Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 168. Band, (Jahrgang 1911)

Das eheliche Güterrecht in der'Summa Kaymunds ect. 
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im Anschluß an die Worte der Definition der dos: ut perpetuo 
sit penes eum lehrt: id est quamdiu durat matrimonium, nisi 
maritus vergat ad inopiam. 
Der Grund für die abweichende Meinung Raymunds ist 
abermals bei Monald zu suchen. Nach diesem -findet eine 
Rückforderung statt: cum maritus ad inopiam vergat secun- 
dum quosdam (C. 5.12. c. 29. Nov. 97. c. 6) vel est dos seque- 
stranda cum vir suus suspectus habetur de dissipatione (D. 
24. 3. fr. 22. § 7, 1 c. 7. X. 4. 20; c. 3. X. 2.17), Sed hoc quibus- 
dam non placet cum uxor non teneatur alere virum egentem 
(D. 23. 3.1. 73 § 1) et exponunt leges predictas non de viro 
qui ad inopiam vergit, sed de illo qui dilapidat bona sua (arg. 
c. 7. X. 4. 20). 
Aus dieser Vorlage, die ihm zwei Meinungen zur Ver 
fügung stellt, hat Raymund die zweite gewählt; allerdings ist 
sie sprachlich einigermaßen verändert worden, wenn ihr auch 
die Ausdrücke vergere ad inopiam und dilapidator ent 
stammen. 
Nur die Motivierung ist anders als bei Monald. Während 
dieser einen juristischen Grund anführt, die Frau muß auch 
dem armen Mann die dos lassen, weil sie ihn anderweitig zu 
erhalten nicht verpflichtet ist, ist es bei Raymund der Hin 
weis auf das gemeinsame Geschick der Gatten, die alles Gute 
und Böse gemeinsam tragen müssen. Diese Begründung, 
ebenso die Bemerkung über die Unauflöslichkeit der Ehe, 
sind zweifellos kirchlichen Ursprungs. 
Übrigens ist die Entziehung der Gewere am Frauengut 
bei Mißbrauch des Mannes deutsches Recht. Nach dem 
Brünner Schöffenbuch Nr. 501 (Rößler II 232) kann die 
Frau, wenn ihr Mann ein bonorum dissipator ist, ihr Ver 
mögen, das sonst der Mann inne hat, selbst verwalten. Ähn 
lich nach Iglauer Stadtrecht. 3 
Zu (6). 
Raymunds Beantwortung der Frage, in welchen Fällen 
die dos und donatio lukriert werden, ist eine etwas verallge- 
1 richtig fr. 23 pr. 
2 infortunium ist gleichfalls quellenmäßig, es stammt aus C. 5.12. c. 30 
ex quo hoc infortunium eis illatum esse claruerit. 
3 Siehe Bartsch, Rechtsstellung der Frau S. 95, Note 2.
	        
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