Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 96. Band, (Jahrgang 1880)

Kleon bei Thukydides. 
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baren Pestnoth trotz wiederholter Gesandtschaften nach Sparta 1 
und trotz Perikies’ Absetzung die Athener den Frieden gesucht 
hatten. 
Die Forderungen, 2 an welche Kleon jetzt die Bewilligung 
desselben knüpfen liess, mögen unerfüllbar gewesen sein; 3 
denn die Spartaner hatten kein Mittel, Megara zur Heraus 
gabe von Nisaia und Pegai, Achaja und Trözen zum An 
schlüsse an die attische Symmachie zu nöthigen. Aber man 
wird nicht mit Sicherheit behaupten können, dass Perikies, 
der zu Anfang des Jahres 445 auf jene Punkte verzichtet 
hatte, jetzt mit geringeren Concessionen sich begnügt haben 
würde. Ohnehin hat Thukydides doch wol aus spartanischer 
Quelle, vielleicht schon damals und von den Gesandten selbst, 
erfahren, dass die lakedämonischen Beauftragten sich vor ihren 
Bundesgenossen zu compromittieren fürchteten. 4 Ihr Verlangen, 
nur mit Delegirten statt in offener Volksversammlung über 
den Frieden verhandeln zu dürfen, mag dorischen Gewohn 
heiten entsprechen, wie ja die Melier später den Athenern 
ebenfalls nur solche Comiteberathung zugestanden; aber deren 
Gesandten haben darin ebenso gut, wie jetzt Kleon in dem 
Verlangen der spartanischen Botschafter, eine Tücke 5 gesehen. 
Er konnte eben mit Rücksicht auf jene Friedensverhandl ungen 
vor vier Jahren denn doch in der That sagen, er habe auch 
früher erkannt, dass die Lakedämonier nichts Gerechtes im 
doch possierlich, wenn auch eine gute Warnung für die Weisheit neuerer 
Kritiker. 
1 npsaßstag zi'iac, T^pjavtec tö; auxo'jc ajrpaxxoi iyfv<mo II, 59, 2. 
2 IV, 21, 3. 
3 Gilbert 179 flgde meint, Kleon habe eben mit Recht ,den Frieden damals 
überhaupt noch nicht gewollt 1 . Auf alle Fälle war die Entscheidung 
schwierig, und in der That ward der Frieden nach Philochoros nur mit 
Majorität abgelehnt. 
* [rr, I; to'uc £up.|jiayou; otaßXrjOwaiv EtuovTE^ xal ou tu^ovte; oute tou^ ’Aöqvalous 
ejü pETploi? jtoi7]aavra; ä jrpouxaXouvto IV, 22, 3. Grote VI, 209 sq., ob 
wohl er ebenfalls die hoffnungsreiche Stimmung der Athener billig be- 
urtheilt, scheint mir die Sachlage doch nicht scharf genug betrachtet 
zu haben. 
5 V, 85, 1; 84, 3. Es ist also keineswegs, wie Grote VI, 107 meint, von 
Kleon’s Seite an indignant rebuke der Gesandten.
	        
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