Perlit, Holda und verwandte Gestalten.
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folgenden Sonntagen, heute in unregelmäßigen Jahres-
abständen, ursprünglich wohl jährlich. Sie unterscheiden
sich im Pongau und Pinzgau nur durch Kleidung und
Tanz.
Die Pongauer Perhten sind Burschen in Landes
tracht mit einen eigenartigen Kopfschmuck, den Frau Andree-
Eysn eingehend beschreibt. Zur Seite haben sie je eine G’sel-
lin, Burschen in Weiberkleidern; in der Hand meist einen
Degen (St. Johann). Ihnen folgen einige Burschen in Teufels
und Tiermasken (Hirsch, Bär mit Treiber), während die
eigentlichen schönen Perhten unmaskiert sind. Dann kommt
die Schnabelperht mit einer Maske, deren lange Kiefer sich
auf- und zuklappen lassen, endlich alle ländlichen Hand
werker (Rauchfangkehrer, Müller, Schmiede etc.), Quack
salber, Kastelbinder, Zigeuner, Türken, in Bartflechten Ver
mummte (Vegdäm.), der Schneider mit der Scher’ (Streck
schere, vgl. Dr. W. Hein Mitt. d. Anth. Ges. Wien XXX 1900,
S. 71 f.). Wichtig sind die drei Lustigmacher: zwei mit Lein-
wandhülsen, die sie zum Schlagen der Frauen und Mädchen
benützen (Schlag mit der Lehensrute) und einer mit
einem Wickelkind aus Fetzen mit einer langen Schnur, um
es den Frauen zuzuwerfen (Fruchtbarkeitszauber).
Diese Masken ziehen am Nachmittag unter Musik von
Haus zu Haus, wo ein langsamer Tanz der Perhten statt
findet. Dafür erhalten sie eine Belohnung. Während des Um
zuges verhalten sich die Perhten ganz still, während die
Begleiter mit Schellen, Peitschen und Hörnern lärmen.
Die Zahl der Teilnehmer betrug früher 100—300 (1796).
1902 zählte Frau Andree-Eysn in Gastein 88, darunter 16
Paare Ivappenperhten.
Stattgehabt hat der Brauch in der letzten Zeit in:
Gasteiner Tal, St. Johann (1869, 1902), Radstadt, Altenn^irkt,
Schladming (Steierm.), Flachau (1850).
Die Pinzgauer Perhten. Der Umzug und die Be
gleitung ist ganz gleich. Verschieden ist nur die Tracht der
eigentlichen Perhten und ihr Tanz.
Die Tracht besteht aus einem Kleid, geschnitten nach
der üblichen Landestracht, aber in geblümtem roten Kattun.