Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 66. Band, (Jahrgang 1870)

Über das lateinische Perfectum. 
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slavo-lettischen) zu. Ich schliesse daraus, dass diese Bildungen in 
-aya zu den alten gehörten, ursprünglich vielleicht allen indoger 
manischen Sprachen gemeinsamen waren und nach und nach in den 
einzelnen derselben spurlos verloren gegangen sind. 
Aut’ diesen Stamm in -aya nun geht nach meiner Überzeugung 
das lateinische Perfectum nicht nur zurück, sondern stellt eine mit 
dem slavischen Imperfectum vollkommen identische Bildung dar. 
Der einzige Unterschied, welcher zwischen diesen beiden Bildungen 
obwaltet, ist der, dass das Lateinische die einzelnen Formen stark 
llectirt (ohne den sogenannten Bindevocal gleichwie das Verbum 
substantivum «s), während das Altslavische bis auf die zweite und 
dritte Person Dual, und zweite Person Plural, welche auch stark 
llectirt werden, schwache Flexion (mittelst des sogenannten Binde- 
vocals) eintreten lässt '). 
Das Verhältnis des lateinischen Perfectum zum Imperfectum 
ist dasselbe wie jenes des altslavischen Imperfectum zum litauischen 
Perfectum. Die beiden letzteren (lateinisches Imperfectum und 
litauisches Perfectum) repräsentiren eine durch Anfügung der Per 
sonalsuffixe an den Stamm auf -aya entstandene Bildung, während 
die beiden ersteren (lateinisches Perfectum und altslavisch'es Imper 
fectum) eine Zusammensetzung von as mit dem Stamme auf -aya 
darstellen. 
Das Verhältnis der lateinischen Urform zur altlateinischen und 
classischen ist demnach folgendes: 
Lateinische Urform: Altlateinisch: classische Form: 
cep-aya-s-m cepci cepi 
vgl. petiei 
fecci 
i) -aiju wurde in -ci und dann in -i ebenso zusammengezogen, wie in oveis,ovisoder 
oves aus avayas und bei den Verben der IV. Classe, wo -i aus -aya entstanden 
ist. Oie Verba in -aya spalteten sieh iin Latein in solche auf -ao, -co, -io 
wie im Griechischen in jenen auf -äco, -io>, -oü. Das Perfectum verhält sich 
in IJetreiF seines Cliaraktervoeals zum Imperfectum wie die Verba der IV. Classe 
zu jener der I. Classe sich verhalten. Ich weiss wohl, dass diese Bildungen von 
Corssen anders erklärt werden, ich kann aber seinen Gründen nicht jene Wichtig 
keit beilegen, welche er in ihnen zu finden scheint. 
tä*
	        
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