Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 174. Band, (Jahrgang 1913-1914)

Perht, ITolda und verwandte Gestalten. 
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Das Speiseopfer ist in zweifacher Form für Salzburg 
bezeugt. So ist es im Pinzgau heute noch Sitte, daß am 
Bachiahend (Christabend) jeder Bauer mit seiner Familie 
und dem Gesinde das Bach]koch (Mehlkoch mit einer Honig 
schichte) verzehrt, wobei jeder Hausgenosse eifrig Sorge 
trägt, nicht zu fehlen, da es die Perht sonst übelnehmen 
würde (Eysen, S. 6). (Baclil— hat, auch in Bachlboschen, 
mit Perhtel nichts zu tun [Schm. BW. I 271], sondern gehört 
zu hachen obd. für backen.) Ähnliches berichtet Muchar aus 
Gastein (S. 145); dort wird am Vorabend des Drkgtages 
reichlich gegessen, damit, wie die Knechte sagen, der Perht 
das Messer abgleite, wenn sie den ihr Zuwiderhandelnden 
den Bauch aufschneiden will. (Gebotene Festmahlzeit, 
Gastrotomie.) 
Aber auch das sonst bekannte Hinstellen von Speisen 
ist in Salzburg üblich. Die Bäuerin stellt am Perhtenahend 
einen Teller voll Krapfen auf den Tisch oder vor das Fenster 
,für die Frau Perht' und es gilt als gutes Zeichen, wenn er 
am Morgen geleert ist (Eysen, S. 6). 
Heben Tirol hat sich der Brauch des Perhtenlaufes 
am besten in Salzburg erhalten. Außer den Berichten in Be 
schreibungen des Landes und in Sagensammlungen liegt auch 
eine Monographie von Frau Marie Andree-Eysn vor. 
Hoch 1796 war der Perhtenlauf in allen Orten des Pon- 
gaus und Pinzgaus verbreitet (s. Hübner, Beschr. v. Slzb.), 
heute ist er aber nur mehr auf St. Johann und Gastein, 
Krimml und Zell a. See beschränkt, und zwar nur in der 
Form der schönen Perhten; die schiechen Perhten wurden 
1848 vom Pflegegericht Zell a. S. und Mittersill verboten. 
Frau Andree-Eysn schildert nach der Erzählung eines alten 
Rauriser Knappen die 
schiechen Perhten. Es handelt sich um nächtliche 
Umzüge an drei Donnerstagen des Advents. Zwölf Bur 
schen waren die eigentlichen Perhten, eingehüllt in schwarze 
Schaffelle, Perhtenhauben aus Dachsfellen auf dem Kopf, 
vor dem Gesicht scheußliche Masken, um den Leib einen 
Gürtel mit Schellen. Sie waren von einem Haufen Burschen 
begleitet, die über ihren Kleidern leinene Hemden trugen, 
und einigen besonderen Masken: dem Trommler, dem Harr
	        
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