Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 97. Band, (Jahrgang 1880)

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Höfler. 
wurde selbst, als Wladislaus von Ungarn-Böhmen 1516 starb 
und dessen Sohn Ludwig II. noch unmündig war, Haupt der 
Familie, welche über drei Kronen verfügte, die den Habsburgern 
entrissen worden waren. So war eine Restauration der slavi- 
schen Macht erfolgt, Kaiser Friedrich III. wie Maximilian I. 
von dem ungarisch-böhmischen Throne ausgeschlossen, als der 
berühmte Congress zu Wien im Jahre 1515 die Annäherung 
der beiden Häuser Jagello und Habsburg herbeiführte, Kaiser 
Max den jugendlichen König Ludwig adoptirte, die Kaiserwahl 
seines Enkels Karl durch die polnisch-böhmische Stimme durch 
gesetzt wurde und die Doppelheirat König Ludwigs mit Maria 
von Burgund, des Infanten Ferdinand mit Anna von Böhmen- 
Ungarn, die Wendung der Dinge vorbereitete, welche nach 
König Ludwigs jähem Tode in der Schlacht bei Mohacz in 
Betreff der habsburgischen Succession stattfand. Der slavische 
Knoten, an dem das XV. Jahrhundert gearbeitet, war 1526 
mit einem Male zerhauen. 
Gerade im Anfänge der husitischen Bewegung hatte Sig 
mund, römischer König, König von Ungarn, Erbe der Krone 
Böhmens, den folgenreichsten Schritt gethan, indem er das Chur 
fürstenthum Brandenburg, welches sein Vater Böhmen incor- 
porirt hatte, zum grossen Verdrusse des böhmischen Adels dem 
Reiche zurückgab und den Burggrafen Friedrich von Nürn 
berg aus dem Hause Hohenzollern damit investirte. Dadurch 
wurde er nicht blos der Begründer der aufsteigenden Grösse 
dieses fränkisch-schwäbischen Hauses, sondern auch eines poli 
tischen Dualismus, welcher die deutsche Geschichte von nun 
an zu beherrschen begann. Denn da er seinem Schwiegersöhne 
Albrecht, Herzog von Oesterreich, Mähren übergab, dann ihm 
das Anrecht auf die Kronen von Ungarn und Böhmen zu 
sichern bemüht war, Albrecht endlich auch die römische 
Königskrone erlangte, der Besitz Italiens für das Reich immer 
zweifelhafter wurde, hingegen die Verbindung der Kronen von 
Ungarn und des deutschen Reiches bereits in die zweite Ge 
neration hinüber reichte, so verschob sich die ganze politische Axe 
Mitteleuropas, während in Deutschland selbst die hohenzolle- 
rische Macht, auf klug rechnenden Persönlichkeiten beruhend,
	        
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