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IX. Abhandlung: Raderinacher.
Kaibels Ergänzung richtig ist) mehr gedichtet; freilich besitzt
er zeitgenössische Kollegen, die sich ihres Umgangs mit den
Musen rühmen und dennoch schlechte Dichter waren (Kaibel
013). Auch die umfangreiche Grabschrift auf Regilla lehrt,
daß im 2. Jahrh. n. Chr. die poetische Kunst nicht auf hoher
Stufe stand. Im allgemeinen sahen wir, daß die Verfasser von
Grabepigrammen in der Zeit der Koine keine großen Bedenken
tragen, Namen, wie der des Taxiarches einer ist, mit Synizese
von i in den Hexameter einzufügen. Erinnert man sich nun
der von uns gleich zu Anfang hervorgehobenen Tatsache, daß
das Epigramm des Didius mit dem des Kritias unter einer
großen Menge von verwandten Erzeugnissen durch eine besondere
Übereinstimmung aufs engste verbunden ist, so wird man wohl
einräumen, daß die Wahrscheinlichkeit einer unmittelbaren
Nachahmung groß ist, rvenn es nur eine Möglichkeit gibt zu
zeigen, wie Didius zur Kenntnis des Kritiasepigramms gelangen
konnte. Nun ist uns dieses Epigramm durch das metrische
Handbuch des Hephästion überliefert, das in der 2. Hälfte des
2. Jahrhunderts n. Chr. entstanden ist und aus einer Kompila
tion älterer Lehrbücher floß; Didius aber war nach eigener
Aussage Lehrer und Dichter und die Metrik in jener Epoche
ein Zweig der Grammatik. Daß Didius metrische Handbücher
gekannt hat, ist anzunehmen, und daß er den Kritiasvers darin
fand, hat zu glauben kein Bedenken. Es tritt aber eine
Tatsache hinzu, die in den Zusammenhang paßt. Didius hat
in Rom als Erzieher vornehmer Jugend gewirkt; dort fand sich
sein Grabstein; wenn die Zeit des Steins von den Kennern
richtig bestimmt worden ist, lebte er im 2. Jahrhundert n. Chr.
Unter den literarischen Persönlichkeiten dieses Jahrhunderts hat
Herodes Atticus die denkbar größte Rolle gespielt, zu der er
mehr vielleicht durch vornehme Geburt und die Freigebigkeit,
die ihm sein großer Reichtum erlaubte, als durch persönliche
Begabung berufen worden ist. Zahlreiche Beziehungen haben
diesen Mann mit Rom verbunden, wo ihm Favorinus ein Haus
hinterlassen hatte, wo er das Konsulat bekleidete, und wo seine
Gattin Regilla begraben wurde. Mit dem Kaiser Hadrian wie
mit Marcus Antoninus hat ihn persönliche Freundschaft ver
bunden. Nun erfahren wir von seinem Biographen Philostratus
(v. soph. 72, 7 K), daß er es gewesen ist, der den verschollenen