Zu Pleier’s Gurel.
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Zu Pleiers Garei.
Die Bruchstücke der Meraner Handschrift.
Herausgegeben von Dr. Ignaz V Zingerle.
Beda Weber schreibt, dass man in Tirol „ausgedehnte Samm
lungen von Minneliedern in der köstlichsten Reinschrift auf aller
feinstem Pergament in so grosser Fülle fand, dass man schon im
XV. Jahrhundert die Gerichtsverhöre damit einzubinden anfing, wie
das namentlich im Meraner Archive noch zu sehen ist.“ *) Dadurch
neugierig gemacht, durchforschte ich schon im Sommer 1831 das
Stadtarchiv von Meran, fand mich aber in meinen Hoffnungen
ganz getäuscht. Ich erfuhr dann später, dass sehr viele Acten an das
dortige Gerichtsarchiv abgeliefert worden, doch auf nähere Erkundi
gungen hin ward mir gesagt, dass auch in diesem Archive nichts zu
linden sei, denn die Acten reichten nicht weit zurück. Später berich
tete mir ein Beamter, dass es im Gerichtsgebäude noch ein altes
Archiv gebe, welches beinahe ganz unbekannt sei. Dort Hesse sich
vielleicht noch etwas finden, und dieses habe vermuthlich B. Weber
gemeint, als er die vorstehenden Zeilen schrieb. Da veröffentlichte
Alois Goldbacher 1863 einige Bruchstücke aus Garei, die er zu
Meran gefunden hatte (Pfeiffers Germania VIII, 89—97). Es war
nicht schwer, den Fundort dieser Fragmente zu vermuthen, und
als ich im letzten Februar einige Tage in Meran verweilte und
mir der Zutritt ins alte Archiv gestattet war, fand ich bald als Ein-
') Land Tirol, I, 172.