Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 19. Band, (Jahrgang 1856)

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Friedrich Firnhaber. 
Artikel IX berührt die beabsichtigte Erhebung des neapolitani 
schen Adels. Sassinet wird an D. Carlo di Sangro gewiesen, welcher 
sich in Rom seit April aufhält um die Verbindungen mit den Neapo 
litanern zu unterhalten. Mit Sangro ist D. Giuseppe Capece Bruder 
des Marchese von Soffrano, alle Drei gut gesinnte vollkommen verläss 
liche Leute. Von ihnen wird Sassinet über den gegenwärtigen Stand- 
punct des Unternehmens in Kenntniss gesetzt werden, so wie durch 
Mittheilung dessen was der Kaiser an Graf Lamberg schreiben wird. 
Er soll sich alles dies gegenwärtig halten, und allen Eifer und Auf 
merksamkeit anwenden, um die Neapolitaner einig und im Zutrauen 
auf die kaiserliche Gnade zu erhalten. 
Artikel X und XI enthalten kurze Aufträge, mit den Fürsten von 
Belvedere und dem Agenten des Erzbischofs von Neapel zu verkehren 
und auf seiner Hinreise mit dem Prinzen Eugen von Savoyen über die 
allfällig nöthigen militärischen Massregeln sich zu besprechen. 
So viel über den Inhalt dieser so wichtigen, mit dem Datum 
30. Juni 1701 versehenen Schrift. 
Da uns weitere Quellen über die wirklich erfolgten Unterhand 
lungen Sassinet’s am päpstlichen Hofe mangeln, so können wir nur aus 
den Begebenheiten Schlüsse über den Erfolg derselben ziehen. 
Unmittelbar vor oder nach dem Zusammentreffen Sassinet’s mit 
dem Prinzen Eugen erfolgte im Juli der Einmarsch der kaiserlichen 
Truppen in Ferrara, in der Absicht, wenn Sassinet beim Papste 
erfolgreich wirke, der erwarteten Erhebung in Neapel zu Hilfe 
zu eilen. Doch der päpstliche Hof erhob darüber die bittersten 
Beschwerden die sich darin concentrirten, Prinz Eugen habe zwar 
um die Erlaubniss zum Durchzuge gebeten, sei aber, ohne die Ant 
wort abzuwarten, fortmarschirt. Der Papst zeigte sich so entrüstet, 
dass er Truppen zusammenziehen liess, um die Österreicher mit 
Gewalt zurückzudrängen. Prinz Eugen wollte nicht das Äusserste 
wagen; — in Hoffnung auf die Wirksamkeit Sassinet’s zog er sich 
freiwillig zurück. 
Ende Juli treffen wir den Baron Sassinet in Rom. Graf Lamberg 
stellte ihn dem Papste als Geschäftsträger des Erzherzogs Karl vor, 
entschuldigte sich zugleich über den Einmarsch der österreichischen 
Truppen, und soll sogar, wie Buder erzählt, um Erlaubniss zur 
Beziehung der Winterquartiere im römischen Gebiete und ein Dar 
lehen von 800,000 Thaler angesucht haben, zwei höchst unwahr-
	        
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