwv o (eorum autem) oder twvo’
(horum) den Vorzug verdient.
Was die Construction betrifft, so nehme ich natürlich mit Ande
ren an, dass riZv o’ oder tojvo’ x«rd aOvscnv gesetzt ist, dass es
Leute bezeichnet, an welche durch [xmrr/.f,g erinnert worden ist.
Seyffert’s Annahme, dass rcöv auf üpfv zurückweise, ist unmöglich,
da, wie oben dargelegt worden ist, öp.iv nicht ausschliesslich auf die
Seher zu beziehen ist.
Ganz unerheblich sind die Einwendungen, die man gegen die
Ansicht, dass Kreon mit den Worten rwv ö’ — nctlcn die Seher
meine, macht. So sagt Jacob; „Obwohl Kreon viel Sonderbares
spricht und obwohl man zugeben könnte, dass er wirklich Teiresias
für habsüchtig und für ungerecht gehalten: so konnte doch ganz
unmöglich der Dichter ihn so allgemein hier sagen lassen, schon
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
701
längst habe Teiresias ihn verrathen, nachdem er nur eben erst
anerkannt hat, dass er ihn beständig zum Heil geführt (993, 993)“.
Diesen Grund hat neuerdings auch Meineke geltend gemacht. Sehr
treffend bemerkt dagegen Seyffert: „Natürlich: dies that der Mann
in ruhiger Gemüthsverfassung . . . ; jetzt, nachdem der Spruch des
Sehers seinem Herrscherrechte zu nahe getreten, ist er mit einem
Male — so und nicht anders ist Tyrannenweise — umgewandelt, um
nur die Kehrseite des vorher Gebilligten zu sehen und jeder objecti-
ven, von egoistischen Rücksichten freien Würdigung der Sache sich
zu verschliessen“. Eben so unerheblich ist Jacob’s Einwendung, dass
wir ausser Teiresias keinen Seher in Theben kennen.
Dagegen sind für jene Ansicht, abgesehen von dem oben Ge
sagten, noch zwei Puncte hervorzuheben. Dass xspoaivsr' sp.no)äzs
auf die Seher zu beziehen ist, beweisen die Worte ovd’ si Sslova
oi Zt/vdg aiszoi ßopdv (pspsiv vtv apnä^ovzsg ig \'.6g Spövovg, die
eine bittere Anspielung auf die Worte des Teiresias (1016 ff.) sind.
Da somit die Beziehung von xspoaivszs auf die Seher feststeht, so
muss, wie oben gezeigt worden ist, auch der vorangehende Satz auf
die Seher bezogen werden. Ausserdem wem sollte bei den Worten
rcöv o’ üxcä ysvoug nicht V. 1035 rd ptavrtxdv yäp näv ydcxpyvpov
7svog einfallen ?
V. 1037 f.
xsprjc/.i.vsz' sp.noXärs rdv npög Sctpdscev
Vj/UxTpOV.
„Ta (öva. m. pr.) npoaäpdsow, pariterque in lemmate scholii.“
Dindorf. Der Fehler des L ist in einigen Handschriften und bei
Eustathios (zu Od. d p. 1483, 27) verbessert. Nauck schreibt frei
lich rund Säpdswv vjiUxrpov und bemerkt zur Begründung dessen:
„Nach der Lesart des Laut-, haben Blaydes und ich (Mel.Gr.Rom.il,
p. 245) rätro Säposwv statt rdv npög Säpdswv hergestellt. Somit
scheint d fjXexrpog der älteren Gräcität fremd zu sein. Wie hier
zdnö in zä npd libergegangen ist, so lesen wir 0. R. 525 zoü npög
o' s<pa'j$-n statt des ursprünglichen zounog d' bpd'jSrrr <). Die diplo-
1) Dass unter den zahllosen Schreibfehlern der Handschriften auch dieser sicli finden
mag, kann sein. Aber der Beleg, den Nauck dafür anführt, ist unglücklich gewählt,
702
K v 1 c a 1 a
matische Grundlage dieser Änderung ist schwach; denn jedermann
weiss, dass unter zehn Fällen neunmal die Änderungen, welche von
der ersten Hand selbst herrühren, Verbesserungen von Schreibfehlern
sind; folglich muss unsere Zuversicht zu röv viel grösser als zu za
sein. Und vergleicht man die Änderungen röv tzpog Gapöscov (für röv
npo oäpöswv) und ränd Gdpfkuv (für ra npo aäpdswv) bezüglich
ihrer Leichtigkeit und Natürlichkeit mit einander, so fällt die Yer-
gleichung sicher auch zu Gunsten der ersteren aus.
Doch Nauck führt auch einen inneren Grund an, dass nämlich 6
rilsy-zpog der älteren Gräcität fremd zu sein scheine. Auch dieser
ist meiner Ansicht nach vollkommen irrig. Im Gegentheil muss man
annehmen, dass der älteste und ursprüngliche Ausdruck für das
Metall Hellgold C rilexzpog war. Bekanntlich sind die Sprachen bei
der Aufstellung des grammatischen Genus für leblose Gegenstände
nicht Willkürlich zu Werke gegangen, sondern indem sie mit reger
Phantasie auch leblose Gegenstände als belebt sich vorstellten, haben
sie die natürliche Geschlechtsverschiedenheit, die bei lebenden
Geschöpfen sich findet, auch auf jene übertragen»). So ist es ja
nichts Willkürliches, dass im Griechischen z. B. die Namen der
Flüsse Masculina, die Namen der Bäume Feminina sind, sondern es
beruht diese Unterscheidung auf der Verschiedenheit der Vorstellung;
die Flüsse als befruchtend (oder als männlich stark?) sind Masculina,
die Bäume als fruchttragend Feminina. Für Ausnahmen von dieser
und von ähnlichen Normen lassen sich oft bestimmte Gründe anfüh
ren, und wo man solche nicht anführen kann, darf man doch nicht
leugnen, dass die Sprache Gründe hatte, sondern man muss sagen,
dass wir sie nicht kennen.
Denn es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, dass 0. R. 525 das handschrift
liche xov izfidg echt, und tovko<; eine im höchsten Grade misslungene Conjeclur
ist, wie ich hei einer anderen Gelegenheit, sollte es dann noch nothwendig sein,
beweisen werde.
*) Treffliche Bemerkungen über dies Capitel der Grammatik hat Jacob Grimm gemacht.
Eine systematische und umfassende Behandlung dieser Partie existirt leider noch
für keine Sprache. Allerdings wird sich für sehr viele Wörter der Grund ihres
grammatischen Genus nicht mit Evidenz aufstelleu lassen; aber wichtige und
anziehende Resultate würden sich bei eingehender Behandlung dieses Themas
gewiss erzielen lassen.
702
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
Von diesem Gesiehtspunct aus wird man nun sicher nichts Will
kürliches oder Zufälliges in der Erscheinung erblicken, dass die
Namen der Metalle im Griechischen sämmtlich Masculina sind (ypu-
ffo?, äpyjpog, cioTiüoq, pöXußdo?, yaly.ig, öpsiyalxog). Und von
dieser Regel sollte das natürliche Hellgold, das schon Homer kennt
(denn ohne Zweifel irrt Buttmann, wenn er den homerischen rjfox-
rpog für Bernstein hält), eine Ausnahme machen? Freilich lassen
uns die Stellen hei Homer und Hesiod das Geschlecht dieses Wortes
zufällig nicht erkennen; aber ich zweifle nicht, dass Od. d 73 yal/.oO
Tc OTtponriV ... ypvaoO r" tjAext^ou zs xat dpyvpov r,8' eXstpcxvzog und
Hes. Scut. 142 r,Aiy.zpu> •S’ (jTzoXcy.p.Ksg sv^v ypiiGtjb ts (paeivü Xap.7r0p.Evov
das in Rede stehende Metall nicht aus der Art schlägt und dass sein
Nom. auch 6 r,Ksxzpog lautet. Anders freilich verhält sich die Sache
mit Od. o 460 yjjuisov 6'ppov eyjuv \xszä d' ■h'Ksy.zpoiGiv sspzo und
ff 29S oppov ^päffEov rilt/.Tpoi.aiv sspp.£vov rtzkiov iag. liier kann man
allerdings den Nom. ra ijXsxzpa annehmen, da von einzelnen aus
dem Elektros verfertigten Schmuckstücken die Rede ist; und diese
können natürlich zä r^sy.zpa heissen, nicht ot -Qksy.zpoi, gerade wie
Goldstücke, Goldmünzen, Geldsachen ypoGta heissen (vgl. noch
äpyvpi/x, ya.lx.ia., aioopia). Es liegt somit gar kein Grund vor, an
unserer Stelle die Richtigkeit von röv rcpög Sapdewv riley.zpov zu
bezweifeln, wohl aber liegt ein wichtiger Grund vor, das Masculinum
hier gegen Nauck's willkürliche Änderung entschieden in Schutz zu
nehmen; und wenn spätere Schriftsteller das Hellgold mit 6 rilsxzpog
bezeichnen, so haben sie hierin den alten Sprachgebrauch und ein
Sprachgesetz bewahrt, das Nauck nicht in Anschlag brachte. Fügen
wir nach dieser Erörterung noch ein Wort zur Erklärung des Genus
>? r/lsy.zpog hinzu, das hei Arist. Equ. 631 £x.mnzovaüv zü>v -hlsxzpovj
vorliegt. Dass Bernsteinstückchen ai rilsy.zpoi heissen, wird niemand
auffallend linden, wenn er sich an das Gesetz erinnert, dass die
Namen edler Steine Feminina sind. Vgl. r) x.pvazaliog (opp. ö xpö-
azallog), 17 ap-dpaydog (freilich auch ö <jp.), ’h adtvpzipog, ri iaGiug,
■n ß-npullog, -f] pdyvng. Von r t HSrog sagen die Grammatiker, dass so
die edleren, zur feineren Bearbeitung geeigneten Steine, besonders
Edelsteine, genannt werden. In Betreff des Neutrum zö r/lsxzpoy ist
es schwer, eine sichere Erklärung aufzustellen; es gibt da mehrere
Möglichkeiten. Als Analogie ist zö aäpdtov (Plat. Phaed. 110 D) an
zuführen.
704
K v / c a 1 a
V. 1064 ff.
dX>’ £'j ys toi xzuaSi p.r] nollovg in
rpoyjovg ä[xMx/Trjpag rjliov TsXeüy,
lv olai tcüv aiZv txvrog ex anldy/yoiv Iva
vlxuv i/Expiov dp.oißöv dvrwovg saei.
Für sicher sehe ich es an, dass unter rpoyjovg dp.. 17h oder
rp6/_ovg dp.. r,\. (das erstere halte ich für wahrscheinlicher) nicht
Tage zu verstehen sind, wie der Scholiast, Wunder u. A. meinen,
sondern Radumschwingungen d. i. (metonymisch) kleine Zeittheile,
von denen je einer zu einer Radumschwingung des Sonnenwagens
erforderlich ist, also Augenblicke. Dass auch Kreon und der Chor die
Worte des Sehers in dem Sinne „nicht viele Augenblicke werden
vergehen“ und nicht in dem Sinne „nicht viele Tage werden ver
gehen“ auffasste, zeigt die eindringliche Mahnung des Chors zur Eile
(1103 f.) und Kreon’s Hast, die sich so deutlich V. 1108 f. abspiegelt.
Wenn man ferner annimmt, dass Teiresias wusste, das Unglück werde
schon in der nächsten Zeit über Kreon hereinbrechen, so begreife ich
nicht, mit welchem Rechte Wunder „curriculo autem solis patet iter
illud significari, quod sol conficiat a carceribus ad metam usque cur-
rens, i. e. unius diei spatium. Recte (?) autem sic licuit vati
dicere, quamvis sciret intra brevissimum tempus ea
quae praedicit mala eventura esse“ sagen und Dindorf dies
wiederholen konnte. Vielleicht meinte Wunder, dass der Seher sich
so ausdrücken konnte, ohne wissentlich eine Lüge vorzubringen, weil
nicht einmal ein einziger Tag verging, folglich natürlich auch
nicht viele Tage. Allerdings würde von diesem Gesichtspuncte aus
die Äusserung des Teiresias nicht eine trotz besserem Wissen aus
gesprochene Unwahrheit sein. Aber wer wird sich in solcher Weise
ausdrücken? Wer wird, um ein Beispiel zu gebrauchen, wenn er in
seiner Börse nur wenige Kreuzer hat, sagen: „Ich habe nicht viele
Gulden in meiner Börse?“ So wird sich niemand ausdrücken, der
nicht entweder spasshaft reden oder einen Andern absichtlich irre
führen will, da er ja wissen muss, dass jedermann jene Worte in
dem Sinne „ich habe nicht-viele (d. i. = wenige) Gulden in m. B.“,
nicht aber in dem Sinne „ich hahe-nicht viele Gulden in m. B.“
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
705
auffassen wird. Bei dieser letzteren sophistischen Auffassung muss
man freilich zugehen, dass jene Worte keine Unwahrheit enthalten,
"'eil man, wenn man nur wenige Kreuzer hat, allerdings das Nicht
haben vieler Gulden von sich aussagen kann. Wenn demnach die
Worte des Teiresias von Keinem, der sie hört, nach Wunder’s
Erklärung anders verstanden werden können als: „es werden nicht
viele, d. i. wenige Tage vergehen“, wie kann man da behaup
ten „recte sic licuit vati dicere, quamvis sciret“ etc.? Nur dann
könnte man diese Behauptung gelten lassen , wenn man auch die
Consequenz, dass Teiresias entweder spassen oder den Kreon absicht
lich irre führen wollte, gelten lassen könnte. Gewiss wird sich aber
niemand mit einer von diesen beiden Consequenzen befreunden
wollen. — Ausserdem zeigt auch das Epitheton äfullvrfipoig klar,
dass wir nicht an Tage zu denken haben; als Epitheton der Tage
wäre nämlich dies Wort höchst unpassend; denn man kann doch
nicht behaupten, dass «pLi/Uv7rf/p seine ursprüngliche Bedeutung auf
gegeben hätte und hier hlos „sehr schnell“ bedeute. Dagegen er
scheint hei der anderen Auffassung apuXXvjvrjp als ein sehr treffender
Ausdruck. Wenn hei rpoyjig aus der Bedeutung „Rad“ sich meto
nymisch die Bedeutung „Radumschwung“ entwickeln konntei), so
konnten natürlich mit demselben Rechte, mit welchem die Räder des
Sonnenwagens „mit einander wettlaufende“ heissen können, auch
die Umschwingungen dieser Räder „wettlaufende, wetteifernde“
genannt werden.
Was die Frage betrifft, oh zpoyoug oder Tpi-youg zu lesen sei,
so entscheide ich mich für das erstere, als das Wahrscheinlichere,
gehe aber zu, dass auch rpioy_ovg, zumal mit dem Epitheton äjjuX-
)wöpag (wodurch ja die Läufe als gleichzeitig stattfmdend bezeichnet
würden) zur Bezeichnung der Kreisumdrehungen der einzelnen Räder
gebraucht werden konnte.
0 Manche hallen sich freilich starr au die Bedeutung „Rad“ und wollen die Mög-
lichkeit jener zweiten metonymischen Bedeutung' nicht zugeben. Sie vergessen
dabei, dass solche Metonymien sehr häufig sind. Vgl. Cic. Pis. 10 ne tum quidem,
cum illum suum saltatorium versaret orbem, fortunae rotam pertimescebat. Prop.
2,8,8 Omnia vertuntur, certe vertuntur amores; vinceris aut vincis; haec in
amore rota est. Vgl. y.vxloc, z. B. Her. 1, 207 v.vyXoc twv av3/i037rvjtwv TTpvj-
7j/.arwv iari.
706
K r { ca 1 a
Ts/cöv halte icli für unrichtig. Kann rsXstv von dem Zubringen,
Verleben eines Zeitabschnittes gebraucht werden? TeXeiv wird doch,
wie nhvräv, nur mit ßi'ov, aiüva u. ähnl. verbunden, um das Ende
des Lebens zu bezeichnen. Und wenn man auch mit Rücksicht auf
Pind. Pyth. 4, 104 (ßergk) zugäbe, dass teXsTv ttoAuv ypövov und
ähnliche Ausdrücke in dem Sinne ßiorsOsiv nolvv ypävov gebraucht
werden konnte: muss man nicht dennoch behaupten, dass jeder Zu
hörer, bevor er die Worte iv oiac xrX. zu hören bekam, die Worte
y.dnaSi jj.r) noXXov? src rpoyoög «puXXvjrfjpas v?Xtsu rsXoüv so verstanden
hätte: „wisse, dass du nicht mehr lange Zeit leben wirst“ und dass
er erst durch V. 1066 f. von diesem Irrthum abgebracht und belehrt
worden wäre, es handle sich nicht um Kreon’s baldiges Ende. Das
wichtigste Bedenken aber ist folgendes. Gesetzt dass reXeiv d. i. „voll
enden“ gebraucht werden konnte z. B. in Verbindungen wie teXeiv
nolvv yjpbvov, teXeiv dxoaiv eti?, rsXsfv rpeTg ■fjp.ipa.g U. ähnl. in der
Bedeutung „zubringen“: folgt denn daraus, dass auch rsXstv rpoyoii?
«puXXv}T»jpas rjXiov gesagt werden konnte? Mit diesen Worten werden
allerdings kleine Zeitabschnitte, Augenblicke angedeutet, aber
man darf doch nicht rpoyoi «/.uXXi'jröps? rjliov geradezu der Bedeu
tung nach dem Worte „Augenblicke“ gleichstellen; sondern rpoyoi
dp.. VjX. fühlten die Griechen sicherlich in keiner anderen Bedeutung
als in der Bedeutung „wetteifernde Radumschwingungen des Sonnen
wagens“, und hei dieser Bedeutung müssen wir stehen bleiben. Und
wenn wir bei dieser Bedeutung stehen bleiben müssen und dazu
bedenken, dass die Gebrauchsweisen von teXeiv, mag in anderen
Sprachen bald dieser bald jener Ausdruck zur Übersetzung angewandt
werden, doch auf die Bedeutung „vollenden“ zurückführen : können
wir es da glaublich finden, dass von einem Menschen gesagt werden
könnte: teXei rpoyoitg dp.Mwöpas rfkiou.
Ich glaube, dass Sophokles teXeiv geschrieben hat: „wisse, dass
sich nicht mehr viele Radumschwingungen der Sonne vollenden wer
den, innerhalb deren du von deinem eigenen Fleisch und Rillt eine
Leiche als Entgelt dieser Leichen gegeben haben wirst“. Bekannt
lich wird teXeiv (sowie häufiger teXeutccv) auch in der intransitiven
Bedeutung gebraucht <). Auch Mörstadt (Beitr. z. Exeg. u. Krit. der
1) Z. B. Soph. El. 1419 re\ova' äpcd. Vgl. ausser TeXeuräv auch noch xuxXeiV
Soph. Trach. 130 f. dcXX’ sVJ jrv;p.a xat X a P“ xuxXoüffiv, ofov apxrou
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
707
Sopli. Trag. El. Ai. u. Aut. Osterprogr. des Gymu. zu Schaffhausen.
1864, S. 54) hat die Überlieferung als unrichtig bezeichnet. Seine
Conjectur "H/Uov tsXoövt", ecog au rtüv aüv y.z'A. ist aber viel zu
gewaltsam und unwahrscheinlich. Die Änderung ewg au für sv ocat ist
ganz willkürlich und ungerechtfertigt.
Über die Verbindung duziooug e'asi ist zu bemerken, dass sie
hier nicht dvziouaeig bedeutet, sondern die Geltung eines Futurum
exactum hat; mit anderen Worten, das Participium dvziooüg bezeich
net hier nicht das Eintreten in die Wirklichkeit im Gegensätze zur
Dauer, sondern die Vergangenheit: „wenige Augenblicke werden
verstreichen, und du wirst innerhalb (sv) dieser Zeitspanne eine
Leiche als Entgelt gegeben haben“.
V. 1077 ff.
xai zaüz' äSrpriaov d y.xzr t pyupoj[j.i'jog
Myoj • tpavsi ydp ou iJ.cc/.poO y_p6vou zpißrj
ävopoj'/ yuvcaxcöv aolg ftöpLOig xojy.0p.xza.
Dass die Auffassung der Worte oü paxpoü ■ypövou zpiß-h als einer
Parenthese auftauchen konnte, ist sonderbar; noch sonderbarer ist,
dass sie bei so vielen Kritikern (Hermann, Wex, Schneidewin, Nauck,
Dindorf u. a.) Billigung fand. Oder soll man es nicht sonderbar
finden, wenn eine Auffassung so grossen Anklang findet, gegen die
gewichtige Bedenken so nahe liegen, während eine andere Auffassung
existirt, die ganz natürlich, in jeder Hinsicht angemessen und von
jedem Bedenken frei ist ?
Schneidewin-Nauck erklären die Stelle nach der von ihnen
gebilligten Interpunction tpavei ydp, ou pxy.poü ypovou zpißrj, xvopöiu
xrA.: „Denn nicht lange dauert es und dies (das was ich sage,
raOra) werden klar machen die in deinem Hause sich erhebenden
Jammerrufe von Männern und Weibern“. Das erste Bedenken, das
man gegen diese Auffassung erheben muss, betrifft die Ergänzung
von lazxi. Die angeführte Übersetzung sucht zwar diesen Ubelstand
weniger fühlbar zu machen; aber es kann niemandem entgehen, dass
die Worte „und nicht lange dauert es“ natürlich die Geltung „und
ffrpoyaöeg xAevSot. El. 1365. itoWal xux),oöfft vüxres >$p.epat z \vn olme
Zweifel xuxXoüvrat spätere Conjectur ist.
708
K v i c a I a
nicht lange wird es dauern“ haben müssen, dass somit auch von
Schneidewin-Nauck die Ergänzung egzc/.i postulirt wird, wie sie
Hermann offen postulirte. Kann dieses Postulat zugegeben werden ?
Ich bezweifle, dass man dafür Analogien beibringen könnte.
Das zweite Bedenken betrifft die für podveiv liier angenommene
Bedeutung „klar machen“. Niemals bedeutet pabeiv rt „etwas, was
früher dunkel, rätbselbaft war, klar machen“, nie tpaivszcä p.ot rt
„ich werde über etwas, was ich früher nicht begreifen konnte, auf
geklärt“. Oai'vstv loyov könnte nur die einzige Bedeutung haben
„eine Äusserung, die früher ungesprochen war, nicht existirte, Vor
bringen“; der Gegensatz von pa'iveiv Xöyov ist „schweigen“, xeO-
3-siv X070V. Vgl. 620 f. aopiq. yöcp ex tou xXsivgv enog Tclpavrat und
die von Schneidewin dazu angeführten Parallelstellen. Dagegen ist es
durchaus unnachweisbar, dass pabeiv löyov auch bedeuten könnte
„eine schon ausgesprochene, aber dunkle Äusserung klar machen“,
welche Bedeutung man hier verlangt.
Die andere Auffassung, der zufolge zptß-r, als Suhject und xmxü-
lj.aza als Object von panm genommen wird, ist in jeder Hinsicht tadel
los. 3>at'veiv xu)xup.aza ist „Klagen zum Vorschein bringen, entstehen
lassen“. Wie nahe paiveiv an noielv zi ylyveaScu, cpabeaScu an
yiyveaSai angrenzt, beweist z. B. Sopli. Tracli. 743 rö 7dp j)«v5ev
zig av dvvear’ av d 7 e v rj r 0 v noieTv;
Es sind nun freilich verschiedene Auffassungen der Worte
pavel Goig ddp-oig xux6p.ar« möglich.
a) Man kann pc/lveiv in der Bedeutung „ertönen lassen“ auffassen
und den Dativ für einen localen halten (— iv aoig öd/zot?). Allerdings
wird gewöhnlich pubjeiv in der Bedeutung „entstehen lassen“ mit
Bezug auf den Gesichtssinn gebraucht, aber nicht eben gar selten
auch mit Beziehung auf das Gehör. So schon bei Horn. Od. S 499
äotor,v patveiv „Gesang ertönen lassen“. Acsch. Eum. 541 aaX
öxepzovov 7vjpup.ee peavezw azpcczü). Demnach wäre es also sehr wohl
möglich, die Stelle so zu erklären: „Denn eine nicht ferne Zukunft
wird in deinem Hause Klagen von Männern und Weibern oder Klagen
um Männer und Weiber (über die Auffassung des Genetivs wird unten
zu sprechen sein) ertönen lassen“.
b) Man kann aber auch mit Beibehaltung derselben Bedeutung
von pcüveiv den Dativ aolg d6[j.'jig als gewöhnlichen Dativ auffassen:
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
709
„eine nicht ferne Zukunft wird deinem Hause (natürlich = deinen
Hausgenossen) Klagen zu hören gehen“, wie an der erwähnten aeschy-
lischen Stelle axlmyti yopu[xa yatvsrco arparSp.
c) Ausserdem kann man auch tpodveiv in der Bedeutung „entstehen
machen, hervorbringen, verursachen“ nehmen, wobei natürlich der
Dativ als gewöhnlicher Dativ aufzufassen ist: „eine nicht ferne Zukunft
wird deinem Hause Jammerklagen bringen“ oder „wird deinem Hause
Ursache zu Jammerklagen d. i. Jammer bringen“; denn bekanntlich
bezeichnen Wörter, wie yöo?, xic/.vtj.x, arovayrj (lat. luctus, im
Deutschen Jammer u. a.) nicht selten das, was den 760s u. s. w.
hervorbringt. Diese letzte Erklärung halte ich für die wahrschein
lichste.
