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Hoernea.
d. Das mittelalterliche Castell.
Wie alle städtischen Ansiedlungen Bosniens und der Her-
cegovina, war auch Mostar im Mittelalter nur die Unterstadt
(suburbium) einer Burg oder Akropole, deren Namen mit Vor
gesetztem pod (sub, sotto) sie führte. Bei den meisten anderen
ist diese Vorsilbe weggefallen und der Name der verfallenden
Burg ganz auf die Stadt übergegangen. Anders in Mostar.
Hier führt jetzt der Burghügel den Namen des Castells, und
die Stadt nennt sich nach dem wichtigen Flussübergang, der
hier schon in alter Zeit bestand, ,Brückenstadt' (Mostar).
Sehern, p. 118. Civitas Mostar est veluti in faucibus
montis Velez et magni collis Hum. Velez ab Oriente, Hum
autem ab occasu adjacentes hinc et inde angustam relinquunt
secus Neretva planitiem civium domibus consitam .... Uni-
cum habet suburbium (Vorstadt) Zahum tendens ad occasum
versus Iliißi. P. 149 heisst es bei Erwähnung des grossen
Sees, den die Narenta einst in den Niederungen um Mostar
gebildet haben soll: Hoc nos etiam magis confirmat ut identidem
repetamus, antiquissimam gentem et civitatem Humska in
elevato Hum ad magnum lacum habuisse sedem, et actu exi-
stentia magnae arcis rudera Novi in Hum dictae civitatis de-
fensioni serviisse, nihil obstat quin credamus. Und p. 11 zur
Unterstützung der Hypothese, dass der alte Name der Herce-
govina, Humska, von dem Berge Hum bei Mostar zu erklären
sei: In hoc enim colliculo et suis vicinitatibus etiam hodie
prostant non ignobiles reliquiae antiquarum arcium ad defen-
dendam civitatem Podlium optime dispositarum.
Von dieser, durch Localtradition und Ruinen also be
zeugten Niederlassung weiss die Geschichte wenig. 1 Nicht
einmal den Namen des Castells kennt sie und nennt dasselbe
(1452) nur ,die Schlösser an der Narentabrücke' (do castelli
al ponte de Neretva; Jirecck, Handelsstrassen und Berg
werke von Serbien und Bosnien während des Mittelalters,
S. 79 und Anm. 269). Und wie die Brücke hier zur Bezeich
nung der Veste dient, gibt sie bald nachher (1499, 1513) auch
1 Eine unsichere Ueberlieferung will, dass Radivoj-gost, Burgvogt des
Herzogs Stephan, Mostar im Jahre 1440 ummauert und befestigt habe.