Die Vocalsteigerung 1 iler indogermanischen Sprachen.
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giiru-, yuvan-, muni- specifisch indische Producte aus garu (vgl.
Comparativ gnr-iyas-, Superlativ gar-istha-) yavan- (vgl. Compar.
yav-iyas-, Superlat. ynv-istha- und altbaktrisch yavan-) und mani-
(von der Wurzel man „denken“ abgeleitet). Von giri-, dessen ältere
Form gari- gelautet haben muss (vgl. altbaktr. gairi- statt gart-)
bildet man mittelst des Seeundärsuffixes -eya, welches zweite Steige
rung des Wurzelvocals fordert, die Form gdireya-, von pura-, wel
ches für pura- steht (vgl. griechisch Ttoh- von der Wurzel par-
„anftillen“ abgeleitet) bildet man die Ableitung pdmra-. Von nigd,
welches sicher statt nagä- steht (vgl. lateinisch nocti-, litauisch nakti-,
altslavisch nosti- von der Wurzel nag- abgeleitet) wird das Adjectivum
näiga- gebildet, von pürna-mdsa (welches statt parna-mdsa steht,
vgl. altbaktr. perena-, latein. pleno- und altslav. plunu) kommt
päurna-mdsa, von purn-hüta (welches statt paru-huta steht, vgl.
griech. toA-j- und altbaktr. pouru- statt paru-) kommt pauru-hüta.
Bei Wortzusammensetzungen, deren erstes Glied aus einer
Partikel besteht, hat die Sprache die Natur derselben so weit ver
gessen, dass sie dieselbe geradeso wie ein Thema, das aus einer
Verbalwurzel hervorgegangen ist, betrachtet, und dem gemäss behan
delt. Dieser Umstand lässt voraussetzen, dass die Sprache zu jener
Zeit, als sie derartige Bildungen schuf, in denen die zweite Vocal-
steigerung (Vrddlii) gefordert wird, bereits in dem Zustande der
fertig abgeschlossenen Wortbildung sich befand, dass mithin diese
Bildungen in eine relativ späte Zeit, sicher aber erst in die specifisch
indische Periode versetzt werden müssen.
Von vi-klavn, vi-guna, deren erstes Glied aus der Partikel vi-
besteht, entspringen die Formen väiklav-ya, väigun-ya, von utpatti,
upa-imud die Formen dutpatti-lca, dupaimad-a. Am auffallendsten
jedoch sind Formen wie sdubhägya von su-bhdga (welches, wie das
griechische sv = Figo zeigt, aus vasu-bhaga verkürzt ist), welche
erst in einer Zeit entstanden sein können, wo die Sprachformen einer
seits bereits abgeschlossen, andererseits auch manchen lautlichen
Zerrüttungen anheimgefallen gewesen waren.
III. Zeigt das Griechische, dessen Lautverhältnisse im Ganzen
klar und durchsichtig vorliegen, ganz deutlich, dass namentlich in
jenen Formen, welche der indogermanischen Ursprache, angeboren,
die Richtigkeit der Ansicht einer doppelten Steigerung nicht begründet
werden kann.