Homerische Studien.
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sehen Gedichten vorliegend zu ausgedehnter Anwendung auf
forderten? Ich glaube, darauf giebt es nur eine befriedigende
Antwort. Die Sprache war zum Theil eine andere geworden,
und was ehedem ein treues Abbild der wirklichen Aussprache
war, das stellte sich nun als etwas Fremdartiges dar, das man
ohne die Autorität vorliegender Muster zu wiederholen oder zu
erneuern sich scheute. Also was ich annehme ist eine so volle
Articulation der Liquiden X \j. v p, dass diese dem Werthe von
Consonantengruppen nahezu gleichkamen und wie diese
Position bilden konnten. Und das muss einmal allgemeine
Eigenschaft der griechischen Liquida gewesen sein, wie sich
aus anderen Erscheinungen noch zeigen wird. Sie sanken aber
von dieser Lautstufe herab, indem sie demselben Process der
Verwitterung unterlagen, der als ein allgemein gütiges Ent
wickelungsgesetz der Sprache, nach welchem die Veränderung
der Laute sich vollzieht, erkannt ist (vergl. Curtius, Gz. 2
365, Scherer, Zur Gesch. d. d. Spr., S. 86). Man wird dies
befremdlich finden, dass ein Consonant in der Aussprache
solle nahezu die Geltung zweier gehabt haben. Man wird viel
leicht in diesem ,nahezu' eine halbe Zurücknahme der gewag
ten Behauptung vermuthen. Mit Unrecht. Die Physiologie lehrt
uns, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen den Mutae
und Liquidae bestehe. Bei der Erzeugung der ersteren wird
irgendwo im Mundkanal ein Verschluss gebildet, bei dessen
Lösung die Luft mit stärkerem oder schwächerem Geräusche
hervorbricht. Der Eindruck dieser Explosion auf das Ohr ist
ein augenblicklicher, wesshalb man auch passend diese Ex
plosivlaute momentane Laute genannt hat zum Unterschied
von den Liquidae oder Dauerlauten. Bei der Erzeugung dieser
wird an bestimmten Stellen des Artieulationsgebietes eine Ver
engung gebildet, durch welche die Luft bei tönender Stimme
sich hindurchpresst und wobei durch die Reibung oder Vibra
tion des Organes die Laute sich bilden (F. <j, X, p), oder indem
der Mundkanal für die Luft versperrt ist, nimmt sie den Weg
durch die Nase und hier erzeugen sich eine Art Vocale, die
Semivocales oder Resonanten p und v. Diese Laute dauern,
man kann ein Ansetzen, Klingen und Austönen der Stimme
unterscheiden und sie haben dadurch, sowie durch die Art
ihrer Erzeugung eine gewisse Verwandtschaft mit den Vocaleu