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H a r t e 1.
(vergl. Brücke, Grundzüge der Physiologie und Systematik
der Sprachlaute, S. 30). Nun aber setzt sich der prosodische
Werth einer Silbe aus dem Vocal- und Consonantengehalt
derselben zusammen; denn jeder Consonant beansprucht zu
seiner Bildung einige Zeit und verlängert die Dauer des
Vocals, auf welchen er folgt, um eben diese Zeit. Da nun die
verschiedenen Arten der Consonanten und vor allen die Con-
sonantengruppen nicht eine gleiche Zeit, um gebildet zu werden,
erfordern, ist es von wesentlicher Bedeutung, ob auf einen
Vocal ein oder zwei Consonanten folgen und welche, und es
ist leicht denkbar, dass ein kurzer Vocal mit einem voller
articulirten Dauerlaut eine Silbendauer ergab, die über das
Normalmass der kurzen Silbe hinausging und die metrische
Verwendung als Länge unter besonderen Umständen, z. B.
wenn die Arsis nachhalf, gestattete.
Um dies glaubhaft zu finden, muss man eine Grund
ansicht, welche die Theorie der quantitirenden Metrik auf
stellt, nicht unrichtig deuten. Diese glaubt die Silbe aus dem
festen Bau des Verses loslösen und je in einem der mit ,lang'
und ,kurz' iiberschriebenen uniformen Fächer unterbringen zu
dürfen. In das eine Fach gehören die Silben mit naturkurzem
Vocal und einem oder höchstens zwei Consonanten, von denen
der zweite ein liquider ist; in das andere jene mit naturlangem
Vocal oder mit naturkurzem Vocal, auf welchen zwei in der
Regel nichtliquide Consonanten folgen, und die jj.ay.pd aukkaßv)
hat die doppelte Dauer der ßpaysta. Die Zeitverschiedenheiten
der natürlichen Silben sind hiedurch nicht erschöpft noch
fixirt, wie schon daraus hervorgeht, dass kurzer Vocal mit
gewissen Consonantengruppen bald in die eine, bald in die
andere Kategorie hinüberspielt. Die alten Rhythmiker ver-
muthlich, welche den prosodischen Lautwerth der Silben, wie
er in der Sprache zur Erscheinung kam, ohne Rücksicht auf
das rhythmische Maass ixntersuchten, hörten mit feinem Sinne,
ob auf den von Natur kurzen oder langen Vocal ein Conso
nant oder zwei oder mehrere folgten, und stuften so die Silben
nach ihrer 1-, l'/ 2 -, 2-, 2'/ 2 - und 3-zeitigen Dauer ab. ,Wer
möchte in Abrede stellen, dass sich in dieser Docti’in der
alten Rhythmiker eine liebevolle und eingehende Betrachtung
der Sprache kundgibt?' bemerkt Westphal (A. G. M. 283),