Dass die Zeit hier personificirt und als Hervorbringerinn der
xwxüpiara dargestellt wird, während die nicht figürliche Ausdrucks
weise lauten würde oö iJ.ax.pS> ypovcp <pavsirai x.ojxvp.ara ooXg oöp.ocg,
das wird natürlich niemand aullallend finden; solche Personificationen
der Zeit oder bestimmter Zeitabschnitte sind ja in allen Sprachen
sehr häufig und viele derselben sind ja auch sogar in der Prosa gang
und gäbe.
Die Genetive ävvpSjv yvvaixSjv lassen eine doppelte Auffassung
zu. Entweder kann man sie als subjective Genetive auffassen und mit
Böckli unter civäpsg ywalxeg „die Männer und Weiher des Kreon
tischen Hauses“ verstehen, oder man kann mit anderen annehmen,
dass diese Worte mit absichtlicher Dunkelheit auf Haimon und Eury
dike hindeuten 1 ); nur muss man in diesem Falle mit absoluter
Nothwendigkeit die Genetive als objective nehmen: „Klagen um
Männer und Weiber“. Es ist ein Irrthum, wenn man, wie Schneidewin
und Nauck thun, unter av§pSjv yvvaixS.iv Haimon und Eurydike ver
steht und trotzdem die Genetive als subjective nimmt (Schneid, über
setzt „die in deinem Hause sich erhebenden Jammerrute von Männern
und Weihern“) und auf 1206 (op^itov xwxupiärwv) und 1302
(x'jixüaaaa') hinweist. Dass diese Auffassung nicht richtig sein kann,
geht, abgesehen von Anderem, schon daraus hervor, dass diexcoxO/zar«
Haimon’s (1206) gar nicht im Hause Kreons sich erhoben. Gewiss
O Diese Annahme ist uni so natürlicher, als ja oft aucli sonst hei den Tragikern der
Plural gebraucht wird, trotzdem, dass man nur an eine einzelne Person zu denken
hat.
710
K v { c a 1 a
ist in V. 1206 und 1302 keine Rückbeziehung auf unsere Stelle zu
suchen, und der Umstand, dass dort y.wxupdcrwv und vMv.iiaa.aa. stellt,
ist vollkommen gleichgültig. — In Betreff des von vMv.bii.aza abhän
gigen obj. Genetivs vgl. von den zahlreichen Parallelstellen, die sich
heibringen lassen, z. B. Trach. 41 f. nl-nv sp.oi nixpdg molvag abzoO
npoaßa'kM'j dnoiyjcai.
V. 1080 ff.
iy^Spal di Kdaai auvzapdaaovzai nöhig
Satov anapdy\j.az' rj v.bveg v.a$Y)yiaav,
rj vj zig Kzrjvög oioovog, fipoiv
dvoaiov 6ap.riv iaziobyov ig näXiv.
Die Annahme, dass Teiresias in diesen Versen den Ausbruch des
Epigonenkriegs voraussagt, ist von Bückli evident widerlegt worden
und gegenwärtig glaubt wohl niemand mehr an die Möglichkeit der
selben. Eine nothwendige Consequenz dieser Annahme wäre die
unbedingte Athetese dieser Verse; denn wenn auch die Sage berich
tete, dass die feindlichen Feldherren überhaupt unbestattet liegen
blieben, so hätte doch Sophokles, der in dieser Tragödie nirgends
auch nur die geringste Rücksicht darauf nimmt, durchaus nicht in so
abrupter und unvermittelter Weise hier darauf verfallen können. Es
ist diese Annahme auch aus anderen Gründen, wie Böckh gezeigt hat,
vollständig unzulässig; ja man muss auch in dem Falle, wenn man
diese Verse für eine Interpolation erklärt, es für unzweifelhaft halten,
dass der Interpolator nicht eine Anspielung auf den Epigonenkrieg
dem Teiresias in den Mund legen wollte, sondern den allgemeinen
Ausspruch, dass alle Städte, welche den Leichnam eines ihrer Ange
hörigen unbestattet lassen, dem Zorn der Götter verfallen und in
Verwirrung gerathen.
Meine Ansicht über diese Verse ist folgende: 1. An dieser
Stelle, an welcher sie die handschriftliche Überlieferung darbietet,
sind sie gewiss nicht echt. 2. Sie rühren vielleicht überhaupt
nicht von Sophokles her; doch will ich nicht ganz die Möglichkeit in
Abrede stellen, dass sie, wenn man annimmt, sie hätten ursprünglich
an einer andern Stelle, nämlich nach V. 1022, gestanden, dennoch
echt sein könnten.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
711
An unserer Stelle, nach V. 1079, schliesst der Context diese
Verse entschieden aus. Es ist überhaupt nicht denkbar, dass Teiresias,
nachdem er die für das an Polyneikes und Antigone verübte Verbrechen
gebührende Strale dargestellt und mit xai r«vt’ äSprjaov arA. offenbar
abgeschlossen hat, nun erst noch „das drohende Unheil auf den
gesammten Staat ausdehnen“ (um mit Sclmeidewin zu reden) sollte.
V. 1077—1079 bilden offenbar den Abschluss der Verkündigung der
drohenden Strafe aus, was auch schon daraus ersichtlich ist, dass
Teiresias mit den Worten favsXydp ov p.ctxpov ypövou rptßv}
arA. zu dem in der Einleitung Gesagten (V. 1064 f. «AA’ ev yi toi
xdTcaSi p.'n n o A A o 0 g in r p o y o u g de pu A A r; r rj pug r/Xiov Tshlv)
zurückkehrt. Es ist ja eine bekannte Erscheinung, dass oft der Ab
schluss dadurch gebildet wird, dass man das zu Anfang Gesagte in
derselben oder in einer variirten Form vorbringt. — Und wenn man
auch die Möglichkeit zugäbe, dass Sophokles die Erwähnung des
dem gesammten Staate drohenden Unheils hätte anfügen können, so
hätte er doch einen passenden Übergang anwenden und das Verhält
nis dieser zwei Gedanken zu einander zweckmässig ausdrücken
müssen; denn die Anreihung durch di ist hier so ungeschickt als
möglich. Sclmeidewin wollte eine Vermittlung dadurch gewinnen,
dass er nüacu rcolsa; auffasste „der Staat in seiner Gesammtheit“, so
dass der Zusammenhang folgender wäre: „Nicht blos Familienunglück
steht dir bevor, sondern auch eine Erschütterung des gesammten
Staates, da ja die Staaten in ihrer Gesammtheit; erschüttert werden,
deren“ u. s. w. Aber diese Auffassung muss verworfen werden, wie
sie bereits Meineke verworfen hat; denn näocu noAsig kann hier
sicherlich nur bedeuten „alle Stiidle“.
Ferner lässt iySpai keine genügende Erklärung zu; denn die
Ergänzung raXg ’EpcvOat aus V. 1076 ist ganz unmöglich, wie auch
schon Meineke erkannt hat. der mit Recht behauptet, dass dem
iyd-pai jede Beziehung fehlt.
Dies Bedenken würde vollständig wegfallen durch die Versetzung
von 1080—1083 nach 1022; denn an dieser Stelle wäre die Ergän
zung cvjToXg d. i. SsoXg sehr natürlich. Eben so lässt sich nicht in
Abrede stellen, dass diese vier Verse nach 1022 dem Zusammenhänge
ganz angemessen wären. Teiresias würde an die Darstellung des
göttlichen auf Theben lastenden Unwillens sehr gut die allgemeine
Sentenz anschliessen können, dass es überhaupt allen Städten so zu
712
K v i e a 1 a
ergehen pflege, in denen sich Ähnliches ereignet, wie in Theben. Das
Verbum awrapdoGcvrai würde also in diesem Contexte dem in V. 1015
gebrauchten vggüv entsprechen.
Nur ein Bedenken würde auch hei dieser Versetzung nicht
behoben, nämlich jenes, welches in den Worten oewv Gnapayfxar'
liegt. Diese Ausdrucksweise können wir dem Sophokles nicht zumuthen
und mit Recht hat Meineke sie entschieden verworfen und die For
derung gestellt, man solle beweisen, dass ögmv GKapaytxara etwas
Anderes bedeuten könne als so vieler Städte zerrissene
Stücke. Statt GKapd.yixa.rrx, das gewiss nicht an und für sich zer
fetzte Leichname bedeuten kann, würde man vsxpoü? GKapa-
’/Jdivrag oder etwas Ähnliches erwarten. Doch vielleicht sind die
Worte ggojv GKapdy/xar eorrupt, von welcher Voraussetzung auch
Seyflert ausgeht, ohne dass freilich seine Conjectur Sggjv rd Kpd-
yixar’ annehmbar genannt werden könnte.
Das Bedenken, welches Nauck in den Worten ssrii0-/ov ig nokrj
gefunden zu haben glaubt und durch die in den Text aufgenommene
Conjectur sutigö/gv ig nölov (zum heimatlichen Himmelsraum) <)
beseitigt wissen will , ist unbegründet. „'Eurosö^ov ig nihv, wie
bisher gelesen wurde, kann nach kügui nölsig nicht richtig sein:
'Die Städte, wo Vögel den Geruch des Aases in die Stadt schleppen’.
Dabei musste für eine unerweisbare Bedeutung fingirt
werden“. Nauck. Aber lortoü^ov ig ttöAjv nach näaai Kolmg ist
höchstens eine leichte Nachlässigkeit des Ausdrucks, die Nauek’s
Gefühl nur desshalb so sehr verletzt, weil er sie unrichtiger Weise
zu grell auflasst: denn er übertreibt offenbar, wenn er übersetzt
„die Städte, wo (!) Vögel den Geruch des Aases in die Stadt schlep
pen“. Eine solche Nachlässigkeit wäre allerdings sehr stark; aber
Nauck hat übersehen, dass die Worte ig nohv nicht in so
*) Diese Conjectur wäre auch in dem Falle, wenn ItfrioO^ov ig ttoAiv eorrupt sein
sollte, offenbar unrichtig. Denn gewiss steht o’WTCtpöoJGS'jSca und (pspsiv avoctov
OGp'YjV in Wechselbeziehung; dieses ist die Ursache, jenes die Wirkung.
Dasjenige, was von der xvoaiog oap:/] erfüllt wird, cruvrapa<7<7erai; da nun die
Städte ffuvrapaffffovroet, so müssen auch sie es sein, in welche oloivdg epips
avcdiov oö|ji^v. — Aus Bonitz’s Beiträgen (S. 70) ersehe ich, dass Arndt die
Böckh 1 sehe Erklärung von eor. ig ttoXiv, die ich nicht billigen kann, gegen Schnei-
dewin und Nauck vertheidigt. Mir stand leider das betreffende Programm des Gym
nasiums zu Neubrandenburg (1834) nicht zu Gebote,
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
713
unmittelbarer Beziehung zu dem Hauptsatze v/Jjpxl —- rcöhig stehen,
wie er annimmt. Es ist ja zu olwög zu ergänzen ■/.a3r i yios, und hier
könnte füglich das ganze relative Satzgefüge seinen Abschluss finden;
der angehängte Zusatz fipoiv — noktv steht also mit dem Hauptsatze,
in welchem nöhig sich findet, grammatisch in ziemlich entferntem
Zusammenhänge (für den ganzen Gedanken ist er freilich wichtig,
wie ich unten zeigen werde), und da ist denn die Wiederholung des
Wortes mhg auch einem feinen Ohre nicht sonderlich lästig. Übri
gens gestatte ich mir noch die Bemerkung, dass sich nicht selten in
relativen Satzgefügen Wiederholungen finden, die viel unangenehmer
das Ohr berühren, als die an unserer Stelle vorkommende. So wäre
es z. B. ohne Zweifel gefälliger, wenn Xenophon in dem Satze ä/?.d
[xoi ooxiX. . . togo-jtov ’/ojptov x«tc/.'jyt'vj diothnövra.g roö? Aö/O’jj,
oaov rovg io-yuroug lö’youg ysi/iaSui tojv noltp-iojv xspärwv
(Anab. 4, 8, 12) das zweite Ib-yovg weggelassen hätte. Und im Latein
sind solche Ausdrucksweisen, wie Caes. B. G. I, (> erant omnino iti-
nera duo, quibus itineribus domo exire possent, sicherlich auch nicht
angenehm, und dennoch rührt die Kritik solche Stellen nicht an.
Und welches ist denn, um auch das zweite Bedenken Nauck’s
zu prüfen, jene „unerweisbare“ Bedeutung, welche man fingiren
muss, wenn man nöhv behalten will? Wie Nauck kanoO-yov ig
nilov übersetzt „zum heimatlichen Himmelsraum“, so ist auch
die kGTioüyog nokig nichts anderes als die heimatliche Stadt,
heimatlich natürlich mit Bezug auf die von Hunden oder wilden
Thieren oder Vögeln xaSr/yiap.evoi.
Ich habe oben gesagt, dass der Zusatz <p£pwv—-mliv für den gan
zen Gedanken wichtig ist; man kann aber wohl sagen, dass er geradezu
nothwendig ist. Denn ohne diesen Zusatz wäre der Sinn, dass, so oll.
eine Leiche von Hunden u. s. w. zerfleischt wird, jene Stadt, der der
Todte angehörte, erschüttert werde. Das wollte Teiresias sicherlich
nicht in dieser Allgemeinheit aussprechen; seine Ansicht war gewiss
nur die, dass eine Stadt dann erschüttert werde, wenn durch einen
Hund, Vogel u. s. w. die otvöaiog 6op.ri der Leiche in die heimat
liche Stadt gelangt. Natürlich ist der Zusatz ysocov xtA., der gram
matisch nur an otwvo? sich anschliesst, auch auf die ersten zwei Sub-
jecte xiiveg und Sypsg zu beziehen. Vgl. Horn. II. ß. 130. Dieselbe
Erscheinung findet sich sehr häufig bei dem attributiven Verhältnisse;
vgl. Krüger •$. 58, 2, A. 2.
714
K v 1 c a I a
V. 1108 ff.
wo’ oig £y_w arsi-yoip.' äv tr" h’ dxdovBg
ot r’ o'vrsg o? r 1 äxövTsg, ätyvag XspoTv
ipixäod-’ fAovzsg sig ixotpiov ronov.
tj'ji ff, ixetov] doZu Triff ixsarpdfr],
adrig r sdrjacc y.cä xapojv ix.lurjop.o'’..
Ich halte Hermann’s Annahme, dass hier eine Lücke ist, für
unzweifelhaft richtig. Mit den Worten tr’ tr’ ixdoveg ... d^cvag
yspoiv ipp.äoS' slivrsg Big inöipiov totzov nämlich befiehlt Kreon den
Dienern, Holz fällen zu gehen, um einen Scheiterhaufen für Polyneikes
zu errichten. Dagegen bezieht sich V. 1112 offenbar auf Antigone’s
Befreiung. Es ist nämlich unmöglich, sd'ooa und iz.Aöaopiai als
bildliche Ausdrücke zu nehmen und mit Schneidewin zu erklären;
„gleichwie ich seihst den Knoten geschürzt habe, so will ich ihn auch
in Person lösen“ ').
*) Allerdings ward "kvsiv in bildlichem Sinne in der Bedeutung- „eine Schwierigkeit
auflosen, eine Verwicklung schlichten“ gebraucht, aber wohlgemerktnurXu£iv, nicht
£xXu£iv oder ixXvzaSou, welches Compositum sich gar nicht zu diesem bildlichen
Gebrauche eignet. Dass Ai. 1317 sich avXhvGüi'J findet, ist natürlich, da es durch
den Gegensatz bedingt ist; und dies Compositum war freilich in jenem
bildlichen Sinne zulässig, da GvXlvzi'J = xoivv? Guv Ttvt \vsiv ist, so dass also
das einfache Verbum durch <7uv nicht alterirt wird. Ausserdem hätte man doch
auch bedenken sollen, dass als Gegensatz dieses bildlichen Xustv sich überall nur
ukteiv, ap.p.a oder passende Composita von «rrrstv, ap.p.a finden (man sehe die
bei Böckh S. 221 angeführten Beispiele) , und dass, wenn Böckh’s Erklärung rich
tig ist, wie sie ohne Zweifel richtig ist, <?£tv gar nicht in der angenommenen
figürlichen Bedeutung (als Gegensatz des bildlichen Xveiv) gebraucht werden
konnte. Böckh bemerkt nämlich und beweist, dass a7rr£tv das Zugreifen, um thätig
mitzuhandeln, bezeichnet. Genauer muss man freilich sagen, dass «Trretv eigentlich
ist = durch Verknüpfen einzelner früher getrennten Elemente etwas (ein Ganzes)
zusammenbringen, zu Stande bringen. Vgl. o-uvtcravat (z. B. Thuk. 8, 48 oi
^uvicravrec rr/V oXi^cx^ica'), rcXexeiv, p«7rr£iv u. a. In diesem Sinne konnte
«7rr£iv (für das als simplex sich übrigens kein Beleg findet), e^arrrstv, gwccktbiv
gebraucht werden, da sich bei diesen Verben diese figürliche Bedeutung auch sonst
findet (vgl. Gvvouzzeiv Aesch. Ag. 1391 u. dg!.), während bei 5stv keine
Spur davon nachzuweisen ist. Nie sagte man &£iv oder <7vv&£tv pj^avvjv, vaxof,
p.ax*?v u. dgl.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles. 715
Aus diesen zwei Prämissen nun, nämlich dass V. 1108—1110
auf Polyneikes’ Bestattung, dagegen V. 1112 auf Antigones Befreiung
Bezug hat, ergibt sich mit Nothwendigkeit der Schluss, dass innerhalb
dieser Verse eine Lücke sein muss. Denn wenn wir auch dem Vers
1112 es ansehen, dass er auf Antigone sich bezieht, so genügt das
doch durchaus nicht; Sophokles musste heim Übergänge von Polyneikes
aut Antigone die letztere ausdrücklich mit ihrem Namen oder doch
mit xoprj oder einem ähnlichen Ausdrucke bezeichnen; die Überlie
ferung ist bei der Annahme jener zwei Prämissen, welche Annahme
nothwendig ist, unbeholfen, unerträglich und geradezu unmöglich. Die
Lücke kann aber meiner Ansicht nach sowohl nach V. 1110, als auch
nach V. 1111 angenommen werden, so dass in letzterem Falle die
Worte ineitö) rriö' ir:$<7Tpä<pri die Umwandlung von Kreon's
Gesinnung in Bezug auf Polyneikes bezeichnen würden. Welche
von diesen Annahmen die richtige ist, lässt sich wohl nicht entscheiden.
Ist Hermann’s Annahme der Lücke nach V. 1110 richtig, so muss in
den vor V. 1111 ausgefallenen Versen schon von Antigone die Rede
gewesen sein, so dass zu Eonjaa jedermann aus der früheren Bezeich
nung der Antigone adrr,v ergänzen konnte. Ist dagegen meine An
nahme, die ich zwar nicht aus zwingenden Gründen für entschieden
richtig, aber doch nicht ohne Grund für wahrscheinlicher halte, richtig,
so hat die Erwähnung der Antigone unmittelbar in den vor V. 1112
ausgefallenen Versen stattgefunden. Zunächst hat nämlich Kreon nach
meiner Ansicht in V. 1111 und dem darauf folgenden Verse (oder
den darauf folgenden Versen) sich geäussert: „Ich aber, da sich
meine Ansicht geändert hat, will zur Leiche des Polyneikes gehen
und bei der Bestattung persönlich zugegen sein und sie leiten“;
hierauf hat er der Antigone Erwähnung gethan, und an den ausge
fallenen Anfang dieser Erwähnung schloss sich der erhaltene Vers
a-jrög r edr/oa xrl. an; kurz, ich vermuthe, dass die Stelle etwa
folgende Fassung haben konnte:
i'/oj ö’, inV.ori öo£a rr,o insarpäipY),
aürig KpoozlSrüv, sv$a IlolvveUov? vsxvg
xeirat xuvo<77rdpaxroj, eil xpvipca rdftp
Sslo) viv dyvivcu rv yjhaavrtocr xöpr t v
uvr öf t' za: iraptov exA6<jop.at
Sitzb. d. phit.—hisl. Ci. L. Bd. IV. Hi‘t.
46
716
K v 1 c a 1 a
Ich vermntke, wie ieh durch diese Ergänzung angedeutet habe,
dass die Lücke durch den gleichen Anfang der zwei mit avzig be
ginnenden Verse veranlasst worden ist.
In den Worten sig inotyiov zinov ist wohl eine Corruptel vor
handen. Vielleicht schrieb Sophokles „in die bewaldete Gegend“,
etwa dg ind^vov zcrnciv (?) d. i. in die mit o^vai bedeckte, bewachsene
Gegend (für die Bildung und Bedeutung von InoZvog vgl. lr.ive<pe\og
mit Wolken bedeckt, eniaxiog beschattet, Imyoclxog mit Erz bedeckt,
inop.ßpog und ähnliche Composita).
Irrthiimlich ist die Bemerkung hei Schneidewin-Nauck: „Kreon
beordert seine Diener nach der Höhe (411), wo Po 1. 1 ag, um
dort Holz zu fallen zum Scheiterhaufen“. Dass Polyneikes’ Leichnam
auf einer Anhöhe sich befunden hätte, lässt sich aus 411 durchaus
nicht schliessen; die Wächter sassen ja in einiger Entfernung vom
Leichnam; der Leichnam selbst lag gewiss unter dem Hügel, auf
dem die Wächter sich niederliessen, in der Ebene, von der 419 aus
drücklich gesprochen wird. Vgl. auch 420 vlr>g nediddog. Nach die
sem Wald, der 420 erwähnt wird, beorderte Kreon seine Diener.
Auch die Worte nediov in äx.pov, sv.5’ ey.eizo vyleeg xwoaTtdpxxzov
OÜIJ.O. HoA. (1197 f.) besagen nicht, dass der Leichnam auf einer
Erhöhung der Ebene lag, sondern am Bande, an der Grenze der
Ebene, wo dieselbe mit den 411 erwähnten xdyoi zusammenstiess.
Bemerkenswerth ist endlich, um noch diese Bemerkung hinzu
zufügen, die Unzulänglichkeit der Begründung, die Kreon für die
Äusserung napdjv ixlvaoixai gibt. Kreon brauchte doch desshalb,
weil er Antigone aözdg eo-noe, nicht sie napo.jv ey.lveaSca. Als
Begründung von kcipüv ixlv<jop.<xi würde man auch naptiv eor/aa
erwarten, was aber natürlich unzulässig war, da Kreon nicht bei der
Einmauerung persönlich zugegen war. Aus der Unzulänglichkeit der
Begründung darf man aber ja nicht auf Verderbniss der Überlieferung
schliessen; Sophokles hat wohl wissentlich und absichtlich dem Kreon
diese an und für sich auffallende Ausdrucksweise in den Mund gelegt,
um dadurch die radicale Sinnesänderung Kreon’s klar zu bezeichnen.
Kreon glaubt nicht genug thun zu können, um seine Schuld wieder
gut zu machen und so will er denn hinsichtlich der Antigone mehr
thun, als was nach den Worten aiizög r’ eo^rsc/. gerade nothwendig
gewesen wäre; er will, um die der Antigone zu leistende Genug
tuung glänzender zu machen, in eigener Person ihren Kerker öffnen,
/
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
717
während er Diener zu ihrer Befreiung hätte absenden können. Aber
gerade durch dies Streben, Antigone eine recht glänzende Genug
tuung zu geben, vereitelt er selbst seine Absicht und die noch mög
liche Abwendung der Katastrophe. Hätte er, wenn er schon die
Bestattung des Polyneikes zuerst abthun zu müssen glaubte, nicht
sich vorgenommen persönlich Antigone freizulassen, sondern hätte er
zu gleicher Zeit, als er zum Leichnam des Polyneikes sich begab,
Diener zur Freilassung der Antigone beordert, so hätten diese wohl
Antigone noch am Leben getroffen.
V. 1122 ff.
w Bax^iO, Ba/.yäv p.xTp67zoMv Qr,ßav
vat'cov Kap' ö’yptöv
'Icypiv/voO petöpuv
Das überlieferte vat'wv hat Hermann in ivvcutnv verwandelt,
welche Änderung wahrscheinlicher ist, als die Conjectur vauTüv.
’EvvaUiv lindet sich freilich erst bei späteren Autoren mit dem
Objectsaccusativ verbunden; aber gewiss konnte auch schon in älte
ren Zeiten iwaUiv nach Analogie ähnlicher Verba (vgl. namentlich
svoixsTv) auch als transitives Verb behandelt und mit dem Objects
accusativ verbunden werden.
An die Richtigkeit der Construction nap' vypüv 'lap.vvov psi-
$p<*jv, welche die Herausgeber aufnehmen (die Überlieferung ist
vypöv ‘Iapivjvoö pssSpcv), glaube ich eben so wenig als Hartung. Auf
die Stelle im V. 9(J(> sollte man sich nicht berufen, da dort die Über
lieferung corrupt und die Heilung unsicher ist. Es dürfte keine
sichere Stelle sich finden, an welcher trapd mit dem Genetiv schlecht
hin das Wo bezeichnen würde; überall ist in dieser Verbindung der
Begriff des Woher zu Grunde zu legen, während hier an diesen
Begriff gar nicht gedacht werden kann.
