Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 25. Band, (Jahrgang 1857)

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F ou eher de Car eil. 
Es scheint in der That diesem Briefe nach, dass der Kaiser 
selbst alle Actenstiicke der Unterhandlung zu lesen pflegte, ohne 
selbst die Abhandlungen ex professo, sogar über die schwierigsten 
theologischen Gegenstände, auszunehmen. Auch Spinola, der sich 
so eben mit ihm darüber berathschlagt hatte, erzählt die Thatsache 
(Brief an Molanus vom 27. August 1094.): 
Es bliebe uns, um nur das Hauptsächlichste zu sagen, noch 
übrig alle diejenigen sehr umfangreichen und oft auch sehr inhalts 
vollen Urkunden, welche die dogmatische Theologie und folglich auch 
den Grund der Streitigkeit berühren, anzuführen; wenn uns aber 
auch dieses zu versuchen untersagt ist, so müssen wir doch wenigstens 
einige dieser Ur kun de n erwähnen; das sind alle diejenigen welche 
unter dem Namen Ungarica von der Vereinigung der Ungern mit 
der Kirche handeln, ein Beispiel, auf welches fortwährend von Leib- 
niz und den Protestanten sich berufen wird, und das beständig von 
Spinola und den Theologen der römischen Kirche gegen sie selbst 
gebraucht wird. 
Angesichts der sicheren Erfolge, zu welchen man durch die 
Kritik und Geschichte geführt wird, scheint es von einigem Interesse 
zu sein, den grossen Streit aufs Neue aufzunehmen, welcher so voll 
kommen zum Vortheile des Papstes und des Kaisers, die als die 
Vorsteher der religiösen und politischen Einheit Deutschlands im 
17. Jahrhunderte betrachtet werden, endigt. 
Ich gehe zum zweiten Abschnitte über, welcher hauptsächlich 
ausSchriften über die Umgestaltu ng desRechts und derJuris- 
prudenz in Deutschland besteht; diesem Gedanken aus der Jugend 
Leibnizens, den wir schon im Jahre 1671 in noch ungedruckten 
und merkwürdigen Briefen angeführt finden, die er an verschiedene 
Räthe Seiner kaiserlichen Majestät, an Ho eher (Anm. XII), Port- 
uer (XIII) und hauptsächlich an Lyncker (XIV) gerichtet hatte, 
welchen letzteren er mit diesen Worten ermunterte einen neuen 
Tribonianus anzurufen der Umgestaltung des Rechtes und der Juris 
prudenz wegen: Leibnitius Windhagium (XV) per Linkerum 
süscitare nititur, ut aüspicio Caesaris Tribohiani partes in juris- 
prudentia emendanda suscipiat, Leibnitio vicissim in aula Caesarea 
adjutore usurus: ein Gedanke den er nie aufgab, und welcher ihn 
zu einer Menge von Berichten an den Kaiser führte, unter welchen 
sich die Vorrede eines neuen Gesetzbuches für das Kaiserreich
	        
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