Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 77. Band, (Jahrgang 1874)

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Va lilen. 
wird, findet sich weder in der Poetik noch in irgend einer 
anderen der uns erhaltenen Schriften des Aristoteles, und wir 
sind heute für das Verständniss dieses Kunstausdruckes viel 
mehr an die Auseinandersetzung in der Politik gewiesen. 
Dass aber das in der Politik gegebene Versprechen nicht 
unerfüllt geblieben war, dafür bürgt ein Zeugniss des Neu- 
platonikers Proklos, der in seinem weitschichtigen Commentar 
zu Platon’s Politeia auf die in der Schätzung der Tragödie 
weit auseinandertretenden Ansichten des Platon und Aristoteles 
geführt, deutlich zu erkennen gibt, dass er eine von dem, was 
heute in der Politik und Poetik zu lesen ist, verschiedene Erör 
terung des Aristoteles über die Wirkung der Tragödie kannte 
und benutzte. Denn bei Proklos, der den Aristoteles ausdrücklich 
nennt, lieber an Philosophen seiner Schule als an des Meisters 
eigene Darlegung zu denken, heisst doch wohl der Zweifel 
sucht mehr als billig Raum gewähren. 
Aber wo, in welcher Schrift des Aristoteles las Proklos 
diese von Aristoteles selbst in Aussicht gestellte, uns nicht auf 
bewahrte Untersuchung? V. Rose hat das Zeugniss des Proklos 
unter die Bruchstücke der dialogischen Schrift xspi itonQiwv 
gereiht. Allein so wenig die Möglichkeit bestritten werden kann, 
dass auch diese Schrift, deren Plan aus den spärlichen Resten 
nicht mehr erkennbar ist, diese Frage berührt habe, so fehlt 
es doch an jedem positiven Moment, das der Möglichkeit zur 
Wahrscheinlichkeit verhelfen könnte; und dass vollends Ari 
stoteles selbst mit dem Citat der Politik ev tou; rapi TO'.rftv.rfe 
auf den Dialog Trepi tcoiy;twv habe verweisen wollen, ist unglaub 
haft auch für den, welchem der Dialog als ein echtes Werk 
des Aristoteles gilt. E. Heitz hingegen war der Ansicht, nicht 
eine andere Schrift des Aristoteles, sondern ein der Politik 
selbst angehöriger Abschnitt über Dichtkunst werde mit den 
Worten ev -rok Trepi TroiYj-uiaj; bezeichnet. Er betont dabei den 
Wortlaut des Cltates vüv p.sv itoiXtv o’ ev toT? Trepi tcoiyjti- 
Epo'jp.ev cacpscTepov, der nur passend erscheine bei Verwei 
sung auf eine derselben Schrift ungehörige spätere Untersuchung, 
nicht auf eine davon getrennte selbstständige Schrift, und hätte
	        
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