Miklosich. Über Goetho's ,Klaggesang von der edlen Frauen des Asan Aga‘. 413
Über Goethe’s ,Klaggesang von der edlen Frauen
des Asan Aga‘.
Geschichte des Originaltextes und der Übersetzungen.
Von
Dr. Franz Miklosich,
wirkl. Mitgliedc der kaiserl. Akademie der Wissenschaften.
Einleitung.
Tn dem 1774 in Venedig gedruckten ,Viaggio in Dal-
mazia“ des Abate Alberto Fortis ist ein ,morlackisches‘ Lied
veröffentlicht: ,Zalostna pjesanca plemenite Asanaginice. 1 Es ist
ein wahres Volkslied, zwar nicht das ,erste serbische Volkslied“,
das Gutenbcrg’s Erfindung aus seiner weltvergessenen Heimat
in die weite Welt getragen, da früher schon von Andrija
Kacic Mioii6 (1690 bis 1760) in dem 1756 1 in Venedig er
schienenen , Razgovor ugodni naroda slovinskoga 1 einige wirk
liche Volkslieder aus der Heimat der Kroaten und Serben
durch den Druck bekannt gemacht worden sind, wenn auch
keines in unveränderter nationaler Fassung: dies gilt auch
von dem Liede vom Vojvoden Janko und von dem von Sekula.
Die Asanaginica wurde von keinem Geringeren als Goethe
deutsch übersetzt und in dieser Übertragung von Herder
1778 in seine Volksliedersammlung aufgenommen. Das Lied
steht nun in Goethe’s Werken und ist dadurch ein Theil der
Weltliteratur geworden.
Der Werth des Liedes , dessen eigenthümliche Ge
schichte und der der Kritik gar sehr bedürftige Text haben
1 Eine frühere Ausgabe soll in Ofen gedruckt worden sein. I. Kukuljovic,
Bibliografia hrvatslta. I. 62.