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Müller
II. Liesse sich i noch in jenen Formen zurNoth hegreifen, in
welchen das s gleichwie in den Sanskritformen nicht vorhanden ist,
also in den Endungen -i, -it, -imiis (wie im Sanskrit in -is, -it und
in im innerhalb der Vedasprache). In -isti, -istis, -eruni erscheint
dagegen die Länge, welche doch ursprünglich vorhanden war, ganz
anomal, und kann aus einer Steigerung, welche man, da sie inner
halb eines Suffixes vorkommt (nur die arischen Sprachen, Sanskrit
und Altbaktrisch setzen in Suffixen den Längen der anderen ver
wandten Sprachen Steigerungen entgegen, z. B. -nnu — -vu), höchst
bedenklich finden muss, nicht erklärt werden.
Ich glaube also die Erklärung des lateinischen Perfectums aus
dem fünften Aorist das Sanskrit aus lautlichen und formellen Gründen
mit Recht bezweifeln zu können, umsomehr als ich eine Erklärung
Vorbringen werde, welche einerseits mit den Lautgesetzen des
Lateinischen in vollem Einklänge steht, andererseits sie sich an
Formen sowohl des Latein als auch mehrerer verwandter Sprachen
aufs Genaueste anschliesst.
Bekannt ist, dass das Latein von den beiden Wurzeln ns und
bim ein Imperfectum mittelst -aya bildet, welches, wie Schleicher in
der zweiten Aullage seines Compendiums erkannt hat, sich genau an
das litauische Perfectum anschliesst.. Die Formen von ns werden
noch selbstständig gebraucht (er dm = asuyam, ■ erds — asayas,
erat = asayat etc.) während jene von bhu (-bum — fuiim =
fovdm = bhavuyam) nur in Zusammensetzungen, wo sie das
Imperfectum bilden helfen, nachgewiesen werden können (nmabnm,
docebam, legebam, audiebumj.
Nach Schleicher's Darstellung, welcher diese Formen als Neu
bildungen einfacher Tempus-Stämme betrachtet, sollte man glauben,
dass diese Bildungen in -aya nur dem Latein und dem Litauischen
eigenthümlich sind, wo sie sich erst nach Abtrennung der betreffen
den Sprachen vom indogermanischen Stamme gebildet haben müssen.
Dies scheint jedoch nicht der Fall zu sein. Wie ich in meinem
Aufsatze: Armeniaca II. (Sitzungsberichte Bd. LXIV. 447) nachge
wiesen habe, findet sich die Bildung in -aya zur Bezeichnung von
Zeitformen der Vergangenheit nebst dem Lateinischen und Litauischen
noch im Armenischen und Altslavischen, kommt also im Ganzen vier
indogermanischen Sprachen (Armenisch, Lateinisch, Litauisch, Alt-
slavisch) oder drei Sprachzweigen (dem eränischen, italischen,