Zur Charakteristik des heil. Justinus etc.
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die ewige Materie verwarf; Proklus besonders machte den Begriff
des Glaubens, welcher in der antiken Philosophie verworfen wurde,
zu einem Hauptbegriffe. Die Einwirkung des Platonismus auf das Chri
stenthum zeigt sich bis in’s 5. Jahrhundert, wo er dem Aristotelis-
mus wich. Zuvörderst wurden in der Kirche die Lehren von der
Weltschöpfung, Trinität und vom menschlichen Geiste von dorther
ausgebildet. Dann sind einige kirchliche Formeln ganz platonischen
Ursprungs: Gott, der unbegreifliche, unwesentliche, überwesent
liche. Besonders im 4. Jahrhundert wurde Manches in Sprache und
Methode von dort entnommen. Die Meinung, dass die Spuren des
Platonismus zunächst der Apologeten des zweiten Jahrhunderts aus
dem alexandrinischen Judenthume herzuleiten seien, lässt sich histo
risch nicht beweisen; es war ja in letzteres ebenfalls Platonismus
eingedrungen. Aber weiter hat man zu beachten: 1) dass eine Ver
fälschung der christlichen Lehre durch den Platonismus nicht ange
nommen werden kann; denn einestheils ist aus ihm keine Idee ins
Christenthum herübergekommen, welche sich nicht aus der ursprüng
lichen Idee des Evangeliums hätte entwickeln können, und andern-
theils ist die Idee des Evangeliums durch platonische Einflüsse nicht
verändert worden. Darum hielt 2) die Kirche stets den Widerspruch
gegen den Platonismus fest ') und behauptete den absoluten
Vorzug der christlichen Offenbarung. 3) Gerade einige Hauptbegriffe
des Platonismus hat die Kirche gar nicht aufgenommen. So wird
das hei Platon viel geltende datp.övt« von der Kirche immer in
schlimmer Bedeutung gefasst. 4) Der Einfluss des Platonismus war
überhaupt mehr in der Sittenlehre als in der Glaubenslehre vorhan
den. Allerdings grenzt die platonische Ethik am nächsten an die
christliche, wie sie denn hinweist auf Ideale im Menschenleben und
in der gesellschaftlichen Verfassung. Dazu kommt S) dass als
Quell der platonischen Lehre am wenigsten die Schriften Platon's
selbst gebraucht wurden, meist Timäus und unechte Briefe; es
folgten die „platonisirenden” Väter mehr dem Geiste der platoni
schen Schule, welcher damals besonders in Alexandrien und Vorder
asien sehr verbreitet war, der platonischen Tradition. — Die ersten
Spuren platonischer Philosophie in der Kirche zeigen sich bei Justi-
') Hierher gehört auch die gegen die Platoniker gerichtete Schrift (des Hippo-
lytus) rrspl roO irctvro'c, „vom All der Dinge.’'