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Miklosich.
mich bestimmt dasselbe zum Gegenstände einer Studie zu
machen: dieselbe handelt I. vom Originaltext, II. von den
Übersetzungen.
I. Gesclii eilte des Originaltextes.
Wir besitzen von der Asanaginica einen dreifachen Text:
1. den von Fortis bekannt gemachten, 2. den Vuk’schen und
3. den uns in einer Spalatiner Handschrift aus der Mitte des
vorigen Jahrhunderts erhaltenen.
1. Der Text von Fortis.
Der italienische Naturforscher Abate Alberto Fortis (1741 bis
1803) schöpfte seinen Text unzweifelhaft aus der angeführten
Spalatiner Handschrift: der slavischen Sprache unkundig, ver
dankte er die Übersetzung der Mittheilung halbgelehrter Ein-
gebornen.
Nicht ohne Interesse ist die Frage, wie der italienische
Naturforscher dazu kam, sich um slavische Lieder zu kümmern,
die Niemand der Beachtung werth hielt. Wohl gab es schon
vor Herder Männer, die den göttlichen Funken der Poesie auch
in den Schöpfungen des Volkes erkannten. Man wird jedoch
Fortis kaum Unrecht thun durch die Annahme, dass irgend
eine äussere Veranlassung ihn bestimmt hat, einer Poesie nach
zuforschen, die mit der italienischen seiner Zeit so wenig als
möglich gemein hat: die italienische Volkspoesie hat erst in un
serem Jahrhundert die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich ge
zogen. Man hat in der Tliat diese äussere Veranlassung in der Be
kanntschaft mit Percy’s Relics of ancient english poetry zu finden
geglaubt. Sic ist jedoch wohl zunächst in Ossian zx\ suchen,
der dem Mineralogen Fortis durch den Verkehr seiner Mutter
mit Cesarotti nahegerückt wurde. Fortis selbst sagt I. 89: ,Io ho
messo in italiano parecchi canti eroici de’ Morlacchi, uno de’ quali,
che mi sernbra nel tempo medesimo ben condotto e interessante,
unirö a questa mia lunga diceria. Non pretenderei di farne con-
fronto colle poesie del celebre bardo scozzese, cui la nobilth, dell’
animo vostro (gemeint ist Giovanni Stuart, Conto di Bute) donö all’
Italia in piü completa forma, facendone ripubblicare la versione