Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 164. Band, (Jahrgang 1909)

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IV. Abhandlung: y. Arnim. 
Der Vater kehrt, nachdem er den Spruch des Gottes emp 
fangen hat, in seine Heimat Naxos zurück und befragt das 
Mädchen selbst. Was er sie fragt, hat der Dichter auszusprechen 
für unnötig gehalten. Der Vater hat von Apollon erfahren, 
daß seine Tochter sich in Delos durch einen bei Artemis ge 
leisteten Schwur verpflichtet hat, den Akontios und keinen 
andern zu heiraten. Diese Tatsache ist für ihn nicht mehr 
fraglich. Wohl aber hat er als Vater das Recht, sie zu fragen, 
wie sie dazu gekommen ist, ohne seine Zustimmung diesen Eid 
zu leisten. Hur dies kann der Gegenstand der Frage sein, 
gewiß nicht, ob sie gewillt ist, den Akontios zu heiraten. Denn 
das hat für den Vater, nachdem er den strikten Befehl Apollons 
erhalten hat, keine Bedeutung mehr. Wie verhält sich das 
Mädchen gegenüber der väterlichen Frage? Nach der in der 
englischen Ausgabe aufgenommenen Konjektur (ävsw; statt 
des überlieferten avsTtoc) gibt sie überhaupt keine Antwort, 
sondern hüllt sich in Schweigen. Das ist ganz unglaublich. 
Kydippe konnte, solange der Vater nichts von dem Eide 
wußte, aus mädchenhafter Schamhaftigkeit ihm den Vorfall 
verschweigen, um nicht den Verdacht zu erwecken, als ob 
sie auf Grund persönlicher Gefühle sich der Vermählung mit 
Lygdamis widersetzte. Nachdem ihm durch den Spruch des 
Gottes die Tatsache des Eides bekannt geworden ist, würde 
es ihrem Interesse und ihrer Kindespflicht zuwiderlaufen, sich 
in Schweigen zu hüllen, statt ihm die ihre Unschuld ent 
hüllende Auskunft zu geben. Es scheint mir daher klar, daß 
der Vers so zu schreiben ist: 
'q o’ av e'0’ ~av IzaAutiev exoq. 
,Sie würde auch so (== auch jetzt) noch (wenn er sie nicht 
befragt hätte) die ganze Geschichte verschwiegen haben/ Daß 
sie auf die Frage des Vaters mit der Wahrheit herausrückte, 
ist mit Recht als selbstverständlich angenommen und deshalb 
nicht ausdrücklich gesagt. Die von mir empfohlene Lesung 
des Verses enthält keine wirkliche Änderung der Überlieferung. 
Denn wie vor evey.a in y.ap"’ v. 6, so konnte der Schreiber auch 
in sV vor die Aspiration unbeachtet lassen. Am Anfang des 
folgenden Verses (40), wo wir die rätselhafte Buchstabenfolge 
y.Yjvauorwpre'u. Xockov lesen, muß jedenfalls irgendwie ausgedrückt
	        
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