Hartung’s Änderung ixap' üypotg ’lapjvoö peiSpoig entfernt
allerdings das sprachliche Bedenken, ist aber ganz willkürlich und
unwahrscheinlich. Wie soll aus dieser planen Construction die Cor-
ruptel entstanden sein ? Ich vermuthe nap' üypüv 'lajxrivü päSpwv
oder vielmehr nap' i>ypü>v ’la[j.r,vöv pdSpwv; denn für die letztere
Vermuthung spricht die Corruptel Oypov, welche durch das folgende
46'
718
K v i c a 1 a
'la[AY)vöv hervorgerufeu ward. Der Genetiv uypwv fiäSpwv bildet das
Attribut des Ismenos „beim Ismenos mit seinen sanftgleitenden
Finthen“. Allerdings findet sich dieser attributive Genetiv, der die
Stelle eines attributiven Adjectivs vertritt, gewöhnlich bei appella-
tiven Substantiven (vgl. 114 Aevxvjs -yiovog nripuyi arsyxvög und die
von den Erklärern zu dieser Stelle angeführten Beispiele); aber
es lässt sieb doch auch die Verbindung eines solchen Genetivs mit
einem Eigennamen nachweisen. Vgl. Eur. Iph. T. 133 f. yopruv r‘
EuosvSpoJV liaXkä.Eaa Evp&nav.
V. 1156 f.
oüx £a$' otcoXov aravr’ äv dvSpwnov ßiov
out ccivsvaip.’ &v oute [XEp.ipai[xr/v kote.
Die Erörterung, welche Böcldi (S. 210 f.) dieser Stelle gewid
met hat, kann man weder in negativer noch in positiver Hinsicht
billigen; es ist nämlich sowohl die Widerlegung der von Böckh be
kämpften Erklärung als auch seine eigene Erklärung unrichtig. Gegen
die letzterei) sprechen so gewichtige und sofort in die Augen fal
lende Gründe, dass eine Widerlegung derselben unnöthig ist; auch
hat unseres Wissens noch niemand diese Erklärung vollständig auf
genommen. Nur gegen den negativen Theil von Bückh’s Erörterung
wollen wir Einiges bemerken und dabei zugleich unsere Ansicht ent
wickeln. Böckh sagt: „Sollte hier das doppelte oute statt des doppel
ten rj stehen, so müsste es einerlei Verneinung mit dem vorhergehen
den ou sein, so dass dieselbe Verneinung nur zur Verstärkung wieder
holt wäre, wie wenn man sagte: non odi ullum, nec bonum nec
malum: allein da zwischen das erste oux und die beiden oute das
relative önoXov getreten, ist dies nicht mehr möglich (!), weil das
1) Sie lautet: „Sräg ßio; ist das bestehende (?) Glück, und hierauf allein bezieht
sich aivsffCHß.’ av, wenn es auch, wie ja dergleichen Hyperbata häufig sind, vor
out’ ecfoeaeui*. 9 av steht; mit Beachtung des kotz aber muss der Satz so gefasst
werden :Es gibt kein irgend wie beschaff enes Leben, was ich nicht,
wenn es noch glücklich steht, preisen, und nicht wieder einmal
als unglücklich tadeln möchte; oder wenn wir die Negationen gegen
einander aufheben: Jedes Leben werde ich mir loben, wenn es gut
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
719
Relativ einen besonderen Satz einleitet. Wovon man in der Erklä
rung ausgehen muss, das ist die Formel ovx £g$' ötioiov ov: in dieser
ist das zweite ovx anerkannt eine neue Negation, und beide Nega
tionen heben sich auf: nihil est quod non, das ist Jegliches“.
Aber was zwingt uns denn, bei der Erklärung dieser Stelle von der
Formel ov-/. egS’ ötioiov ov auszugehen ? was sollte uns hindern, viel
mehr von der Formel ovx eo3' otcoiov (d. i. ovdiva ßiov öttoiovovv')
auszugehen und in ovte — ovrs die Wiederholung der Negation
ovx zu erblicken ? Gerade so wie man sagte ovdiva xaxüg ovr'
inoi-naa ovr' eiUfa, so konnte man auch ovx eg$' ovriva xaxüg ovr'
inoir,Gu ovr £),e& und Ähnliches in negativem Sinne sagen. Dass
das Relativum zwischen die zwei Negationen tritt, ist durchaus kein
Grund, dass die Negationen sich aufheben müssten. Die Negationen
würden sich autheben in dem Satze ovx eg$' ovriva ov xaxüg e/c£a,
gerade so wie in dem Satze ovdiva ov xaxiog iXs^a. Aber sowie
gegenüber dem positiven Sinne von ovdiva ov xaxöig sls^a der Satz
oöosv« ovr' inoi-naa ovr ikstga xaxüg negativen Sinn hat, so gilt
dasselbe von ovx egS’ ovriva xax&g ovr' snoinaa ovr' ils^a gegen
über dem positiven ovx sgS' ovriva ov xaxöig sXsiga. Böckh hat über
sehen, dass die disjunctive Negation einen Unterschied bewirkt,
und dass die Griechen die Formeln ovx egS' dang, ovx egS' dnoig
u. s. w. sicher als einheitliche Ausdrücke in dem Sinne von ovdsig,
ovda./j.öjg u. s. w. fühlten. Zum Überflüsse vergleiche man Plat. Apol.
31 E ov yäp eariv dang avSpömow awS-nosrai ovte vpXv ovte a)lu>
ovdsvi nlrjSsi yvnaio)g ivavnovp.Evog.
Was Böckh gegen den Gedanken, der bei der von ihm be
kämpften Aulfassung sich ergibt einwendet, ist eben so unbegründet.
„Auch der Gedanke . . . „kein Menschenleben, wie es auch
steht, gut oder schlecht, möchte ich preisen oder verach
ten“ ist zu auffallend verkehrt, um ihn anzunehmen; denn das Gute,
so lange es da ist, muss man anerkennen, und auch das Böse. Nur
wenn dazu gesetzt wäre (was nicht der Fall), ehe das Leben
geendigt ist, würde der Gedanke verständig sein“. Dieser Zusatz
steht allerdings nicht dabei; aber der Bote fügt ja an jene Äusserung
sofort den begründenden Satz an rvyji yäp dp3oi xai rvy_ri
xarappEKEi röv Evrvyovvra rov rs dvorvyovvr' äsi, dessen Anfügung
gewiss den früheren Gedanken eben so verständig erscheinen lässt,
wie wenn er den von Böckh geforderten Zusatz gemacht hätte. Ist
720
K v i o a 1 a
denn nicht alles in der besten Ordnung, wenn der Bote sagt: „Kein
Leben, möge es sieb wie immer gestaltet haben, möchte ich fürder
loben oder tadeln, weil es ja jeden Augenblick Umschlägen kann; der
Glückliche kann vom Gipfel seines Glückes herabstürzen, der Un
glückliche sich aus dem Unglücke zum Glücke erheben“?
Unrichtig ist auch Böckh’s Auffassung von ordvz' im Sinne von
„bestehendDieser Irrthum findet sich übrigens auch bei Anderen
und scheint von Musgrave herzurühren, der die Worte durch „super-
stitem vitam“ erklärt. Ähnlich Jacob: „ozdvzc/.: noch stehend, nicht
beendet, in einem ähnlichen Sinne, wie Homer sagt: rov d’ iGzccpAvoio
([xrjvog). Das nicht beendete Leben eines Menschen, wie es auch sei,
möcht' ich niemals weder preisen noch schelten“. Hartung übersetzt
eben so: „Kein Menschenleben möcht’ ich, weil es noch besteht, je
glücklich preisen weder (so!) noch verwerfen“. Diese Erklärer haben
übersehen, dass der Begriff „noch dauerndes, noch nicht vollendetes
Leben“ notliwendig durch [azdfxsvog ßiog hätte bezeichnet werden
müssen; sie haben die Bedeutung des Eintretens, die hier das Particip
des Aorists haben muss, nicht beachtet.
Ehen so unmöglich ist auch die von Wunder gegebene, von
Dindorf angenommene Erklärung ovosig yap ßiog koziv eure azdg. ov
dv cdvEoaipu, ovzs ttsouv, ov d.v [j.e[vpai[xrjv xozi. Die Ergänzung
kcoojv zu dem zweiten Verbum ist hier eine absolute Unmöglichkeit.
Die Verweisung auf El. 72 und ähnliche Stellen nützt nichts. Ich
will den Beweis, dass Wunder mit Unrecht auf diese Stellen sich
beruft und dass diese Stellen gemeiniglich irrig aufgefasst werden,
hier nicht geben, um die Darstellung nicht zu sehr zu unterbrechen,
verpflichte mich aber, denselben in den „Analecta zur Elektra und
Antigone“, die ich zum Drucke vorbereite, zu liefern. Übrigens hat
nie ein Grieche das kahle azdg ßiog oder zazr, ßiog in der von
Wunder angenommenen metaphorischen Bedeutung (opSög azdg,
öpSwSsig') als Gegensatz des metaphorischen nsaziv gebraucht.
Die einzig richtige Erklärung unserer Stelle hat Wex und nach
ihm Schneidewin gegeben. Wex: „'Zzdvza non seorsum dictum est,
neque ouolov est pro simplici onoxg, sed simul complectitur qualitatis
notionem, iungendam illam cum errdvza. ovx laS' orcoig ßiov, onoxg-
orjKors ffravra, r; aiviauip.' d.v r, p.£p.^Kip:r,v tcoti“. Von den zwei
Beispielen, die Wex für die Bedeutung von orävra. anführt, ist nur
das erste (Etir. El. 403 itwc ydp d.v jxohg Tzpoßv.i.vo'j'i' r, ri>yr, oreär.
Beiträge zur Kritik uucl Erklärung des Sophokles.
721
xxlöjg) passend. Im Einklänge mit Wex's Erklärung stellt die glücklich
formulirte Bemerkung Schneidewin's: „Kein Menschenleben, mag
es sich gestellt haben wie es will, kann ich ferner weder
loben noch tadeln: denn das Ungefähr richtet immerfort den Un
glücklichen auf und stürzt den Glücklichen, und Keiner kann sagen,
oh dem Menschen eines oder das andere, festes Glück oder festes
Unglück beschieden sei“. Und weiter: „Der ßiog, wie er sich so oder
so gestaltete, ist der ardg u . Unbegreiflich ist es, wie diese auch der
Form nach so treffende Erklärung Nauek sprachwidrig finden und
beseitigen konnte. Die Berechtigung der von Wex und Schneidewin
gegebenen Erklärung lässt sich leicht darthun.
Dass man sagen konnte ßiog inrr, rf,oe, ßiog inrr, cnds, ndjg inrr,
ßiog-, oder in einem ßelativsatze f, inrr, ßio?, orrp inrr, ßiog, oxoiojg
(abgesehen von der Seltenheit dieser Form) inrr, ßi.oc u. älinl. in der
Bedeutung „das Lehen hat sich so gestellt o. gestaltet“ u. s. w.,
unterliegt keinem Zweifel, da dieser metaphorische Gebrauch von
nrf,vcu bekannt ist; vgl. z. B. Ai. 950 ovx &v rdd' inrr, rr,ös p.r, Se&v
pira. Eben so sicher ist es, dass statt der Adverbia ryik, ende, r h Sur,,
onoicog u. s. w. die entsprechenden Pronomina oder pronominalen Ad-
jectiva eintreten konnten, da ja im Griechischen unzähligemal Pro
nomina, pronominale Adjectiva oder locale, temporale, modale
Adjectiva prädicativ gebraucht werden, wo man vom Standpuncte
neuerer Sprachen Adverbia erwartet. Es konnte also gesagt werden
oiiy. av rc/M inrr, roidos (prädicativ und proleptisch = oinre roidos
elvca) oder ßiog inrr, röiönSs (proleptisch = ünrs roi. sfv.) oder
olog, onoXog inrr, ßiog (== zu was für einem Lehen sich das Lehen
gestaltete). Vgl. z. B. das euripideische roiovo dnißr, roSt npdypa
(= rf,Ss oder ünn rotovöe etveci).
Durch das Gesagte wären also folgende zwei Ausdrucksweisen
gerechtfertigt, nämlich erstens ovx inn ßiog, inyoOv nrdg oder
onoiwnoOv nrdg (= xcü ec/.v oxyovv nrf ; ), Sv dv odviaoupi (ich nehme
der Vereinfachung halber auf die Disjunction ovre — ovre keine
Rücksicht) und zweitens ovx in ri ßiog, onoionovv (proleptisch) nr dg
(= xod idv nrr, onoionovv), ov dv ecivenaipu. Dass nun dafür gesagt
werden konnte ovx in$’ onoXov nrdvr av ßiov ulvincupi, ist eben so
natürlich, wie wenn im Griechischen statt der vom Standpuncte
neuerer Sprachen erwarteten Ausdrucksweise ovx inn ßiog onnn-
ovv, öv av aivsaaip.i erscheint ouy. sgtiv gvtivu av ß'cov aivi-
aaip.i i).
Aber warum hätte Sophokles, könnte man tragen, diese Aus
drucksweise, die wenn auch richtig, doch ziemlich schwerfällig ist,
wählen sollen, wo er sich der einfachen Ausdrucksweise guy. saS'
gkoXgv dv dvSp. ßiov gut’ aiv. dv Guts. /xsp.. tzgts hätte bedienen
können. Dem Metrum wäre ja genügt worden, wenn er z. B. gkgXov
äv rtv’ (wie Meineke vermuthet) für gkgigv gtomt äv geschrieben
hätte. Auch dafür, dass Sophokles das schwerfällig erscheinende
gt&vt’ setzte, lässt sich ein bestimmter Grund angeben. Dem Boten
schwebt hei seiner Äusserung Kreon's Lehen vor; Kreon war unver-
mutliet auf den Gipfel des Glückes erhoben worden, indem ihm durch
Eteokles' Tod die navTsl'ng [j-Guapyja zufiel; und indem ihm eben
diese plötzliche Wendung in Kreon's Lehen, dies epochemachende
Ereigniss vorschwebte, gebrauchte er den Ausdruck gkgXgv gtc/.vt'
„möge sich ein Leben noch so glücklich gestalten, wie das Kreon's,
ich möchte es fürder niemals loben, während ich früher anders ur-
theilte; denn Kreon's Lehen erschien mir beneidenswerth (1101)“.
Dass die Rticksichtsnahme auf Kreon's Leben einen Einfluss auf die
Formulirung der vom Boten ausgesprochenen Sentenz hatte, ist sehr
leicht begreiflich; Kreon’s Schicksale sind es ja, die ihm jene Sen
tenz lebhaft zu Gemüthe führen. Der zweite Theil der Sentenz gute
[xsp.ipal.ij.rjv kgts und der darauf bezügliche Theil des in V. 11Ö8 f.
ausgesprochenen Gedankens (nämlich Tuyrj GpSoX tqv duGTuyoüvToj
gehört natürlich eigentlich nicht zur Sache; es findet sich aber oft
die Erscheinung, dass ein aus mehreren Theilgedanken bestehendes
Sprichwort vollständig angeführt wird, obzwar nur ein Theil für den
betreffenden Zusammenhang passt. Vgl. Ai. 131 f. ojg rjp.spa ylivsi
rs xdväysi rcähv änavTa TavSpthnsia, wo nur vlivsi eigentlich für
den Zusammenhang von Wichtigkeit ist. Noch auffallender erscheint
Ai. 138 ff. ymItoi ap.ir.pGi psydltüv yojpi? atpakspdv nupyau püp.a
itiXovTar [xetü ydp \xzyakajv ßaiög äpiGT dv xai p.£y a g GpSiGXS'
ükg p.i.Y.pGTspojv, wo der zweite Theil dem Zusammenhänge ganz
fremd ist.
D Nachträglich ersehe ich aus Ellendtts Lexicon (s. v. ottoios), dass auch dieser
Gelehrte die Stelle richtig erklärt:. „07:010V erravra si secundum scholiaslen
coniunxeris, elegautior est sentenlia, sed aliquanto operosius. explenda: oöx gart
ßio; Totoöroc, otxtte STTCv.vi'jCt.iu.’ av tfravra 6-ocovoöv“.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
723
V. 1160.
xai [xdvng otfdeig tüv xaSsarctiruv ßporcig.
Sehr gut und unzweifelhaft richtig erklärt diesen Vers Ellendt
(Lex. Soph. s. v. xa-Siar^pit): „de futuro eorum, quae nunc sunt,
statu nemo coniiciat“. Mit Unrecht verwirft Nauck diese Erklärung,
indem er sagt: „Aber von dem Hauptbegriff de futuro statu findet
sich nichts im Texte. Der Sinn fordert rcöv p.s?26vrwv, wie Ai. 1418
Kpiv Ioelv o oüoc't? [xdvzig reäv p.£iUövrwv“. Nauck würde in Ellendt's
Erklärung den Begriff „de futuro statu“ nicht vermisst haben, wenn
er die Bedeutung, welche y.dvng an unserer Stelle zufolge des
Gedankenzusammenhanges hat, so beachtet hätte, wie Ellendt die
selbe beachtet hat. Ellendt hat (s. v. p.dvrtj) dem von Nauck erho
benen Bedenken vorgebeugt, indem er als zweite Bedeutung von
fxdvztg anführt „qui vatis instar aut de futuris coniicit, aut gesta
interpretatur, unde de futuris coniectura fiat“. Die
Richtigkeit von Ellendt’s Erklärung unserer Stelle lässt sich evident
beweisen.
Ohne Zweifel kann [xdvng auch jenen bezeichnen, der etwas,
was bereits vorliegt (mögen es vorgebrachte Äusserungen oder vor
handene Facta und Verhältnisse sein), richtig zu deuten versteht und
der Wahrheit gemäss auffasst. Für die Möglichkeit dieser Bedeutung
von p-dvrig spricht schon der entsprechende häufige Gebrauch von
[xccyrda, welches Wort nicht immer das Erkennen und Weissagen
der Zukunft, sondern oft das auf einer ungewöhnlichen Einsicht beru
hende Verstehen und Deuten von etwas in der Gegenwart bereits
vorliegendem bezeichnet. So z. B. Soph. Oed. R. 393 f. y.cdroi to
Y cchiyp.' ovyi voünrtovzog 57V ävöpag duirtdv , ctAAa pavriiag sdsi.
Eur. Hipp. 236 rdös p.avrdo:g ä^ia noXkrig. Plat. Symp. 206 B.
[xavTsixg, r,v Ykyd>, öslr«e 0 rt kozs liysig, xat ov p.avSdvw. Die
p-avTsiu als Sehen in die Zukunft setzt eine ungewöhnliche
Schärfe des geistigen Blickes voraus. Es war nun. indem man von
dem Moment der Zukunft abstrahirte und blos das Moment des unge
wöhnlichen Scharfsinns hervorhob, der Übergang von der gewöhn
lichen Bedeutung zu dieser selteneren möglich. Auch bei p.dvng
können wir die Bedeutung „wer Vorliegendes in seiner eigentlichen
724
K v i c a I a
und wahren Bedeutung auffasst“ nachweisen. Vgl. z. B. Aescli.
Ch. 764 y.uxög ys [xdvzig uv yvo»; rdos, wo sich p.dvzig nicht auf
etwas Zukünftiges, sondern auf ovno) (näml. 'Opiazrjg einig o'lyjzat
öop.cov) bezieht.
Es ist also der Ausdruck (xdvzig zSxv y.uSeazüizwv eben so gut
möglich, wie p.dvzig tojv fxellovzwv. Es hat eben in jedem dieser
Ausdrücke [xdvzig eine andere Bedeutung. Mdvzig rcöv xuSeaz&zuxv
ist jener, der die bestellenden Verhältnisse richtig und mit eindrin
gendem Blicke auffasst und würdigt, der Deuter des Bestehenden;
p.dvzig zoiv ixellovzuv dagegen ist, wer die Zukunft voraussieht.
Nun dürfte man vielleicht sagen, diese Vertheidigung von
Ellendt's Erklärung sei sehr sonderbar, da gerade durch diese meine
Auffassung von (xdvzig der so unerlässlich geforderte Begriff der Zu
kunft eliminirt werde. Allerdings habe icli diesen Begriff bisher sorg
fältig ferngehalten, weil ich bisher nur die Phrase p.dvzig zütv vaxje-
nzwzoxv an und für sich, ohne Rücksicht auf den Zusammenhang des
Verses 1160 mit dem vorangehenden Gedanken, betrachtet habe
und erst die Bedeutung derselben an und für sich constatiren musste.
In einem geeigneten Contexte kann (xdvzig rcöv y.aSsozdxzwv einen
Mann bezeichnen, der die bestehenden Verhältnisse insofern richtig
und scharf auffasst, dass er bestimmen kann, wie dieselben später
gestaltet sein werden, oh sie unverändert bleiben werden oder nicht.
An unserer Stelle nun ist der Context ganz darnach angethan, dass
wir unter (xdvzig zü>v y.uSevz&ziüv einen solchen Menschen verstehen
können und verstehen müssen, der nicht etwa blos sieht, dass die
bestehenden Verhältnisse so oder so beschaffen sind, sondern auch
dieselben mit scharfem Blicke durchschaut, so dass er die Hülle der
Gegenwart durchdringend ermessen kann, wie sie später gestaltet
sein werden. Da nämlich der Bote gesagt hat „kein Lehen möchte
ich fürder loben oder tadeln; denn auf das jetzige Glück kann Un
glück folgen und umgekehrt“, so muss jedermann bei den unmittel
bar folgenden Worten „und es gibt keinen Deuter des Bestehenden“
an jene Deutungsgabe denken, welche zu ermessen vermöchte,
ob das jetzt bestellende Glück die Bürgschaft seiner Dauer in
sich trägt.
Beiträge nur Kritik und Erklärung des Sophokles.
72!>
V. 1172 ff.
XO. rt o’ au röd’ dy^og ßaaOJc.ov fxsig tpipoiv ;
Al’. reSväGiv • ol Oc tiövrES' a’tVioi .&av$iv.
XO. Kat rt? cpoveOsi; rig §' 6 y.sip.svog: Asys
AI 1 . Aifxoiv 6)m).sv • aoroysip ö' aip.doosrai.
XO. TcövEpoL KCLTpipag f Kpdg oixtitxg yjpog ;
AF. a’Jrog npog o.öroO, narpi px/vioag <pövov.
Es gehört ein starker Glauben, der nahe an abergläubische Ehr
furcht vor der Überlieferung streift, dazu, an dieser Stelle, alles in
Ordnung zu finden. Die Mittel, die man gewählt hat, um die Echt
heit der Überlieferung zu beweisen, sind so unstatthaft und unnatür
lich, dass sie jedem Vorurtheilsfreien die Nothwendigkeit der An
nahme einer Corruptel recht klar machen. Wie konnte z. B. Dindorf,
dessen Verdienste um Kritik und Erklärung des Sophokles so bekannt
und anerkannt sind, sagen: „Verba aözoysip aip.d.aosxo.L tarn inex-
pectata clioro accidunt ut interrogatio ejus non satis logica facile (!)
excusari possit“ ? Wie konnte er beim Niederschreiben der folgenden
Worte (similiter in Philoct. 414 Philocteta, etsi Neoptolemus Claris
verbis dixerat Ajacem mortuum esse, tarnen quaerit ~6ig slr.ag; d)X
f youzog Of.-ys.rai .S-avwv); verkennen, dass ein ausserordentlicher
Unterschied zwischen diesen beiden Stellen ist ? Philoktet will hei
der überraschenden Nachricht seinen Ohren kaum trauen, und darum
fragt er trotz der erhaltenen Kunde. Seine Frage zeigt aber, dass er
die Mittheilung des Neoptolemos gehört und verstanden hat. An
unserer Stelle dagegen zeigt die Frage Korspa y.rA., dass der Chor
die Worte avroysip o aip.doosrai hätte überhören oder missverstehen
müssen, wie jene die Worte missverstehen, welche a-jröyjsip in höchst
gezwungener Weise deuten, um die Überlieferung zu retten.
So sicher es aber ist, dass die Überlieferung hier nicht aufrecht
erhalten werden kann, so unsicher ist die Heilung des Fehlers.
Meineke's Conjectur dpriyji.p o aip.doosTca, mag man sic mit
Meineke erklären „er ist eben von blutiger Hand gefallen“, oder mit
Lehrs „von tüchtiger (kräftiger) Hand getroffen blutet er“, ist nicht
befriedigend. Meineke’s Deutung von dpr'iysip ist wohl auch, wenn
726
K v { c a 1 a
man davon absieht, ob das Wort überhaupt diese Bedeutung haben
könnte, mit Rücksicht auf den Zusammenhang unstatthaft. Wozu
diese überflüssige Angabe, dass Haimon sich so eben ermordet hat,
da der Chor selbst gut wissen muss, dass es eben nur vor ganz
kurzer Zeit geschehen sein kann? Diese Angabe wäre um so anstös-
siger, als sie ja offenbar eine kräftige Hervorhebung des Um
standes , dass die That so eben geschehen sei, enthalten würde.
Rechtfertigen Hesse sich, wenn der Bote nur gelegentlich diesen Um
stand berührt, wenn er z. B. gesagt hätte: Ai'pwv oloiAsv dpTiyjip
(vorausgesetzt, dass es an und für sich für «prt stehen könnte), aber
die Hervorhebung dieses Umstandes in einem eigenen Satze wäre
sehr auffallend. Lelirs’ Deutung von äprfyeip wäre viel annehmbarer,
wenn es nicht von vornherein wahrscheinlich wäre, dass die Corruptel
nicht in aürö^eip liegt. Offenbar entspricht die doppelte Antwort des
Boten der doppelten Frage des Chors, so dass man nicht wird umhin
können, wjtö^sip o aip.cx.GaiTul mit Rücksicht auf xai zig tpovsöei für
echt anzusehen.
