Full text: Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1. Band, (Jahrgang 1848)

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K o 11 a r. Über Accinthochcrmes Quercus. 191 
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Herr Custos Kollar liest folgenden Beitrag zur Entwickelungs- 
gesehiclite eines neuen, blattlausartigen Insectes (Taf. IV): 
Acanthocliermes Quercus. 
In der zweiten Hälfte des Monates Mai bemerkte ich an den 
jungen Blättern der Quercus sessiliflora Smith kreisrunde, glatte 
Erhöhungen auf ihrer oberen Seite, denen auf der Unterseite 
ähnliche Vertiefungen oder Grübchen entsprachen. Taf. IV, Fig. 1. 
Ich hielt diese Erscheinung anfangs für das Product einer Cynips, 
und glaubte es mit einer beginnenden Blattgalle zu tliun zu haben, da 
ich ähnliche Gallenformen an den Eichen bereits gesehen hatte. 
Als ich indess die Grübchen mit der Loupe näher untersuchte, sah 
ich, dass ein grüner Deckel sie verscldiesse, welcher durch die 
Beschaffenheit seines Randes von allen mir bisher bekannten Gallen 
formen wesentlich verschieden war. 
Unter einem zusammengesetzten Mikroskope erschien der 
Rand dieses kreisrunden Deckels ringsherum mit sternförmigen 
sechseckigen Wärzchen besetzt, Fig. 1, a, 1, b. Es kamen an 
einem Ende deutliche Fühler und zwei schwarze Augen zum Vor 
schein, und man sah auf dem Rücken deutliche Quereinschnitte, 
welche auf einen, aus mehreren Segmenten zusammengesetzten 
Leib deuteten, Fig. 2; im übrigen war kein Lebenszeichen wahr 
zunehmen. Erst als ich dieses mir bisher unbekannte Geschöpf 
behutsam aus dem Grübchen löste und auf den Rücken legte, ent 
deckte ich sechs klammerartig gebogene Fiisse, welche das Thier 
langsam bewegte, und mit denen es sich an dem Blatte fest gehalten 
hatte, Fig. 3. Zwischen ihrem ersten Paare war ein deutlicher 
Säugrüssel zu sehen. Obschon ich nun über die Ordnung, welcher 
dieses Geschöpf angehören müsse, im Reinen war, so konnte ich 
doch nicht ahnen, was eigentlich daraus werden würde, ob es 
einer bereits bekannten Gattung der Rhynchota angehöre oder 
ein eigenes Genus bilde? Darüber sollte mich die weitere Beobach 
tung belehren. 
Ich nahm mehrere, mit diesem sonderbaren Thiere behaftete 
Blätter zur ferneren Untersuchung nach Hause, da ich wegen der 
bedeutenden Entfernung (es war in dem kaiserlichen Schlossgarten 
von Schönbrunn nächst Wien), die Beobachtung im Freien nicht 
fortsetzen konnte.
	        
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