Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 170. Band, (Jahrgang 1913)

Andreas Fricius Modrevius. 
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Standpunktes des Modrevius. Die sämtlichen Delegate waren, 
wie der Geistliche Warmiiiski nicht unrichtig bemerkt, bei 
weitem nicht orthodox. Diese Ernennung ermunterte Modrevius 
etwas, indem dadurch seinen religiösen Anschauungen seitens 
des Königs eine Gutheißung erteilt zu sein schien. Das hat 
ihn auch veranlaßt, in die zweite Auflage der Emandanda das 
Buch über die Kirche, über die Aufgaben und Einrichtungen 
des Konzils mit einzuschließen. Es versteht sich von selbst, 
daß heftige Angriffe darauf nicht ausgehlieben sind. Vor allem 
hat sich die Geistlichkeit verletzt gefühlt. Sie empörte sich 
ebenso Uber die leitenden Gedanken wie auch über die Einzel 
heiten; über die Behauptungen von Modrevius, daß das Konzil, 
um tatsächlich als ökumenisches gelten zu können, auch von 
den Bekennern der griechischen Observanz beschickt werden 
solle und müsse, wie auch über das Verlangen, daß der Papst 
dem derart konstituierten Konzil unbedingt untergeordnet wer 
den müsse; endlich auch darüber, daß Modrevius Kalvin einen 
virsummus und singularisnennt. PaulIV. verdammteModrevius 
und sein Werk fand seine Stelle in dem index librorum prohibi- 
torum. Diese Maßnahmen veranlaßten Modrevius, sich der Beschäf 
tigung theologischer Fragen zu widmen. Aus dieser Gedanken 
arbeit resultieren: De sacrificiis, purgatorio et indulgentiis. 1554 (io) 
(Tractatus IX in libro II de Ecclesia, oben S. 57 [13]). Die Schrift 
ist gegen die Sündenvergebung gerichtet. Da Christus mit 
seinem Blute die Sünden der Menschheit gesühnt hat, sei alles, 
was man in den Kirchen zwecks des Sündenerlasses unter 
nimmt, überflüssig. Nicht auf sacrificia, sondern auf vita et 
actiones werden wir uns vor Gott zu unseren Gunsten berufen 
können. Der Bruch mit dem orthodoxen Katholizismus schreitet 
somit immer fort. Verwandte Ideen werden auch in der fol 
genden Schrift formuliert: De modo essendi et maducandi Cor- (17) 
poris Christi. 1556. Sie zerfällt in zwei Traktate: De modo 
essendi Corporis Christi in sacramento Coenae Domini (Trac 
tatus V 1 in libro II de Ecclesia, p. 444—476) und De modo 
maducandi Corporis Christi in Eucharistia (Tractatus VI, 1. c. 
p. 477—481). Der erste Traktat ist dem Uchanski gewidmet. 
Diese wie auch die früheren theologischen und kirchenpoliti- 
1 Im Text der 3. Auflage fälschlich als Tractatus III bezeichnet.
	        
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