Wahrscheinlicher als die Änderung upTiysLp ist die Annahme
Jacob’s, der V. 1176 und 1177 für interpolirt hält und diese Ansicht
auch durch die Bemerkung zu stützen sucht, dass auch der Ausdruck
nurpi pwiaag yövov auffallend sei. Indess bietet sich auch noch
ein anderes Mittel dar. Hält man a-ÖToyv.p für echt und bezweifelt
man nicht die Echtheit der Verse 1176, 1177, so bleibt, wie mir
scheint, nur eine Möglichkeit, nämlich den Sitz der Corruptel in
yzpbg zu suchen und dafür cppsvög zu schreiben. Nachdem der Chor
erfahren hat, dass Haimon sich eigenhändig ermordet hat, kann
er sehr wohl noch fragen, oh die Ursache dieses Selbstmordes in
Kreons ypfjv oder in seiner eigenen liege. Zwar ist Kreon mit dem
Vorsatze, Polyneikes zu bestatten und Antigone zu befreien, fort
gegangen, und es konnte der Chor als sicher annehmen, dass Kreon
auch mit Haimon sich versöhnen wolle. Aber trotzdem konnte der Chor
an die Möglichkeit denken, dass Kreon etwa durch einen nochmaligen
Ausbruch seines Starrsinnes seinen Sohn zum Selbstmord brachte;
der Chor konnte z. B., um einen denkbaren Fall anzuführen, ver-
muthen, dass Haimon nach der Befreiung der Antigone (bisher weiss
der Chor nichts von Antigone's Tod und er glaubte offenbar, dass
Kreon's Vorsatz, Antigone zu befreien, sich verwirklicht hat) sie als
seine Braut, wie früher, betrachtete, dass Kreon aber seine Zustim-
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
727
mung dazu verweigerte und dass jener sich in Folge dessen das
Leben nahm. Auch lag in den Worten des Boten (V. 1173) für den
Chor eine Veranlassung zu der Frage, oh Kreon an Haimon's Selbst
mord schuld sei oder nicht. Der Bote hat dem Chor mitgetheilt oi
di £üvrsg aiziot Äavslv. Der Chor glaubte demgemäss, dass von
den beiden Männern, nämlich Kreon und Haimon, der eine den
anderen umgebracht habe und fragt xai zig tpovsvsi; zig cT 6 xdpsvog.
Nun erhält er aber auf seine Fragen die Antwort, dass Haimon todt
und sein eigener Mörder ist. Diese Antwort musste den Chor, der die
Worte ot oi t^üvzsg airtot SxveTv in einem ganz anderen Sinne nahm
als der Bote, überraschen; er sah jetzt, dass der Bote mit atrtot
•SavEtv nicht die unmittelbare Ursache des Todes, nicht einen Mord,
sondern eine entferntere und mittelbare Ursache bezeichnen konnte.
Nun hätte der Chor allerdings, wie man erwartet, sagen sollen:
„Also, wenn ot Cüvzsg atrtot ^avstv sind und dennoch Haimon sich
selbst ermordet hat, dann muss Kreon mittelbar Ursache des Selbst
mordes sein“. Aber Kreon war ja bei seinem Weggehen ganz umge
wandelt, und so konnte der Chor anderseits es bezweifeln, dass Kreon,
der gegen Polyneikes und Antigone von seinem Starrsinn abgelassen
hatte, seinen Sohn durch Härte zum Selbstmorde hätte treiben sollen.
Er konnte ja auch ahnen, dass die Worte atrtot -Savstv noch einen
ganz anderen Sinn haben könnten, den er bisher nicht begriff und
der ihm erst aufgeklärt werden sollte; er konnte vermuthen, dass
Kreon unabsichtlich durch etwas, was der Bote erst mittheilen
würde, den Selbstmord seines Sohnes veranlasste; denn in diesem
Falle konnte der Bote von Kreon den Ausdruck airtoi -3-avsiv gebrau
chen, während doch anderseits nicht gesagt werden konnte npög
nazprhag ippsvög öaoüev At/zwv, da in diesem Ausdrucke der Begriff
der Absichtlichkeit und Schuld, nicht der blossen, auch unfreiwilli
gen, Veranlassung liegt. Angesichts dieser Möglichkeiten ist die
Doppelfrage des Chors und namentlich der zweite Theil derselben,
der etwas auffallend erscheinen könnte, gewiss vollkommen gerecht
fertigt.
Die Erwiederung des Boten aözög npög avzoü kann natürlich
nicht so viel bedeuten wie ccvzög utp’ aöroö „er hat sich mit eigener
Hand ermordet“; dies würde nicht zu npög oi/.dag pptvög stimmen
und konnte, nachdem der Bote dasselbe mit den Worten aözöyjip d
cdfidaaczca ausgesagt hat, nicht wiederholt werden. Vielmehr hat
728
K \ i c ii I n
aözög npög avzov (ö'AwAsv) dieselbe Bedeutung wie npdg ousiag tppsvig
und bezeichnet, dass die Ursache des Selbstmordes nicht in Kreon’s
Gemiith, sondern in seinem eigenen lag. Allerdings war die Ursache
dieses Selbstmordes Antigone’s Tod und zu diesem batte Kreon’s
starre Massregel Anlass gegeben, so dass, wenn man die Sache so
betrachtet, allerdings Kreon's Starrsinn, der zu spät gebrochen wurde,
an Haimon’s Tode schuld war und demnach gesagt werden konnte
npög nazpoiag ypsvög Atp.ojy dAcoAsv, wie früher gesagt wurde ot di
täivTsg a'izioi Savslv. Aber der Bote nahm auf Kreon's Sinnesänderung,
auf seine inständigen Bitten (vgl. 1228 ff.) Rücksicht und von diesem
Standpunete konnte er, wenn auch Kreon mittelbar ahing an Haimon’s
Selbstmord war, dennoch den zweiten Theil der Frage des Chors
(zrpög (jb.si.txg tppsvig) bejahen und somit aözög npög avzov antworten;
erst mit den Worten nazpA pzovioag tpovov macht er dem Chor mit
Bezug auf die Worte ot ds tö,G)vzeg aizioi äc/.vslv eine Mittheilung
darüber, wie diese Worte zu verstehen seien. Für den Chor war
freilich auch dies nicht eine genügende Aufklärung.
Dass aözög npög avzov eine mit npög oixslag cppsvög überein
stimmende Bedeutung haben, nämlich so viel wie aözößovlog bedeuten,
kann, lässt sich leicht zeigen. Die Präposition npög muss nicht immer
in der Verbindung avzög npdg avzov den Urheber, der eine Hand
lung an sieh selbst vollbringt, bezeichnen (wie önö bei passiven Verben
oder bei activen Verben mit passivem Begriff) *), sondern sie kann auch
die Ursache bezeichnen (wie öl npög avzotpfapoiv dp.nAa.wp.dzuv);
es braucht somit aözög npög avzov okoiks nicht nothwendig zu be
deuten aözöyjup oAwAs, sondern es kann auch bedeuten, dass die
Ursache, die Veranlassung in jenem, der der Urheber seines eigenen
o’AwAivat ist, selbst lag = avzößovkog, evmv dAwAe (ultro, ohne durch
einen anderen dazu gezwungen oder veranlasst zu werden). An un
serer Stelle musste jedermann aözög npög avzov in dieser Weise auf-
*) Es wird ja auch auros npög avzoö mit activen Verben verbunden. Vgl. Trach.
891 av-Y} rcpog ccvtvjc •/^sipoKOLslzca raftc, wo kpog avTvjg nicht bezeichnet, dass
Deianeira die Urheberinn ist, sondern dass sie sich ihrer selbst, und keines
Anderen, zu der That bedient hat, dass sie ihr eigenes Werkzeug war. Das Re
sultat ist freilich dasselbe ; aber der formelle Unterschied ist doch zu beachten,
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles. 729
fassen, da die Bedeutung der im vorausgehenden Verse ausgesproche
nen Frage norspx—<ppsvög dazu zwang.
V. 1178 f.
XO. cL p.ävu, rourcog chg ccp' opSov rjvvactg
Ar. 'hg tod’ kyo'jzoiv rsc 11a ßovliiieiv nüpa.
Martin’s und Nauck’s Zweifel an der Richtigkeit des überlieferten
ßovlEiie’.v beruht auf einer sonderbaren Verkennung dessen, was der
Bote sagen wollte. Nachdem der Chor seinem Schmerze im V. 1178
einen Ausdruck gegeben hat, macht ihm der Bote bemerklich, und
zwar mit einer unverkennbar derben, vielleicht volkstümlichen,
Wendung <), dass solche schmerzliche Reflexionen über das, was
einmal geschehen ist, unnütz seien, und er stellt ihm vor, es gelte
jetzt vielmehr räXka (d. i. im Gegensätze zu dem, was schon ge
schehen ist, das, was angesichts dieses Unglückes nun von seiner
Seite geschehen kann und geschehen soll) zu erwägen. Und was denkt
sich der Bote unter täaA«, unter dem, was der Chor in Erwägung
ziehen soll? Gewiss meint der Bote damit, der Chor solle sein Augen
merk darauf richten, dass, da das geschehene Unglück nicht unge
schehen gemacht werden kann, wenigstens weiteres Unglück verhütet
werde. Konnte man denn nicht befürchten, dass Kreon und Eurydike
in ihrer Verzweiflung sich auch das Leben nehmen könnten? Eurydike
nimmt sich ja auch wirklich das Lehen, Kreon wünscht sich wenig
stens verzweiflungsvoll sofortigen Tod (1330 ff.). Der Chor sollte
nach des Boten Meinung darauf bedacht sein, durch Trostgründe,
vernünftige Vorstellungen oder durch sonstige ihm zu Gebote stehende
Mittel dies weitere Unglück, das zu befürchten stand, zu verhüten.
Sehr verfehlt wäre es, wenn man kdpa in der Bedeutung „es
ist gestattet“ auffassen würde, wie es wirklich ein Kritiker, dessen
Beiträge zur Kritik der sophokleischen Antigone sonst in hohem Grade
verdienstvoll sind, aufgefasst hat. TäAAa ßovXvjtiv naoa heisst hier
Solche derbe Wendungen finden sich bekanntlich in den Äusserungen der sopho-
kleischen Boten oft; so z. B. hei dem Wächter in unserer Tragödie, hei dem Boten
im Aias u. s. w.
730
K vi c a 1 fl
vielmehr: „es gilt das Übrige zu berathen“ oder „jetzt heisst’s, das
Übrige berathen“. Sehr gut bemerkt Ellendt (lex. Soph. s. v. n&px),
nupx bedeute zuweilen „cuius faciendi causa idonea et manifesta
adest“; Ygl. die von ihm aus Sophokles angeführten Beispiele, dann
Aesch. Pers. 1018, Eur. Herakl. 691 u. s.
Zum Schlüsse bemerke ich noch, dass ähnliche Formeln, durch
welche man einen Menschen von nutzlosen Reden abbringen und zu
etwas anderem hinleiten will, sich ziemlich oft finden. Das passendste
Beispiel, das mir zur Hand ist, findet sich bei Eur. Herakl. 691.
Iolaos bezeichnet mit den Worten wg [xevovvtu txXIx ooi liyzw
nxpa die Vorstellungen des Sipxnuv (er solle nicht am Kampfe sich
betheiligen, da seine frühere Kraft entschwunden ist) als fruchtlos
und macht ihm bemerklich, er solle diese nutzlosen Zureden aufgeben
und das andere, was er noch zu sagen habe, Vorbringen, worauf
jener denn auch einen neuen Punct zur Sprache bringt. Ähnliche
Stellen sind Aesch. Prom. 524 ällov Xoycv ixip.vnaSe. 1067 äAAo u
fdjvsi xai Kzpap.vd-00 (x 6 ri xxi nÜGug.
V. 1206 tr.
ywvrjg d’ ä.Tto)$EV öpSiuxv y.ojy.utxdrojv
yJiöst ng dy.ripiGTOV nxGrdöa,
xxi otanor-Q Kpsovri ar/[xcävei v.
„pioAüv, x.3- ah S“. Dindorf. Ma^cuv halte ich für die echte
Leseart, die nach LS aufgenommen werden muss. MoAcov, welches
die Herausgeber aufnehmen, ist unstatthaft. Es müsste dieser Leseart
die Voraussetzung zu Grunde liegen, dass jener Mensch (rig) voraus
geeilt war und als er die Klagen hörte, auf halbem Wege umkehrte
und zu Kreon lief. Warum sollte aber der Diener vorausgelaufen
sein ? Kreon hatte nicht die geringste Ahnung davon, dass er zu spät
in Antigone’s Gruft kommen sollte, und darum konnte er sich auch
nicht veranlasst fühlen, einen Diener oder einen Theil seiner Diener
vorauszuschicken. Vielmehr ist anzunehmen, dass die Diener in
Kreon’s Nähe blieben. Kreon hatte ja erklärt axirog r eoriaa xcd 7zapüv
kxXCao[xai (V. 1112); was hätte es also für einen Sinn gehabt,
Diener vorauszuschicken? Ausserdem würde Sophokles es ohne Zwei
fel ausdrücklich erwähnt haben. Die Diener blieben also bei dem
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
731
Gange nach der Gruft in Kreon s Nähe. Da hörte einer von ihnen
(natürlich ein solcher, der ein besonders scharfes Gehör hatte) Jam
mertöne ; und sobald er sie vernommen hatte ([xccSojv), theilte er es
Kreon mit. Wie nun dieser näher kam, hörte er sie aucli und erst
jetzt gab er den Dienern den Befehl, schnell vorauszueilen (121 ü):
er seihst folgte ihnen, so rasch er konnte, und kam etwas später am
Ziele an.
Wollte man aber vielleicht sagen, dass pioXwv nicht in dieser
Weise d. i. von der Umkehr eines vorausgeschickten Dieners (—ävcc-
dpap.thv') verstanden werden müsse, sondern dass auch bei dieser
Leseart die Annahme, dass alle Diener Kreon begleiteten, möglich sei,
indem p.oAtov hlos die Voraussetzung involviren könne, dass dieser
Diener nicht dem Kreon hart zur Seite ging, sondern in einer ge
wissen nicht grossen Entfernung, so dass er doch einige Schritte
machen musste, um in Kreon’s unmittelbare Nähe zu kommen: so
müsste darauf erwiedert werden, dass diese Entschuldigung ungültig
ist. Denn warum hätte der Diener erst hart vor Kreon hintreten sollen?
Er konnte es ja etwas mehr oder weniger laut dem Kreon mittheilen,
je nachdem die Entfernung zwischen ihm und Kreon grösser oder
kleiner war. Übrigens ist die Annahme, dass Sophokles in dem Falle,
wenn jener Diener in Kreon's Nähe sich befand, pioXcöv gesetzt haben
sollte, um die Zurücklegung jener etliche Schritte betragenden Entfer
nung zu bezeichnen, wegdn des Ausdruckes poAuiv unwahrscheinlicher;
Sophokles würde da npoaslS&v, jrapotarag, ccy^i xapaaräg., xpoasl-
-Söiv daaov oder einen ähnlichen passenden Ausdruck gebraucht haben.
V. 1231.
töv o äypic/ig öarjoiai xaxTr,vag 6 xcäg,
xruvag Ttpoauncp y.o'jobj dvTiixtliv, fyyovg
bX/csi dixloOg xvtodovrag.
„Tlruaag xpoauxop sucht man zu erklären 'indem er dem Vater
seinen Abscheu durch Mienen zu erkennen gab’ ■). Aber von der
eigentlichen Bedeutung des Wortes xrOu abzugehen, fehlt jede Be-
*) Dies ist der Wortlaut der ganz richtigen Erklärung Schneidewin's, welcher
Nauck, wie wir glauben, in der 6. Auflage Recht widerfahren lassen wird, obzwar
er sich bisher gegen dieselbe ablehnend verhält.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. JV. Hft. 47
732
K v i c a 1 a
rechtigung. Somit kann npoaünut niclit instrumental gefasst werden,
sondern tttuoikj npoa6mu> bedeutet 'in das Gesicht speiend'. DassSoph.
so geschrieben liabe, scheint freilich nicht glaublich“. Nauck. Diese
Bemerkung, die man füglich nur eine grundlose Behauptung nennen
kann, liest man noch in der 3. Auflage. Und im Anhänge macht uns
Nauck die Mittheilung, dass vielleicht der ganze Vers ein späteres
Machwerk sei. Im Hinblick auf diese Bemerkung und auf zahlreiche
andere derselben Art muss man in der That Nauck etwas mehr
objective Ruhe, oder welche Eigenschaft sonst zur richtigen Beur-
theilung solcher Dinge nothwendig ist, wünschen. Warum fehlt jede
Berechtigung, von der eigentlichen Bedeutung des Wortes irröcn ab
zugehen? Nauck 1 ) müsste von seinem Standpuncte aus uns folgende
Antwort geben: „Weil auch im V. 633 nriiaag corrupt ist und die
ganze Stelle etwa so umgestaltet werden muss: ylvoir' av sAxoj
; äAA" drcoKriiaag rrjv nalö' iv "Atoov rrjvde wp-tpsveiv
iiiAsg.“ Wir werden uns natürlich hüten, mit einer solchen Auf
klärung uns zufrieden zu stellen, sondern wir erblicken in V. 633
eine willkommene Bestätigung für das Vorkommen der übertragenen
Bedeutung, die sich, wie hinzugefügt werden muss, auch bei späteren
Schriftstellern findet. Gegen diese Berufung auf spätere Schriftsteller
wird Nauck nichts einzuwenden haben, da er selbst zuweilen, wo
keine oder nicht hinreichende Analogien aus älteren Schriftstellern
vorliegen, auf spätere, oft sehr späte Autoren sich beruft. Ausserdem
machen wir aber Nauck auf die schon von Erfurdt angeführte Analogie
aufmerksam, welche SsoTcrvarog (bei Aeschylus Sept. 383) darbietet;
denn dies Wort setzt natürlich ktOhv in der Bedeutung „verab
scheuen“ voraus. Entweder hat Nauck dies Wort übersehen, oder er
ist enschlossen auch diese Analogie mit dem Ausspruch „auch Seo-
nrvGrog ist corrupt“ wegzuräumen.
Was mag denn nun aber Nauck doch veranlasst haben, die
übertragene Bedeutung „verabscheuen“ bei nrosiv zu läugnen? Ich
*) Er läugnet nämlich überhaupt das Vorkommen der übertragenen Bedeutung von
KTiteiv; sonst würde er das Wörtchen „hier“ hinzugefügt haben. Dass er bei
Trructv nur die ursprüngliche Bedeutung gelten lassen will, geht auch daraus
hervor, dass er auch im V. 6ü3 zrruffas-für corrupt hält.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
7.33
glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, Nauck habe in folgender
Weise argumentirt: „Man sagt nur tttüevj « „etwas ausspeien“,
nicht aber nrvuv zivd „einen amspeien“. Nun müsste sich aber die
übertragene Bedeutung „verabscheuen“ an die sinnliche Ausdrucks
weise nneiv rivd „einen anspeien“, anlehnen, wie bei xararcr6co,
npoanrOu). Also da die Grundlage der übertragenen Bedeutung fehlt,
kann auch diese letztere selbst nicht zugegeben werden“. Schwerlich
wird sich aber jemand finden, dem diese apriorische Argumentation
mehr gelten sollte als das thatsächliche Vorkommen der in Bede
stehenden Bedeutung bei Sophokles, Aeschylus und bei späteren
Schriftstellern. Übrigens wollen wir beweisen, dass diese Argumen
tation, die uns Nauck gemacht zu haben scheint, falsch ist.
Man hat bei der Untersuchung, wie sich die übertragene Bedeu
tung „verabscheuen“ aus der sinnlichen Bedeutung „speien“ ent
wickelt hat, eine Alternative vor sich, deren beide Fälle zu Gunsten
der Annahme, ntvelv habe auch „verabscheuen“ bedeutet, sprechen.
Entweder hat sich die Bedeutung „verabscheuen“ bei ktveiv und
den Compositis nur aus der Bedeutung „einen anspeien“ ent
wickelt, wie dies bei ■/.ocranriiuv rivög, irpogKrveiv rtvi offenkundig
vorliegt; oder es ist jene übertragene Bedeutung bei manchen der in
Frage kommenden Verba (nämlich bei nri/uv und «Tronrrusiv) aus der
Bedeutung „ausspeien“ hervorgegangen. Wer die Ansicht festhält,
dass nur „anspeien“ die Grundlage der Bedeutung „verabscheuen“
bilden könne, der dürfte bei ktveiv, obzwar bei diesem Verbum die
sinnliche Bedeutung tztvsiv nvcc „einen anspeien“ nicht nachweisbar
ist, dennoch nicht die Möglichkeit der factisch überlieferten Bedeu
tung „verabscheuen“ läugnen. Er müsste ja zufolge seiner Grund
ansicht von der Entwicklung dieser Bedeutung die bei anonriieiv
häufig vorkommende Bedeutung „verabscheuen, verschmähen“ auch
auf dnonrvuv riv« in der Bedeutung „einen anspeien“ zurückführen.
Nun findet sich aber diese sinnliche Bedeutung bei änoritvslv eben
so wenig als bei ktüslv. Also müsste man auch schon von diesem Stand-
puncte aus die Bedeutung „verabscheuen“ bei tttveiv, eben so wie
bei <x7ronr0siv gelten lassen, oder man müsste zu der Behauptung
sich entschliessen, dass auch alle die Stellen, an denen änonrOsiv
die übertragene Bedeutung bat, corrupt seien.
Man kann aber auch annehmen — und dies ist meine entschie
dene Überzeugung — dass die Bedeutung „verabscheuen“ bei nrvztv
47*
734
K v i c a 1 a
tlvcc und xTCGKTÜiLv tlvoc an die sinnliche Bedeutung „ausspeien“
sich aulehnt, und nicht wie hei xaraTzrösiv und npog,ttösiv, an die
Bedeutung „anspeien“. Y r on dem Compositum äüOTvröstv ist es von
vornherein sehr wahrscheinlich, dass es nur „exspuere, respuere“
und nie „conspuere“ bedeutete. Mit der sinnlichen Bedeutung
„exspuere, respuere“, die nrvsiv und dnorrrveiv hat, hängt die Be
deutung „verschmähen, verabscheuen“ sehr natürlich und augen
scheinlich zusammen. Interessant ist der Gebrauch des dttonrOetv
von Pferden, die den Zügel nicht vertragen (vgl. Jacobs zu Philostr.
p. 280); dieser Gebrauch steht gewisermasssen in der Mitte zwischen
der sinnlichen und übertragenen Bedeutung „verschmähen“. Eben so
augenscheinlich ist im Latein bei „respuere“ der Übergang von der
Bedeutung „ausspeien“ zu der Bedeutung „verschmähen, ver
abscheuen“. Vgl. Stat. Theb. 8, 344 respuere frenos cum sanguine—
einerseits, und anderseits Stellen wie Euer. 6,68 quae nisi respuis ex
animo longeque remittis. Cic. de Or. 3, 26, 99 quin ctiam gustatus,
quam cito id, quod valde dulce est, aspernatur ac respuit.
Dass es an unserer Stelle keinem Griechen einfallen konnte,
nzvaag in der ursprünglichen Bedeutung zu nehmen, ist natürlich;
der Dativ npoa&Tcu) zwang eben dazu, rerOaag in der übertragenen
Bedeutung zu nehmen. Nauck irrt sehr, wenn er hei rrrvoag rrpoa-
üttuj die Bedeutung „in das Gesicht speiend“ für möglich oder gar
für sicher hält. Diese von Musgrave aufgestellte Erklärung hat schon
Erfurdt mit dem richtigen Prädicat bezeichnet; er hätte nur noch
hinzufügen sollen, dass diese Erklärung auch sprachlich unstatthaft
ist. „In das Gesicht speiend“ lautet im Griechischen npooreriiwv oder
emnruojv npoGwrw.
In Betreff des Dativs 7zpoGÜ7tu> hei nrvaag hat Schneidewin
sehr passend Plat. Euthyd. 267 E jj.iidiäaxg rw npoauKop verglichen.
Vgl. ausserdem Hom. II r, 212 jj.u§i6o)v ßloavpoTm 7rpoaomaGi. Stat.
Silv. 1, 2, 106 illa refert vultu non aspernata rogari.
Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
735
V. 1344 ff.
navra ydp
'Xt/jicc rdo’ iv -yspocv rd o km xpari pot
KÖrpog 8vGx.6piarog dariXam.
