Über die handschriftlichen Werke des Padre Francisco Ximenez etc. 185
und eine genaue Kenntniss dieser Traditionen dürfte daher manchen
neuen Aufschluss gehen über die Bildungsstufe und den Charakter
dieses räthselhaften Volkes. Den dämonischen Samen des Irrglaubens,
welcher in der Brust des Indianers so unausrottbare Wurzeln geschla
gen hat, vergleicht der geistliche Autor mit den Quecken im Wein
berge. Wie der Winzer oft genug gethan zu haben glaubt, wenn er
die sichtbaren Theile dieses Unkrauts vernichtet und sich nicht weiter
um die Schösslinge kümmert, welche im Verborgenen fortwuchern,
eben so betrachten auch Viele diese indianischen Sagen blos als
bizarre, sinnlose Gebilde einer verschrobenen Phantasie und halten
es nicht der Mühe werth, tiefer einzugehen in deren heidnischen
Ursprung und die Wurzel des Irrglaubens auszurotten, welcher die
selben entsprossen. Ximenez klagt über den gänzlichen Mangel
an gedruckten Werken welche die katholische Glaubenslehre in
indianischer Sprache behandeln, und wie selbst die wenigen, von
frommen Vätern im Indianischen geschriebenen Wörterbücher und
Katechismen niemals durch den Druck veröffentlicht worden sind. Der
selbe rügt strenge die Rathschläge einflussreicher Personen, wodurch
sich die damalige spanischeRegierung bestimmen liess, den Religions
unterricht der Indianer in der spanischen Sprache zu verordnen, welche
diese nur wenig verstanden, nocb, hei ihrer gründlichen Abneigung
gegen Alles was spanisch ist, sich Mühe gaben sie zu verstehen und
daher die ihnen beigebrachten Glaubenssätze trotz der gewaltigsten
Bemühungen von Seite der Missionäre nur wie „Papageien“ ohne
alles Verständniss wiederholten.
Die Aufgabe des Ximenez’schen Werkes bestand hauptsächlich
darin, die ältere Geschichte der Indianer von Guatemala nach münd
lichen Überlieferungen und bildlichen Darstellungen in der Quiche-
Sprache niederzuschreiben, dieselbe in die castilianische zu über
setzen und dabei die verschiedenen Irrthümer aufzudecken, von
welchen dieses Volk in seinem heidnischen Zustande befangen war
und an denen es noch bis zur Stunde festhält. Indem der ehrwürdige
Autor sich bemühte, die spanischen Mönche und Missionäre mit den
Traditionen und Sagen der ersten Bewohner Central-Amerika’s
gründlicher wie bisher bekannt zu machen, hoffte derselbe, dass
eine genauere Kenntniss des Irrglaubens, der Vorurtheile, der
Gebräuche und Institutionen dieses seltsamen Volkes ihre frommen
Bestrebungen wesentlich fördern und dazu beitragen würde, dass