Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 121. Band, (Jahrgang 1890)

Columbus 1 Fahrt nach Tunis. 
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Im Folgenden mögen nun mehrere Fälle angeführt wer 
den, wie Columbus unter gewissen Voraussetzungen seine Mann 
schaft über die Richtung der Fahrt wohl täuschen konnte. 
Zunächst muss angenommen werden, was ja auch Direetor 
Dr. Breusing als nothwendig voraussetzt, dass die Nacht ganz 
dunkel war. Nimmt man nun weiter an, dass Columbus wegen 
eintretender Windstille sich im Südwesten San Pietro’s auf etwa 
eine oder anderthalb Seemeilen Entfernung vor Anker gelegt 
habe, um hier die Windstille abzuwarten — wie dies in der 
Nähe der Küste von Segelfahrzeugen häufig gethan wird, da 
mit bei frisch einsetzender Brise die Fahrt fortgesetzt werde 
— nimmt man dann an, dass kurz nach Eintritt der Dunkel 
heit wirklich günstige Brise aufgesprungen sei, dass Columbus 
dies bemerkt und den Compass entsprechend verstellt habe, 
so muss es ihm ein Leichtes gewesen sein, die Mannschaft 
Uber die Richtung der Fahrt zu täuschen. 
Eine zweite Annahme ist: Columbus befand sich in See 
unter Segel; das Schiff hatte hei Windstille die Steuerfähigkeit 
verloren und lag in einem beliebigen Curse. Columbus be 
merkte an vereinzelten leichten Windstössen, dass günstige Brise 
einsetzen werde, und änderte nun die Einstellung der Rose 
über der Nadel. 
Noch eine dritte Annahme wäre möglich, nämlich die, 
dass Columbus sich auf einer Galeazze befand; fuhr er doch 
aus, um eine solche zu nehmen. Solche Fahrzeuge bedienten sich 
ausser der Segel auch noch der Riemen (Ruder) zur Vorwärts 
bewegung. 1 Wenn nun Columbus — auch diesmal Windstille 
vorausgesetzt — die Verstellung der Compassrose vornahm, 
während das Schiff unter Riemen fuhr, so konnte er einen 
Curswecksel um 180° durch einen leichten Druck auf das 
Steuerruder bewerkstelligen, ohne dass es die rojende (rudernde) 
Mannschaft merkte. Als dann später günstiger Wind einsetzte, 
benützte er diesen zur raschen Fahrt nach dem Cap Cartbago. 
Von diesen drei Annahmen scheint aus folgenden Grün 
den die erste die grösste, die zweite die geringste Wahrschein 
lichkeit zu besitzen. Zunächst sagt Columbus ausdrücklich: ,ich 
setzte Segel, als es Nacht wurde-; es waren also vorher keine 
1 S. John Cliarnock, History of Marine Architecture, vol. II, p. 22.
	        
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