18
Friedrich Firnhaber.
Artikel IX berührt die beabsichtigte Erhebung des neapolitani
schen Adels. Sassinet wird an D. Carlo di Sangro gewiesen, welcher
sich in Rom seit April aufhält um die Verbindungen mit den Neapo
litanern zu unterhalten. Mit Sangro ist D. Giuseppe Capece Bruder
des Marchese von Soffrano, alle Drei gut gesinnte vollkommen verläss
liche Leute. Von ihnen wird Sassinet über den gegenwärtigen Stand-
punct des Unternehmens in Kenntniss gesetzt werden, so wie durch
Mittheilung dessen was der Kaiser an Graf Lamberg schreiben wird.
Er soll sich alles dies gegenwärtig halten, und allen Eifer und Auf
merksamkeit anwenden, um die Neapolitaner einig und im Zutrauen
auf die kaiserliche Gnade zu erhalten.
Artikel X und XI enthalten kurze Aufträge, mit den Fürsten von
Belvedere und dem Agenten des Erzbischofs von Neapel zu verkehren
und auf seiner Hinreise mit dem Prinzen Eugen von Savoyen über die
allfällig nöthigen militärischen Massregeln sich zu besprechen.
So viel über den Inhalt dieser so wichtigen, mit dem Datum
30. Juni 1701 versehenen Schrift.
Da uns weitere Quellen über die wirklich erfolgten Unterhand
lungen Sassinet’s am päpstlichen Hofe mangeln, so können wir nur aus
den Begebenheiten Schlüsse über den Erfolg derselben ziehen.
Unmittelbar vor oder nach dem Zusammentreffen Sassinet’s mit
dem Prinzen Eugen erfolgte im Juli der Einmarsch der kaiserlichen
Truppen in Ferrara, in der Absicht, wenn Sassinet beim Papste
erfolgreich wirke, der erwarteten Erhebung in Neapel zu Hilfe
zu eilen. Doch der päpstliche Hof erhob darüber die bittersten
Beschwerden die sich darin concentrirten, Prinz Eugen habe zwar
um die Erlaubniss zum Durchzuge gebeten, sei aber, ohne die Ant
wort abzuwarten, fortmarschirt. Der Papst zeigte sich so entrüstet,
dass er Truppen zusammenziehen liess, um die Österreicher mit
Gewalt zurückzudrängen. Prinz Eugen wollte nicht das Äusserste
wagen; — in Hoffnung auf die Wirksamkeit Sassinet’s zog er sich
freiwillig zurück.
Ende Juli treffen wir den Baron Sassinet in Rom. Graf Lamberg
stellte ihn dem Papste als Geschäftsträger des Erzherzogs Karl vor,
entschuldigte sich zugleich über den Einmarsch der österreichischen
Truppen, und soll sogar, wie Buder erzählt, um Erlaubniss zur
Beziehung der Winterquartiere im römischen Gebiete und ein Dar
lehen von 800,000 Thaler angesucht haben, zwei höchst unwahr-