So lautet die Überlieferung im Laurentianus. Die Änderung
Ikyjia rav ytpaXv und die Erklärung derselben, so wie die gewöhn
liche Auffassung der ganzen Stelle, halte ich für unzulässig. Meiner
Meinung nach sagte Kreon, dass schweres Geschick von allen
Seiten und in jeder Richtung (nravra) auf ihn einstiirmte, und diesen
Begriff „von überall her“ specialisirte er dann durch Angabe einzelner
Richtungen. Mit Aiyjjia d^rfkaro bezeichnet Kreon, dass das Unglück
seitwärts (d. i. ab utroque latere) auf ihn einstürmte. Mit rd ini
xpari bezeichnet er, dass Unglück auf ihn von oben herabstürzte;
und so vermuthe ich, dass in den unmittelbar vorausgehenden Worten
die dieser letzten entgegengesetzte Richtung „von unten nach oben
zu, aufwärts“ bezeichnet ward. Demgemäss glaube ich Vorschlägen
zu können
navra yäp
Xkypta r d ö’ dvdxap rä cT ini xpari pot
norpog duaxoptarog darfkaro
d. i. ,, von überall her , seitwärts, aufwärts, abwärts , stürmte
schweres Geschick auf mich ein“. In mehr als einer Hinsicht bietet
hiefür II. p 116 eine Analogie dar: noXkä cT dvavra xdravra napavra
rs dö-ypta r' YikSov. Wie hier itokkd durch die nachfolgenden Aus
drücke (unter denen ein Paar offenbarer Gegensätze: dvavra xdravra
sich findet) specialisirt wird, um die mannigfachen Richtungen recht
plastisch darzustellen, so auch an unserer Stelle nach meiner Con-
jectur.
736
Kvicala, Beiträge zur Kritik und Erklärung des Sophokles.
Die Bedeutung des Accusativs ndvr«, die icli in navra dariXa.ro
finde, hat ebenfalls eine Analogie an dem homerischen noXXd r t X3ov ■
die adverbiale Geltung der Accusative rx dvdxap und ra ini y.pari
wird ebenfalls durch die Ausdrücke ävavra, xxravra, napavra,
oöyjj.ia, die ja eigentlich auch nichts als plurale Accusative neutrius
generis von den entsprechenden oder vorauszusetzenden Adjectiven
sind, bestätigt.
Reiffersch e i d. Die römischen Bibliotheken.
737
SITZUNG VOM 26. JULI 1865.
Die r ö mischen Bibliot/i ehe n.
Von Dr. August Reifferscheid.
Vorgelegt in der Sitzung vom 28. Juni 1865.
I.
Die Bibliothek von St. Oroce in Gerusalemme.
(Itildiotlieca Sessoriana.)
Angelo Mai hat imSpicilegium Romanum V237 ff. einen Bericht
iiher die Handschriften der Sessoriana gegeben, der aber in manchem
Betracht sehr ungenau und unzuverlässig ist, namentlich was die Zeit
bestimmung der Handschriften angeht. So setzt er die Handschrift
um, welcher er den in seiner Patrum nova bibliotheca i 500 herausge
gebenen Sermo in laudem S. Martini entnommen hat, in's achte Jahr
hundert, während dieselbe höchstens dem Ende des eilften Jahrhun
derts angehört. Sie enthält neben anderem auf St. Martin Bezüglichen
Fragmente der Dialoge des Sulpicius Severus und ist durchaus ohne
Werth. Eben so wenig verdienen eine genauere Beschreibung folgende
gegen Ende des zehnten Jahrhunderts geschriebene Handschriften:
xxm. Augustini locutionum libri ru et quaestionum libri rtij xliv.
Explanatio Hieronymi super Hieremia; lxxiv. Augustinus de civi-
tate dei rm-x; i.xx. gleichfalls Au ff. de civ. dei xr-xn. Die beiden
letzten Handschriften rückt Mai in's neunte Jahrhundert hinauf. Schliess
lich erwähne ich noch an dieser Stelle die Handschrift xxvi, welche
nicht älter ist als das zehnte Jahrhundert, obwohl Mai von ihr sagt:
saecidi fortasse octavi. Sie enthält in ihrem jetzigen Bestände den
Commentar Cassiodors zu den Psalmen 74—100 (Anfang fehlt). Die
ersten 22 Quaternionen dieser Handschrift sind nicht mehr vorhan
den; sie enthielten ohne Zweifel den fehlenden Theil der pars secunda
)
738
Reifferscheid
des Commentars: die Erklärung von Ps. 31—74. Der Verlust ist nicht
zu bedauern, da der Garet'sche Text durchweg besser ist als der die
ser Handschrift. — In der Bibliothek selbst liegt ein handschriftlicher i
Katalog auf, der hauptsächlich aus Notizen des späteren Cardinal
Bcsutius zusammengestellt ist: er enthält nur die allgemeinsten Anga
ben. Der jetzige Bibliothekar ist Don Gregorio Bartolini, welcher
mit einer in Born beispiellosen Liberalität mir die Benützung der Hand
schriften gestattete.
Apponius in canticum canticorum.
XII. membi-. fol. 2 col. foliorum 141. saec. XII. init.
f. 1. Uiro desidejriorum seruo | cristi armenijo. supplex appojnius.
in cantico canticojru . explanajcio in trinitajtis rioe . incip | prologus.
ejiusde . ad ejunde in eojde . que praeclari . xii . libri sejcuntur j
Magno quidem | illo beati danijhelis exemplo | —
f. l b dorjmitatione uilescat . Explicit ppha|tio . Incip . lib . i . |
Ammirantibus no|bis uocem —
f. lS b inpiijgnanles eu expugnat . cui est j etc. am. | Finit über
primus. . Incipit über sejeundus || f. 16. Indica mihi —
f. 25 b multipli|cis gr^ largitore. Cui e etc. amen. Finit über. n . |
Incip . lib . m . | Quam pulchr^ —
f. 37 milites suos gau|dehit. Cui est etc. amen. | Finit über. ui.
injcipit über . im . | Adiuro uos —
f. 47 adiutoriu im|plorem’. Cui e etc. amen. | Finit über. im. |
Incip . über . v . | Dilectus ins —
f. 38 b reddidit j xpc ihc diic ilr . Cui est etc. am . | Finit über
quintus. | Incipit über sextus. | Quam pulchra | —
f. 6G b in cspectu ei" laudatur. j Cui e etc. amen. | Expl. üb. vi.
Incip lib septim". | Veni|de libano —
f. 79 b agitat molem. Cui | e etc. amen 7 | Explicit lib . Septim’.
Incipit | lib octauus; | Uox dijlecti mei —
f. 97 b dexta j porrigente. Cui e etc. Amen. | Finit üb . octajuus.
Incip üb nonus. | Sexajginta sunt | — '
f. 106 b uic|toriam p xprn . Cui est | etc. am . | Explicit üb . x.
Incip über . | undecim'. | Ego | dilecto | meo —
f. 120 b hic saluus erit. | Per xpm (iliu ei’ Cui etc. Amen, i Expli-
cit. üb . xi"! lucip üb . xii“! | Q119 | est ista | —
Die römischen Bibliotheken.
739
f. 141 b plenu intendat. | Regnante cu patre etc. amen. | In can-
tico | canticoru | salomonis y | expliciunt j libri numero j xii y feliciter y \
ani v do gras y I Vt gaudere solet fessus ia nauta labe. | Desiderata diu
littora nota uidens. j Haud alit scriptor optato fine libelli | Exultat uiso
laps' (lies lassus) & ipse quidem y |j
Diese Handscbrift ist die einzige bis jetzt bekannte, welche den
Commentar des Apponius vollständig enthält. Früher kannte man nur
die sechs ersten Bücher. Mai gab Spicil. Rom. V 1 ff. das siebente,
achte und neunte Buch heraus. Fast zwei Jahre später veröffentlichten
zwei Patres von St. Croce den ganzen Apponius nach dieser Hand
schrift unter dem Titel: Aponii (sic) scriptoris vetustissimi in Cun-
ticum Canticorum explanationis libri duodecim quorum alias editi
emendati et aucti inediti vero hactenus desiderati e codice Sesso-
riano monachorum Cisterciensium S. Crucis in Jerusalem urbis
nunc primum vulgantur curantibus D . Hieronymo Boltino . D. Jo-
sepho Martini ex ordine Cisterciensi. Romae 1S43. S. Migne hat
den Apponius ganz übersehen.
Augustixi Confessiones.
LV. membr. (Grossoctav) foliorum 200. saec. VII—VIII.
f. 1 (sehr beschädigt). Uber der Zeile: Itlc sermo sei augus-
tini de euangelio ubi dns de aqua uinu fecit j Nuptiae <) in quib. xps
et munerator et conuiua decubuit munerator scilicet in j —
f. l b refecti sumus peripsum ihm etc. amen i Incp libri conlessio-
num eiusdem sei augustini j| f. 2 Magnus 2) es dne et laudalibis —
f. 7 dedisti mihi | Explicit über primus confessionis j Ineipit über
secundus | Recordari uolo transactas ■—
f. 10 b mihi regio egestatis Explc. üb. 11 conl'essionu. I Incipit .
über . tertius . eiusdem. | Ueni karthaginem —
f. 14 b de caelo sonuisset Finit üb. tertius | Incipit Üb. quartus
confessionum j Per idem tempus annorum —
f. 20 aeternitas tua. | Explicit über quartus ! Incipit über quin-
tus . confessionum j Accipe sacrificium —
1) Pall'um nova bibliotheea ed. Mai I 247. — 2 ) XXXII 639.
740
Reifferscheid
f. 25 cursum dirigerem j Explicit über quintus incipit über sex-
tus. j Spes mea a iuuentute —
f. 31 ibi ego feram Explc . lib . sextus . Incp. lib. septimus con-
fessionu. j Tarn mortua . erat —
f. 37 opera tua et expaueram | Explc . lib . vir . confessionum.
Incp . lib . viii . eiusdem | Ds rneus reeorder —
f. 42 1 ’ carnis nreae requirebat Explc . lib . viii . confessionu. | In
cipit . über . nonus . eiusdem . sei. augustini. confessionum. | 0 dne
ego seruiis —
f. 48 1 ’ per orationes rneas j Explc . lib . viii. | Incp . lib . x . con
fessionum eiusdem | Cognoscam te cognitor —
f. 59 requirunt eum Explc confessionum . üb . x . incp . lib . xi.
eiusd. |j f. 59 1 ’ Numquit diie cum tua sit —
f. 65 celsitudo tu es Expl. üb. confessionum sei . augustini Incp
eiusdem lib. xii j Multa satagit cor —
f. 71 b quod uoluit. | Explicit über confessionum sei augustini .
xii . | Incipit eiusdem confessionum. liber.xm . || f. 72 Inuoco te ds —
f. 79’’ sic aperietur. J Explc. confessionum sei augustini übr.xm.
lege felix in xpo amen | Incp sei ambrosi sermo de caritate ex lectione
pauli apostli contra rnalos qui bonis inuident. | Peractis ') perfectionis
inspectisq. —
f. 80' 1 gratiarum | actio et bonor et potestas etc. amen . explc
sermo sei ambrosi || f. 81. Uber der Zeile: Incp epitbafium scae pau-
lae a beato bieronimo prbo. factu. | Si “) cuncta corporis mei membra —
f. 88 dies xxi. finit do gratias . ora pro scribtore | Incp sermo
sei ambrosi de perfecto | Dni 3 ) m. iliii xpT caeleste praeceptum —
f. 88’’ adjpraebendant ueram uitam finit Incp eiusd aduersus
eos qi dicunt possessione” (corr. m. cd.) non distrabendam sed |
fructib . misericordiam faciendam. | Dni '*) xpi salutare praeceptum
est uendite omnia quae possidetis et date elemosynam dnici man-
dati j fides —
ibid. in uitam aeternam. || f. 89 Haec insunt in boc codice con-
lationes septem idest. abbatis ebaeremonis de | perfectione eiusdem
de castitate eiusdem de protectione di | abbatis ** * nestoritis de spi-
ritali scientia eiusdem de carismatib’ diuinis | abbatis iosepli de ami-
citia eiusdem de definiendo | Capitula abbatis ebaeremonis de perfec-
1) XVIII 122. — 2) XXII 684. - 3 ) XVI11 109. - XVIII 119.
Die römischen Bibliotheken.
741
tione | i descriptio thenneseos oppidi. — expositionis postulatae Fin .
capitula . abbatis chaeremonis . de perfectione | Cum uirtutem per-
fectionis —
f. 89\ Über cler Zeile: Incp. lib. conlationum abbatis chaere
monis de perfectione | i. Cum«) in coenobio syriae — (xv) addatur
intentio j Explc abbatis chaeremonis de perfectione | Incipit eiusdem
secunda de castitate . capitula chaeremonis de castitate j i verba ab
batis chaeremonis de castitate. — xvi de fine ac remedio castitatis
Finiunt capitula abbatis chaeremonis de castitate | Conlatio abbatis
chaeremonis de castitate | . i. Refectione transacta —
f. 99 b intentionis j amitteret Explc secunda conlatio abbatis chae
remonis . de castitate [ Incp eiusdem conlatio tertia . de protectione
df. j i prohimium — (xvm) sit idoneum. FiiT capitula collectionis ter-
tiae abbatis chaef de protectione di | i. Cum ad synaxin matutinam —
f. 106 1 ' itineris non sentire | Explc . abbatis chaeremonis de pro
tectione di | Incp conlatio abbatis nesterotis de spiritali scientia | i
uerba abbatis nesterotis de religiosorum scientia — (xix) sermonis
accipiant . Finiunt capitula abbatis nesterotis . de spiritali scientia I
i. Sponsionis nostrae et itineris —
f. 112 b labore corporis intimalur | Explc abbatis nesterotis de
spiritali scientia conlatio | Incp eins secunda . de charismatib’ diuinis j
i Disputatio abbatis nestherotis de tripertita charismatum ratione —
x reuelatio de perfecte caritatis experimento j Finiunt capitula abbatis
nesterotis de charismatib . diuinis | i. Post synaxim uesperlinam —
f. 115 institutione prosecutus est. | Explc abbatis nesterotis de
cbarismatib . diuinis j Incipiunt capitula conlationis primae abbatis
iosepb de amicitia | i quid a nobis abba iosepli primitus inquisjerit —
xxviii amicitias coniuratione initas firmas esse non posse | Finiunt ca
pitula abbatis iosepli. conlationis primae de amicitia j Incipit conlatio
de amicitia abbatis iosepb j i Beatus iosepb cuius —
f. 120 b ardentius inuitauit j Explc . abbatis iosepb de amicitia
capitula | Incipit eiusdem . de definiendo |j f. 121 i de uigiliis quas
pertulimus. — xxx nihil super bis quae ad usum conmunis uitae ad-
tinent definiendum | Finiunt capitula conlationis de definiendo 11. Prae-
cedente igitur conlatione —
0 XLIX 847 (collatio XI).
742
Reifferscheid
f. 129 sciant esse quod displicelExplc lib sei iosepli. de con-
lationib' | Incipit numerus sermonum sei ambrosii epi niemer lxi |
i de natale scorm petri et pauli n de natale eorundem . m . de mar-
garita euangelii. | mr. de natale sei laurenti v. de natale sei iobannis
baptistae . vi alia de natale eiusdem . vii de natale serm petri et pauli
vm de natale sei cypriani. vmi. item sequentia x de passione serm
octaui aduenti et solutoris xi de gratia baptismi. xn de natale marty-
rum xnr de natale serm canti cantiani et cantianillae xm (sic) de na-
tali scrih xmi de eo quod scripta est in actib' apostolorum erant illis
omnia eommunia et de eain xv sequentia de auaritia et anania xvi ex-
hortatio ad plebem et de euangelio xvii item sequentia xvm de bospi-
talitate xvim de aelemosynis et de puteo samariae xx praefatio uel
increpatio ad plebem xxi de grano sinapis et de sco laurentio martyre
xxii sequentia de grano sinapis xxm de id quod scriptu est reddite
quae drsunt do et de militantib’ xxim item sequentia . xxv de quod
propbeta ait caupones uestri miscent aquam uino xxvi de psalmo xxi.
xxvii de defectione limae xxvm item sequentia xxvim de eo quod
scriptum est in euangelio facilius est camelum per Ibramen acus intrare
qnam diuitem in regno caelorum . xxx de id quod scriptum est simile
est regnum di fermento xxxi de lmspitalitate in euangelio xxxii de
ieiuniis initio quadragensimae xxxm sequentia et in ieiunio non luxu-
riandum xxxim de die sco paschae et de cruce dni xxxv de cruce et
resurrectione dni xxxvi de eo quod scriptum est uulpes foueas lmbent
xxxvii increpatio ad plebem et reliqua xxxvm ubi dns sabbato manum
aridam curauit xxxvim de pentecoste . XL . item de die scae epypba-
niae . xli item de die epyphaniorum et reliqua . xui . de eo quod
scriptum est in euangelio hominis cuiusdam diuitis fructus uberes ager
adtulit xliii de eo quod scriptum est quis maior est in regno caelorum
xliiii de duab" nauiculis in euangelio xlv de ieiuniis uel sca quadra-
gensima xlvi item de ieiunio dni in deserto et reliqua xlvii item de
sequentia ieiuniis qradragensimae xlviii inep de paseba xlviiii item
sequentia l . item sequentia li de pentecoste lii de accusato dno aput
') 1. c. 1088 (eollatio XVII). — 2 ) Die enrsiv gedruckten Worte stehen auf
einer Rasur und rühren von einer neueren Hand her. Was früher da gestan
den hat, lässt sieh ohne Anwendung von Reagentien nicht ermitteln. Eine
noch neuere Hand hat am Rande bemerkt: Sermones sunt S' 1 Maximi epi
Taurinensis.
Die römischen Bibliotheken.
743
pilatum et reliqua . liii item sequentia liiii sequentia item lv de na-
tale dni nri ihu xpi lvi de kalendis ianuariis lvii de epyphania lviii
dictum post epyphania lviiii item sequentia de quadragensima lx post
epyphania dictum lxi de sca quadragensima lxii sei augustini hic est
dies quem fecit dns lxiii sei hieronimi de exodo in quadrag paschae
lxiiii sei augustini ad conpetentes et cathecuminos lxv eiusdem de
remissione peccatorum lxvi Eiusdem de missas cotidianas lxvii eius
dem de decimis dandis i/xviii eiusdem de seo. helisseo et lazaro lxviiii
sei hieronimi de exodo in uigilia paschae lxx eiusdem sei hieronimi
in dominica paschae lxxi item ipsius de dominica paschae . lxxii sei
augustini sermo de resurrectione dni post Iibrum sei hasili de regulis
monachoru . lxxiii item eiusdem in capite lihri sermo de uersiculo
psalmi undecimi. tu dfie seruabis nos et custodies nos a generatione
ista et usq. in aeternum |[
f. 129 b . Uber der Zeile: Incp sermo de natale sefm . petri. et
pauli apostolorum j Cum ■) omnes beati apostoli . parem —
f. 130 deicit uanitatem . Explc incp de eorum natale | n Nata-
lem 2 ) beatissimorum apostolorum —
1'. 130 b ohuiuens mortua est explc | Incipit de margarita euan-
gelii j in . Satis 3 ) ad correptionem —
f. 131 spernit et dm expl incp de natale sei laurenti | im . Bea-
tissimi *) laurenti martiris —
f. 131 b iudicii non timere.Explc.Incp.de natale sei iohannis
baptistae j v In sei 5 ) ac beatissimi —
f. 132 diim gestih.praedicarit explc.incp alium de natale eiusde |
vi. Sei«) iohannis baptistae —
f. 132 b esse condicio|nis humanae explc incp, de natale sefm petri
et pauli apostolorum j vii Notum 7 ) omnih’ uobis —
f. 133 caelesjtis substantia trasformatur explc. incp de natale sei
cipriani epsci. | vm Sei 8 ) cypriani festiuitatem —
ibid. cursu festinat adtingere explicit j Item sequentia de eodem
sermone || f. I33 b vim Antedie») cum beatissimi —
ibid tribulos germinauit tibi explc. | Incp . de passione uel na-
tali scofm . id est. octaui . aduenti. et solutoris . taurinis . j x Cum |0 )
omnium scorum —
J ) Maximus ed. Rom. 229. - 2 ) I. c. Ü73. - ») 1. c. 380. — 4) I. c. 380. —
5 ) I. e. appenJ. 41. — 6 ) XVII 708 (Ambros.). — 7 ) Maxiinus cd. Rom.
577. _ sj |. c . 233. — «) 1. c. 393. — l0 ) 1. c. 261.
744
Reifferscheid
f. 134 religione corpore explc, | Incipit de gratia baptis-
mi | xi. Quia') constat sicut —
f. 134 b soluere sed adimplere . Expt. incp . de natl. martyrum ,
xii Dignum 3 ) et congruens —
f. 13ö sit in defunctis explc . incp . de natali scrin , canti , can-
tiani . et cantianillae . [ xm hodie 3 ) beatissimorum canti —
f. 133 b profijtemur ad gloriam explicit Item de natali sanctorum j
xim . Si 4 ) quantum me ■—
t'. 136 ipsa passione conmendant. Explc . Incp . de eo quod scrip
tum est j in actib . apostolorum erant eis omnia conmunia . et de cain. j
et annania . | xv Legimus 5 ) in libro —
f. 136 b hominib’ sed do exp! | Incipit sequentia de auaritia et de
anania . | xvi Retinet 6 ) dilectio uestra —
f. 137 emit ut reddat . Explicit, Incipit exhortatio ad plelbem,
et de eo quod scriptum est in euangelio sicut fulgur desub caelo ita |
erit aduentus tilii hominis . et de duobus in lecto uno . j xvn Pauco-
rum ‘) admodum dierum —
f. 138 relinquetur in tartaru | Explicit, Incipit, de sequentia, |
xvm Superiore 8 ) dominica capitulum —
f. I38 b suae | passura perfidiae , Explicit, Incipit, de hospitali-
tate . | xviiii Legimus °) in libro genesis —
f. 139 tabernaculorum aede teneatur . Explicit | Incipit de‘ele-
mosiuis et ubi sedit dns ihs , super puteum samariae . | xx . Dicit 10 )
scriptura diuina —
f. 139 b adulter corruptione peccati explc . Prael'atio uel increpa-
tio ad plebem . | xxi Libenter 1 ') nos praedicare —
f. 140 suae neglegit | medicinam explc . Incp . de grano sinapis. p
et de sco laurentio martyre . | xxii Dicit 13 ) dns in sco euangelio —
f. 140 b supplicia atrociora tejcerunt . Explicit . Sequentia . de
grano sinapis . superiore | xxm . Dominicam ls ) (sic) parabolam dni—
f. 141 iudicii | exurentis incendii. Explc . Incp . de id qod scriptu
est. reddite quae di (sie) sunt db . et de militari!). j xxiin . Nonnulli l ! )
ff. qui —
i) I. c. 429. — 3 ) 1. c. 617. — 3) i. c. 613. — 4 ) 1. c. 621. - ) 1. c. 319.
— «) 1. o. 323. — q 1. e. 3. — 8 ) 1. c. 9. - 8 ) 1. c . 643. - !») 1. c. 323. —
n) Unedirt? — 13 ) 1. c. 361. - 13 ) 1. c. 363. — l4 ) 1. c. 375.
Die römischen Bibliotheken.
745
f. 142 pacto teneat | alienum . Explc . Item de eodem . sequeri-
tia . | xxvi. Raepraehendimus ‘) antediem (m eras.) negotia-
tionem —
t’. 142 b rei de conteslatione . Explicit, j Incp . de quod proplieta
ait ad filios . srl. caupones uestri miscunt aquam uino . | xxvi Non 2 )
inconmode antedies —
f. 143 quam adulterare substantiam . Explicit. | Incp. de psalino
xxi . et de passione di. | xxvn . Psalmi s) qui lectus est —
f. 144 injuestitu deaurato Explicit Incipit de defectione lunae |
xxviii . Et 4 ) ipsi uidetis IT. —
f. 144 b tes|tis in caelo fidelis. p Explc . Item de sequentia eius-
dem | xxviiii Ante dies 5 ) prosecuti sumus —
f. 14» mortis duritia deperiret. Explicit | Incpt. de eo qod scrip
tum est in euangelio dicente duo facilius est camelum per foramen |
acus transire quam diuitem intrare in regnum caelorum j xxx . Dicit«)
in sco euangelio —
f. 145 b caelestes tliesauros amittatis . Explicit. | Incp de eo quod
scriptum est simile est regnum di fermento j xxxi Et ipsi scitis ff. 7 ) —
f. 146 b suae passura inuidiae . Explc . Incp. de hospitalitate in
euangelio . | xxxii . Aduertit 8 ) scitas uestra ff —
f. 147 caelestis habere consortium . explicit. j Incipit de ieiuniis
in initio quadragensimae | xxxm. Testimonium 9 ) perhibet stTs . apo-
stolus —
f. 14S interna | non ualeant explicit Item sequentia et tempore
ieiuniorum nb luxuriandu | xxxim . Diximus |0 ) superiore domenica —
f. 148 b corpora castigamus.ExpT.In6p de die sco pascbae et
de cruce dni. | Saeculi n ) ferunt. fabulae ulixem —
f. 149 b uobis nocebunt. Expl. Item de cruce et de resurrectione
dni. | xxxvi. Diximus lä ) externa die —
1’. 150 citius | suscitauit. Explc . Incp . sequentia . de sepulehro
dni saluatoris . | xxxvii . Fortasse > 3 ) quis dicat —
f. 150 b uiuentem cum mortuis . Explc . Incp . de pentecosten et
de psalmo . centesimo nono . | xxxviii . Nosse i4 ) credo uos ff. —
i) 1. c. 347. — I. e. 333. - ]. c . 137. — 4 ) I. c. 333. — 9 ) 1. e . 337. -
«) 1. c. 383. — ») I. c. 369. — ») !. c. 331. — ») I. c. 467. — '«) 1. c. 437.
— n) 1. c. 131. — I. e. 133. — 13) Unedirt? — ' 4 J I. c. 197.
