Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 172. Band, (Jahrgang 1913)

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VI. Abhandlung: Gamillscheg. 
tare habebam überaus gering sind, während die präteritalen 
Strukturen verhältnismäßig häufig sich finden. Ich sehe ab 
von dem Typus cantare habueram (Migne 53, 480 d 54; 668° 10; 
aus dem Kommentar des Servius zu Yerg. Aen. 10, 331; Mon. 
Germ. II 177 u. a.), da er für das Romanische nicht in Betracht 
kommt; aber auch der Typus cantare habui ist ungleich häu 
figer als die Umschreibung mit habebam und beschränkt sich 
nicht auf Mittelitalien, wie man etwa aus der heutigen Ver 
breitung desselben vermuten könnte, sondern findet sich auch 
auf gallischem Boden, und zwar früher als die Umschreibung 
mit habebam; so bei Venantius Fortunatus, Ennodius. Diese 
ältesten Belege von cantare habui sind ferner durchaus prä- 
terital, vgl. bei Gregor d. Großen epist. 5, 57 nisi bona vestra 
nobis quae audivimus suasissent, nulla illum habuimus ratione 
suscipere ,wir hätten ihn in keiner Weise aufgenommen 1 ; 
ebd. 9, 42 nam si . . . (pax) facta non fuisset, quid aliud agi 
habuit; ebd. 9, 42 nam si mihi constare potuisset, quia iustas 
causas de suis rationibus haberent et (schon) prius per epistulas 
vos pulsare habui = pulsassem; Ed. Lgb. a. 733, col. 140 ideo 
hoc dicemus quia si eam invenisset aut pater aut frater . . . 
scandalum cum eum comittere liabuit et qui superare potuissit, 
unus alterum interficere habuit ,wenn sie ihr Vater oder 
Bruder so gesehen hätte, so wäre er mit ihm in Streit geraten 
und der Sieger hätte den andern getötet 1 . 1 
Da dieser Beleg aus dem 8. Jahrhundert einen Zweifel 
an der Zeitstufe des Konditionalis nicht zuläßt, wird auch die 
folgende Stelle aus dem 6. Jahrhundert anders interpretiert 
werden müssen, als dies Th. tut, nämlich Troya, cod. dipl. 
IV, 1 N° 45 si adhuc modicum tempus sustinere voluissent, hodie 
Italia a Longobardis libera habuit reperiri et universa Autlierit 
1 Noch an einer zweiten Stelle zeigen die Ed. Lgb. habui mit dem Inf. 
in präteritaler Bedeutung, wenn auch habui hier seine volle Bedeutung 
des ,Sollens‘ hat, vgl. col. 140 (a. 733) statuimus ut illa mulier qui hoc 
malum fecerit et consenserit, moriatur . . . quia talern causam nec facere 
debuit nec celare; quia si vir ejus cum ancillam suam aut cum alia femina 
adulterassit, midier ipsa ad palatium et ad judicis habuit proclamare 
,denn wenn ihr Mann mit einer Sklavin oder mit einer anderen Frau 
Ehebruch begangen hat, so hätte die Frau selbst vor dem Hofe und 
den Richtern sich beschweren sollen“.
	        
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