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Friedrich F i r n h a b e r.
Tagen sein unblutiges Ende. Eine detaillirte Darstellung der Vor
gänge dieser Tage liegt ausser dem Bereiche dieser Zeilen, wir wol
len die Ereignisse nur so weit verfolgen, insofern sie den Baron Sas-
sinet betreffen.
Die Macht der Franzosen war durch den Besitz und die günstige
Stimmung der Nachbarstaaten schon so erstarkt, die Gegenmassregeln
gegen die Neapolitaner dadurch so erleichtert, dass die Neigung der
Bevölkerung für Österreich weder Gelegenheit, noch bei der wenigen
Aussicht auf günstigen Erfolg hinlängliche Kraft hatte, sich geltend
zu machen.
Überraschenderweise treffen wir jedoch an der Spitze des Auf
standes den Baron Sassinet persönlich. Mehrere gleichzeitige Berichte,
welche Charles Gay in seinen Negociations mittheilt, geben an, dass die
Verschwörung hauptsächlich sein Werk war, dass er die Verbindungen
im ganzen Königreiche unterhielt, ja endlich beim Ausbruche sich
selbst an die Spitze gestellt habe. Die Strassen durchreitend, hinter
sich eine grosse Menschenmenge, proclamirte er die Wahl des Erz
herzogs Karl zum Vicekönig von Neapel. Er hoffte noch Alles von der
Sympathie der Bevölkerung, und trug desshalb das Bild des Erz
herzogs im Triumphe vor sich her. Doch vergebens. Die Volksbewe
gung wurde unterdrückt, Sassinet und Sangro gefangen genommen,
und allen weiteren Bemühungen auf das Volk zu wirken dadurch die
Spitze abgebrochen, dass die Sieger keine Strenge zeigten, sondern
allgemeine Amnestie kundmachten. Schon am 23. wurde dieselbe für
die Bewohner der Stadt kundgemacht, am 25. erschien die zweite
für das ganze Königreich. Ausgenommen davon waren nur der prin
cipe di Marchia, der duca di Telese Grimaldi, duca de la Castelluccia
Spinelli, Matizia Carafifa, Tiberio Caralfa, Giuseppe Capece, und jene
welche bei dem Ausbruche in die Hände der französischen Truppen
gefallen waren. In der Reihe dieser Letzteren waren Sangro und
Sassinet. Sangro wurde am 11. October enthauptet, Sassinet an Bord
einer Galeere gebracht und nach Frankreich geführt, wo er in der
Bastille festgesetzt wurde. Von da an erlischt jede Spur über seine
spätere Lebenszeit.
Seine wahnsinnige Idee, sich seihst zum Mittelpunct eines Auf
standes zu machen, und sich bei dem Ausbruche an die Spitze zu
stellen, lässt sich, abgesehen von der ganz anders projectirten Bewe
gung die auf rechtlicher Basis beruhte, und bei der offenbaren