SITZUNG VOM 3. DECEMBER 1862.
Vorgelegt:
Zendstudien.
I.
Von Dr. Friedrich Müller,
Docent der allgemeinen Sprachwissenschaft an der Wiener Universität.
In den nachfolgenden Aufsätzen will ich einzelne Puncte der
altpersischen Philologie, sowohl sachlicher als grammatischer und
kritischer Natur, welche mir noch nicht gehörig festgestellt zu sein
scheinen, zu beleuchten und einer endlichen Lösung näher zu führen
versuchen. Die betreffenden Fragen abgeschlossen zu haben, darauf
machen diese Zeilen keinen Anspruch; uns muss es vor allem andern
genügen — wie nun die Sachen stehen — dass sich Mehrere mit
diesen schwierigen Studien beschäftigen und ihr Scherflein zum
Ausbaue dieser Wissenschaft beitragen, d. h. dass sie das, was sie
gefunden, Anderen mittheilen und dem Urtheile Umsichtigerer und
Gelehrterer vertrauensvoll unterbreiten.
I. Über den Namen „Zarathustra“.
Der Name des grossen Propheten der Eränier, den wir gewöhn
lich nach der uns von den Griechen überlieferten Form Zcopoäarprjf
Zoroaster nennen, lautet in der Sprache, in welcher er selbst
geredet, Zarathustra Seine wahre etymologische
Bedeutung ist nichts weniger als über allen Zweifel gestellt.
Die heutigen Anhänger des Propheten erklären den Namen
nach der im neueren Idiom sich vorfindenden Form Zarduscht oder