Die Psj'chologie des Wilhelm von Auvergne.
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Besser und treffender als von Wilhelm, wird bei Albertus
Magnus 1 die Unsterblichkeitsfrage mit der Lehre von der Gott
ebenbildlichkeit der Menschenseele in Verbindung gebracht.
Die intellective Seele, die dem von den Eltern gezeugten leben
digen Plasma des Kindesleibes eingesenkt wird — lehrt Al
bertus M. — ist unmittelbar durch Gott selber gesetzt, da sich
ihre Entstellung durch das Wirken der bei der Zeugung con-
currirenden natürlichen Kräfte durchaus nicht erklären liesse.
Da nun unmittelbar Gott selber die intellective Seele hervor
bringt, und zwar auf eine vom Wirken der physischen Kräfte
völlig verschiedene Art, so bleibt nichts übrig als anzunehmen,
dass er sie ad modum et similitudinem suam propriam hervor
bringe. Eben daraus aber, dass Gott unmittelbar selber sie
setzen muss, folgt die über den Bereich der corruptiblen Kör
per erhabene Incorruptibilität ihres Wesens; 2 darum haben —
fährt Albertus weiter fort — nach Alfarabi’s Bemerkung ein
stimmig alle Denker die Wurzel der Unsterblichkeit im in-
tellectus adeptus gesucht, sofern eben in diesem die Unab
hängigkeit des Intelloctus vom Körperlichen und Corruptiblen
quoad esse, agere et pati sich bekundet. Auf der durch Al
bertus M. geschaffenen Grundlage eines speculativen christ
lichen Peripatetismus hat Thomas Aquinas in möglichster Voll
ständigkeit die Beweise für die Seelenunsterblichkeit entwickelt; 3
Duns Scotus bestritt die zwingende Ueberzeugungskraft dieser
Argumentationen, und fand einzig in der christlichen Hoffnung
des seligen Lebens eine vollkommene Verbürgung der Gewiss
heit der Seelenunsterblichkeit. Darin ist er nun offenbar viel
zu weit gegangen, und ist namentlich dem von der peripateti
schen Einkleidung unabhängigen speculativen Gehalt der von
Thomas entwickelten Hauptgründe nicht gerecht geworden;
seine Haltung in dieser Frage stellt indess gerade nur das
jenige ins Licht, was sich uns als eigentliches Ergebniss der
von Wilhelm versuchten Beweisführung aufgewiesen hat —
dass nämlich ein unspeculativer oder antispeculativer Christianis-
1 Summ, tlieol. P. II, tract. 12, qu. 73. mbr. 2.
2 InteÜectus — sagt Albert 1. c. — est incorruptibilis secundum esse et
secundum agere et secundum pati.
3 Vgl. insbesondere des Thomas Aq. Summa contr. gent. II, c. 79.