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Joseph Müller.
auch noch nördlich von jenem Palaste 36 Säulen entdeckt worden,
welches darauf hinweist, dass daselbst sich der grosse Audienzsaal
befand. Dieses Bauwerk gleicht in Lage und Bauart ganz jenem von
Tachty Dichomschid (Persepolis), ohne dass es sich in irgend etwas
von demselben unterscheidet. Mehrere Säulen enthalten assyrische und
chaldäische (! ?) Inschriften, welche denkwürdige grosse Begeben
heiten unter dem Schutte bergen. Die meisten Steinmassen, die gegen
68 Mon (1 Mon = 6 8 Pfd.) wiegen, sind mit Bilderinschriften
(wahrscheinlich Keil-Inschriften!) bedeckt. Oberhalb eines Gebäudes
fand man auch eine Menge Silbermünzen kufischer Präge, die ein
leuchtender Massen nach der Eroberung Persiens durch die Araber
vergraben wurden. Die Präge dieser Münzen lautet auf die Städte:
Basra, Damascus, Wasit, Märco, Härat, Nischabur,
Darahdschord und Istachar. Die Präge einer dieser Münzen,
welche als Muster der k. Regierung eingesendet wurde, datirt aus
Wasit vom Jahre 106 der Flucht, und besonders merkwürdig
erscheint dabei der Umstand, dass diese Münze trotz dieses ihres
Alters ganz neu und blank blieb (!).
Byzantinische Analekten.
Von Hrn. Joseph Müller.
Die „Proben und Auszüge aus den ungedruckten
byzantinischen Historikern der St. Markus-Bibliothek,”
welche Immanuel Bekker in den Abhandlungen der k. preussischen
Akademie der Wissenschaften veröffentlicht hat *), veranlassten mich,
einen kurzen Aufenthalt in der Lagunenstadt dazu anzuwenden, we
nigstens eine dieser bisher unbekannten Quellen byzantinischer Ge
schichte in vollständiger Gestalt den Forschern auf diesem Gebiete
toi zulegen, da ja für die nächste Zukunft auch in byzantinischer
Geschichte Auffindung und Bekanntmachung neuer Quellen und
Herausgabe von Urkunden und Documenten, die auf das innere
Leben des romäischen Beiches ein helleres Licht werfen, als die
dürren Chronikenschreiber, die Hauptaufgabe bleiben muss.
') 1841, Bd. II, p. 43 — 65.