746
Rftiffersc heid
f. 131 proditoris admissum . explicit. ; Incipit. de eo quod scrip
tum est in euarigelio. uulpes foueas. habent et reliqua . | xxxvhii . Si<)
diligenter animaduertite (e eras.) euangelium (euangelii corr.) ca-
pitulum —
f. 132 uulpib . religauit. explc . Increpatio ad plebem et de eo
quod scriptum est in euan|gelio qui habet dabitur ei . et cantauimus
uobis et non saltastis . | xl . Frequentur ~) studueram aput me —
f. 132 b ista caelesti. explc . Ine . ubi das sabbato manum aridam
curauit. | xli . Diligenter s) audisse uos —
f. 133 b operib . extendatur . explcit. Incipit . de pentecosten . J
xui Scire 4 ) debet scitas —
f. 134 super singulos eorum . explc . Incp . de die scäe ephyfa-
niae | xliii . Hodie 5 ) uerus sol —
f. 154 b saeculorum.explc . j Item de die ephyfaniorum et de euan-
gelio ubi düs baptizatus est de psalmo . xxvm . | xum . Dies 6 ) ephy
faniorum graeco —
f. 153 saeculorum. expl . Incp . | de eo quod scriptum est in euan-
gelio hominis cuiusdam diuitis fructus uberes ager adtulit. | xlv . Du
plex 7 ) est temtationum species —
f. 137 h saeculorum amen explicit jj f. 138. Über der Zeile: Incp.
de eo quod scriptum est. quis maior est in regno caelorum . | xlvi . Si 8 )
diligenter audistis —
f. 138 b fluctib . demergatur . explc . Incp . de duab’ nauiculis in
euarigelio . J xlvii . Quantorum 9 ) mirabilium operator —
f. 139 b aut uigilat . explicit J Incipit . de ieiuniis uel . sancta .
quadragensima . | xlviii Nonnulli 10 ) xpianorum (Y. —
f. 160 stimulis conpunga|mur. expl. Incp. de iunio (sicj dni in
deserto et quod non in solo pane uiuit homo . j xlviiii . Meminisse' >)
debet uestra —
f. 161 sps et uita est. explicit. | Item sequentia.de ieiuniis qua-
dragensimae . | t. Propitia la ) diuinitate ecce —
f. 16 l b aperire consuescant, . Explc . de quadragensima . Incipit
de pascha . | li Non is) inmerito ff . —
i) 1. c. 379. - a ) ]. c. 661. - 3) j. c . 383. — 4) 1. c. 191. — *) 1. e. 413. —
6 ) 1. c. 211. — 7 ) Basilii Caesariensis tractatus (le avaro divite (Zeno ed.
Veron. 348). —») 1. c. 285. - 9 ) 1. c. 639. — i») 1. c. 461. - n) 1. c. 433-
- «) 1. c. 465. — >3) |. c . 179_
Die römischen Bibliotheken. 747
i'. 162 b addicta captiuitas. explc. j Item sequenli. de scm.pascliae.)
m Magnum ' ) ff . et mirabile —
Und. et sequere me amen explc Item sequentia . | liii Retinet «)
scitas uestra ff . —
t'. 163 dininitatis ostendens . explc . incp . de pentecosten. | liiii
N011 3 ) incommodae ante dies —
f. 164 obuiare blasphemis . explicit . | Incipit . de accusato dhb
aput pilatum . et de susanna . | xv Mirum 4 ) i'orsitan uideatur —
t. 164 |J sacrilegium confinnauit expl . Item sequentia | lvi Aule
dies 5 ) prosecuti sumus —
t'. 165 b uiuili[cat morientem . ex[ilicit . Incipit de natale dni . |
lvh . Bene °) quodammodo sanctam —
1'. 166 consu|mat incendio . explc . Incipit . de Kalendis Janua-
riis . j Lviii . Est 7 ) mihi aduersus plerosq . —
1'. I66 b scitas atq . mysterium . amen . explicit . j Incipit . trac-
tatus . de ephyfania . | lviiii . Pleriq. s) in liac sca epyl'hania —
f. 167 sunt reuersi . explc . Incp . post epyplmnia dictum . |
lx . Ad omnes !l ) uos ff . praedicationem —
f. I67 b exulta|tionc laetatus . sit . explicit . Incipit de seit qua-
dragensima [ lxi . Ante dies 10 ) deuotiem scae quadragensimae —
f. 168 b rcficit in ae|tei'nuni. explicit . Incp sermo sei augustini .
de id quod scriptum est . hie est | dies quem l'ecil dfiS . exultemus .
et iucundemur in eo . J lxii . Sieut 11 ) dhb do nostro cantauimus —
ibid. in cordib . uestris . per ihm xpm amen | uersus sei augu
stini episcopi j d donatistarum 13 ) crudeli caede peremptum . 1 inlbs-
sum hie corpus pia est cum laude nabori (?) a ante aliquot tempus
cum donatista fuisset. c . conuersus pacem pro qa moreretur amauit |
o optima purpureo uestitus sanguine causa n . non errore peritnonse
ipse furore peremit u uerum martyrium uera est pietate probatm . s .
suspice litterulas primas ibi nomen honoris ] Zwischen den Zeilen :
uersus cytheri. retboris | quisq . |3 ) grauas lacrimis bilarini tlehile
marmor | tleto auiam potius duram uiuacib . annis . ille do meruit
tenero praelectus in aeuo | uiuere tiro breuis sed iam sub milite xpi. ||
i) I. c. 181. — I. c. 183. - 3 JI. c. 187. — 4 ) I. e. 141. - |. c . 143. —
6 ) I. c. 403. — 7 ) I. e. 409. — s ) I. c. 423, Dieser Sermo in der Mitte fast
ganz zerstört. — 9 ) XV II 624 (Ambros.). - l0 ) Maximus eil. Rom. 109. —
") XXXVIII 1103. — 12 ) Unedirt? — '=) ünedirt?
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV. Hft.
48
748
lteiffer scheid
V. i(i!) Über der Zeile : Inep . sermo sei. hieronimi de exodo in
quadragen|sima ante pascha | Quomodo •) milex (sic) s cm per exerec-
tur ad proelium et simulati | ictus postea uulnerib . praeparantur. —
Und- saeculorum amen. [ f. 169° Über der Zeile: Inep sermo
sei augustini ad conpetentes et calhecuminos | Audianl") calhecumini.
audiant —
ne peccatorn
f. 170 b xpm . Item eiusdem sermo de remissio I Euangel 3 )
////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////1
peccatorum liinc admonendi estis ex sermone nostro. ministri enim
sumus —
f. 172 solummodo quaesitnrus . explicit. incipit de decimis sermo
eiusdem | Scriptum 4 ) est dd IV dni est terra et plenitudo —•
V. 173 deputauit j per ihm. xpm ipsum diim nostrum . Ilern alium
de seo lielisseo | Dulcis r >) insonuit aurib . nostris —
V. 174 exercitus angelorum amen j Explc. Inep alium de ubi
beatus petrus in mari tempestatem snstinit in naui INutritos ,t ) liyrundo
pullos suos cum uolandi arte —
f. 174 b liabuit dejfensorem amen . Inep sermo sei hieronimi de
exodo in uigilia paschae | Jlodie 7 ) isrl et uere homo uidens dm. —
V. I7ö° qoeumq . uadit in xpo ihn cui est gloria in sela j Inep .
eiusdem in die dominica paschae | ln omni 8 ) quidem psalterio dns
noster prophetatur —■
V. 176 sclrni amen . inep eiusdem sei hieronimi in die dominica
paschae | Non queo °) ff jkk . quod mente coneipio —
f. I76 b inimicis suis in porta in xpo . ihü cui est gloria el impe-
rium in saecnla saecjjjorum . amen jj V. 177 Instituta t0 ) monachorum
sei basilici episcopi caesariensis eappadociae in xpo \ prologus sei
rufini praesbyteri j Iam über carissime trater ursaci aduentantes —
oh|sernationib’ uiuant . Explicit prologus . Inep . dicla . Sei basili .
episcopi. | Humanum genas diligens ds et docens hominem scientiam
his quidem quih’ docenjdi —
<) XXX 223. — s ) Unedirt? — 3 ) ? — 4 ) Pntrum nova bibliotheca ed.
Mai I 142. — 5 ) Fulgentiiis Rusp. cd. Venet. p. 329. — l’atrum nova
bibliotheca cd. Mai I 103. — 7 ) XXX 224 (ed. Vall. XI 212).
8 ) Augustini Sermo bei Mai patr. nov. bibl. I 20. Vgl. XXX 211
(Hieronym. ed. Vhdl XI 200). — °) XXX 224. — |0 ) Basilius ed. Paris.
II 327.
Die römischen Bibliotheken.
749
I. 200 sullicicntia nostra ex do est exptc . j Inep sermo sei
aiigustini de resurrectione dni | Resurrectio *) dni nri dm xpi secundum
ueritatem —-
I'. 200 b acus . conpara molem carnis humanae magnitudini ca-
mellorum ////////////////////////////////////////////// *) ||
V011 allen Handschriften der Sessoriana ist wegen der Güte ihres
Textes diese die werthvollste, indem sie für die in ihr enthaltenen
Schriften zum Theil die einzig bekannte Quelle ist, tlieils wie für die
Confessionen Augustins, für den zweiten Theil von Cassians Collatio-
nen, für die Sermones des Maximus die ausreichende Basis für eine
neue Reeension zu bilden im Stande ist. — Was Maximus anbelangt,
so stimmt sie mit dem ' Sauf/alle ns is vetustissimus', dem sie indess
hinsichtlich des Alters überlegen ist. Beide Handschriften hat der
letzte Herausgeber benützt, aber, wie die Vergleichung des Sessoria-
nus 3 ) lehrt, sehr ungenügend und ungenau die Varianten angegeben,
und die Handschriften nur zum geringsten Theile ausgebeutet. Das
selbe Verhältniss zur Vulgata zeigt sich bei Cassianus, dessen Aus
gabe (von Gazaeus besorgt) einer durchgreifenden Reeension bedarf,
die den Text erheblich umgestalten wird. — Weniger ergiebig ist die
Vergleichung der Confessiones, da auch hier die Arbeiten der Mauri-
ner vortrefflich sind. Die in der Handschrift enthaltenen Sermones
des Augustin hat, so weit sie unedirt waren, Mai herausgegeben (Spi-
cileg. Rom. viii 71 ü ff.; wiederholt in der Patrum nov. bibl. 1, Augu-
stini Serm. S3. 107. 118), die des Ambrosius P. Leandro de Corrieris,
weiland Bibliothekar von St. Croce, unter dem Titel: Sermones tres
in antiquissimo cocliee Sessoriano St. Ambrosii nomine inscripti ex
eodem cortice nunc primum editi. Romae 1834. 4° (wiederholt hei
Migne xvm 90 ff).
Augustinus de genesi ad litteram.
XIII. membr. 4. foliorum 2IB. saec. VII.
f. 1 Über der Zeile, verblichen: Incipit li ////////////////// ni de
genesi ////////// | Omnis 4 ) diuina scribtura . bipertita —
i) XXXVIII 11118. — 2) Die letzten Worte et noli calumniari diuinitati mira-
culorum unleserlich. — Er wird von ihm mit num. 90. bezeichnet. —
XXXIV 24S.
48*
750
l! e i 1' f e r s c h c i d
1'. 14 1 ’ eruisse sententiani: ~ | ExJVl . über . primus | Incipiunt .
capitula . j libri sccutuli . j f. 13 1 Quaeritur ulrum aquae | — animala
sint corpora | Expliciunt. capitula. | lnc . über . secuiidus || f. 15” Et
dixit ds —
f. 29” tertium transeamus. | Expl . über . secuiidus | Incipiunt .
capitula . libri . | tertii || f. 30 i quod aer — liomine iumortaü ||
f. 30 b Explicuerunt. capitula . | Incipit. über . tertius. | Et dixit ds —
f. 44 uolumiue pertractemus | Expl . über . tertius . | Incipiunt
capitula || f. 44 b .7. Utrum species — I. 45” inefficacia creatoris . |
Explicuerunt . capitula j lüc . über . quartus . || I. 40 Et cousuminata
sunt —
f. 65” sit beatior . | Expl . über . quartus . | Incipiunt capitula . jj
I. 06 .i. Hie euidentius dicit —
I. 67 nunc operari . | Expliciunt . capitula . j lnc . über . quin-
tus . || f. 07 b Hie est über —
f. 81” consideremus exordio : ~ | Expl . über . quintus . | Inci-
piunt . capitula | libri sexli || t. 82 .i. He tabrica — f. 83 donari per
fidem . | Explicuerunt . capitula | Incipit über sextus | lelicitcr . do
gratias || f. 83” Et finxit ds —
I. 97 explicare curabo j Expl . über . sextus . | Incipiunt . capi
tula . j| I. 97”- Et linxit ds — l‘. 98” iustructione necessaria j Expli
ciunt . capitula | Incipit . über . septimus || I’. 99 Et linxit ds —
I. 112” mecum requirat . | Expl . über . septimus j Incipiunt .
capitula | libri. oetaui || f. 113 .i. Argumentum ex rebus — f I 13” per
quam creaturam . | Explicuerunt . capitula . | lnc . üb . octabus j|
1'. 114 Et plantauit ds —
1'. 132” speradum est. | Expl . üb . octabus | Incipiunt capitula |
libri . noni . jj I. 133 .i. Hie praeuenit — f. 134 propheta manife-
statur . | Explicuerunt . capitula . | liic . über . nonus || f. 134” Et
dixit dns —
f. 142” uenantes uel aucupantes ad retia quaecumque') l|
I'. 143 quod“) in illius costae successit locum . ab angelis lacjtum —
I. 140” intentionem legentium : ~ | Expl . über . nonus . j Inci
piunt capitula j libri decimi |j 1. 147 Nie opinionem — f. 148” ratione
deccnte . | Explicuerunt . capitula . | lüc. über decimus | do gratias ||
1'. 149 Iam quidem ordo -—
<) i. c. 402 (9, 24).
2) 1. c. 403 (9, 20). Ein Blatt fehlt.
Die römischen Bibliotheken. 751
f- ISO 1 indigestibilis erealoris tribueretur . cum uero i) |) f. IST
sil. 2 ) in cogitatione formatur . Quis enim aetliiops j —
I. 1S8 dein|de uideamus | Expl . Über. decimus | Incipiunt. capi
tula | libri. undecimi || f. J öS 1 ’ .1. Eo cpiod erant— f. 1S9' 1 consensu
adae | Explicuerunt . capitula | fncipil . über . undecimus || f. 100 El
erant nudi —
I. 182 sicht oportere! . Expl . lib . undecimus | Incipiunt capi
tula | libri . duodecimi . | .i. De uerbis —
I. 1 Sü 1 ’ tertium spiritalem . j Expliciunt | capitula . | Incipit .
über | duodecimus |j f. 180 Ab exordio scribturae —
I'. 2I4 1 ’ ut earundem rerum alia tanlummodo nomina || f. 21K.
Von diesem. Blatte ist nur ein Fetzen übrig; ich setze die übrig
gebliebenen Worte und Buchstaben hierher:
pr
iuuante sp
eiet sed iam
uoluminibu
concludimus j Explicit . über . | duodecimus | de genesi ad lit—
tera . | dö . gracias ||
Von allen Handschriften, welche die Sessoriana besitzt, ist diese
die älteste. Die vielen Schreibfehler der ersten Hand sind von einem
Eorrector im zehnten Jahrhundert fast durchgehend verbessert. Im
Übrigen ist, dem Alter der Handschrift entsprechend, die Überliefe
rung als eine echte und ungetrübte zu bezeichnen, und unter allen
bekannten Codices dieser Schrift nimmt der Scssorianus dadurch eine
besondere Stellung ein, dass in ihm ohne Zweifel auf Augustin selbst
zurückgehende Summarien den einzelnen Büchern vorausgeschickt
werden. Mai hat dieselben in der Patrurn nova bibl. I. 2, 11!) her
ausgegeben.
Augustinus de inmortalitate animae, de quantitate animac.
XVI. memhr. 8. foliorum 57. snec. X.
f. 2 b von einer Hand des zwölften. Jahrh.: In eade urbe
scripsi dialogu — abundare otio . |j f. 3 De qualilate uel quantitate
i) I. c. 418 (10, 24). — 2 ) I. e. 427 (10, 42). Ein Quaternio fehlt.
Reifferscheid
752
anime j Incip dialogus augustini cu adodato carna|liter sibi filio .
adeodatus (diese zwei Zeilen von späterer Hand) | Qhm ') uideo te
abundare otio —
f. 44 me ipsum oportuniore | obseruabo ; | De inmortalilate
animae; | Post libros ~) soliloquiorum — f. 45 est disciplina ; | Si
alicubi est disciplina —
f. 57 b per sensum de j quo dictum est projbalur ; | Exp lib sei
augiistini de inmortalilate | /////////////////////// animae; ||
Diese Handschrift ist ohne besonderen Werth, wie schon daraus
hervorgeht, dass in dem Dialog de quantitate animae Adeodatus als
Unterredner genannt wird. Augustin selbst nennt Ep. 162 Euodius;
die besseren Handschriften haben gar keinen Namen.
Augustini retractationes.
XXXVIII. raembr. fol. fol. 1 — 36 saec. X.; fol. 56“—139 saec. IX — X.
f. 1 Über der Zeile von gleichzeitiger Hand: Iste über ualde
bonus atq;adamabilis j i Incip breuis retractationum Beati Augustini 8 )
| i De achademicis . lib . m. — xxvi . de mendacio . lib . i . | Exptic
über primus . Incipit sedus . | xxvn . ad simplicianum . lib . n . | —
f. 2 xcm . ad quos supra de correptione & gratia . lib . i . exptic | In
hoc corpore continentur retractationii sei augustini epi . libri. duo . |
lam 4 ) diu est ut tacere (sic) cogito atque dispono . | ■—f. 3 eundem
ordine nouerit; de achademicis . libri. iii . 11 Cum ergo reliquissem —
f. 37 de mendacio; explie | lib primus; Ine lib seds; ad simpli
cianum . Lib . n . | xxvii Libroru quos episc . elaboraui . primi duo
st ad simplicianum eccl'e j ■—■
f. 5G b alios dietatos . alios a me | dictos . retractare c^pissem .
amen . jj
f. 56“ In hoc uoluminc continentur explanationes in amos propba
j bieronimi pbri Liber . unum (sic) . | de adquisito dom ansfrit abb . |
f. 57 Explanationii sei liier in amos profetä . | Amos 5 ) propbeta qui
sequitur iolielem — f. 59 in singulis disseram; | Et dixit. diis de sion
rugiet. —
i) XXXII I03!t. — -) XXXII 1021. — s ) Das Cursivgedruckte von neuerer
Ilund himvgefügt. — 4 ) XXX Ü83. — 5 ) XXV 989.
/
Die römischen Bibliotheken. 753
I'. G3 b quae interpretatur patientia . & simul eos generauit in 1) ]J
f. Gß sermonem 2) . abrumpunt & diuidunt . tarnen non hoc —
(. 82 frigoris repellendam; | Explanationu in amos propheta . j
Finit über . 1 . | Incipit über . 11 . | Legi in quadam controuersia —
l. 109 qnod exposuimus. || f. 109 1 ’ Explanationum in amos
propheta j finit über . 11. | Incipit über . m . | Praepostero ordine atque
cont'nso —
I. 139 promissio | lex naturae est; | Finit in amos explanationum
über terlius jj
Weder im Guten noch im Bösen ist diese Handschrift aus
gezeichnet.
Augustinus de divinis scripturis (speculumj.
LVIII. membr. 8. foliorum 226 saec. Y1II — IX.
f. l b In nomine 3 ) dni ihn xpi. | Incp ordo capilulorum . de diui-
nis scripjturis . n . cxL.riu . sit. 11. de uno deo. j — f. 6 cxliiii . quod
das Ions uite sit j Ilinzugcfügt hat eine Iland des eilften Jahrhun
derts: Istc est über unus beati augusti contra donatistas . & idola |
de testimoniis scripturarum . 11 de uno deo . | In deuteronomio | audi
israhel dns ds tuus j ds unus est et diliges dnm j —
f. 134 b in lumine tuo uidebimus lume j Explicit testimoniorum j
Hinzugefiigt hat dieselbe Hand des eilften Jahrhunderts: über .
beati augusti . cont donatistas . & jdola . j Ite Liber beati cypriani
epi . ac martyris . de sacramtis xpi . | Incipit . ad quirinum . j Cypri-
anus quirino fiüo salute | Obteperandum 4 ) fuit tili carissime . desi-
derio | tuo — f. 133 pari|ter potiturus accesseris j| f. 133 b Libellus
primus j i . iudeos in offensä di grauiter deüquisse | — f. 13G xxm
quod solo hoc iudaei accipere ueniam | possint deüctoru suorü si san-
guinem | xpi occisi baptismo eius abluerint et in ec|elesia transeuntes
preceptis eius obtemperauerint |j f. 13G b u- iuclaeo . in offensam di
grauiter deüquisse | quod dinn reliq; rint . et idola secuti sint . | In
exodo . populus ad aron . exurge et lac no|bis —
*) I. e. 1001 I>. — -) 100‘i C. Ein Blatt fehlt. - 3 ) Patrura nnva bibliotheca
rd. Mai. I 2, S. 1. — 4 ) IV 075.
754
R e i f f e r s c h e i d
I'. IG 1 ’ Os enim dni locutum | est ista . | Incipit secundus | i
xpm primogenitum esse et ipsum esse sa|pientiam di p qüjem omnia
facta sunt . | —
f. 167 . xxx . quod ipse sit . et iudex et rex; | .i. xpm primo
genitum esse et ipsum esse sajpientiam di p que omnia facta sunt . |
Aput soiomonem in prouerbiis . diis condidit | me initium uiarum su-
arum in opera sua . an|te secnium fundäuitme in principio . ante . || —
f. 188 iusti autem in j uitam aeternam; | Ad quirinum de sacra-
mento xpi j explicit lib; n; inep: über ui j * cyprianus quirino tilio
salutem . pro | fide ac deuotione tua — f. 1 SS’’ semper bene untere |
. i . de bono operis et misericordiae . [ — f. I91 b cxx orationibus
insistendum; j T De bono operis et misaericordiae . | Aput esaiam .
exclama in fortitudine —
f. 22li h quia mitis sum | et humiles corde . db gratias amen. ||
Das in dieser Handschrift enthaltene Speculum des Augustin,
von dem früher bekannten völlig verschieden, bat Mai in der Patr.
nov. bibl. I. 2, 1 IV. zuerst herausgegeben. Wie bei allen Mai sehen
Pnhlicationen eine Nachvergleichung unerlässlich ist, so auch hier.
Canones conciliorum et decreta pontificum.
LXIll. membr. 8. fol. 1—22G saec. IX—X; fol. 227 saec. XV: fol. 228 saec. XII:
fol. 229—232 saec. XV.
f. 1 i Domnus Petrus sedit annos xxv menses n . dies m.
u Linus sedit an xi menses . in . dies . xxn.—
f. 26 xc.vn Adrianus secf an . xxm . mens dece dies . sedeci : ~
Im Folgenden (— fol. 6) ist dies Pabstverzeichniss von ver
schiedenen Winden bis auf Paschalis n . fortgeführt.
f. 3 1 ’ Primus apostoüca canon documenta ministrat —
Ultimos angelico de psonat aflrica sistro . jj
f. 4 lnripiunt capitula canonum omnium | conciliorum uel epislo-
larum decretajlium quaüter se sequuntur. j
i Scorum apostolorum numero . l
u Niceni conciüi . numero . xx.
ui Anquiritani conciüi . numero . xxim.
im Neöcaesariensiu numero . xim.
v Gangrensis conciüi . numero . xx.
Die römischen Bibliotheken.
vi Antbioceni concilii . numero . xxv.
vii Laudociae prouincie . numero . lviiii.
vii 1 Constantinopolis numero . m.
vii Chalcedonensis concilii . numero . xxvn.
I
x Sardicensis concilii . numero . xxi.
xi Karthaginensis concilii . numero . xxxiu.
xii Diuersorum concilioru africanoru . numero . cv.
