44 VI. Abhandlung: Gamillscheg. tare habebam überaus gering sind, während die präteritalen Strukturen verhältnismäßig häufig sich finden. Ich sehe ab von dem Typus cantare habueram (Migne 53, 480 d 54; 668° 10; aus dem Kommentar des Servius zu Yerg. Aen. 10, 331; Mon. Germ. II 177 u. a.), da er für das Romanische nicht in Betracht kommt; aber auch der Typus cantare habui ist ungleich häu figer als die Umschreibung mit habebam und beschränkt sich nicht auf Mittelitalien, wie man etwa aus der heutigen Ver breitung desselben vermuten könnte, sondern findet sich auch auf gallischem Boden, und zwar früher als die Umschreibung mit habebam; so bei Venantius Fortunatus, Ennodius. Diese ältesten Belege von cantare habui sind ferner durchaus prä- terital, vgl. bei Gregor d. Großen epist. 5, 57 nisi bona vestra nobis quae audivimus suasissent, nulla illum habuimus ratione suscipere ,wir hätten ihn in keiner Weise aufgenommen 1 ; ebd. 9, 42 nam si . . . (pax) facta non fuisset, quid aliud agi habuit; ebd. 9, 42 nam si mihi constare potuisset, quia iustas causas de suis rationibus haberent et (schon) prius per epistulas vos pulsare habui = pulsassem; Ed. Lgb. a. 733, col. 140 ideo hoc dicemus quia si eam invenisset aut pater aut frater . . . scandalum cum eum comittere liabuit et qui superare potuissit, unus alterum interficere habuit ,wenn sie ihr Vater oder Bruder so gesehen hätte, so wäre er mit ihm in Streit geraten und der Sieger hätte den andern getötet 1 . 1 Da dieser Beleg aus dem 8. Jahrhundert einen Zweifel an der Zeitstufe des Konditionalis nicht zuläßt, wird auch die folgende Stelle aus dem 6. Jahrhundert anders interpretiert werden müssen, als dies Th. tut, nämlich Troya, cod. dipl. IV, 1 N° 45 si adhuc modicum tempus sustinere voluissent, hodie Italia a Longobardis libera habuit reperiri et universa Autlierit 1 Noch an einer zweiten Stelle zeigen die Ed. Lgb. habui mit dem Inf. in präteritaler Bedeutung, wenn auch habui hier seine volle Bedeutung des ,Sollens‘ hat, vgl. col. 140 (a. 733) statuimus ut illa mulier qui hoc malum fecerit et consenserit, moriatur . . . quia talern causam nec facere debuit nec celare; quia si vir ejus cum ancillam suam aut cum alia femina adulterassit, midier ipsa ad palatium et ad judicis habuit proclamare ,denn wenn ihr Mann mit einer Sklavin oder mit einer anderen Frau Ehebruch begangen hat, so hätte die Frau selbst vor dem Hofe und den Richtern sich beschweren sollen“.