Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1. Band, (Jahrgang 1848)

280 Haidinger. 
sondern als ein zweiaxiger. Es gelang bald durch die Lage der Büschel 
die Richtung der Elasticitätsaxen in den Platten zu bestimmen, wobei 
angenommen wurde, dass die drifte dieser Axen senkrecht auf der 
Ebene der Platten steht. 
Nun fehlte aber noch die Nachweisung der Axen: Mit den ein- 
axigen Krystallen der Chlorite u. s. w. verglichen, mit deren Dichro 
ismus die Farbentöne des Antigorits übereinstimmen, hätte sich durch 
die Platte ein schwarzes Kreuz mit den Farbenringen zeigen müssen. 
Es war sehr schwierig, eine deutliche Beobachtung zu machen. Die 
Farbe des Minerals ist so dunkel, dass man in dem gewöhnlichen 
Polarisations-Instrumente wegen zu geringer Lichtstärke fast gar 
nichts sah. Die Ringe seihst waren aber hei der Dünne der Platte 
schon so gross, dass man sie in einer Turmalinzange nicht mehr 
übersehen konnte. Am besten gelang es, nach der Analogie der 
letztem, wenn man an der Vorderseite und an der Rückseite der 
Antigoritplatte die gekreuzten Turmalinplatten anklebte. Stimmten 
die Polarisations-Ebenen mit den Ebenen der Elasticitätsaxen überein, 
so gewahrte man allerdings etwas wie ein Kreuz, aber ein Balken 
schien breiter als der senkrecht darauf stehende, dabei waren die 
vier hellen Winkelräume sehr weit entfernt, und erforderten eine 
starke Neigung, um auch nur bemerkt zu werden. Auch erschienen 
sie paarweise einander mehr genähert, und lagen so gewissermassen 
in den Winkeln eines länglichen Rechteckes. Es war nicht möglich, 
eine Messung zu machen. Wurden aber die Polarisations-Ebenen 
der zweiPlatten mit der Ebene der Elasticitätsaxen unter4S°gekreuzt, 
so erschienen sehr deutlich die dunkeln mit den Scheiteln gegenein 
ander liegenden Hyperbeln, welche durch die optischen Axen gehen. 
Auch der erste der farbigen Ringe wurde gesehen, aber weit ausser 
halb der Hyperbel-Scheitel, nicht so wie etwa heim Salpeter oder 
Aragon, wo man so leicht die innern Ringe zunächst jedem der beiden 
Systeme sieht, bis sie sich durch Lemniscaten umgeben, vereinigen. 
Hier war selbst für den ersten Ring noch keine eingebogene Lemnis- 
cate gebildet, wenn auch der Querdurchmesser kürzer erschien, als der 
Längendurchmesser durch die beiden optischen Axen. Eine ungefähre 
Schätzung gab den ersteren etwa 45°, den letzteren etwa 73°. Der 
scheinbare Winkel der optischen Axen war etwa 35°. Die Schätzun 
gen beruhten auf der Vergleichung der Entfernung des Auges von 
der Fenstertafel, auf welcher die zu schätzenden Bilder projicirt
	        
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