Epistole decretales
xu (sic) papae sirici.
xiii pape innocenlii
xiiii pape zosimi
xv pape bonifatii
xvi pape celestini ubi sequitur diuersorum de gratia di
xvii pape gelasii ubi currit cum ss.
xvii 1 pape leonis
xvn pape hilarii
xx pape simplicii
xxi pap^ felicis
xxii Item papae gelasii.
xx'u pape anastasii
xx ,nl pape symmacbi
xxv pape bormisde
f. 4 b Incip tituli canonum apostolorum j i De ordinatione epi —
f. !> l, Quoil non debeat una mersio in baptismate qasi in morte dm
qmenire || f. 5" Incipiunt ectastice regule scorum apo|stolorum prolafe
per dementem | ecl'e romane pontifice . que ex grecis | cxemplarib :
in online primo ponunt : | quib : qua plurimi quidem consensu non j
prebuere lacile et tarnen postea quejdam constituta ponlificum ex ipsis
cano|nib : adsumpta esse uidentur : Incip cali j apostot . | — i Eps a
duobus aut tribus —
f. 9 h (l) patris & lilii & sps sei : j Incipiunt tituli canonum niceni
concilii numero xx | i De eunuchis & qui se ipsos absciderunt —
f. 10 xx De Ilectendo genu j Incip eonstitutio et Ildes niceni con
cilii cu subditis capit j Facta cst an baec synodus - silueslrum ; I
Credimus in unum dm patrem omptem — & apostolica ccl'a : incip
prd ssti concilii j] f. 10 b Concilium saernm uenerandi culmina iuris —
hoc sale conditus dulcia mella flu& j De eunuchis & ifui se ipsos abs
ciderunt j i Si quis a medicis —
756
Reifferschei d
f. 13 b (xx) uota psoluere | Explic caTio sei niceni concilii | et
siibscripseriint cccxvm epi qui in eode con|cilio conuenerimt || f. 14
Osius eps ciuitatis cordubensis — f. IG Dacias . camdos . bosforon. |
llacc q sequnt usq: capit ancyrani ccilii in canone apostolici rome n
liabent . [ Post concilium nicenum . in urbe roma eoncilium congre-
gatum j —
f. 17 sine dubio credamus ; | Ineip tituli canonum ancyrani con
cilii nuin . xxmi . jj f. 17 b i De pbris qui immolauerunt tempr psecu-
tionis — xxi m De bis qui virginü corruptionib ; conscii sunt |j f. 18
Incipiunt regule ancyrani concilii . | Iste regule priores quidem sunt
nicenis : — niceam : J De pbris etc. i pliros immolantes — f. 20 1 ’
(xxu) penitent'nj cstitutos : | Et subscripser xvm epi q in eode ccilio
fucrunt j uitalis —
f. 21 alfios j Explic caii ccilii anqrani [ tituli canonu neocaesa-
riensis concilii num . xim . | i De pbris qui uxores — xii De numero
certo diaconorum . | Canon concil neocaesar . j Incipiunt regulae
prolat^ — repperiuntur ; | i De presbiteris etc. || f. 21 b Presbiter si
uxorem —
f. 22 b (xii) über insinüat; | conuener au in unü sei et uenerabiles
epi in uniuersa c^saria ; | Id Uitalis — Sanctus & eeteri qui | st.atuer
superius scripta . | Ineip synodi ssti praefatio | Dominis lionorabilib;
consacerdotib; in armenia constitutis . | epi quorum nomina superius
sunt scripta & conuenerimt in | cangrense concilium in dno salutein .
Qin conueniens sca | — f. 23 b susceperit obseruandum ; j tituli canonu
cangrensis concilii nufii . xx . j i De his qui nuptias execrantur —
f. 24 xx De bis qui collcctas — execrantur j Ineip regulf eiusdem
concilii | que post nicenii conciliil exposite sunt | i Si quis uituperat
nuptias — f. 2ö xx execratur anathema sit . [ Et subscripserunt .
Elianus —
f. 23 b Basilius j Expliciunt regule cangrensis concilii . j Tituli
caiib antbioceni concilii nuin xxv j i De bis qui contraria — f. 2G
xxv Ut eps dispensandi — potestatem . | Ineip regul^ antbioceni
ccilii exposite ap an|tbiocia in eüceniis tituli numero xxv (in mg. ./.
at nengensis) j i De bis qui contraria etc. Omnes qui ausi — f. 30
(xxvi) condec& adprobante; j Et subscripserunt xxx epi qui in idem
conciliil eonuenerunt j Eusebius — Manicos j Explic textus | canonu
conjcilii antbiojeeni |j
Die römischen Bibliotheken.
757
f. 30 b tituli canonum apud laodicia phrygie edili num . lviiii |
i De digamis — f'. 31 b lvm Quae psallere — conuehiat j Explic eap .
| Ineip textus canonü concii laodiceris | Sca synodus que apud laodi-
ciam — adnexe sunt | i De bigamis | De bis qui secundum —
t. 35 (lvi) noni testämenti uel ueteris | Exptc canones concilii
laodicensis | Ineip tituli caü concii cstantinop num . m | r Ut ca que
apud niceam — in De maximi inlicita ordinatione , Ineip regule eiusde
concilii sub llieodosio piiss | imperatore apud eonstantinopol exposite
| he definitiones exposite s — est Ordinarius ; | i Ut ea etc. Fidem n
uiolandam — I. 35 b (in) deducta esse uideantur . j Expositio lidei
centum quinquaginta scorum j qui constantinopolim congregati sunt |
Credimus in unum — scculi . amen j Et subscrips epi centum quin
quaginta qui in | eodem concilio conuenerunt . | Nectarius — I. 37 b
Auxanianos eucapriensis | Expl'c canon concilii constantinopolitani |
f. 38 tituli cailö cbalcedonensis ccilii mini . xxvu , i De canonib;
uniuseuiusq. concilii — xxvu De bis qui rapiunt puellas . j Ineip
regulf eclastice promulgate | a calcedonensi seb concilio j i De eano-
nibus etc. Regulas scorum patrum —
I. 42 b (xxvu) anathematizentur . | Explic textus calcedonensis
concilii . j Ineip constitutio et Ildes eiusde concilii j Aetius ardiidia-
conus eonstantinopolis noue rome legi! : | Sca & magna — subter
adnexa : Dns noster & saluator — I. 44 anatheinatizari. Et subscripser
uniuersi epi j Pascbasinus ejis uicarius —
I. 48 Ualerius afrus j Tituli cau concilii sardicensis num . xxi . |
De epis etiam laica comunione ■— xxi De suseipiendis — patiuntur .
Ine cau serdicen . j 1 De epis etc. Osius eps dixit ; Non minus —
(xxi) ei est exhibenda ; j Subscripserunt au omnes epi sic . | Ego
ille eps iilius ciuitatis — f. 53 b diuersarum prouinciarum uel eiuita-
tium . | Explic cauones serdicenses j Ineip tituli canonü cartaginiensis
concilii nuiri xxm . | i Ut quae in niceno concilio statuta — f. 34
xxxn ut pjj,.; — lieeat . j| I. 54 b Ineip canones cartaginiensis concilii
| Post consulatum gloriosissimorii imperatoru . bonorii duodecies | —
I. 57 recitauit in concilio africano . professio lidei niceni ccilii j Cre
dimus — ecl'a ; | Statuta qq . niceni concilii — inserta noscuntur |
i Ut qui; etc. Aurelius eps dix ; b§c ila — f. G2 (xxxui) tituli sui
usurpare : j Explic canones concilii cartaginiensis . |j I. (>2 b Uber der
ersten Zeile: boc cap aurelii cu subscriptionib: eporu in caii apo-
stolici romae ii habet’ . | Aurelius eps dix: Juxtn statuta — scribemus .
758
Reifferscheid
Et subscripser. | Aurelius eps liuic scedule releete nobis subscripsi —
f. G3 & gesta recollegimus p nos directa. | tituli canonu diuersoru con-
ciliorum africanoru . mini . cv . | i Quod nihil de ipponiensi — f. 6S
cv Epistola totius concilii africani ad papa celestinü urbis rorne epm j
Ineip canones diuersoru conciliorum | al’ricane prouincie num. cv j
Gloriosissimo imperatore tbeodosio — f. GS" caritate eonsideren-
tur; | i Quod nihil de ipponiensi etc. -| Epigonus eps dix . ln hoc
breuiario —
f. 93 (cv) longiore orante ( p nobis custodiat domine ff; | Exp-l'c
africani concilii : Incpt epistula decretalis pape syrici ; [I f. 93" Siri-
cius bimerio epo tarraconensi salntem . directa ad decessorem | —
tuetur beredes | Incipiunt tituli decretorn pape syricii numero xv . |
De arrianis non rebaptizandis — xv Ut si per ignorantiam — pro-
moueantur . | Folgen die Decrete.
f. 98 Incipit epistola regularis pape innocentii ; | Innoeentius
decentio episcopo eugubino salntem ; Si instituta — f 98" esse ser-
uandam ; | Tituli decretoruin pape innocentii numero . lvii . | i De
pacisosculo — f. 99" r,vn quod subreplu— commutauerit ; j Wie oben.
f. 120" Tituli decretorn pape zosimi nu . im . | i Quod monacbi
uel laici — im De presbiteros rauenna*tium . j Ineip instituta pape
zosimi . Folgen vier Briefe, die drei, ernten an hesituis eps salonifa-
nus , der letzte an die presbyteri von Ravenna.
f. 122 b (Decrete des Pabstes Bonifalius) i Supplicatio eiusde
pape — nu Ut in unaquaq; — ordinet [ W. o.
f. I2S" i De prospero & liilario — f. 12G xxu Quod docendus
sit populus non sequendus | Ineip decreta pa])e j eelestini. W. o.
f. 134 Tituli decretoruin pape leonis nu xlviiii j i Ut nullus eps
— f'. 13G xlviiii Leo epis mauris — presumat accedere j Explicit
pape ***** | Incipit pape leonis decreta. II 7 . o.
f. ISS" Tituli decretoruin pape hilarii. numero . vi. | i Synodum
liabitum — vi Preceptum hilarii epi ad ascaniu de eadem causa j
Incipit reg ul 9 papae hilarii. IT. o.
f. IGO" Tituli decretorn pape simplicii . j num . ii . j i Ne liceat
inlicitas — n Simplicii ad equitiu — ordinalionibus | Ineip constituta
pape simplicii. | TL o.
f. 162 Tituli decretoruin pap§ felicis | i Constitutio pape felicis
africanf prouintie de non rebaptizandis | Incipit constituta pape felicis
Exemplaria gestoru quibus esl precepta pape felicis } —
Die römischen Bibliotheken.
759
f. Iö4 b dynamio . & siuidio , uiris clarissimis consulibus . j Tiluli
decretorum pap9 gelasii . imme . xxvin. | i De constitutis.ecclesiasti-
eis — 1'. 16Ö 1 ’ xxvi Quod eps pbr & diacomis — tacuerit, incip epis.
pape gelasii . | W. o.
1. 173 Tiluli decretorum pape anastasi. num . vmi. (sic) i Quod
,j> xpo lungat legatione du ,p pace praecatur aecctae j — vm Quod
mali — noceant j W. o.
I. ITC' Tiluli decretorum päpis symmachi numero quinque j
i Suggestio l'ulgentii — v Ut si qs ambientes — aestimetur; |
t. I T9 b Exemplar constituti lacti a scb symaclio papa de rejbus
eccle conseruandis; tiluli eiusde couchilii; | Folgen acht Rubriken.
1'. lS7 b Incip ad hormisdam papä iustini impefs sacra; || f. 181)
Exemplar precum | 1'. 190 b llormisda iustino augusto | f. 193 Ormisda
presbiteris diaconibus et arjcliimandritis secumlo, syrie. | I'. 193 b i U
nullus audeat presbyteram — xvn De coina clericis non relaxandum; |
ibid. Incipit constituta pap9 gregorii; | — 1'. 197 Expl'ic con-
stijtuta pape gregorii sub anathemate interdictam : linit. huc | usq ;
apostolici canones babent . Ile sei gregorii ad brunildä reginä. j Soli
districta anathematis inlerpositione debeant interdici; —
1. 197 b uiduam tantum; Incipit | conciliü nicenü uigi"ti episco-
porum quae in grego non ba|bentur sed in latino inueniunlur ') ita
Sunt etiam regulc ecclesiastice quae in aflricanis regionibus —
I'. I98 b sequi uidebit . Incipiunt regule xl quadraginta | apud
sardicam constitute 2 ) | 1 Iiosius eps dixit nulla excusatio — xl hunia-
nitas est exbibenda; Incip lex data (lata corr.) constantini aug de
arrii danatio atq; omni scrip ab eo igni tradenda 3 ) | Impt constanti-
nus aug epis . et plebibus . Arrius qui malignos atq; | —
I'. 203 b subiacebit; Incip quemadmodii'*) \ Factum apud niceam
metropoliin bilbinie a die . xim kl iut qui tejnuit usque in die vm kl
septembris . formata fieri debcat ; \ Paulino et iuliano . SS qui est
apud grecos . xvim dies mensis eorum . | dies secundus alexandri
') Herausgegeben von den Ballerini a. a. O. III. 2. (LVI 210). — s ) Ver
gleiche dieselben a. a. 0. Der 21. regula gelO die Beinerkuiig voraus:
llemque apud grecos non babenlur sed apud latinos tantü inueniunlur. —
•’) Vergl. dieselben a. a. 0. e. 3. (I. e. 214). - 4 ) Das cursii Gedruckte isl
in der Handschrift miniirt. — Vergl. dieselben Ballerini a. a. 0. p. II. e. 7
0. c. 130).
760
Reifferscheid
anno . dcxxxv’i et alia manus . atticns eps | ecelesio constantino-
politane dixit . Edidi canones scorum patrum | olografa manu a ine
subscriptos amen ; Greca elementa littera|rum numeros . etiam expri-
met'e nullus . cjui uel tenuiter •— elementa signifieantur. amen . Finit.
nam numerus noster non j tenetur in epistola grecos —
f. 204 sedis apos|tolice Incip instituta antiqua orientis >) ; i Qni
eps ordinandus est — f. 204 b (x) sed Iris patrum def!nitioni|bus
adquiescat | i Ut eps non longe ab eeclesia bospiciolum liabeat | —
f. 208 (cii) orationibus suis ecclesiam iuibant (am Bande: usq:
hi c scripta est) . Incip expta beati hieronimi j pbri ad damasum pa-
pam j de tribus hypostaseos *) | Beato damaso papae hieronimus | qm
uetusto oriens —
f. 20!) 1 ’ sensu predicent ; Incipit rescriptum damasi pape | ad
petitum hieronimi ad paulinu episcopu antiochie 3 ) j Dilectissimo fratri
paulino . damasus papa . et p ipsum filium meum j —
f. 210 b tribuat facultatem i Incip coneilium urbis ro|me sub
damaso papa de explanatione fidei 4 ) j Dictum est prius agendum est
de spu septemformi —
f. 214 b esse damnatam (corr. damnata) ; | Incipit über sei
augustini epi de eccJe reguüs capta uv 5 ) . 11 Credimus unum esse dm.
patrem et filium . et spin sein. —
f. 222 b qui generatiöne contraliitur regeneratio|ne solua*tur
Incip decretu zacharie pape: | Zacharias scissimus ac ter beatissi-
mus eps ■—
(lö Cap.) f. 22S inuenerit sic facientem ; | 6 ) Incip explan cano-
nica quib; debeant adimplere. phri. diac . | subdiac | Primum omnium.
ut fidem eatholica oms pfiri . et diac . seu | —
( 11 Cap.) 1'. 226 b ad metropojlitanum suum accedant; || f. 227
Fragment (Excerpte aus kirchlich en Schriftstellern); f. 228 Bruch
stück aus den Acta S. Bartholomaei apostoli : f. 229 Siquis t'ß ora-
culfi reminiscatur —
>) Herausgegeben von den Ballerini Documenta iuris canonici veteris III
(I. c. 879). — ~) XXII 3oä. — B ) Herausgegeben von denselben Ballerini
Codex canonum elc. c. LV (I. c. 084). — 4 ) Vergleiche dieselben de
antiq. collect, p. III. c. 3 (I. c. 2IS). - 5 ) LVIII 979 (XLII 1203). -
6 ) Herausgegeben von den Ballerini Documenta iuris canonici veteris IV
(1. c. 890).
Die römischen Bibliotheken. Tt) I
f. 232 übtreclalov- minime pgrauamur . sic demum nbato^ et
SCO 1 * uil'04 ji
Diese Canonesharulscht'il't gehört zu denjenigen, welche die-Bal-
erini de nntiq. Collection, et collcctov. canonum 111 3 (LVI 21 I)
characterisiren, ihnen den Namen ' collectiones additionum Dionysii
beilegend. Der Sessorianus zeichnet sich durch die grosse Sorgfalt,
mit welcher er geschrieben ist, aus, und verdient schon deshalb Be
rücksichtigung, weil er den genannten Gelehrten unbekannt geblieben
ist. Die Schrift des Gennadius (auch hier Augustin beigelegt) hat eine
von der bekannten völlig abweichende Fassung. So lautet in der Hand
schrift das letzte Capitel folgendermassen: LVContraPelagium. Nnm
tria sunt ut scitis quae maxime aduersus cos catholica defcndit
eccl'tt . quoru est unu . gratid di non secundum merita nostra dari.
qm. di dorm sunt. et di gratin conferuntur etinm merita iustoru
uniuersa . nlteru est in quantacuque iustitin sine qualibuscuque
peccatis in hoc corruptibili corpore neminem uiuere . tertiu est
obnoxiu nasci homine peccato primi hominis et uinculo danationis
obstrietu nisi reatus qiii generutione contraliitur regeneratione
soluatur. Eben so wenig wie mit der Vulgata stimmt diese Recension
mit dem Texte des Cod. Veron. LX 58.
Cassianus de coenobiortmi institutis.
LXVI. membr. 8. 2. col. foliorum 169. saec. IX.
f. I In di nomine regula j monachorum <;.gypti j a iohanne cas-
siano ; massiliensi pbro conscripjta incipit . quam eujcherius lugdu-
nensis | eps breuiore conscripjsit sermone sicut [ in hoc continetur
libro || •).
f. l b Uber der Zeile: Incipit prelatio | Uetcris instru|menli
narrat — I'. 3 1 ’ inpari | facultate | Explicit | prefatio | Incipit (incipiunt
m. rec.J capitula j| f. 4 i. de cingulo monachi — xi de cinculo spitali.
et sa|cra meritis ipsius. | De institutis ac regulis —
f. 10 repugnantem; | Explicit . de h abitu j monachorum Lib .1.
Incipit de canonico | nocturnarum ora|tionum et psa!mo|rum modo .
Lib seciin . || f. 10 b i de canonico nuturnaru | — xvm qund a
>) XLIX b3.
Reifferscheid
7<>2
uespere sabbati | usque ad uespera diei dominici | genua non flec-
tantur . nec tojlis diebus qnquagesime |j I'. n Duplici igitur j hoc —
I'. 22 b oneret aut labore ; j Explicit (Io canojnico nocturnaru |
oralionuin*psalinorum modo . Lib . 11. | Incip de eanonico j diurna-
l'uin oratijonum et psalmojrum modo Lib . m . | i De sollemnitate
horae — f. 23 xn Quib; dielt; cum cena j IVilt ; exhibetur acceden-
tib; | ad refectionem psalmus non j dicatur lieri in prandiis | solet. |
Finiunt capitula j de libro tertio (liltri tertii eure. m. eucl.) | De noc-
turuo orajtionum et psa!|morum —
t. 32 ,ppria inuitat uoluntas ; j Explicit de cano|nieo diuraarum j
orationum ct J psalmorum modo | Liber terlius . | Incipit de insti|tutis
renuidijantium Liber j quartus ; Capitula . j| f. 32 b 1 De institutione
eoruut | qui renuutiant huic mundo . | — 1'. 33 b xliii. Recapilatio (sic)
expositiojnis p quam monachus ad pfectionein possit asceudere ; |
Finiunt capitula j de libro quarto. | Incip de institutis j renuntianlium |
Lib . im . | I'. 34 De eanonico j modo orajtionum atq; | psalmorum —
I'. 37 perlectio posjsidetur; j Explicit de insjtitutis renun|tianlium
Lib im. | Incip cap Libri v : j i Transiturus de instij tutis monasterio-
rum — 1'. öS xu Sententia abbatis majebarii de obseruantia | monachi
uel taniquam diutisjsime uicturi ucl tainquain coxtidixe morituri ; |
Finiunt cap de libro . v . j Incip de spii castrimargie Lib v . || 1'. 38 |J
Quintus nojbis iuuante | —
1'. S3 ,J accersiendum | esse se credit. j Expl j de spu j gastrimargie |
Incip de spu | fornicationis. | i De duplici pugna ad|uersus spm forni-
cationis — f. 84 xxiii Remedia curationis qui b: plecta possit eordisl
& corporis nri puritas pmanerc ; Expl cap | Secuudum uo|bis tradi-
tioni j —
f. 93 b solidissimum robur j que praemittunt . | Explicit de spii
ibjrnicationis | Lib vi . j Incip de spü lilarjgyrie Lib septimus j Incip
cap . | i Quod peregrinum sit bellit | lilargyriae — f. !)4 xxxi . Quod
non possit quis lijlargyriam uincere nisi in coe|nobio pserueret & quem-
admodum possit ibidem pmanere . j Expl' c<ip . |j t‘. 94 b Terlius nojbis
conflictus —■
I'. 10!) silti magnanimiter tojlcrare. j Expl de spu lilarjgyrie. id
de amore j pecuniarum . Incip | de spü irae Lib vui j Quod quartum
certamen | aduersus irae sit uijtium — f. I09 b xxu Remedia quib; j
iram j de cordibus nris eradicare pos simus j Finiunt capiF | de libro
octauo j Quarto (corr. m. ead.) quoq; j certamen —
Die römischen Bibliotheken.
763
f. 120 b promittuntur | aeterna ; | Explicit de | spü iias Lib vm j
Incip de spü trisjtiti^ | i Quod quintum certamen | sit aduersus spm
tristitie | & quae — f. 121 xiii Remedia quibus trisjtitiam de cordib;
nns | exterminare possimus . Finiunt ca|pitula de | Libro nono | Quiuto
no|bis certa|mine. —
f. 124 b transeuntia con|templantes . Exp! Lib vnu J Incipit lib x j
de spü accedie || f. 125 Quod sextum certamen | sit aduersus spm
accedie | & de natura eius . | — f. 125 b xxv Uerba abbatis mosi .
quae | dixerit mihi de remedio accedif ; | Sextum nob | certamen —
f. 141 sed resistendo | superandam . | Exp de spü | accedie
(accidi$ m. ree.) lib x | Incip de spü j cenodoxiae | Liber . xi : ~ j
Incip capitot 11 Quod septimum cer|tamen aduersus | cenodoxia sit & de
natura eius. j — xvmi Remedia quib; cenö d °xia s | superare possimus . |
Finiunt capi Incip über xi | septimum nojbis certamen est | —
f. 149 praetulisse conuicti; | Expl de spü cenodoxi§ j| f. 149 b In-
cipiunt capitul j i Quod octauum certamen | aduersus spm sujtbiae
sit . | & de natura eius ; | — f. 150 xxxm . Remedia aduersus I mor-
bum supbiae ; | Expl . capit | de spü supbie, | Incip lib xn || f. I50 b
Octauum qd | & extremum j —
f. 168 b in uejritate credamus ; | do gratias | amen jj
Seltsam ist die Überschrift dieses Codex, nach welcher man nicht
die vollständigen Institutionen, sondern den Auszug des Eucherius
(L 867) erwartet. Indess da sich dieselbe Überschrift auch in ande
ren Codices des Cassianus findet, in welchen ebenfalls der vollstän
dige Text desselben folgt, so ist der Schluss wohl erlaubt, dass dieser
Zusatz zum Titel keine andere Bedeutung habe, als die einer histori
schen Notiz. Übrigens zeigt diese Handschrift, die einen vortrefflichen
Text bietet, dass Gazaeus auch für die Institutionen sehr viel zu thun
übrig gelassen hat.
Chrysostomi homiliae (Übersetzung).
XCIV. membr. (Grossoctav) inembr. fol. 17S. saec. X.
f. 1 Über der Zeile: In hoc cot! continentur homef . Job chriso-
stomi in marcu & mattli num . xvi . et sermo | de reparatione lapsi. |
Tractatus sup marcum | Omnis scriba doctus in regno caelorum —
f. 32 b qui uoluerit legere habebit. | Incipit tractatus in matheom
beati iob constan|tinopolitani p ordinem a capitulo euangelii . c .
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L- Bd. IV. Ilft. 49
764 Reifferscheid
lxxxviiii . j usque ad capi . ccxu . || f. 33 * In xpi na . Incipiunt
liumiliae beati iohauis con|stantinopolitani : expositio euangelioru
Quantum . quäq : gratüitum et uti11e sit : bouu ecclesiasticae pacis —
f. 143 b putat . impl&um . | qui in actib: apostolorum : — Ex-
plicit j Inep de reparatione lapsi | Quis dabit capiti meo aquam. —
f. 174 b alia ultra medicamenta ü queras ; | Expl de reparatione
lapsi : ~ | Incp . tractatus sei iohannis episcopi : |
vi de ascensione saluatoris .
vn de cruce dominica
vu 1 de pentecosten .
vi'i de baptizandis
x de baptizatos . & inlumina 40 *
i de ieiuniis et geneseos
ii de ieiunio . & Jonam :
iii de natale dni .
hi de proditione iude
v de cruce . & latrone :
f. 173 xi de iob
xii de heliam
xii 1 de supscriptione
xii de psalmo . l : mo
xv de turture
xvi de cruce et latrone
xvi de psalmo . cxxii .
xvii de psalmo centesimo . 1 : ||
f. 175 b Jucundum quidem nautis est uere. iucundu et a|griculis —
f. 176 b fecit ds celu & terra . requiras forsitan . Cur non
prius Q ||
Eucherius (formularum spiritalis intellegentiae et
instructionum libri).
LXXVI1. membr. 4. fol. 113. saec. VIII— IX.
f. 1 (manu saec.XI) In boc uolumine continentur epistol . iii .
i& saluiani pbri. i. | bilarii epi. i. rustici pbri. i. ad eucheriu epm .
item euch ipsius . n . Salonio . i . | & ueranio i . Item lib . iii .
pdicti epi . primus de bis qu$ appellantur | membra dni uel id quod
significan|tur . Secun& de ebreorum nominum j significationibus •
Tertius responsionum de sacris uoluminibus ad | consulta discipulo-
rum | hic codex adquisitus est per dom anselmu abb . |
*) Bruehstück des sermo de genesi et ieiunio.
Die römischen Bibliotheken.
