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Müller, Die Vocalsteigerung der indogermanischen Sprachen. 
Um nun schliesslich auch auf das Litauische und Altslavische 
überzugehen, so sehen wir den Grundvocal « in dem erstereu in e') 
und «, in dem letzteren dagegen gleichwie im Griechischen und 
Latein in e, a, o gespalten. Daneben kommt noch im Altslavischen ü 
als Schwächung von « häufig vor, welches um eine Stufe tiefer liegt 
als o und mit dem Gotischen i und u zu vergleichen ist. Übrigens 
sind auch dem Litauischen i und u als Schwächungen des « geläufig. 
Als Steigerung des a treffen wir im Litauischen a und o, im 
Altslavischen dagegen o, e und «, von denen lit. « und altslav. o dem 
altindischen a, lit. o und altslav. a dem altindischen « parallel gehen. 
Altslav. e ist ebenso wie gotisches e als Nebenform von « zu betrachten. 
Als Steigerung des i gelten litauisch e, ei, ai, altslav. e, oj, aj, 
als Steigerung von u litauisch u, au (vor Vocalen bald av, bald o«), 
altslavisch « 3 ) (vor Vocalen bald ov, bald av). Davon sind nun 
litauisch und altslav. ai stärker als lit. ei, altslav. oj, gerade so wie 
unter den «-Vocalen « für stärker gilt, als litauisch e und altslav. o. 
Und ebenso ist litauisch ov stärker als av, altslav. av dagegen stärker 
als ov, gerade so wie unter den «-Vocalen litauisch o stärker als « 
und altslavisch a stärker als o sich darstellen. Litauisch ai, ov, alt 
slavisch aj, av sind daher als die stärksten Formen der Steigerung 
von i, u, keineswegs aber als zweite Steigerungen derselben zu 
betrachten. 
Nach diesen Auseinandersetzungen wird sich, wie ich hoffe, 
klar herausgestellt haben, dass die indogermanische Ursprache nur 
eine einzige Vocal Steigerung kannte, nämlich zunächst a, ai, 
au, dann später «, ai, au und dass die Annahme mancher Sprach 
forscher, die indogermanische Ursprache habe zwei Steigerungen 
besessen, ganz fälsch, weil unbegründet, ist. 
1 ) Dieses e kann auch unter gewissen Bedingungen zu e werden, wie im Altbaktri- 
schen e (?) zu e (^)* 
2 ) Der Gundvocal u lautet entweder gleich dem griechischen *J, wie ü (durch y 
wiedergegeben) oder verkürzt ü.