Full text: Sitzungsberichte / Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien, 121. Band, (Jahrgang 1890)

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IV. Abhandlung: Schmidt. 
Segel beigesetzt. Dann liess sich im Hafen bei der in diesem 
Falle herrschenden geringeren Aufmerksamkeit der Mannschaft 
die Verstellung der Compassrose bequem und unbemerkt durch 
führen. Eine weitere Erwägung spricht für die erste und 
gegen die dritte Annahme: Columbus musste, als er den Plan 
der Täuschung fasste, bereits einige Aussicht haben, im Dunkel 
der Nacht die Reise bis in die Nähe der tunesischen Küste 
zu vollenden. Diese Aussicht erlangte Columbus erst, sobald 
der aufspringende Wind sich als genügend stark und stetig 
gezeigt hatte. Es ist daher unwahrscheinlich, dass Columbus 
unter Riemen gegen Marseille fahrend, den Curswechsel vor 
genommen und es bleibt als das Wahrscheinlichste übrig, dass 
er vor Anker sein Manöver mit der Compassnadel ausführte. 
Man kann sich den Vorgang etwa folgendermassen vor 
stellen: Columbus erhielt spät am Nachmittage die Nachricht, 
dass die Galeazze ,Fernandina‘ nicht allein segle. Als er seine 
Genossen zur Weiterfahrt nicht überreden konnte, legte er 
sich bei eintretender Windstille um Sonnenuntergang, etwa 
im Südwesten San Pietro’s vor Anker. Bis zum Eintritt voll 
ständiger Dunkelheit mag nun immerhin eine volle Stunde ver 
flossen sein. Inzwischen sprang Brise auf, die im Verlaufe der 
nächsten Stunde so auffrischte, dass das Gelingen von Co 
lumbus’ Plan gesichert schien. Jetzt verstellte er die Rose 
über der Nadel und liess von der getäuschten Mannschaft 
Segel setzen. Befand sich Columbus wirklich im Südwesten 
von San Pietro, so hatte er nach dem Verlassen des Anker 
platzes sowohl zur Fahrt nach Marseille als zu der an die 
tunesische Küste freies Fahrwasser, und es war kein weiterer 
Curswechsel zur Umsteuerung von Schiffahrtshindernissen 
nothwendig, der bei vollständiger Dunkelheit gefahrvoll gewesen 
wäre und vielleicht auch der Mannschaft die eben vollzogene 
Täuschung geoffenbart hätte. 
Damit aber die rasche Fahrt an die Küste von Tunis 
wahrscheinlich werde, ist es nothwendig, dieselbe in eine De- 
cember- oder Jännernacht zu verlegen. In 38° Breite dauert 
die Winternacht höchstens 14 11 38 m ; für die Dauer der Fahrt 
müssen wir aber, wie sich gleich zeigen wird, wenigstens zwölf 
Stunden rechnen. Wenn sich Columbus aus den früher an 
geführten Gründen erst etwa zwei Stunden nach Sonnenunter-
	        
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