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P f i z m a i e r.
Wie schon in dem oben erwähnten Aufsatze gesagt worden,
bildet das Lied von 31 Zeichen die Grundlage aller japanischen Vers-
gattungen. Pernerist zu bemerken, dass von der höheren oder Kunst
poesie die Wörter chinesischen Ursprungs, keineswegs jedoch die
Zeichen, völlig ausgeschlossen sind. In Übereinstimmung mit diesem
ist anzunehmen, dass Gedichte, welche von dem angegebenen Mu
ster nicht bedeutend oder doch nur in der Anordnung der einzelnen
Abschnitte abweichen, und zugleich aus rein japanischen Wörtern
bestehen, der Kunst- oder besseren Volkspoesie, Gedichte jedoch,
in welchen die einzelnen Abschnitte dieses Musters verändert sind,
oder welche chinesische Wörter enthalten, der Classe der Volkslie
der angehören.
Zu den besseren alten Volksliedern mögen namentlich die in der
Sammlung Man-yeo-ziu (Sammlung der zehntausend Blätter), welche
jedoch dem Verfasser nur aus wenigen Bruchstücken bekannt ist, zu
zählen sein.
Beispiele sehr alter Gedichte' mit unregelmässigen Abschnitten,
übrigens in rein japanischer Sprache, welche als niedrige Volkslie
der zu betrachten sind, sind die in dem Beitrage zur Kenntniss der
ältesten japanischen Poesie angeführten zwei sogenannten „gemei
nen Weisen” (fina-buri), ferner die in der zweiten Abtheilung des
selben Aufsatzes enthaltenen fünf Gedichte von etwas grösserem
Umfange.
Eine regelmässige Abweichung von dem Liede der 31 Zeichen
besteht vorerst darin, dass die letzten sieben Zeichen abgeschnitten
und die somit noch übrigen 24 als wiederkehrende Strophen, deren
Grenze jedoch durch den Schluss der Perioden nicht bezeichnet
wird, an einander gereiht werden. So in folgenden alten Versen
des Man-yeo-ziu:
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