Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 19. Band, (Jahrgang 1856)

Über die handschriftlichen Werke des Padre Francisco Ximenez etc. 183 
Institutionen treten ins Leben, und die erst noch zerfahrenen, wohn 
sitzlosen Völkerschaftengewähren bald den erfreulichen Anblick eines 
sich bildenden Staatsorganismus. Auf dem Berge Xlbalax-xecamac 
halten jetzt die Fürsten und Grossen ihre Beratliungen, und wählen 
Versammlungen (juntas) die über das Wohl des Reiches zu wachen 
haben; zugleich werden Hauptleute und Anführer ernannt, Festungen 
zum Schutze gegen auswärtige Feinde errichtet, Krieger in die 
bedrohtesten Puncte vertheilt, Spione und Wachen ausgeschickt, und 
die Gottheiten durch Erbauung von eigenen Gebäuden (edificiosj zu 
ehren gesucht 1 ). 
Auch erscheinen jetzt mehrere Fürsten (Qucumatz, Cotuha, 
Quicab, Cavizimah) zum ersten Male als Wahrsager (adi- 
vinos y naguales), denen Vergangenes und Zukünftiges gegenwärtig 
ist, und die Krieg und Noth, Seuche und Hunger vorherzusagen 
vermögen. Die Chronik erzählt uns, dass sie ihre Weisheit aus einem 
Buche schöpften, das sie „libro de todo,“ oder auch „libro del 
comun“ nannten, von dem jedoch nicht weiter mehr die Rede 
ist, und das, wenn es überhaupt jemals existirthat, jedenfalls ver 
loren gegangen ist. Auch der heidnische Cultus nimmt nun mit der 
politischen Gestaltung und Entwickelung des Reiches einen mehr posi 
tiven Charakter an. Die Gottheiten und ihre Priester scheinen sich 
nicht länger mehr blos mit Geschenken von Blumen und Früchten 
und dem zeitweiligen födten von Kriegsgefangenen begnügen zu 
wollen. Sie verlangen einen mehr thätigen Antheil jedes Einzelnen, 
eine Art persönlichen Opferns durch alle Arten von Entsagungen 
und Entbehrungen. Lange andauernde Fasten (ayunos) wurden ein 
geführt, während welcher Kleine und Grosse (chicos y grandes) 
voll Zerknirschung vor dem Idol niederstürzten (se quebrantaban 
delante de el idolo) und ihr Herzensanliegen ausschütteten. Es waren 
stets entweder Ne u n, Dreizehn oder Siebzehn, welche fasteten, 
Weihrauch verbrannten, oder sich demüthig vor dem Idole auf die 
Erde warfen. Ihre Bitten betrafen hauptsächlich eine zahlreiche 
Nachkommenschaft, reichliche Nahrung, Gesundheit und Beschiitzung 
vor körperlichen Unfällen. Während dieser Bussfeste die zu gewissen 
A ) Wir hören bei dieser Gelegenheit auch von einer neuen Gottheit : Tzutuha , die 
sich in Catubaha befand, und aus einem gewöhnlichen Stein bestand, dem Fürsten 
und Vasallen vor allen anderen Gottheiten zuerst ihre Opfer darbrachten.
	        
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