Über den Nutzen einer Ausgabe der vollständigen Werke von Leibniz. 133
gross das biographische Interesse gewisser Documente ist, erlauben
uns noch überdies diese kostbaren und neuen Quellen *) die bedächtige
Politik der Päpste und Kaiser hei dieser schwierigen Vereinigungs-
Angelegenheit zu würdigen.
Man sieht, dass Clemens IX. den Frieden gewünscht hatte, ohne
je etwas Anderes, als mündliche Besprechungen von den protestan
tischen Fürsten erlangen zu können, trotz der thätigen Mitwirkung
des Kurfürsten von Mainz 3 ); ferner, dass lnnocenz XI. als er die reli
giösen Unterhandlungen am römischen Hofe von der Politik Lud
wig's XIV. und einer gallicanischen Partei, an deren Spitze sich der
Cardinal d’Estrees (Anmerkung 111) befand, durchkreuzt sah, sich
genöthigt fand, dem Bischöfe von Neustadt aufzutragen, nach eige
nem Willen zu handeln und die päpstlichen Instructionen so lange
zu verbergen, bis er diese Umtriebe vereitelt hätte; dass übrigens
mehr als zwanzig Cardinäle, Ordens-Vorsteher und Theologen, von
denen es genügen mag anzuführen: die Cardinäle Albritii, Cibo,
Spinola, Spada in Rom, die Jesuiten Balthasar Mill er, Joseph
Eder, die Dominicaner Gumand VVynans und Ambrosius Anger er
in Wien 3 ), unter seinem Papstthume in dieser schwierigen Ange
legenheit arbeiteten, damit man das Misslingen dieser Unterhand
lungen nicht diesem Papste zuschreiben könne. Der Kaiser Leopold
war auch nicht müssig in der so wichtigen Rolle die er als Vermittler
des Friedens und der religiösen Zukunft in Deutschland zu spielen
hatte, und wir könnten als Beleg dieser Aussage seine von uns in
Hannover aufgefundenen an den Prinzen von Oranien (1688) und an
den König von Polen gerichteten Briefe anführen, aber ein charakte
ristischer aus einem Briefe von Spinola entnommener Zug macht
dies überflüssig.
videtur omnia continere quae vidi apud Nos.“ Es scheint daher, dass die Schrift des
Calixtus mit Modificationen an den Wiener Hof gelangt sei.
*) Schlegel en fait mention dans son histoire de l’Eglise de Hannovre, mais il ne
parait avoir connu qu’une tres faible partie de ces pieces, et n’a publie aucune de
celles auxquelles il a fait allusion ici.
2 ) „Status negotii est hic: Licet sub Clemente IX nonnulli principes protestantes cum
Eleetore Moguntino et alii alias de Reunione cum sede Romana subinde ore tenus
locuti fuerint, nunquam tarnen visi sunt progressus sequentes: 1° ut praecipua pars se
literis apud Caesarem declararet; 2° ut p lut es principes actu regnantes cuncta funda
mentale hujus Reunionis aut principia concorditer et publice acceptarent magno desi-
derio populorum. (Ex autographis quae in regia Hannoverana bibliotheca asservantur.)
3 ) S. über diese Männer die Anmerkungen IV—XI, A und B.