Die Kosmologie und Natariehre des scholastischen Mittelalters. 359 in eine concave Wolke reflectiren; dieser Reflex sei der Regen bogen. Aus der Kleinheit der Tropfen erkläre sich die Un bestimmtheit des Simnenbildes in jedem einzelnen derselben; in einigen wiederscheine es blau, in anderen feurig, in wieder anderen aus beiden Farben gemischt; die Rundung des Regen bogens sei aus der Gestalt der Sonne zu erklären. Albert ist damit einverstanden, dass der Regenbogen eine aus vielen in den einzelnen Tropfen gespiegelten Sonnenbildern zusammen geflossene Erscheinung sei. Dass aber die Iris ein in einer eoncaven Thauwollce erscheinendes Bild sei, hält er für irrie. Die Hörner der eoncaven Wolkc müssten entweder gegen die Sonne aufwärts, oder gegen die Erde abwärts gekehrt sein. Für don ersteren Fall müssten auch die Hörner der Iris der Sonne zugekehrt sein, wogegen der sinnliche Augenschein spricht. Für den letzteren Fall müsste angenommen werden, dass der Lichtreflex der Sonne wie durch einen Convexspiegel von einem humidum rorans unter der eoncaven Wolke in diese zurückgeworfen werde; dann müsste jedoch das zurückgeworfene Bild wie in einem Concavspiegol umgekehrt erscheinen, könnte aber überdiess uns gar nicht sichtbar werden, weil uns die concave Höhlung der Wolke durch das vorerwähnte humidum rorans verdeckt wäre. Die Alten konnten den Gedanken von einer Spiegelung der Sonne in einer Concavwolke nur darum so entschieden festhalten, weil sic mit der Optik der Krumm spiegel nicht vertraut waren. Albert verfolgt diesen Gegen stand noch weiter in seiner Polemik gegen den Stoiker Posi- donius, dessen Ansichten er aus Seneca kannte, und wendet sich dann gegen die Meinung, dass die Farben des Regen bogens bloss subjective Schoinbilder wären, wie z. B. die in der Bewegung und Drehung des Pfauenhalses wechselnde Fär bung desselben. 1 Die Farben entstehen durch Eintauchung des Lichtes in ein durchsichtiges Densum, müssen also so gewiss etwas Wirkliches sein, als das Licht, dessen Modifica- tionen im bezeichneten Medium sie sind, und das Medium selber etwas Wirkliches sind. Wenn die Pythagoriker das 1 Seneca nimmt von diesem Beispiele Anlass, eines von Kaiser Nero ge dichteten Verses zu erwähnen, den Seneca natürlich lobt: Colla Cytheriacae splendent ag-itata columbae.