Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 75. Band, (Jahrgang 1873)

Die Kosmologie und Natariehre des scholastischen Mittelalters. 
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in eine concave Wolke reflectiren; dieser Reflex sei der Regen 
bogen. Aus der Kleinheit der Tropfen erkläre sich die Un 
bestimmtheit des Simnenbildes in jedem einzelnen derselben; 
in einigen wiederscheine es blau, in anderen feurig, in wieder 
anderen aus beiden Farben gemischt; die Rundung des Regen 
bogens sei aus der Gestalt der Sonne zu erklären. Albert ist 
damit einverstanden, dass der Regenbogen eine aus vielen in 
den einzelnen Tropfen gespiegelten Sonnenbildern zusammen 
geflossene Erscheinung sei. Dass aber die Iris ein in einer 
eoncaven Thauwollce erscheinendes Bild sei, hält er für irrie. 
Die Hörner der eoncaven Wolkc müssten entweder gegen die 
Sonne aufwärts, oder gegen die Erde abwärts gekehrt sein. 
Für don ersteren Fall müssten auch die Hörner der Iris der 
Sonne zugekehrt sein, wogegen der sinnliche Augenschein spricht. 
Für den letzteren Fall müsste angenommen werden, dass der 
Lichtreflex der Sonne wie durch einen Convexspiegel von 
einem humidum rorans unter der eoncaven Wolke in diese 
zurückgeworfen werde; dann müsste jedoch das zurückgeworfene 
Bild wie in einem Concavspiegol umgekehrt erscheinen, könnte 
aber überdiess uns gar nicht sichtbar werden, weil uns die 
concave Höhlung der Wolke durch das vorerwähnte humidum 
rorans verdeckt wäre. Die Alten konnten den Gedanken von 
einer Spiegelung der Sonne in einer Concavwolke nur darum 
so entschieden festhalten, weil sic mit der Optik der Krumm 
spiegel nicht vertraut waren. Albert verfolgt diesen Gegen 
stand noch weiter in seiner Polemik gegen den Stoiker Posi- 
donius, dessen Ansichten er aus Seneca kannte, und wendet 
sich dann gegen die Meinung, dass die Farben des Regen 
bogens bloss subjective Schoinbilder wären, wie z. B. die in 
der Bewegung und Drehung des Pfauenhalses wechselnde Fär 
bung desselben. 1 Die Farben entstehen durch Eintauchung 
des Lichtes in ein durchsichtiges Densum, müssen also so 
gewiss etwas Wirkliches sein, als das Licht, dessen Modifica- 
tionen im bezeichneten Medium sie sind, und das Medium 
selber etwas Wirkliches sind. Wenn die Pythagoriker das 
1 Seneca nimmt von diesem Beispiele Anlass, eines von Kaiser Nero ge 
dichteten Verses zu erwähnen, den Seneca natürlich lobt: 
Colla Cytheriacae splendent ag-itata columbae.
	        
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