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Müller
Nachdem dem altindischen di, der zweiten Steigerung von i, im
Griechischen d, r,, w entsprechen müssten, diese aber als Steigerungen
von i sich nicht naclnveisen lassen, so wird von Schleicher ot als
zweite Steigerung von i gegenüber der ersten Steigerung, deren
Ausdruck ec, seltener ou lautet, angesehen. Diese Ansicht ist aber
gewiss ganz unrichtig, oi entspricht regelrecht altindischem ai (e),
der ersten Steigerung von i, wie die Formen olxo-g — altind. vega-s,
oloa = altind. vecla ganz deutlich zeigen'). Dass man aber auf den
Gedanken kam, oc als zweite Steigerung von i zu fassen, dies hat in
der Spaltung des Vocals a in e, a, o seinen Grund. Gerade so wie
innerhalb der Sphäre des «-Vocals e als Verkürzung, a als regel
rechter Vertreter und o als die stärkste Form desselben gilt, ebenso
wurden auch diese Laute innerhalb des Diphthongs in diesem Sinne
aufgefasst. Darnach ist ec die geschwächte, ca die regelrechte, wenn
auch seltener zur Anwendung kommende und ot die stärkste Form
der ersten Steigerung des d. h. des altindogermanischen ai.
Dasselbe gilt auch von der Steigerung des n. — Hier ent
sprechen derselben, d. h. dem altindogermanischen au die drei For
men so, au (ebenso selten verwendet wie ai) und ou. Darunter muss
au wie ec und £ als Schwächung, au wie ai und a als regelrechter
Vertreter und ou wie ot und o als die stärkste Form des altindo
germanischen au aufgefasst werden.
Mit diesen Erklärungen ist keineswegs geläugnet, dass ot und ou
den beiden anderen Reihen, nämlich ec, ou und ev, au gegenüber für
stärker gelten und als Verstärkungen derselben aufgefasst werden
können. Alles dieses hat eben nur so lange seine Berechtigung, als
man sicli auf dem griechischen Boden bewegt, es ist jedoch voll
kommen unrichtig, sobald man von da aus auf die Form der indo
germanischen Ursprache einen Schluss zu ziehen sich erlaubt, wie
es Schleicher in seinem Compendium gethan hat.
*) Nachdem den griechischen Vertretern des a-Lautes, nämlich c, a, o, die altbaktri-
schen Vertreter derselben e, a, o entsprechen, so müsste man, wenn man oi im
Griechischen als zweite Steigerung des i auffasst, eonsequent auch oi (j\) im
Altbaktrischen als zweite Steigerung des i ansehen. Letzteres aber hat Niemand
gethan, wahrscheinlich weil die Vrddhi ai sporadisch sich nachweisen lasst, deren
langes a nach meiner Überzeugung eine speciell auf altbaktrischem Gebiete ent~
standene Dehnung repräsentirt.