768
f. l b Incp opuscula | conscribta diuijnarum scientia | eucherii
1 ibri ; m : | über sei augustini | qui grece inchirijdion (corv .m .post.)
appellatur j disputatio beati || f. 2 cereali epi contra maximinu ario-
majnitam libri duo epist | agnelli ad armenium | de ratione fidei :
lijbellum fausti confesjsoris fides edita sei | ambrosii epi de spü sco j
ite eiusde testimoniu || f. 2 b de patre etfdio et spu | sco • regula fidei:
catholice facta a nicena .= j ite regula fidei secundu | cccxvui ■ patrfi •
item j regula fidei catholice [ contra omnes hereses | hieronimi pres-
beteri | ite explanatio fidei ca || f. 3 tbolicae beati sei amjbrosii de
bono mor|tis notitia regionu | et ciuitatu quib ; aposjtolorum et euan
gelistarum uenejrabilia corpora re|quiescunt • • • ||
f. 3 b Domino et dulci suo euchejrio episcopo saluianus perbt |
Legi 1 ) libros tuos quos transjmisisti — f. 4 dulcis meus j Dirn bea-
tissimo merito suscipi (suscepte corr. m. post.) ***** et suseipi-
ende et in xpo | deuictissimo papae eucherio jj f. 4 b episcopo hilarius
epos ; Cum 2 ) me libeljlos tuos mecuin relaturum —
f. 3 beatissimae papa : j Dno uero sco adque (corr. m. rec.)
amico di et mi|hi in xpo omni cultu suscipiendo | papae eucherio
rusticus praesbiter ; | Transcribtis a) exultanter ac raptim | que de-
praecautem exemplanda mijsisti iligo ad beatitudinem uestram j —
f. 6 b cultu suscipiende pater i i j Euc he rius (corr. m. post.)
salonio filio in xpo salutem | Licet saepe 4 ) a me requiris multaru |
rerum absolutionem que in diui.nis — f. 8 in xpo flli;; | Eucherius 5 )
uerano °) filio in xpo salujtem furmulas principalis intelle|gentiae con-
ponendas tibi mittenjdas pro studio erga te paternae solIi|citudinis —
f. ll b intellectu sentiendu sit | Expl prolocus : incipit j capitula
furmularu | i de bis quae apellantur membra dni j uel id quod signi-
ficantur | — f. 12 x de numeris | Exp capitl . Incp über i | De bis
quae appellantur mem bradni j Oculi dni intelleguntur | —
f. 48 b A sinistris aperte iniustiae in | euangelio hedos aute a sinis
tris 7 ) || f. 49 da») clauduntur in genesi . remanjsit autem noe —
f. 33 item in ajliam partem omnes gentes a ) drei Zeilen werjeje-
sclmitten, die von einer Hund des fünfzehnten Jahrhunderts er-
i) LI1I 168. — ~) L 1271. — 3) Unedirl? — 4 ) L 774 (Vorrede zum ersten
Buche der Instructiones). ln der Ausgabe fehlt licet. — 5 ) I. c. 727 (über
formularum spiritalis intellegcntiae). — 6 ) Die Ausgabe hat Vranio. —
7 ) 1. c. 76ä C. — 8 ) 1. e. 766 B. - a ) I. e. 769 B.
49
766
Reifferscheid
günzt sind: plaudite manibus . Pugna o certaffi aduersus neqtias |
spales . ul aduersus | ; f. 33 b uitia conflictus in apostolo sic | — bra-
bium supernae uocationis' 1 ' •) |j wie vorhin; ergänzt: corona . ~
eternae gloriae ;p iustitia mercis . In apostolo | de cetero reposita est
miclii coro — | f. 36 na iustitiae qiTm spiritalium | -— f. S8 b lectionis
escrotator (corr. m. rec.J inuenies : j Exp : eucherii epi über primus |
Incpt eiusdem über secundus =) || f. 39 i de hebraeorum nominu sig-
nificatio nibus | — xv de grecis nominibus | Incepit prolocus | Qnm fili
carissimae {corr. m. ead.J superiore || f. 39 b libro propositionis tuis
se ret|tulit iam crebra responsio et | —
f. 60 ce|lebriora brebitatis causa ponam | Explicit prolocus j i de
bebreorum nominum significa lionib: | Adonai in latinum significat dns j —
f. 86 parabola simiütudo j Expl über secundus | Incp proloc . libri
tertii =) • | Multifariam 4 ) et multis in quide j conificationibus per
omnia j fere sacra uolumina declara|tum —•
demonstremus j| f. 86 b exordio id est de interrogationibus et res
ponsionibns ; | Expl prologus | De (eras.J interrogatio adq; responsio |
In genesis 5 ) exordio legimus . In prin|cipio —
f. 112 b sicut culumbam et ueni|entem super eum li ) | Expl
eucherii libri tres ||
In dieser Handschrift ist der liber formularum mit den libri
instructionum in merkwürdigerweise verschmolzen. Die Vergleichung
anderer Handschriften des Eucherius wird zeigen, ob der Sessoricmus
in dieser Hinsicht allein steht. Ein grosses Interesse bat diese Hand
schrift durch den Vorgesetzten Index, der über den ehemaligen Inhalt
derselben Aufschluss gibt, und uns mehrere sonst unbekannte Schriften
kennen lehrt. Der Brief des Hilarius Arelatensis ist von Salinas in
seiner Ausgabe desselben nach dieser Handschrift verbessert worden.
Gregorii Magni dialogi.
XL. membr. 8. 2 col. fol. 210. saec. X.
f. 1 Quada 7 ) | die | nimiis | quo|run|dam | secujlarijum | tumul-
tibus depressus . — f. 30 b exordiu | sumamus; Exptic üb . i . | Inei-
4 ) 1. c. 769 C. — 3 ) Folgt das zweite Buch der Instructiones. 1. c. 811. —
s ) Excerpte aus dem ersten Buche der Instructiones. — 4 ) Vergl. I. c.
773 C. — Vergl. 1. c. 774 A. — «) 1. e. 811 A. — 7 ) LXXVII 149.
Die römischen Bibliotheken.
767
piunt capitula | libri seciuli (sic) 11 Uita et miracula uener-abiüs bene-
dicti | — f. 31 xxxv 111 De insana midiere p eius specü sanata . ||
f. 31 b Fuit | uir uit^ — f. 66 p silentium | reparemus; | Explicit über
secun|dus . Incipiunt capijtula libri tertii; || f. 66 b i De paulino . nolan$
ciuitatis epo — xxxvm De uisione redempti ferentine ciuitajtis epo
Expliciunt cajpitula /////////////////////1 Incipit prolocus | libri tertii . || t. 67
Dum uicinis ualde | patribus — oculis uidissem ; | Ineipit über tertius
| Dum seuientium uuanjdalorum —
f. 121 uolumine de|mo”strabo ; | Explicit über tertius [ Incipiunt
capitula j libri quarti; 11 Quod aeterna spiritalia ideo | a carnalibus —
f. 122 lxii De relaxandis culpis alienis ut urV; lajxentur : Expliciunt
capitula ; Incipit über j quartus ; | Postquam a pajradisi gaudiis . |
culpa —
f. 184 b si ante | mortem do hostiam j ipsi fuerimus ; | Explicit
über j quartus dialogi | beati gregorii pape . ||
f. 18S (Das Folgende von etwas jüngerer Hand) Uita fursei |
Fuit uir uijt$ ue[nera|bilis furseus j nomine . nojbilis —
f. 199 merita ilüus . j clarescunt. diuinis . uirtutijbus ; adiuuante
duo nfo ihü | xpo . qui etc. amen ; | Rem actam atque gesta | ffs di-
ectissimi ad mejmoriam concitemus conjfessoris. (über denselben
Furseus.) —
f. 210 insta|bilis uite clausit | lioram . ||
Dieser Codex stimmt im Wesentlichen mit dem Cod. Veron.
XLV1 44, ohne ihm jedoch an Alter oder an Werth der Über
lieferung gleich zu kommen. Um ein auffallendes Beispiel der Über
einstimmung anzuführen, so hat der Sessorianus am Schluss des
vierten Buches: si ante mortem do hostiam ipsi fuerimus, der Vero-
nensis ebenfalls: si ante mortem do hostiam ipsi fueremus, während
die Vulgata liest: si ante mortem deo ipsi hostia fuerimus.
Gregorii Magni homiliae in evangelia.
XXXIX. membr. (Grossoctav) fol. 105.
f. 1—47 saec . xra . Ruperti abbatis Tuitiensis libri de diuinis
officiis (Fragment ohne Anfang und Schluss.)
f. 48 . 49 saec. xi—xii. Fragment der Genesis.
f. SO—37 2 Col. saec. x.
f. SO Incip episto (sic) pauli apostoli ad galath [ cbmentariorii
beati hieronimi pbri | ad paulam & eustochium üb prijmus Incip | pre-
7(58
Reifferscheid
l'atio ; | Pauci | admo|dum dies sunt . quod | epistolam pauli j ad pliile-
monem | —) f. 52 singula queq; j pandamus; | Paulus. apostolusnon j —
f. 57 b Pulchre aü ait nisi sunt | aliqui qui uos conturbant') j|
f. 58—61 saec . x—xi. Perikopenverzeichniss.
f. 62—6b saee . xi—xii . Passio sccw märt. vii frm dormientium.
f. 66—82 saec . xm—xiv . Augustinus de doctrina xpiana
(Fragment ohne Anfang und Schluss.)
f. 83—90 2 Col . saec . vm—ix.
f. 83 ante ergo et j post abraha | Iiabuit. qui et | accidere pojtuit
per exbijbitionem s) —
f. 84 ,J Et quam mul.ti sunt liodie j qui iudeorum j duritiam de|tes-
tantur ) j| f. 8b tur 5 ) et si do uijuere * in puejritia et * iu|uentute —
f. 86 b Non si daret qd | non deberet | sed si non daret) || f. 87
quia predicajtionem dni j audire nolue[runt 7 ) — nequa|quam possit . |
exp oml xvii 8 ) . Incp lec | sei eug . sec matb . | In ill tempr d ihs [
— f. 88 electi. Incip omii xviii 0 ) . eiu'cf hauijta ad pp in basilica j sce
mari§ ad pre|sepei°) || In explanatiojne sua multa j ad loquendum j —
f. 90 b (fol. 90 zerfetzt) Quid hie statis | tota die otiosi | ac si
aperte dica ** n) ||
f. 91—96 saec . xi Bruchstück von Augustins Psalmencom-
mentar (zu Ps. 144. 143)
f. 97—101 saec. xi—xii Homilia in illud Joannis : Verbum erat
apud deum . Anfang-. Vox spalis aqle auditu pulsat ecclc u. s. w.
f. 102 . 103 saec. xii Decrete Gregors des Grossen. Auf
fol. 103 stehen von gleichzeitiger lland folgende Verse: Gregorii
miras conscriptas bas homilias | Oddo . siluester . facta uice . sigezo
necne . | Siluro patri . monachi scripsere beati . | Tune prior hoc
iussit maur q noe fulsit. | Premia tu uite ds istis da sine fine . Ain . j
f. 104 . 10b saec . xm—xiv . Fragment aus den vierzig Homi-
lien Gregors des Grossen.
Über diese Handschrift, die nur zum geringen Theil hieher ge
hört, ist nichts weiter zu bemerken, als dass das durch sein Alter sich
XXVI 307. Fol 30 —37 bildeten ursprünglich den erslen Quaternio von cod.
XCVI. Siehe unten (Hieronym. comm. in ep. Pauli). — 2 ) 1. c. 319 A. —
3) LXXV1 1132 13. — 4) ]. c . H53 p. _ 5) j. c . 1155 ü. - «) 1. c. 1137 A.
— 7 ) 1. c. 1133 13. — 8) Vielmehr XVIII. — 9 ) Vielmehr XIX. — *°) 1. c.
1153 C. Die Ausgabe hat: habita ad populum in basilica beati Laurentii
martyris. — *1) 1. e. 1155 I). Fol. 85 und 86 gehören nach fol. 90.
i
Die römischen Bibliotheken.
769
auszeiclinende Fragment der Gregorianischen Homilien eine Reihe ab
weichender Lesarten aufweist, durch welche der Credit der Vulgata
sehr erschüttert wird. In der Handschrift, zu der das Fragment ge
hörte, machte es den siebenzehnten Quaternio aus.
Hieronymi commentarii in epistolas Pauli.
XCVI. membr. (Grossoctav) 2 col. fol. 320. f. 1—204. saec. X.
f. 1 & uolunt conuertere euangeliu xpi ; | Uolunt inquit') —
f. 25 b qua uel | maxime hah& ; Expl lih . i. j Incip über . 11 . |
Quod in primo | commentajriorum ad galatas lihro | —
f. 39 cautissijme nunc exclusam . explc . n . Inc li. iii . j Tertium
ad galatas ojpaula & eustochium | uolumen —
f. 90 b intellexerit | quod docetur . explicit | comentarioru heati
hieronimi | lib tertius Incipit prefatio j heati hieronimi pbri in episjtolis
pauli apostoli ad haephe|sios 2) ; || f. 91 Paulus apo|stoIus ihu xpi per
uoluntatem cli ; | si per ppositionis misteriu | —
f. 119 corjruerit comminu& eü | expti über . 1. Incipit über . 11.
Secundum orationibus | uris . 0 paula . & eusto|chium orationih;
compleatur; | Huius rei gratia ego paujlus —
f. 133 qui rejdempti st; Expli; |
f. 133 b Xps . lux . uita . det noh uincere dira | Angelicis xps
pcibs nos ducat ad ipsum || f. 134 Exp lih tertius ad ephesios | hiero
nimi s) . Incip ad tytum . | Licet non sint | digni fide 4 ). —
f. 190 benedicens prebere uoIuiss& ; | Explicit ad titum | heati
hieronimi Incip | ad phylemonem . | Qui uolunt | inter epistolas
paujli 5 ) —
f. 204 quojtiens auditus . ///1 lectus edificat. | Explic . ad phijle-
monem j beati hieronijmi pbri ||
f. 203—307 saec . xi—xn.
f. 203—293 enthalten die Apostelgeschichte, die sieben cano-
nischen Briefe, und die Offenbarung mit allgemeinen und speciellen
Prologen, sowie mit Capitulationen.
*) XXVI 319 A. (comm. in ep. ad Gal. I I). Iler erste Quaternio feJilt. Derselbe
bat sich in der Miscellanhandschrift XXXIX wiedergefunden, in welcher er
fol. SO—57 bildet. Siehe oben (Greg. Magni hom. in ev.j. — 2 ) Die prae-
fatio selbst fehlt. 1. c. 439.'— 3) £) as dritte Buch in dem Codex nicht mehr
vorhanden. — *) 1. c. »55. — 5 ) I. c. 599.
770
Reifferscheid
f. 296 In xpi nomine incpt so emo dom . paulin i ad pptm xl •) . |
Audite frs kmi . & sollicite pertantes intelligite | —
f. 297 sclorum amen | Item omelia legenda de inicio quadeagen-
simae | Sicut dns ne ihs xps non pmisit liunc mundu | —
f. 298 b bona opeea egeeunt . | Incip breuariu de sco euang .
omeT legenda ad pplm . | Dns dicit in euangelio ; conueetimini ad me —
f. 300 sC'l’OJt- amen | ft liom leg de inicium quadeagesime ||
f. 300 b Seemo sei Aug ad populum | Gaudemus fes kmi & do gras
agimus . quPa uob 2 ) | —
f. 302 sclorum . amen . | Incipit omelia . sei isidoei epi | Satis
nos opoetet timeee tees causas 3 ) —
f. 304 scloeu amen | Incip omelia gfc (sic) geromini pebti. j Cum
ingloeiosus fueeis beati illi qui habent oculos') | —
f. 306 scloeum . amen . j Seemo die sco pasch^ j Scitis fes nei
dilecti . quia hodie scissimu die 5 ) —
f. 307 unicu | filiu suil . amen . |j
f. 309—313 saec . xm
f. 309 In natl. vii . fratru . vi id iul seq sei | eug seed Math . |
In illo tempr . uidens ihs — c^loeum et eelq ; oml lec eiusdem ; | Cum
dns et saluatoe iu* ciecumieet ci|uitates 6 ) —
f. 313 b scloeum amen . ||
Diese Handsclieift gehöet zum Mittelgut, übee das sich eest in
einem späteeen Stadium dee Untecsucliung ein sicheees Uetlieil fällen
lässt.
Hieronymus adversus Jomnianum.
CXXV1II. membr. 4. fol. 1G4. saec. VIII.
f. 1 (man. saec. XI) Sei hieeonimi ad iouianu | dieectü || f. l b
Incp lib peimus | adueesus iouinianu | Pauci 7 ) admodu | dies sunt quod
sei ex uc|be ff. cuiusda mihi iouijniani comentaeiolos transmiseeunt .
eogantes | ut eoeu eneptiis eespondeee , j et epicuq, xpianoq, euange-
lico j atq : apostolico eigoee conteeeee. | —
f. 93 et postquam in pontificatum fueeint j adlecti uieos esse
desineee Finit ] Expl lib peimus | Incp secundus lib . | supeeioris paes
alteea j Secunda peopositi|o est ** eos fueeint j baptizati a diabolo non
i) Das auf fol. 296—300 Enthaltene hat Mai Spicil. Rom. IV 306 ff. aus dieser
Handschrift edirt. — 2 ) XXXIX 2240. — 3 ) ? _ 4) ? _ s) ? — 3 ) ? _
7) XXIII 211.
Die römischen Bibliotheken.
771
po#*e temptari | et ne hoc stillte dicere uideretur adiecit | quicumq ;
autem temptati fuerint, | ostendi cos aqua tantum et non spü bap|ti-
zatos. —
f. 164 b quam sub consolibus epicuri luxujriam susceperunt Finit |
Expl. aduersus iouinianu j libri duo amen [|
Die durch diese Handschrift vertretene Überlieferung steht an
Güte dem Texte des Cod. Veron. XVIIIS nicht nach.
Prosperi chronicon.
XXXIII. merabr. fol. 2 col. fol. i—234 saec. XII—XIII; fol. 235—253 saec. XI -XII,
fol. 260 — 283 saec. XI — XII.
fol. 1—234 enthalten die vierzig Homilien Gregors des
Grossen, wie gewöhnlich in zwei Bücher eingetheilt, indem je
zwanzig Homilien ein Buch bilden. Am Schluss des ersten Buches
stehen zwei Constitutionen Friedrichs II.
fol. 234—239 enthalten Hieronymus de viris inlustribus und
seinen Fortsetzer Gennadius. Am Schluss stehen folgende Verse:
Accipe qu^situ presul scissime libru . | De nuo patru lectis de patribs
actum . j Quo tibi sume da ta (sic) riri memor esto tuorum . ||
f. 260 Ineipit chronica sei | Prosperi . Regensis epi . j Adam cu
eet anno^ . ducenjtob- triginta . genuit seth . | f ) —
f. 280 attulit offensionem . omern in g|petuum perdit auctorem .
Explicit | chronica sei Prosperi. Regensis epi. Galienus j philosophus
de signo mortis in homine . | Frons rubet — signa mortifera ; ~ |
Adbreuiatio chronic^ 2 ) . | Adam cu ect centu triginta anno^ . genuit |
seth —
f. 281 Sunt aut totPs (corr. m. rec.) surnm^ ab origine mundi
anni usq; | in psente ohitü domni karoli . sunt anni (expunwit m.
rec.) im & cclxi . | De natura reru . et tepo^ ratione . | Non e ptmit-
tendü cii dix de natura | reru . quur ii ecia de natura tepov | —
f. 283 b ab auctoribus collecta . et ad quem cernenda | mentis
acies purganda : ~ ||
In dieser Miscellanhandschrift verdient nur das Chronikon des
Prosper Reachtung; äusserst selten nämlich hat sich dasselbe bis jetzt
so wie hier ohne Verbindung mit Hieronymus gefunden.
Q LI S35. — 2 ) Vergl. Tabulae codd. Mss. in biblioth. Vindob. asser.
408, S.
Sitzb. d. phil.-hist. CI. L. Bd. IV.Hft.
49'**
772
Reifferscheid
Vitae patrum.
XLI. membr. 8. 2 col. fol. 1—183 saec. X; fol. 184-—189 saec. XIII.
Auf dem Vor setzblatt: Iste über est monasterii nonätulani |
f. 1 Incipit uita j sei pauli heremit^ | Inter multos sepe | dubitatum 1 ) —
f. 8 regum purpuras j cum regnissuis. j Explj uita sei pauli rnoii
Incip uita sei antonii mö 2 ) | Presbiter euagrijus . innocentio ca|rissimo
filio . in dnö sajlutem; Ex alia in alia | linguam ad uerbum | expressa
translatio — f. 8 1 ' tu quere sententiam ; i Eps atbanasius . ad pere-
grinos monachos ; opjtimum fratres inistis —
f. 56 b totius corruptiones J artifices . 2 “) j Incip uita beati hilario-
nis | Scripturus uitam bea|ti hilarionis 3 ) —
f. 76” plus^illum locum dilexerat; Explicit uita beati hijlarionis |
anachorite | Ineipit uita cuiusda | monacbi captiui ; || f. 77 Qui nauali
pr^jlio dimicaturi | 4 ) —
f. 82 b non pos|se superari . Incip uita sei j symeonis syri & here-
mite j Scs symeon ex utero majtris 5 ) —
f. 90 b pr^stitit; Ego bumilis & peejeator antonius . — s^culorum
amen ; | Incipit de capitulo primo j i De ysidoro pbro alexandrino. | —
De li machario q legione demonu expuliset xviii fdiesen Index, der
übrigens unvollständig ist, hat eine Hand des eilften Jahrh. ge
schrieben) || f. 91 Incip über qui appellatur paradysus palladii
monacbi qui fuit ‘’iscipulus euagrii . j Incip prologus . in quo tractat |
de (ridd. m. poster.) etatis suae annos (annis m. ead. post) & uitanjda
hereticorum dogma 1 “ (corr. m. ead. post.) & de distric|tione carniu
esus uel uini j potus | Multi | quijdem | multos uariosq ; libros | 6 ) —
f. 95 b praej positum & predicabiles | mores ; de isidoro {ex
ysidoro) pbro | alexandrino | Cum primum alexanjdrinam 7 )— f. 183 b
si me pronus uolueris | adorare ; j f. 184—189 Computus expensaru
domini Alberici de Pane vom Jahre 1232.
Die Fassung der Vita des Symeon ist von dem bei Rosweyde pu-
blicirten Texte derselben sehr verschieden. Im Übrigen bietet die
Handschrift nichts Besonderes.
i) XXIII 17. — 2 ) LXXIII 12ä. — =*) Der Epilog des Euagrius (1. c. 167)
fehlt. - s) XXIII 29. — 4 ) 1. c. S3. — 4 ) LXXIII 32Ö. «) LXXIV 245. —
’) 1. c. 251.
Verzeichniss der eing-egang-enen Druckschriften.
173
VERZEICHNISS
DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN.
(JULI 1865.)
Academie Royale de Belgique: Bulletin. 34° Armee, 2' - Serie, Tome
XIX, Nr. 5. Bruxelles, 1863; 8»-
Akademie der Wissenschaften, König!. Bayer., zu München:
Sitzungsberichte. 1863. I. Heft. 2. München; 8°-
American Journal of Science and Arts. 2 d Series. Vol. XXXIX.
Nr. 116—117. New-Haven, 1863; 8«-
Arneth, Alfred Ritt. v., Maria Theresia’s erste Regierungsjahre.
III. Band. 1743—1748. Wien, 1863; 8»-
Boletin bibliogräfico Espanol. Ano. VI,, Nr. 1 —12. Madrid,
1863; 8».
d’Eichthal, Gustave, Les trois grands peuples mediterraneens et
le christianisme. Paris, 1863; 8°. — Etüde sur les origines
Bouddhiques de la civilisation Americaine. l r ° partie. (Extr. de
la Revue Archeologique.) Paris, 1863; 8°.
Hamelitz. V. Jalirg. Nr. 22—24. Odessa, 1863; 4°'
Leinburg, Gottfried von, Hausschatz der schwedischen Poesie.
III. Bd. Die gothische Schule. 1810—1847. Leipzig, 1860; 4°.
Lichnowsky, Graf Robert von. Des fürstlichen Hochstiftes 01-
mütz Münzen und Medaillen, nach der zu Kremsier befindlichen
Sammlung verzeichnet nud beschrieben. Kremsier, 1863; 8°-
Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und
Erhaltung der Baudenkmale. X. Jalirg. Juli—August 1865.
Wien; 4°-
— aus J. Perthes’ geographischer Anstalt. Jahrg. 1865, V. & VI.
Hft, Gotha; 4«-
774 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften.
Programm des evang. Gymnasiums in Schässburg. 1864— 65.
Hermannstadt, 1865; 8°-
Protocoll über die Verhandlungen der 39. General-Versammlung
der Actionäre der ausschl. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn.
Wien, 1865; 4°-
Reader. Nr. 131 — 134, Vol. VI. London, 1865; Fol.
Verein, historischer, yon Oberpfalz und Regensburg: Verhandlungen.
XXIII. Rand. Regensburg, 1865; 8°-
— historischer, der fünf Orte Lucern, Uri, Schwyz, Unterwalden
und Zug: Mittheilungen. (Der Geschichtsfreund.) XVIII. Band.
Einsiedeln, New-York und Cincinnati, 1862; 8°-
Waldstein, Max, Volkslieder der Portugiesen und Catalanen in
freien Nachbildungen. München, 1865; 12°-
Bl BL ÖAW
+YW1898220X