Über den Nutzen einer Ausgabe der vollständigen Werke von Leibniz. 135
befindet, kurz ein Gedanke welcher ihn noch in seinen letzten Jahren
beschäftigte, wie es auch die Anmerkungen zu einem Commontar von
J. Georg Kees (XVI) über die Institutionen Justinian’s (ein Werk,
welches im Jahre 1704 zu Wien erschien) und eine Antwort vom
Rechtsgelehrten Kestner (XVII) an Leibniz., datirt vom Monat
August 1708, beweisen.
Der dritte und letzte Abschnitt enthält Schriften über G e-
schichte, Politik und politische Ökonomie. Er enthält
wichtige Doeumente über Krieg und Frieden, von seinen Gedanken
über die öffentliche Sicherheit (securitas publica) 1670, bis zu
seinen politischen und ökonomischen Schriften über die letzte Zeit
1700—1716, welche wir den „W ien er Aufenthalt“ genannt haben,
Schriften, ohne welche, ich getraue mich es Zusagen, der Geschicht
schreiber und Politiker weder die Geschichte des spanischen Erb
folgekrieges und des Utrechter Friedens schreiben und verstehen
können, noch den Zustand des Staatsrechtes in Europa und der
inneren Herrschaft der österreichischen Monarchie im Anfänge des
achtzehnten Jahrhunderts gründlich zu kennen vermögen.
Eben derselbe Abschnitt enthält unter einem besonderen Titel
alle seine Schriften bezüglich der Gründung von Akademien. Sie
wissen ja, meine Herren! Leibniz war der grosse Beförderer der
Akademien in Deutschland und selbst in Russland; dies sind die
unsterblichen Töchter des grossen Philosophen.
Diese Thatsache ist auffallender Weise nur wenig bekannt, sie
ist es eigentlich erst geworden durch die von einem Ihrer Mitglieder,
Herrn Bergmann, in Ihren Sitzungsberichten (Bd. XIII, 40 bis 61)
veröffentlichten fünf Briefe von Leibniz an Heraeus und durch jenes
höchst wichtige Document über den Plan zur Errichtung einer
Gesellschaft der Wissenschaften in Österreich, das aus dem Jahre
1704 1 ) herrührt. Ja die Berliner Akademie, sie, die ihn durch einen
schmeichelhaftenErlass zu ihrem lebenslänglichen Präsidenten ernannt
hat, steht zu ihm in keiner engeren unmittelbareren Verbindung als
die Wiener Akademie , welche um mehr als ein Jahrhundert nach
jener ersten gegründet wurde, von welcher jedoch Leibniz eben-
) Leibnizens Memoriale an den Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz wegen
Errichtung einer Akademie der Wissenschaften in Wien am 2. October 1704, mit
Anmerkungen mitgetheilt von Joseph Bergmann. Sitzungsb. Bd. XVI, S. 3 ff.