Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 174. Band, (Jahrgang 1913-1914)

Perlit, Holda und verwandte Gestalten. 
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folgenden Sonntagen, heute in unregelmäßigen Jahres- 
abständen, ursprünglich wohl jährlich. Sie unterscheiden 
sich im Pongau und Pinzgau nur durch Kleidung und 
Tanz. 
Die Pongauer Perhten sind Burschen in Landes 
tracht mit einen eigenartigen Kopfschmuck, den Frau Andree- 
Eysn eingehend beschreibt. Zur Seite haben sie je eine G’sel- 
lin, Burschen in Weiberkleidern; in der Hand meist einen 
Degen (St. Johann). Ihnen folgen einige Burschen in Teufels 
und Tiermasken (Hirsch, Bär mit Treiber), während die 
eigentlichen schönen Perhten unmaskiert sind. Dann kommt 
die Schnabelperht mit einer Maske, deren lange Kiefer sich 
auf- und zuklappen lassen, endlich alle ländlichen Hand 
werker (Rauchfangkehrer, Müller, Schmiede etc.), Quack 
salber, Kastelbinder, Zigeuner, Türken, in Bartflechten Ver 
mummte (Vegdäm.), der Schneider mit der Scher’ (Streck 
schere, vgl. Dr. W. Hein Mitt. d. Anth. Ges. Wien XXX 1900, 
S. 71 f.). Wichtig sind die drei Lustigmacher: zwei mit Lein- 
wandhülsen, die sie zum Schlagen der Frauen und Mädchen 
benützen (Schlag mit der Lehensrute) und einer mit 
einem Wickelkind aus Fetzen mit einer langen Schnur, um 
es den Frauen zuzuwerfen (Fruchtbarkeitszauber). 
Diese Masken ziehen am Nachmittag unter Musik von 
Haus zu Haus, wo ein langsamer Tanz der Perhten statt 
findet. Dafür erhalten sie eine Belohnung. Während des Um 
zuges verhalten sich die Perhten ganz still, während die 
Begleiter mit Schellen, Peitschen und Hörnern lärmen. 
Die Zahl der Teilnehmer betrug früher 100—300 (1796). 
1902 zählte Frau Andree-Eysn in Gastein 88, darunter 16 
Paare Ivappenperhten. 
Stattgehabt hat der Brauch in der letzten Zeit in: 
Gasteiner Tal, St. Johann (1869, 1902), Radstadt, Altenn^irkt, 
Schladming (Steierm.), Flachau (1850). 
Die Pinzgauer Perhten. Der Umzug und die Be 
gleitung ist ganz gleich. Verschieden ist nur die Tracht der 
eigentlichen Perhten und ihr Tanz. 
Die Tracht besteht aus einem Kleid, geschnitten nach 
der üblichen Landestracht, aber in geblümtem roten Kattun.
	        
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