Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 19. Band, (Jahrgang 1856)

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Friedrich F i r n h a b e r. 
Tagen sein unblutiges Ende. Eine detaillirte Darstellung der Vor 
gänge dieser Tage liegt ausser dem Bereiche dieser Zeilen, wir wol 
len die Ereignisse nur so weit verfolgen, insofern sie den Baron Sas- 
sinet betreffen. 
Die Macht der Franzosen war durch den Besitz und die günstige 
Stimmung der Nachbarstaaten schon so erstarkt, die Gegenmassregeln 
gegen die Neapolitaner dadurch so erleichtert, dass die Neigung der 
Bevölkerung für Österreich weder Gelegenheit, noch bei der wenigen 
Aussicht auf günstigen Erfolg hinlängliche Kraft hatte, sich geltend 
zu machen. 
Überraschenderweise treffen wir jedoch an der Spitze des Auf 
standes den Baron Sassinet persönlich. Mehrere gleichzeitige Berichte, 
welche Charles Gay in seinen Negociations mittheilt, geben an, dass die 
Verschwörung hauptsächlich sein Werk war, dass er die Verbindungen 
im ganzen Königreiche unterhielt, ja endlich beim Ausbruche sich 
selbst an die Spitze gestellt habe. Die Strassen durchreitend, hinter 
sich eine grosse Menschenmenge, proclamirte er die Wahl des Erz 
herzogs Karl zum Vicekönig von Neapel. Er hoffte noch Alles von der 
Sympathie der Bevölkerung, und trug desshalb das Bild des Erz 
herzogs im Triumphe vor sich her. Doch vergebens. Die Volksbewe 
gung wurde unterdrückt, Sassinet und Sangro gefangen genommen, 
und allen weiteren Bemühungen auf das Volk zu wirken dadurch die 
Spitze abgebrochen, dass die Sieger keine Strenge zeigten, sondern 
allgemeine Amnestie kundmachten. Schon am 23. wurde dieselbe für 
die Bewohner der Stadt kundgemacht, am 25. erschien die zweite 
für das ganze Königreich. Ausgenommen davon waren nur der prin 
cipe di Marchia, der duca di Telese Grimaldi, duca de la Castelluccia 
Spinelli, Matizia Carafifa, Tiberio Caralfa, Giuseppe Capece, und jene 
welche bei dem Ausbruche in die Hände der französischen Truppen 
gefallen waren. In der Reihe dieser Letzteren waren Sangro und 
Sassinet. Sangro wurde am 11. October enthauptet, Sassinet an Bord 
einer Galeere gebracht und nach Frankreich geführt, wo er in der 
Bastille festgesetzt wurde. Von da an erlischt jede Spur über seine 
spätere Lebenszeit. 
Seine wahnsinnige Idee, sich seihst zum Mittelpunct eines Auf 
standes zu machen, und sich bei dem Ausbruche an die Spitze zu 
stellen, lässt sich, abgesehen von der ganz anders projectirten Bewe 
gung die auf rechtlicher Basis beruhte, und bei der offenbaren
	        
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