Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 107. Band, (Jahrgang 1884)

lieber ein griechisches Schriftsystem des vierten Jahrhunderts. 
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an den Sinn für das Wesentliche appelliren, für welchen die Analogie mit 
der urkundlich überlieferten Anordnung von x und ß und die daraus ent 
springende Möglichkeit, das Princip der functioneilen Responsion zu strenger 
Durchführung zu bringen, mit entscheidender Schwere ins Gewicht fällt. 
Das Wahrscheinlichste aber ist dieses: der Autor entwarf wohl, als er Jenes 
schrieb (im Geist oder auf dem Papier), ein Diagramm, welches dem Vocal- 
kern eine gewisse räumliche Ausbreitung gewährte, etwa so: 
b 
mit Bezeichnung der Stellen für die consonantischen Symbole: 
wobei 
a 
seine Hand die Linien ab, hc, nach einander beschrieb. Auch ich habe 
mich anfangs ganz unwillkürlich einer ähnlichen Figur, nämlich der histo 
rischen Form des A zur Illustrirung des Schriftsystems bedient. Da, 
wie wir sehen werden, der Hauptstrich in den Vocalzeielien dieses Ent 
wurfes ein verticaler ist, so erweist sich zur ungefähren Darstellung des 
Consonantengerüstes jenes Diagramm ausnehmend geeignet. Ferner sei 
darauf hiugewiesen, dass meine Ergänzung der Zeile 20: (et:«vw) oe rau die 
Lücke genau ausfüllt, wie der Vergleich mit der vorangehenden und den 
zunächst folgenden Zeilen lehrt; z.drw entspräche weniger gut, wenn man 
nicht etwa ein 1 beifügte — eine Schreibung, die zwar in Handschriften 
(vor Allem in der herculanensischen) häufig genug, aber meines Wissens auf 
Inschriften nicht anzutreffen ist (s. Meyer, Gr. Grammatik, §. 115). Und da 
ich einmal bei Kleinigkeiten bin, so mag auch erwähnt sein, dass der etwaige 
Scrupel, welchen das Fehlen der — bei den nachfolgenden Buchstaben 
namen erscheinenden — Punkte bei dem Rest von os'Xxa und bei rau er 
wecken könnte, nicht nur durch den eine andere Lesung und Ergänzung 
ausschliessenden Tenor der Inschrift, sondern desgleichen durch den schlechten 
Erhaltungszustand der Platte beseitigt wird. Auch Köhler trug kein Be 
denken in TAT den Buchstabennamen und in jenem A den’ Rest eines 
solchen zu erblicken. Auf meine Anfrage endlich, ob nicht der erste der 
vier Verticalstriche Zeile 18 init. vielmehr von links nach rechts geneigt 
sei — wie dies meine Ergänzung zu piv erfordern würde — ward mir von 
Herrn Köhler nur der negative Bescheid zutheil, die zwei ersten Striche 
seien nicht sicher zu erkennen, weshalb er sie in seiner Umschrift in Klam 
mem eingeschlossen habe. 
8 A und P werden in der antiken Phonetik eng verbunden, betreffs 
ihrer Entstehungsweise: xo u:v X xfjs yXtuttr)s jxpb; xov oupavov 
avl<J xap^vr]; xai dpTTjploo; auvE)(oua/)<; xo 7CVEU[xa (dann ist von den zwei 
Nasenlauten als solchen die Rede), xo öe p zryXa>xx7]s ay.pocg a-oppa~i- 
£oua7)<; to 7tv£Üp.a xal rcpbi; xov oupavov Eyyus xwv ooo'vxtov aviaxap-^vr)«; 
(Dionys. Halic. de compos. verb. c. 14 = V78—79 Reiske), gleichwie in Rücksicht 
ihrer ästhetischen Wirkung: 7jöuv£i (aev yap auxrjv (sc. xrjv axoqv) xo X xai
	        
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