43 K o 11 a r. Über Accinthochcrmes Quercus. 191 0 Herr Custos Kollar liest folgenden Beitrag zur Entwickelungs- gesehiclite eines neuen, blattlausartigen Insectes (Taf. IV): Acanthocliermes Quercus. In der zweiten Hälfte des Monates Mai bemerkte ich an den jungen Blättern der Quercus sessiliflora Smith kreisrunde, glatte Erhöhungen auf ihrer oberen Seite, denen auf der Unterseite ähnliche Vertiefungen oder Grübchen entsprachen. Taf. IV, Fig. 1. Ich hielt diese Erscheinung anfangs für das Product einer Cynips, und glaubte es mit einer beginnenden Blattgalle zu tliun zu haben, da ich ähnliche Gallenformen an den Eichen bereits gesehen hatte. Als ich indess die Grübchen mit der Loupe näher untersuchte, sah ich, dass ein grüner Deckel sie verscldiesse, welcher durch die Beschaffenheit seines Randes von allen mir bisher bekannten Gallen formen wesentlich verschieden war. Unter einem zusammengesetzten Mikroskope erschien der Rand dieses kreisrunden Deckels ringsherum mit sternförmigen sechseckigen Wärzchen besetzt, Fig. 1, a, 1, b. Es kamen an einem Ende deutliche Fühler und zwei schwarze Augen zum Vor schein, und man sah auf dem Rücken deutliche Quereinschnitte, welche auf einen, aus mehreren Segmenten zusammengesetzten Leib deuteten, Fig. 2; im übrigen war kein Lebenszeichen wahr zunehmen. Erst als ich dieses mir bisher unbekannte Geschöpf behutsam aus dem Grübchen löste und auf den Rücken legte, ent deckte ich sechs klammerartig gebogene Fiisse, welche das Thier langsam bewegte, und mit denen es sich an dem Blatte fest gehalten hatte, Fig. 3. Zwischen ihrem ersten Paare war ein deutlicher Säugrüssel zu sehen. Obschon ich nun über die Ordnung, welcher dieses Geschöpf angehören müsse, im Reinen war, so konnte ich doch nicht ahnen, was eigentlich daraus werden würde, ob es einer bereits bekannten Gattung der Rhynchota angehöre oder ein eigenes Genus bilde? Darüber sollte mich die weitere Beobach tung belehren. Ich nahm mehrere, mit diesem sonderbaren Thiere behaftete Blätter zur ferneren Untersuchung nach Hause, da ich wegen der bedeutenden Entfernung (es war in dem kaiserlichen Schlossgarten von Schönbrunn nächst Wien), die Beobachtung im Freien nicht fortsetzen konnte.